Einschüchterungstaktiken
Die Nachtluft war feucht, und der Times Square glitzerte wie Modeschmuck. Neonlichter summten, Scheinwerfer blitzten auf, und Tausende von bunten Glühbirnen sandten die Botschaft aus: New York — liebe diese Stadt oder geh dein Geld anderswo verschiuenden. Der Times Square, nachts am strahlendsten und gleichzeitig am abstoßendsten, zog die passenden Leute an, was allerdings keine besonders freundliche Aussage über diese Gegend ist. Zwielichtige Individuen, schon an ihren Pelzen als solche zu erkennen, klebten wie ausgespuckte Kaugummis am Broadway und den hell erleuchteten Querstraßen und bahnten sich einen Weg zum Dinner bei Carmine ’s mit anschließender Show. Die anderen Nomaden, die hierher und ansonsten heruntergekommen waren, ließen sich im wesentlichen als kleine Fische bezeichnen: Bettler, Taschendiebe, Hütchenspieler. Prostituierte aller Altersgruppen und Geschlechter hängen immer vor dem Playland auf der Forty-third Street herum, aber wenn man nicht auf der Suche nach Vergnügen ist, lassen sie einen in Ruhe. An Wochenendabenden, wie es dieser Freitagabend war, heizt sich die Energie auf wie erwärmte Moleküle in einem Reagenzglas. Die Kids aus Bushwick, East New York und von der Jerome Avenue — Teile von Brooklyn und der Bronx, die zu besichtigen ich noch nie den Mut besessen habe — kommen dann hierher. Mit den Kids kommen die Pistolen und mit den Pistolen die Mörder.
Ich versuchte heute, so auszusehen, als hätte ich nicht sechs Hunderter im Portemonnaie und eine Pistole in meiner Handtasche, während ich im Rhythmus der Straße mitging und mich durch die Menschen schlängelte. Ich nenne meine 22-Kaliber-Pistole mit Perlmuttgriff >Mama<. Ich nehme Mama immer mit, wenn ich auf der Pirsch bin. Mein Kollege und Ex-Liebhaber, Alex Beaudine, ging an meiner Seite und blies mir Schwaden der Novemberkälte ins Ohr.
»Da«, flüsterte Alex plötzlich und griff nach dem Kragen meines Kamelhaarmantels von Donna Karan. »Er geht in den Koreanerladen.«
Ich folgte Alex’ ausgestrecktem Zeigefinger und sah, wie unser Freundchen sich durch die selbstgebastelte Plastik-und-Holz-Tür des koreanischen Spezialitätenladens an der Ecke schob. Er trug eine blau und rot gestreifte Jacke von Patagonia, Nikes mit Plateausohlen und eine grüne Wollmütze, unter der seine mausblonden Fransen in die Stirn hingen. Ich boxte Alex gegen den Arm, um ihm zu danken. Wir haben ein etwas merkwürdiges Verhältnis. Die Fußgängerampel wollte uns zwar auf unserer Straßenseite halten, aber Alex und ich wichen wahnsinnig gewordenen Taxis und einem amokfahrenden Downtown-Bus aus und gelangten unversehrt auf die andere Seite.
Vor dem Laden zu stehen und genau zu wissen, daß der Typ drinnen ist — so etwas ist immer das Schwerste an der Sache. Ich hatte sorgfältig entworfene und gut einstudierte Pläne in bezug auf dieses Kid. Ungeduld, mein schlimmster Feind, knabberte an meinen Magenschleimhäuten. Warte, wies ich mich an. Benimm dich unauffällig. Alex und ich verschmolzen mit dem bunten Bild der Passanten, indem wir sozusagen als Kunden die Melonen am Eisstand vor dem Laden betasteten. Manche waren ziemlich fest, und ich konnte nicht davon abhalten, an meinen Freund Max zu denken.
