11.
Aus diesem Grund könnt ihr uns nicht auslöschen, aruetii. Wir drängen uns nicht an einem Ort - wir erstrecken uns über die gesamte Galaxis. Wir brauchen keine Anführer oder Lords - deshalb könnt ihr unsere Herrschaft nicht zerstören. Wir können ohne Technologie leben - deshalb können wir mit bloßen Händen kämpfen. Wir haben keine Spezies oder Blutlinie - deshalb können wir unsere Reihen mit anderen erneuern, die sich uns anschließen wollen. Wir sind mehr als bloß ein Volk oder eine Armee, aruetii. Wir sind eine Kultur. Wir sind eine Idee. Und Ideen könnt ihr nicht töten - doch wir können mit Sicherheit euch töten.
- Ranah Teh Naast, Mandalore die Zerstörerin, Tochter von Uvhen Chal, beim Erteilen einer letzten Chance auf Kapitulation an den Rat von Luon während der Belagerung der Stadt.
„Ich habe dich enttäuscht, Kal'buir."
Ordo trat mit hängendem Kopf von der Rampe der Cor-nucopia und sah aus, als würde er eine ordentliche Tracht Prügel erwarten. Skirata warf ihm die Arme um den Hals und drückte ihn kräftig.
„Das darfst du nicht mal denken", schimpfte er. „Hörst du? Du enttäuschst mich niemals. Wir können sie immer noch zurückholen, wann es uns passt. Komm schon." Es ließ ihn los, um die anderen Nulls einen nach dem anderen zu umarmen. „Bringen wir das Zeug rein. Esst."
Ny trat mit einem Tablett Eier aus dem Frachter. Sie warf Skirata einen mitfühlenden Blick zu und zuckte mit den Schultern.
„Er hat sich Sorgen gemacht, wie du die Neuigkeit aufnehmen würdest", flüsterte sie. „Er ist sonst bei allem so selbstsicher, aber vor dir hat er eine Wahnsinnsangst."
Sie hörte sich an, als wollte sie damit fragen, was Skirata getan hatte, um ihn dazu zu bringen. „Ich liebe diesen Jungen mehr als mein eigenes Leben", sagte Skirata entrüstet. „Er weiß, dass ich ihm nicht die Schuld dafür gebe. Für gar nichts."
„Ich weiß. Es ist nur traurig mit anzusehen."
Ordos Bedürfnis, ihn zufriedenzustellen, brach Skirata immer das Herz. Er hatte Ordo nie einen Grund gegeben, ihn zu fürchten, aber die Kaminoaner hatten die Vorstellung bereits in die Psyche der Nulls eingebrannt, dass Versagen niemals toleriert werden würde. Versager mussten generalüberholt werden: beseitigt. Ganz gleich, wie oft Skirata Ordo sagte, er wäre perfekt, er konnte diese Lektion aus der Kindheit niemals ausradieren.
„Du glaubst mir doch, oder?", fragte Skirata. Da stand er nun und hatte seinerseits Angst vor Nys Missbilligung. „Er hat das Richtige getan. Rückzug, Überdenken, später noch einmal versuchen."
„Ich glaube dir." Ny stellte eine Kiste auf dem Deck ab und nahm sein Gesicht in beide Hände, um ihn leicht zu schütteln. „Du bist ein böser Junge, Kurzer, aber niemand zweifelt an deiner Hingabe zu deinen Kindern."
Sie hielt ihn ein paar Sekunden länger, als nötig gewesen wäre, um ihren Standpunkt klarzumachen. Er stellte fest, dass er keine Ahnung hatte, wie er reagieren sollte. Er hatte über all die Jahre die richtigen Schritte vergessen. Plötzlich ließ Ny ihn los, hob die Kiste wieder auf und überließ ihn der Frage, ob er die Hinweise übersehen und sie vielleicht enttäuscht hatte.
ich glaube, ich habe zu viel bestellt", sagte sie und schaute auf die Kisten, die noch ausgeladen werden mussten. „Aber wenn alle zu viel von Eiern haben, können wir sie einlegen und an den Laden verkaufen."
Fi und Atin sprangen auf die Rampe und gaben vor, fröhlich zu sein. Sie hatten sich danach gesehnt, Niner und Darman wiederzusehen.
„Wir bekommen von gar nichts zu viel", sagte Fi, während er die Fracht durchstöberte. „Unser Lieblingsgeschmack ist Nachschlag. Ooh, du hast uns Warranüsse mitgebracht! Scharf & würzig und Salz & sauer! Kandosii!"
„Zehn Kilo pro." Sie lächelte ihn gutmütig an. Skirata bemerkte, dass sie ohne einen Augenblick zu zögern, die Mutterrolle für Fi übernommen hatte. „Und wenn du sie alle auf einmal isst, lässt Parja dich in der Scheune schlafen. Das hast du dann davon."
„Ich werd sie mir einteilen."
„Hey, Fi - es tut mir leid, dass wir Dar und Niner nicht zurückgebracht haben. Aber das tun wir noch. Alles wird gut. Ich versprech's."
„Vielleicht können wir irgendwie mit ihnen reden." Fi hörte sich wehmütig an, wie ein verlorenes Kind, und es war nicht gespielt. „Niner hat eine gesicherte Verbindung. Wir können mit ihm reden, oder?"
„Ja, das kannst du." Nys Augen sahen plötzlich glasig aus. „Jaing kann dafür sorgen."
Atin trat zurück, damit Fi den beladenen Repulsor vom Schiff schieben konnte. „Ich werde mit Mij gehen und die Ausrüstung für Uthan abholen", sagte er. „Wir sind morgen oder so wieder zurück. Brauchen wir sonst noch etwas?"
„Vielleicht schaut ihr auf dem Rückweg noch in Keldabe vorbei und seht nach, was Dred shabla Priest so vorhat ... "
Ich muss mir wirklich nicht noch mehr Probleme aufhalsen. Priest kann sicherlich warten, oder? „Seht nach, ob Vau vielleicht auch mitkommen will. Der arme chakaar muss mit seinen Gedanken mal von Sev wegkommen."
„Dann müssen wir Mird aber auch mitnehmen." „Und? Einfach zweimal die Stunde die Klimaanlage anschalten." Atin klopfte Skirata auf die Schulter. „Wird gemacht. Wir sehen uns."
„Das ist auch so ein kleines Wunder", sagte Skirata, als er davonging. „Er und Vau - konnten sich auf den Tod nicht ausstehen. Diese Narben hat Vau ihm verpasst. Und jetzt herrscht Waffenstillstand. Alles ist möglich."
Ny rieb sich dezent die Nase, als glaubte sie, Skirata hätte ihre Tränen nicht bemerkt. „Aber keine Versöhnung mit der Death Watch."
„Das fällt unter die Wasser-fließt-aufwärts-Kategorie der Möglichkeiten. Nein."
Skirata führte sie mir der letzten Eierkiste die Rampe hinunter und schloss die Luke. Wo sollte er anfangen? Sie musste natürlich wissen, ob sie wirklich dazupassen würde. Doch selbst ohne Diskussion schien es eine stillschweigende Übereinkunft zu geben, dass sie fest zum Inventar gehörte.
„Willst du hier leben?", fragte Skirata.
Ny blinzelte ein paarmal. „Ich glaube, das tue ich schon."
„Ich meine, als eine Mando. So richtig." Ihm war klar, dass die Frage, worum er sie wirklich bitten wollte, ein heikles Thema barg. Er ging darüber hinweg, weil er im Moment einfach nicht fähig war, noch mehr emotionale Komplikationen zu bewältigen. „Ich meine, es gibt so viel böses Blut zwischen denen und uns, dass du genau darüber Bescheid wissen solltest."
„Natürlich." Ny griff in ihre Jacke und holte etwas heraus: ein Stapel Barcredits. Dann öffnete sie eine seiner Gürteltaschen und ließ sie hineinfallen. Jedes Mal, wenn sie Hand an ihn legte, war er wie angewurzelt und wusste nicht, wie er reagieren sollte. „Es wäre mir zuwider, im Keldabe-Gesellschaftklub in ein Fettnäpfchen zu treten."
Skirata sehnte sich danach, ungezwungen mit ihr umgehen zu können. „Ich habe doch gesagt, du kannst die Creds behalten. Niemand glaubt, du würdest schnorren."
„Und ich gebe sie dir zurück. Netter Taschendiebtrick, übrigens. So, und jetzt die Death Watch. Haben versucht, Jaster Mereel auszubooten, weil dem Gesetz und Ordnung gefiel, und das hat ihnen ihr Spielchen verdorben. Dicker Revierkampf. Und sie haben Arlas Eltern umgebracht, weil die Jaster versteckt hielten. Wie mache ich mich?"
Skirata war froh, dass sie nicht Bürgerkrieg sagte. Krieg war etwas für Soldaten, Leute mit Disziplin und Ehre. Die Death Watch bestand nur aus kriminellem Abschaum, der zufälligerweise im selben System lebte, keine echten Mandalorianer.
„Nicht schlecht", meinte er. „Sie haben sich als Patrioten aufgespielt, die die guten alten Zeiten des mandalo-rianischen Imperiums zurückwollten, doch das diente nur als Deckung für organisiertes Verbrechen."
„Aber euer Haufen hat keine ordentliche Regierung wie andere Spezies. Ihr habt diese lose Aufteilung in Clans und ihr habt einen Staatschef, der nur halbtags aufkreuzt und die Regeln nicht macht. Wie kann die Death Watch da irgendetwas umstürzen? Da gibt's nichts umzustürzen."
„Sie können uns das Rückgrat brechen."
Ny schnaubte. „Ach ja? Viel Glück dabei."
