12.
Jeder hat extrem schmutzige Flecken in seiner Geschichte, Ma'am. In den Tagen der Alten Republik haben wir Man-dalorianer mindestens eine intelligente Spezies ausgelöscht, nur um zu zeigen, dass wir es konnten - die Cathar. Schämen wir uns dafür? Ich hoffe doch. Aber falls irgendjemand noch einmal versucht uns auszulöschen, dann käme ich damit besser zu recht, weil ich weiß, dass wir einmal etwas getan haben, wofür wir unser Schicksal verdienen. So fällt es leichter, es hinzunehmen, als bloß das hilflose Opfer zu sein.
- Wad'e Tay'haai, Historiker und Söldner, in einem Gespräch mit Kina Ha
„Aber ich war niemals Teil davon", sagte Ny. „Ich bin nirgendwo beigetreten, habe nichts unterzeichnet oder irgendetwas zugestimmt"
Es lag eine Hilflosigkeit darin, unschuldig zu sein, die Ny ins Schwimmen brachte. Was sollte sie sagen? Irgendwelche Jedi hatten ihren Namen auf eine Liste von Piloten gesetzt, die kontaktiert werden konnten, um flüchtige Jedi zu transportieren. Keiner hatte sie gefragt. Sie wusste von nichts.
Sie wusste nur, dass Leute, die sie liebte und denen sie vertraute, sie momentan ansahen, als wäre sie eine Verräterin, eine Verräterin, die das Imperium an ihre Türschwelle hätte führen können. A'den, stets der loyale Freund, stützte sich mit einer Hand auf die Lehne ihres Stuhls, während er ihr die andere auf die Schulter legte.
„Schon in Ordnung, das wissen wir", beruhigte er sie. „Wir wollen die Sache bloß ein Stück zurückverfolgen, damit wir rekonstruieren können, wie. Denn das wie könnte uns verraten, was uns diese shabla jetiise sonst noch alles aufgehalst haben."
Sie kam sich vor wie bei einem Verhör, obwohl sie von Freunden umgeben war - Skirata, Ordo, Mereel und A'den. Sie fühlte sich schuldig für ihre Gutgläubigkeit. Sie hatte sich niemals in diesem Licht gesehen. Was ihr mehr Angst einjagte als alles andere, war nicht das Imperium, wie ihr klar wurde, sondern die mögliche Verachtung durch die einzigen Freunde, die sie noch hatte.
„Kal, du glaubst mir doch, oder?"
Skirata saß auf einem Stuhl bei der Tür und rieb sich gelegentlich mit der Hand das Gesicht, als wäre er müde und würde sich bemühen, konzentriert zu bleiben. Sein Blick wanderte zu ihr zurück und fixierte sie mit jenem unerbittlichen blauen Starren, das aus Hass, aber auch genauso gut aus Zerstreuung bestehen konnte. Nein, er dachte über etwas anderes nach. Er blinzelte und dann sah er sie auf einmal wirklich an.
„Ressourcen." Er schnippte mit den Fingern. „Sie sehen in allem und jedem bloß Ressourcen. Nimm dir ein Schiff, nimm dir einen Piloten, nimm dir eine Armee. Alles für ihre geheiligte Sache, alles gerechtfertigt! Und sie denken nicht einmal daran, was sie in ihrer Spur hinterlassen, denn sie meinen es ja gut."
Ny war der Meinung, dass sich das ganz nach Skiratas Denkweise anhörte, aber im Augenblick fühlte sie sich nicht in der Position, um ihn zu belehren.
„Nun, wir sind vor dem Imperium drangekommen", meinte Ordo. „Dank Niner und Obrim."
„Der Mann hat mir schon viel zu oft den shebs gerettet." Skirata wollte aufstehen, aber Ordo bedeutete ihm sitzen zu bleiben und schenkte Ihm Caf nach. Zwischen den beiden schien eine Art Telepathie zugange zu sein. „Die Frage lautet, wer sonst noch diese Information besitzt. Denn die Chancen, dass sie nur auf einem Chip gespeichert wurde, sind gleich null."
Mereel sog verächtlich Luft durch seine Zähne. „Zusammen mit ihren Chancen, endlich zu lernen, dass der sicherste Ort, um etwas zu verstecken, ihr shabla Kopf ist."
„Düppel scheiden also aus", sagte Aden. „Keine ausgestreuten Köder."
„Nicht mit Nys Daten darauf", meinte Ordo. „Sie konnten nicht wissen, dass das Teil hier landet." „Sicher?"
„Wenn sie so weit vorausplanen könnten", sagte Ordo, „dann hätte Palpi niemals die Säuberung durchziehen können, oder?"
„Tja, wir können hier rumsitzen und drauf warten, dass es noch dicker kommt, oder wir ziehen los und regeln die Sache", sagte Skirata. „Lasst uns sehen, was Jaing noch alles herausbekommt. Danach können wir überlegen, wer auf welcher Info sitzen könnte."
„Es tut mir leid, Kal", sagte Ny. Sie kam sich vor wie ein ungezogenes kleines Mädchen, über dessen Kopf hinweg die Erwachsenen berieten, was mit ihr anzufangen wäre. „Es tut mir wirklich leid."
Sie erwartete, dass Skirata ihr sagen würde, es wäre nicht ihre Schuld. Sie brauchte das. All der Schweiß, all die Schmerzen, all die Leben, die es gekostet hatte, diesen Zufluchtsort zu erschaffen, und nun begründete sie womöglich dessen Niedergang, nur weil sie leichtgläubig gewesen war. Sie konnte es kaum ertragen, über die nächste schreckliche Sekunde hinauszudenken.
„Es ist meine Schuld", sagte Skirata. „Ich habe mich nie damit aufgehalten, nach dem Naheliegenden zu fragen. Du hast mir erzählt, es gäbe Jedi, die nach einem Versteck suchen. Einmal hast du Kina Ha erwähnt und ich habe mich nicht damit aufgehalten zu fragen, warum du - warum sie bei all den Piloten, die sie sich hätten aussuchen können, ausgerechnet auf dich gekommen sind."
Ny versuchte die Abfolge der Ereignisse zu rekonstruieren. Frachterpiloten und Illegale gingen Hand in Hand. Manche Piloten taten es für Credits, andere aus Mitleid. Und wieder andere wussten gar nicht, dass sie es taten, weil sie ihre Schiffe nicht gut genug absicherten oder ihre Frachträume nicht sorgfältig genug überprüften. Sie tat es aus Mitleid. Sie hatte es sogar für A'den getan - hatte den ARC-Trooper Sull von Gaftikar geschmuggelt, damit er nicht als Deserteur erschossen wurde, und im Austausch dafür von A'den Informationen über das Schicksal ihres Mannes bekommen.
„Ich wusste, dass Ny Flüchtlingen hilft", erklärte A'den. „Die anderen Frachterpiloten sagten, sie sei weichherzig. So habe ich sie kennengelernt und deswegen habe ich sie gefragt, ob sie als Kurier für uns arbeiten möchte. Die Jedi sind auch dahintergekommen. Ob es dir gefällt oder nicht, Buir, wenn es um Ausnutzung geht, haben wir mit den Jedi viel zu viel gemein."
Ny verstand nicht, weshalb sie als so leichte Beute angesehen wurde. Das hatte irgendwie etwas Beleidigendes.
„Also, ich hab nie irgendeinen blinden Passagier aus der Luftschleuse geschmissen oder die Hafencops gerufen", sagte sie. „Einige hab ich rausgeworfen, wenn ich sie bei den Kontrollen vor dem Start gefunden hab. Mit anderen hatte ich Mitleid. Scout kam zu mir und ich konnte zu einem halb verhungerten Jedi-Mädchen so kurz nach Etains Tod nicht Nein sagen. Also hab ich vielleicht gesagt."
