Neuntes Kapitel

Als die Sonne schon tief im Westen stand und die Bäume lange Schatten über die Landstraße warfen, wurde es Zeit für Patrick, sich einen geschützten Platz für die Nacht zu suchen. Von der Küste her waren bedrohlich dunkle Wolken heraufgezogen; er musste mit Regen, vielleicht sogar mit einem heftigen Gewitter rechnen. Deshalb war es ratsam, sich schon bei Tageslicht nach einem einigermaßen regensicheren Unterschlupf umzusehen.

Was hätte Patrick darum gegeben, in der Nähe einer Siedlung oder wenigstens einer Farm zu sein! Dort hätte er sicherlich gute Chancen gehabt, sich in einen abseits gelegenen Feldschuppen oder einen Viehunterstand zu schleichen.

Er überlegte kurz, ob er zu jener Wegbiegung zurückgehen sollte, an der er ein Schild mit dem Namen irgendeines Gehöftes gelesen hatte. In dessen Umgebung würde er wohl einen Schuppen finden. Aber er bezweifelte, dass er es vor Einbruch der Dunkelheit dorthin schaffen würde, denn die Abzweigung lag nun schon gute zwei Meilen hinter ihm. Und wer wusste, wie weit er ihr dann noch folgen musste, um in die Nähe des Anwesens zu kommen. Dann würde er in pechschwarzer Nacht und womöglich in strömendem Regen durch den Wald irren. Nein, die Gelegenheit war vertan und er konnte nur noch hoffen, dass er bald etwas fand, was ihm für die Nacht Schutz vor Wind und Wetter bot.

Patrick verließ die Straße und schlug sich links in den Wald. Bald stieg das Gelände steil an und war stellenweise von Felsgestein durchzogen. Während er sich einen Weg durch das Unterholz bahnte, hielt er Ausschau nach einem geeigneten Schlafplatz. Aber wohin er auch blickte, er sah nur Buschwerk und vereinzelte Gesteinsbrocken, die aus dem Erdreich aufragten.

Erstes Gewittergrollen war bereits zu hören, als er einen flachen Hügel überquerte und eine kleine Lichtung entdeckte. Zu einer Seite hin ging sie in einen steilen Hang über, der zu einer niedrigen Bergkette führte. Ein schwerer Sturm hatte hier eine ganze Reihe Bäume entwurzelt und eine Schneise in den Wald geschlagen, in der die Stämme kreuz und quer übereinanderlagen. Einige von ihnen ruhten noch mit ihrem Wurzelgeflecht gen Himmel an der Hangkante, während sich das Geäst ihrer Kronen unten im Muldenboden ineinander verfangen hatte.

Patrick ging zu dem Hang hinüber, der fast die Form einer Welle hatte, die kurz vor dem Überkippen erstarrt war. Und zu seiner großen Erleichterung sah er eine schmale Öffnung hinter einem der herabgestürzten Bäume. Er hob ein armlanges Aststück auf, schob die Zweige eines Strauches zur Seite und blickte im nächsten Moment in eine Erdhöhle. Sie erwies sich als knapp anderthalb Schritte tief, etwa zweieinhalb Schritte lang und gerade mal hüfthoch. Aber mehr Platz brauchte er auch nicht.

Er stocherte mit einem Stock hinein, um Käfer und anderes Getier zu vertreiben, das sich dort möglicherweise eingenistet hatte. Dann fasste er sich ein Herz und kroch in die Höhle. Erde rieselte ihm von oben in den Nacken. Dennoch war er froh über seinen Unterschlupf, denn kaum hatte er sich einigermaßen bequem hingekauert und einige Steine unter sich zur Seite gewischt, als das Gewitter losbrach. Blitze zuckten unter krachendem Donnern in wild gezackter Bahn über den Himmel und der Regen stürzte herab, als hätten sich hoch oben die Schleusen eines gewaltigen Staubeckens geöffnet.

»So weit ist es also mit mir gekommen, dass ich mich wie ein Landstreicher in einem Erdloch verkriechen muss«, murmelte Patrick bedrückt vor sich hin, während der Regen durch die Bäume rauschte. In seiner engen Höhle war an Schlaf nicht zu denken. Noch stundenlang lag er wach, grollte dem Stationsvorsteher, der ihm nicht hatte helfen wollen, und dachte über die seltsamen Wege des Schicksals nach, die ihn an diesen Ort geführt hatten.

