15.
Es kam mir nie in den Sinn, dass sich diese Männer von mir verfolgt fühlten, dass sie in mir eine Bedrohung sahen und glaubten, ich würde Darmans Kind nehmen. Ich war entsetzt. Ich wurde in dem Glauben erzogen, ein Soldat des Lichts zu sein, ein Verteidiger der Unterdrückten, ein Erhalter des Rechts. Aber Skirata und Darman hielten mich für einen Babydieb, ein Monster, das Kad in einen Kult zerren würde. Und wie es scheint, tat das auch Etain. Und das bricht mir das Herz.
- Jedi-Meister Arligan Zey im vertrauensvollen Gespräch mit Kina Ha
Kaserne der Sondereinsatztruppen, Hauptquartier der 501sten Legion, Imperial City
„Soweit es mich betrifft", sagte Melusar, während er den Bericht über Coth Fuuras durchblätterte, „ist das ein Ergebnis. Saubere Arbeit. Besonders von Ihnen, Rede. Gut mitgedacht. Wenn der Geheimdienst das Midi-Chlorianer-
Niveau seiner Abteilungen erhöhen will, dann muss er es anders versuchen. Ein Jedi weniger auf der Liste."
Und Melusar führte tatsächlich eine Liste. Er hatte sie fein säuberlich auf einem großen Bogen Flimsi ausgedruckt, der Niner an eine Bolo-Ball-Ligatabelle erinnerte, mit farbigen Linien, die zeigten, welcher Jedi auf welche Art mit anderen in Verbindung stand. Er stand von seinem Stuhl auf, besah sich die Liste der Namen - von denen mit jeder Woche immer mehr mit roten Linien durchgestrichen wurden - und fuhr mit seinem roten Marker über den Namen YELGO, BORIK.
„Es sind gar nicht mehr so viele übrig", stellte er fest. „Sehen Sie. Hier und da ein oder zwei. Gelegentlich Gruppen von fünf oder sechs. Der einzige wirklich große Brocken, der noch übrig zu sein scheint, sind Djinn Altis und ein paar Randgruppen von Machtnutzern, die mit ihm in Verbindung stehen. Macht auch Sinn. Er gehörte nie dem etablierten Jedi-Orden an, weshalb seine Leute einfach nicht da waren, als die Order 66 ausgerufen wurde. Hat nie mit der Yoda-Fraktion zusammengesessen. Hat sich nie in die Politik eingemischt. Nie für die Regierung gearbeitet. Nie Klontruppen angeführt. Hat gegen die Seps gekämpft, richtig, aber erst später im Krieg und dann auch nur auf eigene Faust. Daher haben mehr von denen überlebt. Und es sind Nomaden - haben ihre Basis auf irgendeinem Schiff."
Dieser Altis hörte sich für Niner eigentlich ganz in Ordnung an. Er ging jedoch davon aus, dass Darman das anders sah. Gleich nachdem Holy Roly in dieser Besprechung davon erzählt hatte, dass Altis seine Anhänger heiraten und Familien gründen ließ, hatte Niner sich vorstellen können, was in Dars Kopf vorging. Er musste haranyc gekocht haben. Es war nicht Altis' Schuld, dass der Jedi-Orden Bindungen untersagte, aber er verstand, weshalb Darman ihnen allen vielleicht die Schuld für ihre dummen Regeln gab.
Rede studierte nur die Liste an der Wand, wobei er die Augen leicht zusammenkniff. Melusar stellte sich ihm in den Weg, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Rede, könnten Sie etwas für mich besorgen? Ich brauchte die Einzelheiten zu dem beskar-Schüriabkommen mit Mandalore und das letzte geologische Gutachten, das sie zu dem Sektor finden können."
„Schon dabei, Sir."
Rede trottete hinaus. Melusar fuhr fort, ganz allgemein über die
Anzahl verbleibender Jedi zu sprechen und wechselte dann das Thema, sobald sich die Türen hinter Rede geschlossen hatten.
„Nicht dass ich Rede nicht trauen würde", sagte Melusar. „Doch er steckt voll rohem Enthusiasmus und ich muss ihn erst besser kennenlernen, bevor ich ihm alles verrate, was ich Ihnen erzähle. Also -ich will, dass Sie Altis verfolgen."
Niner musste nachhaken. „Wir oder mehrere Schwadronen, Sir?"
„Sie."
„Ich glaube, in diesem Fall wären wir zahlenmäßig etwas unterlegen."
„Kein Frontalangriff. Überwachung, Informationsbeschaffung, und vielleicht gelingt es uns dann sogar, die ganze Bande in einer Operation hochzunehmen. So etwas geht nicht über Nacht. Das braucht Monate."
„Ist er so wichtig?"
„Ja, ich glaube schon. Wir haben mehr als genug Com-mandos, die sich um andere Kinkerlitzchen kümmern müssen. Aber Altis gehört zu jener Sorte Anführer, um die sich andere Jedi scharen könnten, nicht nur seine eigenen übergeschnappten Freidenker. Nun, da die anderen Meister aus dem Spiel sind, stellt er eine potenzielle Bedrohung dar. Und er selbst mag vielleicht ein charmanter Bursche sein, aber diejenigen, die sich um ihn gruppieren, werden zur gewöhnlichen Sorte Jedi gehören und über kurz oder lang sind sie zurück und lenken hinter den Kulissen die Galaxis."
Bei dieser Besprechung blieben die Helme unten, denn Holy Roly behielt gerne Blickkontakt, aber Niner bevorzugte es - wie die meisten Klone - seinen Helm aufzubehalten, da er ihm kostbare Privatsphäre bot. Kein Offizier konnte ahnen, was hinter dieser starren Maske vorging. Ein Kerl konnte mit den Lippen Obszönitäten von sich geben, aber solange er dabei seinen Kopf dem Kommandanten zuwandte, würde dieser nichts mitbekommen. Er war ein Sicherheitsventil.
Und er war auch Niners Wanze. Er hoffte, er würde damit einen Teil der Besprechung an Ordo weiterleiten können.
Er sah, wie sich Darmans Kiefermuskeln an- und entspannten. Melusar konnte es wahrscheinlich auch sehen. Shab, solange das alles war, was Darman tat. Er war immer noch wütend, weil er auf die harte Tour hatte herausfinden müssen, dass sich Jedi in Kyrimorut aufhielten. Anstatt sich zu beruhigen, wurde er stetig wütender und aufgebrachter.
Dar war sonst immer der Gelassene. Hat nie die Fassung verloren. So ruhig, dass wir geglaubt haben, er schläft.
„Wir verlassen uns auf unsere eigenen Spionageergebnisse", sagte Melusar. „Ich werde für die entsprechende
Tarnung sorgen, damit sie nicht anfangen, sich dafür zu interessieren, was wir tun. Im Augenblick scheinen sie nur damit beschäftigt zu sein, Machtnutzer zu rekrutieren. Fein. Dann weiß ich wenigstens, wo sie alle stecken, wenn der ruhmreiche Tag anbricht."
Darman sagte immer noch keinen Ton. Melusar war nicht dumm. Er war ein Soldat nach Soldatengeschmack und er war gut darin, in seinen Männern zu lesen.
„Haben Sie damit ein Problem, bei dem ich Ihnen behilflich sein kann, Darman?", fragte er.
„Kein Problem, Sir."
„Sie sind ein schlauer Mann", sagte Melusar. „Wer immer auch die Armee finanziert hat, hat genau dafür bezahlt. Wirklich erstklassige Soldaten. Daher glaube ich nicht, dass Sie diesen Verstand jemals abschalten. Sie wissen, dass Sie benutzt wurden. Darüber sind Sie wütend. Vielleicht ist es sogar persönlich, richtig persönlich. Und das ist gut so. Aber unsere Übereinkunft fußt darauf, dass ich ehrlich zu Ihnen bin und Sie ehrlich zu mir. Ich gehe hier ein großes Risiko ein. Deswegen halte ich das Ganze in kleinem Rahmen. Verschleierbar. Abstreitbar."
„Darf ich dann fragen, wieso es für Sie persönlich ist, Sir?"
Melusar blinzelte ein paarmal. „Sie hatten recht mit Dromund Kaas, Darman. Meine Familie stammt tatsächlich von dort. Es ist die Jauchegrube des Äußeren Rands. Es gab dort nie eine Regierung, nur eine geheime Verbindung von Sith-Mönchen. Die Propheten der Dunklen Seite." Er setzte sich auf die Kante seines Schreibtischs und verschränkte die Arme. „Kerle in schwarzen Roben und mit schwarzen Barten. Absolute Herrschaft. Alles, was sie vorhersagten, trat ein, und wenn nicht, halfen sie nach - für gewöhnlich mit Tod und Zerstörung. Aber die Republik organisierte niemals Missionen oder schickte Jedi-Armeen zur Befreiung, denn Dromund Kaas wurde schon vor langer Zeit aus den Sternkarten gelöscht. Also verfaulten wir. Und irgendjemand in der Welt da draußen musste von vornherein gewusst haben, dass wir verfaulten, weswegen wir von den Karten verschwanden. So macht man es, wenn ein Reaktor hochgeht, nicht wahr? Pech für die Leute, die dort drinnen arbeiten. Einfach einsperren und die Kontamination am Austreten hindern." Melusar beugte sich etwas vor und senkte seine Stimme. Niner konnte die Adern an seinem Hals pulsieren sehen. Das war eindeutig kein effek-thascherisch es Theater. „Mein Vater versuchte Leute dazu zu bewegen, den Planeten aus eigener Kraft zu retten, statt auf Hilfe zu warten, die niemals eintreffen würde. Ich war sechs, als ich sah, wie er ermordet wurde. Die Propheten sagten ihm einen langsamen Tod voraus. Sie hatten recht. Sie behielten immer recht."
„Das tut mir leid, Sir", sagte Niner. „Das muss wirklich hart für Sie sein." Er musste fragen. Ordo würde es wissen wollen, aber Niner musste es wissen. „Hat das irgendetwas mit dem Imperialen Geheimdienst zu tun?"