Irgendjemand brüllte: »Hey, du Perverser«, und ich drehte mich sofort um. Alex kicherte und sagte dann: »Ich wußte, daß du reagieren würdest.«
»Guck mal, da drüben«, antwortete ich und packte meine Melone noch fester. Unser Typ erschien plötzlich wieder. Er marschierte auf dem Bürgersteig ganz dicht an uns vorbei. Ich fragte mich, warum er nicht stehengeblieben war, um mich anzuglotzen. Ich beschloß, ihm das nicht übelzunehmen.
Er drehte nach links ab, und ich konnte sein Profil wunderbar sehen. Seine straßenköterblonden Ponyfransen wurden von einer plötzlichen Bö, die mit Dreck und Müll daherkam, zurückgeblasen. Er schien mindestens fünf Kilo um den Bauch herum zugenommen zu haben, das war unter seiner Patagoniajacke deutlich zu erkennen. Er eilte in Richtung Uptown. Ich lächelte Alex an. Er lächelte zurück, ganz Zahnfleisch und keine Zähne (was bei ihm eigentlich zum Dahinschmelzen süß aussieht).
»Trödle nicht, Watson, sonst verpassen wir noch den Aderlaß«, sagte ich und beendete damit unsere Obstüberprüfung. Wenn man bedenkt, daß wir diese Operation selbst durchführen wollten, war das Risiko natürlich nicht besonders groß, daß wir sie verpassen würden. Nichtsdestotrotz eilten wir den belebten Bürgersteig entlang.
Der Typ war nur ein paar Schritte von uns entfernt. Ich hob vorsichtig meine Pistole aus der Handtasche und ließ sie, um später schneller an sie heranzukommen, in meine Manteltasche gleiten. Ich leckte mir über die Lippen und kam mir vor wie ein Flittchen, weil ich mich dermaßen auf diese Sache freute.
Der Name dieses Knaben war Benjamin Savage. Als weißer Fünfzehnjähriger mit großen roten Pickeln entsprach er durchaus dem Durchschnitt. Außerdem hatte er lange, schwer zu bändigende Gliedmaßen, die ihn ungeschickt und tölpelhaft wirken ließen. Seine Mutter, die ich nur als Mrs. Savage kannte, hatte Großes mit ihrem Jungen vor.
»Er wird an der Olympiade teilnehmen«, hatte sie während unserer ersten Unterhaltung am Telefon gesagt. »Er ist ein begabter Schwimmer. Aber auch wenn er die Qualifikation für die Olympiamannschaft nicht schafft, werde ich ihn trotzdem lieben.« Mrs. Savage hatte meine Anzeige in den Gelben Seiten gesehen. Sie erklärte sich bereit, in die Räume von Do It Right Detectives zu kommen, also in mein Büro, und mir dort von ihrem Problem zu erzählen. Sie stimmte außerdem einem unverschämt überhöhten Honorar zu — ich glaubte, daß sie reich sei, und außerdem wollte ich die Gebühren für meine Anzeige sofort wieder raushaben.
Alex, mein Teilzeit-Partner bei gleicher Bezahlung, war bei Mrs. Savages Besuch am nächsten Nachmittag auch zugegen. Sie brachte Benjamins Schulphoto von Dal ton, einer der elitärsten Privatschulen der Stadt, mit. Die Mutter sah ihrem Sohn sehr ähnlich, nur älter und weiblicher. Und, wie ich schon sagte, ihr Sohn hatte Pickel. Es war schwierig, mehr aus einem Klassenphoto herauszulesen als das. Jedenfalls war es alles, was ich jemals auf meinen Photos gesehen habe. Ich habe seit langem die Lebensphase der Pickel hinter mir gelassen, außer vielleicht einem oder zwei an bestimmten Tagen des Monats. Ich war mir hingegen sicher, daß Benjamin dieses Problem noch eine Weile mit sich herumschleppen würde.
»Also«, fing ich an und zog an meiner Zigarette, »was genau ist Benjamins Problem?« Ich betrachtete Mrs. Savage durch meinen Rauch, mit einem perfekten Augendeckelsenken auf eine verruchte Halbmastposition. Alex zerstörte meine dramatische Selbstinszenierung, indem er mit seinen Händen herumwedelte, um die Luft aufzuklaren, und laut hustete.