Weshalb nur war er ohne Zögern Caitlins Aufforderung gefolgt und zu dieser Hafenkneipe gegangen, in der sie sich mit ihm hatte treffen wollen? Warum hatte er kein Misstrauen geschöpft, als er ihre geheimnisvolle Nachricht gefunden hatte? Es hätte ihm doch zu denken geben müssen, dass sie ihn unbedingt in jener Nacht noch sprechen musste und dann auch noch in einer Kaschemme, die im berüchtigtsten Viertel von New York lag! Wie hatte er bloß glauben können, dass sie Éanna helfen wollte? Schon in Dublin hatte sie ihr doch so übel mitgespielt und Brendan aus reiner Boshaftigkeit verführt. Er war so dumm gewesen! Wenn er zuerst mit Éanna über Caitlins Brief gesprochen hätte, wäre er nie auf der Sarah Lee gelandet, sondern jetzt mit ihr auf dem Weg in den Westen. Patrick krümmte sich verzweifelt zusammen. Es war hoffnungslos. Nie im Leben würde es ihm gelingen, noch rechtzeitig nach Independence zu kommen. Éanna würde mit dem Treck nach Westen ziehen und wahrscheinlich würde er sie nie wiedersehen. Durch seinen Leichtsinn und seine Gedankenlosigkeit hatte er alles aufs Spiel gesetzt!

Eine langbeinige Spinne, die über seinen Hals lief, weckte Patrick im Morgengrauen. Er hatte am Abend zuvor so heftig um seine verlorene Liebe geweint, dass er irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen war. Als er nun merkte, wie das kleine Tier über seine Haut krabbelte, schlug er reflexartig danach. Erschrocken wollte er aufspringen, stieß jedoch hart gegen die niedrige Decke. Er fluchte und kroch schnell ins Freie.

Benommen stolperte er zur Landstraße. Der kurze Schlaf hatte ihm keine neue Kraft geschenkt, sondern war unruhig und voll bedrückender Träume gewesen. Patrick streckte sich und versuchte, die verstörenden Gedankenfetzen zu verjagen. Im Wald hielt sich noch ein Rest Dunkelheit, aber die Sterne waren längst verblasst und die ersten Strahlen der Morgensonne tasteten sich durch die Bäume. Nasse Zweige strichen ihm durch das Gesicht, als er sich seinen Weg bahnte, und vom Boden stieg ein feuchter erdiger Geruch auf.

Er fragte sich gerade, welch neuen Kummer ihm dieser Tag wohl bringen würde, als er plötzlich das Knacken von Zweigen und einen kurzen heftigen Atemzug hörte.

Alarmiert fuhr er herum. Eine schattenhafte Gestalt sprang aus einem Gebüsch hervor und kam drohend auf ihn zu. In der hoch erhobenen Hand hielt sie einen dicken Ast. Patrick riss schützend den Arm hoch, schaffte es jedoch nicht mehr, dem Hieb auszuweichen. Das Holz krachte schmerzhaft auf seinen Oberarm und traf ihn seitlich am Kopf. Sofort platzte die Haut auf und Blut strömte aus der Wunde.

»Verdammt!«, schrie Patrick vor Wut und Schmerz, warf sich herum und rammte dem Angreifer mit aller Kraft die Faust in den Unterleib. Der Mann klappte röchelnd zusammen, presste einen Arm vor den Bauch und wankte auf ihn zu. Doch bevor er erneut angreifen konnte, entriss Patrick ihm den Prügel und stieß ihn damit zu Boden. Drohend hielt er den Knüppel über seinen Kopf und starrte den Angreifer schwer atmend an. Zu seinen Füßen lag ein etwa 20-jähriger Schwarzer, der mit großen angsterfüllten Augen zu ihm aufblickte.

