8

Eifersucht

Ren küsste mich ein weiteres Mal und schob einen Arm unter meine Knie. Ungestüm trug er mich ins Haus und stieß die Tür mit dem Fuß zu, ohne eine Sekunde die Lippen von meinen zu nehmen. Endlich hatte ich meinen Rhett-Butler-Moment bekommen. Dann ließ sich Ren in dem Lehnstuhl nieder, zog mich auf seinen Schoß und legte meine Steppdecke um uns.

Er küsste und küsste – mein Haar, meinen Hals, meine Stirn, meine Wangen –, kehrte jedoch immer wieder zu meinen Lippen zurück, als wären sie das Zentrum des Universums. Ich seufzte leise und genoss Rens Küsse – umwerfende Küsse, sanfte Küsse, sinnliche Küsse, Küsse, die gerade mal eine Sekunde dauerten und Küsse, die eine Ewigkeit zu währen schienen.

Ein tiefes Grollen rumorte in seiner Brust.

Lachend hob ich den Kopf. »Knurrst du mich etwa an?«

Er lachte leise, strich mit den Fingern über meinen Haargummi und spielte damit, sodass sich mein Zopf löste. Während Ren sachte an meinem Ohr knabberte, flüsterte er mir eine Drohung zu: »Du hast mich drei Wochen lang in den Wahnsinn getrieben. Du kannst von Glück reden, dass ich nur knurre.«

Er zog eine Spur sanfter Küsse meinen Hals hinab. »Bedeutet das, du wirst nun öfter hier sein?«, fragte ich.

Seine Lippen bewegten sich an meiner Kehle: »Jede einzelne Minute des Tages.«

»Oh. Dann gehst du mir nicht mehr aus dem Weg?«

Er legte einen Finger unter mein Kinn und drehte mein Gesicht zu sich. »Ich würde dir niemals freiwillig aus dem Weg gehen, Kells.« Mit den Fingerspitzen streichelte er über meinen Hals und mein Schlüsselbein, was mir fast die Besinnung raubte.

»Aber das hast du getan.«

»Das war leider unvermeidlich. Ich wollte dich nicht unter Druck setzen, weshalb ich mich zurückgezogen habe, aber ich war immer in deiner Nähe. Ich konnte dich hören.« Er drückte sein Gesicht in meine weich herabfallenden Locken und seufzte. »Und deinen Pfirsich-Sahne-Duft riechen, der mich schier verrückt gemacht hat. Aber ich habe mir verboten, dich zu sehen, außer bei unseren Dates. Als du begonnen hast, mich bewusst zu verführen, wäre ich fast durchgedreht.«

»Aha! Du warst also doch versucht.«

»Du warst die schlimmste vorstellbare Pralobhana, ich meine, Versuchung. Für einen Moment hätte ich dich mein nennen dürfen, doch dann hätte ich dich für immer verloren. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Finger von dir zu lassen und mich nicht auf dich zu stürzen.«

Es war sonderbar. Nun da ich endlich zugegeben hatte, dass ich mit ihm zusammen sein wollte, fühlte ich mich auf einmal nicht mehr schüchtern oder unschlüssig. Ich war … wie befreit. Fröhlich. Ich übersäte seine Wangen, seine Stirn, seine Nase und schließlich seine fein gemeißelten Lippen mit unzähligen Küssen. Er saß reglos da, während ich sein Gesicht mit meinen Fingerspitzen nachfuhr. Wir sahen einander einen langen Moment an, und seine kobaltblauen Augen verwoben sich mit meinen braunen. Ren lächelte, und mein Herz machte einen Sprung, in dem Wissen, dass er in all seiner Perfektion zu mir gehörte.

Meine Hände glitten von seinen Schultern hoch in sein Haar und strichen es ihm aus der Stirn. »Ich liebe dich, Ren. Das habe ich immer.«

Sein Lächeln wurde noch breiter. Er presste mich fest an sich und flüsterte meinen Namen. »Und ich liebe dich, meine Kamana. Hätte ich gewusst, dass du der Lohn für meine Gefangenschaft bist, hätte ich die Jahrhunderte voll Dankbarkeit erduldet.«

»Was bedeutet Kamana?«

»Es bedeutet ›der Wunsch, dessen Erfüllung ich über alles begehre‹.«

»Hm.« Ich drückte meine Lippen an seinen Hals und sog seinen warmen Sandelholzduft ein. »Ren?«

»Ja?« Er wickelte sich eine meiner Haarsträhnen um den Finger.

»Es tut mir leid, dass ich eine solche Idiotin gewesen bin. Das ist alles meine Schuld. Ich habe so viel Zeit vergeudet. Kannst du mir verzeihen?«

Sein Finger hielt inne. »Da gibt es nichts zu verzeihen. Ich habe dich zu sehr bedrängt. Ich habe dich nicht umworben. Ich habe nicht die richtigen Dinge gesagt.«

»Nein. Glaub mir. Du hast die richtigen Dinge gesagt. Ich war nur noch nicht bereit, sie zu hören oder zu glauben.«

»Ich hätte wissen müssen, dass ich nichts überstürzen darf. Es hat mir an Geduld gefehlt, und ein ungeduldiger Tiger bekommt kein Abendessen.«

Ich lachte.