Skirata schlürfte seinen Caf und stand auf, um in der Küche umherzugehen. „Wir sind bereits verwundbar. Palpatine hat seine eigenen Säbelschwinger, alle möglichen Fußsoldaten, die andere Machtbegabte erschnüffeln können. Sie könnten Kad und Bard'ika aufspüren, wenn sie in die Nähe kommen. Ich gehe von der riskanten Annahme aus, dass es die Probleme nicht vergrößert, Kina Ha und Scout hier zu haben, und dass es ein Ausgleich für den Nutzen ist, den wir aus Kina Has Genmaterial ziehen können. Aber sobald Uthan mit ihr fertig ist -"
Skirata brach abrupt ab, aber Ny führte den Gedanken für ihn zu Ende. „Willst du sie weghaben", sagte sie. „Aber sie kennen diesen Ort hier. Und selbst wenn sie diese Information nicht preisgeben wollen, kann sie ihnen auf die harte Tour entrissen werden. Was dir nur eine Option offen lässt. Sag mir, dass du sie nicht ergreifen wirst."
Er wirkte untröstlich. Das geschah in letzter Zeit oft, aber dieses Mal wusste sie, was ihm durch den Kopf ging: Du bist keine von uns. Du bist nicht die Frau, für die ich dich gehalten habe.
„Ny, ich schwöre, dass nicht ein weiterer Klon sterben wird, um einem Jedi die Haut zu retten", sagte er. „Nicht einer. Hast du verstanden? Wenn du mich vor die Wahl stellst zwischen dem Leben eines Jedi und dem eines Klons, dann entscheide ich mich für den Klon. Die Jedi hatten es über Jahrhunderte leicht und jetzt sind sie eben nicht mehr besonders oder privilegiert, sondern genauso entbehrlich wie meine Jungs. Wir schulden ihnen nichts."
Er kippte den Bodensatz seines Cafs in den Ausguss und verließ das Zimmer.
„Schon in Ordnung", sagte Ordo. „Buir wusste von Anfang an, dass es ein Risiko ist. Er ärgert sich bloß über sich selbst. Wenn er dir befohlen hätte, zu verschwinden, und sich geweigert hätte, Kina Ha zu verstecken, dann würde er sich jetzt ein Monogramm in den shebs beißen, weil er die Chance auf ihre DNA hätte sausen lassen."
A'den drückte Nys Schulter. „Selbst wenn Palpi diesen Datenchip hätte, wie sollte er dich identifizieren oder dein Schiff oder überhaupt rausbekommen, wo du steckst? Jeder, der nach Mandalorianern sucht, weiß sowieso, wo er anfangen muss. Das kriegt sogar ein Weequay hin."
Sie waren nette Jungs, liebe Jungs. Sie konnte es nicht ertragen, dass ihnen etwas zustieß. „Sagt mir, was ich tun muss, um das wieder hinzubiegen, und ich tu's. Ganz gleich, was."
„Du kannst nichts tun", erwiderte Mereel. „Niemand kann da was tun. Ich denke, wir haben schon vor langer Zeit gelernt, dass wir nie den Punkt erreichen würden, an dem wir die Tür zumachen und die Füße hochlegen können und sagen: ,So, ab jetzt läuft alles glatt'. In so einer Welt leben wir nicht. Wir werden immer im Kampf sein."
Skirata kam nach ein paar Minuten zurück. In den Händen hielt er ein paar Bögen Flimsi, die er im Gehen las. „Jaing meint, er hätte ungefähr neunzig Prozent der Daten oder wird sie zumindest in den nächsten Stunden haben. Dann muss sie nur noch jemand durchgehen und bewerten."
„Ich mach's", sagte Mereel. „Ich hab heute Abend sowieso keine Verabredung."
„Genau, du brauchst die Ruhe", murmelte Ordo.
„Altis taucht ziemlich oft auf." Skirata schien seine Auseinandersetzung mit Ny vergessen zu haben. „Ein umtriebiger Bursche. Sieht aus, als würde er gleich ein paar Fluchtrouten betreuen. Jemand muss mir Informationen über Plawal besorgen."
„Noch nie von gehört, aber der Herausforderung kann ich nicht widerstehen", meinte Mereel. „Irgendwelche Hinweise?"
„Ein Jedi-Versteck, so wie's sich anhört. Vielleicht haben sich die ganzen Überlebenden dorthin verzogen." Skirata sah auf und sein Blick kreuzte Nys. Sie hoffte, er würde nicht das Schlimmste denken. Er sagte, er würde sich nicht mehr in anderer Leute Kriege einmischen und nur noch seinen eigenen führen. „Das wäre doch dumm, sich an einem Ort zu tummeln. Man sollte meinen, sie hätten von uns gelernt. Bas'lan shev'la. Verteilen. Nicht als einzelnes Ziel dastehen."
„Koordinaten?"
„Wäre ganz praktisch, wenn Jaing die finden könnte."
Ny sagte kein Wort. Es war nicht der rechte Zeitpunkt, um Skirata zu provozieren. Sie kannte ihn inzwischen gut genug, um zu begreifen, dass er auf einen verbissen beschützerischen Modus schaltete, wenn er seine Familie bedroht sah. In dieser Verfassung machte er sich nichts daraus, komplette Planeten zu zerstören, von einzelnen Wesen ganz zu schweigen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er es hinterher bedauern würde.
Er ist nicht wie die Männer, die du zu Hause gekannt hast. Er ist ohne Regeln aufgewachsen. Er stand immer am Rande des Überlebens. Er ist nicht die ganze Zeit Papa Kal.
„Hat sich Bard'ika inzwischen gemeldet?", fragte Skirata.
„Noch nicht. Gib ihm noch ein paar Stunden."
Skirata schien beschwichtigt. Er ging hinüber zu Nys Platz, die Augen noch immer auf die Flimsibögen gerichtet, und tätschelte ihren Kopf, genau so, wie er es bei den Klonen tat.
„Sie haben dich verheizt, Ny", sagte er. Immer noch, ohne sie anzusehen. „Jetzt sind wir dran."
Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl und las weiter. Gelegentlich schnaubte er vor sich hin oder sagte: „Shab und schüttelte dabei den Kopf. Schließlich kam Jaing mit einem dicken Bündel bedruckter Flimsi-Blätter in die Küche und ließ sie auf den Tisch plumpsen.
„Bitteschön. Und das ist erst ein Drittel", sagte er. „Armer, alter Camas. Würde ihn ganz schön nerven, wenn er wüsste, dass wir all seine Daten befummeln. Kann ich mir jetzt 'ne Caf-Pause gönnen?"
„Sohn, du bist ein Genie."
„Und dabei noch bescheiden. Noch kein Bard'ika da? Vielleicht hat Ruu sich für seinen Machtschlag im Kriegsgefangenenlager revanchiert. Die ist nicht weit vom Stamm gefallen, Kal'buir- vergisst keinen Groll."
„Munit tome'tayl, skotah iisa." Skirata zwinkerte. „Das heißt Langes Gedächtnis, kurze Lunte, Ny. Der mandalo-rianische Charakter."
Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. „Ich überlasse das euch Jungs", sagte sie, stand auf und ging an seinem Stuhl vorbei. „Zeit für meine Runden."
„Ny, das ist keine große Sache." Skirata nahm sie am Arm, als würde er das die ganze Zeit tun. „Wir sind uns ziemlich sicher, dass du nur ein Name auf der Liste warst. Nichts weiter."
„Ich weiß", erwiderte sie. Aber sie wusste auch, dass er Scout bedrängen und sie fragen würde, weshalb sie sich an die Cornucopia herangemacht hatte, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Sie würde an seiner Stelle genau das Gleiche tun.