»Zum Teufel, was hat das zu bedeuten? Und rühr dich bloß nicht von der Stelle, sonst schlag ich dir den Schädel ein!«, schrie Patrick. Er spürte, wie ihm das Blut aus der Platzwunde warm über das Ohr und am Hals hinunterfloss. Sein Schädel dröhnte und ihm war schwindlig, doch er bemühte sich, seiner Stimme einen drohenden Klang zu geben. Wütend blitzte er seinen Gegner an.

Aber noch bevor der Schwarze etwas sagen konnte, brach eine zweite Gestalt aus den Büschen hervor und rief beschwörend: »Tut ihm nichts, Massa! Er kann nichts dafür, es ist alles meine Schuld! Ich habe ihn dazu angestachelt. Habt Gnade, Massa!«

Patrick war sprachlos vor Verblüffung, als er eine junge Schwarze auf sich zuhumpeln und nach zwei Hüpfern zu Boden sinken sah. »Wer seid ihr?«, stieß er dann hervor. »Ich habe euch nichts getan und ganz bestimmt gibt es bei mir nichts zu holen! Also warum geht ihr hinterrücks auf mich los?« Er drehte sich wieder zu dem Schwarzen am Boden und stieß ihn mit dem Stock an. »Nun rede schon! Was wollt ihr von mir? Jetzt mach endlich den Mund auf!«

»Wir … wir dachten, Ihr seid … einer von Massa … von Massa Brewsters Männern, die … die er hinter uns hergeschickt hat, um uns wieder einzufangen und auf … auf die Plantage zurückzubringen.« Der Schwarze brachte die Worte nur stockend hervor.

Jetzt erst ging Patrick ein Licht auf. Die beiden waren Sklaven auf der Flucht!

»Ich kenne keinen Brewster. Außerdem würde ich niemals für einen miesen Sklavenhalter arbeiten. Es genügt mir schon, was Gewaltherrschaft und Unterdrückung bei mir zu Hause in Irland angerichtet haben«, sagte Patrick verärgert, warf dabei aber den Stock zu Boden. »So, und nun will ich die ganze Geschichte hören. Wer genau seid ihr? Warum seid ihr davongelaufen und wo wollt ihr hin?«

Zögernd stellten sich die beiden vor. Sie hießen Obediah und Phidelia und waren Sklaven auf einer nahe gelegenen Plantage. Ihren Worten nach wollte der Plantagenbesitzer einige seiner Sklaven meistbietend versteigern lassen, darunter auch Phidelia. Doch sie liebte Obediah und war von ihm schwanger. Und in ihrer Verzweiflung und Angst, bald für immer getrennt zu werden, hatten die beiden Kontakt mit einer Organisation aufgenommen, die geflüchtete Sklaven heimlich aus den Südstaaten schleuste und in den sicheren Norden brachte.

Patrick hatte Mitleid mit den beiden. Zu sehr erinnerte ihn ihr Los an das Schicksal von Éannas Familie und den vielen anderen Iren, die in Abhängigkeit der Großgrundbesitzer schufteten und selbst kaum genug zum Leben hatten. »Wie wollen die euch hier rausbringen? Der Wald wimmelt doch sicherlich vor den Männern eures Masters«, fragte er nach.

»Es soll ein Mann namens Frederick Weatherspoon kommen«, vertraute Obediah ihm an. »Ein Wundarzt und Quacksalber, der mit einem Kastenwagen durch die Lande fährt und allerlei Heiltinkturen, Salben, Pulver und Kräutermischungen verkauft. Sein Wagen hat einen doppelten Boden, wo sich zwei Erwachsene gut verstecken können.«

»Man hat uns gesagt, dass wir uns hier kurz vor Tagesanbruch einfinden und zu ihm in den Wagen steigen sollen. Er kommt genau dort vorüber«, fügte Phidelia hinzu und wies hinunter auf die Straße, die sich zwischen den Bäumen abzeichnete.

»Aber es ist doch schon hell«, warf Patrick ein. »Dann hätte er ja längst hier sein müssen.«

Obediah nickte. »Ich weiß. Aber was können wir denn tun? Uns bleibt nur zu hoffen, dass er recht bald kommt«, murmelte er. »Auf der Plantage hat man gewiss schon gemerkt, dass wir verschwunden sind. Ganz bestimmt hat Massa Brewster Suchmannschaften ausgeschickt, um uns wieder einzufangen.« Man sah Obediah an, dass ihm bei dem Gedanken an die Bestrafung, die sie dann erwarten würde, angst und bange wurde.

