14.

Ein Verlobungsgeschenk sollte transportabel sein, für den Fall der Fälle leicht in Credits umzuwandeln, und es sollte, wenn getragen, den Träger nicht im Kampf behindern. Ohrringe fallen weg. Ebenso lange Ketten. Edelsteine in Ringen sollten tief eingefasst und flach sein, damit sie unter Panzerhandschuhen getragen werden können. Sie wollen mit Sicherheit nicht miterleben, wie sich ein Ring in einem beweglichen Kabel oder einem Maschinenteil verfängt.


- Kaufberatung für mandalorianische Freier von Tsabin Dril, Juwelier und Artilleriespezialist


Raumstation Coth Fuuras, Expansionsregion


Darman wusste, dass er niemandem so vertrauen konnte wie Skirata. Aber Roly Melusar war als Offizier echt in Ordnung. Er hatte gefragt, wie die Sache jetzt, da Ennen fort war, ihrer Meinung nach laufen sollte.

Ja, so hatte er es gesagt. Genau seine Worte. Wie soll die Sache jetzt laufen, Männer? Werdet ihr schon mit einem Ersatzmann für Ennen fertig oder würdet ihr lieber eine Weile als Drei-Mann-Schwadron operieren? Niemand hatte je etwas so Einfaches für sie getan, etwas so Rücksichtsvolles - außer natürlich Kal'buir.

Darman wollte noch keinen Ersatz für Ennen. Es fiel schon schwer genug, mit Rede warm zu werden. Hätte die Schwadron den Befehl bekommen, hätte er es natürlich getan, aber im Moment bereitete es weniger Schmerzen, sich an den engen Kreis zu halten, den er kannte, an die Brüder, die einen Kumpel auf besonders schreckliche Weise verloren hatten.

Niner sagte, es wäre leichter, als kleine Schwadron zu operieren, solange sie einen Frischling wie Rede in Ausbildung hatten. So frisch wirkte Rede gar nicht mehr auf Darman. Er nahm alles mit erschreckender Geschwindigkeit in sich auf und wusste mehr über sie als sie über ihn.

Rede war etwas über ein Jahr alt und hatte beinahe die gesamte Zeit in einem Reifetank verbracht. Was sollte man da schon über ihn wissen?

„Wisst ihr, was die Sache mit Ennen noch schlimmer macht?", meinte Niner, der das Kinn auf seine verschränkten Arme stützte, während er die Sicherheitsmonitore der Station betrachtete. „Nicht einfach, dass er sich umgebracht hat. Sondern dass wir nicht mit ihm zurechtkamen. Er mochte uns nicht und ich bin mir nicht sicher, ob wir ihn mochten. Ich hätte nie geglaubt, dass ich das mal sage, aber... na ja, irgendwie fühlt es sich schlimmer an, als einen Bruder zu verlieren, den man liebt."

Darman versuchte so auszusehen, als wäre er mehr an den verschiedenen Ansichten der Hauptdurchgänge der Station interessiert. Er starrte auf die Reihen der Monitore und fuhr sich mit dem Daumennagel über das Kinn. Niner fiel wahrscheinlich nicht darauf rein.

„Schuld", sagte Darman. „Die Schuld frisst dich bei lebendigem Leib."

Niner konnte es vor Rede nicht laut aussprechen, aber sie beide wussten, was Darman sich vorwarf, nicht getan zu haben. „Ich glaube nicht, dass ihn das abgehalten hätte, Dar."

Oh doch, das hätte es. Wenn Ennen gewusst hätte, dass es einen Ort gab, an den er hätte flüchten können, um sein Leben von vorn anzufangen - dann hätte er sich nicht einen Blaster in den Mund gesteckt und abgedrückt. Es war nicht nur Brys Tod, der den Ausschlag gegeben hatte. Nichts zu haben, für das es sich zu leben lohnte, war ebenfalls die Ursache.

„Was hätte ihn abgehalten?", fragte Rede.

Niner improvisierte, ohne mit der Wimper zu zucken. „ Unser Versuch, sein Corellia-Ding zu verstehen."

„Ich mochte ihn", sagte Rede. „Er war sehr nett zu mir. Ist es so problematisch, dass ihr Jungs alle verschiedene Kulturen habt?"

„Wir waren nicht alle verschieden", belehrte ihn Darman. „Die meisten von uns hatten als Ausbildungsser-geants Mandalorianer und das hat uns zu solchen gemacht. Nur ein Viertel der Commandos hatten aruetyc Sergeants."

„Ach ja, ich weiß, was das bedeutet."

Es war nicht Redes Schuld, dass er nicht Fi war oder Corr oder Atin. Darman ermahnte sich, das nicht zu vergessen. Er versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, das Erwachsenenalter ohne irgendeinen realen Kontakt zu anderen Wesen zu erreichen, alles ins Gehirn getrichtert zu bekommen, während man in irgendeiner Nährsuppe trieb. Das war Darmans Definition eines Albtraums. Er konnte gar nicht glauben, dass Rede sich unter diesen Umständen so normal verhielt.

„Sag uns, wenn du das Gefühl hast, wir würden dich ausschließen", sagte Niner. „Das wollen wir nicht."

„Ihr wart die Omega Squad, nicht wahr?"

„Ganz genau." Niner richtete sich leicht auf. Etwas hatte seine Aufmerksamkeit erregt. „Die Schwadron im

Schwachmaten-Schwarz. So haben die Deltas uns genannt."

„Was ist das für ein Gefühl, wenn eure Kameraden desertieren und euch im Stich lassen?"

Niner legte Darman schneller seine Hand auf den Arm, als Darman Luft holen konnte, um Rede eine Predigt zu erteilen. Darman verstand den Wink.

„Wir vermissen sie", sagte Darman. Aber ich werde bald mit ihnen reden. Und mit meinem Sohn. Er betete, Rede würde nichts Beleidigendes über sie sagen, damit er nicht die Geduld mit ihm verlor. „Man vermisst immer seine Brüder. Alle von ihnen"

„Dar, ich glaube, das ist unser Mann." Niner tippte mit dem Finger auf den Monitor, sprang auf und ging in den angrenzenden Kontrollraum. Eine Kolonne Droiden und drei sullustanische Wachmänner behielten die öffentlichen Bereiche der Station im Auge. „Seht ihr den Typen? Folgt ihm. Behaltet immer eine Kamera auf ihn gerichtet, dann laden wir die Bilder in unsere HUDs. Jetzt sperrt die Abflugtore ab und verriegelt die Sektionen A-Neun bis AFünfzehn. Auch die Rettungswege. Ich will, dass dieser Teil der Station absolut wasserdicht ist."

„Luftdicht", sagte einer der Wachmänner. Er ließ seinen geschulten Blick über die Massen wandern, die auf den Schirmen umherliefen. „Bei dieser Personendichte wäre das Sicherste ein Routine-Feueralarm. Dann schließen sich die inneren Schotten. Wird sowieso ein Dutzend Mal die Woche von Schiffsemissionen ausgelöst. Das System ist viel zu empfindlich. Hält alles für ein Feuer oder ein Treibstoffleck. "

„Was immer nötig ist."

„Wer ist der Kerl überhaupt?"

„Borik Yelgo. Ein Jedi-Ritter."

„Stang - bleibt uns von der Station noch was übrig, wenn ihr Typen mit dem Kampf fertig seid?"

„Wir versprechen, nicht die Außenhülle aufzureißen", erwiderte Niner. „Aber dazu müssen wir erst die Zivis aus dem Weg schaffen, ohne sie aufzuschrecken."

Das waren nicht ihre Befehle - jedenfalls nicht die von Palpatines Stab. Wenn man die Jedi erst einmal wissen ließ, dass sie sich hinter Zivilisten verstecken konnten, dass man keine Kollateralschäden riskieren wollte, dann nutzten sie das aus. Darman wusste, dass

Palpatine ausnahmsweise recht hatte. Aber Niner war dabei immer unbehaglich zumute. Die Zivilisten mussten die Jedi nur anzeigen und sich von ihnen fernhalten, wenn sie den Befehl dazu erhielten.

Und wenn die Sache erledigt ist, suche ich mir ein ruhiges Eckchen, bevor's zurück zur Basis geht, und kontaktiere Kyrimorut

Irgendwie kam er sich dabei sicherer vor, wenn er Lichtjahre von Imperial City entfernt war. Darman schwankte zwischen Nervosität und Aufregung, während er darüber nachdachte, was er sagen und mit wem er sprechen würde. Den Jedi zu schnappen, wurde dadurch auf einen unbedeutenden zweiten Platz verdrängt.

„Okay, wenn wir durch die Versorgungsgänge abkürzen, kommen wir auf der anderen Seite von Alpha-Fünfzehn raus", sagte Niner. „Dann können wir uns durch die Sektionen zurückarbeiten, während sie hinter uns die Schotten dichtmachen."

Darman schob Rede vor sich her, während sie durch den Gang des Versorgungsbereiches gingen, einer spärlich beleuchteten Schlucht polierter Durastahlwände voller Kabel, Schläuche und Rohre. Nur Anzeigelämpchen und beleuchtete Kontrolltafeln sorgten für etwas Licht. Während Darman im Laufschritt den Gang hinunterlief, sah er die Verstärkertafeln des Alarmsystems blinken. Dank des Eingreifens der Wachmannschaft der Station hatten die empfindlichen Atmosphärensensoren Partikel und lonenemissionen oberhalb eines bestimmten Wertes ermittelt, aufgrund dessen das automatisierte System alle Verkehrsbewegungen stillgelegt hatte. Es war reine Routine, so als würde man einen internen Feueralarm auslösen, indem man Brotröllchen zu lange röstete.

