8.) Das 7-Millionen-Dirhams-Rätsel

 

Also, die Sache mit dem Wechselgeld, die muss man vielleicht etwas genauer erklären: In Dubai gibt es Geld wie Sand in der Wüste und doch ist eine bestimmte Art des Geldes so gut wie nicht zu bekommen: Wechselgeld. Ein Taxifahrer, der in der Lage ist 100 Dirhams (umgerechnet ca. 20 Euro) zu wechseln, ist eine Seltenheit. Mit größeren Scheinen sollte man sich lieber gar nicht erst ins Taxi setzen. An der Supermarktkasse wird man, egal was man zu zahlen hat, auf jeden Fall nach Kleingeld gefragt, und nur sehr ungern geben die Kassiererinnen ihrerseits Münzen zurück. Warum, bleibt ihr Geheimnis.

 

Ebenso geheimnisvoll ist die Strategie der Supermarkt-Oberen, Produkte für 1.85 Dirhams oder auch 99 Fils anzubieten und die so entstehenden schiefen Endsummen dann in Form von Kaugummis, Bonbons oder eben gar nicht herauszugeben. Da ich aus Prinzip an das Gute im Menschen glaube, habe ich dem Ganzen nie große Bedeutung beigemessen und bin davon ausgegangen, dass es keine kleineren Münzen als die mir bekannten 25- und 50- Fils-Stücke gibt.

 

Doch weit gefehlt: Die emiratische Wechselgeld-Verschwörung ist von viel größerem Umfang, als man sich in den kühnsten Träumen vorstellen kann. Nicht nur gibt es sie de facto, die kleinen Münzen im Wert von 1, 5 oder 10 Fils - nein, angeblich ist sogar Kleingeld in einer Größenordnung von 7 Millionen Dirhams im Umlauf. Aber wo? Weder ich noch irgendeiner meiner Freunde und Bekannten hat jemals so ein Talerchen gesehen, geschweige denn in der Hand gehalten.

 

Drei Millionen 1-Fils-Münzen, 40 Millionen 5-Fils-Münzen und 45 Millionen 10 –Fils-Münzen gibt es laut Aussage der Zentralbank – und damit ein 7-Millionen-Dirhams-Rätsel, wo die Münzen sind.

Ein Sprecher der Zentralbank erklärt das Mysterium damit, dass niemand nach den Münzen frage, also tauchten sie auch nirgends auf. Die Ladenbesitzer seien froh, sich nicht mit dem Zählen des Kleingelds rumschlagen zu müssen, die Kunden würden nicht auf exaktes Wechselgeld bestehen und so seien die Münzen eben da, aber nicht wirklich im Umlauf.

 

Der Sprecher versichert immerhin auch, dass, wenn jemals jemand nach den Münzen fragen sollte,  man natürlich sofort in der Lage wäre, sie auszuzahlen. So ganz klar, wo die Münzen nun sind, ist mir immer noch nicht - liegen die alle in der Bank und die Bankangestellten nehmen alle morgens ein Geldbad wie Onkel Dagobert?

 

Aber egal, so wirklich vermisst habe ich die kleinen Münzen bislang nicht und werde es wohl auch in Zukunft nicht tun, nur weil ich nun weiß, dass es sie gibt. Allerdings frage ich mich doch: Wenn 7 Millionen Dirhams hier einfach so verschwinden, ist das etwa auch des Rätsels Lösung, warum ich nie Geld in der Tasche habe?