Melusar schob die Akten auf seinem Tisch zusammen. „Sie sind alle gleich", sagte er mit weicher Stimme. „Ganz gleich, welches Lied sie singen, es geht ihnen nur um Herrschaft. Sie sind nicht auf unserer Seite. Und dagegen müssen wir etwas unternehmen."
Niner stellte fest, dass er tatsächlich den Atem angehalten hatte. Darman war erstarrt. Melusar war betroffen, sehr sogar. Und er hatte gute Gründe.
„Verstanden, Sir", sagte Darman.
Rede erschien mit drei Datapads und das Gespräch über Machtnutzer brach ab. „Ich habe alles, Sir."
Rede überreichte sie und Melusar drückte ein paar Tasten. „Jetzt sollten Sie die Dokumente und Pläne in Ihren HUD-Systemen haben. Machen Sie sich damit vertraut"
Jede Erwähnung von Mandalore schlug Darman inzwischen auf den Magen. Das Ganze wurde in jeder Hinsicht zu persönlich. Aber genau aus diesem Grund blieb er. „Und das Ziel, Sir?"
Melusar blickte zu ihm hoch, ohne den Kopf zu heben. „Gutes Material, dieses beskar. Nie einen Jedi ohne angreifen. Nun gehen Sie etwas essen."
Niner hatte keine Ahnung, was er damit eigentlich sagen wollte -ob er nun Rede auf einen x-beliebigen Botengang geschickt hatte und dabei eben noch die beskar-Schürfrechte im Kopf gehabt hatte oder ob er sie an einen weiteren Aspekt seines persönlichen Feldzugs gegen die Machtnutzer heranführte. Niner musste nachprüfen, wie viel Ordo oder Jaing über seine Helm-Verbindung mitbekommen hatten, daher schob er Darman in Richtung des Lagers der Quartiermeister.
„Rede, besorg uns schon mal einen freien Tisch, ja?", sagte er. „Wir gehen noch kurz ins Lager. Dauert nicht lange. "
Rede hinterfragte nie, weshalb Dar und Niner scheinbar an der Hüfte zusammengewachsen waren. Er war der Neue. Niner strebte danach, wieder eine eng verbundene Schwadron zu haben, in der jeder alles über seine Brüder wusste und man nicht nachzudenken brauchte, bevor man sprach. Er wollte Rede in diesen Vertrauenskreis hineinholen, aber Melusar hatte recht: Er hatte noch einen ganz schönen Weg vor sich.
Niner und Dar huschten in einen Korridor und setzten ihre Helme auf. Sie konnten jetzt beide hören, was vor sich ging, wenn sie mit dem Kyrimorut-Kanal verbunden waren. Niner fühlte sich besser dabei.
„Ordo? Jaing?", fragte Niner. „Habt ihr das mitbekommen?"
Ein lang gezogener Atemzug folgte. Es klang wie Jaing. „Wow." Ja, er war es. „Gegen Holy Roly wirkt Kal'buir ja wie ein Jedi-Freundeskreis. Und diese ganze Sith-Sache. Kein Wunder, dass er seine Arbeit liebt."
„Aber du hast alles, ja? Ich werde noch die Schürfdaten zu Mandalore übermitteln, für den Fall, dass etwas dabei ist, was ihr noch nicht habt."
„Toll. Nur eine Sache noch."
„Was?"
„Am besten findet ihr einen Weg, den Chef wegen Altis zu bremsen."„Bitte?"
„Macht einen Bogen um Altis. Lasst ihn in Ruhe, bis wir euch sagen, dass es okay ist." „Warum?"
„Weil", seufzte Jaing, „wir ihn vorerst noch brauchen. Wir haben ein Abkommen mit ihm. Wäre echt lästig, wenn ihr jetzt reinbrettern und ihn hochnehmen würdet."
Niner versuchte immer noch, diese Neuigkeit zu begreifen, als Darman bereits hochging wie eine Rakete. „Wie, ist das der nächste Jedi, bei dem ihr euch anbiedert? Auf welcher shabla Seite stehst du eigentlich, Jaing?"
„Gehört zum Geschäft. Du willst doch auch, dass Zey und die anderen von Kyrimorut verschwinden, oder?"
„Versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen. Eines Tages komme ich nach Hause, und statt Kad finde ich ein Dankesschreiben von den Jedi, die mir sagen, es sei zu seinem eigenen Besten. Shab noch mal, was ist los mit euch, Leute? Wieso helft ihr ihnen nach allem, was passiert ist?"
Niner legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. „Ruhig, Dar. Udesii"
„Halt du dich da raus, Niner." Dar schüttelte ihn ab. „Ich werde das nicht hinnehmen. Ich hab's satt, dass die Jedi ihre Nase überall reinstecken. Die sind Geschichte. Es ist nicht unsere Aufgabe, ihre shebse zu retten. Ihr lasst euch von denen viel zu leicht um den Finger wickeln." „Dar, halt die Klappe. Ich weiß, du bist aufgeregt, aber-" „Ach, vergiss es. Vergiss es." Darman drehte sich um, nahm seinen Helm ab und stolzierte davon.
Er würde sich beruhigen. Wie immer. Niner hatte absolut nichts gegen ein Abkommen mit diesem Altis, wenn es das Risiko für Kyrimorut beseitigte. Er fand es merkwürdig, dass Skirata mit einem anderen Jedi im Bunde war, aber Jusik hatte bewiesen, dass er in Ordnung war, und vielleicht wäre es bei Altis auch so. Manchmal musste man einfach pragmatisch bleiben. Der Kerl war schließlich nicht General Vos oder einer von den richtigen shabuire.
„Er wird doch nicht losstiefeln und uns die Sache vermasseln, oder Niner?", fragte Jaing ruhig. „Es dauert maximal ein paar Wochen. Das ist alles. So lange muss er sich Altis aus dem Kopf schlagen."
„Keine Sorge, ich behalte ihn an der Leine", erwiderte Niner. „Das ist alles noch zu frisch, seit der Sache mit Etain." „Je eher er heimkommt, desto besser." „Oya. Wie recht du hast." „K'oyacyi."
„Ja, pass du auch auf dich auf."
Niner ging zum Lager und unterzeichnete für ein paar Tuben Dichtungsmittel für seine Stiefel, für den Fall, dass Rede ein Kontrolltyp war. Als er Darman wiederfand, saß sein Bruder bereits in der
Kantine, unterhielt sich mit Rede, als sei alles in bester Ordnung, und vernichtete einen Teller Nerf-Steak.
Es ging ihm jedoch nicht gut. Niner sah ihm die Anspannung an. Wahrscheinlich fühlte er sich hilflos, so weit entfernt von Kad und mit dem verzweifelten Wunsch, ihn zu beschützen. Obwohl er sich gar nicht sicher war, woraus die Bedrohung eigentlich bestand. Komisch, die Imperiale Garnison in Keldabe wurde mit keinem Wort erwähnt. Über die machte sich Dar überhaupt keine Sorgen. Er schien voll und ganz darauf zu vertrauen, dass Kal'buir und die anderen sie sich vom Leib hielten.
Davon, dass Skirata eine harte Linie gegen die Jedi fuhr, schien er jedoch nicht überzeugt zu sein. Und nachdem er wusste, wie Kal'buir zu ihnen stand, begann auch Niner sich zu fragen, was dort shab noch mal eigentlich vor sich ging.
Es bedeutete nur ein paar Monate Verzögerung. Dann kämen noch ein paar Monate dazu, um die Überwachung von Altis zu arrangieren, wenn die Jedi längst von Manda-lore verschwunden waren.
Bis dahin, so dachte Niner, würde Dar Kad so sehr vermissen, dass er ihn überreden konnte, endgültig zu desertieren.
Laboratorium, Kyrimorut, Mandalore
„Jemand muss es testen", sagte Uthan, „und das kann ich genauso gut selbst tun, denn ich habe diesen ganzen Unsinn angefangen."
Sie fuhr mit einem Detektor über die versiegelten Türen des Sterilraums und behielt dabei das Blinklicht im Auge, das sofort anfangen würde zu flackern, wenn es auch nur das kleinste Leck registrierte -klein genug, um ein Virus im Nanobereich durchzulassen. Ordo war überzeugt, dass es einen einfacheren Weg geben musste, das Immunogen zu testen. Er hatte die ganze Nacht damit verbracht, sich auszureden, dass Uthan nicht plante, das FG-36-Virus doch noch freizusetzen, um als Letzte lachen zu können.
Sie hatte ihre Heimat verloren. Ordo dachte, dass er an ihrer Stelle nur allzu gern sein Leben damit verbracht hätte, sich an den dafür Verantwortlichen zu rächen. Aber Uthan war nicht er. Sie war süß zu Gilamar und sie hatte sogar Scout unter ihre Fittiche genommen, also besaß sie vielleicht doch jede Menge, für das es sich zu leben lohnte, und meinte, was sie sagte. Diese Möglichkeit bestand, selbst bei Leuten, die sich auf industriellem Maßstab mit dem Tod befassten.
„In Ordnung", sagte Ordo. „Aber zuerst bekomme ich die Ampullen."
„Ordo, Herzchen, ich werde jedem eine Injektion geben, bevor ich das mache. Sogar Kina Ha, dabei greift FG-Sechsunddreißig Kaminoaner gar nicht an. Ich arbeite mit Krankheitserregern, seit ich erwachsen bin, und ich bin immer noch am Leben."
„Okay." Er würde sichergehen, dass dem so war. „Aber ich halte es trotzdem für überstürzt."
„Wenn ich sterbe, bekommst du deine Alterungstherapie nicht... "
„Daran dachte ich nicht."
„Solltest du aber." Uthan spreizte ihre Finger, als wäre sie eine Virtuosin auf einem Tasteninstrument, während sie die enge Transparistahlkammer ansah, die mehr nach zwei aneinandergeschraubten Auslagekästen eines Imbissverkäufers aussahen als nach einem Testraum für biologische Giftstoffe. Sie sah der Sache nicht ganz so entspannt entgegen, wie sie es vorzutäuschen versuchte. „So, ich sollte innerhalb einer Stunde gar sein. Vergesst nicht, mich zwischendurch zu gießen. Sei ein Schatz und sorg dafür, dass sich alle im karyai versammeln - und ich meine alle, auch Cov und seine Jungs. Und niemand geht rein oder raus, bis ich nicht jeden Verdacht ausgeräumt habe."
