2.) 1001 und eine Nacht

 

Mein erster Abend in Dubai - einfach unvergesslich: Ich war mit Kind und Kegel bei Bekannten in ihrem Haus untergekommen und schaute etwas zaghaft in die Zukunft. Auf einem Schiff, nicht mehr allzu weit von Dubai entfernt, schwamm ein 40-Fuß-Container mit meinem „Leben“ darin unaufhaltsam auf mich zu. Blöd nur, dass es noch keine eigene Behausung gab, in der ich „40 Fuß“ Möbel, Bücher und Bilder hätte unterbringen können. Wir befanden uns im Jahr 2007 und damit im Dubai vor der Finanzkrise, in dem die Mieten im wahrsten Sinne des Wortes minütlich stiegen und es nahezu unmöglich war, eine vernünftige Behausung zu einem akzeptablen Preis zu finden.

 

Ich beschloss, erst mal einen Spaziergang mit dem Hund zu machen. Das entspannt immer und vielleicht würde ich irgendwo an einem Haus ein Schild mit der Aufschrift:

„Ich bin ausgesprochen preisgünstig an eine nette deutsche Familie mit Hund und Kind zu vermieten“ finden.

 

In Haussuch-Gedanken versunken lief ich mit dem Hund die staubige Straße entlang, als ich plötzlich hochblickte. Ich befand mich vor einer Moschee, und die untergehende Sonne stand wie ein dicker, roter Ball direkt über dem Minarett. In just diesem Moment rief der Muezzin zum Abendgebet.

 

Ich war zwar nicht auf einem fliegenden Teppich gekommen, aber der Flieger aus Deutschland hatte mich offensichtlich mitten in 1001 Nacht transportiert. In diesem Moment wusste ich, dass es mir in Dubai gefallen würde. Leider war meinem 1001-Nacht-Erlebnis kein langes Leben beschieden.

 

Der Hund sah mich unbeeindruckt an und setze sich nieder, um sein „Tagewerk“ zu verrichten, was ich pflichtschuldig aufhob, eintütete und in 1001 Gedanken verloren in einen riesigen Müllcontainer, der am Straßenrand stand, warf. Gedankt wurde mir diese deutsche Gründlichkeit mit einem Schreck fürs Leben. Aufgescheucht von dem Beutel sprangen 1001 Straßenkatzen laut fauchend und schreiend aus dem Müllcontainer.  Auch eine Art „Willkommen in Dubai“ zu sagen.