»Er wird uns bis aufs Blut auspeitschen lassen«, flüsterte Phidelia mit zittriger Stimme.

Kaum hatte sie das gesagt, als sie auch schon Männerstimmen im Wald hörten, die schnell lauter wurden. Einer von ihnen sprach mit schnarrend nasalem Tonfall.

»Oh Gott, da kommen sie!« Phidelia klammerte sich panisch an den Arm ihres Freundes. »Das ist Bram Pickins, der Aufseher von Massa Brewster! Jetzt sind wir verloren!«

»Ich höre kein Hundegekläffe, also habt ihr noch eine Chance«, widersprach Patrick. »Macht, dass ihr davonkommt. Ich lenke sie ab und schicke sie in eine falsche Richtung.«

»Das geht nicht«, stieß Obediah gequält hervor. »Phidelia ist im Dunkeln in ein Erdloch getreten und hat sich den Fuß verstaucht. Sie kann nicht mehr laufen, ich habe sie den letzten Rest der Strecke fast tragen müssen.« Resigniert starrte er zu Boden. »Es ist vorbei.«

Bei seinen verzagten Worten schlug Phidelia die Hände vor das Gesicht. »Es ist alles meine Schuld«, weinte sie. »Wegen mir bist du geflohen und wegen mir wirst du jetzt wieder eingefangen. Los, renn um dein Leben! Wenigstens einer von uns soll …«

»Phidelia, nein«, flüsterte Obediah eindringlich. »Ich werde dich nicht allein hier zurücklassen!«

Hin- und hergerissen beobachtete Patrick die Szene. Gab es denn wirklich keine Hoffnung mehr für die beiden? Und was würde geschehen, wenn man ihn zusammen mit den entflohenen Sklaven aufgreifen würde? Doch dann schüttelte er entschlossen den Kopf. Er musste den beiden helfen!

Tatsächlich kam ihm eine Idee. »Die Höhle! Da könnt ihr euch verstecken. Und wenn es mir gelingt, sie in die falsche Richtung zu schicken, und dieser Quacksalber doch noch auftaucht, dann kann es gut ausgehen«, drängte er. »Kommt, ich bringe euch zu dem Versteck, es ist gar nicht weit von hier. Ich helfe dir, Phidelia zu tragen!«

Auf dem Weg zur Höhle forderte er den erstaunten Obediah auf, ihm ein Stück von seinem Hemd zu geben. »Frag nicht lange, reiß dir einfach einen Fetzen aus!«

Obediah tat ergeben, was Patrick ihm gesagt hatte, und kroch wenig später mit Phidelia in das Erdloch, wo sie sich eng aneinanderkauerten. Patrick zerrte noch schnell einige tote Zweige und etwas Strauchwerk vor die Öffnung und beeilte sich dann, von der Stelle wegzukommen.

Laut fluchend ging er in die Richtung, aus der die Stimmen kamen, und wischte sich dabei mit dem Hemdfetzen das Blut aus dem Haar. Schon bald tauchten die Männer vor ihm auf. In breiter, auseinandergezogener Linie stapften sie durch den Wald. Sie waren zu dritt und hielten Flinten in den Händen, in ihren Gürteln steckten Revolver und einer von ihnen trug eine Peitsche mit sich. Patrick nahm an, dass es sich bei dem narbengesichtigen hohlwangigen Mann um den Aufseher handelte.

»Halt! Stehen bleiben!«

Drei Flinten gingen in Anschlag und zielten auf Patrick. Er blieb stehen und hob den linken Arm, während er sich mit der rechten Hand den Hemdfetzen an den Kopf presste. »Zum Teufel noch mal, euch hätte ich vor einer Viertelstunde gut gebrauchen können. Schätze mal, ihr seid hinter der verfluchten Niggerbande her!«

»Wer bist du? Und was weißt du von unseren Niggern?«, blaffte das Narbengesicht misstrauisch.