»Benjamin ist drogenabhängig.« Mrs. Savage kam eindeutig sofort zum Thema. »Ich habe diese Dinger in seinem Zimmer gefunden.« Sie steckte ihren patagonia-jackengewandeten Arm in die Handtasche und holte etwas heraus, das aussah wie feuchte Petersilie. »In Ihrer Anzeige stand, daß Sie auf Jugendliche spezialisiert sind, die Betäubungsmittel mißbrauchen«, sagte sie. Alex schnaufte auf. Ich warf ihm Dolchblicke zu. Er hielt den Mund. Eigentlich stellt nämlich eine Anzeige diese Behauptung auf, die genau über meiner gedruckt ist. Ich hingegen bin auf untreue Ehemänner spezialisiert. Das mußte Mrs. Savage aber nicht wissen. Ich glaubte auch nicht, daß ich in diesem Fall außerhalb meiner Kompetenzen arbeiten würde. So wie das hier aussah, mißbrauchte dieses Kind etwas, womit normalerweise Schinkenplatten garniert werden.
Ich sagte: »Ich habe einige Erfahrung mit botanischen Rauschmitteln, Mrs. Savage, und das hier sieht wie eine seltene Züchtung von cannabis marijuanus aus.« Ich versuche immer, meine Kunden durch detektivische Fachsprache zu beeindrucken.
Mrs. Savage seufzte. »Es ist kein Hasch.«
»Dessen bin ich mir sehr wohl bewußt«, bluffte ich und versuchte, verlorenen Boden zurückzugewinnen. »Selbstverständlich kann das nicht cannabis marijuanus sein. Bei näherer Betrachtung« — ich hielt einen schlappen Stengel in die Höhe — »sieht es ganz entschieden aus wie diese seltene Züchtung aus der Ostmongolei, man nennt sie — «
»Khat«, sagte sie und sprach es Kott aus.
»Natürlich«, sagte ich. »Khat. Aus den nördlichen Gebieten der iberischen Halbinsel.«
»Entschuldigen Sie die Unterbrechung, Chefin«, sagte Alex und klang viel zu höflich. »Ich glaube, Khat wird im Jemen und in den Ländern des nordafrikanischen Horns angebaut. Die somalischen Soldaten haben es letztes Jahr an die amerikanischen Truppen verkauft. Sie können ihre eigenen Leute verhungern lassen, ihr Land zerstören, und haben dabei trotzdem Zeit, Rauschgift in die USA zu exportieren.« Alex schüttelte voller Abscheu den Kopf, während Mrs. Savage ihre Zustimmung nickte. Wie konnte er es wagen, mehr über Drogen zu wissen als ich!
»Benjamin kauft es seit einiger Zeit von dem arabischen Lebensmittelhändler an der Ecke Columbus und Eighty-sixth Street«, sagte sie und würdigte mich keines Blickes. »Ich bin ihm eines Tages dahin gefolgt. Als ich danach in den Laden ging, um mich zu beschweren, sagte mir der Händler, es wäre in New York legal, Khat zu verkaufen. Ich habe die Polizei angerufen, und die hat mir erklärt, daß es das nicht ist. Also bin ich wieder in den Lebensmittelladen gegangen — der Mann, mit dem ich damals gesprochen hatte, war nicht da — , und ein anderer Mann sagte, er hätte noch nie in seinem Leben etwas von Khat gehört.« Alex schenkte ihr sein schönstes mitleidiges seitliches Kopfneigen. Ich mußte sie einfach bewundern. Sie schien eine verantwortungsbewußte Mutter und voller Energie zu sein.
»Was hat Benjamin denn gesagt, als Sie ihn mit Ihrem Wissen konfrontiert haben?« fragte ich.
»Ich habe Benjamin nicht damit konfrontiert«, sagte sie und sah mich entsetzt an.