„Werden die Zivis nicht in einen anderen Sektor stürmen und Yelgo mit sich nehmen?", fragte Rede.

„Wir müssen ihn nur in die Enge treiben, damit er nicht in den Wartungsschächten landet", erklärte Niner. „Keine Sorge. Behalte ihn über die Übertragung auf deinem HUD im Auge. Du kannst doch laufen und gleichzeitig schauen, oder?"

„Ich arbeite dran", antwortete Rede.

Sie passierten in Minutenschnelle den Versorgungsbereich und kamen in Sektion A-15 wieder heraus. Laut Plan handelte es sich dabei um eine Passage, doch Darman fand sich auf einem weitläufigen, hell erleuchteten Platz wieder, den Läden, steuerfreie Boutiquen und Restaurants säumten. Coth Fuuras war sowohl für Passagierschiffe als auch für Frachter ein beliebter Zwischenstopp. Als das öffentliche Lautsprechersystem sie aufrief, die Sektion unverzüglich auf geordnete Weise zu räumen, konnte er anhand der unterschiedlichen Nervositätszustände erkennen, bei wem es sich um regelmäßige Besucher handelte und bei wem nicht. Die Piloten und Schauerleute in ihren schmuddeligen Overalls schlenderten dahin, schmatzten Imbisse und schlürften Caf, während die Touristen, unabhängig von der Spezies, zu traben schienen, um den Eindruck zu vermeiden, sie seien in Panik.

Etwas Schlimmeres als einen Brand konnte man sich auf einer Raumstation kaum vorstellen. Er konnte ihnen aus ihren Befürchtungen keinen Vorwurf machen. Niemand schien von den drei Com-mandos in schwarzer Rüstung Notiz zu nehmen. Vielleicht sahen die Zivis in ihnen nur weitere Leute in Uniform, die zur Feuerwehr gehörten. Es war schwer zu sagen.

„Okay, findet ihn", sagte Niner. „Ausschwärmen."

Darman behielt die Übertragung auf seinem HUD im Auge und versuchte herauszufinden, wo er sich in Relation zu den Läden befand, an denen Yelgo vorbeiging. Der Jedi -ein Mensch um die zwanzig mit einem ausgeprägten Bruch der Nase und Sommersprossen - ging wie alle anderen in flottem Schritt, ohne über die Schulter zu sehen. Das musste er schließlich auch nicht. Er konnte seine Umgebung spüren.

„Wird sich sein Sinn für Gefahr nicht melden?", fragte Rede, während er mit Darman Schritt hielt.

„Manchmal können sie die unterschiedlichen Gefahrenquellen nicht auseinanderhalten - wie auf einem Schlachtfeld." war es. Hätte Darman keinen Helm getragen, hätten sie für den Bruchteil einer Sekunde Blickkontakt gehabt.

„Hab ihn!" Darman stürmte durch die Menge. Es war besser, die Leute beiseitezuschubsen und ihnen vielleicht eine kleine Schramme zu verpassen, als sie in die Schusslinie von Blastem kommen zu lassen. „Rede, hast du ihn?"

„Ich sehe ihn."

„Hab ihn", bestätigte Niner. Plötzlich dröhnte seine Stimme aus den Lautsprechern seines Helmes. „Bewaffnete Imperiale Streitkräfte im Einsatz!

„Runter! Alle runter!"

Wie vorherzusehen, blieben fast alle stehen und legten sich hin. Die meisten Leute hier hatten einen ausufernden Krieg miterlebt. Sie wussten, was runter bedeutete. Dadurch erhielten die Commandos eine Sekunde oder zwei, während Yelgo lospreschte und alle anderen unsicher waren, wohin sie sich als Nächstes bewegen sollten. In diesen wenigen Augenblicken reagierte die Menge wie Tiere. Ähnlich einer Vogelschar, einem Schwarm Shanjiflosser, die vor der sich bewegenden Gefahr zurückwich, als hätte sie kurzerhand abgestimmt, an welcher Stelle man sich am besten nicht aufhielt, wenn die Schießerei losging.

Darman, Niner und Rede stürmten in die Lücke. Die meisten Zivilisten befanden sich hinter ihnen: Yelgo lief vor ihnen. Der einzige Ausweg, der sich ihm bot, wurde ihm jetzt von dem Sicherheitsschott abgeschnitten, das sich wie eine Guillotine aus der Decke herabsenkte. In Holovids gelang es dem Helden immer, im allerletzten Augenblick unter dem Ding hindurchzurutschen und sich zu retten. Doch das war nur Fiktion. Hierbei handelte es sich um die Realität. Der Jedi schaffte es nicht. Ein paar Meter vor dem geschlossenen Schott blieb er stehen, drehte sich zu den Commandos um und sein Blick suchte die Umgebung nach einem Ausweg ab.

Jedi waren ziemlich gut. Aber sie waren nicht so gut.

„Schon mal gesehen wie ein Akk Nerfs hütet?", fragte Niner. „Tja, genau das Gleiche."

Die Schwadron hatte Yelgo nach Akk-Art von der Herde getrennt. Seine Chancen, von der Station runterzukommen, waren hauchdünn. Für die meisten Wesen wären sie gleich null gewesen, aber dieses hier war ein Jedi und Darman nahm nichts als selbstverständlich hin.

Niner zielte mit seinem Deeze auf Yelgo. „Ich nehme an, dass du dich ergibst, nicht?"

„Würdest du?", fragte Yelgo zurück und griff nach seinem Lichtschwert. Er war ein Ritter, weit genug unten auf der Ligaliste, um in die Tot-oder-lebend-Kategorie zu fallen. Der Imperiale Geheimdienst wollte Jedi, die sich umdrehen ließen, ihr Ausdruck für Agenten, die sie durch Drohungen, Folter, Gehirnwäsche oder - nur manchmal -auch durch vernünftige Argumentation dazu überreden konnten, auf ihre Seite hinüberzuwechseln.

„Wahrscheinlich nicht", antwortete Darman. „Also, Jedi, auf die leichte oder auf die harte Tour?"

Es wäre zu schön gewesen, wenn Yelgo in sein Lichtschwert gestürzt wäre oder ein schnelles Ende durch einen Schuss aus einem Deeze hingenommen hätte. Für einen Augenblick schaute er zu Rede, als ob er in ihm das schwache Glied der Schwadron erkannt hatte. „Ihr könntet dieser Sache einfach den Rücken kehren."

„Dieses Mal nicht", sagte Darman und eröffnete das Feuer.

Yelgo blockte den Hagel aus Blitzen mit seinem Lichtschwert ab und wirbelte herum, um auch Niners Schuss abzuwehren. Dann machte er einen Satz zur Seitenwand. Kaum hatte sein Stiefel sie berührt, stieß er sich mit einem Rückwärtssalto von ihr ab, wich Rede aus, der für einen Schuss aus nächster Nähe vorrückte, und landete zehn Meter weiter wieder auf dem Boden, wie es nur ein Machtnutzer konnte. Rede wirbelte herum und schoss. Das war wahrscheinlich genau das, was Yelgo wollte: Sie dazu bringen, ihre

Magazine leer zu schießen. Die Commandos verfügten über zwanzig Sekunden Dauerfeuer, dann mussten sie nachladen. Wenn Yelgo es also zeitlich richtig abstimmte, konnte er sich die nötigen Sekunden schnappen, die er brauchte, um über sie hinwegzuspringen, die Türen mit einem Machtstoß aufzureißen und in den Eingeweiden der

Station zu verschwinden. Doch Rede hielt inne und zielte bloß.

Darman dachte an Ladehemmung, dass ihn sein Deeze im Stich lassen würde. Aber Rede wirkte nicht beunruhigt. Er behielt eindeutig nur sein Ziel im Auge. Darman und Ni-ner schlossen die entstandene Lücke, zu verwundert, um ihn anzubrüllen.

Er ist noch zu grün. Ergeht noch drauf. Idiot. Dummer Junge.

„Rede!", bellte Niner. „Beweg dich!"

Rede machte einen Satz hinter Yelgo, und gerade als Niner die Muni ausging, eröffnete er wieder das Feuer. Der Junge war also doch nicht so dumm. Yelgo war immer noch gezwungen, zwei Feuerstöße abzuwehren. Wäre er ein gewöhnliches Wesen gewesen, hätte einer von ihnen früher oder später einen Schuss an seiner Klinge vorbeigetroffen und ihn erledigt. Aber er war ein Jedi. Er konnte mit der Präzision eines Slingball-Übungsdroiden herumwirbeln und Schüsse abwehren. Das Feuergefecht glich dem Erlegen eines sterbenden Kellerbocks, der wusste, dass er seinen Gegner immer noch mit seinen Hörnern zerreißen konnte, wenn er ihm zu nahe kam.

Vielleicht hätten wir doch einen vierten Mann mitnehmen sollen.

Das Dapp-dapp-dapp des Dauerfeuers aus drei Deezes veranlasste die Zivilisten, schreiend Deckung zu suchen. Der abgeriegelte Korridor war ein einziges Meer aus weiß glühendem, aufflackerndem Licht, Lärm und dem aufblitzenden grünen Schaft eines Lichtschwerts, das verwischte Nachbilder hinter seinen Bewegungen herzog. Vom Lichtschwert abgewehrte Querschläger jagten in alle Richtungen, versengten die Wände und brannten schwarze Flecken in den Boden aus Synthmarmor.