„Es gab Zeiten in unserer Vergangenheit, in denen wir zuließen, dass verdorbene Mandalores uns auf hässliche Pfade führten. Es kommt vor, Ny. Ideen schlagen Wurzeln. Ganze Gesellschaften werden von Sachen verschlungen, weil es ja nur Ideen sind, richtig? Nur harmlose Sachen. Aber sie würden bis zum Tod kämpfen, um Widerstand zu leisten, wenn eine Invasionsarmee auftauchen und versuchen würde, uns diese Veränderungen aufzudrücken. Wir sehen die schlechten Ideen nicht kommen, bis sie den Schaden angerichtet haben."
Mehr brauchte er einstweilen nicht zu erzählen. Ny hatte genug von Arla gesehen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, dass die Death Watch Gräueltaten verübte, und das allein reichte schon.
Im Haus stand der Veshok-Tisch mit einer eindrucksvollen Menge an skraan'ikase gedeckt, einer Auswahl kleiner, leckerer Häppchen, an denen man sich überstunden bedienen konnte. Mit ihnen wurde der Tisch für besondere Anlässe gedeckt, von Hochzeiten bis zu Bestattungen und manchmal für beides gleichzeitig. Jilka, Corr und Ruu knabberten bereits an knusprig gebratenem Fleisch. Skirata öffnete eine der Flaschen mit tihaar, die auf dem Tisch standen.
Ny starrte auf die Fülle. „Wird Uthan das nicht ein bisschen ... unangemessen finden? Ich meine ... es wirkt ein bisschen festlich."
„So machen wir das nun mal." Skirata probierte eine der Pasteten. „Shereshoy bat aay'han. Man kann das eine nicht vom anderen trennen."
Es hätte eine Heimkehrfeier für Darman und Niner werden sollen. Skirata fand es nicht so abwegig, dies mit ehrenhafter Trauer um Uthans Volk zu kombinieren. Das Leben bestand aus scharfen Gegensätzen. Man konnte die Freude nicht genießen, ohne den Kummer zu kennen. Bei dieser Art Festessen waren fröhliche Gäste eine Ermahnung für die Unglücklichen, dass das Leben eines Tages wieder gut wäre, und die Trauernden erinnerten die Feiernden daran, das Gute im Leben nicht als gegeben hinzunehmen. Es war ein Akt der Zusicherung, des Blickes auf die positive Seite eines jeden Augenblicks.
Jeder Mando sah Sinn darin. Skirata wollte, dass auch Ny diesen Sinn erkannte. Er war kurz davor, sie zu fragen, ob sie schon jemals an einer Totenwache teilgenommen hatte, sah aber ein, dass er zu wenig über ihre Vergangenheit wusste. Je besser er sie kennenlernte, desto schwerer fiel es ihm, über ihren toten Ehemann zu sprechen.
Laseema kam mit einem Tablett winziger Pasteten aus der Küche, die mit durchsichtig glänzendem Eingemachtem gefüllt waren, sodass sie aussahen wie Edelsteine. Sie war eine beeindruckende Köchin. „Wir können genauso gut reinhauen", sagte sie. „Die anderen werden schon kommen, wenn sie das Essen riechen. Haili cetare. Bis die Stiefel überquellen."
„Wo sind denn alle?"
„Jaing ist losgelaufen, um mit dem Datenchip zu spielen." Sie stellte die Pasteten ab, sah sich zufrieden das Ergebnis ihrer Arbeit an und leckte sich die Finger ab. „Kina Ha ist mit Kad spazieren gegangen, um etwas Energie zu verbrennen."
Skiratas Alarmglocken läuteten Sturm. „Du hast die ka-minii mit ihm fortgehen lassen?" Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, bedauerte er auch schon, sie angeschnauzt zu haben. Aber es verriet ihm, dass sein Hass auf die Kaminoaner ebenso tief verwurzelt war wie Ordos Angst zu versagen und ebenso immun gegen Beweise und Vernunft. „Entschuldige. Sag mir nur, dass sie nicht weit gegangen sind."
„Kal'buir, sie ist tausend Jahre oder so alt." Laseema nahm ihn am Arm wie einen alten Mann und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, um ihn bei Laune zu halten. „Wie schnell sollte sie da fortkommen? Sie sind im Hof und füttern die Nunas."
Und Dar und Niner sind Lichtjahre weit weg.
Skirata versuchte, nicht darüber zu grübeln. Sie waren am Leben und sie hatten ihre eigenen Entscheidungen getroffen. Aber da war Kad und Kad glaubte immer noch, sein Papa würde nach Hause kommen. Solange Darman und Niner hinter feindlichen Linien saßen und nicht hier, konnte Skirata keinen Frieden finden.
Ich habe meine Kinder immer und immer wieder verlassen, um in den Krieg zu ziehen.
Wo lag der Unterschied? Seine Frau war für sie da gewesen. Kad besaß hier eine ganze Auswahl an Müttern, mindestens ein Dutzend Onkel und dazu noch einen Großvater. Aliit ori'shya tal'din - Familie bedeutete mehr als nur die Blutlinie. Dar musste nicht die ganze Zeit hier sein, damit Kad sich sicher und geliebt fühlte. Doch es ging um mehr als das. Es ging um Etain und den Versuch, diese Wunde zu heilen.
Skirata konnte noch immer nicht sagen, um wessen Wunde es sich eigentlich handelte. Er nahm an, dass es ihn selber mehr betraf als Darman. Etains Asche verfolgte ihn. Er ging an den Schrank, in dem die Urne aufbewahrt wurde, stand davor und starrte sie an, als wäre sie darin gefangen.
Ein seltsamer Gedanke für einen Mandalorianer, jemanden aus einer Gesellschaft, die Friedhöfe und die Verehrung von sterblichen Überresten an festen Orten hatte aufgeben müssen. Die Toten waren nicht mehr da und ihre Verbindung ins Leben bestand aus einem Stück Rüstung - oder einem Lichtschwert. Aber in Skiratas Vorstellung befand sich Etain irgendwie in der Schwebe und wartete darauf, dass Darman ihre Asche verstreute und sie befreite.
Eins mit der Macht zu werden, war etwas ganz anderes. Jusik sagte ihm das immer wieder.
„Tut mir leid, Et'ika", sagte Skirata. „Kannst du noch ein bisschen länger auf Dar warten? Er tut es für den Jungen."
Als er die Schranktür schloss und sich umdrehte, stand Ny direkt hinter ihm. Sie drückte seinen Arm.
„Ich hole Uthan", sagte sie. „So langsam verstehe ich. Shereshoy bal aay'han."
Skirata spürte, wie er Stück für Stück wieder aus der Taubheit zerschmetterter Hoffnungen auftauchte und in eine Phase der Wut überging. Er war wütend auf Darman, weil er sie alle durch diese Tortur schickte, obwohl er einfach hätte fortgehen können. Du hast einen Sohn hier -zieht dich das nicht zurück? Wie kannst du ihm das antun? Das Gefühl war dem Prozess der Trauer sehr ähnlich: Schock, dann Wut und dann der Schmerz, Selbstbeschuldigung und irrationale Hochs und Tiefs, bevor man akzeptierte, dass es nicht zu ändern war und man damit zu leben hatte oder überhaupt nicht mehr leben konnte. Skira-ta rang mit den vertrauten Emotionen und wusste dabei sehr gut, dass er einen Berg von Gefühlen der Ohnmacht vor sich hatte. Aber dieses Mal konnten die Verlorengegangenen zurückkommen. Hier ging es nicht um den Tod. Darauf musste er sich konzentrieren.
Ich wollte ihnen die Freiheit gehen, die alle anderen Wesen auch besitzen. Ich wollte, dass sie sich entscheiden können. Tja, das haben sie. Sie entscheiden, und wenn es mir nicht gefällt - Pech gehabt.
Sein Kopf wusste das. Aber sein Herz verweigerte sich dem starrsinnig. Er zwang sich, sein Augenmerk auf den Ort zu richten, der sich mit seiner Familie füllte und mit... Gästen? Gefangenen? Freunden? Er wusste es nicht. Er bezweifelte fast, dass es eine Rolle spielte.
Mein Clan. Ist das nicht ein Wunder für sich? Keiner von uns dürfte eigentlich hier sein. Außenseiter, Ausgestoßene, Flüchtlinge, Wegwerf leben. Irgendwie bekommen wir es hin.
„Trink etwas", sagte Fi. Er legte Skiratas Finger um ein Glas Ale. Fi war eindeutig von den Toten auferstanden und war wieder ganz das Symbol gerechtfertigter Hoffnung, das Skirata kannte. „Wir denken uns was aus, für das wir dankbar sein können. Wie wär's, wenn wir mit Bard'ika anfangen? Ein neuer Bruder. Wir können Geschwisterrivalitäten ausfechten und uns über allen möglichen Kram zanken und so."
Uthan stand am Tisch und ließ ihren Blick über das angerichtete Essen schweifen, aber ihr war anzusehen, dass sie mit ihren Gedanken ganz woanders war. Skirata fragte sich, wie oft sie die Nachrichten über Gibad in ihrem Kopf abgespielt hatte, allein in dem Versuch, die schiere Ungeheuerlichkeit der Katastrophe in sich aufzunehmen: den Völkermord an ihrer Heimat. Etwas, das nur die wenigsten erlebten. Scout klebte an ihr wie eine hingebungsvolle Tochter. Skirata ging davon aus, Gilamar hätte sie beauftragt, sich in seiner Abwesenheit um Uthan zu kümmern.
„Ich glaube daran, sich dem Kampf zu stellen", sagte sie. Sie nahm einen Teller von dem Stapel, bei dem keiner zum anderen passte, und tat sich ein paar Häppchen auf, als wolle sie guten Willen zeigen. „Daher ist jetzt der Punkt gekommen, an dem sich das Imperium wegen mir Sorgen machen muss. Ein Abwehrstoff für die Galaxis, aber eine besondere Überraschung für Coruscant."
Skirata nahm einen Schluck von seinem Ale. Zwanglos. Benimm dich ganz zwanglos. „Coruscant?"
