4. KAPITEL
Frankie strich sich mit dem Handrücken über die Stirn, stemmte sich mit aller Kraft gegen den Rasenmäher und versuchte, das rostige Teil noch stärker anzuschieben. Wenn sie sich beeilte, schaffte sie vielleicht bis zum Nachmittag wenigstens den vorderen Rasen des riesigen Grundstücks.
“Frankie!”
Sie hob den Kopf und entdeckte Joy an einem der Fenster.
“Telefon für dich! Es ist Mike Roy.”
“Ich komme!” Frankie ließ den Mäher einfach stehen und eilte zum Haus. Wieso rief ihr Banker sie an einem Samstag an? Als sie die Hintertür erreichte, fuhr gerade Stu, der Lebensmittellieferant, vor.
“Ich bin gleich bei dir”, rief sie ihm zu.
Er nickte nur, zündete sich eine Zigarette an und schien sich über die Pause zu freuen.
Frankie hastete durch die Küche, wo Nate am Herd stand. “Ist das die Lieferung?”, fragte er.
“Ja. Ich komme gleich wie…”
“Sehr gut”, meinte er nur und ging zur Hintertür.
Am liebsten hätte Frankie ihn zurückgerufen, aber ihr Banker hatte Vorrang. Im Büro zupfte sie nervös an ihrem T-Shirt. Zum Glück konnte Mike nicht sehen, dass sie verschwitzt und bis zu den Knien mit Rasenschnitt bedeckt war. Beunruhigt griff sie zum Telefon. Was, wenn er ihr mitteilte, dass die Bank ihr die Hypothek kündigte und sie White Caps verkaufen musste?
“Hi, Mike”, begrüßte sie den Banker. “Was gibt’s?”
“Ich wollte nur fragen, ob ich mal mit einem Besucher vorbeikommen kann. Er macht hier Urlaub, und ich zeige ihm die Gegend. Da kann ich das Zimmer, in dem Abraham Lincoln übernachtet hat, schlecht auslassen, oder?”
Erleichtert atmete sie auf. “Natürlich, ihr könnt jederzeit kommen. Wir haben zwar im Moment Gäste in Abes Zimmer, aber sie haben sicher nichts dagegen, wenn jemand kurz reinschaut.”
“Wunderbar.”
Offenbar schien er auf etwas zu warten, und Frankie biss sich auf die Lippe. “Ach, Mike, wegen der ausstehenden Zahlungen … Ich würde gerne mal vorbeikommen und dir meinen Finanzplan zeigen.”
“Das wäre gut. Nächste Woche bei mir im Büro? Aber jetzt bringe ich dir erstmal meinen Besucher vorbei. Wir sind in etwa einer Stunde da.”
Nachdem sie aufgelegt hatte, ging Frankie das Gespräch in Gedanken wieder und wieder durch. Gab es einen Hinweis darauf, dass die Bank die Geduld verlor?
Joy streckte den Kopf zur Tür herein. “Frankie? Hast du den Scheck für Stu?”
Frankie zuckte zusammen. “Ja, hier. Sag ihm, dass ich gleich komme und beim Ausladen helfe.”
“Ach, das hat Nate schon erledigt.”
Eilig griff Frankie nach ihrem Scheckbuch und dem Klemmbrett, um Joy nach draußen zu folgen.
“Netter alter Kauz”, bemerkte Nate, als sich die Tür wieder hinter Stu geschlossen hatte.
Frankie ging nicht darauf ein, sondern eilte in die Kühlkammer. Zum Glück schien Nate auch bei der Warenlagerung ordentlich zu sein, denn sie fand alles an den Plätzen, an die sie es auch selbst gepackt hätte. Sie hakte die einzelnen Positionen auf ihrem Klemmbrett ab, als Nate hinter sie trat.
“Überprüfen Sie meine Arbeit?”, fragte er trocken und griff über ihre Schulter hinweg nach einer Staude Sellerie.
Sie duckte sich unter seinem Arm hindurch und zupfte an ihrem T-Shirt. Auf einmal kam es ihr in der Kühlkammer furchtbar warm vor. Entweder hatte nun auch noch der Kompressor den Geist aufgegeben, oder es lag an Nates Anwesenheit.