Er könnte über uns hinwegspringen und versuchen, eine Seitentür aufzureißen. Kein Problem. Aber dann würde er mitten in einer Zivilistenmenge stehen.

Ob er damit rechnet, dass wir dann nicht schießen?

Die Menge hinter Darman, gefangen zwischen dem Sicherheitsschott und dem hinteren Ende der Einkaufspassage, konnte nur zusehen - und schreien. Shab, die hörten gar nicht auf. Darman hoffte, sie würden an Ort und Stelle bleiben und nicht davonlaufen, denn der einzige Weg, der ihnen offen stand, führte mitten in den Feuerhagel der Schwadron. Yelgo bewegte sich Schritt für Schritt auf eine Imbissstube zu. Das musste ein Trick sein. Irgendetwas würde er sich aus dem Ärmel schütteln.

Darman lud nach und ließ in Sekundenschnelle ein Magazin aus- und einrasten. Er versuchte vorherzusehen, was Yelgo als Nächstes versuchen würde. Er sah, wie der Jedi seinen linken Arm zur Seite streckte, als ob er etwas zurückhalten wollte, dann lud Rede nach und Niner rannte feuernd zur gegenüberliegenden Wand hinüber.

Granate? Riskant. Zu eng hier.

Rede hatte sein Magazin wieder drin. Darman behielt die Trans-paristahlwand im Auge, eine riesige durchsichtige Scheibe, die auf der Innenseite von oben bis unten mit einem glitzernden grünen Folienlogo dekoriert war. Rede pirschte weiter vor und zog seine Pistole, während er mit dem Deeze einhändig weiterschoss. Konnte wirklich niemand sagen, dass diese Spaarti-Fertigtypen keinen Mut hätten.

Darman sah, wie Yelgo seine Augen schloss, wobei er weiterhin Schüsse mit seinem Lichtschwert abblockte. Die Transparistahlwand begann zu zittern, dann zu vibrieren. Darman konnte erraten, was als Nächstes kam. Er hatte gesehen, wie Jusik mithilfe der Macht ganze Gebäude einstürzen ließ.

Oh shab - Transparistahl.

Sieben mal vier Meter, zweieinhalb Kilo pro Quadratmeter bei einem Millimeter Stärke - das macht -

Beinahe zwei Tonnen rasiermesserscharfe Splitter waren kurz davor, Darman mit Explosionsgeschwindigkeit zu treffen, von der Macht zertrümmert und von der Macht zu einer Flutwelle gelenkt, die an der Menge vorbeiziehen und sich durch die Schwadron säbeln würde.

Und Yelgo. Jep, der ist auch hin, aber das ist ihm jetzt egal. „Dar, Rede!", brüllte Niner. „Runter!"

Rede zielte plötzlich einen Meter über Yelgos Kopf und leerte sein Magazin in den hervortretenden Transparistahl. Vielleicht lag es an den enormen Kräften, die in diesem Moment auf die Scheibe einwirkten oder vielleicht war Rede auch ein Genie, was die Berechnung von Schwachpunkten betraf. Jedenfalls zersprang die Scheibe und stürzte in einem Regen glitzernder Splitter ein, statt wie eine Lawine aus Diamanten auf sie zuzufetzen. Yelgo verlor aufgrund des vorzeitigen Einsturzes die Konzentration. Rede war innerhalb eines Herzschlags bei ihm. Er rannte in ihn hinein, in den Radius des Lichtschwertes. Seine Faust fuhr auf und nieder. Der Moment schien sich ewig hinzuziehen, aber es war nur ein Augenblick, eine Sekunde, und dann kniete Yelgo am Boden und starrte auf das dunkle Blut, das aus seiner Tunika quoll, während Rede einen Schritt zurücktorkelte und dem Jedi dann zwei Mal in den Kopf schoss.

Und damit war es zu Ende: aus und vorbei.

Die Stille entsprang einem allgemeinen Ringen nach Luft. Dann brach sie ab und es ertönte noch mehr Geschrei. Nein, auf diese Weise endeten die Schießereien in den Holovids nie. Zivilisten waren immer schockiert, wenn sie das feststellten.

„Rede!", rief Darman. „Rede, ner vod, ich werd nie wieder ein schlechtes Wort über euch Fertigtrooper verlieren. Das war ori'kanndosii."

Die Sicherheitsschotts fuhren wieder hoch und die Wachmänner der Station erschienen, um die Zivilisten fortzuscheuchen. Rede scharrte mit seinem Stiefel auf dem Boden, um die Transparistahl-splitter loszuwerden, die sich in das Profil geklemmt hatten. Jen nehme an, das bedeutet, ich habe es gut gemacht", sagte

er.

„Shabla brillant, Junge." Darman fühlte sich plötzlich alt, so alt wie Kal'buir und genauso verantwortlich für einen jungen Commando. „Du kannst bleiben."

Der Sicherheitschef, ein rundlicher Sullustaner, knirschte über den Splitterteppich und begutachtete den Schaden. „Könnte schlimmer sein, nehme ich an. Ansonsten kam niemand zu Schaden."

„Stellen Sie's dem Imperator in Rechnung", sagte Dar-man. Erging zu Yelgos Leiche hinüber und hob das Lichtschwert aus den Trümmern auf. Richtig, manche Dinge waren schlimmer als der Tod. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was Palpatine mit den Jedi anstellte, die er fing und die ihm Furcht einflößten. Denn Darman hatte im

Krieg genug gesehen, um sich mehr vorstellen zu können, als für seinen Seelenfrieden gut war. Richtig entschieden, Yelgo. Darman überreichte Rede das Lichtschwert. „Aber schneid dich nicht", sagte er. „Wärst du ein Mando'ad, würdest du das an deinem Gürtel tragen, um zu zeigen, wie ori'beskaryc du warst."

„Das bekomme ich auch noch raus", erwiderte Rede und bewunderte die Waffe. Darman meinte, es wäre eine nette Geste von Melusar, wenn der Junge es behalten und tragen dürfte. Ein Quell der Inspiration für alle. Für einen Einjährigen schlägt er sich wacker. „Niner? Ich mach mich mal kurz aus dem Staub. Nur 'ne Viertelstunde."

Niner wusste, was er vorhatte. Und hier draußen schaute niemand auf den Chrono oder fragte sich, wo die Schwadron steckte.

„Lass dir Zeit", antwortete Niner und zog mit Rede los. „Wirsind im Sicherheitsbüro und trinken deren Caf."

Darman spazierte davon, sah zu, wie die Läden und Stände langsam wieder öffneten, nachdem der Notfall vorüber war, und suchte eine ruhige Ecke. Schließlich fand er einen kleinen Wartungsraum und umging das Schloss. In der abgeschlossenen Umgebung seiner Rüstung war es eigentlich egal, wo er eine Comm-Verbindung herstellte, aber er fühlte sich befangen und brauchte ein Versteck. Was sage ich ihm bloß?

Kad war ein Baby. Er musste nur die Stimme seines Papas hören. War es in Kyrimorut jetzt mitten in der Nacht? Pech. Falls Darman alle aufwecken sollte, würden sie es verstehen. Er ließ sich etwas Zeit, um sich mit tiefer Atmung zu beruhigen, bevor er schließlich mit kurzem Blinzeln auf seinem HUD den gesicherten Kanal der Nulls wählte.

Jaing - oder dieser Droiden-Kumpel von ihm - weiß, was er tut. Dieses Comm kann nicht ermittelt werden. Es erschien kein blinkendes Icon, um den Verbindungsstatus anzuzeigen - ein weiteres Kennzeichen für Jaings Vorsicht. Niemand, der zufällig an den Helm käme, würde einen Unterschied zur Standardausgabe erkennen.

Darman wartete.

Schließlich hörte er ein statisches Ploppen und eine Stimme, die er wiedererkannte.

„Ich hoffe, das bist du, Dar."

„Ordo? Hab ich dich geweckt?"

„Eigentlich nicht. Wo steckst du?"

„Coth Fuuras Station. Wir haben grad 'nen Jedi erwischt. "

Ordo schwieg einen Moment. „Welchen?"

„Borik Yelgo. Hey, kann ich mit Kad sprechen? Mit Fi? Mit irgendeinem von den vode?"

„Wie viel Zeit hast du?"

„Fünfzehn Minuten oder so."

„Warte kurz."

Es hörte sich an, als würde Ordo vom Mikrofon weggehen, schlurfende Geräusche und gelegentlich ein entferntes Poltern. Darman trommelte mit den Fingern auf seinen Beinpanzer. Schließlich kam jemand zurück und nahm mit einem lauten Kratzgeräusch das Comlink wieder auf.

„Dar? Wie geht's dir, vod'ika? Ich bin's - hier ist Fi."

Fi klang anders. Das letzte Mal, als Darman ihn gesehen hatte, hatte er gerade begonnen, aus einem tiefen Koma zu erwachen. Aber egal. Er war sein Bruder. Shab, wie er ihn vermisst hatte. Er spürte Tränen in seinen Augen brennen.

„Fi, tut gut, dich zu hören."

„Das wird alles wieder, Dar. Wenn du heimkommst, wirst du schon sehen." Fi atmete tief durch. „Tut mir leid wegen Etain. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es tut mir so leid."

