18.) Geschäftsidee auf „dubaianisch“
Das Leben in Dubai ist nicht ganz billig. Da ich hauptberuflich damit beschäftigt bin, meine Kinder durch die Gegend zu fahren, überlege ich immer, ob es nicht irgendeine Möglichkeit für einen Nebenverdienst gibt. Jetzt habe ich eine gefunden. Auf die Idee gebracht haben mich ein paar ebenso geschäftstüchtige wie illegale Taxifahrer. Die vermieten vor der philippinischen Botschaft Schuhe. Das läuft so gut, dass sie es damit in die Zeitung geschafft haben.
Das Geschäftsprinzip ist ganz einfach: Männer, die die philippinische Botschaft betreten wollen, müssen lange Hosen und geschlossene Schuhe tragen. Flip-Flops, die wahrscheinlich wegen der Hitze populärsten Schuhe in Dubai, sind verboten.
Nehmen wir also mal an, ein Mann kommt zur Botschaft und begehrt Einlass. Er wird jedoch vom davor sitzenden Wachmann abgewiesen, weil er Flip-Flops trägt. Jetzt kommt die Stunde der illegalen Taxi-Fahrer. Die warten in ihren Privatwagen vor der Tür, um Besucher kostengünstiger als ein normales Taxi nach Hause zu fahren. Als kleinen Nebenverdienst vermieten sie neuerdings gebrauchte Schuhe, die sie im Kofferraum parat haben. Zwischen 20 und 30 Dirhams (immerhin um die 6 Euro) verlangen sie pro Paar. Für die meisten beflip-flopten Besucher der Botschaft immer noch besser, als wieder nach Hause zu fahren und vernünftiges Schuhwerk zu holen.
Nun ist der gebrauchte Schuhhandel vor der Botschaft der Philippinen für mich als Ort der Einnahmequelle schon besetzt, also habe ich überlegt, mit was ich vielleicht am deutschen Generalkonsulat in Dubai ein paar Dirhams dazu verdienen könnte - nicht ganz einfach, denn da darf man aussehen wie man will, außer vielleicht man käme nackt.
Aber im deutschen Generalkonsulat ist oft viel los. Sehr viel los. Vielleicht sollte ich morgens als Erste da sein, mindestens 100 der Wartenummern ziehen und sie unten auf der Straße an spät Eintreffende verhökern. Irgendwie sehe ich aber schon, dass mir das (teilweise deutsche) Personal des Konsulats da einen Strich durch die Rechnung machen wird: „Jeder nur eine Nummer!“ Ich habe die gebrüllte Zurechtweisung schon in den Ohren.
Bliebe noch eine andere Möglichkeit: Ich vermiete meine jüngere Tochter an die Wartenden. Die hat keinerlei Toleranz, wenn es ums Warten geht und bekommt innerhalb von Minuten einen Tobsuchtsanfall, wenn nichts passiert. Wenn meine jüngere Tochter dabei ist, habe ich noch nie länger als fünf Minuten irgendwo gewartet. Denn dann lassen mich die Leute stets vor, entweder aus Mitleid oder weil sie es selber nicht mehr aushalten.
Wahrscheinlich müsste ich meiner Tochter einen Teil des Gewinns in Form von Barbie-Puppen auszahlen, aber es bliebe bestimmt noch was über. Stellt sich nur die Frage, ob das schon als Kinderarbeit gilt?