„Ein Planet, auf dem sich eine Billion Leute drängen. Das ideale Szenario, um ein Pathogen freizusetzen." Sie kaute und nickte in höflicher Anerkennung. „Das Herz des Imperiums. Reiß das Herz raus..."
Meine Jungs sind auf Coruscant. Nicht nur Dar und Niner. Auch die anderen Commandos, die ich ausgebildet habe.
„Sie haben also einen Abwehrstoff?", fragte Skirata. Es war nicht der Zeitpunkt für Diskussionen. „Gute Arbeit. Können wir es im Stillen freisetzen? Damit Palpatine nicht weiß, dass er in Zukunft mit Platzpatronen schießt?"
„Im Stillen", wiederholte Uthan. „Ihnen ist natürlich klar, dass damit auch die hiesige Garnison immunisiert werden würde. Sie würden ihre wirkungsvollste Waffe gegen das Imperium verlieren."
Skirata merkte, wie er für eine Sekunde zögerte. Die Sturmies waren weitgehend ebensolche Klone wie seine Jungs, keine Freiwilligen, keine Wehrpflichtigen. Sklaven. Er wusste, er würde dieses Gefühl in den Griff bekommen müssen, sonst hätte ihn das Imperium schon von Anfang an besiegt.
„Shab, dann werden wir sie eben auf die altmodische Art erschießen müssen", sagte er und hoffte, er würde es ernst meinen.
Ich kann jederzeit etwas Neues entwickeln." Skirata antwortete nicht darauf. Im Zimmer war es mittlerweile lauter geworden, sodass niemandem sein abruptes Schweigen auffiel. Uthan hatte einen Grund zum Krieg gegen das gesamte Imperium. Skirata wollte nur ein kleines Eckchen, in dem seine Familie in Frieden leben konnte, und keine Schwierigkeiten zu sich einladen.
Also, was passiert, wenn uns Dar und Niner Infos schicken, die für uns nicht von Nutzen sind, aber anderswo dem Widerstand helfen könnten? Was machen wir mit solchen Informationen?
Er verwarf den Gedanken. Vielleicht würde so etwas nie geschehen. Er sah zu, wie Besany ihren Arm um Ordos Hüfte gelegt hatte und Parja um Fi herumschnurrte, während Corr etwas in Jilkas Ohr flüsterte, das sie zum Lachen brachte. Das war es, was Skirata sich für seine Jungs wünschte: Das normale Leben, das jeder andere menschliche Mann für gegeben hinnahm. Rebellion war ein Problem anderer.
Ny setzte sich neben Skirata auf einen Sitz voller Kissen und gab ihm einen Stups mit dem Ellbogen. „Was wirst du wegen der anderen unternehmen?"
„Welchen anderen?"
„Wie sollen sie mitten im Nirgendwo jemanden finden, der sich mit ihnen niederlässt? Und was, wenn sie sie nicht mit nach Hause bringen können, um die Verwandtschaft kennenzulernen? Liebesbeziehungen zerbrechen. Aber missmutige Verflossene wissen immer, wo du lebst."
Sie hatte recht und er versuchte nicht darüber nachzudenken. Kyrimorut war schon jetzt kein richtiges Geheimnis mehr. Rav Bralor hatte den Ort mithilfe einheimischer Arbeiter wiederhergerichtet und jeder Klon, der vorbeikam, würde eine Adresse haben, die verraten werden konnte.
„Das ist ein Risiko, das wir alle eingehen", sagte Skirata, ohne zu wissen, wo er mit der Lösung dieses Problems beginnen sollte. „Mandos halten ihren Mund."
„Was, wenn einer der Jungs eine trifft, die er mag und die keine Mando ist?"
„Wir werden sie einsperren müssen, sobald sie hier ist." Er zwinkerte Ny zu. Sie lächelte nur, als würde sie nicht verstehen. Auch gut. Er konnte sich nicht um seine eigenen Bedürfnisse sorgen, solange es so viel für seine Jungs zu tun gab. „Wir werden was ausknobeln."
Kad wackelte von einem zum anderen und wurde bei jedem Halt auf den Arm genommen und verwöhnt. Als er zu Ordo kam, sah Skirata genau hin, denn er wusste, was jetzt kam. Ordo nahm den Kleinen auf seinen Arm und trat ein Stück zurück, um Platz zu haben.
Ordo konnte nicht sonderlich gut mit Kindern, aber er schien entschlossen zu sein, in dieser Hinsicht zu lernen. Skirata sah, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte, als der Junge ihn mit jener großäugigen Erwartung ansah, die Erwachsene so entwaffnete.
„Kad'ika, dein Papa konnte nicht heimkommen. Meine Schuld. Der böse Onkel Ordo hat etwas Dummes gemacht." Er tippte Kad mit der Fingerspitze auf die Nase, was dem Kind jedes Mal ein Kichern entlockte. Aber nicht heute. „Wir werden mal schauen, ob wir etwas Cleveres bauen können, das uns hilft, mit ihm zu reden. Er vermisst dich. Würde dir das gefallen?"
Es war schwer zu sagen, wie viel Kad verstand, da er immer reagierte, als ob er genau wüsste, wovon die Erwachsenen sprechen. Skirata sah, wie sein Kinn zitterte und sich Falten auf seine Stirn legten. Vielleicht reagierte er mehr auf Ordos Trübsal, als wegen Darman verärgert zu sein.
Aber Kad weinte nicht. Das tat er selten. Er nahm es einfach hin und lebte sein Leben weiter. Schon in diesen jungen Jahren. Skirata versuchte sich den Mann vorzustellen, der einmal aus ihm werden würde.
„Er wird mal einen tollen Vater abgeben", meinte Ny.
„Kad?"
„Ordo. Er probiert immer noch rum. Sieh dir nur Besa-nys Gesicht an." Ny lächelte traurig. Besany sah Ordo mit vollkommener Bewunderung an, ohne die anderen wahrzunehmen. Sie war ohnehin schon eine umwerfend schöne Frau, aber dieser glückselige Ausdruck in ihrem Gesicht ließ sie strahlen. „Wir fallen auf alle Typen rein, die lieb zu Kindern und Tieren sind."
„Dann können wir die Reich-und-mächtig-os/'^ ja getrost vergessen."
„Reich zu sein, löst wirklich nicht alle Probleme im Leben."
Das hatte sie ganz richtig verstanden. Der rapide anwachsende Fond der Klon-Sparkasse, wie Jaing sie nannte, hatte Dar und Niner nicht zurückbringen können und bisher ebenso wenig das beschleunigte Altern aufgehalten.
„Stimmt", sagte Skirata. „Aber es lässt einem mehr Optionen, als arm zu sein."
Skirata schloss die Augen und stellte sich die Abhakliste mit den Dingen vor, die noch geregelt werden mussten. Jusik konnte losziehen, um Maze zu holen, und dabei vielleicht Ruu und Levet mitnehmen. Die beiden verdienten eine Pause. Sobald Gilamar und Atin zurück waren, konnten sie damit beginnen, Uthans Virusfabrik aufzubauen und sie danach erneut an ihre Antialterungsforschung heranführen. Dann war da noch Arla. Shab noch mal, was sollte er wegen ihr unternehmen? Und die Jedi; sie konnten nicht für immer hierbleiben und sie konnten auch nicht fortgehen.
Mir fällt schon was ein.
Er behielt die Augen geschlossen und die beruhigende Wirkung der entspannten Unterhaltung um ihn herum ließ ihn beinahe eindösen. Kad krabbelte auf seinen Schoß und schlief ein. Er roch nach klebrigem Eingemachtem und Babypuder.
Mir fällt schon was ein...
„Buir?"
Eine Hand legte sich sanft auf seine Schulter. Er öffnete die Augen und blickte in Jaings verdutztes Gesicht. „Ich bin nicht tot, Sohn. Ich übe bloß."
„Ich habe einen ganzen Batzen Daten aus dem Chip herausholen können", erklärte Jaing. „Scheint eine richtige Goldmine zu sein. Ich muss noch die Verschlüsselungen einiger Dateiinhalte umgehen, aber nach allem, was ich bisher überflogen habe, sieht es aus wie eine umfassende Anleitung, um flüchtige Jedi zu verstecken. Unterschlüpfe, Sympathisanten, die bereit sind, Hilfe zu leisten, Schiffe, Orte, Comm-Codes, Waffenlager - das ganze Drum und Dran. Obrim muss mit seinem Wiederherstellungsprogramm so weit gekommen sein und erkannt haben, was er da hat."
Skirata setzte sich langsam auf, um Kad nicht zu wecken. „Bist du sicher, dass es kein Köder ist, um Palpatine auf die falsche Fährte zu locken? Nicht einmal die Jedi sind so naiv, dass sie riskieren würden, all das auf Datenchips zu speichern."
„Datendiebe wie ich setzen auf Naivität, Buir. Es könnte natürlich nur ein kleiner Teil ihres Netzwerkes sein. In dem Fall wäre es gar nicht so dumm, wie es scheint."
„Also warum war es Obrim dann so wichtig, ihn uns zuzuschieben? Ich will unsere Gäste ja nicht beleidigen, aber ich gebe wirklich keinen Mott-shebs drauf, wie viele Jedi das Imperium hochnimmt. Ich zahl gern meine Steuern, wenn das hilft, um sie alle zu kriegen."
„Es ist eine Datei drauf, die vielleicht näher am Hauptgewinn ist."
Skirata war jetzt hellwach. „Wie nahe?"
„Schiffe und Personen. Verbündete. Du kennst mindestens einen der Namen."
Skirata wurde mulmig zumute. Er wusste, was jetzt kam. Er hätte eben doch auf seinen angeborenen Argwohn vertrauen sollen. Es war seine eigene Schuld, dass er eine äußerst naheliegende Frage nicht schon vor Monaten gestellt hatte.
Ich war geblendet. Kummer und Gier. Etain tot, die Chance auf einen genetischen Durchbruch direkt in meinem Schoß. Kummer, Gier und... Weichherzigkeit.