Eine weitere Stimme unterbrach ihn. „Dar! Hör auf rumzuhängen, du fauler shabuir, und komm heim. Bei den Ro-bas muss ausgemistet werden." Es war Corr. „Wie geht's dir denn?"

„Ich vermisse euch Jungs. Kommt schon, wo ist Atin?"

„Er holt Kad, damit er mit dir sprechen kann."

„Wie ist er so? Wächst er schnell? Ist er -"

„Dar, Atin hier. Hier ist dein Sohn. Er will ein paar Worte sagen." Darman hörte Atin flüstern. „Kad'ika, das ist Dada. Er spricht von ganz weit weg. Sag Hallo zu Buir."

Darman schloss die Augen, um sich konzentrieren zu können und sich vorzustellen, wie sein Sohn jetzt aussah. Als er seine Stimme hörte, hätte es ihm beinahe den Atem verschlagen.

„Buu. Ich will Buu." Kad lernte immer noch, Buir zu sagen. „Wo ist Buu?"

„Ich bin hier, Sohn", flüsterte Darman. Er wusste nicht, wie viel ein Kleinkind verstand. Ihm fiel auf, wie wenig er über nichtgeklonte Kinder wusste. „Dada liebt dich. Ich komme heim, sobald ich kann."

Es entstand eine lange Stille. Atin klang, als würde er Kad ermutigen, weiter zu sprechen, ohne damit Erfolg zu haben. „Ich glaube, er ist ganz verlegen", sagte Atin. „Aber er weiß, dass du es bist. Er grinst von einem Ohr zum anderen. Wann kommst du zurück, Dar? Warte nicht zu lange." „Es gibt noch Dinge zu erledigen."

„Uthan arbeitet an dieser Alterssache", erzählte Fi. „Du wirst es nicht glauben, aber wir haben hier eine tausend Jahre alte Aiwha-Happen-Jedi und Frau Doktor knobelt aus, wie sie die manipuliert haben. Und rate mal, wer neulich aufgekreuzt ist? Zey. Richtig gehört. Maze hat ihn am Ende doch nicht umgelegt."

Darman spürte, wie eine entsetzliche Befürchtung seine Kopfhaut zum Prickeln brachte. Er hörte das Wort Zey und es war ihm egal, wer am Leben war oder was Dr. Uthan machte, denn sein Gehirn setzte bei dem Wort Jedi aus.

Jedi. Jedi in Kyrimorut. Nein. Nein, nein, nein.

„Das ist ein Witz, richtig?", sagte Darman. Jedi, die mit meinem Kind unter einem Dach leben? „Sag mir, dass das ein Witz ist."

Fi schien zu begreifen, dass er zu viel erzählt hatte. „Nein, Dar, es ist wahr. Aber das ist in Ordnung. Kal'buir passt auf alles auf. Das wird alles gut gehen."

Darman konnte sich nicht auf das Gespräch konzentrieren. Er konnte nur daran denken, dass Kyrimorut voller Jedi war, wo es doch der Ort sein sollte, an dem Kad vor ihnen sicher war. Er spürte seinen Puls in seiner Kehle hämmern. Wie konnte Skirata sie nur hereinlassen? Was dachte er sich dabei?

„Dar? Dar, bist du noch da?"

„Ich bin hier", sagte er benommen und schockiert. Er wollte ihnen sagen, dass sie Jusik holen sollten, aber er hielt es nicht mehr aus, auch nur einen Moment länger hier zu sitzen, hilflos und voller Angst, eine Galaxis weit von seinem Sohn entfernt. „Ich muss wieder los. Sag Jusik, er soll auf Kad aufpassen. Lass es ihn schwören. Sag ihm,

wenn die Jedi meinen Sohn nehmen, werde ich ihn jagen. Sag es ihm." „Schon in Ordnung, Dar, es ist nicht so -" „Sag es ihm." „Dar?"

„Ich melde mich später wieder." Er schaltete den Comm-Kanal ab, ohne auf eine Erwiderung zu warten, und saß zitternd da, die Hände um seine Knie geklammert.

Jedi, in seinem Zufluchtsort, mit seinem Sohn. Jedi. Das würde er nicht hinnehmen. Er musste sich beruhigen, die Sache überdenken und einen neuen Plan ausarbeiten.

Es hatte keinen Sinn, an Melusars Seite einen Krieg gegen die Machtnutzer zu führen, wenn der Jedi-Orden in seinem eigenen Zuhause Fuß gefasst hatte.


Kyrimorut, Mandalore


„Antwortet er, Ord'ika?", fragte Skirata. „Funktioniert das Ding?"

Ny meinte, Ordo würde vom Schlafmangel geschlaucht aussehen, aber seine Geduld mit seinem Vater ließ niemals nach. Er reichte ihm das Comlink.

„Es funktioniert", erwiderte er. „Ich habe gerade Niner angerufen. Dar hat es übel aufgenommen. Es wäre niemals möglich gewesen, ihm die Sache mit den Jedi passend zu erklären, Kal'buir. Mach Fi keine Vorwürfe deswegen."

„Ich mache Fi keine Vorwürfe. Ich mache mir Vorwürfe."

Skirata ging im karyai auf und ab, eine Hand in der Tasche, die andere an den Mund gelegt, und starrte mit hängendem Kopf auf den Boden. Ny hatte niemals erlebt, dass Skirata unter Druck nachgab. Je mehr Probleme er hatte, desto stärker schien er zu sein. Sie fragte sich, wie er damit fertig werden würde, wenn die Dinge endlich zur Ruhe kamen und alle hier einen normalen Alltag verleben würden. Er würde seine Kriege vermissen.

Aber das wird nie passieren. Oder? Es wird immer so bleiben.

„Ny, du musst nicht aufbleiben", sagte er. „Gönn dir etwas Ruhe. Es ist fast zwei in der Früh."

„Ich kann jetzt nicht schlafen. Was glaubst du, wie ich mich fühle? Ich hätte Dar nach Hause bringen sollen."

„Ich hätte es ihm sagen sollen. Mal wieder. Ich war nie ehrlich zu ihm, als Etain mit Kad schwanger war. Ich habe ihn das Kind halten lassen, ohne ihm zu sagen, dass er der Vater ist. Ich kann ihm das nicht immer wieder antun, sonst wird er mir eines Tages nicht mal mehr glauben, wie spät es ist."

„Die Jedi waren kein Geheimnis", sagte Ordo müde. „Wir hatten nur nie die Gelegenheit, sie zu erwähnen. Ist ja

nicht so, als würden wir den lieben langen Tag mit Dar und Niner quatschen. Schau doch nur, wie lange es allein gedauert hat, den Comm-Kontakt zu ihnen aufzubauen. Und es ist immer noch riskant."

Ny konnte irgendwo im Haus das leise Murmeln einer gedämpften Unterhaltung hören. Besany spazierte in den Raum, einen Morgenmantel fest um die Schultern gezogen. Sogar in einem verlotterten Umhang, ungekämmt und ohne Make-up sah sie spielend noch bezaubernd aus.

„Ist das eine Viel-Caf-kochen-Krise oder schlimmer?", fragte sie.

Ordo stand auf, um ihr Platz auf der mit Kissen ausgelegten Bank zu machen. „Dar schmollt. Er hat das von den Jedi mitgekriegt."

„Das ist keine Überraschung. Er jagt sie, während sie hier sitzen und zusehen, wie sein Sohn aufwächst. Das muss wehtun, besonders weil Etain tot ist."

Es war hart, aber wahr. Besany war eine klar denkende Frau, die gleich zum Punkt kam. Aber selbst in dieser offenen Gesellschaft, in der sonst keiner ein Blatt vor den Mund nahm, hatte noch niemand das Offensichtliche ausgesprochen. Niemand hatte Ny Vorhaltungen gemacht, weil sie die beiden Jedi hierherbringen wollte. Und es hatte auch niemand Skirata kritisiert, weil er damit einverstanden war. Ny hatte das Gefühl, es wäre ein weiteres Problem, das sie ihnen aufgehalst hatte.

Ich habe sie alle in Gefahr gebracht Ist es das wert, auch wenn Kina Ha der Schlüssel zu dem Alterungsproblem ist?

Skirata blieb stehen und baute sich auf. Er hatte diesen tollwütigen Glanz in den Augen, der verriet, dass er einen Plan hatte. „Also gut, Ideen. Wir können nicht einfach weiter Schwierigkeiten sammeln."

„Das drängendste Problem ist, Dar zu beruhigen", meinte Ordo. „Niner scheint damit zurechtzukommen. Vielleicht schockiert, aber nicht so wie Dar - aber der hat ja auch ein halbes Jedi-Kind, um das er sich sorgen muss. Das größere Problem wird sich nicht so einfach lösen lassen."

„Du meinst, Dar zu beruhigen, ist einfach?"

„Alles, was Kad irgendwie von den Jedi oder sonst welchen Machtnutzern fernhält, wird ihn besänftigen."

„Wenn er seinen shebs hierher bewegt hätte, wie man's ihm gesagt hat, dann müsste er sich nicht sorgen." Skirata schüttelte den Kopf und verdrehte für einen Moment voller Selbstekel die Augen. „Gut, das hätte ich nicht sagen sollen. Tut mir leid."

Ordo warf Ny seinen Gib-mir-Rückendeckung-Blick zu und übernahm wieder die Gesprächsführung. „Die Jedi sind eine Zeitbombe. Das weißt du."