Alex sprang ein. »Mrs. Savage, was hat Sie bewogen, zu uns zu kommen?«
»Nun ja«, fing sie an, »dieses Khat soll ja einen leicht stimulierenden Effekt haben. Wie ein kleines Näschen Kokain, ein paar Dutzend Tassen Kaffee. Und, naja, Benjamins Zeiten beim Schwimmen sind besser und besser geworden, seit ich das Khat in seinem Zimmer gefunden habe. Die olympische Dopingkontrolle überprüft nicht, ob diese Droge genommen worden ist. Ich habe mit dem amerikanischen Olympischen Komitee telefoniert. Die hatten noch nie davon gehört. Ich habe selbstverständlich anonym angerufen.« Alex nickte. Sie fuhr fort: »Also hatte ich mit der ganzen Sache keine Probleme. Khat hat anscheinend keine weiteren Nebenwirkungen als stinkenden Atem und braune Zähne. Verstehen Sie, man muß ungefähr eine Stunde lang an einem Priem gekauten Khats lutschen, um den Effekt zu erzielen. Benjamin hat wohl in der Schule so getan, als probiere er Kautabak aus. Das ist ja legal.«
»Absolut«, ermutigte Alex sie.
»Ich dachte mir, er würde sicher damit aufhören, wenn die Mädchen ihn wegen seines Mundgeruchs nicht mehr küssen wollen«, erklärte sie. »Erst als er das Zeug zu dealen anfing, begann ich mir Sorgen zu machen«, vertraute sie uns an, und zum ersten Mal zog sie den Reißverschluß ihrer schweren Jacke auf. Ihr Rollkragenpullover klebte an ihrem Torso, und wenn ich ohne Vorwissen hätte raten sollen, dann hätte ich getippt, daß dieser Körper sich noch nie fortgepflanzt hatte. Manche Frauen haben einfach einen von der Natur so eingestellten Stoffwechsel, daß sie nie und niemals dick werden. Andere haben das nicht. Ich bin eine Habe-nicht. Das gleiche ich damit aus, daß ich auf anderen Gebieten eine Habe-viel bin. Was ich auf diesen Gebieten habe beziehungsweise tue, geht niemanden etwas an, außer wenn ich ein paar Margaritas intus habe. Dann kann man mich noch nicht einmal mit einem Hammer zum Schweigen bringen.
Mrs. Savage fuhr fort: »Er fing an, das Zeug kiloweise in seinem Rucksack in die Schule mitzunehmen. Ich habe an einem Morgen nachgesehen, als er sich vor dem Frühstück die Hände gewaschen hat.« Und ich wasche mir noch nicht mal nach jedem Klobesuch die Hände! »Ich habe nichts gesagt«, fuhr sie fort. »Das habe ich bis heute noch nicht, und ich habe es auch nicht vor. Mein Mann und ich haben beschlossen, daß wir unsere Kinder ihre eigenen Fehler machen lassen müssen. Wir können sie nur passiv anleiten, aus der Ferne. Ich habe allerdings unseren Vorsatz beinahe gebrochen, nachdem er ein paar Trainingsstunden hintereinander geschwänzt hatte. Sein Trainer hat mich angerufen. Ich habe aber doch standgehalten. Ich habe kein Wort gesagt. Benjamin hat einen eigenen Willen.«
»Ich blicke leider immer noch nicht ganz durch, Mrs. Savage« sagte Alex. »Was genau können wir für Sie tun?«
»Ich möchte, daß Sie ihn ein bißchen aufmischen«, sagte sie, und ihre Augen zwinkerten. »Ein paar Ohrfeigen, ein paar Schläge. Ihn vielleicht mit einer Pistole bedrohen oder so etwas. Oder vielleicht zwei Schienennägel — Sie wissen schon, daß Sie ihm sagen, Sie würden ihm die in die Kniejagen. Wie in diesem Film, in dem der Typ die Daumen abgeschnitten bekommen hat — das war doch wirklich aufregend.«
Alex und ich rissen unisono die Augen auf. Einem pickligen kleinen Khatlutscher aus bestem Hause von der Upper West Side eins überbraten... Mrs. Moderne Mutter rutschte vor lauter Aufregung fast von ihrem Stuhl. Wir alle holen uns unsere Ersatzbefriedigung, wo auch immer wir sie finden können. Wenn sie willens war, das zu bezahlen, dann war mir das recht. Ich hatte meinen Mund schon aufgemacht, um den Auftrag anzunehmen, da sagte Alex: »Wir können das nicht tun, Mrs. Savage. Wir sind ein gewaltfreies Unternehmen.« Alex war seit der Operation Desert Storm unter die Friedensapostel gegangen.