»Wusstest du, dass ich schon Gefühle für dich hatte, noch bevor du überhaupt wusstest, dass ich ein Mensch bin? Erinnerst du dich, wie ich einmal während einer Vorstellung im Zirkus hektisch hin und her gelaufen bin?«

»Ja.«

»Ich hatte geglaubt, du wärst fort. Matt hatte bei einer Unterhaltung mit seinem Vater gesagt, dass eines der neuen Mädchen gekündigt habe. Ich dachte, du wärst gemeint. Ich musste wissen, ob du noch da warst. An jenem Tag bist du nicht zu meinem Käfig gekommen, und ich war verzweifelt, hoffnungslos. Ich habe mich erst beruhigt, als ich dich im Publikum entdeckt habe.«

»Nun, ich bin jetzt hier und werde dich nie mehr verlassen, Tiger.«

Er knurrte, drückte mich an sich und zog mich spaßhaft auf: »Nein, das wirst du nicht. Ich werde dich keine Sekunde aus den Augen lassen. Und was all diese Gedichte angeht, die du mir gegeben hast … Ich denke, einige von ihnen verdienen es, dass man sich eingehender mit ihnen befasst.«

»Da stimme ich dir voll und ganz zu.«

Er küsste mich. Innig und süß. Seine Hände umschlossen mein Gesicht, und mein Herz machte in meiner Brust Saltos. Dann küsste er meine Mundwinkel und seufzte genüsslich. Wir blieben aneinandergeschmiegt liegen, bis seine Zeit abgelaufen war.

Am nächsten Abend kochte ich für Ren ein besonderes Essen. Als die berühmten Canneloni meiner Mom fertig waren, schaufelte sich Ren eine riesige Portion auf den Teller, kostete und kaute zufrieden.

»Das ist so ziemlich das Beste, was ich jemals gegessen habe. Im Grunde wird es nur noch von Erdnussbutter getoppt, Chittaharini

»Wie schön, dass dir das Rezept meiner Mom schmeckt. He, du hast mir nie verraten, was Chittaharini bedeutet.«

Er drückte mir einen Kuss auf die Finger. »Es bedeutet: ›Jemand, der mich in seinen Bann zieht.‹«

»Und Iadala?«

»›Geliebte.‹«

»Wie sagt man ›Ich liebe dich‹ auf Indisch?«

»Mujhe tumse pyarhai.«

»Wie sagt man ›Ich bin verliebt‹?«

Er lachte. »Man kann entweder anurakta sagen, was so viel bedeutet wie ›man gewinnt etwas lieb‹ oder ›ist jemandem zugetan‹. Oder man sagt kaamaart, was bedeutet: ›Du bist unsterblich verliebt und vollkommen liebestoll.‹ Ich bevorzuge das zweite.«

Ich schmunzelte. »Ja. Ich kann mir gut vorstellen, dass du mir raten würdest, unsterblich in dich verliebt zu sein. Was heißt ›Mein Freund sieht gut aus‹?«

»Mera sakha sundara.«

Ich tupfte mir die Lippen mit einer Serviette ab und fragte ihn, ob er mir bei der Nachspeise helfen wolle. Gentlemanlike schob er mir den Stuhl zurück und folgte mir in die Küche. Ich war mir seiner Nähe extrem bewusst, zumal er ständig einen Grund fand, mich zu berühren. Als er den Zucker wegstellte, strich er wie zufällig über meinen Arm. Während er um mich herumgriff, um an die Vanille zu kommen, liebkoste er meinen Hals. Es verwirrte mich derart, dass ich anfing, Sachen fallen zu lassen.

»Ren, du lenkst mich ab. Lass mir ein bisschen Platz, damit ich den Teig machen kann.«

Er kam meiner Bitte zwar nach, blieb aber knapp hinter mir stehen, sodass ich ihn jedes Mal berührte, wenn ich eine Zutat wegräumte. Ich formte die Cookies, legte sie aufs Backblech und verkündete: »Jetzt haben wir fünfzehn Minuten, bis sie fertig sind.«

Er umfasste mein Handgelenk und zog mich an sich. Die nächsten Minuten verflogen in einem sinnlichen Rausch, und erst als die Eieruhr klingelte, kam ich wieder zu mir. Irgendwie war ich auf der Küchenzeile gelandet, in einer stürmischen Umarmung. Eine Hand zerwühlte Ren das seidige Haar, während ich mit der anderen an dem frisch gestärkten Designer-Hemd zerrte, wobei es schrecklich zerknitterte. Beschämt lockerte ich meinen ungestümen Griff und stammelte: »Tut mir leid wegen deinem Hemd.«