„Ich hätte aussteigen sollen, als ich Uthan hatte, und nicht so gierig sein dürfen, mir auch noch Kina Ha zu schnappen." Skirata legte seine Hand auf Nys Schulter, aber es fühlte sich eher kameradschaftlich als romantisch an. Vielleicht hatten Adens Kuppeleiversuche sie beide in eine Situation gepfercht, die einfach nicht hatte sein sollen. „Das hab ich jetzt davon, dass ich deine Gutmütigkeit ausgenutzt habe, Frachtschubse."

Ny versuchte objektiv zu bleiben. Wären es ihre Söhne gewesen, hätte sie sich dann anders verhalten? „Ich kann nicht gerade behaupten, du wärst ehrlich gewesen, oder?"

„Tja, und jetzt beißt mich genau das in den shebs. Es wird für

Konflikte in meinem Clan sorgen und es ist meine Aufgabe, sie zu lösen. Die Tatsache, dass ich hier stehe und darüber rede, statt das Naheliegende zu tun, sagt mir, dass Vau recht hat. Ich habe nicht die gett'se, bei den Jedi einen harten Kurs zu fahren. War alles nur Gerede. Unterm Strich bin ich moralisch einfach nur zu feige, wenn's drum geht, sie zu erschießen."

„Eigentlich", sagte Ny, „halte ich das für moralisch mutig."

Skirata sah sie einfach nur an, als hätte sie gerade den furchtbarsten Ausrutscher begangen, den jeder verstand außer ihr. Er schüttelte den Kopf.

„Du verstehst das nicht", sagte er.

Ordo würgte jede weitere Erklärung ab. „Wenn Uthan einmal hat, was sie von Kina Ha braucht, haben wir die Wahl, ob wir einen Ort suchen, an dem wir die Jedi abladen können, oder sie beseitigen." Er benutzte dasselbe Wort, das die Kaminoaner für den Mord an ihm und seinen Brüdern gebraucht hatten. Normalerweise sprach er wie ein Soldat und sagte neutralisieren oder umlegen. Ny fragte sich, ob er die Kaminoaner bewusst so behandelte wie sie ihn? Oder hatte er sich so sehr an das Auslöschen von Leben gewöhnt, dass er es ebenso beiläufig verwendete wie seine Schöpfer? „Und wenn sie am Leben bleiben, müssen wir dafür sorgen, dass sie auf keinen Fall das Imperium hierherführen - ob absichtlich oder nicht."

Skirata fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und rang offenkundig mit seinen Optionen. Ny vermutete, er wäre nicht so hin- und hergerissen, wenn sie nicht in der Nähe gewesen wäre. Er hatte von allen immer nur das Gleiche gehört. Schaff sie dir vom Hals. Du schuldest ihnen nichts. Sie werden dein Verderben sein. Stattdessen schaute er ihr in die Augen und sah die Furcht, dass sie ihn dafür hassen würde, die harte, aber sichere Option zu wählen.

Sie war sich allerdings gar nicht sicher, ob sie ihn dafür hassen würde. Und genau das machte ihr Angst.

„Sie einfach nur zu bitten, den Mund zu halten, ist nicht genug", sagte er. „Und man kann Leute nicht einfach wunschgemäß etwas vergessen lassen."

„Doch, kann man", warf Besany ein. „Jusikkann."

„Wie, die Kopfmassagen-Nummer?"

„Er hat mir erzählt, wie er einem Twi'lek die Erinnerung daran gelöscht hat, von ihm und Scorch befragt worden zu sein, als ihr euch Ko Sai schnappen wolltet, bevor Delta an sie rankommen konnte."

Skirata schnaubte belustigt. „Ja, das hat er. Und diese schmutzige Episode beschreibt mich ziemlich genau. Ich habe sogar Vaus Jungs getäuscht - alles für einen edlen Zweck natürlich. Wie die Jedi. Der Zweck heiligt die Mittel."

Ordo biss die Zähne zusammen. „Hör jetzt mit den Schuldgefühlen auf und konzentriere dich auf Lösungen, Buir. Wir alle haben bei dieser Mission bereitwillig geholfen. Wir sind keine Kinder. Wir fällen unsere eigenen Entscheidungen. "

Vielleicht versuchte er nur seinen Vater davon abzubringen, sich in Schuld zu suhlen, vielleicht meinte er es aber auch ernst. Wenn es um Skirata ging, erkannte Ny bei Or-do nur absolute Hingabe. Er konnte jedoch auch ziemlich sarkastisch sein, wenn er es drauf anlegte.

„Entschuldige, Sohn."

„Fragen wir Jusik, ob er bei anderen Jedi Erinnerungen löschen kann. Und wie."

Besany nickte und hakte sich bei Ordo ein. „Ich bin dafür. Falls meine Stimme zählt."

„Nur zu, Bes'ika. Dein Leben steht zusammen mit unseren auf dem Spiel."

„Ich sage, wir nehmen uns vor, unseren Jedi-Gästen zu helfen, Kyrimorut zu vergessen, und überlassen sie dann Altis", sagte Ordo. „Denn wenn es uns nicht gelingt, nehme ich euch die Entscheidung ab und erledige es selbst. Ich liebe dich, Buir, und ich würde mein Leben für dich geben, aber ich riskiere es nicht für die Jedi. Nicht einmal für die netten. Das wäre eine Verhöhnung von allem, was wir durchgemacht haben." Ordo stand auf, um zu gehen. „Bes'ika und ich werden uns schlafen legen und morgen früh redest du mit Dar und Niner und beschwichtigst sie. Okay? Du bist ihr Vater. Auf dich werden sie hören."

Nachdem Ordo gegangen war, stand Skirata noch eine Weile im Raum und starrte gedankenverloren auf den Boden. Ny wollte ihn nicht allein schmoren lassen.

„Er will mir ersparen, dass ich mir die Hände schmutzig mache", sagte er schließlich.

„Ich glaube, er tut es, weil er die Jedi endlich aus seinem Leben haben will, Kal."

„Bin ich ein Fanatiker? In Bezug auf die Jedi, meine ich."

„Na ja, du bist ein Fanatiker, aber du hast Jusik eine Chance gegeben. Und du hast Kina Ha und Scout noch nicht erschossen."

„Du hast Zey vergessen."

„Und Zey. Du hast Mitleid mit ihm."

Skirata biss nicht an. Er legte seine Füße hoch und schloss die Augen. „Vielleicht."

Ny setzte einen Topf Wasser auf und begann Caf zu kochen. Skirata spielte den messerschwingenden Verbrecher bis zur Perfektion, aber es war kein Theater. Sein Beruf war es, Leute gegen Bezahlung umzubringen. Aber er besaß immer noch diesen intelligenten, leidenschaftlichen Kern, der sie anzog. Er war ein Mann der Extreme, der in einer extremen Welt lebte. Sie wusste nicht, ob er die Chance hatte, jemals etwas anderes zu sein.

Er rettet Leben. Er nimmt sie auch, ohne lange zu fackeln. Damit muss ich leben.

„Glaubst du ernsthaft, dass die Garnison nicht sowieso von dir erfährt, Kurzer?", fragte sie. „Du bist in diese Can-tina gegangen. Dort hingen unsere Bilder an der Wand -auf der Auftragsliste der Kopfgeldjäger."

Skirata öffnete die Augen und griff nach einer Tasse Caf. „Erfahren und finden sind zwei Paar Schuh."

Ny betrachtete ihn eine Weile und überlegte, wie ein kleiner Junge aus einer normalen Arbeiterfamilie von Kuat zu einem Gangster heranwachsen konnte. Es schien ihm nichts auszumachen, beobachtet zu werden. Sie nahm wahr, dass sie beide schweigend beieinandersitzen konnten, ohne sich unbehaglich zu fühlen.

Ein paar Kannen schweigsamen Cafs später spazierte Jusik in die Küche, gefolgt von einem besorgt dreinschauenden Zey. Skirata bedachte beide mit einem taxierenden Starren. Ny nahm keinerlei Anzeichen der Feindseligkeit wahr. Wenn überhaupt, dann verblüfften die Jedi ihn.

„Ich habe von Dar gehört", sagte Jusik. „ Fi schämt sich zu Tode."

„Es ist nicht Fis Schuld." Skirata deutete auf die Cafkan-ne. „Aber wir müssen das bereinigen." Er blickte mit hochgezogener Braue zu Zey. „Sie haben es auch gehört, nehme ich an."

„Kal, ich wünschte, ich wüsste, weshalb Darman glaubt, ich sei eine Gefahr für sein Kind."

„Na ja, abgesehen von der Tatsache, dass Sie auf der Liste der meistgesuchten Feinde des Imperiums stehen -wie wir auch -, meint er wohl, dass Sie Kad mitnehmen und zu einem Säbelschwinger machen würden. Das hatte Etain nicht gewollt und Darman will es genauso wenig."

Zey schaute mit einem Was-habe-ich-falsch-gemacht-Blick zu Jusik. Ny fragte sich, wie er wohl damit zurechtkam, zu sehen, wie sein ehemaliger Untergebener bodenständig wurde, ohne auch nur ein einziges Mal einen Blick zurück auf seine Tage als Jedi zu werfen.

„Sehen Sie in uns wirklich Babydiebe?", fragte Zey.

„Die Antwort darauf würde Ihnen nicht gefallen", erwiderte Skirata.