Ny wanderte im Haus herum, sah nach, wer wo steckte, so als sei Kyrimorut ihr Schiff und sie wäre dabei, vor dem Start alle Luken zu sichern. Gewohnheit schenkte Trost. Scout war bei Uthan im Labor, vertieft in ein Gespräch, das wirkte, als täte es ihnen beiden gut; zwei verlorene Seelen, deren Gesellschaften innerhalb eines Augenblicks fortgefegt worden waren. Kina Ha döste in ihrem Zimmer -oder vielleicht meditierte sie auch. Besany versuchte Kad dazu zu bringen, stillzuhalten, damit sie seine Kleidergröße messen konnte. Er wuchs schnell.
Parja stand vor Arlas Zimmer. Die Tür stand leicht offen und Ny konnte Laseema reden hören. Parja tätschelte den Blaster in ihrem Holsten „Ich gehe lieber kein Risiko ein", flüsterte sie. „Je schneller Mij'ika mit etwas Stärkerem für sie zurückkommt, desto besser."
Draußen konnte Ny Jilka und Corr Arm in Arm am Fluss entlangspazieren sehen. Hier entwickelte sich eindeutig eine Romanze. In der Ferne hörte sie das Brummen von Vibrosägen und gelegentliche Rufe, die von Levet und den Yayax-Jungs stammten, die einen Zaun errichteten. Oder eine Scheune? Sie wusste nicht genau, womit sie die meiste Zeit über beschäftigt waren, aber sie schienen stets glücklich damit zu sein.
Was immer auch im Rest der Galaxis vor sich gehen mochte, hier unternahm das Leben den wild entschlossenen Versuch, wieder zu einem Normalzustand zu finden.
Ihre Runden führten sie über das gesamte Gelände, ein Spaziergang, der lang genug war, um den Kopf freizubekommen und die Dinge zu relativieren. Als sie den Kreis abgeschlossen hatte und über den Hof zurückging, wobei sie den Nunas auswich, die sich um Schlammwürmer zankten, entdeckte sie Fi, der auf der Mauer saß und seinen Blick über die Wälder schweifen ließ.
Einen Moment lang bemerkte er sie nicht. Er wirkte völlig entmutigt, ließ die Schultern hängen und beugte dann für einen Augenblick den Kopf nach vorn, als ob er gleich weinen würde. Als ihre Stiefel auf dem Kies knirschten, blickte er auf und verwandelte sich umgehend wieder in den fröhlichen, Sprüche klopfenden Fi.
„Also was ist, wirst du die Cops rufen und deine Kiste als gestohlen melden?", fragte er. „Bard'ika hat sie inzwischen wahrscheinlich gegen einen Baum gesetzt. Der wird noch verrückter als eine Kiste voll hapanischer Chags, wenn er erst mal hinter einem Steuerknüppel sitzt."
Ny setzte sich neben ihn, zuckte zusammen, weil sie die spitze Kante eines Ziegels in den Hintern zwickte, und legte ihm ihren Arm um die Schultern.
„Schluss mit dem Theater, ad'ika", sagte sie. „Was stimmt nicht?"
„Nichts."
„Ich bin nicht blöde."
„Na gut, die Sache mit Dar und Niner nimmt mich mit. Ich vermisse sie sehr. Ich muss sie wirklich wiedersehen. Werde ich lange genug leben, um zu sehen, wie sie nach Hause kommen?"
Er sah sie eine Weile an, als sei es an ihr, ihm zu sagen, er solle sich am Riemen reißen. Ihr war nicht klar gewesen, wie sehr die Klone das beschleunigte Altern plagte. Vielleicht hatten sie nun, da sie die wechselnden Jahreszeiten auf einem ländlichen Planeten erlebten, das Gefühl, das Leben würde an ihnen vorbeirasen. Die Zeit war hier sichtbar Ja, Kal. Ich verstehe wirklich. Ich verstehe, weshalb du alles für diese Jungs tun würdest.
„Natürlich wirst du das, Fi", antwortete sie. „Es ist ja nicht für immer. Und hier schafft es doch sowieso jeder gegen alle Wahrscheinlichkeiten anzukommen, oder? Sieh dich an. So gut wie neu."
„Nicht ganz. Aber gut genug."
Ny leistete ihm weiter Gesellschaft und zog ihren Kragen gegen die kühle Frühlingsbrise zu. Sie hoffte, seine Bemerkung zu Jusiks Flugkünsten wäre ein Scherz. Belastung hin oder her, dieser Frachter stellte ihre letzte Verbindung zu ihrem früheren Leben dar. Erinnerungen an Terin steckten darin. Sie wusste nicht, wann sie so weit wäre, sie endgültig loszulassen.
Die Dämpfer der Cornucopia zischten, als der Frachter aufsetzte, und Ruu lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Die Stille im Cockpit schien zu pulsieren.
„Okay, ich werde Papa abfangen", sagte sie schließlich. „Du weißt, dass er durchdrehen wird, oder?"
„Ich kümmere mich um ihn." Jusik löste seinen Sitzgurt und drehte sich um, damit er Maze und Zey mit warnendem Blick ansehen konnte. „Kein Wort, bevor ich ihn nicht beschwichtigt habe, klar?"
Maze hatte die Arme verschränkt und sah so noch bedrohlicher aus als jemals zuvor in seiner weißen Rüstung. Jusik vermochte nicht zu beurteilen, ob es an dem Stoppelbart oder seinem Blick lag.
„Ich habe keine Angst vor dem alten Barve", sagte Maze. „Ich hab das hier angeleiert und ich habe kein Problem damit, ihm zu sagen, warum."
Zey wirkte am Boden zerstört. Er war ein groß gewachsener Mann, eine hohe Persönlichkeit. Jedoch alles, was Jusik im Moment von ihm spürte, war ein Schuldgefühl, unter dem er einschrumpfte.
„Ich könnte einfach kehrtmachen und wieder verschwinden", sagte Zey. „Das wäre besser für alle Beteiligten."
Ruu beugte sich über die Konsole und drückte auf die Lukensteuerung. „Nicht mehr. Du weißt nun, wo wir sind. Du gehst nirgendwohin, bevor Papa es nicht sagt."
Maze verbeugte sich vor Jusik mit einem gespielten Kopfnicken. „Nach dir, Bard'ika."
Es musste getan werden. Wie alle unangenehmen Dinge brachten sie es am besten schnell und ohne Ausflüchte hinter sich, dachte Jusik. Er fragte sich, ob er Ordo vor der Landung hätte warnen sollen. Aber damit hätte er die Aufgabe, Kal'buir die Neuigkeiten beizubringen, auf jemand anderen abgewälzt. Jusik wollte seiner Verantwortung nicht einfach so aus dem Weg gehen. Die Rampe an der Luke wirkte wie der letzte Gang eines Verurteilten zum Schafott.
Was alles noch verschlimmerte, war Skiratas herzliche Begrüßung, als Jusik von der Rampe hinunter auf den Boden Kyrimoruts trat. Ordo stand gleich hinter ihm.
„Schön, dass du zurück bist, Sohn", sagte Skirata.
„Das überlegst du dir vielleicht noch mal, wenn du siehst, was ich mitgebracht habe."
„Ach, niemals." Skirata strahlte über das ganze Gesicht und schaute an Jusik vorbei in die offene Luke hinein. „Maze geht's gut. Ist doch so, Ord'ika?"
„Ihn meine ich nicht." Sag's schon. Spuck's einfach aus. „Buir, Maze hatte jemanden bei sich, als wir ihn an Bord genommen haben. Und ich war es, der entschieden hat, ihn nicht aus der Luftschleuse zu schmeißen."
Skirata lächelte immer noch halb. „Solange es nicht irgendein shabuir von der Death Watch ist."
„Nein. Ich habe Arligan Zey zurückgebracht."