»Immer langsam, guter Mann«, gab Patrick zurück, während die Männer ihn umstellten. »Vernon Henderson mein Name. Ich bin ein ehrbarer Wanderarbeiter und das dreckige Pack hat mich vorhin überfallen und ausgeraubt. Verflucht noch eins!« Er spuckte verächtlich aus und nahm das blutige Stück Stoff vom Kopf. »Hier, erst haben sie mir von hinten was über den Schädel gezogen und dann haben sie mir alles abgenommen: Schuhe, Proviant, Decke und Messer. Pest und Krätze über das Gesindel!«

»Ach ja? Sag, kannst du sie beschreiben?«, fragte das Narbengesicht interessiert.

Patrick verdrehte die Augen. »Beschreiben … Herrgott, Nigger eben. Die sehen doch alle gleich aus! Ein junger Kerl in einem rot karierten Hemd, zwanzig vielleicht. Und er hatte ein Weibsbild dabei, auch so in dem Alter. Die hatte ’nen blauen Fetzen an.«

»Das sind sie, Pickins!«, rief einer der beiden anderen.

»Ist das da von dem Hemd des Niggers?«, fragte der Aufseher.

Patrick nickte und verzog das Gesicht. »Hab ihn noch kurz zu fassen gekriegt, aber ich war von dem verdammten Schlag so benommen, dass er mir entwischt ist.«

»Gib her!«, forderte Bram Pickins ihn auf. Er drückte das Hemdstück einem seiner Begleiter in die Hand und trug ihm auf: »Los, zur Farm damit. Waterford ist bestimmt schon mit seinen Hunden angekommen. Sie sollen die Spur des Drecksacks aufnehmen!«

»Jawohl, Boss! Hoffentlich sieht Mister Brewster jetzt endlich ein, dass er sich besser seine eigenen Bluthunde hält. Hätte uns eine Menge Zeit und Lauferei gespart!« Damit eilte der Mann in Richtung Plantage davon.

Bram Pickins wandte sich wieder Patrick zu. »Hast du gesehen, wohin die beiden gerannt sind?«

Patrick nickte und deutete nach Westen. »Zu den Bergen dort drüben. Aber die sind euch mindestens ’ne Viertelstunde voraus.«

Der Mann neben Bram Pickins knurrte grimmig. »Die wollen bestimmt rüber zum Fluss und ihre Spur verwischen. Gar nicht so blöd, das Pack. Aber die werden sich noch umschauen!«

»Worauf du einen lassen kannst«, knurrte der Aufseher, griff in seine Tasche und holte eine Münze hervor, die er Patrick zuschnippte. »Danke, Mann! Hast uns sehr geholfen. Gönn dir ’nen ordentlichen Drink dafür.« Dann schulterte er die Flinte und hastete mit seinem Begleiter in Richtung der Berge davon.

Patrick lauschte einige Minuten in den Wald. Erst als er weder Stimmen noch das Geräusch von Stiefeln hörte, wagte er es, zur Höhle zurückzukehren und Obediah und Phidelia aus ihrem Versteck zu holen. Sie hatten Todesangst ausgestanden und waren schweißüberströmt.

Hastig stürzten sie aus dem Wald, bevor die restliche Suchmannschaft mit den Bluthunden auftauchte. Aber Patrick wusste, dass alle Anstrengung umsonst gewesen sein würde, wenn nicht bald der Wanderarzt eintreffen würde. Doch als sie die Landstraße erreichten, stand dort ein bunt bemalter Kastenwagen mit zwei kräftigen Braunen im Geschirr. Und auf dem Kutschbock saß ein kleinwüchsiger Mann mit einem hohen schwarzen Zylinder auf dem Kopf, der fast die Länge eines Ofenrohrs hatte. Er tat so, als hätte er kurz haltgemacht, um sich seine Pfeife zu stopfen.

»Oh Gott! Dem Himmel und allen Engeln sei Dank«, stieß Phidelia hervor. Tränen strömten über ihr Gesicht. »Wir sind gerettet, Obediah!« Auch dem jungen Mann war die unsägliche Erleichterung anzusehen. Und mit letzter Kraft stolperten alle drei die Böschung hinunter zu dem wunderlichen Männlein.