„Wie ist das mit Ihnen und Ihren Klon-Söhnen? Haben Sie sie nicht auch geholt, bevor sie alt genug waren, sich dazu zu äußern?"

„Das ist was anderes. Ich habe getan, was das Beste für diese Jungs war, als alle anderen sie behandelt haben, als wären sie Wegwerfware."

Ny zuckte zusammen. Skirata besaß eine eklatante Doppelmoral und das Außergewöhnliche daran war, dass er sie damit überzeugte. Aber wenn sie etwas Abstand nahm, sah sie nur noch, wie viele Qualitäten - und schreckliche Schwächen - Mandalorianer mit den Jedi gemein hatten. Eines Tages würde sie sich mit ihm vernünftig darüber unterhalten. Momentan war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Selbst Zey, den sie nicht für zurückhaltend hielt, verfolgte das Thema nicht weiter.

„Ich werde für Sie, Kina Ha und Scout einen sicheren Zufluchtsortfinden", erklärte Skirata. „Weit von hier entfernt, und ihr werdet vergessen müssen, dass ihr diesen Ort hier jemals gesehen habt."

Armer Zey. Da stand er, ein Mann, der erheblichen Einfluss gehabt und Verantwortung getragen hatte, geschrumpft auf einen Flüchtling, der herumgeschubst wurde wie ein unliebsamer Streuner.

„Sie wissen, dass ich niemals etwas tun würde, das die Sicherheit Ihrer Familie gefährden würde, Kal", sagte er. „Ich weiß, wofür ich gradestehen muss, sowohl als Jedi als auch als Mann. Und ich würde es niemals darauf anlegen, Kad einzuberufen. Das schwöre ich."

Skirata fixierte ihn mit seinem Fünf-Sekunden-Starren, mit dem er normalerweise jeden kleinkriegte. „Ich glaube Ihnen", sagte er. „Aber könnten Sie auch noch den Mund halten, nachdem Palpatines Schergen Sie erst einmal ein, zwei Wochen in die Mangel genommen haben?"

Zey antwortete nicht darauf.

„Nur die wenigsten könnten das", sagte Skirata. „Und ich kann die Sicherheit dieses Ortes nicht für die Möglichkeit aufs Spiel setzen, dass Sie die Ausnahme sind. Falls Bard'ika es schafft, eure Erinnerungen daran, hier gewesen zu sein, zu löschen, werde ich eine Jedi-Sekte bitten, euch aufzunehmen. Altis."

Ny sah, wie sich Zeys Schultern versteiften. „Altis?"

„Kommen Sie mir jetzt bloß nicht dogmatisch, Zey", warnte Skirata. „Ihr Typen vom Jedi-Orden seid so gut wie ausgerottet. Also ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, mir zu erzählen, dass sie niemals in seinen Tempel reinkämen."

„Das hatte ich auch nicht vor. Ich hatte nur keine Ahnung, dass er überlebt hat, ganz zu schweigen davon, dass Sie ihn kennen."

„Tue ich nicht. Kommt aber noch." Skirata wandte sich zu Jusik. „Du weißt, wie er zu finden ist, Bard'ika. Und Sie, Zey - alles, was ich verlange, ist, dass ihr Säbelschwinger lernt und euch aus der Politik raushaltet. Denn wenn ihr es nicht tut und ich noch die Kraft habe, ein Messer zu halten, dann werde ich euch persönlich aufspüren und euch die Kehle durchschneiden."

Skirata erhob sich vorsichtig, zuckte dabei wegen seiner steifen Gelenke und verließ den Raum. Ny hörte, wie sich die Türen zur Nasszelle schlossen. Zey wandte sich an sie, als wäre sie die Schiedsrichterin, die ihm sagen würde, wie das Spiel stand.

„Und er lässt uns gehen? Trotz allem?", fragte Zey. „Er weiß, wo sich Altis aufhält, und er hat ihn nicht ausgeliefert?"

Ny konnte nur mit den Schultern zucken. „Würde uns das denn retten?" Mit dem Imperium konnte man keine Abkommen treffen.

In diesem Augenblick war sie ungeheuer stolz auf Skira-ta. Es ging nicht darum, freundlich zu Jedi zu sein, die beinahe Freunde geworden waren. Ihr gefiel der Gedanke, dass Skirata seine Instinkte ignorierte und versuchte, die Dinge anders anzugehen, die Spirale der Rache zu durchbrechen, auch wenn die Geschichte ihn einen Narren schimpfte.

Wahrscheinlich wusste er das. Und Ny erkannte, dass sich nichts ändern würde und dass sie, vorausgesetzt sie existierte lange genug, erleben würde, wie sich dasselbe Rad weiterdrehte. Aber Skirata war der Erste, der den Blaster beiseitelegte. Es war egal, ob er damit scheiterte. Er hatte es getan.

Du bist ein guter Mann, Kurzer Ich habe mich nicht in dir getäuscht

Jango Fett wäre nicht einverstanden gewesen. Doch er war tot und Skirata hatte eine Verpflichtung gegenüber den Lebenden.


Meserian, Äußerer Rand


Jusik brauchte keine Zahlen und Fakten zu überprüfen, als er den Aggressor-Sternjäger landete. Er befand sich eindeutig am richtigen Ort. Er musste sich nicht einmal konzentrieren oder seine Instrumente kontrollieren.

Der Ort brummte mit der Macht-Präsenz einer Menge Jedi.

Es ist, als würde ich den Jedi-Tempel wieder betreten.

Er hatte dieses Gefühl vergessen. Nachdem er sich so lange nicht mehr in der Gesellschaft von Jedi aufgehalten hatte, traf ihn das Gefühl von Neuem. Für kurze Zeit verwirrte ihn die schiere Fülle an Information, die darin enthalten war. Er schloss die Augen und ließ es über sich hereinbrechen. War das Gefühl des Tempels abgeklärt gewesen, eher verhalten, eine Art graues Empfinden, so fühlte sich diese Versammlung an wie ... ein Flickwerk, wie ein lebhaftes Potpourri, bei dem keine zwei Töne zusammen-passten und das doch irgendwie harmonisch klag.

Djinn Altis' Gemeinschaft - oder ein großer Teil davon -war sehr nahe. Das Gefühl wirkte auf seltsame Weise tröstlich.

Spricht es zu mir? Vermisse ich, was ich einmal war?

Jusik achtete inzwischen ständig auf Anzeichen des Rückfalls. Das bereitete ihm Sorge. Trotz all der Ängste, welche die Jedi zurzeit verspüren mussten, schien die Sekte von Altis glücklich zu sein. Nicht abgeklärt, nicht von Leidenschaft gereinigt, sondern glücklich. Es fühlte sich nach einer Art lebhaftem Glück an, das Wesen gänzlich auslebten, mit allen Turbulenzen, die das Leben mit sich brachte.

„Bard'ika, bist du eingepennt?", fragte Fi.

Jusik öffnete die Augen. „Ich spüre nur die Macht. Wer wer ist, und wo wo."„Und?"„Sie sind hier."

„Naja, du hast sie vorher über Comm angerufen."

„Diese arme Frau. ,Hören Sie, gute Frau, keine Comm-Nummer bleibt für immer geheim vor mir...' Wie ich mich dafür hasse, auch noch Spaß an so was zu haben."

„Wirst du ihnen erzählen, dass ihre Information durchgesickert ist?"

„Das sollte ich wohl, aber ich werd's nicht tun. Soll Kal'buir den schwarzen Mann für sie spielen. Er ist gut darin. "

Fi setzte seinen Helm auf, den rot-grauen, der einst Ghez Hokan gehört hatte. „Okay, legen wir los."

„Fi, glaubst du, das ist eine gute Idee?"

„Naja, es gefällt mir besser, als alte Damen umzubringen. Auch wenn's alte Aiwha-Happen sind. Und kleine Mädchen. Kinder umbringen, ist einfach falsch, selbst wenn sie älter ist als ich. Ach so, es sei denn, sie schießen auf dich. Dann sind sie Freiwild."

Jusik zählte mit den Fingern. Ja, Scout war wahrscheinlich ein oder zwei Jahre vor Fi zur Welt gekommen. Er durfte das nicht vergessen. Es richtete seinen Blick auf den eigentlichen Zweck von Kyrimorut. Diese Abladeprozeduren von Jedi, die Deckungssuche und Ausweichmanöver - das war alles nur Ablenkung, eine Nebenvorstellung. Worum es wirklich ging, war seinen Brüdern ihre verdiente Zeit zurückzugeben. Er würde mit ihnen zusammen alt werden und nicht zusehen, wie sie viel zu schnell und zu jung verblichen.

Er sicherte den Aggressor und überblickte das Gelände. Es sah so rau aus wie das Hinterteil eines Banthas. Die niedrigen Gebäude drängten sich aneinander wie Verschwörer. Putz blätterte von ihren Mauern. Und in allen Mauerritzen und Gräben sammelte sich vom Wind verwehter Unrat. Er roch ungeklärtes Abwasser. Einige der

Mauern wiesen Blastereinschüsse auf. Sie hatten die dünn aufgetragene Schicht des bunt bemalten Putzes weggerissen, sodass die Ferrobetonblöcke darunter zum Vorschein kamen. Bei den meisten der Läden schien es sich um Cantinas zu handeln. Gleiter in unterschiedlichen Stadien des Zerfalls und der Demontage standen auf den Straßen.

„Kein Ort, um ein Mädchen auszuführen", bemerkte Fi. „Es sei denn, sie ist ein richtiges Raubein."