»Prima Witz, Alex«, sagte ich. Ich lachte lauthals und haute zum Zeichen meines Amüsements mit der Hand auf den Schreibtisch. Ich wandte mich Mrs. Savage zu, die mich etwas merkwürdig beäugte. »Wir würden uns freuen, die Furcht des Herrn in das Herz Ihres fehlgeleiteten Sohnes zu säen. Ich habe schon jetzt ein paar wunderbare Ideen.« Sie legte ihre langen, dünnen Finger unter ihr spitzes Kinn und überlegte. Ich sagte: »Ich bin selber Mutter — ich weiß, wie es Ihnen jetzt gehen muß.« Na und, also habe ich halt gelogen. Ich machte mein aufrichtiges Gesicht und behielt es ganze fünfzehn Sekunden bei.
»In Ordnung«, sagte sie endlich. »Ich habe das Geld gleich mitgebracht.« Und sie reichte es mir über den Tisch: sechs große Riesen in einem Stapel, frisch von der Bank geholt.
Wir hatten daraufhin versprochen, Benjamin am nächsten Tag von der Schule abzuholen.
Das war heute. Freitag. Der Aderlaß des Wochenendes stand vor uns.
Wir machten an der Ampelvor Nathan’s Famous an der Ecke Forty-fourth und Broadway unseren entscheidenden Schachzug. Da gibt es auf der Forty-fourth, etwas östlich gelegen, ein schönes stinkendes Stück Bürgersteig, auf dem ich mir schon ein paar Wildlederpumps verdorben habe in dem Müllsumpf, der in der Nähe des Abfallcontainers von diesem Nathans existiert. Es bestand zwar eine Chance, daß jemand die Straße entlangkommen könnte: Die größten Attraktionen dieses Häuserblocks sind die Town Hall, ein kleiner Konzertsaal und ein heruntergekommenes Restaurant mit Theater. Aber es war immer noch früh — die Sonne war gerade untergegangen — , und wirkliche Menschenmassen würden während der nächsten Stunde noch nicht unterwegs sein. Mein ausgesuchtes Plätzchen, an dem die verschiedenen Rinnsale aus den Abfallcontainern zusammenliefen, ist schlecht beleuchtet, und die Straße macht dort eine merkwürdige Kurve, wodurch man sie vom Times Square nicht einsehen kann. Nicht, daß irgendjemand dem Kid helfen würde, wenn zufällig doch ein solcher Irgendjemand sehen sollte, was da gerade passierte. Nicht, daß irgendjemand mir helfen würde, wenn ich jemals in eine Situation geriete, die nur annähernd so eklig wäre, wie es diese Müllsümpfe waren. Wie die meisten alleinstehenden Stadtindianerinnen habe ich gelernt, mir selbst zu helfen — und das vor allem, wenn ich zur Abendbrotzeit gerade bei Freunden vorbeischaue.