Er schnappte sich meine Hand, drückte einen Kuss auf meine Handinnenfläche und lächelte verschmitzt. »Mir nicht.«

Ich schob ihn von mir weg und hüpfte von der Arbeitsplatte. Einen Finger gegen seine Brust gedrückt, sagte ich: »Du bist gefährlich, mein Freund.«

Er grinste. »Es ist nicht meine Schuld, dass du liebestoll bist.«

Ich warf ihm einen bösen Blick zu, aber er ließ sich durch nichts aus der Fassung bringen, derart selbstzufrieden war er. Ich holte die Cookies aus dem Ofen und wandte mich zur Milch um. Als ich Ren ein Glas reichen wollte, hatte er bereits einen sehr heißen Cookie hinuntergeschlungen und stibitzte sich gerade den zweiten.

»Die sind köstlich! Was ist das?«

»Schoko-Erdnussbutter-Cookies.«

»Das ist das Zweitbeste, was ich je gegessen habe.«

Ich lachte. »Das hast du schon zum Abendessen gesagt.«

»Ich habe eben meine Rangliste überdacht.«

»Und was führt sie jetzt an? Immer noch Pfannkuchen mit Erdnussbutter?«

»Nein – du. Aber es war eine sehr knappe Entscheidung.« Sein Lächeln schwand. »Es ist höchste Zeit, dass ich mich zurückverwandle, Kells.«

Ich spürte, wie ein schwaches Zittern durch seinen Arm lief. Er hauchte mir einen letzten Kuss auf den Mund und nahm dann seine Tigergestalt an, um in zwei gewaltigen Sprüngen die Treppe zu nehmen und in meinem Schlafzimmer zu verschwinden. Als ich nach oben kam, hatte er es sich auf dem Läufer neben meinem Bett bequem gemacht, ich ging ins Bad und schlüpfte in meinen Pyjama.

Nachdem ich mir die Zähne geputzt hatte, kniete ich mich neben ihn. Ich schlang ihm die Arme um den Hals und flüsterte: »Mujhe tumse pyarhai, Ren.« Er begann zu schnurren, während ich die Decke über mich zog. Ich hatte ihn seit Weihnachten nicht mehr in Tigergestalt gesehen, und ich hatte ihn schmerzlich vermisst. Glücksgefühle schossen durch mich hindurch, als ich sein flauschiges Fell streichelte, mich an ihn kuschelte und seine weiche Pfote als Kissen missbrauchte. Zum ersten Mal, seit ich Indien den Rücken zugedreht hatte, glitt ich mit einem Gefühl des inneren Friedens in den Schlaf.

Am Samstag erwachte ich in meinem Bett, den weißen Stofftiger fest an mich gepresst. Ren saß mit gespreizten Beinen, den Kopf auf die Arme gestützt, auf einem Stuhl und beobachtete mich. Ich stöhnte und zog mir die Decke über den Kopf.

»Guten Morgen, Schlafmütze. Hättest du mit einem Tiger schlafen wollen, hättest du nur fragen müssen.« Er hob das Plüschtier auf. »Wann hast du den gekauft?«

»In meiner ersten Woche hier.«

Er grinste. »Du hast mich also vermisst?«

Ich seufzte lächelnd. »Wie ein Fisch das Wasser.«

»Gut zu wissen, wie wichtig ich für dein Überleben bin.« Er kniete sich vors Bett und strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Habe ich dir je gesagt, dass du morgens am schönsten bist?«

Ich lachte. »Du spinnst. Meine Haare sind völlig zerzaust, und ich bin im Schlafanzug.«

»Ich liebe es, dir beim Aufwachen zuzuschauen. Du seufzt leise und fängst an, dich zu räkeln. Du rollst ein paarmal hin und her und murmelst normalerweise etwas über mich.« Er grinste.

Ich stützte mich auf dem Ellbogen ab. »Ich rede also im Schlaf? Nun, das ist irgendwie peinlich.«

»Mir gefällt das. Dann öffnest du die Augen und lächelst mich an, selbst wenn ich ein Tiger bin.«

»Welches Mädchen würde nicht lächeln, wenn du das Erste bist, was sie am Morgen sieht? Es ist, als würde man am Weihnachtsmorgen aufwachen, und das beste Geschenk der Welt wartet auf einen.«

Lachend gab er mir einen Kuss auf die Wange. »Ich würde heute gerne den Silver Falls Nationalpark besuchen, also beweg deine müden Knochen aus dem Bett. Ich warte unten auf dich.«

Auf dem Weg zum Nationalpark machten wir in Salem einen Zwischenstopp bei White’s, einem Diner, der schon seit Jahrzehnten existierte. Ren bestellte ihre Spezialität, das große Megamenü: einen riesigen Haufen Bratkartoffeln, Eier, Würstchen und Speck mit Bratensoße. Ich hatte nie jemanden gesehen, der es ganz aufgegessen hatte, aber Ren verdrückte selbst den letzten Krümel und schlang dann auch noch meinen Toast hinunter.