„Nichts, was ein paar städtische Wiederaufbausubventionen nicht richten könnten."

„Oder ein Turbolaser. Aus dem Orbit."

„In Ordnung. Jetzt weiß ich, wo wir sind. Folge mir."

„Ich halte es immer noch für ungemein clever."

„Was?"

„Deinen Peilungsinstinkt. Ais würde man Mird bei der Jagd auf Bohrratten zuschauen."

„Tja, die Bohrratte heute wird bewaffnet sein und er kann die Macht sehr viel besser benutzen als ich. Also wollen wir ihn lieber nicht erschrecken."

„Meinst du, die heskar'gam ist eine gute Idee? Nicht zu bedrohlich? Nicht zu schick?"

„Sicherer als die Alternative, ner vod."

Jusik schritt gelassen voraus und ergab sich einem Instinkt, der ihm riet, den Kopf in eine bestimmte Richtung zu drehen, als lausche er einem schwachen Geräusch. Er versuchte, sich jedem einzelnen seiner Macht-Sinne vollstens bewusst zu sein, jede Lektion zu verlernen, die man ihm an der Jedi-Akademie beizubringen versucht hatte, damit er mehr auf sein Gefühl statt auf sein Denken vertraute.

Du musst hinterfragen, was du fühlst Du kannst nicht einfach nur Dinge fühlen und danach handeln. Wenn wir ein bisschen mehr gedacht und ein bisschen weniger gefühlt hätten, hätte es mit der Galaxis nicht dieses Ende genommen.

Fi fing an zu lachen und riss Jusik damit aus seinem innerlichen Zwiegespräch. Einen törichten Moment lang dachte er, Fi hätte mitbekommen, was er dachte. Wie sich herausstellte, lachte er über ein paar Kinder, die sich aus sicherer Entfernung den Aggressor ansahen. Aggressoren waren unter Kopfgeldjägern beliebt und der Anblick zweier

Mandalorianer, die einem solchen Schiff entstiegen, garantierte Fi und Jusik wahrscheinlich einen ereignislosen Besuch. Jusik trug noch immer sein Lichtschwert am Gürtel. Es brauchte niemand zu wissen, dass er keinen Jedi getötet hatte, um es zu bekommen.

„Würdest du jemals wieder ein Jedi sein wollen?", fragte Fi. „Ich meine, wenn Altis der ist, der er behauptet zu sein, und tatsächlich alles erlaubt ist und es so egalitär zugeht, käme es dann für dich infrage?"

„Nein, sicher nicht. Ich bin jetzt Mandalorianer. Wieso fragt mich das jeder?" „Tut ja nicht jeder. Ich hake nur nach." „Warum?"

„ Na ja, wo dein alter Chef wieder da ist..."

„Es heißt, man könnte eine alte Flamme wiedersehen, die einem einmal das Herz gebrochen hat, und absolut nicht verstehen, was man je an ihr gefunden hat", sagte Jusik. „ Ich denke, so geht es mir mit dem Orden. Nur dass die Liebe bei mir schon ein paar Jahren erloschen war -mindestens."

„Dann bist du uns also begegnet, als du dich über die enttäuschte Liebe hinweggetröstet hast."

Je eher Zey die anderen wieder verließ, desto besser. Seine Anwesenheit rief zu viele alte Geister in Jusik wach. „Okay, ich geb's zu, ich bin ein Alles-oder-nichts-Typ. Ein gefundenes Fressen für jeden Kult. Aber ihr Jungs hattet eben die lässige Rüstung."

Sie gingen ein Stück im Kreis und machten Umwege, für den Fall, dass sie beobachtet wurden, obwohl Jusik spürte, dass es nicht so war. Schließlich erreichten sie das Ufer eines Kanals, der mehr verrostete Gleiterteile, Schutt und entsorgten Müll zu enthalten schien als Wasser. Man hätte ihn ebenso gut eine sehr nasse Straße nennen können. Ein regenbogenfarbener Film aus Öl verlieh ihm eine unpassend schillernde Schönheit.

Das plötzliche Gefühl von Jedi - nervösen, wachsamen Jedi - traf Jusik wie ein Schlag gegen die Brust. Ein alter Anlegeplatz auf der anderen Seite des Kanals repräsentierte Altis' Wahl eines neutralen Treffpunkts. Das hätte ihn beruhigen sollen.

„Okay, ich gehe zuerst", sagte Jusik.

„Du hast ihm gesagt, was wir tragen, oder? Weil Helme Leute von nervösem Gemüt gerne noch nervöser machen. Von dem Verpinen-Teil ganz zu schweigen."

„Er wird wissen, wer wir sind. Er kann mich inzwischen spüren."

Sie bahnten sich ihren Weg über Schleusentore, die so von Unkraut überwuchert waren, dass es einen direkten Treffer gebraucht hätte, um sie zu öffnen. Jusik ging in den Bootsschuppen und sah sich um. Er schien noch in Gebrauch zu sein. Zwei lange, flache Holzboote, deren Lackierung zur Hälfte entfernt worden war, standen aufgebockt im Zwielicht.

„Meister Altis, Ihr könnt jetzt herauskommen."

Jusik wartete, hielt die Hände deutlich vom Körper entfernt und versuchte so harmlos wie möglich auszusehen. Fi versuchte es ebenfalls, aber Fi war nun mal ein großer Kerl und er bewegte sich trotz seiner Beeinträchtigung immer noch wie ein Soldat.

„Links", sagte Fi. „Bewaffnet und unzufrieden dreinschauend."

Jusik nahm seinen Helm nicht ab. Er und Fi hatten in dem Halbdunkel gute Infrarotsicht und es gab keinen Grund, überstürzt zu handeln. Der Mensch, der langsam auf sie zuging, war mit Sicherheit ein Machtnutzer, aber irgendetwas war anders an dem Eindruck, den er in Jusiks Wahrnehmung hinterließ. Für einen Augenblick dachte Ju-sik, sie wären einem Anhänger der Dunklen Seite in die Falle gegangen, aber das war es nicht. Doch dieser Mann war auch kein

Jedi. Er war irgendetwas anderes. Er stand vier Meter vor ihnen, ein Brocken von einem Mann, in einem uralten knöchellangen Mantel mit tiefen Einschnitten und ledernen Schulterplatten, in dem er aussah, als wäre er gerade aus einem Kostüm-Holovid gesprungen. Das Gewehr, das er auf Jusik richtete, war jedoch äußerst real.

„Meister Altis wird euch jetzt empfangen", sagte er steif. „Folgt mir."

Jusik konnte den starken Akzent überhaupt nicht einordnen. Verwirrung stieg in ihm auf, weil er Dinge nicht wusste, die er sonst als selbstverständlich ansah. Auf einmal traten all die Wesen, die er gespürt hatte - ein Dutzend Männer und Frauen unterschiedlicher Spezies - aus ihren Verstecken und bauten sich mit starren Blicken vor ihnen auf.

Man musste Jusik nicht sagen, welche der Personen Djinn Altis war. Er spürte ihn, bevor der exzentrische Meister vortrat und ihn einen Moment lang anstarrte.

„Bardan Jusik", sagte Altis und setzte ein belustigtes Grinsen auf. „Ich habe schon so viel von dir gehört. Außer wie du es geschafft hast, uns aufzuspüren. Lass mich dir die Hand schütteln, Junge."

„Meister Altis." Jusiks Fingerwaren in dem Handschlag gefangen wie in einem Schraubstock. Dieser Mann war eine Legende, wenn auch eine, von der man im Jedi-Tempel nicht viel gesprochen hatte. „Ist mir eine Freude, Euch kennenzulernen."

„Du bist also der gewissenhafte Mann, der davongelaufen ist, um sich den Mandos anzuschließen, und all die kleinen Padawane erschreckt hat, ja? Wenn du glaubst, ich könnte dir helfen, dann werde ich mein Bestes tun, aber wie du wahrscheinlich festgestellt hast, stecken wir zurzeit selber ein bisschen in der Klemme."

Jusik nahm seinen Helm ab und bedeutete Fi mit einem Nicken, es ihm gleichzutun. Ein bisschen Theater wäre verzeihlich. Es würde sehr viel mehr aussagen als eine leidenschaftliche Ansprache.

„Dies ist mein Bruder", stellte Jusik ihn vor. „Fi Skirata."

Hätte man ein männliches Aushängeschild für die Klonarmee gebraucht, wäre Fi die erste Wahl gewesen. Er war immer noch charmant, witzig und entwaffnend. Mit ihm als Stütze fiel es sehr viel leichter, jemanden zu Tränen zu rühren, als mit Maze oder Sull, die ganz und gar nicht so aussahen, als müssten sie vor allem und jedem gerettet werden, und schon beim Gedanken an Errettung Unmut ausstrahlten.

„Ich wette, du hörst von jedem, dass ihm dein Gesicht bekannt vorkommt, junger Mann", sagte Altis. „Nun gut, ich weiß, dass man Klonsoldaten nicht in Rente schickt, also lass mich raten - du bist ebenfalls auf der Flucht."

„Es ging nur um Falschparken", erwiderte Fi. „Aber Sie wissen ja, wie solche Dinge eskalieren."