Skiratas Blick schweifte langsam durch den Raum, um zu sehen, wo sich Ny aufhielt. Sie sprach mit Cov, dem Sergeant der Yayax Squad. Es tat gut, zu sehen, dass sich die Yayax-Jungs einlebten. Sie neigten dazu, unter sich zu bleiben, und kamen nur selten zu den Mahlzeiten mit allen anderen zusammen.
„Es ist Ny, nicht wahr?", sagte Skirata leise.
„Ja, Buir. Sie ist es."
Commander Melusars Büro, Spezialeinheiten, 501ste Legion, Imperial City
„Es tut mir leid, Sir. Die Dinge sind etwas außer Kontrolle geraten."
Niner nahm die Tatsache, dass er in Melusars Büro saß, statt vor dessen Schreibtisch Haltung annehmen zu müssen, als gutes Zeichen. Andererseits war Melusar ein Offizier, der auf freundschaftliche Beziehungen setzte. Und hier ging es nur um einen Routinebericht über das Abfeuern von Waffen in der Öffentlichkeit. Eine Granate gegen einen Repulsorlaster und die Granate hatte gewonnen. Mehr musste Holy Roly nicht wissen.
„Das bedeutet?", fragte Melusar.
„Ich hätte die Polizei alarmieren sollen." Niner fiel es noch jedes Mal schwer, nicht CSK zu sagen. „Ich habe tödliche Gewalt eingesetzt, um einen Fahrzeugdieb aufzuhalten."
„Ich glaube nicht, dass das unter diesem Imperium als Kapitalverbrechen eingestuft wird, Sergeant. Aber ich würde gerne wissen, wieso sie das getan haben. Sie sind erfahren. Bei den Spezialeinheiten. Nicht irgendein schießwütiger Wachmann."
Niner log unverhohlen. Es fiel ihm leicht. Er hatte gar nicht gewusst, wie leicht. „Ich glaube, ich habe überreagiert, Sir. Es fällt mir immer noch schwer, mich vom Krieg zu lösen. Alles lässt mich hochgehen. Gewöhnliche Dinge."
Melusar sah ihn einfach nur an, nicht mit diesem Ich-will-die-Wahrheit-wissen-Ausdruck, den Zey aufgesetzt hätte, sondern voller Sorge. Aufrichtige Sorge, nicht irgendeine Pose, die er in einem Führungskurs gelernt hatte.
Natürlich hätte er auch einfach ein großartiger Schauspieler sein können. Niner hatte nicht vor, seine Vorsicht aufzugeben.
„Ich wäre überrascht, wenn es anders wäre", sagte Melusar schließlich. „Und ich glaube auch nicht, dass es dafür eine rasche Heilung gibt, denn es ist ein Teil dessen, was Sie zu einem ausgezeichneten Soldaten macht. Sie haben Situationen erlebt, in denen es um Leben und Tod ging. Sie reagieren sofort, um am Leben zu bleiben. Das lässt sich nicht einfach abschalten."
Niner fühlte sich schrecklich. Er bekam Mitleid, das er nicht verdiente. Ihm fehlte nichts, überhaupt nichts. Er war nicht wie Darman, der in die Luft ging und um sich schlug, wenn es ihm zu viel wurde. Oder doch?
Ich würde es wissen. Ich würde es wissen, wenn ich die Beherrschung verliere. Ich bin sicher, dass ich es wissen würde.
Aber eine beharrliche, feine Stimme erinnerte ihn daran, dass er sich zurzeit ständig verfolgt fühlte, ausspioniert, bedroht. Das Imperium beobachtete seine Bürger noch schärfer, als es die Republik getan hatte. Unübersehbare neue Holokameras schössen an allen öffentlichen Orten aus dem Boden, daher wusste er, dass das alles nicht nur seiner Einbildung entsprang. Ihm fehlte einfach die Kenntnis darüber, wo er die Grenze zwischen Realem und Eingebildetem ziehen musste.
„Ich weiß, dass Darman zu diesem Zeitpunkt nicht bei Ihnen gewesen ist", sagte Melusar. „Ich möchte dennoch mit Ihnen beiden sprechen." Er stand auf und öffnete die Türen, um einen Droiden zu rufen. Niner hörte ihn. „Fünf-Em, hole bitte Truppler Darman."
Die Türen blieben zur Abwechslung offen und Melusar setzte sich wieder. Seit er durch das Haupttor zurückgekehrt war, um den Vorfall zu melden, hatte Niner Darman noch nicht gesehen. Es war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu verschleiern gewesen, ganz gleich, was Obrim mit den Aufnahmen der Sicherheitskameras angestellt hätte. Daher hatte er sich dagegen entschieden, die Sache mit Darman auszudiskutieren und ihn tiefer hineinzuziehen.
Weiß Darman überhaupt, dass ich zurückgekommen bin?
Es gab nicht viel, was in einer kleinen, abgeschlossenen Welt wie dieser Einheit unbemerkt blieb. Niner behielt seinen Blick starr auf die Wand gerichtet und hütete sich davor, mit Melusar Blickkontakt aufzunehmen und ein Gespräch anzufangen, weil es einfach zu leicht fiel, mit dem Typen zu quatschen. In diesem Stadium hätte ihm alles Mögliche rausrutschen können, dachte Niner. Schließlich hörte er forsche Schritte vom Korridor. Darman marschierte herein, den Helm unter den Arm geklemmt und nahm Haltung an, als hätte er Niners Anwesenheit überhaupt nicht bemerkt.
„Rühren, Darman." Melusar deutete auf den Stuhl neben Niner. „Nehmen Sie Platz."
Darman setzte sich, die Ellbogen auf den Armlehnen und die Finger vor dem Bauch verschränkt. Für eine Sekunde kreuzte sein Blick den von Niner. Niner sah nur Enttäuschung, keine Überraschung oder Wut.
Melusar schloss die Tür mithilfe einer Steuerung an seinem Schreibtisch, wodurch im Büro erneut die schalldichte, gedämpfte Stille einkehrte.
„Ich bin nicht ganz ehrlich zu Ihnen gewesen", sagte er. „Aber ich denke, das wissen Sie."
Niner versuchte, keine Vermutungen anzustellen, wohin das führen sollte. Er schätzte Bedrohungen rasch ein. Darauf war er seit seiner Kindheit gedrillt worden. Nur er und Dar waren hier. Das bedeutete, es ging nicht um Schwadron 40 und es ging auch nicht um ehemalige Republic Commandos, denn Ennen fehlte. Außerdem hatte Ennen einen corellianischen Ausbildungssergeant. Gemeinsamer Faktor: Zwei Männer aus einer von Mandalorianern ausgebildeten Commando-Kompanie. Eingrenzung: Darman war nicht an der Sprengung des Lasters beteiligt gewesen, daher konnte es nicht um diesen Vorfall gehen.
Niner hätte einfach nur abwarten können, was anstand, aber er konnte nicht abschalten.
„Sie werden wahrscheinlich bemerkt haben, dass ich als ersten Schritt nach der Übernahme dieser Einheit Sie beide ausgesondert habe", erklärte Melusar. „Das geschah nicht nur, weil es mich so blendete, wie Sie Camas abgefertigt haben. Darman, Sie sind Agent Cuis wirklich sauer aufgestoßen. Das gefällt mir an einem Soldaten."
„Ich hatte nicht viel Kontakt mit Agent Cuis, Sir." Darman schien es schnurgerade durchzuziehen. „Es tut mir leid, wenn ich ihm An-lass zur Sorge gegeben habe."
„Mir nicht. Sie wussten, dass er ein Machtnutzer ist, nicht wahr? Und er wusste, dass Sie es wussten."
Darmans Kehlkopf hüpfte, als er schluckte. „Ich bemerke, dass sie in der Vergangenheit sprechen, Sir?"
„Agent Cuis wurde in Ausübung seiner Pflicht getötet. Mir werden nicht alle Einzelheiten mitgeteilt, aber ich höre genug. Der Geheimdienst ist durchsetzt von diesen Mystikern und ihrer Klüngel. Auf die Gefahr hin, mir eine Blöße zu geben, indem ich Ihnen das sage: Ich möchte, dass Sie beide mir, und nur mir, Bericht erstatten und sich mit unseren jenseitigen Kameraden beschäftigen. Sind Sie bereit dazu?"
Wie hätte irgendjemand dazu Nein sagen können?
„Definieren Sie beschäftigen, Sir", sagte Niner.
„Ich meine damit nicht neutralisieren. Ich bin exzentrisch, aber nicht verrückt. Ich meine, Informationen über sie zu sammeln, vielleicht sogar ihre Pläne zum Scheitern zu bringen, wenn es sein muss."
„Bedeutet das nicht... Verrat, Sir? Für uns, meine ich."
„Hängt von Ihrem Anwalt ab. Ich persönlich sehe darin mehr die Kontrolle des Feindes im Inneren. Die stehen nicht auf der Seite des Imperiums. Das Imperium gehört seinen normalen Bürgern. Ich lasse nicht zu, dass diese murmelnden Händefuchtler es ausbluten lassen. Das würde bedeuten, dass wir die Jedi gegen einen weiteren Geheimkult ausgetauscht hätten."
Melusar spielte ihnen eindeutig nichts vor. Er war genauso enthusiastisch und leutselig wie immer, aber Niner beobachtete seine Hände auf dem Schreibtisch. Er hielt seinen Griffel so fest in der Faust, dass seine Knöchel weiß hervortraten, während er mit dem Daumennagel rhythmisch über die Metallklammer fuhr und an ihrem Ende zupfte. Seine andere Hand hatte er flach auf das polierte Holz gelegt, so als wolle er gleich aufstehen und kräftig mit ihr auf den Tisch schlagen.
„Wir sind nicht die einzigen Commandos, die das erledigen könnten, Sir", warf Darman ein. Gutes Argument. Niner fiel kein Grund ein, aus dem er in dieses Gespräch einbezogen wurde, außer dass Zweiergespann abzurunden. „Ich erkenne Machtnutzer. Und Sie können es offensichtlich auch. Das ist keine Zauberei."