“Was schreiben Sie da?”, fragte er und deutete auf das Klemmbrett.
Angestrengt versuchte sie, mit dem Blick nicht an seinen muskulösen Oberarmen hängen zu bleiben, über denen sich der Stoff des T-Shirts spannte.
“Ich habe mein eigenes Inventursystem entwickelt”, erwiderte sie. Sie hielt das Blatt so, dass er es sehen konnte. “Damit habe ich die Kosten aller Nahrungsmittel immer im Blick und kann die Restaurantpreise besser kalkulieren.”
Er nahm ihr das Klemmbrett ab und blätterte interessiert die Seiten um. “Das ist sehr durchdacht.”
“Ich gebe nachher alles in den Computer ein und kann für jede Sparte Auswertungen ausdrucken. Waren- und Personalkosten, Einnahmen, Schuldzinsen, was auch immer. Nach Monaten und Jahren. So weiß ich immer, wo wir stehen.”
“Wow. Wo haben Sie Betriebswirtschaft studiert?”
“Habe ich nicht.”
Er hob die Augenbrauen. “Das haben Sie sich alles ganz allein ausgedacht?”
“Na ja, ich habe mir nur überlegt, was ich alles wissen muss, um Entscheidungen treffen zu können. Leider nützt das allein auch nichts, aber ich habe einfach ein besseres Gefühl, wenn ich die Lage überblicken kann.”
Nachdenklich schaute er sie an.
“Brauchen Sie noch was von hier?”, fragte sie.
Sein Lächeln war umwerfend.
“Nein, im Moment nicht.” Er deutete auf das Klemmbrett. “Das ist wirklich ein gutes System.”
Unbehaglich wich sie seinem Blick aus und versuchte sich einzureden, dass seine Hochachtung ihr nichts bedeutete. Doch während sie die Kartoffelsäcke durchzählte, musste sie doch lächeln.
“Hey, Frankie?”
Sie hob den Kopf.
“Was macht man denn hier so, wenn man abends mal weggehen will?”
Die Frage kam unerwartet. Suchte er einen Ort, wo er Frauen kennenlernen konnte? Überrascht bemerkte sie, dass ihr der Gedanke einen Stich versetzte – was lächerlich war, denn sie war ganz bestimmt sowieso nicht sein Typ.
Dann fiel ihr ein, dass Nate auf eine Antwort wartete.
“Hier im White Caps haben wir nur Glühwürmchen und Sternschnuppen zu bieten, aber im Ort gibt es eine Bar. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass Sie das Stop, Drop and Roll nicht gerade aufregend finden.”
“So heißt die Bar?”
“Ja, der Besitzer ist bei der Freiwilligen Feuerwehr.”
Er lächelte. “Ach, ich glaube, mir reicht das Angebot von White Caps.”
“Wirklich? Ich hätte gedacht, dass Sie aus New York interessantere Dinge gewöhnt sind.”
“Das kommt ganz drauf an, mit wem ich ausgehe. Manchmal mag ich es lieber ruhig.” Als er auf ihre Lippen schaute, verschwand sein Lächeln. “Manchmal sind Glühwürmchen und Sternschnuppen für zwei Menschen genau das Richtige.”
Damit drehte er sich um und ging hinaus.
Frankie blieb sprachlos zurück, hob verwirrt die Fingerspitzen an den Mund und fragte sich, ob es Küsse gab, bei denen sich die Lippen gar nicht berührten. So, wie Nate sie gerade angesehen hatte, lautete die Antwort Ja.
Liebe Güte, was sollte das werden? Und warum jetzt? Überwältigt legte Frankie die Stirn an eins der kühlen Stahlregale. Musste sie sich ausgerechnet jetzt von einem Mann beeindrucken lassen, nachdem sie jahrelang wie eine Nonne gelebt hatte? Und dazu noch von einem, der nur auf der Durchreise war, im Herbst wieder aus ihrem Leben verschwinden würde und für sie arbeitete?
Da machte sie sich Sorgen, dass Joy auf ihn hereinfiel – und was war mit ihr? Vielleicht sollte sie lieber achtgeben, dass er nicht ihr das Herz brach. Er würde in die Stadt zurückkehren, und sie blieb hier, das stand jetzt schon fest.