Irgendwie hatte Jusik vergessen, was Skirata dabei am meisten schockierte: Die Tatsache, dass Zey überhaupt noch am Leben war. Skirata starrte ihm einfach nur ins Gesicht und blinzelte, als ob er nicht richtig gehört hätte und versuchen würde, zu enträtseln, welche Worte sein mangelndes Gehör verstümmelt hatten. Ordo brachte die Neuigkeit jedoch nicht aus dem Konzept.
„Maze hat ihn erschossen", sagte Ordo. „Ich habe den Blasterschuss gehört. Ich habe sie beide in Zeys Büro zurückgelassen."
„Tja, wie dem auch sei: Zey lebt und Maze hat ihn gerettet." Jusik machte einen Schritt nach vorn und nahm Skirata bei den Schultern. „Buir, es tut mir leid. Ich musste eine Blitzentscheidung treffen. Wahrscheinlich war es die falsche."
Skirata sah aschfahl aus und das war schlimmer, als ihn vor Zorn explodieren zu sehen. Er sah knapp an Jusik vorbei. Wahrscheinlich konnte er nicht glauben, dass Zey wirklich gleich aus dieser Luke treten würde.
„Warum, Sohn?" Seine Stimme war nur ein Flüstern. „Wieso hast du mich nicht erst angerufen?"
Jusik wäre am liebsten gestorben vor Scham. Seine erste bedeutende Handlung, nachdem Skirata ihn adoptiert hatte, war ein Moment des Wahnsinns, gefährlichen Wahnsinns, der alles verschlimmerte. Er verdiente einen solchen Vater nicht.
„Dummheit", sagte Jusik.
Und vielleicht bin ich nicht so mandalorianisch, wie ich dachte.
Ordo trat dazwischen und übernahm, so wie er es immer tat, wenn er meinte, die Dinge würden außer Kontrolle geraten. Er stürmte die Rampe hinauf und verschwand im Schiff. Trotz all seiner Extrasinne nahm Jusik kein Gefühl in der Macht wahr, weil er sich so auf den Schmerz in Skiratas Gesicht fixierte. Er hörte ein Stimmengewirr -Ruu, Maze, Ordo - und bemerkte Bewegungen im Hintergrund, während Fi, Besany und Ny aus dem Haus kamen, um zu sehen, was los war.
Jusik wusste, dass die Dinge sich verschlimmerten, je stiller Skirata blieb. Kal'buir fiel es leichter, seinem Ärger über unwesentlichere Angelegenheiten Luft zu machen. Sein Schweigen hatte als Schock begonnen und verwandelte sich nun in eine Blockade aus Zorn, Verbitterung und Schmerz. Jusik spürte all das in der Macht. Aus nächster Nähe fühlte es sich an, als würde man vor einem Hochofen stehen.
Ein wahrer Mandalorianer hätte Zey abserviert, ohne mit der Wimper zu zucken. Bin ich tief im Inneren noch ein Jedi? Zweifelt Kal'buir an mir? Stammt sein Schmerz von mir?
Skirata schien von den Geschehnissen hinter Jusik abgelenkt zu sein. Als er sich umdrehte, kam Zey in Begleitung von Maze und Ruu die Rampe hinunter. Ordo ging direkt hinter ihnen, als würde er sie aus dem Schiff treiben.
„Ich habe nicht erwartet, dass Sie sich freuen würden, mich zu sehen", sagte Zey. Er streckte unsicher seine Hand aus, aber Skirata nahm sie nicht. „Ich danke Ihnen trotzdem."
„Ist nichts Persönliches." Skiratas Stimme klang heiser, so als raubte ihm das Gespräch den Atem. „Aber wenn es ein Jedi verdient hat, von den Toten zurückzukehren, dann ist es Etain."
„Ich habe es gehört", sagte Zey. „Es tut mir so leid."
„Ich kann einfach nicht glauben, dass du so jare'la bist, einfach hier hereinzuspazieren. Da gehört Mumm dazu. Da gehört Arroganz dazu."
Ordo warf Jusik einen Blick aus purem Eis zu und drehte Skirata unter Körpereinsatz um, damit er ins Haus ging. „Geh wieder rein, Kal'buir", sagte er mit fester Stimme. „Hier können wir das nicht regeln, nicht wahr? Ny, stell das Schiff unter. Komm schon, rein jetzt. Sofort."
Jusik spürte, wie ihn Skiratas Zorn verschlang. Ein großer roter Tunnel, in dem Geräusche und Licht umgehend eine Unendlichkeit entfernt waren. Es gab Zeiten, da war Jusik in der Macht so sehr auf andere Wesen eingestellt, dass er beinahe fühlte, was sie fühlten, und dieses Mal jagte es ihm Angst ein. Für einen Moment versank er in diesem roten Strudel. Skiratas hämmernder Puls schüttelte seinen ganzen Körper und Jusik mit ihm. Jusik musste seinen ganzen Willen aufbringen, um sich herauszureißen und abseits stehen zu können. Kal'buirs Frustration, drei Jahre verhasster Krieg, untermauert von Jahrzehnten der Verachtung, suchte nach einem Ventil. Und es würde sich in Zeys Richtung öffnen. Skirata stürmte zurück ins Haus.
Scout und Kina Ha erschienen in der Tür, traten aber sofort zurück, als wichen sie vor einem Gleiter aus. Jusik streckte seinen Arm aus, um sie davon abzuhalten, Skirata und Zey ins karyai zu folgen. Aber Kina Ha baute sich zu voller Größe auf und unter ihrem, aus Jahrhunderten geborenem Blick schrumpfte er zusammen.
„Niemals würde ich eure Gastfreundschaft missbrauchen", sagte sie. „Doch dieser Mann ist ein Jedi, daher geht er mich ebenso viel an wie euch."
„Ich war sein Padawan", sagte Jusik, als ob es eine Antwort wäre.
„Bist du sicher, dass du es nicht mehr bist?"
Zweifel ließen sich vor einem anderen Machtnutzer kaum verbergen. Die Bemerkung verletzte Jusik dermaßen, dass er seine Abwehr fallen ließ. Eine wütende, kleine Gruppe hatte sich im karyai versammelt. Maze starrte Kina Ha und Scout an und schien Skirata fast zu ignorieren. Eigentlich war der Captain durch nichts so leicht zu schockieren, aber er hatte ganz eindeutig nicht damit gerechnet, hier Jedi anzutreffen.
„Du hattest also nicht die gett'se dafür, Maze", sagte Skirata. „Oder hat er dich mit irgendeiner osik über seinen Respekt vor allem Leben eingewickelt und damit, was für ein toller, kleiner Klon du bist? Wie kannst du es wagen, ihn hierher zu bringen?"
Jusik versuchte, die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. „Ich war es, Buir. Es ist meine Schuld. Schieb es nicht auf Maze."
„Nein, ich will wissen, wieso er glaubt, es wäre in Ordnung, einen Jedi hier anzuschleppen, ganz besonders jetzt, wo wir eine imperiale Garnison vor der Haustür haben. Ob er ihn erschossen hat oder nicht, ist seine Sache, aber wenn er ihn hierher bringen will, dann ist es meine."
Maze schien durch Kina Ha und Scout abgelenkt zu sein. „Tja, sieht aus, als wäre großer Jedi-Abend bei Kal's, falls ich das so sagen darf. Und eine Kaminoanerin? Werden Sie langsam weich, Sergeant? Und jetzt wollen Sie mir wohl einen Vortrag über Verbrüderung mit dem Feind halten, was?"
„Kal, lassen Sie uns in Ruhe darüber reden", sagte Zey. „Ich mache Ihnen keinen Vorwurf daraus, wütend zu sein."
„Dieser Ort ist für Klone", zischte Skirata. „Verstanden? Sie sind es, die Hilfe brauchen. Keine shabla Jedi, die rumheulen, wie hart die Zeiten sind und wie viel Schutz sie brauchen. Ist das irgendein Experiment, um zu sehen, wie viel Schmach man noch auf Kränkung türmen kann, ohne dass die ganze Galaxis implodiert?"