»Du hast aber einen gesunden Appetit«, bemerkte ich. »Hast du denn nichts gegessen?«

Er zuckte mit den Schultern. »Mr. Kadam hat sich um einen Lieferservice gekümmert, der mich mit Lebensmitteln versorgt, doch ich kann außer Popcorn und Sandwiches nichts zubereiten.«

»Warum hast du mir nichts gesagt? Ich hätte doch öfter für dich kochen können.«

Er nahm meine Hand und küsste sie. »Ich wollte dich lieber anderweitig beschäftigt wissen.«

Die Fahrt war wunderschön. Endlose Meilen an Weihnachtsbaumfarmen säumten die Straße, die sich hinauf in das hügelige Waldgebiet schlängelte.

Wir verbrachten den Tag im Nationalpark und wanderten zu mehreren Wasserfällen, den South Falls, Winter Falls und Middle North Falls sowie zu drei weiteren. Es war kalt, und ich hatte meine Handschuhe vergessen. Sofort zog Ren sein Paar aus der Jackentasche und streifte sie mir über die Finger. Sie waren viel zu groß, jedoch gefüttert und warm. Diese wunderbare Geste weckte in mir die Erinnerung an mein fürchterliches Date mit Artie. Ren und Artie waren so verschieden wie Tag und Nacht.

Als wir eine Lichtung überquerten, bemerkte ich, wie er die Nase in die Luft reckte. »Was riechst du?«

»Hm, ich rieche Bären, Pumas, Hirsche, mehrere Hunde, Pferde, Fische, viele Eichhörnchen, Wasser, Pflanzen, Bäume, Blumen und dich.«

»Stört es dich nicht, dass du all diese Gerüche so eindringlich wahrnimmst?«

»Nein. Man lernt, sie zu ignorieren und seine Aufmerksamkeit auf das zu richten, was man wirklich riechen möchte. Es ist dasselbe mit dem Hören. Wenn ich mich konzentriere, kann ich kleine Tiere unter der Erde graben hören, aber das blende ich aus.«

Wir erreichten die Double Falls, und Ren führte mich zu einem moosbewachsenen Felsen, einem perfekten Aussichtspunkt. Selbst in meinem dicken Mantel und meinen Handschuhen zitterte ich, und meine Zähne klapperten. Hastig schlüpfte Ren aus seiner Jacke und legte sie mir um die Schultern. Dann zog er mich an seine Brust und schlang die Arme um mich. Seine seidenweichen Haare kitzelten mein Gesicht, als er den Kopf an meine Wange senkte.

»Es ist beinahe so wunderschön wie du, Priya. Das hier ist so viel besser, als von Kappas gejagt und von mörderischen Nadelbäumen zerstochen zu werden.«

Ich drehte mich um und küsste seinen Hals. »Da gibt es etwas, das ich an Kishkindha vermisse.«

»Wirklich? Und was? Lass mich raten. Du vermisst unsere Streits.«

»Sich mit dir zu streiten ist lustig, doch die anschließende Versöhnung ist mir lieber. Das ist aber nicht, was ich vermisse. Ich vermisse, dich den ganzen Tag über als Mensch bei mir zu haben. Versteh mich nicht falsch. Ich liebe den Tiger in dir, aber es wäre schöner, eine normale Beziehung zu führen.«

Er seufzte und zwickte mich sanft in die Taille. »Ich weiß nicht, ob wir jemals eine normale Beziehung führen können.« Er schwieg eine Weile und gestand dann: »So sehr ich es genieße, ein Mensch zu sein, gibt es einen Teil in mir, der frei in der Wildnis herumlaufen will.«

Ich lachte in den dicken Lagen meiner Jacken. »Ich kann mir den Gesichtsausdruck des Parkaufsehers bildlich vorstellen, wenn ihm Wanderer erzählen, dass sie einen weißen Tiger im Wald gesichtet haben.«

Im Laufe der nächsten Wochen fielen wir in eine angenehme Routine. In gegenseitigem Einverständnis entschieden wir, Wushu eine Weile auf Eis zu legen, und ich musste eine halbe Stunde am Telefon verbringen, um Jennifer zu trösten und zu ermuntern, auch ohne mich weiterzumachen.

Ren wollte jede Minute bei mir sein, selbst als Tiger. Er liebte es, sich neben meinen Beinen auszustrecken, während ich am Boden saß und lernte.

Abends spielte er auf seiner Mandoline oder übte auf der neu gekauften Gitarre. Manchmal sang er für mich. Seine Stimme war samtig, klang warm und tief. Sein Akzent war beim Singen ausgeprägter, was ich sehr anziehend fand. Seine Stimme allein war betörend, aber wenn er sang, versetzte mich das regelrecht in Trance. Er machte häufig Scherze darüber, dass das Biest die Schöne mit seiner Musik zähmte.