„Ich weiß, was man über die Schwadron Omega gesagt hat. Überbewertete Mando-vernarrte Irre. Sergeant Barlex war da ein wenig neutraler - wiedergeborene Mandaloria-ner. Mandos lassen sich von Machtnutzern nicht einschüchtern. Manche Mandos hassen sie richtiggehend."
„Es sind noch jede Menge Männer aus Schwadronen, die von Mandalorianern ausgebildet worden sind, übrig", meinte Niner. „Sogar eine Menge von Kal Skiratas und Wa-lon Vaus Männern."
„Aber niemand ist übrig, der den Null ARC-Trupplern so nahestand und derart mit dem mandalorianischen Nationalismus verhaftet war - bis auf Sie beide. Skiratas Beste."
Niner biss nicht an. „Wir sind gut, Sir, aber nicht einmal zwei von uns geben die Armee ab, die sie anscheinend brauchen."
„Je kleiner der Zirkel, desto geringer das Risiko", erläuterte Melusar. „Aber ebenso wie die Machtnutzer des Geheimdienstes nicht jedes Geheimnis vor uns verbergen können, da sie den Kontakt zu normalen Wesen nicht vermeiden können, müssen Ihre Kameraden auch ein bisschen was über Sie wissen. Und ich denke, Sie sind genauso motiviert wie ich, auf eigene Faust die Überlegenheit der Machtnutzer in der galaktischen Republik zu reduzieren."
Er ging nicht auf Einzelheiten ein. Möglicherweise wusste er etwas, eventuell fischte er auch im Trüben. Daher beeilte sich Niner nicht damit, die eintretende Stille zu füllen. Darman ebenso wenig. Melusar wartete noch ein bisschen länger und schien dann die Tatsache zu akzeptieren, dass er es mit Schweigespezialisten zu tun hatte.
Es war sehr gut möglich, dass sich in der Truppe Spekulationen über Darman und Etain herumgesprochen hatten, aber die Chancen, dass Melusar etwas von Kad wusste, waren gering.
Darman starrte ihn noch ein wenig länger an, dann legte er seinen harmlosen Tonfall auf. „Ihre Familie stammt von Dromund Kaas, nicht wahr, Sir?"
Melusar schien für einen Augenblick auf dem linken Fuß erwischt worden zu sein. Seine Lippen standen etwas auseinander. „Das Dromond-System ist nur ein Mythos."
„Wenn Sie das sagen, Sir."
Niner und Darman wussten nur, wo Holy Roly herkam, nicht mehr. Dennoch ließ sich diese Karte als Trumpf ausspielen. Er hatte keine Ahnung, woher sie irgendetwas über einen obskuren Sith-Planeten wussten, der auf den Karten der Republik nicht einmal verzeichnet war. Der Ausdruck auf seinem Gesicht verriet Niner, dass er sich mit Darman übernommen hatte. Niner beschloss, der Zeitpunkt wäre günstig, um diese Sabacc-Partie bis auf Weiteres ruhen zu lassen. Auch Melusar schien den Wink zu verstehen.
„Beskar", sagte er, weniger um einen anderen Kurs einzuschlagen, als um eine weitere Erläuterung auszulassen. „Alles hängt vom mandalorianischen Eisen ab. Sie wissen alles über beskar, nicht wahr? Nun, die Imperiale Ausstattung hat ein Abkommen mit den Mandalorianern getroffen, um es abzubauen. Angesichts der bereits bestehenden Größe und Schlagkraft der Imperialen Armee wäre beskar zu viel des Guten, daher dient es dazu, mit Jedi und anderen Machtnutzern fertig zu werden. Haben Sie es schon einmal in Aktion erlebt?"
„Sie meinen, ob ich gesehen habe, wie eine beskar'gam einen Lichtschwert-Hieb ablenkt?" Niner konnte sich nicht erinnern. Skirata schwor jedoch darauf und die Nulls besaßen alle reine beskar-Rüstungen. „Die meisten der man-dalorianischen Ausbildungssergeants trugen es. Schlägt mit Leichtigkeit Durastahl und andere Legierungen."
„Beskar'gam", wiederholte Melusar.
„Rüstung. Es bedeutet Eisen-Haut. Mandos leben in ihrer Rüstung."
„Jeder, der Machtnutzer an ihre Stelle setzen wollte, wäre gut beraten, einen Vorrat von dem Zeug zu haben, nicht wahr?"
Niner konnte dieser Logik folgen. Melusar suchte nach einem Vorteil gegenüber den Agenten Palpatines, die der Dunklen Seite anhingen. Aber wusste er, dass Palpatine selbst ein Sith war? Wenn er es tat, dann lehnte er sich viel zu weit aus dem Fenster. Wusste er es nicht, dann -lief am Ende doch alles aufs Gleiche raus. Niner gab Holy Roly eine Lebenserwartung von ein paar Monaten.
Aber ist das nicht der Grund, weshalb wir noch hier sind und nicht schon auf Mandalore? Weil Dar Kad vor alldem beschützen will? Und unseren gesamten Clan? Gemeinsame Sache.
„Und einen Vorrat an mandalorianischen Eisenschmieden, die wissen, wie man beskar bearbeitet", fügte Niner hinzu. „Die brauchten Sie auch noch."
Melusar schaute drein, als hätte er das nicht bedacht -ein kurzes Hochziehen der Brauen, ein Blick zur Seite für den Bruchteil einer Sekunde - und schien über etwas zu brüten. „Dann können Sie sich entfernen und wir können alles vergessen, was gesagt wurde."
Darman entfaltete seine Hände. „Sie können sich auf mich verlassen, Sir."
Er sagte nicht, für wie lange. Niner hasste diese Unterhaltungen, die nur aus Anspielungen und Unklarheiten bestanden. Ordo nannte es Mehrdeutigkeit. Niner sah darin nur, dass man ihm genügend Leine ließ, um sich dran aufzuhängen, trotzdem nickte er.
„Ich habe keine Erinnerungen an Dromund Kaas, wenn Sie mich fragen", sagte Melusar. „Ich bin ohne meinen Vater aufgewachsen. Aber eines Tages können Sie mir erzählen, woher Sie überhaupt wissen, dass dieser Planet existiert."
„Das wird für uns beide interessant werden, Sir."
Melusar hielt einen Herzschlag lang inne. „Wegtreten, Männer."
Niner nahm die Enthüllung lediglich mit einem Nicken hin und folgte Darman hinaus. Sie gingen schweigend nebeneinanderher, bis sich die Türen der Haupteingangshalle hinter ihnen schlössen und sie auf den Exerzierplatz traten, einen Ort, der für sie so privat war wie jeder andere auch. Dar sah ihn nicht einmal an. Ihnen blieben ungefähr zwei Minuten zu Fuß, um sich mit dem Ungesagten auseinanderzusetzen, bevor sie sich wieder in den vier Wänden befanden, die vielleicht Ohren hatten „Sergeant Barlex", sagte Niner, in dem Versuch, Frieden mit Darman zu schließen. „Zweite Luftlandekompanie, Zweihundertundzwölftes Bataillon. Erinnerst du dich an ihn? Elender di'kut. Nannte uns wiedergeborene Mandos und sein Lademeister meinte, sie hätten gegen Mandos unter den Sep-Truppen kämpfen müssen, und nannte uns-"
„Du hättest gehen sollen", unterbrach ihn Darman. „Shab noch mal, warum bist du zurückgekommen? Was hast du eigentlich getan? Ich sagte, du sollst gehen."
Ist alles komplett schiefgegangen. Echtes shabla Pech und ich musste noch einen chakaar fertigmachen, der ein bisschen zu viel gesehen hat."
Aber deswegen bist du nicht zurückgekommen, oder?" „Nein, nicht deswegen."
Ich brauch diese Schuldgefühle nicht. Du kannst das nicht bei mir abladen."
„Hey, ich spiele mich nicht als Märtyrer auf, okay? Meine Entscheidung. Ich hätte auf Mandalore nicht eine Sekunde Ruhe gefunden, wenn ich mich darum hätte sorgen müssen, was hier aus dir wird. Und jetzt, da ich weiß, was Melusar vorhat, bin ich froh, dass ich geblieben bin."
„Tja, den Det mit seinem Heimatplaneten hochgehen zu lassen, hat ihn ordentlich aufgerüttelt. Also wird er auch mit einer gewissen Unsicherheit leben müssen." Darman verlangsamte seinen Schritt. Es hatte geregnet. Kleine Pfützen hatten sich auf dem Exerzierplatz gebildet und die Nachtluft roch nach klammem Permabeton. „Aber ich mag den Typen. Er und Kal'buir - zu schade, dass sie nicht auf der gleichen Seite stehen. Sie befinden sich beide aus den gleichen Gründen im Krieg mit der Macht."
„Ich glaube, die wollen beide bloß, dass die Macht sie in Ruhe lässt."
„Eine Mörderfrage habe ich vergessen zu stellen. Weißt du welche?" „Welche?"
„Ob Holy Roly meint, dass Mandalore Teil des Imperiums sein sollte. Weißt du, er glaubt an das Imperium. Nur nicht an seine Geschäftsführung."
„Hast du Angst wegen der Garnison in Keldabe? Wegen Kad, meine ich."
Dar schüttelte den Kopf. Ihnen blieben noch zehn langsame Schritte, um die Sache unter Dach und Fach zu bringen. „Nicht solange der ganze Clan dort ist. Nein."
„Gut."
„Ich werde versuchen, Holovid-Nachrichten an Kad zu schicken, damit er nicht vergisst, wer ich bin." „Das ist der wahre Geist. Oya."
Darman streckte die Hand aus, um den Sicherheitscode der Kasernenschutztür einzugeben. „Und danke, ner vod. Ohne dich wäre es hier echt hart geworden."