Zey versuchte nicht einmal, sich zu verteidigen. Jusik bemühte sich einzuschätzen, wer als Erster ausrasten würde. Er setzte auf Ordo.
„Ich bin nicht stolz auf das, woran wir beteiligt waren, Kal", sagte Zey. „Ich behaupte nicht, unschuldig zu sein oder dass ich nur Befehle befolgt hätte. Aber meinen Sie nicht, dass wir unsere Strafe dafür erhalten haben?"
„Also, was wollen Sie dann von uns? Wir sammeln hier so viele Jedi auf, dass wir noch wie eine shabla Jedi-Akademie auf Palpatines Macht-Radar aufleuchten."
„Dann wissen Sie also, dass er ein Sith ist."
„Natürlich wissen wir, dass er ein Sith ist. Wir haben seit Generationen mit ihnen Geschäfte gemacht. Wir wissen Sachen über die Sith, die der Jedi-Orden aus seinen Aufzeichnungen gelöscht hat. Aber ihr könnt die Geschichte nicht vor allen verbergen, Zey - es gibt immer noch eine andere Quelle. Unser einziges Problem liegt darin, eure beiden Banden von Irren auseinanderzuhalten."
„Kal, Sie wissen, dass die Sith nichts Gutes bedeuten. Sie sind böse. Sie waren schon immer der Grund für endlose Kriege und Blutbäder in der gesamten Galaxis."
„Oh, der gefällt mir", sagte Skirata. Er ahmte Zeys Baritonbrummen nach. „,Meine Enthauptungen sind moralisch gerechtfertigter als eure Enthauptungen.' Der einzige Unterschied, den ich sehe, liegt darin, dass die planen, am Ende Billionen Tote zu haben, während ihr Weltverbesserer es aus Versehen schafft."
„Ich bitte Sie nicht darum, den Jedi-Orden zu retten, Kal. Ich bitte nicht einmal darum, mich zu retten. Ich kann gehen. Ich hätte niemals hierherkommen dürfen."
„Sie kommen hier nur tot raus, Zey. Denn ich glaube nicht, dass Sie uns dreckige Mando-Wilde nicht an das Imperium verschachern würden."
Es war sinnlos, Kal'buir zu sagen, dass Zey gebrochen war und es aufrichtig meinte. Skirata würde kein Mitleid aufbringen. Er schien sogar wegen Maze hin- und hergerissen zu sein. Jusik spürte die widerstreitenden Wellen aus Mitgefühl und Wut, wenn Skirata den Mann ansah.
Skirata starrte Maze ins Gesicht. „Sag mir nur", seufzte er, „dass du das nicht aus Loyalität getan hast."
Maze beugte sich ganz leicht vor. Nein, Skirata schüchterte ihn kein bisschen ein. „Ich habe es getan, weil ich dachte, er sollte einen fairen Prozess bekommen. Und weil er im Büro immer den Caf gemacht hat. Schon komisch, wie einem die kleinen Dinge alles verraten, was man über einen Mann wissen muss."
„Ach so, man gibt dir einen Becher Caf - kein Zucker, ein Spritzer Sahne, vielleicht noch Kekse dazu - und dann geht es in Ordnung, Männer in den Tod zu schicken, ohne danach zu fragen, ob es ihnen etwas ausmacht."
Ordo schwankte, bereit einzugreifen. Maze hatte auch vor ihm keine Angst, obwohl der Null ihn einmal k. o. geschlagen hatte. Maze hob seinen Zeigefinger, ging aber nicht so weit, ihn Skirata auf die Brust zu setzen.
„Zey ist hier", knurrte er. „Dafür bin ich verantwortlich, der Krieg ist vorbei und Sie müssen mal Ihr Aufnahmevermögen überholen lassen, denn es wird etwas eintönig." „Er bringt dich ins Grab."
„Und? Es wäre meine Entscheidung. Ich bin nicht einer von Ihren dummen Opfer-Klonen. Sie haben sie nicht von den Jedi befreit. Sie haben ihnen eine mandalorianische Gehirnwäsche verpasst. Wann wollen Sie endlich damit anfangen, sie für sich selbst denken zu lassen?"
„Genau jetzt", mischte Ordo sich ein.
Gerade als Ordos Faust nach oben schnellte, reagierte Jusik instinktiv und stieß ihn mit einem Machtschub zurück. Maze stolperte ein paar Schritte rückwärts, ganz so, als hätte der abgebrochene Schlag getroffen, während der Sog eines weiteren Machtstoßes, der bereits wieder verebbte, an Jusik zerrte. Für einen Sekundenbruchteil schauten sich die beiden Klone orientierungslos an. Dann packte Zey Maze am Arm.
„Das waren Sie, nicht wahr?", fragte Maze.
„Tut mir leid." Zey schüttelte den Kopf. „Kämpft nicht deswegen. Bitte."
„Kommt schon." Jusik trat zwischen Skirata und Maze. „Buir, geh doch eine Runde spazieren. Geht alle raus und lasst uns das besprechen. Ihr beide auch."
Ordo führte Skirata zur Tür, wobei er irgendwie Scout und Kina Ha mit vor sich hertrieb. Maze runzelte die Stirn, schaute aber in Erwartung eines Zeichens, gehen zu können, zu Zey.
„Vergiss nur nicht, was du bist, Bard'ika", sagte Ordo.
Es war einer dieser Momente, in denen Jusik glaubte, seine innersten Befürchtungen auszustrahlen. Die Türen schlossen sich und er war mit seinem alten Meister allein. Wirklich merkwürdig daran war die Tatsache, dass er jetzt kein Gefühl mehr für die Vergangenheit besaß. Keine Erinnerung daran, welch ein Gefühl es gewesen war, als Lehrling an Zey gebunden zu sein. Er erinnerte sich an alle Einzelheiten. Es gelang ihm nur nicht, seine Emotionen wieder abzurufen.
„Manche Dinge kann man nicht ungeschehen machen", begann Zey. „Ich hätte wissen müssen, dass Skirata so reagiert. Und er hat recht. Er schuldet mir nichts und ich kann ihm nichts als weiteren Ärger einbringen. Es tut mir leid, Bardan."
Jusik rang mit sich. Er wollte ein guter Mando'ad sein. „Wo wollen Sie jetzt also hin?" Wieso frage ich ihn das? Will ich Informationen aus ihm rausschütteln? „Was wollen Sie tun?"
„Ich weiß es nicht. Ich kann nicht ewig davonlaufen."
„Und Maze?"
„Er hat sein Leben für mich riskiert. Als Gleichgestellter, falls du dich das fragst. Ich muss sein Wohlergehen berücksichtigen."
Jusik beschloss, Altis nicht zu erwähnen. „Ich muss eines wissen." Es kam ihm nicht richtig vor, Zey mit irgendeinem Namen anzusprechen - Meister, General, Zey, Arli, was auch immer. Er wusste nicht, was Zey ihm länger bedeutete, nur dass der Mann maßgeblich an seiner Jugend beteiligt war, und das musste irgendwie gelten. „Werden Sie versuchen wiederaufzubauen, was die Jedi gehabt haben?"
„Ist das eine Fangfrage?"
„Ich muss wissen, ob irgendetwas, das ich zu Ihrer Hilfe unternehme, vielleicht eines Tages meinen Brüdern den Hals kostet."
„Was haben wir dir je angetan, Bardan? Was habe ich getan, um dich so von uns zu stoßen? Es ist nicht nur die prinzipientreue Haltung gegenüber dem Verfall des Ordens - sosehr ich das auch respektiere."