Nachdem Ordo und Kom'rk den ganzen Clan ins karyai getrieben hatten, wurde Ordo plötzlich bewusst, wie unwahrscheinlich es war, dass sich eine so seltsame Gruppe unter anderen Umständen als einem Krieg und seinen Nachwirkungen zusammenfand. Feinde, Fremde, Blutsund Adoptivverwandte, solche ohne Wurzeln und solche, die sich verbissen an uralte Kulturen klammerten. Alles in allem: beileibe kein Rezept für Harmonie.
Besany legte ihm den Arm um die Hüfte und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Kal gibt jedem das Gefühl, dazuzugehören", sagte sie und beantwortete damit die Frage, die ihm durch den Kopf ging. Das jagte ihm Angst ein. Kal'buir hatte ihn davor gewarnt, dass Ehefrauen dies konnten. „Jilka spricht endlich mit mir. Normal, meine ich. Nicht so frostig-frostig."
„Wirst du die Jedi vermissen, wenn sie fort sind?"
„Ja. Kina Ha ist ein Schatz. Wenn du weg bist, um das Imperium zu sabotieren, ist sie immer diejenige, mit der ich die meiste Zeit verbringe."
Meine Frau, meine bes'ika, mit einer kaminii befreundet Eigentlich sollte ich eine bedeutende moralische Botschaft darin erkennen, aber Kina Ha ist nicht Ko Sai oder Orun Wa. Orun Wa würde ich immer noch auf der Stelle erschießen.
„Ich verstehe", sagte Ordo. „Wer sorgt dafür, dass Arla ihre Injektion bekommt?"
„Bardan. Eigentlich wollte ich dir zu verstehen geben, dass ich inzwischen weniger Zeit mit dir verbringe als damals, als du noch in der Armee warst."
„Aber wir sind jetzt verheiratet."
Besany starrte ihn eine Sekunde lang an, dann lachte sie los. „Wenn die Liebe nicht tot ist", meinte sie, „dann hustet sie bestimmt schon Blut."
Sull und Spar tauchten zusammen auf und spielten das unbeeindruckte Duo. Allerdings waren sie immer noch vorsichtig genug, um zur Behandlung zu erscheinen.
„Ihr habt also 'ne Spritze, die ihr mir gebt, damit ich gegen die Biowaffe des Imperiums immun bin?", murmelte Spar. „Noch eine.
Supi. Wisst ihr, wie oft Klone schon gegen den neuesten super-duper-mega-tödlichen Krankheitsstoff immunisiert wurden, den sich irgendein Sep-Quacksalber ausgedacht hat? Mein Hintern ist das reinste Nadelkissen. Wir sind immun gegen alles. Sogar gegen Schmeicheleien."
Uthan zog eine Ampulle aus der Schachtel und steckte sie in ein Hypospray. „Ich bin der Sep-Quacksalber", sagte sie. „Und ich kann dir versichern, dass das Pathogen, gegen das dich das hier schützt, tödlich ist. Jetzt Hosen runter oder Ärmel hoch. Ist mir gleich, was."
Sull zog eine Braue hoch und wandte ihr seinen Oberarm zu. „Hatten Sie schon Ihre Spritze?"„Ja. Jetzt du, Spar."
„Und wann bekommen wir unseren Schuss gegen vorzeitige graue Haare?", fragte Spar. „Ist das auch Ihr Rezept?"
„Bald, hoffe ich", erwiderte Uthan. „Meldest du dich freiwillig als Versuchsperson?"
„Ja. Klar, mach ich."
„Du bist schrecklich vertrauensselig."
„Und Sergeant Gilamar ist ein schrecklich guter Schütze, Ma'am. Ich kann's mir leisten, vertrauensselig zu sein."
„Ich könnte dir ein paar ungewöhnliche und äußerst peinliche körperliche Merkmale einbauen, die dich lehren, dich nicht mit klimakterischen Frauen anzulegen." Uthan beendete die Verabreichung des Hyposprays und hielt die leere Schachtel hoch. „Freunde - solltet ihr irgendwelche Symptome zeigen, werden sie innerhalb einer Stunde auftreten. Nur Schniefnasen und ein wenig Fieber. Das berechtigt keinen der anwesenden Herren, sich mit der Ausrede zu Bett zu begeben, sie litten an akuter Lungenschlacke, und ja, Corr, damit meine ich dich, und nein, du bekommst nichts Süßes, weil du ein tapferer Junge warst..."
Alle lachten. Ordo gab ihr eine 9 auf einer Angstskala von 10.
Wenn sie falsch lag und nicht halb so gut in ihrer Arbeit war, wie sie glaubte, dann hatte sie nur noch eine Stunde zu leben. Sie ging hinaus, gefolgt von Gilamar und Scout, und als sie verschwunden war, sank der Geräuschpegel der allgemeinen Unterhaltungen spürbar, so als hätten alle denselben Gedanken gleichzeitig.
Sie brauchten den größten Teil der folgenden Stunde, um alle Sicherheitsüberprüfungen an der Sterilkammer durchzuführen. Ordo sah einfach nur zu, weil er wissen musste, ob sie lebte oder starb. Scout trieb sich vor der Haupttür des Labors herum, hatte die Hände in den Taschen vergraben und wirkte bedrückt. Gilamar zappelte herum und war nervöser, als Ordo ihn jemals erlebt hatte. Als Uthan sich vor die Kammer stellte, ihre Hand auf den Schließmechanismus legte und anscheinend in der Annahme, es würde niemand bemerken, tief einatmete, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Als sie die Tür zur
Seite schob, schlang er seine Arme um sie und gab ihr einen verzweifelten Kuss. Sie erwiderte ihn.
Es war ein rührender Moment. Ordo musste wegschauen.
„Ich kann nicht zwei großartige Frauen in meinem Leben verlieren." Gilamar klang heiser. „Du solltest hiermit besser recht behalten, Dr. Tod."
Ordo beschloss, an seinen Sprüchen zu arbeiten, um Gi-lamars müheloses Geschick in liebevoller Beleidigung zu erreichen. Die Kammer schloss sich hinter Uthan und die Türversiegelung zischte. Wenn sie gleich den fingergroßen Transparistahlbehälter öffnete und seinen Inhalt einatmete oder berührte, würde sie sich mit einem Planetenkiller infizieren.
Sie hielt inne und zog dann einen kleinen Plastoidspatel hervor. Ordo fragte sich, ob sie in diesem Augenblick an Gibad dachte. Es war ihm bisher nicht in den Sinn gekommen, dass sie sich vielleicht in einer Art Buße-Akt selbst bestrafte.
„Shab ...", sagte Gilamar und schloss für einen Moment die Augen.
Ordo hatte nicht gesehen, dass sie sich das Hypospray verabreicht hatte.
Und wenn sie es nicht getan hatte, war es jetzt zu spät.
Scout kam hinzu und klammerte sich an Gilamar, wobei sie manchmal ihr Gesicht in seiner Tunika barg, weil sie es nicht ertrug, zuzuschauen, und sich manchmal wappnete, um Uthan anzusehen. Sie war wirklich nur ein Kind, einsam und verängstigt in einer Galaxis verloren, die sie für das umbringen wollte, was sie war. Er verstand diese Angst.
Uthan maß immer wieder ihren Puls und überprüfte mit einem kleinen verspiegelten Stück Metall ihre Augen. Sie zog ihre beiden unteren Lider hinunter und gab Gilamar ein Daumen-hoch-Zeichen.
„Hemorrhagisch", formte sie mit den Lippen. „Nur zur Kontrolle. Nichts."
Es wurde eine sehr, sehr lange Stunde. Als sie sich dem Ende näherte, nahm Uthan eine Blutprobe von ihrem Arm und steckte sie in einen Sterilbeutel. Gilamar schüttelte den Kopf. „Der Frau muss beigebracht werden, wie man richtig mit einer Monovette umgeht. Was, Scout? Dir auch."
Ordo sah auf den Chrono. Uthan hatte die Ausbruchszeit längst überschritten und sah immer noch gesund aus. Nach einer weiteren halben Stunde trat sie in die angrenzende Kammer und drückte auf die Bedientasten, um den gesamten Raum mit einem Dekontaminierungsmittel zu fluten, das ihn wie dichter weißer Rauch ausfüllte. Ordo empfand das als den schlimmsten Teil. Als sie die Tür öffnete, waberte der Rauch heraus wie Nebel und sie hustete.
„Stang, Mij - wo hast du den Kasten nur her?", wollte sie wissen. „Sieht aus wie eine biochemische FeldDekontaminationseinheit der GAR."
„Ist es auch", sagte er und umarmte sie. „Sie haben sie einfach unbewacht stehen gelassen. Ich dachte immer, dass ich mal Verwendung dafür finde."
Ordo war unsicher, wie er sich von ihnen verabschieden sollte, aber sie schienen zufrieden mit sich. Scout nicht. Sie wandte sich an Ordo.
„Wenn Bardan meine Erinnerungen an diesen Ort auslöscht, werde ich Mij und Qail dann vergessen?", fragte sie voller Trübsal. „Wird es alles weg sein?"
„Ich weiß es nicht", sagte Ordo. „Ich frage mich, ob es irgendjemand weiß."
„Ich will nicht fort", sagte Scout. „Jedenfalls noch nicht. Muss ich wirklich? Ich würde nie jemandem erzählen, dass es diesen Ort gibt. Ich lerne hier so viel."
Gilamar legte ihr seinen Arm um die Schultern wie ein Vater. „Und du musst auch nicht gehen, ad'ika. Ich werde mit Kal sprechen. Mach dir mal keine Sorgen."
„Der bekommt dich ruck, zuck in eine Rüstung gesteckt", meinte Ordo.
„Oh, danke, aber ich bin eine Jedi. Ich kann doch trotzdem eine Jedi sein, oder? Das ist alles, was ich jemals sein wollte."
Ordo hörte, wie Gilamar für den Bruchteil einer Sekunde zögerte, bevor er antwortete. „Natürlich kannst du das", sagte er. „Überlass das mir."