Genau, wie es damals mit David gelaufen war.
Auf einmal fröstelte sie, und sie richtete sich auf, um mit der Inventarliste fertig zu werden. Ihre Finger fühlten sich steif und kalt an. Kein angenehmes Gefühl, aber wenigstens hieß das, dass der Kompressor noch funktionierte.
Nate war froh, Lucille wohlbehalten wiederzusehen, als der Abschleppwagen sie in der Scheune hinter dem Haus abstellte. Sie würde sich wie zu Hause fühlen, denn der Raum wirkte wie ein Museum voller spinnwebenbehangener, zweifellos reparaturbedürftiger Gerätschaften – darunter ein Rasentraktor, eine Schneefräse und ein Laubsauger.
Hoffentlich wurde sie in dieser Gesellschaft nicht depressiv.
Nate bezahlte den Abschleppwagen und begann mit der Inspektion. Unter der Motorhaube konnte er nichts entdecken, also legte er sich unter den Wagen. Dort sah es besorgniserregend aus – Lucille hatte ihr ganzes Öl verloren, obwohl die Ölwanne erst ein Jahr alt war und alle Schläuche festsaßen. Womöglich ein Riss im Motorblock, was einen größeren Schaden bedeutete.
Nate robbte unter dem Wagen hervor und sah sich nach etwas um, womit er sich die Hände abwischen konnte. Als er nichts fand, nahm er sein T-Shirt, das sowieso gewaschen werden musste. Er holte gerade seine Reisetasche vom Rücksitz, als Frankie aus dem Haus kam.
Sie trug Shorts, und zum ersten Mal sah er ihre atemberaubenden Beine. Sie waren lang, schlank und sogar leicht gebräunt – warum nur versteckte sie sie immer unter diesen schrecklichen schwarzen Hosen?
Vielleicht, damit Kerle wie er sie in Ruhe ließen. Das würde auch die Brille erklären.
Nate blieb, wo er war, und beobachtete, wie sie zu einem rostigen Handrasenmäher ging und anfing, auf ihn einzureden, als wäre er ein störrischer Maulesel. Wenn das Ding tatsächlich lebendig gewesen wäre, hätte es nie gewagt, sich ihr zu widersetzen, davon war Nate überzeugt.
Kopfschüttelnd lehnte er sich ans Scheunentor. Beinahe hätte er Frankie vorhin in der Kühlkammer geküsst – und es nur deshalb nicht getan, weil Joy oder George sie hätten überraschen können. Außerdem war eine Kühlkammer nicht gerade ein romantischer Ort für Liebesspiele – jedenfalls nicht beim ersten Mal.
Stirnrunzelnd dachte er an die kleinen Affären, die er in den vergangenen Jahren bei der Arbeit gehabt hatte. Vielleicht war das Ganze doch keine so gute Idee. Zwei Monate konnten sich unter den falschen Umständen ganz schön lange hinziehen.
Besser, er ließ sie in Ruhe. Doch der Anblick dieser umwerfenden Frau, die sich mit dem Rasenmäher abmühte, ließ ihn nicht kalt. War er wirklich so vernünftig, auf eine Nacht mit ihr zu verzichten? Nein, wohl eher nicht.
Schließlich interessierte sie sich auch für ihn, das sah man an ihren Blicken. Was also sprach dagegen, wenn zwei Erwachsene, die sich mochten, etwas Spaß hatten? Eine kleine, unbeschwerte Sommeraffäre.
Doch irgendwas gefiel ihm daran nicht. Frankie war anders als die Frauen, mit denen er sonst ins Bett ging. Sie spielte ihre Reize nicht aus und legte es nicht darauf an, einen Mann zu verführen. Ganz im Gegenteil.
Schade eigentlich. Hoffentlich hielt ihn sein Gewissen nicht davon ab, die Sache weiterzuverfolgen.
Frankie kam mit dem Mäher nur langsam voran, und er fragte sich, ob sie die ganze riesige Fläche wirklich allein mähen wollte. Es war eine müßige Frage. Natürlich machte sie das allein. Am liebsten wäre er sofort zu ihr gegangen, um ihr Hilfe anzubieten, aber er ahnte schon, dass das nichts brachte. Sie musste erst halb tot sein, bevor sie sich helfen ließ. Und selbst dann nur unter Protest.