„Ich versuche noch immer, es herauszubekommen." Alles oder nichts; so war Jusik veranlagt. Und er wusste es. Er war innerhalb eines Kultes groß geworden und dann nahtlos zu einem anderen übergegangen. Er wusste das alles. Er verstand auch, weshalb die Bande des Kampfes selbst über die Familie hinausging, aber das bedeutete nicht, dass er Kontrolle darüber hatte. In kommenden Jahren würde er zur Ruhe kommen und eine Balance finden, aber noch nicht heute. Es gab so viele Gründe, aus denen er sich seiner Jedi-Vergangenheit nicht stellen konnte. Mandalore stand für bedingungslose Akzeptanz und genügend Raum, um das alles zu entwirren. „Das hier ist meine Familie. Ich muss hier für sie da sein. Ich werde für Sie tun, was ich kann, aber nichts auf ihre Kosten."
„War es der Verlust Etains, der schließlich den Ausschlag gegeben hat?", fragte Zey. „Wir alle haben zu viele Freunde verloren. Es ist keiner mehr übrig."
„Vielleicht doch." Jusik spürte Zeys Schmerz. Maze musste die letzte Person sein, der er trauen konnte. „Haben Sie geglaubt, Maze würde Sie erschießen?"
Zey fuhr sich mit geschlossenen Augen durch den zotteligen ergrauenden Bart. „Bis zu dem Augenblick, in dem der Blasterschuss einen Meter neben mir in die Wand schlug. Ich habe nicht einmal seine Gefühle gespürt."
„Ein guter Mann, dieser Maze."
„Ein guter Freund, ja."
„Kommen Sie, ich werde Ihnen ein Zimmer zeigen. Wir haben jede Menge davon. Kal wird sich beruhigen und dann können wir vernünftig miteinander reden."
„Buir bedeutet Vater, nicht wahr?"
„Ja. Er hat mich adoptiert."
Zey verlor kein weiteres Wort. Er legte Jusik nur die Hand auf die Schulter, während sie aus der Tür gingen und einen Umweg über einen anderen Korridor nahmen, um nicht an der Küche vorbeizukommen. Jusik brachte Zey in eines der überschüssigen Schlafzimmer, die auf Deserteure auf der Suche nach einer neuen Identität warteten, warf ihm ein Handtuch aus dem Schrank zu und ließ ihn allein, damit er sich waschen konnte. Dann machte er sich auf die Suche nach Jaing.
Jaing hielt sich in der kleinen Werkstatt auf, die er sich in einem der anderen Schlafzimmer eingerichtet hatte. Alle Regale standen voller Bildschirme und Messgeräte und eine dicke Holzdiele, die als Arbeitstisch diente, erstreckte sich über die gesamte Breite einer der Wände. Kom'rk hatte ein Eck für sich in Beschlag genommen und beugte sich über eine 2-D-Holokarte, während er, völlig in seine Berechnungen vertieft, Zahlen in ein Datapad eingab.
„Wer hätte das gedacht, Bard'ika?", sagte Jaing, ohne von dem Schirm vor sich aufzublicken. „Frecher, alter di'kut, einfach so aufzutauchen. Und die Moral von der Geschichte: immer noch mal hingehen und nach dem Puls fühlen."
„Das wird Ordo niemals vergessen", murmelte Kom'rk. „Ha ... ha... "
Jaing druckte weitere Daten aus. „Ist es schwer für dich? Das mit Zey, meine ich. Die Meister-Padawan-Beziehung muss ziemlich eng sein."
„Nicht anders als Familie. Oder Ehe." Jusik hatte keine Lust, analysiert zu werden. „Manche sind toll. Andere nicht. Manche kommen überhaupt nicht zurecht. Ich und Zey ... ich weiß nicht. Eher geschäftlich als familiär."
„Aber er ist kein unschuldiger Beobachter wie Kina Ha oder Scout. Kommandoränge müssen schließlich etwas bedeuten." Jaing hielt inne und lächelte vor sich hin, als hätte er etwas Interessantes in den Daten gefunden. „Trotzdem ist es schwierig, abzudrücken, wenn man ein Häufchen Elend vor sich hat, selbst wenn man weiß, dass man es eines Tages bedauern wird, wenn man es nicht tut."
„Ich tu's", sagte Kom'rk. „Nichts Persönliches. Reine Notwendigkeit."
„Oder wir benutzen sie zu unserem Vorteil." Jaing tippte mit dem Finger auf einen Stapel Flimsi. „Denn eines Tages wird uns das Imperium so richtig auf die Nerven gehen und dann werden wir das Geschick von ein paar Säbelschwingern brauchen, die uns was schulden."
Kom'rk lachte. „Die waren 'ner Menge Leute eine ganz schön lange Zeit was schuldig. Ich sehe kaum welche ihre Schulden zurückzahlen."
„Stimmt, aber es gibt Wege, um moralische Verpflichtungen zu erzwingen." Jaing grinste, wie er es immer tat. Er fand Spaß an Problemen und war der festen Überzeugung, sie aus eigenem Vermögen heraus lösen zu können. „Indem man beispielsweise ihre gett'se fest gepackt hält."
Jusik erkannte die Logik darin. Und er fand es aufschlussreich, dass Jaing ihn im gleichen Atemzug sowohl als Ex-Jedi als auch als Nicht-Jedi einstufen konnte. „Buir will, dass die Jedi aus unserem Leben verschwinden, Vorteile hin oder her."
„Lasst uns nicht so voreilig sein. Wir wissen, wo ihre Schlupflöcher liegen, und mit ein bisschen Einfallsreichtum können wir ihre Bewegungen verfolgen. Wenn sie aus der Reihe tanzen - bekommt das Imperium eine Schatzkarte mit einem Kreuzchen: hier lauter Jedi, drauf."
Kom'rk lachte wieder. „Der Junge ist ja krank."
„Hast du den Standort schon?", fragte Jaing. „Hopp, hopp, mach mal hin."
„Jeden Moment. Sieht nach der Plawal-Spalte aus." „Was sieht so aus?", fragte Jusik.
„Ihr Hauptunterschlupf für ihre Kleinen. Ich glaube, sie nennen es Pletts Quell. Ein Teil der Daten hier stammt aus den Tempelarchiven der Jedi."
Erpressung. Hörte sich hässlich an, aber jemandem etwas anhängen können und von anderen etwas angehängt zu bekommen, war der Leim, der in der gesamten Galaxis alle möglichen Leute zusammenkleisterte. Sie besaß genauso viel Stärke, um Balance und Harmonie herzustellen, wie die Macht.
„Wenn wir wissen, wo sie sich verkriechen, könnten wir jetzt natürlich auch einfach den Rest von ihnen plattmachen", meinte Kom'rk. „Oder sogar einen Handel mit dem Imperium eingehen. Allerdings traue ich keinem von denen.
Jusik nahm sich die mandalorianische Redensart zu Herzen, nach der der Feind eines Feindes nicht automatisch ein Freund war. Und wenn er es war, dann sicher nicht auf Dauer.
„Ordo glaubt, ich wäre nachsichtig mit meinen alten Kollegen", sagte Jusik. „Ich kann ihm keinen Vorwurf draus machen." „Bist du's?" „Was glaubst du?"
„Nö. Möchtest du, dass ich dich erschieße, falls du's bist?"
Kom'rk besaß diese Art trockenen Humors, der ernst wirkte. Aber Humor besaß eine ernst zu nehmende Rolle im Leben.
„Ja", antwortete Jusik und meinte es zum Teil sogar so. „Tu's, bevor ich wirklich schweren Schaden anrichte."
Jaing blickte nur kurz zu Kom'rk auf, ein ganz kurzes Stocken, als wäre das überhaupt nicht witzig.
„Geht klar, ner vod", sagte Kom'rk und widmete sich wieder seiner Holokarte.
Kaserne der Spezialeinheiten, 501ste Legion, Imperial City
„Der Droide war hier, um deinen Helm zu warten", sagte Rede und schnallte seinen Gürtel zu. „Er liegt dort drüben.