Ordo war der Meinung, das würde ... interessant werden. Kyrimorut, am nächsten Tag
„Ah, tut gut, deine Stimme wiederzuhören, Kal", sagte Shysa. „Hältst du das Comm inzwischen für sicher?"
Skirata versuchte das Angebot vernünftig auszudrücken. Je mehr er versuchen würde, sich nach allen Seiten abzusichern, desto verrückter würde es sich anhören. Uthan stand in Hörweite, um ihm bei dem technischen Kram beizustehen. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass Shysa etwas über Antigene und T-Zellen wissen wollte.
„Sicher genug", antwortete Skirata. „Ich habe Mandalo-re etwas anzubieten."
„Die Dienste eines feinen jungen, machtnutzenden Mando'ad?"
„Das nicht." Shysa vergaß nichts. Skirata atmete durch. „Du weißt, was mit Gibad passiert ist."
„Ja. Schmutzige Angelegenheit. Aber dafür wissen wir, mit wem wir uns anlegen."
„Falls der alte hutuun vorhat, das Virus bei uns einzusetzen, sind wir ihm eine Nasenlänge voraus. Aber wir müssen damit hinterm Berg halten, sonst wird er sich irgendeinen gefügigen Wissenschaftler besorgen, der ihm ein Neues erfindet."
„Also, welchen Trick hast du auf Lager?"
„Ein Immunogen. Oder so ein ähnliches Wort." Er blickte zu Uthan und sie nickte mitfühlend. „Ein Virus, das die Leute immun gegen das Ding macht. Und diese Immunität geben sie an ihre Kinder weiter. Ich verstehe die Wissenschaft dahinter nicht, aber wir können es an alle auf Mandalore verteilen, ohne dass die Leute für ein Hypo Schlange stehen müssen und die Imperialen neugierig werden."
Shysa gab ein hmmmm-Geräusch von sich. „Ist es sicher?"
„Na ja, wir sind noch nicht tot. Man bekommt nur etwas Fieber und eine Triefnase. Aber ich wollte deinen Segen, um es zu verteilen. Wir können ja schlecht jeden um Einwilligung bitten."
„Ah ... Kal, ich hätte nie gedacht, dass ich mal den Tag erlebe, an dem du dir einen schlimmen Fall von medizinischer Ethik zuziehst, du alter shabuir."
„Wir haben einfach nur bessere Wissenschaftler als Palpatine. "
„Dann hast du also die corellianische Lotterie gewonnen. Mal wieder."
„Genau." Skirata spürte plötzlich einen Schauer über den Rücken laufen, weil er seit Tagen nicht mehr mit Jaing die Clan-Konten überprüft hatte. Die Beträge vermehrten sich wie Bakterien. Er hätte eine kleine Armee für Shysa finanzieren können. „Dergeborene Gewinner."
„Ich werde die Clans wissen lassen, dass ein kleiner Bazillus umgeht und dass er uns abhärten wird."
„Dann können wir Palpi die lange Nase zeigen, wenn er versucht, uns auszulöschen."
„Ich bin froh, dass du auf unserer Seite stehst, Kal. Du bist ein komischer und gefährlicher kleiner Kerl. Werden die Imperialen hier auch immun dadurch?"
„Ja, wenn sie mit uns zusammenkommen. Man kann nicht alles haben."
„Womit wir wieder dabei wären, sie zu erschießen, wenn sie ihr Willkommensein überziehen. Schau mal auf ein Gläschen oder zwei vorbei, Kal. Meine Tür steht dir immer offen."
Skirata beendete die Comlink-Verbindung und blickte, in der Hoffnung auf Bestätigung, zu Uthan. Sie schenkte ihm ein verwirrtes Stirnrunzeln. „Ihr Mandos seid wirklich Meister des Widerspruchs", sagte sie. „Eben noch erschießt ihr den Nächstbesten, der versucht, euch Regeln aufzuerlegen, und im nächsten Augenblick findet ihr es in Ordnung, eure gesamte Bevölkerung ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung zu infizieren."
„Verzeihen Sie mir, wenn ich sage, dass das aus Ihrem Mund aufgeblasen klingt."
„Seien wir ehrlich. Ihr seid allesamt gespaltene Persönlichkeiten. " Sie sah auf ihren Chrono und ihre Lippen bewegten sich dabei, als würde sie rechnen. „Wir sind noch ein paar Tage ansteckend, also sollten wir uns besser ranhalten. Zu schade, dass wir auf der Flucht sind. Ich hätte so gern eine Abhandlung darüber veröffentlicht."
Es war eine gute Entschuldigung, um ein paar der ad'ike nach Keldabe auszuführen. Eine gewisse Ruhelosigkeit machte sich breit, und Skirata wollte persönlich nachhaken, wer sich alles in der Stadt aufhielt. Er steckte den Kopf durch die Küchentür.
„Walon, willst du weiter schmollen oder kommst du mit uns?"
Vau wischte sich die Nase. „Na gut. Aber ein beskar'gam- Wechsel täte not. Bringt nichts, Unannehmlichkeiten herauszufordern."
Jusik, Gilamar, Vau und die Nulls holten sich andere Panzerteile aus dem Lager. Das würde ausreichen, um der Aufmerksamkeit irgendwelcher dummen Imperialen zu entgehen, die eine Liste von Mandalorianern in bes-kar'gam bestimmter Farbe führten. Die vode mussten nun nichts weiter tun, als in Tapcafs die Helme abzunehmen, wenn keine neugierigen Imperialen Augen zusahen, ein bisschen husten und so viele Oberflächen wie möglich berühren. Keldabe war ein Dreh- und Angelpunkt des Planeten. Letztlich würde sich die Infektion wie vierzig Jahre zuvor die Wirthusten-Epidemie über Reisende ausbreiten, über den Planeten und im gesamten Mandalore-System und - schließlich - in der gesamten Galaxis.
Langsam. Aber verborgen.
„Können die uns wegen Bioterrorismus anklagen?", fragte Jusik.
Skirata dachte für einen Moment an Jaller Obrim und vermisste ihre langen, weitschweifenden Diskussionen, die sie über einem Ale im Mitgliederklub der CSK geführt hatten. „Sie können uns dafür einlochen, komisch auszusehen und an einem öffentlichen Ort vorsätzlich und mit bösartiger Absicht Mandalorianer zu sein."
Vau öffnete die Luke einer alten Agrarfähre, die in einer der Scheunen untergestellt war, und winkte die anderen hinein. Ein Hauch von Roba-Mist und Stroh wehte ihnen entgegen. Mird trottete erwartungsvoll mit dem Schwanz wedelnd heran, aber Vau zeigte zurück zum Haus. „Zey, Mird'ika, bewach den jetii."
Mird trabte durch die Küchentür zurück und grummelte vor sich hin. Skirata wusste, dass das Tier Zey sogar bis in die Nasszelle verfolgen würde, bis Vau zurückkehrte und ihm sagte, es könne wegtreten.
Schade, dass die meisten vernunftbegabten Spezies nicht so clever waren.
„Wenn wir damit fertig sind, die Seuche auszubreiten, müssen wir weitermachen, die Jedi loszuwerden", sagte Skirata.
Gilamar hustete und dieses Mal lag es nicht am Virus. „Ich hatte vor, mit dir darüber zu reden, Kal. Scout möchte bleiben. Das arme Kind."
„Jede Menge Platz für Streuner." „Sie möchte als Jedi bleiben."
Skirata schnallte sich in seinem Sitz an und verbiss sich seine Reflexabsage. „Na gut. Damit ist sie nicht die Erste."
„Nein, Kal, sie will als Jedi bleiben. Keine Mando werden. Aber das geht in Ordnung. Wir haben auch togorianische Mandos, und wenn die sich einpassen können, kann Scout es auch. Es ist nur vorübergehend - sie scheint im Moment Uthan zu brauchen."
„Interessante Wahl als Mutterersatz." Skirata konnte Gilamar kaum einen Vorwurf daraus machen, der archetypische Mando-Buir für ein Kind in Not sein zu wollen. Er be-schloss, sich später den Kopf über Scout zu zerbrechen. „Hat sonst noch jemand eine Überraschung für mich?"
„Ja", sagte Jusik. „Djinn Altis. Etain war dazu eingeladen, sich mit Kad und Dar seiner Gemeinschaft anzuschließen, wenn sie Lust dazu gehabt hätte."
Es platzte aus Jusik heraus, als ob er sich von dem Wissen befreien wollte. Skirata fühlte, wie ihm das Herz von dem Gewicht des Verlusts schwer wurde.
Etain hätte die Order 66 also überleben können.
Skirata lernte erst, sich nicht in endlosen Was-wäre-Wenns zu verrennen, weil eine andere Gabelung des Weges eingeschlagen werden musste. Er konnte die Geschichte nicht ändern und er konnte auch nicht mit dem Schmerz leben, immerzu daran erinnert zu werden, dass die Dinge anders hätten ausgehen können.
Das bereitete ihm große Mühe. Und für gewöhnlich scheiterte er.
„Bard'ika", sagte er. „Falls ich dir jemals das Gefühl geben sollte, du müsstest erst den richtigen Zeitpunkt wählen, um mir etwas mitzuteilen, tut es mir leid. Du darfst mich nie wie ein rohes Ei behandeln."
Er wollte ihn damit nicht tadeln. Er fürchtete wirklich, sein Temperament könnte seine Familie so weit einschüchtern, dass sie ihm bestimmte Dinge nicht erzählten.
„Ich reiße nur nicht gern Wunden auf", erwiderte Jusik. „Altis meinte, er würde dich gerne irgendwann mal kennenlernen. "
„Ich würde ihn auch gerne treffen. Besonders, solange Niner und Dar auf ihn angesetzt sind."
„Dar spuckt immer noch Galle deswegen." Jaing klang nicht so fröhlich wie sonst. „ Er glaubt immer noch, wir wären nachsichtig mit den Jedi. Meint, wir würden unsere Prinzipien verraten."
„Ich verstehe das, Sohn. Aber im Augenblick komme ich nicht zu Dar durch, ganz gleich, was ich tue. Dazu ist er zu gekränkt." Nein, ich habe beschlossen, nett zu den aruetii zu sein, kein Mando, und er hat mir ins Gewissen geredet „Lass uns eine Hürde nach der anderen nehmen."