Was für eine Frau!
Also ging Nate zunächst in sein Zimmer, packte seine Tasche aus, stellte eine Waschmaschine an und wagte den Versuch erst dann. Inzwischen hatte Frankie den Rasen neben dem Haus gemäht und wollte gerade mit dem riesigen Stück anfangen, das sich bis zum See hinunter erstreckte.
Er ging auf sie zu. “Hey.”
Sie hielt inne und betrachtete ihn kühl, was einen reizvollen Gegensatz zu ihrem erhitzten Gesicht bildete.
“Brauchen Sie Hilfe?” Als sie den Kopf schüttelte, lächelte er. “Dachte ich mir. Lassen Sie es mich anders formulieren. Ich mähe gerne Rasen. Ich würde alles dafür geben, diesen Rasen zu mähen. Wieso verweigern Sie mir diesen innigen Wunsch?”
“Sollten Sie nicht in der Küche sein?”
“Mit den Vorbereitungen für heute Abend bin ich schon fertig. Alles unter Kontrolle.”
Mittlerweile brannte die Sonne recht heftig, und er betrachtete das dunkle V, das sich auf der Vorderseite ihres T-Shirts gebildet hatte und sehr verführerisch an ihren Brüsten klebte.
“Warum darf ich Sie nicht ablösen? Es ist kein Verbrechen, Hilfe anzunehmen, wissen Sie.”
Stirnrunzelnd schüttelte sie den Kopf. “Ich brauche Sie als Koch, nicht als Gärtner. Danke für das Angebot, aber …”
“Aber Sie machen es lieber selbst”, beendete er den Satz für sie. “Allerdings haben Sie meiner Meinung nach Wichtigeres zu tun als Rasenmähen, oder?”
Dem konnte sie unmöglich widersprechen, und sie tat es auch nicht, obwohl sie dazu ansetzte. Stur starrte sie auf ihre grasfleckigen Turnschuhe.
“Nanu, so friedfertig auf einmal?”, neckte er sie. “Eine kleine Standpauke macht mir nichts aus, wissen Sie.”
Sie lachte kurz, beherrschte sich dann aber wieder: “Ich würde nur zu gern mit Ihnen streiten, glauben Sie mir.”
“Weil ich aufmüpfig bin?”
“Nein, schlimmer. Weil Sie wahrscheinlich Recht haben.”
Nachdenklich schaute sie über den riesigen Garten hinunter zum See. Wie müde sie wirkte!
“Wann haben Sie dieses Anwesen gekauft?”, fragte er.
“Gekauft? Der Urururgroßvater meines Urgroßvaters hat es gebaut.”
Er pfiff durch die Zähne. “Das letzte Aufgebot”, murmelte er. Kein Wunder, dass sie wie eine Löwin kämpfte!
“Kann man so sagen.”
Fast zärtlich betrachtete sie das Haus, und ihr Blick blieb an einer Dachrinne hängen, die sich aus der Verankerung gelöst hatte. Zweifellos setzte sie die Reparatur in Gedanken auf ihre Zu-Erledigen-Liste, und bestimmt würde sie sich auch darum selbst kümmern. Die Vorstellung, wie sie hoch droben auf einer Leiter balancierte, behagte ihm gar nicht.
“Also sind Sie hier aufgewachsen?”, fragte er.
“Geboren, groß geworden, zur Schule gegangen …”
“Wo sind Ihre Eltern? Schon im Ruhestand?”
Ihr Blick verdüsterte sich. “Nein, sie sind tot.”
Schon der Tonfall ließ erkennen, dass sie das Gespräch damit für beendet hielt. “Das tut mir leid”, sagte er schnell.
Man konnte direkt sehen, wie sie sich verschloss. Mit ausdruckslosem Gesicht erwiderte sie: “Danke, aber es ist schon lange her.”
Er fragte sich, welche Gefühle sie wohl hinter der gleichgültigen Maske verbarg.
“Ich habe vor fünf Jahren auch einen Elternteil verloren”, vertraute er ihr an. “Wir sind nie gut miteinander ausgekommen, aber trotzdem ändert der Tod alles.”