Die Türen teilten sich und die Dramen des Abends hatten ein Ende. Darman war wieder ausgeglichen.
Früher oder später würde sich die Frage, wann sie sich aus dem Staub machen würden, erneut stellen. Im Moment wusste Niner nur: noch nicht.
Frachter Cornucopia, am nächsten Morgen: Anflug auf Fradian, Mittlerer Rand
„Es wird schön, Maze wiederzusehen", sagte Jusik. „Er ist gar nicht so übel, wenn man ihn näher kennenlernt."
Ruu sah sich im Cockpit des Frachters um. Eine kurze Änderung des Transpondercodes hatte Nys Schiff auf Atins Drängen hin fürs Erste eine neue Identität gegeben und Frachter der Monarch-Klasse gehörten in der Nähe von Fradian zum häufigsten Anblick. Niemand würde hier nach einem Bestimmten Ausschau halten, noch nicht, falls überhaupt nach ihm gesucht wurde.
„Mich beeindruckt, dass Ny dir ihren Transporter anvertraut", sagte Ruu.
„Ich bin ein sicherer Pilot. Bringen die Extra-Midi-Chlorianer so mit sich."
Jedes Leben trug sie in seinen Zellen. Je mehr man besaß, desto stärkeren Zugang hatte man zur Macht. Nichts Besonderes. So bin ich halt. Jusik hatte es immer als ein Talent betrachtet, das er zufällig besaß, ungefähr so, wie Jaing eine Begabung für Datentechnologie besaß. Das Talent trug das Etikett Jedi, als Erklärung und als Identität. Jusik stellte nun fest, dass er sein Empfinden des Jedi-seins einfach ausgelöscht hatte, indem er ein Wort in seinem Kopf in Mi-di-Chlorianer geändert hatte. Er war ein Man-dalorianer, der einfach zufällig über mehr Midi-Chlorianer verfügte als andere Mando'ade, und dazu ausgebildet worden war, sie einzusetzen.
Aber ich lerne immer noch, wer Bardan Jusik ist. Nun, da ich das Etikett abgekratzt habe, kann ich sehen, was wirklich in der Flasche ist.
„Habe ich auch Midi-Chlorianer?", fragte Ruu. „Jede lebende Zelle hat sie. Je mehr du hast, desto mehr Potenzial hast du in der Macht." „Sogar Tiere und Bäume?"
„Ja." Ein Gedanke durchfuhr ihn. „Was passiert also, wenn du ein Nerf mit hohem Midi-Chlorianer-Wert bist?" „Ist das ein Quiz?", fragte sie.
Jusik war erschrocken darüber, dass er sich diese Frage nicht schon zuvor gestellt hatte. Es fiel ihm keine Antwort darauf ein und er wusste von diesem Moment an, dass ihn der Gedanke für immer plagen würde. „Nein, ich denke nur laut nach."
„Tja, verborgener Machtnutzer hin oder her, ich wette, jemand hat's gegessen. Niemand hat sein Potenzial bemessen, außer nach Eintöpfen und Schnitzeln."
Ruu war eine Spinnerin. Jusik konnte in ihr keine ältere Frau sehen, wie er es in Ny oder Uthan tat. Allein die Tatsache, dass sie mindestens zehn Jahre älter war als er, hätte Ruu eigentlich in die Kategorie von Leuten eingeordnet, die seines Erachtens etwas mehr vom Leben verstanden als er. Stattdessen wirkte sie auf ihn wie eine ruhelose Jugendliche, die zu schnell zu viel erlebt hatte. Es lag an der Art, wie sie zwischen völlig unverhohlenen Fragen und überdrüssigem Zynismus hin- und herwechselte.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals wieder Nerf essen werde", sagte Jusik.
„Oder Sorris-Grünzeug. Gemüse hat auch Midi-Chlorianer." „Jetzt ziehst du mich nur auf."
„Nein. Ich veranschauliche nur einen Gesichtspunkt zu unserem Unvermögen, uns völlig davon abzugrenzen, Leid zu verursachen. Am Leben zu sein, hat seinen Preis."
Manchmal jagte Ruu ihm Angst ein. Sie war seine brandneue Schwester. Er erinnerte sich daran, wie aufgeregt Fi darüber gewesen war, durch Adoption, statt über das Blut, eine Sofort-Familie zu bekommen. Inzwischen verstand er, wie wichtig diese Förmlichkeiten den Leuten waren.
„Du traust Maze also nicht über den Weg", sagte Ruu. „Du hast ihm nicht die Koordinaten von Kyrimorut gegeben."
„Nur für den Fall, dass er in Gefahr gerät. Hat nichts mit Vertrauen zu tun. Selbst ARC-Trooper können aufgespürt werden. Auf Sull sind wir gestoßen, während er sich versteckte, erinnerst du dich?"
„Eines Tages wird das Imperium einen loyalen Klon als Spion schicken."
„Glaubst du, Kal'buir hätte daran nicht gedacht?" „Was noch nicht das Problem löst, was passiert, wenn es so weit ist."
Jusik verspürte einen kurzen Stich vager, formloser Furcht, ein animalischer Reflex, durch den sich die Muskeln in seiner Kehle verkrampften. Doch genau davon wollte Palpatine profitieren. Furcht hielt die Wesen bei der Stange. Furcht gegenüber zwielichtigen Dingen, nicht näher beschriebenen Dingen, Dingen, die man nicht wirklich sehen oder packen konnte, ließ einen jedem gegenüber misstrauisch werden. Sie spaltete die Leute. Alle zogen sich in die Zuflucht des eigenen Kopfes zurück, unfähig, selbst jenen zu trauen, die ihnen am nächsten standen. Und geteilte Massen formierten sich nicht zu Gruppen, die rebellierten.
Furcht war als Pathogen billig und einfach unter der Bevölkerung zu verbreiten und auf ihre Art mindestens ebenso zerstörerisch wie Uthans Viren.
„Wir sind bereit dafür", sagte Jusik. „Und bis es so weit ist, wird es uns nicht davon abhalten, Brüder in Not zu retten."
Ruu zuckte nur mit den Schultern und lehnte sich im Kopilotensitz zurück, die Arme vor ihrer Brust verschränkt. „Papa ist im Moment ein bisschen nervös. Hat er sich mit Ny über irgendetwas gestritten oder so?"
Jusik hatte es bemerkt. Irgendetwas hatte sich bei der Versammlung gestern leicht verlagert und Kal'buir strahlte in der Macht eine deutliche Beklommenheit aus. Es konnten die Auswirkungen der abgebrochenen Rettungsaktion sein, denn schließlich bemühten sich alle, so zu tun, als würde es ihnen nicht zusetzen. Aber Jusik kannte ihn einfach zu gut. Irgendetwas anderes hatte ihn aufgeschreckt und er war deswegen noch aufgekratzt gewesen, als sie aufbrachen.
„Vielleicht." Jusik sah nach dem Navi-Computer; noch eine halbe Stunde bis zum Wiedereintritt in den Realraum. „Es könnte an dem Druck liegen, den A'den auf ihn ausübt, um die beiden zu verkuppeln." Jusik wurde klar, dass diese Bemerkung vielleicht ein wenig unsensibel gewesen war. „Entschuldige. Ich vergesse immer, dass du deine Mutter verloren hast."
„Das ist Jahre her", erwiderte Ruu. „Und Papa hat sich das Recht, sich weiterzubewegen, mehr als verdient."
„Vermisst du Corellia?"
„Ich vermisse gar keinen Ort. Ich passe nirgends hin." „Nicht einmal nach Kyrimorut?"
„Das ist etwas anderes. Das ist der AußenseiterHauptbahnhof." Jusik fragte nicht, ob sie ihre beiden Brüder vermisste. Er hatte das Gefühl, sie würde es ihm unzweideutig zu verstehen geben, falls sie es ihm erzählen wollte. Er aktivierte die Holokarte und studierte die Pläne von Fradian Erz-Terminal.
Maze hatte die Order 66 ausgeführt. Mehr oder weniger. Jusik hatte bisher keinen Klon getroffen, der das getan hatte, und für einen Moment gab ihm das ein seltsames Gefühl.
Ordo sagte, Maze hätte Zey eigentlich verhaftet, dass Zey ihn aber gebeten hätte, es ganz zu Ende zu bringen, um ihm zu ersparen, was immer Palpatine für ihn vorgesehen hatte. Zu seinen eigenen Bedingungen bekam Zey einen Blasterschuss in den Kopf. Und Jusik quälten noch immer Schuldgefühle wegen des grausamen Gedankens, der ihn niemals verließ: Dass der Jedi-Orden gesät hatte, was er erntete, und dass seine Billigung einer Sklavenarmee die eigene Strafe herbeigeführt hatte. Die Macht hatte die Bücher geschlossen.
Er vermied es, diese Diskussion mit Scout zu führen. Sie war eine Jedi. Er war keiner. Er fragte sich, ob er je wieder auf einen Mittelweg zurückfinden und seine ehemalige Loyalität in neutralerem Licht sehen würde.
Die Cornucopia trat planmäßig aus dem Hyperraum und Jusik landete zusammen mit all den anderen Erzträgern und Versorgungsschiffen. Im Hafen patrouillierten keine Imperialen Truppen, nur örtliche Sicherheitsdienste, aber er beschloss dennoch, seine Rüstung abzulegen. Mandalo-rianer fielen weithin auf. Wenn eine Sicherheitskamera sie aufnahm, könnte sich das als ein weiteres Teil in einem Puzzle erweisen, das irgendein Imperialer Agent zusammensetzte. Ruu sah zu, wie er seine Comm-Ausrüstung von seinem Helm in seine aruetyc Kleidung verlegte.
„Wir könnten ein bisschen dezente Körperpanzerung vertragen", meinte sie.
Verborgene Rüstung gehörte zu den Dingen, an die auf Mandalore nur schwer heranzukommen war. Jeder trug die beskar'gam freimütig und auffällig. Sie zu verstecken, entsprach einfach nicht der mandalorianischen Geisteshaltung.