Die Fähre flog über vertraute Wälder und Felder hinweg und folgte dann dem Lauf des Kelita nach Keldabe. Vau stellte die Fähre nahe dem Tiermarkt ab.
„Da deine Freundin es nicht geschafft hat, Mird einen ordentlich Knochen zu besorgen, werd ich den Metzger aufsuchen", erklärte Vau. „Man darf einem Strill gegenüber nie wortbrüchig werden."
„Sie ist nicht meine Freundin", sagte Skirata. „Und Mird hat die Kekse bekommen."
Gilamar fasste ihn am Oberarm, als sie durch das Labyrinth der Gassen hinter der Oyu'baat Cantina gingen. „Das
Leben ist kurz, Kal", sagte er. „Ich weiß, deine Bedürfnisse rangieren nach den Jungs unter ferner liefen, aber du bist schon zu lange Witwer."
„Ist das jetzt Mode? Du und Uthan, Jilka und Corr..."
„Ruu und Cov."
„Was?"
„Deine eigene Tochter und du weißt nicht, was sie in ihrer freien Zeit anstellt?"
Skirata war für einen Moment benommen. Er hatte bei Ruu wirklich jede Menge nachzuholen. Mit jedem Tag fühlte er sich schlimmer, weil er sie vernachlässigte. Jetzt hatte sie einen Liebsten und er hatte es nicht einmal bemerkt.
„Bist du sicher?", fragte er. „Cov? Er ist noch ein Kind."
„Er ist knapp siebenundzwanzig. Ruu ist um die sechsunddreißig. In acht Jahren oder so werden sie im gleichen Alter sein. Dann wird er schneller älter werden als sie."
Skirata musste nicht daran erinnert werden, dass den Klonen die Zeit davonlief und dass für ihn persönlich an erster Stelle stand, das zu richten. Doch Gilamars nüchterne Analyse in Bezug auf seine Tochter schlug ihn wirklich vor den Kopf. Wenn er wieder zurück nach Kyrimorut kam, würde er alles tun, was nötig war, um diese Gen-Therapie aus Uthan herauszuholen.
Die Gruppe teilte sich auf, sehr beiläufig, sehr willkürlich. Ordo ging mit Gilamar. Skirata musste nun seine bizarre Mission ausführen. Er musste sich die Lunge aus dem Hals husten und so vielen Mando'ade eine sanfte Dosis des genetisch modifizierten Rhinacyria verabreichen, wie er nur konnte. An den beiden Markttagen der Woche platzte die Stadt vor Käufern, Säufern und Schlägern. Also nahm Skirata seinen Helm ab, um sein virulentes Geschenk zu verteilen.
Sollten sich irgendwelche Imperialen in die Stadt wagen, würden sie ihn nicht finden. Skirata war aus der Übung, aber er konnte immer noch einfach so verschwinden, indem er seine Körpersprache veränderte und zu einem dürren, alten Männlein wurde, von dem niemand Notiz nahm, solange er es nicht wollte. Es war das Geschick eines Attentäters. Und das eines Diebes.
Es war Jahre her, dass Skirata irgendwo hingegangen war, ohne etwas zu tun zu haben, außer herumzulungern, und er war nicht besonders gut im Nichtstun. Er kehrte in jedem Tapcaf entlang der Chortav Meshurkaane ein, gönnte sich einen Becher shig und schlenderte dann an den Marktständen entlang, welche die Gasse säumten. An einem Ende gab es Lederwaren, von Handschuhen und Gürteln bis zu Kamas, und am anderen kostbare Metalle und Edelsteine. Irgendwo in der Mitte trafen sich die beiden Gewerbe. Gilamar hatte recht. Er musste klarstellen, wie er zu Ny stand. Der ganze Clan war davon betroffen.
Skirata besah sich die Edelsteine und überlegte, was wohl ein angemessenes Verlobungsgeschenk für einen Mann wäre, dessen Bankkonto mehr Nullen aufwies, als er zählen konnte. Es war nicht sein persönliches Vermögen. Es war der Fond der Klone. Trotzdem hatte er Zugriff auf mehr Credits, als er jemals ausgeben konnte.
Ah, shab. Er wusste nicht einmal, was Ny gefiel. Er würde auch etwas für Ruu kaufen, denn er hatte seinem kleinen Mädchen schon seit Jahren kein Geschenk mehr gegeben - ein persönliches Geschenk, keine Geldzuwendungen an ihre Mutter. Er setzte seinen Helm wieder auf, beruhigt von dem sofortigen Zugriff auf Comms und Daten, und brachte seinen Virus tiefer in die Stadt hinein.
Die Meshurkaane öffnete sich an ihrem Ende zu einem alten, gepflasterten Platz hin. An diesen grenzte auch das Oyu'baat und heute stand es voller Essensstände. Ein paar Sturmtruppen marschierten die Gassen auf und ab. Skirata war sich nicht sicher, ob sie patrouillierten - wieso sollten sie? - oder ob sie nur auf Erkundungstourwaren. Vielleicht hatte die Imperiale Armee eine Lektion gelernt und verstanden, dass Männer auch einmal eine Auszeit und Raum zum Atmen brauchten.
Imperium hin oder her, als unterbewusste Reaktion auf die weißen Plastoid-Rüstungen sah er sie als seine Jungs an. Unter ihren Helmen würden sie wie seine Jungs aussehen. Aber sie waren es nicht. Wenn sie ihre Arbeit richtig machten, würden sie diesen abgerissenen, kleinen shabuir mit den Identifizierungsbildern auf ihren HUDs vergleichen, das Todesurteil von Palpatine persönlich lesen und ihn festnehmen. Dreizehn Jahre konstanter, schlafloser Hingabe für die Befreiung ihrer Sklavenarmee waren naas wert.
Anstatt sich umzudrehen und wieder die Meshurkane zurückzugehen, ging Skirata schnurstracks weiter und langsam an ihnen vorbei. Er blieb sogar stehen, um ein Päckchen gewürztes Lederfleisch zu kaufen. Er bemerkte keine Reaktion bei den Sturmies. Sie schauten weiter stur geradeaus. Andererseits wusste er, dass sich unter diesen Helmen alles Mögliche abspielen konnte und sie ihn vielleicht direkt anstarrten.
Er ging weiter. Sie würden sowieso nach einer sandgoldenen Rüstung mit roten Siegeln Ausschau halten und nicht nach dieser dunkelgrünen. Als er die andere Seite des Platzes erreichte, lehnte er sich an das Geländer und sah zu, wie der Kelita in der Tiefe über die Granitfelsen stürzte, und packte das Lederfleisch aus. Eine weitere tolle Sache an seinem buy'ce, dem charakteristischen mandaloriani-schen Helm, waren die Funktionen des Visors, die nicht nur alternden Augen scharfe Sicht in Infrarot, Restlicht und UV boten, sondern auch das ärgerliche Kleingedruckte auf Lebensmittelpackungen vergrößern konnten.
Mit seiner Weitsicht war jedoch alles in Ordnung. Als er sich umdrehte, stach ihm etwas ins Auge, wie es vertraute Dinge gerne tun. Es war aus dem Zeitrahmen und dem Kontext gerissen, etwas, das sein Gedächtnis anspringen ließ, aber er brauchte ein paar Sekunden, um es mit einer bestimmten Erinnerung zu verknüpfen.
Eine Frau in gelb-grauer Rüstung schritt über den Platz. Ihr lederner Kama schwang im Gehen und sie wurde von einem Mann in Rot-Schwarz begleitet. An einem bestimmten Ort hatte er knapp acht Jahre lang fast jeden Tag diese Farben gesehen und dieser Ort hieß Tipoca City.
Ordo hatte ihn gewarnt. Es waren Isabet Reau und Dred Priest.
Wenn Gilamar sie sah, würde es Ärger geben. Er verabscheute sie mit Inbrunst. Falls irgendwer annahm, Jango Fetts handverlesenes Expertenteam für Spezialeinheiten wäre eine glückliche Einheit gewesen, dann hätte er dringend Unterricht darin gebraucht, was es bedeutete, für unbestimmte Zeit mit Leuten, die man vom ersten Moment an hasste, auf Kamino gestrandet zu sein, ohne eine Möglichkeit, sich ihnen zu entziehen.
Priest hatte in einem der abgelegenen Wartungsbereiche der Stelzenstadt einen Kampfverein geführt. Er war ein kranker shabuir. Er hatte Spaß am Anblick von Männern, die sich bei Faustkämpfen erheblichen Schaden zufügten, und das konnte wirklich niemand gebrauchen, wenn es darum ging, junge Burschen für Waffengefechte auszubilden. Seine Freundin Reau war noch schlimmer und ritt ständig darauf herum, den Glanz des mandalorianischen Imperiums durch den eisernen Willen der Krieger wiederauferstehen zu lassen.
Skirata war Feuer und Flamme dafür, dass Mando'ade die osik aus jedem herausprügelten, der ihnen querkam. Das bedeutete nicht, dass aruetiise minderwertige Spezies waren. Nur Feinde. Jedoch Reau und Priest glaubten wirklich, die starke regierende Hand eines Herrenstaates zu brauchen.
„Kal?" Vaus Stimme flüsterte über das Audiosystem seines Helms. „Ich kann dich sehen. Siehst du, was da auf dich zukommt."
„Ja. Wo ist Mij?"
„Ordo ist bei ihm. Ist schon gut. Aber hast du sie gesehen?" „Ja. Wirst du jetzt auch noch taub, Walon? Direkt vor mir, auf Kollisionskurs." „Na, dann schau genauer hin."
Skirata bezweifelte, dass sie ihn erkennen würden. Es war über drei Jahre her, dass er die gleiche Luft wie die beiden hatte einatmen müssen, und er hatte inzwischen sein unverwechselbares Hinken verloren. Seine einzige Sorge bestand darin, dem Drang nicht widerstehen zu können, endlich sein dreischneidiges Messer in die Stelle an Priests Körper zu rammen, wo es am meisten Schaden anrichtete.
Allerdings hatte er schon auf Kamino jede Menge Gelegenheiten dazu gehabt, da die Kaminoaner die Cuy'val Dar fürchteten und sie ihre Angelegenheiten selbst regeln ließen. Ein gesetzloser Ort. Und trotzdem hatte er es nicht getan.