Manchmal saß ich einfach nur da, Rens Tigerkopf in meinem Schoß, und beobachtete ihn beim Schlafen. Ich streichelte sein weißes Fell und spürte, wie sich seine Brust hob und senkte. Der Tiger war ein Teil von ihm, und ich störte mich nicht daran. Aber nun, da ich endlich akzeptiert hatte, dass er mich liebte, verspürte ich den unstillbaren Drang, bei ihm zu sein.

Es war frustrierend. Ich wollte jede Sekunde mit ihm verbringen. Ich wollte seiner Stimme lauschen, seine Hand in meiner spüren und mich an seine Brust schmiegen, während er mir vorlas. Wir waren zusammen, aber wir waren nicht zusammen. Ren verbrachte den Großteil seiner menschlichen Stunden an der Uni, was wenig Zeit ließ, um unsere Beziehung zu vertiefen. Ich hungerte nach ihm. Ich konnte zwar mit ihm reden, doch er konnte nicht antworten. Rasch wurde ich eine Expertin, was die verschiedenen Gesichtsausdrücke von Tigern anbelangt.

Ich kuschelte mich jede Nacht auf dem Fußboden an Ren, und jede Nacht hob er mich hoch und legte mich zurück in mein Bett, sobald ich eingeschlafen war. Wir erledigten gemeinsam unsere Hausaufgaben, sahen Filme, lasen Othello zu Ende und fingen mit Hamlet an. Wir hielten engen Kontakt mit Mr. Kadam. Wenn ich ans Telefon ging, redeten wir über die Uni und Nilima, und er tröstete mich, weil meine Recherche über die Prüfung der Vier Häuser bislang ergebnislos verlaufen war. Er war die Höflichkeit in Person und fragte nach meiner Pflegefamilie, aber dann wollte er immer auch mit Ren sprechen.

Ich belauschte sie nicht, aber man musste kein Hellseher sein um zu wissen, dass etwas im Busch war, denn sie sprachen mit gedämpfter Stimme und wechselten manchmal ins Hindi. Gelegentlich hörte ich eigenartige Begriffe heraus: Yggdrasil, Nabelstein und Noes Berg. Sobald Ren auflegte, fragte ich ihn immer, worüber sie geredet hatten, aber er lächelte mich dann an und versicherte, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen oder dass es geschäftlich gewesen wäre oder sie in einer Konferenzschaltung mit Leuten gewesen wären, die nur Hindi sprachen. Ich erinnerte mich an die E-Mail von Mr. Kadam mit den Dokumenten und hatte den leisen Verdacht, dass Ren etwas vor mir geheim hielt. Doch nach den Telefonaten war er so unbeschwert und aufrichtig glücklich, bei mir zu sein, dass ich meine Befürchtungen bis zum nächsten Telefonat vergaß.

Ren schrieb kleine Gedichte auf Zettel und versteckte sie in meiner Tasche, damit ich sie während meiner Kurse fand. Einige waren berühmte Verse, andere stammten aus seiner eigenen Feder. Ich klebte sie in mein Tagebuch und behielt eine Kopie meiner beiden Lieblingsgedichte stets bei mir.

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Seine Gedanken und Gefühle zu lesen, entschädigte mich für Rens begrenzte Zeit in Menschengestalt. Nicht ganz. Aber beinahe.

Eines Tages nach Kunstgeschichte holte mich Ren überraschend ab.

»Woher wusstest du, wo mein Kurs ist?«

»Ich bin einfach deiner Spur gefolgt. War leicht wie Pfirsichkuchen mit Sahne, den du mir zu backen versprochen hast.«

»Ich erinnere mich vage«, lachte ich, und wir gingen gemeinsam in Richtung Sprachlabor, um ein Video zurückzubringen, das ewig bei mir herumgelegen hatte.

Hinter dem Schalter des Multimediacenters stand Artie.

»Hi, Artie. Ich bringe nur rasch ein Video zurück.«

Er schob sich die Brille auf dem Nasenrücken zurecht. »Ah, ja. Ich hatte mich schon gefragt, wo es stecken könnte. Du hast die Ausleihfrist überschritten, Kelsey.«

»Ja. Tut mir leid.«

Er stellte es in die Lücke, die er wahrscheinlich all die vielen Wochen angestarrt und die ihn langsam in den Wahnsinn getrieben hatte. »Ich bin froh, dass du den Anstand besitzt, es endlich zurückzubringen.«

»Ja, ich bin der Anstand in Person. Bis bald, Artie.«

»Warte mal, Kelsey. Du hast mich nicht zurückgerufen, was wohl bedeutet, dass dein Anrufbeantworter kaputt ist. Es ist zwar etwas schwierig, und ich müsste mit meinen Terminen jonglieren, aber ich könnte dich nächsten Mittwoch noch einschieben.«

Er zückte Stift und Terminkalender und kritzelte bereits meinen Namen hinein. Wie kann er nur den großen, durchtrainierten Mann hinter mir übersehen?

