DANACH

Marti schnitt sich die Knie und die Unterarme an den scharfkantigen Glasrändern der Balkontür. Doch das spürte er kaum. Er merkte nur noch, wie er draußen gegen die Brüstung stürzte und das morsche Holz des Geländers sanft nachgab. Dann fiel er nach unten.

Als er wieder zu sich kam, sah er, von der Sonne geblendet Heiners Kopf, der sich wie ein verschwommener Schatten über ihn beugte. Er verstand nicht, wie der Kerl so schnell in den Garten gelangt sein konnte. Aber er hatte noch genug Kraft, um ihm mit dem Schuh fest in den Unterleib zu treten. Heiner taumelte zurück und Marti kroch auf dem Bauch schnell über das Gras. Überall hinterließ er in der Sonne glitzernde Blutspuren. Heiner kam ihm nach, taumelnd, Schritt für Schritt. Das konnte Marti hören. Heiner schrie jetzt nicht mehr, sondern schmatzte und gurgelte zufrieden, wie Hänschen, wenn seine Schnauze tief in dem mit Futter gefüllten Trog steckte.

Marti erreichte den Häcksler und schaltete ihn ein. Er zog sich an dem Gerät hoch und wartete auf den nächsten Angriff.

Heiner fletschte die Zähne wie ein Hund. Mit einem einzigen Satz sprang er auf Marti zu. Der wich aus, packte Heiners unversehrten Arm am Ellenbogen und steckte ihn in das rotierende Mahlwerk des Häckslers. Sofort verfing sich der Hemdsärmel, Heiners Hand und der Arm wurden mit einem kreischenden Geräusch eingezogen.

Fein zerhacktes Fleisch, vermischt mit Knochensplittern und Blutmasse wurde wie roter Schnee in einem hohen Bogen aus dem Häcksler geworfen. Die feuchte Masse sprühte über Marti und Heiner als ständen sie unter einer Campingdusche. Das Mahlwerk drehte sich immer langsamer, das Surren der ineinandergreifenden Stahlkanten klang tief und satt. Heiner steckte bis zur Schulter im Trichter fest. Da schaltete sich das Gerät wegen Überlastung aus.

Marti taumelte voller Entsetzen ein paar Schritte zurück. Er hatte einen Blutfilm vor Augen, doch eines sah er klar und deutlich: Heiner ließ sich durch seine missliche Lage nicht stoppen. In seiner Rage schien er weder Schmerz noch Furcht zu spüren und war drauf und dran, sich selbst den Arm abzureißen. Er schrie und rüttelte wie ein Verrückter mit seiner Schulter im Häcksler und blickte dabei unverwandt, zähnefletschend und sabbernd zu Marti, als gäbe es nichts anderes für ihn auf dieser Welt.

Im Rückwärtsgehen stolperte Marti über die elektrische Gartenschere. Er zauderte einen Augenblick, schaute erst auf Heiner, dann auf das Gartengerät. Dann traf er eine Entscheidung. Er packte die Schere wie eine Motorsäge und ließ die kleinen scharfen Messerchen mit Vollgas laufen. Dann ging er langsam und kalt entschlossen auf Heiner zu.

»Stirb endlich!«, brüllte er. »Stirb!«

Er drückte die Klingen fest und minutenlang in Heiners Nacken, solange, bis sich die Messer festfraßen und den Schädel mühsam vom Rumpf lösten. Sanft, wie ein schwerer Medizinball, kullerte er über den grünroten Rasen.

Die Gartenschere glitt aus seiner Hand, er schwankte, verlor den Boden unter den Füßen. Marti wurde ohnmächtig.

So geht die Geschichte weiter!