Gilamar hatte Priest jedoch einmal bewusstlos geschlagen. Es gefiel ihm nicht, wenn junge Commandos auf einem Auge blind zum Training erschienen oder mit Gehirnblutungen zusammenbrachen. Nachdem er Dred Priest eine gehörige Abreibung verpasst hatte; machte der Kampfverein endgültig zu.
Skirata war nun ungefähr fünf oder sechs Meter von Priest und Reau entfernt. Wenn sie während des Krieges hier gewesen wären, hätte er davon gewusst. Es war eine sehr kleine Stadt auf einem Planeten von nur vier Millionen Bewohnern. Sie waren mit den Imperialen zurückgekommen.
Wir sind Söldner. Fachkräfte. Keine große Sache. Aber diese beiden ...
Skirata kam immer noch nicht darauf, was er nach Vaus Beharren hätte sehen sollen. Erst als sich Reau ein Stück nach links drehte, konnte er die gesamte Oberfläche ihres
Schulterpanzers sehen und das dunkelblaue Emblem darauf.
Zuerst glaubte er, es sei ein stilisierter jai'galaar, die Klauen ausgestreckt und die Flügel halb zurückgelegt, um auf seine Beute herabzustoßen, sodass sich eine vage W-Form daraus ergab. Aber das war es nicht. Und er hatte keine Ahnung, wie die Frau es damit durch Keldabe geschafft hatte, ohne nicht wenigstens einen Schlag ins Gesicht zu ernten.
Shab, Priest trug ebenfalls ein solches Emblem auf der Schulter.
Wusste denn sonst niemand, was das war?
Skirata war jetzt auf gleicher Höhe mit ihnen und wurde von der Menge gezwungen, an dem Stand mit Roba-Pasteten stehen zu bleiben. Er starrte direkt auf Reaus Schulterpanzer.
Es war nicht das gleiche Emblem wie das der Death Watch, aber es ähnelte ihm genug, um den Reflex, zuzuschlagen, auszulösen. Es sah aus wie die zerklüftete, stilisierte Silhouette eines Kreischfalkens in dunkelblauer Farbe. Dred und Reau bewegten sich an ihm vorbei und verschwanden in der Menge.
Skirata ging aufgewühlt ebenfalls einfach weiter. Vau holte ihn ein und zusammen machten sie sich schweigend auf zum Oyu'baat. Sie sprachen kein Wort, bevor sie drinnen waren, sich nach Imperialen umgesehen hatten und ihre Helme abnahmen.
Der Barkeeper warf ihnen einen müden Blick zu und servierte ihnen zwei Krüge net'ra gal.
„Ich hab's euch ja gesagt - wir haben die Garnison aufgefordert, hier nicht reinzukommen." Die dünne Krone goldgelben Schaums legte sich auf die schwarze Flüssigkeit wie ein Teppich Teichgerste. „Ich würde die Hälfte meiner Kundschaft verlieren, wenn hier niemand mehr seinen buy'ce abnehmen könnte, ohne verhaftet zu werden."
Skirata bemerkte, dass sein Fahndungsbild immer noch auf der Kopfgeldliste hinter der Bar hing, zusammen mit denen von allen anderen. Das Plakat war mit irgendwelchen nicht identifizierbaren dunklen Spritzern überzogen, die vielleicht Blut oder auch nur Bratensaft hätten sein können. Irgendein Witzbold hatte spitze Schutta-Fangzähne auf sein Bild gemalt. Vau und Skirata nahmen ihr Ale und suchten sich ein gemütliches Eckchen neben einer lärmenden Heißlufteinheit. Hier beugten sie sich über ihre Krüge und versuchten ihre Stimmen gedämpft zu halten.
„Nun?", sagte Vau. „Ich weiß, wofür ich das halte."
„Und ich auch. Aber ansonsten scheint es niemand bemerkt zu haben."
„Wann hat hier jemand zum letzten Mal die Death Watch gesehen? Muss fast dreißig Jahre her sein. Einfach das Abzeichen anpassen, von dunkelrot zu dunkelblau, und bitteschön. So ein schicker Imbissladen hatte mal ein Symbol verwendet, das exakt so aussah wie der geflügelte Kreis der Guuko Partei des Reinen Lichts, und niemand unter fünfzig ist auf die Idee gekommen, es könne damit etwas nicht in Ordnung sein. Die Leute vergessen und den Kindern wird nichts beigebracht. So können sich diese hut'uune neu erfinden."
Skirata schloss für eine Sekunde die Augen, um sich das Symbol wieder ins Gedächtnis zu rufen. Es hatte eindeutig die Form eines W. Ältere Maridos reagierten auf das Death Waten-Emblem genauso wie die Guuko auf den Kreis des Reinen Lichts reagierten, der für die Guukosi, die sich noch an die Invasion erinnern konnten, für Völkermord stand.
„Vielleicht wird unser Urteilsvermögen vom Charakter der beiden betreffenden hut'uune getrübt", meinte Skira-ta, während ihm gleichzeitig klar wurde, dass er nach Strohhalmen griff.
„Red keine osik. Das ist nicht der Zeitpunkt im Leben, an dem man plötzlich Zweifel für die Angeklagten entdeckt." Vau beugte sich weiter über den Tisch, sodass er fast Nase an Nase mit Skirata saß. „Es ist mir egal, ob sie sich beim Imperium einschmeicheln oder bei den Heiligen Kindern von Asrat. Es ist nicht der Umgang, den sie pflegen. Es ist das, was sie sind. Kein wahrer Mandalorianer kann Seite an Seite mit der Death Watch leben."
Skirata fragte sich, wie viele Mando'ade einen Mottfurz auf den Machtkampf zwischen Jaster Mereel und der Death Watch gegeben hatten. Die Mandalorianer, die nicht auf dem Planeten lebten, hatte es nicht tangiert. Wahrscheinlich hatte es auch nicht mal die meisten derer tangiert, die im Mandalore-Sektor lebten. Es hatte sich zwischen zwei Lagern abgespielt, zwischen zwei relativ kleinen Splittergruppen. Aber es hatte das Mark der hauptberuflichen Armee und der führenden Clans verschlungen und war zu einem Kampf um das Herz Man-da'yaims ausgeartet. Das hieß: Um die eigentliche Kultur und darum, wie sich Mandalore für zukünftige Generationen gestalten würde. Die Death Watch repräsentierte den schlimmsten Exzess eines uralten, mandalorianischen Reichs.
Sie sind verdorben bis ins Mark. Sie sind gefährlich.
Skirata wusste, dass mit ihnen keine Kompromisse geschlossen werden konnten. Er konnte vernünftig darüber reflektieren, wie töricht der Versuch war, alte Imperien wiederauferstehen zu lassen, aber letzten Endes war es ein reines Bauchgefühl, so wie die reflexartige Abscheu beim
Anblick einer verwesenden Leiche. Es war ihm unmöglich, in der Death Watch nicht etwas Ekeliges zu sehen.
„Als ob wir nicht schon genug Ärger am Hals hätten", sagte Skirata. „Also, wen nehmen wir uns zuerst vor?"
Vaus hageres Gesicht ließ jeden zuckenden Muskel erkennen. Er war nicht einfach nur wütend. Er war besessen. Skirata wusste, dass diese Besessenheit von seinen Schuldgefühlen geschürt wurde, weil er Jango Fett bei der Schlacht von Galidraan nicht zur Seite gestanden hatte.
„Wir haben seit Jahrtausenden keinen Expansionskrieg mehr geführt", sagte Vau. „Es geht uns strikt um die Verteidigung der Heimat und das Söldnertum. Was immer die Death Watch im Schilde führt, es wird uns stets in jede Art Krieg ziehen, die wir nicht gewinnen können."
Die Death Watch war auseinandergelaufen, nachdem Fett sie schließlich besiegt hatte. Aber sie besaßen genügend mandalorianischen Geist, um eine Sache zu garantieren: Sie wussten um die strategische Bedeutung des ba'slan shev'la. Und das bedeutete, sie würden eines Tages zurückkehren.
Dieser Tag würde schon sehr bald kommen.
Keldabe, einen halben Kilometer von Oyu'baat entfernt
„Ich hoffe, Mereel bringt Bard'ika nicht auf irgendeine schiefe Bahn." Ordo sah auf seinen Chrono und versuchte nachzurechnen, wo in der Stadt sie sich im Augenblick aufhalten könnten. „Corr war eher der häusliche Typ, bevor Mer'ika ihn in die Finger bekommen hat."
Gilamar ließ sich von dem Geplauder jedoch nicht ablenken. Er schlenderte nicht herum, um sein Virus sorgsam zu verteilen, sondern preschte geradezu mit vorgestrecktem Kopf voraus wie ein Jagd-Strill auf einer Fährte. Ordo wusste, was ihm durch den Kopf ging: Isabet Reau und Dred Priest.
„Kal'buir hätte dir nicht über Comm Bescheid geben sollen", meinte Ordo.
Gilamar schüttelte den Kopf. „Ich wusste, dass sie hier sind. Es war nur eine Frage der Zeit."
„Ich meinte, wegen der Death Watch-Sache."
„Das", sagte Gilamar, „bringt mich nur dazu, sie zwei Mal umlegen zu wollen."
Ordo grübelte, wie streng er Gilamar in den Schwitzkasten nehmen konnte, um einen Kampf zu unterbinden, ohne dem Mann dabei Schaden zuzufügen. Keldabe war kein großer Ort. Die öffentlichen Räume - Marktplätze, Gassen voller Läden, die etablierten Cantinas - befanden sich alle in einen kleinen Sektor gedrängt und an einem geschäftigen Tag wie heute schien die gesamte Bevölkerung hier herumzustromern, als würden es alle drauf anlegen, Leute zu treffen, die sie kannten. Aber Gilamar war ein Profi, ein Mann, der es gewohnt war, unauffällig zu bleiben. Er würde keine Schlägerei anfangen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
„Also, wo hat die Death Watch über all die Jahre gesteckt?", fragte Ordo.