»Hör zu, Artie, ich bin jetzt mit jemandem zusammen.«

»Ich glaube nicht, dass du das gründlich überdacht hast, Kelsey. Unser Date war etwas ganz Besonderes, und ich habe eine echte Verbundenheit zwischen uns gespürt. Ich bin sicher, wenn du noch einmal darüber nachdenkst, wirst du erkennen, dass du doch mit mir ausgehen solltest.« Er maß Ren mit einem kurzen Blick. »Ich bin eindeutig die bessere Wahl.«

Verärgert rief ich: »Artie!«

Er schob sich wieder die Brille hoch und wollte mich mit seinem eindringlichen Blick zum Einlenken bewegen.

In dem Moment trat Ren zwischen uns. Widerstrebend löste Artie seine Augen von mir und sah Ren angewidert an. Die zwei Männer boten einen solchen Kontrast, dass sich mir ein Vergleich regelrecht aufdrängte. Während Artie einen weichen Schmerbauch vor sich hertrug, war Ren dünn, mit breiter Brust und kräftigen Armen. Und – da ich seinen nackten Oberkörper gesehen hatte, konnte ich mich persönlich verbürgen, dass er noch dazu einen unglaublichen Waschbrettbauch besaß. Es wäre ihm ein Leichtes, Artie in den Boden zu rammen.

Artie war blass, hatte haarige Arme, eine rote Nase und tränende Augen. Ren hingegen konnte mit seinem Aussehen den Verkehr zum Erliegen bringen. Und das hatte er auch schon. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er war ein gebräunter, Fleisch gewordener Adonis. Es konnte vorkommen, dass Mädchen stolperten und gegen Bäume liefen, wenn sie seiner ansichtig wurden. Nichts davon schien Artie zu beeindrucken. Dafür war er viel zu sehr von sich eingenommen. Mit Stolz geblähter Brust ließ er sich von Rens Großartigkeit nicht einschüchtern.

»Und du bist …?«, näselte Artie.

»Ich bin der Mann, mit dem Kelsey zusammen ist.«

In Arties Gesichtsausdruck spiegelte sich ungläubige Fassungslosigkeit wider. Er starrte an Rens Schulter vorbei zu mir und sagte abfällig: »Du gehst lieber mit diesem Barbaren aus als mit mir? Vielleicht habe ich deinen Charakter falsch eingeschätzt. Ganz offensichtlich triffst du allein aufgrund von Äußerlichkeiten zweifelhafte Entscheidungen. Ich hätte mehr von dir erwartet, Kelsey.«

»Wirklich, Art…«, setzte ich an.

Ren brachte sein Gesicht nur wenige Zentimeter vor Arties und drohte mit leiser Stimme: »Wage ja nicht, sie noch einmal zu beleidigen. Die junge Dame hat ihren Standpunkt klargemacht. Falls mir noch einmal zu Ohren kommen sollte, dass du sie oder irgendeine andere Frau belästigen solltest, komme ich zurück und mache dir das Leben zur Hölle.«

Er klopfte mit dem Finger auf Arties Terminkalender. »Vielleicht solltest du dir das lieber notieren, damit du es nicht vergisst. Außerdem solltest du dir hinter die Ohren schreiben, dass Kelsey vergeben ist. Für immer.«

Noch nie hatte ich Ren so erlebt. Er war tödlich. Ich an Arties Stelle hätte wie Espenlaub gezittert. Aber wie gewöhnlich war Artie blind für seine Umgebung. Er bemerkte nicht das gefährliche Raubtier, das hinter Rens Augen lauerte. Rens Nasenlöcher waren gebläht. Seine Augen fest auf sein Ziel geheftet. Seine Muskeln waren gespannt. Er war sprungbereit. Um seinen Gegner in Stücke zu reißen. Um zu töten.

Ich legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm, und mit einem Schlag veränderte sich sein ganzes Auftreten. Er schüttelte die Anspannung ab, atmete tief aus und legte seine Hand auf meine.

»Komm schon. Wir gehen«, sagte ich und drückte seine Hand.

Auf dem Parkplatz öffnete er mir die Autotür, und nachdem er sichergestellt hatte, dass ich angeschnallt war, beugte er sich herein und sagte: »Wie wäre es mit einem Kuss?«

»Nein. Du hättest dich nicht so eifersüchtig aufführen müssen. Du verdienst keinen Kuss.«

»Ja, aber du.« Mit einem Grinsen küsste er mich leidenschaftlich, bis ich es mir anders überlegte.

Auf der Fahrt nach Hause war Ren still. »Was denkst du?«, wollte ich wissen.

»Ich überlege, ob ich mir eine Fliege und einen Pullunder zulegen sollte, da dir dieses Ensemble anscheinend so gut gefällt.«

Ich lachte und boxte ihm in den Arm.

Später in der Woche beobachtete ich Ren bei einer ernsten Unterhaltung mit einer hübschen, jungen Inderin. Er wirkte leicht verstört. Ich fragte mich, wer die Frau war, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Es war Jason.