Der Droide sagte, es wäre alles in Ordnung damit und du müsstest die Betriebsanleitung lesen."
Darman warf sich sein Handtuch um die Schultern, rub-belte sich mit einem Ende die nassen Haare und starrte auf den Helm, der in seiner Koje auf ihn wartete. Er erinnerte sich nicht, einen Defekt gemeldet zu haben. Dann dämmerte es ihm: Der Droide war Jaings Kumpel, derjenige, der an Niners Deckel herum gebastelt hatte, um ihm eine sichere Verbindung zu den Nulls zu verschaffen. Jaing saß nicht tatenlos rum. Die Audioverbindung war installiert.
Ich kann mit Kad sprechen. Ich kann auch mit Fi und Atin sprechen. Und mit Corr. Und Kal'buir.
Darmans Laune verbesserte sich sofort. Das war fast so schön, wie dort zu sein. Er sah auf den Chrono an der Wand und versuchte auszurechnen, wie spät es in Kyrimorut war. Doch dann fiel ihm ein, dass er überhaupt keine Ahnung hatte, wo der Ort lag. Ohne Angabe eines Längengrades ging es nicht.
Ich kann mich trotzdem melden. Egal, wer antwortet, es wird ihm schon nichts ausmachen, geweckt zu werden.
„Wir haben keine Betriebsanleitung", sagte Darman.
„Vielleicht hat er einen Witz gemacht."
Vielleicht tat Rede das auch. Es war schwer zu sagen. Der Junge saugte Erfahrung und Wissen auf wie ein Schwamm und Darman ging das langsam auf die Nerven.
Er stellte fest, dass er Dinge sagte, die Skirata damals auf Kamino von sich gegeben hatte, wenn er überrascht darüber gewesen war, wie schnell die Klone Dinge in sich aufnahmen und sich vor seinen Augen veränderten.
Sie wachsen zu schnell auf.
Ist das Sergeant Kals Stimme oder meine? Und von wem spreche ich - von Rede oder meinem Sohn?
Ein Monat entsprach in Bezug auf Redes Entwicklung fast ein paar Jahren. Darman sah zu, wie er die Prüfliste seines DC-17 ohne die unbewusste Leichtigkeit durchging, die sich die Kamino-Klone durch den jahrelangen Gebrauch des Gewehrs angeeignet hatten. Er fragte sich, ob das auch bedeutete, dass Rede im selben Tempo altern würde. Ein ziemlich deprimierender Gedanke. Die neuen Klone waren vielleicht noch viel schlimmer dran als Dar-mans Generation.
Er wusste, dass Kal'buir Dr. Uthan an einer Methode arbeiten ließ, dies zu umgehen. Aber er wollte sich nicht drauf verlassen.
Niner war immer noch in der Nasszelle, aber Ennen saß auf der Kante seiner Koje, halb angezogen in Unteranzug und unteren Rüstungsplatten. Er starrte auf die Bodenfliesen. Die Schwadron sollte um 0600 antreten. Daher blieb keine Zeit, herumzugammeln. Darman klopfte gegen den Chrono an der Wand, um Ennens Aufmerksamkeit zu wecken.
„Hey, zack, zack, ner vod. Gibt Türen einzutreten, Sachen hochzupusten."
Ennen ließ sich einen Augenblick Zeit, um zu reagieren. „Wo liegt der Sinn? Wo sind Frieden und Freiheit und der ganze Müll, den wir erleben sollten, nachdem die Arbeit getan ist? Was ist das alles überhaupt?"
Darman wusste, dass es um den Verlust von Bry ging. Er hatte es schon zuvor bei anderen Männern gesehen. Sie machten weiter und kamen lange Zeit mit den Verlusten klar und dann ereignete sich ein Tod - nicht immer einer der engsten Brüder, aber meistens -der sie so hart traf, dass sie am Ende waren. Ennen hatte drei harte, blutige Jahre an Brys Seite gekämpft und nun war Bry fort.
Dar und Niner hatten etwas, auf das sie sich freuen konnten. Im Augenblick mochte es außer Reichweite sein, aber es existierte; es war so voll von Verheißung und Potenzial, dass er immer noch klar sehen konnte, selbst durch den Dunst des täglichen Schmerzes um all die Dinge, die Etain nicht mit ihm würde teilen können.
Ich habe einen Sohn. Ich habe ein Zuhause und eines Tages werde ich dorthin gehen. Und Niner auch.
„Möchtest du reden, ner vod?"
Ennen sah auf den Chrono an seinem Handgelenk. „Wir müssen jetzt los." Er stand auf und legte Brust- und Rückenpanzer an. „Der Krieg ist vorbei. Er ist vorbei und Bry hat's geschafft und dann geht er drauf, wenn es vorbei ist.
Könnte ich irgendeinen Zweck darin sehen, mehr als bloß das, dann könnte ich es ertragen, glaube ich. Aber es wird einfach so bleiben, Tag für Tag, nicht wahr? Bis wir alle tot sind, ohne etwas vorweisen zu können."
Das Geräusch laufenden Wassers erstarb. Darman hörte Niner pfeifen, während er sich abtrocknete. War der Sergeant abwesend, musste er sich darum kümmern.
„Ennen, solche schwarzen Tage muss man einfach durchstehen." Wie hätte Darman ihm erklären können, dass er wusste, wie sinnlos einem das Leben vorkommen konnte, weil er seine Frau verloren hatte. „Wir alle waren schon an diesem Punkt. Sogar Delta, schon vergessen? Hör mal, Holy Roly hat nichts dagegen, wenn wir Canti-nas besuchen. Wie wär's, wenn wir mal auf ein Ale rausgehen, wenn wir zurück sind, und das alles mal bereden?"
Für einen Moment starrte Ennen ihn an, als würde er nach dem Haken an der Sache suchen, dann nickte er. „Ja. Lass uns das machen. Wenn ich irgendetwas hätte, um dem Ganzen einen Sinn zu geben, irgendein Ende in Sicht, dann wäre es anders. Aber ich kann einfach nichts sehen."
Fragt er? Ich weiß nicht, wie die Jungs von Kyrimorut erfahren. Soll ich es ihm sagen?
Es war eine schwierige Entscheidung. Allein den Ort zu erwähnen war ein enormes Risiko, denn es enthüllte, wie viel Darman wusste, und legte nahe, dass er noch viel mehr wusste, was er nicht tat. Ennen war sowieso nicht von Mando-Cuy'val Dar ausgebildet worden. Andererseits war das bei Levet auch nicht der Fall gewesen und Niner hatte erzählt, der wäre ebenfalls nach Mandalore desertiert.
Ich finde einen Weg, es ihm zu sagen, aber nicht jetzt Ich muss Ordo fragen, wie ich es anstellen soll.
Niner griff nach seinem Unteranzug. „Alle Mann frisch?"
„Legen wir los", sagte Ennen und setzte seinen Helm auf. Er schaltete komplett um. Was blieb einem Kerl anderes übrig, als sich zusammenzureißen und erst mal weiterzumachen? „Immer noch Razzia in den Unteren Ebenen?"
Niner nickte. „Die Cops haben bei einer Routinekontrolle einen Menschen mit einem gestohlenen Gleiter angehalten und er ist ihnen mit 'nem Lichtschwert gekommen. Klugerweise, denn sie sind ja keine völligen di'kute, haben sie ihn mit Sicherheitsabstand verfolgt und inzwischen haben sie eine Mauer aus Schwadronsgleitern um die Bude errichtet, in der er sich verkrochen hat. Wieso die immer in die Unteren Ebenen schlüpfen, werd ich nie begreifen. Viel zu offensichtlich."
Mandalore war ebenfalls ein offensichtliches Schlupfloch. Aber die Unteren Ebenen waren, wie Mandalore auch, immer noch ein Ort, an dem man verschwinden konnte.