„Kommt drauf an, wen du fragst." Gilamar verfolgte die Angelegenheit offenbar, und das an sich war schon besorgniserregend. „Überall auf jedem zweiten Planeten vom Äußeren Rand bis Endor. Oder Händchen haltend mit der Schwarzen Sonne oder irgendeinem anderen Verbrechersyndikat, das sie bezahlt."
Ordo versuchte ihn zu besänftigen. „Lass uns einen Unterschied machen zwischen dem unauffälligen Tragen eines Abzeichens, um vor ihren kriminellen Kumpels härter dazustehen, und der echten
Death Watch. Wenn irgendwer den Pseudo-Gangster spielt, ist das nicht unser Problem."
„Aber wenn irgendwer Mandalore und seine Kultur verändern will, um galaktische Herrschaft zu erlangen - dann ist das sehr wohl unser Problem. Du kennst Priest, Ordo. Du weißt, wie er ist. Und so sind sie alle. Allesamt. Frag Arla."
Gilamars Entschluss, die Rebellion gegen Palpatine den galaktischen Ideologen und Brandstiftern zu überlassen, schien von einem spontanen Drang weggefegt zu sein, einen gleichermaßen gefährlichen Kampf gegen andere Mandalorianer zu beginnen. Ordo schaute in jedes unbehelmte Gesicht, an dem er vorüberging, in der Hoffnung, ein Bekanntes zu entdecken, bevor Gilamar es tat.
„Ich verstehe immer noch nicht, was die Death Watch davon hätte, sich auf Palpatines Seite zu stellen", sagte Ordo. „Wenn sie das Mando-Imperium wiederherstellen wollen, ist er genau die falsche Adresse für Herrschaftsbeteiligung. "
„Vielleicht konzessioniert er ja Diktaturen. Die Death Watch bekommt von ihm die Lizenz, den Ort im Auge zu behalten."
„Das würde ihnen nicht reichen."
„Nein, nicht wenn sie immer noch Viszlas Parteilinie folgen."
„Was hat Jango sich dabei gedacht, sie zu rekrutieren? Er hatte mehr als jeder andere Grund, die Death Watch zu hassen."
„Priest und Reau besaßen nicht gerade Mitgliedsausweise. Jango glaubte, sie würden nur daherreden. Ihm ging es nur um Ergebnisse."
Also trafen selbst Legenden falsche Entscheidungen. Ordo fand das auf seltsame Weise tröstlich. Gilamar nahm im Gehen seinen Helm ab und setzte einen Sonnenvisor auf. Zusammen mit dem Kopftuch, das er sich fest über sein Haar gebunden hatte, verlieh der Visor Gilamar eine gewisse Anonymität in der Menge und seine gebrochene Nase fiel in Keldabe auch nicht so sehr auf wie auf Corus-cant. Hier besaßen viele Leute eine-einschließlich der Frauen.
Ich komme mir vor, als würde ich schmoren. Dieses Fieber geht hoffentlich so schnell wieder vorbei, wie Uthan gesagt hat.
Ordo konnte immer noch gebratenes Essen riechen, ganz gleich, wie sehr seine Nase lief. Er öffnete den Filter seines Helms und sog den Duft tief ein. Gilamar, der ein, zwei Schritte vor ihm ging, wurde von dem Gedränge aufgehalten, das zunahm, je näher sie dem Marktplatz kamen.
„Ich bin froh, wenn das vorbei ist." Gilamars Stimme kratzte. „Ich fühle mich ausgelatscht wie alte Stiefel. Qail kann mir einen hübschen Becher shig machen, wenn wir nach Hause kommen, vielleicht mit einem Spritzer tihaar drin."
„Wir sind eisenhart", sagte Ordo. „Nicht?"
Erwünschte, der Tag würde ohne Zwischenfall vorübergehen. Nur noch um ein paar Ecken um den Block und dann würden sie sich mit den anderen im Oyu'baat treffen, danach zurück nach Kyrimorut, Arbeit erledigt, Bevölkerung immunisiert. Das nächste Problem wartete bereits darauf, gelöst zu werden: Die Erinnerungen ihrer Jedi-Gäste auszulöschen, bevor man sie in Altis' Obhut übergab.
Ordo entdeckte bei den Ständen ein paar Sachen, die Besany vielleicht gefielen - ein anständiges Fleischermesser, ein weinroter Glasflakon mit Parfüm -, und er blieb stehen, um sie sich genauer anzusehen. Gilamars Blick suchte die Menge ab, wirkte dabei aber völlig zwanglos. Die Sturmtruppen waren verschwunden. Ordo bezahlte für das Messer und das Parfüm und meldete sich dann routinemäßig über Comm bei Jusik.
„Wie läuft's denn so, Bard'ika?", fragte er.
„Mereel hat eben eine neue Frau kennengelernt. Ich bin sicher, sie wird schon bald husten und niesen."
Ordo wollte es Mereel nicht neiden, jede Chance zu ergreifen, sich jung und sorglos zu geben, aber er wollte ihm auch sagen, dass er mit seinem Kopf bei der Arbeit bleiben sollte. „Langsam kann man den Jungen wirklich nicht nennen."
„Wo liegt das Problem? Ich kann jede Menge Angst in der Luft spüren."
Ordo neigte noch immer dazu, zu vergessen, dass Jusik Dinge fühlen könnte.
„Oh, Priest und diese verrückte Frau sind in der Stadt und Kal'buir meinte, sie würden Death Watch-Zeichen oder so was tragen."„Das erklärt, was ich spüre."
„Wir sehen uns. Pass auf, dass Mereel sich nicht verausgabt."
Ordo beendete die Verbindung und drehte sich um, damit er den Witz mit Gilamar teilen konnte. Er hatte ihn nur für ein paar Sekunden aus den Augen gelassen. Ganz kurz hatte er ihn in dem Meer aus Einkäufern verloren, dann entdeckte er das braune Kopftuch und begriff, dass Gila-mar schon ein paar Meter weitergegangen war. Er stand an der Ecke zu einer Gasse, die zu einer steilen Treppe abfiel, die zum Fluss hin unterführte.
Ich bleibe besser bei ihm. Man kann nicht vorsichtig genug sein.
Ordo drängte sich durch die Menge und streckte die Hand aus, um Gilamar auf die Schulter zu tippen. Gilamar drehte sich langsam um, aber nicht in Ordos Richtung. Er wirkte, als hätte ihn jemand gerufen und er wäre nicht sicher, ob es eine gute Idee wäre, zu reagieren.
„Klasse, dich hier zu sehen", sagte eine Stimme, die Ordo seit Jahren nicht mehr gehört hatte.
Als Ordo Gilamar erreichte, konnte er Dred Priest fast Auge in Auge mit ihm sehen und er wusste, dass er einschreiten musste.
Komm schon, Mij, udesii. Ganz ruhig bleiben. Nur keinen Aufstand machen.
Ordo sah, wie sich Gilamar buchstäblich am Riemen riss und sich alle Mühe gab, weiterzugehen und seine Wut für später aufzuheben. Aber es war schon zu spät. Priest hatte ihn in die Enge getrieben. In der dicht gedrängten Menge gab es keinen Ausweg. Gilamar blieb standhaft.
„Die Welt ist klein", murmelte er.
Priest nahm seinen Helm ab. Kal'buir hatte ihn mit der Art Gesicht beschrieben, in das er den ganzen Tag lang reinschlagen konnte. Es war der schmale, schiefe Mund, der diesen Effekt hervorrief. Von Reau war keine Spur zu sehen. Sie war nicht gerade ein Kunstwerk.
„Du hast noch nie zu der Sorte gehört, die was auf Fahndungslisten gibt, nicht wahr?", sagte Priest. „Ist lange her." Er blickte zu Ordo. „Wer ist das?"
„Mein Neffe", sagte Gilamar. Ordo nahm das als Wink, den Mund zu halten und Priest keinen Hinweis darauf zu geben, wer sich unter dem Helm verbarg. „Ich würde ja gern sagen, dass ich dich vermisst habe, aber du weißt, es wäre gelogen. Also... arbeitest du für das Imperium?"
Das Emblem auf Priests Schulterpanzer sah tatsächlich wie das alte Death Watch-Abzeichen aus. Selbst Ordo erkannte es und er hatte nicht mit ihm als Schreckgespenst gelebt wie Gilamar und die anderen. Er behielt seine Arme unten, achtete aber darauf, dass die Vibroklinge in seinem Panzerhandschuh bereit war, hervorzustoßen. Gilamar behielt seine Daumen immer noch trügerisch gelassen in seinen Gürtel gehakt.
„Du weist ja, wie ich auf Gewinnertypen stehe", sagte Priest.
Gilamar starrte gezielt auf Priests Emblem. „Interessante Lackierung."
„Ist das eine Frage?"
„War das eine Antwort?"
„Kein böses Blut wegen der Senge, die du mir verpasst hast."„Na toll."
„Und falls du dir Sorgen darüber machen solltest, ob ich dich an die Garnison ausliefere, da habe ich Dringenderes zu erledigen." Priest sah sich um. Vielleicht suchte er nach Reau. „Die Zeiten ändern sich. Suchst du Arbeit?"
Gilamar erstarrte. Ordo glaubte, er würde sich für einen Hieb stärken. „Nicht bei der Death Watch, hut'uun."
„Die Dinge haben sich seit Vizsla verändert." Priest nahm diese höchste Beleidigung gelassen hin. „Die Galaxis ist ein anderer Ort. Mandalorianer müssen besser auf sich aufpassen. Nicht nur Krümel auflesen wie diese Versager hier."
Jetzt, da Priest Gilamar identifiziert hatte, konnte Ordo nicht einfach davongehen. Eine Menge Leute wusste, dass
Skirata und sein Clan wieder irgendwo auf Mandalore waren, und auch wenn ein paar für die Garnison arbeiteten, machte sie das noch nicht zu Sympathisanten des Imperiums. Priest war jedoch anders, eigentlich sogar schon ein Feind. Es war unmöglich, vorauszusehen, was er tun würde.
„Also - neue Death Watch?", sagte Gilamar ruhig. Seine Stimme klang gefasst, als hätte er plötzlich die Vergangenheit und jeden Schlag, den er Priest je verpasst hatte, vergessen. „Neue Politik?" Dann sah er sich um, als würde er nach Lauschern Ausschau halten. „Davon solltest du mir besser erzählen."