»Hi, Kelsey.« Er setzte sich neben mich auf die Treppe und folgte meinem Blick. »Ärger im Paradies?«

Ich lachte. »Nein. Was gibt’s bei dir Neues?«

»Nicht viel«, erwiderte er, wühlte in seinem Rucksack und reichte mir ein Theaterheft. »Hier ist die Ausgabe mit dem Artikel. Dem mit deinem Foto.«

Auf dem Titelblatt war ein Bild von Jason und mir neben dem Wagen abgedruckt. Meine Hand ruhte auf dem Arm der alten Dame, die sich gerade bei mir bedankte. Ich sah schrecklich aus. Als wäre ich von einem Auto angefahren worden.

Da sprang Jason jäh auf. »Äh, du kannst es behalten, Kelsey. Wir sehen uns später«, rief er über die Schulter, als Ren auf uns zukam.

Ren starrte Jason hinterher. »Was sollte das?«

»Lustig, ich wollte dir gerade genau dieselbe Frage stellen. Wer ist das Mädchen?«

Die Angelegenheit schien ihm unangenehm zu sein, und er trat von einem Bein aufs andere. »Komm mit. Wir reden später im Auto.«

Als er aus dem Parkplatz bog, verschränkte ich die Arme vor der Brust und sagte: »Und? Wer ist sie?«

Bei meinem Tonfall zuckte er zusammen. »Sie heißt Amara.«

Ich wartete, aber er fügte seiner Antwort nichts hinzu. »Was wollte sie?«

»Die Telefonnummer meiner Eltern … Damit ihre Eltern meine anrufen können.«

»Weshalb?«

»Um die Hochzeit zu arrangieren.«

Ich starrte ihn mit offenem Mund an. »Ist das dein Ernst?«

Ren grinste. »Bist du eifersüchtig, Kelsey?«

»Verdammt, natürlich bin ich eifersüchtig. Du gehörst zu mir!«

Er küsste meine Finger. »Es gefällt mir, wenn du eifersüchtig bist. Ich habe ihr gesagt, dass ich bereits vergeben bin, also musst du dir keine Sorgen machen, Prema

»Das ist echt schräg, Ren. Wie kann sie dir einen Antrag machen, wenn ihr euch überhaupt nicht kennt?«

»Sie hat nicht direkt um meine Hand angehalten, sie hat nur eine Heirat in Aussicht gestellt. Normalerweise ist das Sache der Eltern, aber in Amerika hat sich da einiges getan. Heutzutage machen die Eltern eine Vorauswahl, und die Kinder können sich aus den Kandidaten jemanden aussuchen.«

»Nun, das hast du doch schon mal durchgemacht. Ich meine, du warst damals mit Yesubai verlobt. Wolltest du sie denn heiraten? Immerhin haben deine Eltern sie für dich ausgesucht, nicht wahr?«

Er zögerte und sagte dann vorsichtig: »Ich … hatte mein Schicksal angenommen und mich gefreut, eine Ehefrau an meiner Seite zu haben. Ich hatte gehofft, eine ebenso glückliche Ehe zu führen wie meine Eltern.«

»Aber hättest du sie dir denn als Ehefrau ausgesucht?«

»Das stand nie zur Debatte.« Er lächelte, versuchte mich zu besänftigen. »Aber wenn es dich beruhigt, dich habe ich ausgesucht.«

Seine Antworten überzeugten mich nicht. »Du hättest es also durchgezogen, obwohl du sie … überhaupt nicht gekannt hast?«

Er seufzte. »Eine Heirat war und ist in der indischen Kultur immer noch etwas anders. Wenn man heiratet, will man seine Familie mit jemandem glücklich machen, der denselben kulturellen Hintergrund hat wie man selbst und der die Traditionen und Bräuche teilt, die deiner Familie wichtig sind. Viele Dinge sind dabei zu berücksichtigen, etwa Bildung, Vermögen, die Kaste, Religion und Herkunft.«

»Das erinnert mich an das Auswahlverfahren fürs College. Hätte ich den Test bestanden?«

Er lachte. »Das ist schwer zu sagen. Viele Eltern halten es für einen Makel, wenn man mit jemandem ausgeht, der nicht aus derselben Kaste oder demselben Kulturkreis stammt.«

»Du willst also sagen, es ist ein Makel, dass du mit einer Amerikanerin ausgehst? Was hätten deine Eltern über uns gesagt?«

»Meine Eltern haben in einer ganz anderen Zeit gelebt.«

»Trotzdem …, wir hätten nicht ihren Segen gehabt.«

»Mr. Kadam ist wie ein Vater für mich, und du hast seinen Segen.«

Ich stöhnte leise. »Das ist nicht dasselbe.«

»Kelsey, mein Vater hat meine Mutter geliebt, und sie war keine Inderin. Sie kamen aus unterschiedlichen Kulturen und mussten unterschiedliche Traditionen verbinden, und dennoch waren sie glücklich. Wenn uns irgendjemand aus dieser Zeit verstanden hätte … dann sie. Hätten mich denn deine Eltern gemocht?«

»Meine Mutter hätte dich vergöttert. Sie hätte dir jede Woche Schokoladen-Erdnussbutter-Cookies gebacken und jedes Mal gekichert, wenn sie dich gesehen hätte, so wie Sarah. Meinem Vater wäre kein Mann gut genug für mich. Es wäre ihm schwergefallen, mich gehen zu lassen, aber sie hätten dich gemocht.«

Wir bogen in die Garage, und unvermittelt überkam mich die Vision, wie wir vier gemeinsam in der Bibliothek meiner Eltern saßen und über unsere Lieblingsbücher redeten. Ja, sie hätten Ren von ganzem Herzen gutgeheißen.