„Was sind di'kute?", fragte Rede.
„Feuer sie bloß nicht noch an, Junge", antwortete En-nen. „Die machen glatt 'nen Mandalorianer aus dir. Das würde dir nicht gefallen."
Rede hielt inne. Darman merkte es jedes Mal, wenn er das Head-Up Display seines Visors zurate zog, denn dann schwankte er immer ganz leicht, als hätte er für einen Sekundenbruchteil sein Gleichgewicht verloren. Er war die Menge an Bildern und Telemetrie nicht gewohnt, die sein Sichtfeld ausfüllte, während er gleichzeitig versuchte, durch dieses Gewirr hindurch auf das zu schauen, was vor ihm lag. Er war einfach noch nicht lange genug am Leben, um sich daran zu gewöhnen. Es wirkte nach wie vor desorientierend. Darman und Niner hatten fast jeden Tag HUDs getragen, seitdem sie alt genug waren, um selber mit einem Löffel zu essen.
„Ich weiß es", sagte Rede. Er verarbeitete offensichtlich die Daten unter M wie Mandalore. „Ja, jetzt weiß ich, was ein Mandalorianer ist."
Niner beugte sich nahe zu ihm, als sie hinausgingen. „Diese Datenbank", sagte er, „wird dir nichts Wissenswertes über Mandalore verraten."
Rede antwortete nicht. Möglicherweise konnte er lediglich sein HUD noch nicht lesen, gleichzeitig seine Umgebung im Auge behalten und zusätzlich sprechen.
Auf der Landeplattform wartete ein LAAT/i-Kanonenboot auf sie.
Angesichts des Tempos, mit dem das Imperium neue Ausrüstung auffuhr, hatte Darman nicht erwartet, noch so viele davon im Einsatz zu sehen. Allerdings galten sie nach militärischen Maßstäben als brandneues Gerät und das Imperium war nicht so dumm, alles zu verschrotten, was vom alten Regime übrig war. Ähnlich der Metamorphose vom Kanzler zum Imperator, bestand auch der Wandel von der Großen Armee der Republik zur Imperialen Armee oft nur aus einem frischen Anstrich und einem neuen Namen. Das Kanonenboot zierte Imperiale Lackierung plus Symbole. Ist trotzdem noch 'ne Latte.
Darman war insgeheim sehr froh, es zu sehen. Er sprang hinein und wusste, wo alles seinen Platz hatte. In pechschwarzer Dunkelheit und kopfüber konnte er jeden Schalter, Griff und Sicherheitsapparat finden. Es war ein bisschen das, was er sich immer unter einem Zuhause vorgestellt hatte. Und das Geräusch der Antriebe verkörperte - so wie es immer gewesen war - die tröstende Stimme, die von Rettung, Nachschub und Zuflucht sprach. Rede stand neben ihm in der Mannschaftskabine und griff nach einem der Haltegurte an der Decke.
„Hast du das schon mal in einer Stadt gemacht?", fragte ihn Niner. „Das gibt's kein zweites Mal. Allein schon unter sich genauso viel Gebäude zu haben wie über sich, ist total irre."
„Genau. Und die Anwohner lieben es, wenn wir vorbeifliegen, und gaffen aus ihren Fenstern", fügte Ennen hinzu. „Du würdest dich wundern, was es da alles zu sehen gibt. Wenn du mal richtig lachen willst, schalt auf Infrarot."
Armer Rede. Darman bezweifelte, sein beschleunigtes Lernen wäre hilfreich dabei, hier Wissenslücken zu füllen. Ganz gleich, ob es zehnmal mehr beschleunigt und komprimiert war als das Lernen irgendeines Klons auf Kamino. Der Pilot behielt die Tür zum Cockpit geschlossen, daher gab es keine Gelegenheit für die üblichen Frotzeleien. Das Kanonenboot stieg hoch über die Kaserne auf, ließ Darmans Zähne in einer vertrauten Frequenz vibrieren und schlang sich seinen Weg durch die hoch aufragenden Stadtblöcke.
Fi liebt das. Dem hat die Stadt immer richtig was gegeben. Ich kann jetzt mit ihm sprechen. Wie lange ist es her -fast zwei Jahre? Er ist verheiratet. Er wird Kinder haben, wenn ich ihn wiedersehe.
Niners Stimme unterbrach seine Gedanken. Das Fehlen eines Au-dio-lcons in Darmans HUD verriet ihm, dass er nicht über einen offiziellen Kanal sprach.
„Du bist also verdrahtet, Dar... "
„Können sie uns hören?"
„Nein. Aber Ordo oder einer von den anderen wahrscheinlich."
Das war in Ordnung. Darman hatte keine Geheimnisse vor ihnen. „Wenn wir zurückkommen, werde ich fragen, ob ich mit Kad sprechen kann. Ich möchte ihm sagen, warum ich nicht für ihn da sein kann."
„Ja, das können wir von Zeit zu Zeit machen." „Hast du mit den anderen geredet?"
„Noch nicht. Du kennst mich doch, Dar. Immer schön vorsichtig sein."
„Ich finde, wir sollten Ennen von Kyrimorut erzählen."
„Er ist ziemlich fertig, oder?"
„Er braucht ein Licht am Ende des Tunnels."
„In Ordnung, aber klär das mit Ordo und Kal'buir ab."
Das Kanonenboot schoss durch einen Wald gläserner Hochbauten. Für einen Moment flog es auf der Höhe einer Anzeigetafel, die Imperiale Bürger dazu drängte, nach den Turbulenzen, die auf das Ende des Krieges folgten, ein wachsames Auge auf Neuankömmlinge in ihren Wohnbezirken zu haben. SIE KÖNNEN AUSSEHEN WIE WIR, warnten die riesigen Buchstaben. Darman fragte sich, wer wir auf einem Planeten mit Tausenden verschiedenen Spezies sein sollten, aber er verstand den Grundgedanken.
Ob Ennen ein sicherer Kandidat ist? Ob er uns an die Obrigkeit verkauft, wenn wir ihm sagen, dass er jederzeit desertieren kann?
Darman wusste es einfach nicht. Er würde mit Ordo sprechen müssen. Niner hatte recht. Ordo würde eine vernünftige Antwort parat haben.
Rede zeigte nach unten. Er wirkte ein wenig nervös, wie er sich der Seitenöffnung der Latte näherte, um hinunterzuschauen. „Wow, für einen einzigen Typen haben die aber eine Menge Luftstraßen gesperrt."
Darman lehnte sich hinaus, um einen Blick hinunterzuwerfen. Das Schiff flog ein paar Ebenen über dem Zielgebiet und die Cops überließen nichts dem Risiko. Sie hatten im Umkreis von vier Ebenen jede Kreuzung abgeriegelt und bei einem dreidimensionalen Straßengitter bedeutete das einen ganzen Haufen Polizeigleiter. Sie mussten sowohl dafür sorgen, dass niemand den abgesperrten Bereich betrat, als auch, dass niemand versuchte ihn zu verlassen.
Darman hoffte, dass die unmittelbare Umgebung evakuiert worden war. Er konnte seinen Stil einfach nicht richtig ausleben, wenn er sich dabei Sorgen machen musste, ob er irgendwelche Anwohner mit hochjagte.
„Er ist ein Jedi", sagte Niner. „Wir müssen Vorsichtsmaßnahmen treffen."
„Ich habe noch nie gegen Jedi gekämpft", sagte Rede. „Ist es so schwierig, wie alle sagen?"
Darman bezweifelte, dass Rede überhaupt schon einmal gekämpft hatte. Es war nicht der Zeitpunkt, ihn mit der Frage danach bloßzustellen.
„Sie sind definitiv nicht unbesiegbar", sagte Darman. „Sie machen Fehler wie jeder andere auch. Und sie sterben wie jeder andere auch." Das wusste er besser als alle anderen.