Gilamar drehte sich um und bedeutete Priest mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen. Ordo verstand den Wink sofort und schloss hinter ihnen auf. Gilamar ging voran die Gasse hinunter. Sie wurde steiler und verwandelte sich in gepflasterte Stufen, die auf Höhe des Flusses endeten, verlassen und feucht von der Gischt. Sie wurde einfach zu einer Sackgasse, die einmal ein Schleusentor oder so etwas gewesen sein mochte, aber das Tor existierte längst nicht mehr und der Torbogen, der in das harte Granitfundament Keldabes gehauen war, wurde nun von einem metallenen Sicherheitsgeländer versperrt. Schäumendes, brodelndes weißes Wasser strömte unter ihnen vorbei, hallte unter dem Boden wider und tauchte die Mauern in einen steten
Nebel. Dunkelgrünes Farngras spross aus den Mauerritzen. Es war die Art heimlicher Ort, an dem man sich an das Geländer lehnen und über dem tosenden Fluss in Gedanken verlieren konnte, eine Liebschaft treffen oder sich einfach nur verstecken.
Es war ein idealer Ort, um über die Death Watch zu reden, ohne dass jemand mithörte. Ordo hatte jedoch keine Ahnung, was Gilamar vor hatte.
Er wird Priest ausquetschen. Doppelagenten-Nummer. Ich hoffe, er weiß, was er tut
Gilamar streckte eine Hand aus, um sich gegen die Mauer zu stützen, was für jeden, der ihn nicht kannte, entspannt ausgesehen hätte. Ordo trat etwas zurück, bereit zu tun, was immer nötig sein sollte. Priest blickte immer wieder zu ihm hinüber. Offenbar hielt er ihn für einen angeheuerten Schläger, der ihm eine verpassen würde, wenn er aus der Reihe tanzte.
„Ich habe dich nie sonderlich gemocht, Dred", sagte Gilamar. „Oder diese chakaar von einer Freundin, mit der du rumziehst. Also, was könnte ich wohl für dich tun?"
„Das Gleiche wie immer. Du bist entweder für uns oder gegen uns."
„Und uns sind..."
„Lorka Gedyc hat große Pläne für uns. Vergiss deine kleinkarierten, persönlichen Kabbeleien mit dem aruetyc
Imperium und fang an, über dein rechtmäßiges Erbe nachzudenken. Wir waren nicht immer die Latrinenputzer der aruetiise. Wir haben das beskar - und wir können es einsetzen. "
„Sag es."
„Was sagen?"
„Nennt ihr euch immer noch die Death Watch oder habt ihr euch einen Profilberater gesucht, um einen schmissigen neuen Namen zu bekommen?"
Gilamar schaute Priest direkt in die Augen und verlieh seinem Blick gerade genügend Feindseligkeit, um überzeugend zu wirken. Ordo hatte richtig geraten. Er hoffte bloß, Mij'ika würde wissen, wie weit er diese Nummer treiben konnte.
„Wir schämen uns für nichts. Death Watch ist richtig."
„Also, wie wollt ihr euer neues mandalorianisches Imperium aufbauen?", fragte er. „Von euch Gesindel kann's nicht mehr als ein paar Tausend geben, maximal. Und dieses Mal werdet ihr nicht gegen kleine Mädchen antreten."
„Über Truppenstärke kann ich dir nichts verraten." Priest schüttelte den Kopf. Gilamar brachte nicht seine gewöhnliche Ablehnung darüber zum Ausdruck, dass die Death Watch das Wort Truppen benutzte statt Verbrecher. „Immer noch genauso scheinheilig wie eh und je, Mij."
Gilamar hielt kurz inne, dann stieß er sich von der Wand ab, um aufrecht vor Priest zu stehen. Ordo machte sich auf Ärger gefasst und behielt Priests geholsterten Blaster im Auge. Seine Hand wanderte einen besorgniserregenden Millimeter zu nah an die Waffe heran.
„Genau", sagte Gilamar. „Irgendwie kann ich die jungen Burschen auf Kamino nicht vergessen, die ich zusammenflicken durfte, nachdem sie aus deinem Kampfklub kamen. Und diejenigen, die es nicht schafften."
„Die Starken überleben, die Schwachen sterben. So funktioniert die Galaxis nun mal. Der Tag, an dem wir das vergaßen, war der Tag, an dem wir jedermanns Lakaien wurden. "
Gilamar schaute einen Augenblick auf den Boden. Der Fluss toste so laut, dass sie so nahe wie Freunde beieinanderstehen mussten, um sich hören zu können. Gilamar ließ die Schultern hängen, als würde er seufzen.
„Es geht nicht um Rache", sagte er. „Es muss einfach getan werden."
Ordo war schnell. Aber er war nicht schnell genug. Gilamar ging blitzartig in die Hocke, zog ein Messer aus seinem Gürtel und rammte es Priest in den Unterleib, bevor Ordo auch nur einatmen konnte. Priest riss schockiert die Augen auf, torkelte zurück und prallte gegen das schlüpfrige Gemäuer. Einen Herzschlag lang rätselte Ordo noch, wie Gilamar es schaffen konnte, das Messer durch Priest Rüstung zu bohren, doch dann sah er Blut, spritzendes Blut, arterielles
Blut, und wusste, dass Gilamar mit chirurgischer Präzision in die Lücke zwischen den Panzerplatten an der Hüfte gestochen hatte. Er hatte die Oberschenkelschlagader durchtrennt.
Priest hatte nur noch Augenblicke zu leben. In wenigen Minuten wäre er verblutet
„Oh ... oh ... du Dreckskerl..." Priests Stimme hatte sich auf einmal zu einem völlig überraschten, zitternden Kreischen verwandelt. Er sackte am Fuße der Mauer zusammen und versuchte, die Blutung mit den Händen zu stillen, aber er war bereits zu schwach, um genügend Druck ausüben zu können. „Du... du... warum?"
„Würde zu lange dauern, das jetzt aufzulisten." Gilamar sah ihm einfach zu. Diese Seite hatte Ordo an dem Doktor noch nicht gesehen. „Aber ich kann dich aus so vielen, vielen Gründen nicht am Leben lassen."
„Isabet? Issi? Hilf mir... hilf mir ..."
Reau würde ihn nicht hören. Bei dem Lärm, den das Wasser verursachte, würde ihn niemand hören. Gleich hätten sie eine Leiche am Hals. Ordo musste überlegen, was als Nächstes zu tun wäre.
„Shab, Mij, musste das sein?", fragte er.
„Ja." Gilamar kniete sich hin und sah Priest in die Augen. „Ich kann nicht zulassen, dass eure Sorte nach Mandalore zurückkommt. Das weißt du doch, oder? Und es ist das Mindeste, was ich Jango schulde. Und all diesen Jungs, die du zu deinem Vergnügen zerbrochen hast."
Priest keuchte jetzt abgehackt, halb bewusstlos. Und alles, was er von sich geben konnte, war ein tierisches Geräusch, das zu einem Nichts verklang. Eine schreckliche Menge Blut sammelte sich auf dem Pflaster. Ordo schaute durch den Torbogen, um zu sehen, ob vielleicht ein Rinnsal das Wasser verfärbte, aber der aufgewühlte Schaum war so weiß wie immer.
Wie soll ich Besany sagen, dass mein erster Gedanke um die Frage kreiste, wie wir das vertuschen sollen?
Es war ein Krieg. Es spielte keine Rolle, was für ein Krieg. Und Besany hatte ihn bereits viel Schlimmeres tun sehen.
Ordo beobachtete, wie Gilamar an Priests Hals nach dem Puls fühlte, als erledigte er einen Hausbesuch. „Kal'buir wird rasen vor Wut."
„Hast du eine bessere Idee? Dieser chakaar hätte uns auch noch ausgeliefert, wenn's ihm gepasst hätte."
„Wir schmeißen die Leiche besser in den Fluss."
„Ja." Gilamar zog etwas aus seinem Gürtel und hielt es unter Priests Nase. Es sah aus wie polierter Durastahl. Die Augen des Mannes waren noch halb geöffnet. Gilamar nickte. „Er ist hin. Angenehmerer Abgang, als er verdient hat. Hilf mir, ihn reinzuschmeißen. Aber pass auf, dass du nicht das ganze Blut an deine Rüstung bekommst."
Gilamar durchsuchte Priest, nahm ihm Datapad, Com-link und Identichip ab und schnallte ihm dann einen der Schulterpanzer mit dem verhassten Death Watch-Emblem darauf ab, um ihn in seine Gürteltasche zu stecken. Das Eck unter der Granitwand war nicht einzusehen. Im Gegensatz zu Imperial City gab es auch keine Schnüffelkameras, welche die Gegend überwachten. Ordo packte Priest an Gürtel und Rückenpanzer, Gilamar schnappte sich die andere Seite und zusammen hievten sie die Leiche in die reißenden Fluten. Sie hörten es nicht einmal platschen.
„Er wird irgendwo flussabwärts angespült werden", vermutete Gilamar. „Die Stromschnellen und die Felsen werden die Leiche ein bisschen quetschen, aber hier gibt es keinen Jaller Obrim und auch keine Gerichtsmedizin der CSK, die sich darüber Sorgen machen müsste. Komm schon. Ich werde meinen Frieden mit Kai schließen."
„Wer wird wohl am lautesten schreien, wenn sie mitbekommen, dass Priest verschwunden ist?", fragte Ordo. Er suchte seine Rüstung nach Blutflecken ab, bevor er die Stufen erklomm. „Abgesehen von Reau?"
„Spielt das eine Rolle?" Gilamar säuberte sein Messer in der Gischt des Flusses und schüttelte das Wasser ab. „Wir sind sowieso alle geliefert. Lieber für ein Bantha hängen als für eine Bohrratte."
Es wurde Zeit, um aus Keldabe abzuzischen. Inzwischen hatten sie sowieso genug Leute infiziert. Und Reau - Ordo war klar, dass sie sich früher oder später um sie kümmern mussten.
Sie würde eine ganze Weile brauchen, um herauszufinden, wer Priest getötet hatte.