„Aha, du willst dich mit uns verstecken? Dann herzlich willkommen. Wir sind ein ziemlich bunter Haufen. Jedi, andere Macht-Kenner, alle möglichen Sektoren-Ranger, ein paar Ffib-Nonkonformisten und jede Menge Nicht-Machtbegabte. Wir haben sogar einen abtrünnigen Spion. Keine Verpflichtungen, außer seinen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten."

„Eigentlich", begann Jusik, „möchten wir, dass Ihr uns drei Jedi abnehmt."

„Aha... so etwas betreibt ihr also."

„Nein, wir betreiben ein Flucht- und Rehabilitationsnetzwerk für Klone, Meister. Aber bei uns sind Jedi, die andernorts sicherer aufgehoben wären, und des Weiteren ist es notwendig, dass sie vergessen, wo wir stationiert sind. Um der Sicherheit aller willen. Wir haben den Imperator richtig verärgert. Ich meine Geheimdienst-richtig. Es ist besser, wenn Ihr nicht alle Einzelheiten kennt."

Altis legte den Kopf schief. „Natürlich werden wir sie nehmen. Aber wollt ihr bei ihnen eine Gedächtnislöschung versuchen? Das ist... riskant."

„Ich weiß."

„Hast du das schon mal getan?"

„Ja." Jusik wusste, was Altis zu schaffen machte. Hirnmassagen wurden als Praktiken der Dunklen Seiten angesehen. Andererseits waren nach orthodoxem Jedi-Denken auch Ehen und Familien eine Verfemung, und damit schien Altis auch keine Probleme zu haben. Es hatte seine Sekte nicht dazu gebracht, zur Dunklen Seite zu hasten. „Ich habe einem Kurier die Erinnerung daran genommen, mich in einer Schwadron Klon-Commandos getroffen zu haben. Aus Gründen der Sicherheit. Unserer."

Altis sah ihn eine Weile an. „Lass mich wissen, wie du vorankommst."

„Lasst es mich so ausdrücken, Meister: Die Alternative ist, keine Zeugen zu hinterlassen. Ihr versteht mich? Diesen Weg möchte mein Vater nicht einschlagen."

„Dein Vater?"

„Eine lange Geschichte."

Eine braunhaarige Frau, die ein bisschen älter war als Jusik - dazu recht hübsch, wie er meinte -, rückte an Altis' Seite, als wollte sie ihn unterbrechen. Mit ihrem halben Lächeln sah sie erwartungsvoll aus und strahlte dieses Gefühl auch aus.

„Diese drei Jedi", sagte sie. „Ist eine von ihnen eine menschliche Frau namens Etain? Ich bin ihr auf der Nerrif Station begegnet. Sie hatte einen Sohn. Wir sprachen darüber, ob sie sich uns zusammen mit ihrem Kind und ihrem Partner anschließen könnte. Hat sie mich erwähnt? Ich heiße Callista Masana."

Jusik war sprachlos. Er hatte nicht die leiseste Ahnung gehabt, dass Etain Kontakt zur Altis-Sekte hatte „Hat sie gesagt, warum sie ... "

Er konnte nicht weitersprechen. Jeder Machtsensitive in dem Bootshaus konnte seine Bedrängnis spüren. Callista nahm ihn am Arm.

„Was ist?"

„Etain wurde getötet", sagte Jusik. Zu erkennen, dass sie hätte fortgehen und einen sichereren Ort hätte finden können, dass sie wahrscheinlich noch am Leben wäre, wenn sie mit Altis gegangen wäre, war beinahe mehr, als er verkraften konnte. „Sie ist tot."

Callista japste nach Luft, wie Leute es taten, wenn sie von Tränen der Betroffenheit überrumpelt wurden. Sie fing sich rasch wieder. „Was ist mit ihrem Sohn?"

„Es geht ihm gut. Er ist bei uns. Sein Vater... ihm geht es auch gut. Schaut, wenn wir die drei Jedi zu euch bringen können, ohne dass sie irgendwelche Erinnerungen besitzen, die sie mit unserer Basis in Verbindung bringen - würdet ihr sie dann aufnehmen?"

„Sicherlich", sagte Altis. „Dürfte ich ihre Namen erfahren?"

„Meister Arligan Zey, eine Padawan namens Tallisibeth Enwandung-Esterhazy und eine kaminoanische Jedi-Ritterin - Kina Ha. Sie ist eher betagt."

„Eine Kaminoanerin? Du meine Güte, ich dachte, das wäre ein Mythos."

„Wir glauben, dass sie ungefähr tausend Jahre alt ist."

Altis blinzelte ein paarmal, dann lachte er vor sich hin. „Endlich jemand, mit dem ich über vorlaute Jungspunde und entsetzliche moderne Musik meckern kann. Bist du sicher? Nein, natürlich bist du das. Wie außergewöhnlich."

Jusik verspürte eine Woge der Erleichterung. Fast hatte er damit gerechnet, dass Altis sich vor einer Falle in Acht nehmen und nicht kooperieren würde, aber er hatte vergessen, dass er es hier mit einem Jedi zu tun hatte. Und wenn es etwas gab, worauf er sich verlassen konnte, dann darauf, dass er seine wahren Absichten spüren konnte. Er sah sich unter der Gruppe um. Ja, sie waren wirklich ein bunter Haufen, sechs verschiedene Spezies, männlich und weiblich, alt und jung. Und er spürte, dass manche nicht machtsensitiv waren.

Der Mann in dem uralten Mantel verwirrte ihn noch immer. Ebenso eine umwerfende junge Frau mit makelloser schwarzer Haut, die wie poliert wirkte. Sie sezierte Jusik geradezu mit ihrem Blick - nicht unfreundlich, nur gründlich, als wäre sie es gewohnt, sich schnell ein Urteil zu bilden - und sprach dann zu Fi.

„Kennst du jemanden in der Fünf-Null-Ersten?", fragte sie.

„Ja, Ma'am."

„Wirklich?"

„Ja."

„Ich kenne ein paar ausgezeichnete Soldaten aus der Legion. Ich bin froh, dass ihnen noch ein anderes Leben offensteht, wenn sie es wollen."

„Wir schließen nie, Ma'am. Durchgehend geöffnet."

„Vergiss nicht, dass der Imperiale Geheimdienst voll von Dunkelseitern und Möchtegern-Siths steckt", warnte sie. „Also pass auf sie auf, Soldat. Ich sah ein bisschen zu geheimnisvoll aus, als ich für sie gearbeitet habe. Ich bin übrigens Hailena. Ich war auch mal eine Spionin, aber jetzt geht's mir wieder gut."

„Den Geheimkram überlasse ich meinen verrückten Brüdern", sagte Fi. „Ich schieße nur auf Sachen. Und füttere die Nunas."

„Sehr weise", erwiderte Hallena. „Also, wie wollen wir diese Übergabe abwickeln? Das ist nicht ohne Risiko."

„Ein neutraler Planet", schlug Jusik vor. „Wir wollen euch mit unserem Standort nicht belasten."

„Wollt ihr uns verraten, wie ihr uns gefunden habt?"

„Eher nicht." Das Verhandeln wäre Skiratas Angelegenheit, falls es erforderlich werden würde. Jusik hatte das Gefühl, das Problem bestünde darin, Altis davon abzuhalten, zu hilfsbereit zu sein und auf jedermanns Comm-Liste zu landen. Wenigstens hatten sie eine Schnüfflerin unter sich, die ihre Paranoia gesund und munter halten konnte.

„Ich bleibe in Kontakt. Wenn sie bereit sind fortzugehen, melde ich mich über Comm."

Altis schüttelte ihm wieder die Hand und auch Fi. „Ihr hört euch nach sehr interessanten Leuten an. Ich würde gern deinen Vater kennenlernen." Er packte Jusik bei den Schultern und drehte ihn herum. „Und jetzt verschwindet. Denn wir werden es auch tun. Man kann hier niemandem trauen."

Jusik widerstand dem Drang, noch einmal zurückzuschauen. Fi warf im Gehen noch einen einzigen Blick über die Schulter, dann sah er wieder nach vorn und pfiff melodielos vor sich hin.

„Nette Frau", sagte er. „Gut, das wäre ein Problem weniger. Allerdings wird Mij Scout vermissen. Und Uthan auch."

„Ja, ich weiß. Ich könnte vielleicht mit der Gedächtnislöschung überfordert sein."

„Du reparierst Gehirne. Wie schwer kann das schon sein?"

„Vielleicht ist es einfacher bei Personen, die zustimmen und mitarbeiten können."

„Entweder das oder es ist für sie das Aus."

„Also kein Druck."

„Nö. Darf ich ans Steuer?"

„Na gut. Wenn wir aus dem Orbit sind."

Jusik verscheuchte mit einer kurzen Kopfbewegung die Blase der einheimischen Kinder und kletterte ins Cockpit des Aggressors. Sie sahen ihn an, als wäre er der übelste, ori'beskaryc Gangster diesseits des Hutt-Raums. Hätten sie nur gewusst, welche Selbstzweifel ihn im Moment plagten.

Er würde das Gedächtnis seines alten Meisters ausradieren müssen. Das war nicht das Gleiche wie das Heilen einer Verletzung. Er fragte sich, was Zey außer den Koordinaten von Kyrimorut noch alles vergessen wollte.

„Wirst du Kal'buir davon erzählen, dass Etain eingeladen war, sich Altis anzuschließen?", fragte Fi „Ja", antwortete Jusik. „Irgendwie." Skirata musste es erfahren. Es gehörte zu jener Art von Dingen, die er wissen wollte, selbst wenn sie schmerzten.