Dass er die Veränderung in seinem Fall positiv fand, verschwieg er lieber, weil es bei Frankie ganz offensichtlich anders war. “Es dauert lange, bis man so etwas verkraftet”, fügte er hinzu.
Doch sie zuckte nur die Achseln und schien nicht vorzuhaben, mit ihm darüber zu reden. Also fragte er schließlich: “Und was machen wir nun mit dem Rasen?”
“Rasenmähen ist bestimmt nicht gut für Ihren Knöchel.”
“Oh, ich bin hart im Nehmen.”
“Witzig, das ist auch mein Motto.”
Als sie lächelte, bemerkte er, dass ihre Brillengläser schmutzig waren. Schnell streckte er die Hand aus und nahm ihr die Brille ab, bevor sie sich wegdrehen konnte.
“Hey, was soll das?” Sie griff danach, doch er hielt das Gestell mühelos außer Reichweite.
“Ich will sie nur putzen.”
“Geben Sie her!”
Seelenruhig polierte er mit einem sauberen Zipfel seines T-Shirts die Gläser, wobei er sich um die eigene Achse drehte, damit Frankie sie nicht zu fassen bekam. Dann hob er die Brille hoch über ihren Kopf gegen das Licht, um zu prüfen, ob sie sauber war. “Na also, viel besser.”
Er beugte sich hinunter, um ihr die Brille wieder aufzusetzen, doch Frankie sprang gleichzeitig hoch, und sie stießen zusammen. Instinktiv fing er sie in der Luft auf, damit sie nicht stürzte.
Sobald er sie in den Armen hielt, blieb ihm vor Überraschung die Luft weg. Es fühlte sich so vertraut an, so richtig – und so verführerisch. Sie schien es auch zu spüren, denn sie schaute ihn entgeistert an.
Wie schön ihre Augen waren! Tiefblau und mandelförmig, umrahmt von dichten, dunklen Wimpern. Eine Schande, dass sie sie immer hinter der Brille verbarg.
“Lassen Sie mich runter”, flüsterte sie. “Ich bin viel zu schwer.”
Dabei hätte er sie ewig so halten können.
“Wollen Sie das wirklich?”, fragte er dicht an ihrem Ohr.
Er spürte ihr Nicken an seinem Hals. Okay, er würde sie absetzen, aber trotzdem im Arm behalten. Dann konnte er sie auch viel besser küssen.
Langsam ließ er Frankie dicht an seinem Körper hinuntergleiten. Als sie wieder auf eigenen Beinen stand, schmiegte sich ihr Busen an seine Brust, und an der Hüfte musste sie deutlich spüren, wie erregt er war. Ihre Hände lagen auf seinen Schultern. Atemlos fragte er sich, ob sie sich losmachen würde.
Als sie sich nicht rührte, legte er ihr einen Finger unters Kinn. Nur widerwillig hob sie den Kopf.
“Hi”, sagte er und bereute es sofort. Aber was sollte er sonst sagen? Meine Güte, Frau, wo hast du dich bisher vor mir versteckt? Oder, auch sehr beliebt: Warum gehen wir nicht nach oben, reißen uns die Kleider vom Leib und fallen übereinander her?
Langsam lief sie rot an, und er wusste sofort, dass er einfach überhaupt nichts hätte sagen dürfen. Der magische Moment war vorüber.
Frankie machte sich los, griff nach ihrer Brille und setzte sie auf.
“Ich muss jetzt gehen”, sagte sie und drehte sich um.
Er hielt sie an der Hand fest. “Geh nicht.” Er wollte ihr sagen, dass er kein Mann war, der jede Frau verführte, die nicht bei drei auf den Bäumen war. Dass er sie wirklich mochte und sie besser kennenlernen wollte. Dass sie sich Zeit lassen konnten …
Mit einem spitzbübischen Lächeln hob sie den Kopf. “Aber ich will wirklich nicht länger stören.”
Stören? Stirnrunzelnd überlegte er, was sie wohl meinte. Er hatte nichts weiter zu tun, als in diesen blauen Augen zu versinken. “Wobei?”, fragte er.
“Beim Rasenmähen”, erwiderte sie, machte sich los und lief davon.
Laut lachend schaute er ihr nach, bis sie um die Hausecke verschwunden war.