„Ich werd was besorgen", versprach Jusik. „Aber heute werden wir so durchkommen. Nur rein und raus und zum Abendessen wieder ab nach Hause."
Ruu überprüfte den Energiestand ihres Blasters. „Genau das habe ich auch gesagt, kurz bevor ich in einem Gefangenenlager der Republik gelandet bin."
„Wie hast du uns genannt?"
„Genkrüppel, Barves, verdammte-"
„Ich meine, wie ihr über die Republik geredet habt. Wir nannten euch Seps, Separatisten, aber ihr nanntet euch die Konföderation Unabhängiger Systeme. Wie lautete euer Spitzname für uns?"
Ruu schaute vor sich hin, als würde sie vor ihrem geistigen Auge eine lange Liste durchgehen. „Knobelbecher", sagte sie.
„Logisch."
„Kontrolle. Überwachung. Sperren. Jede Bewegung aufgezeichnet. Alles zu eurem eigenen Besten, alles zu eurem Schutz. Und ihr seid alle drauf reingefallen." Ruu zog das Energiemagazin mit einem lauten Schnappen aus ihrem Blaster und tauschte es gegen ein Frisches aus. „Das Einzige, wovor die Bürger der Republik je hätten geschützt werden müssen, war ihre eigene Regierung. Und jetzt haben sie, was sie verdienen."
Sie war auf jeden Fall Kal Skiratas Tochter. Jusik staunte über die Ähnlichkeiten in ihren Ansichten, obwohl Kal'buir nicht in ihrer Nähe gewesen war, um ihre Weltanschauung beeinflussen zu können. Aber Corellia und Mandalore hatten eine gewaltige kulturelle Sache gemein: Sie mochten es gar nicht, wie Vieh behandelt zu werden.
Jusik sicherte den Frachter und sie gingen über den Verladeplatz zu den Toren, wobei sie Verladedroiden auswichen, die Paletten zu den Schiffen brachten. „Schließt du mich da mit ein?"
„Nein", antwortete sie. „ Du wurdest institutionalisiert und hast es trotzdem noch geschafft, ihnen zu sagen, dass sie dich mal können."
Institutionalisiert. Knallhart, aber wahr. „Alle Familien sind Institutionen. Soweit es mich betraf, war der Orden meine Familie."
„Lügner. Du musst gewusst haben, dass etwas fehlt, sonst hättest du dich nicht an Papa geklammert und du hättest mit Sicherheit auch nicht dein Lichtschwert an den Nagel gehängt." Ruu warf einen Blick auf seinen Gürtel, während sie durch den Hafen schlenderte, als würde sie jeden Tag Erz durch die Gegend schippern. „Wo ist es übrigens?"
„Irgendwo, wo ich es nicht ohne nachzudenken ziehen kann."
„Clever."
„Ich gewöhne mich an den Gedanken: Blaster zuerst. Eigentlich Verpinenpistole."
„Klar. Ich hab bemerkt, dass Papa seine Verps liebt."
Der Wachmann bei den Toren las ein Holo-Magazin und hatte die Arme auf der Platte seines Häuschens verschränkt. Er schaute auf, als Ruu und Jusik ihre Identichips in den Scanner schoben, warf einen Blick auf die Anzeige und winkte sie dann mit einem Schnauben durch. Für einen Augenblick vergaß Jusik völlig, unter welcher falschen Identität er heute unterwegs war.
Irgendetwas Merkwürdiges lenkte ihn ab, aber er war sich noch nicht sicher, was. Es ähnelte auf gewisse Weise seinem Machtsinn für Gefahr, einem Drang, einen Blick über die Schulter zu werfen, oder einem Zwang, seine Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Ort zu richten. Er fühlte sich jedoch nicht bedroht. Es kam ihm lediglich so vor, als habe er etwas verpasst.
Das lag alles nur an Ruu und ihrem Gerede über Knobelbecher und Überwachung, sonst nichts. Sie hatte ihn nervös gemacht.
„Überprüf besser mal, ob dein Kumpel da ist", sagte Ruu.
Jusik aktivierte sein Comlink. „Maze? Wie geht's dir?"
Maze nahm sich einen Moment Zeit, um zu antworten. Er klang angespannt. „Willkommen in der Blech-Baracke. Malerisch, was?"
Das Terminal sah aus, als wäre es von einem Architekten entworfen worden, der seine Arbeit hasste und gefeuert werden wollte. Manche industriellen Landschaften besaßen in ihrer Kargheit für Jusik eine eigene zweckmäßige Schönheit, aber Fradian war schlicht und einfach nur hässlich.
„Ich muss eine Holoansichtskarte für die Jungs zu Hause kaufen", sagte Jusik. „In Ordnung, sollen wir uns in dem Tapcaf treffen, in dem sie die neuesten Verstöße gegen die Lebensmittelhygiene anbieten?"
„Ich hab mir 'nen Gleiter geborgt. Lieber nicht."
„Der rechtmäßige Besitzer weiß davon natürlich nichts." Es beruhigte Jusik, immer noch erkennen zu können, wann jemand unter Stress stand. Armer, alter Maze. Er war als Zeys Assistent ans HQ gebunden gewesen und war nur selten rausgekommen, um sich dem ganzen Erstechen, Klauen und Sabotieren zu widmen, dem die anderen ARC-Trooper nachgingen. Er war es nicht gewohnt, Fahrzeuge zu requirieren. „In Ordnung -"
„Womit seid ihr unterwegs?"
„Frachter."
„Passt da ein kleiner Gleiter rein? Zweisitzer?"
Die Frachttüren der Cornucopia öffneten sich über die gesamte Schiffsbreite. „Klar. Aber du musst ihn nicht mitnehmen. Wir statten dich mit allem aus, was du brauchst."
„Ich sitze gerade drin, und wieder rauszukommen, wäre ... ungünstig." Maze führte das nicht weiter aus. „Könnt ihr zur Abfallentsorgungsanlage kommen und euch so hinstellen, dass die Luke für einen raschen Abzug offen steht?"
Jusik zog sein Datapad zurate. „Gib mir zehn Minuten, um zum Schiff zurückzugehen. Ich werde an der Kreuzung zur Zufahrtsstraße landen."
„Guter Plan, Sir."
Maze sah in ihm also immer noch General Jusik. „ Ich bin jetzt einfach Bardan, ner vod."
„Das sind Sie", erwiderte Maze.
Jusik brach die Verbindung ab und ergriff Ruus Arm, um sie zurück zum Schiff zu drehen. „Das erklärt dieses merkwürdige Gefühl, das ich habe", sagte er. „Maze steckt irgendwie in der Klemme. Er ist ein bisschen aus der Übung."
„Jetzt erzählst du mir von deinem Gefühl? Macht-Kram, nehme ich an."
„Genau."
Ruu schritt mit beachtlichem Tempo voran. „Und er will seinen Gleiter an Bord bringen." „Genau."
„Das halte ich für merkwürdig."
Jusik dachte an all die aufgegebenen Fahrzeuge, die Ski-ratas gesetzwidrige Aktivitäten auf Coruscant in seinem Kielwasser hinterlassen hatten. Für Enacca, die Wookiee, war es eine Ganztagsarbeit gewesen, dafür zu sorgen, dass sie alle geborgen und entsorgt wurden oder zusammen mit neuer Kennzeichnung und Lackierung wieder im Fuhrpark landeten. Verlassene Fahrzeuge machten die Cops misstrauisch und hinterließen Beweisspuren.
„Kommt nur in Holovids vor, dass sich niemand um die grundlegende Logistik kümmert", sagte Jusik. „Und Maze ist ziemlich merkwürdig."
„Mir gefällt das nicht, Bard'ika."
„Hör mal, du wurdest geschnappt." Im gleichen Moment, in dem er sie ausgesprochen hatte, hasste er sich selbst für diese Worte. „Niemand hat mich je geschnappt. Entspann dich."
Als sie durch die Tore zurückgingen, blickte der Wachmann von seinem Holo-Magazin auf und zog die Stirn kraus.
„Ausweis", sagte er und musterte Jusik von oben bis unten. „Was vergessen?"
„Änderung des Transportwegs. Ich muss das Schiff umsetzen." „Ihr seid für drei Stunden eingetragen."
So unachtsam war er also doch nicht. Jusik zog seinen Identichip aus der Tasche. „Wir sind nur nervige Piloten, die dir den Tag mit extra Verwaltungsarbeit vermiesen. Du wirst ein Auge zudrücken, denn es ist den Ärger nicht wert, den wir dir machen. Du hast uns vergessen, sobald wir abgefolgen sind."
„Ihr vermiest mir nur den Tag mit extra Verwaltungsarbeit", sagte der Wachmann. „Haut ab. Und für unverbrauchte Zeit gibt's keine Rückerstattung."
Jusik lächelte nur und ging weiter. Es war ihm zuwider, die Jedi-Gedankenbeeinflussung einzusetzen, aber er hatte mit sich selbst abgemacht, es nur zu tun, wenn seine Familie oder ein anderer Klon Schwierigkeiten hatte. Es war eine gerechtfertigte Hirnmassage. Er würde es sich nicht zur Gewohnheit machen. Ehrlich. Aber manchmal war es eben wirklich die freundlichste Lösung.
Ruu sagte kein Wort, bevor sich nicht die Cockpitluke der Cornu-copia hinter ihnen geschlossen hatte.
„Stang noch mal, was war das denn, Löffel bieger?"
„Eine Überredungstechnik, die man uns an der Akademie beigebracht hat." Jusik startete die Triebwerke, ein Auge auf den Chrono am Schott gerichtet. „Wir sind nicht die Schurken, die er sucht. Etwas in der Art."
„Etwas in der Art wie mich k.o. schlagen, indem du mich einfach nur berührst?"
„Hab nicht mal eine Schramme hinterlassen, oder?"
11 „Manchmal bist du echt gruselig, ner vod.