Ich lächelte einen Moment, dann runzelte ich die Stirn. »Mir gefällt die Vorstellung überhaupt nicht, dass es dort draußen Mädchen gibt, die dir nachstellen.«

»Jetzt weißt du, wie ich mich gefühlt habe. Und da wir gerade davon reden, was wollte Jason von dir?«

»Oh. Er hat mir bloß die hier gegeben.«

Ich reichte ihm die Zeitung, während wir ins Haus schlenderten. Ren setzte sich und las den Artikel schweigend, während ich uns einen Snack zubereitete. Mit sorgenvollem Gesicht kam er in die Küche.

»Kelsey, wann wurde das Foto gemacht?«

»Vor etwa einem Monat. Warum? Was ist los?«

»Vielleicht nichts. Ich muss Kadam anrufen.«

Er hängte sich ans Telefon und redete leise auf Hindi. Ich saß auf dem Sofa und hielt seine Hand. Er sprach schnell und wirkte schrecklich beunruhigt. Die letzten Worte, bevor er auflegte, hatten irgendetwas mit Kishan zu tun.

»Ren, sag schon. Was ist los?«

»Dein Name und Foto sind in der Zeitung. Es ist ein völlig unbedeutendes Blatt, und vielleicht haben wir noch mal Glück.«

»Wovon redest du?«

»Wir fürchten, Lokesh könnte dich durch diesen Artikel aufspüren.«

Verwirrt erwiderte ich: »Oh. Aber was ist mit meinem Studentenausweis und meinem Führerschein?«

»Die haben wir ändern lassen. Mr. Kadam verfügt über gute Beziehungen. Er hat alles in die Wege geleitet, damit dein Name nicht mehr mit deinem Foto übereinstimmt. Hast du dich denn nicht gewundert, dass er innerhalb einer Woche einen Pass für dich besorgen konnte, als du letzten Sommer nach Indien gereist bist?«

»Um ehrlich zu sein, habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht.« In meinem Kopf wirbelten die neuen Informationen durcheinander, und das Bild des machthungrigen Zauberers, den ich in Indien gesehen hatte, blitzte vor meinem Auge auf. Mit einem Mal war ich beunruhigt und sagte: »Aber Ren, in der Highschool war ich unter meinem richtigen Namen registriert, und es gibt beim Jugendamt Unterlagen, die zu Sarah und Mike führen könnten. Was ist, wenn er sie findet?«

»Mr. Kadam hat sich auch darum gekümmert. In den behördlichen Unterlagen heißt es, dass du mit fünfzehn für volljährig erklärt wurdest, alle Rechnungen bezüglich des Hauses gehen zu einem anonymen Bankguthaben. Selbst mein Führerschein ist gefälscht, und ich habe einen neuen Namen angenommen. Kelsey Hayes geht ganz offiziell zur WOU, aber dein Foto wurde ausgetauscht, damit er dich nicht finden kann. Es gibt keine Unterlagen, die deinen Namen mit deinem Foto in Verbindung bringen. Das waren die Dokumente, um die es in der E-Mail ging, die du gelesen hast.«

»Was ist mit meinem Highschool-Jahrbuch?«

»Wurde auch geändert. Wir haben dich aus allen offiziellen Unterlagen ausradiert.«

»Das bedeutet, dieser Artikel …«

»Liefert einen Anhaltspunkt, wie man dich finden kann.«

»Warum habt ihr zwei mir nichts erzählt?«

»Wir wollten dich nicht unnötig beunruhigen. Wir wollten, dass dein Leben so normal wie möglich verläuft.«

»Was werden wir jetzt tun?«

»Hoffentlich das Trimester in aller Ruhe beenden, aber nur für alle Fälle lasse ich Kishan kommen.«

»Kishan kommt her?«

»Er ist ein guter Jäger und kann mir helfen, ein wachsames Auge auf alles zu haben. Außerdem wäre er nicht ganz so abgelenkt wie ich.«

»Oh.«

Ren zog mich fest an sich und kraulte mir den Rücken. »Ich lasse nicht zu, dass dir irgendetwas zustößt. Versprochen.«

»Aber was ist, wenn dir etwas zustößt? Was kann ich tun?«

»Kishan wird mir den Rücken freihalten, damit ich auf deinen aufpassen kann.«