„Ich verspreche, niemals ohne deine Zustimmung Machttricks bei dir anzuwenden."
„Mach einfach nur niemals draus."
Der Frachter hob ab und schwebte kilometerweit im Tiefflug über hoch stehende Rohrleitungen, die sich zwischen Luftschächten und Verhüttungsanlagen erstreckten. Die Abfallanlage glitzerte unter ihnen wie ein See in der öden, staubigen Landschaft. Als Jusik jedoch das Schiff zur Landung hinuntergehen ließ, entpuppte sich die Wasseroberfläche als Klärreservoir. An diesem Ort blieb nichts sehr lange schöne Illusion. Er konnte einen Gleiterparkplatz mit mehreren Fahrzeugreihen sehen. Ein paar Fabrikarbeiter standen um einen mobilen Generator herum, unterhielten sich und tranken Caf aus Flimsibechern. Er rief wieder Maze über Comm.
„Maze, kannst du mich sehen?", fragte Jusik, während er die Re-pulsor-Triebwerke laufen ließ. „Monarch-Mühle. Navigationslichter blinken jetzt."
„Hab dich. Schwer zu übersehen. Frachttüren offen?"
„Immer hereinspaziert." Jusik konnte in diesem Moment etwas äußerst Seltsames in der Macht spüren, so als sei etwas mit dem körnigen Staub und der heißen Luft hereingefegt, als er die Frachtluke öffnete. Er versuchte sich auf die Steuerung der Cornucopia zu konzentrieren. Er wusste immer noch nicht, wo Maze eigentlich steckte. „Wieso hast du einen der Gleiter der Abfallfirma gemopst?"
„Die merken's, wenn ich das Ding anlasse. Ich sitze hier, seit ich mich bei Tagesanbruch drin verkrochen habe."
„Ich verstehe immer noch nicht, warum er seinen shebs nicht hochkriegt und einfach zu uns rüber läuft", murmelte Ruu. „Die werden ihn nicht aufhalten. Die wissen wahrscheinlich nicht mal, was er ist, ganz zu schweigen davon, wer."
„Ich lege jetzt los", sagte Maze. „Bleibt in Position, bis ich drin bin."
Maze stand offensichtlich unter ziemlichem Stress; das musste man Jusik nicht sagen. Er konnte den Gleiter unter den Reihen der Fahrzeuge nicht ausmachen und wartete darauf, dass ihm eine Bewegung ins Auge stach. Dann erhob sich ein leuchtend roter Gleiter mit weißen Markierungen, begann sich langsam aus seiner Bucht zu bewegen und schob sich mit regulärem Sicherheitstempo die Fahrzeugreihen entlang zur Position der Cornucopia.
Er musste an einer Gruppe Arbeiter vorbei.
„Ach, stang ...", fluchte Ruu. „Mach hin, Maze ..."
Maze stöhnte hörbar auf. Jusik hatte seinen Blick noch immer auf die Fabrikarbeiter gerichtet, und als der Gleiter an ihnen vorbeizog, sah sich einer von ihnen beiläufig um, als wolle er nachsehen, welcher seiner Kollegen davonfuhr. Jusik hörte seinen Ruf nicht, sah aber den ausgestreckten Finger und wie die anderen Arbeiter herumwirbelten und dann die Staubwolke, als Maze auf einmal beschleunigte und auf den Frachter zuraste. Die Arbeiter rannten dem Gleiter hinterher.
„Anschnallen, Ruu", sagte Jusik. „Das wird ein ziemlich flotter Abflug."
„Hundert Meter", meldete Maze.
Jusik spürte Schweißperlen auf seiner Oberlippe kitzeln. Er musste spüren, wo sich Maze in Relation zum Schiff aufhielt, dazu seine Geschwindigkeit. Sofort ließ er ein bewegliches dreidimensionales Bild vor seinem geistigen Auge entstehen. Alle anderen unguten Gefühle in der Macht, die um Aufmerksamkeit schrien, mussten warten. Jusik schloss die Augen.
„Vergiss nicht, dass du Bremsen hast, Maze ... "
„Fünfzig Meter."
„Brems ab, ner vod."
„Whoa... "
„Ich sagte, brems!"
Jusik spürte den Gleiter als ein Beben in der Macht, das durch seinen Hinterkopf zu krachen drohte. Der Rumpf zitterte. Ruu fluchte. Mazes Stimme rief „Drin!" und Jusik schlug auf die Lukensteuerung, um die Frachttüren zu schließen. Er dachte an nichts anderes, bis der Frachter hinauf in den Himmel jagte, der mit jeder Sekunde dunkler wurde. Er steuerte den Sprungpunkt an, sobald sie die oberste Atmosphärenschicht Fradians erreicht hatten.
„Und was, wenn das gar nicht Maze ist?", fragte Ruu schließlich.
Jusik begann wieder zu atmen. „Maze?"
Er spürte jetzt etwas sehr Ungutes. Er zog seine Verpi-ne. Mit Sicherheit war es Maze, den er in der Macht spürte, aber da war noch jemand bei ihm. Jusik fühlte einen Machtnutzer und eine Präsenz, die er zu kennen meinte, die sich aber verlagert hatte und schwankte wie eine schlechte Comm-Verbindung.
Maze war ein ARC-Trooper und er folgte seinen Befehlen wie ein Profi. Er hatte einen von Palpatines Sith-Agenten bei sich. Jusik wusste es.
„Ruu, wenn der Navi-Computer es anzeigt, haust du auf den Sprungschalter", sagte Jusik.
„Aber im Hyperraum können wir nichts aus der Luftschleuse werfen ..."
„Tu's einfach."
Jusik kletterte die Leiter hinunter und bahnte sich vorsichtig seinen Weg durch den schulterbreiten Gang, der den vorderen Laderaum mit dem Frachtdeck verband. Sein Griff um seine Waffen festigte sich - Verpine in der Rechten, Lichtschwert in der Linken. Die Klinge erwachte grün leuchtend und summend zum Leben. Beidhändigkeit war eine praktische Sache.
Im schwachen Licht der Deckbeleuchtung sah er einen staubigen Gleiter, der im Einklang mit dem Schiff vibrierte. Ganz langsam öffnete sich eine Tür. Er zielte mit seiner Verp.
„Maze, steig aus. Hände über den Kopf. Stell dich so hin, dass ich dich sehen kann."
Die Tür öffnete sich so weit, dass Maze aussteigen konnte. Ja, es war Maze. Er trug eine schmuddelige braune Tunika und einen Dreitagebart, aber er war es auf jeden Fall.
Maze legte beide Hände mit verschränkten Fingern auf den Kopf. „Es ist nicht so, wie es aussieht."
„Und dein Kumpel." Jusik sah zur linken Tür. Falls Maze irgendetwas versuchen sollte, konnte er ihn mit der Verp erledigen, aber der Machtnutzer würde ein wenig ExtraNachhilfe mit dem Lichtschwert brauchen. „Los, raus aufs Deck. Hände auf den Kopf. Und keine Bewegung, sonst hast du keinen Kopf mehr."
Jusik spürte, wie sich die schwankende Präsenz in der Macht von etwas Vagem zu etwas hin veränderte, das er tatsächlich sehr gut kannte. Er fragte sich, ob es ein Trick sei. Es war unmöglich, zu sagen, wen oder was Palpatine dieser Tage anheuerte, um für den Geheimdienst zu arbeiten. Auch wenn die verwahrloste Gestalt, die sich aus dem Gleiter zwängte, nur schwer zu erkennen war, ihre plötzlich klare Präsenz in der Macht war es nicht.
„General?", sagte Jusik entgeistert. „Meister Zey."
Der Mann, der vor ihm stand und seinem Befehl Folge leistete, war sehr viel dünner als der Zey, den er gekannt hatte. Außerdem sah er aus, als hätte er jede einzelne der Neun Höllen von Corellia durchschritten.
„Ich bin nicht bewaffnet", sagte Zey. „Maze hat mein Lichtschwert."
Jusik blickte zu Maze, ohne Zey aus seinem Sichtfeld zu verlieren und immer noch bereit, ihn mit seinem eigenen Lichtschwert niederzustrecken, falls er sich bewegte. Seine Reaktion schockierte ihn selbst. „Du hast ihn erschossen. Ordo sagte, du hast ihn erschossen. In der Nacht der Order Sechsundsechz/g."
„Ordo ist nicht halb so schlau, wie er denkt", erwiderte Maze. „Naja, ist er schon, aber hier lag er falsch."
„Du hast mich angelogen, Maze. Du hast uns reingelegt."
„Ich habe nur ein Detail weggelassen."
„Du willst, dass wir ihn auch retten? Ist es das? Oder ist er ein Friedensangebot, mit dem Kal herumspielen kann?"
„Ja", antwortete Maze. „Ich bitte euch, uns beiden zu helfen."
Ruu musste über das Schiffssystem mitgehört haben. „Sechzig Sekunden bis zum Sprung", sagte sie ruhig. „Letzte Chance, um sie aus der Luftschleuse zu befördern."
Jusik sah Maze an. Der Mann verdiente Besseres. Aber er hatte keine Ahnung, was er wegen Zey unternehmen sollte. Mal ganz davon abgesehen, wie dieser seine Präsenz verborgen hatte. Dies war keine Rettungsaktion für Jedi. Hier ging es um die Männer, die von ihnen benutzt und abgeschrieben worden waren.
Ihm blieben nur Sekunden, um sich zu entscheiden.
Er entschied sich für das Mitgefühl. Dennoch senkte er seine Waffen nicht. Er schwor sich, sie später einzusetzen, falls das Ganze schiefgehen sollte. Er würde Skirata jede Menge zu erklären haben.
„Dreißig Sekunden, Bard'ika", verkündete Ruu. „Ich sage, wir schmeißen Maze raus, weil er ein verlogener Barve ist, und wir schmeißen Zey raus eben drum."
Fünfzehn Sekunden. Zehn.
„Sprung", sagte Jusik.