Ich boxte Alex noch einmal in den Arm, und er ging voraus. Er schritt geschickt nach rechts aus, dann nach links, tanzte ein paar Schritte durch die entgegenströmende Menge hindurch und manövrierte sich an der Fußgängerampel — platsch — genau vor Benjamin. Etwas weniger elegant rammte ich ein paar Touristen mit meinen Ellbogen aus dem Weg und landete direkt hinter dem Jungen, wobei ich meine Pistole durch das strategisch geschnittene Loch im Futter meiner Innentasche steckte. Benjamin machte einen Schritt nach vorne, als die Ampel grün wurde. Alex bewegte sich nicht, und der Knabe prallte gegen seinen Rücken. Alex wirbelte herum, und selbst ich war über das Gift, das aus seinen Augen blitzte, erstaunt.
»Rempelst du mich etwa an?« fragte er, und Feindseligkeit und Spucke sprühten ihm gleichermaßen aus dem Gesicht.
Benjamin versuchte, den Hartgesottenen zu mimen. »Und hast du etwa ein Problem damit?«
»Ich habe ein Problem damit, daß du keine Rücksicht auf die persönlichen Grenzen anderer Leute nimmst«, knurrte Alex. Wie das häufiger bei ihm vorkommt, wählte er auch in diesem Fall eine psychologisch tiefgreifende Formulierung.
Benjamins Augenbrauen hoben sich fragend in die Höhe. Er schien genauso über Alex’ Erwiderung verwirrt zu sein, wie ich es war. Er versuchte noch einmal an ihm vorbeizukommen, aber Alex rührte sich nicht. Da ich fürchtete, er würde uns gleich enttarnen, indem er irgendetwas über das Fehlen eines wirklichen Wertesystems bei der heutigen Jugend sagte und darüber, daß sie im übrigen unfähig sei, moralische Urteile zu fällen, trat ich vor und setzte Mamas kurzen Lauf an einen der unteren Wirbel von Benjamins Teenagerwirbelsäule. Sein Schaudern spürte ich über den Lauf der Pistole bis in meinen Arm. Eine Hitzewelle überflutete meine Brust. Das passiert mir immer, wenn ich meine Pistole gegen menschliches Fleisch halte. Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob das ungesund ist. Auf gar keinen Fall aber werde ich Alex darüber befragen.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und flüsterte Benjamin ins Ohr: »Beweg dich, Arschloch, oder ich spreng dir ein zweites rein.«
Der Plan war einfach. Alex und ich wollten Benjamin nach der Schule abfangen und ihn verfolgen, bis es dunkel wurde. Wir hatten uns eine Liste von fünf möglichen Hinterhalten vorbereitet: zwei auf der East Side (sowohl Upper als auch Lower), zwei auf der West Side (ditto) und — dies war mein bevorzugter Standort — am Times Square. Wir hatten gehofft, ihn mit etwas Glück mit einem Khatbündel zu erwischen. Dieser Freitag war kein schwarzer. Das Schicksal servierte uns nicht nur das Times Square, sondern auch den Rauschgiftvorrat.
Während wir ihn die Forty-fourth Street hinunterlotsten, stolperte er über ein verrottetes Hühnerbein. Alex ließ den Kragen der Patagoniajacke des Typen nicht los. Die Jacke schob sich daher nach oben, als das Kid hinfiel, und ein Ballen Khat landete auf der Straße. Ich hob ihn hoch und stopfte ihn in meine Handtasche. Das zusätzliche Gewicht tat meiner Schulter weh. Ich versah den Knaben mit einem leichten Tritt in den Hintern. Es machte mir keinen Spaß.
Benjamin kam eilig wieder auf die Füße. Ich sagte: »Weitergehen.« Der Abfallcontainer war einen halben Block entfernt. Als wir näher herankamen, bemerkte ich, daß er gerade geleert worden war, und auch der Bürgersteig war mit Wasser abgespritzt worden. An jedem anderen Tag wäre ich davon begeistert gewesen. Alex warf Benjamin gegen den Container, und ich hörte einen merkwürdigen Rums. Ich hatte den Eindruck, das Geräusch wäre aus dem Inneren des Containers gekommen, und sah hinein. Und so war es auch: drinnen lag ein Obdachloser. Er hatte sich schutzsuchend vor dem Gerenne und Gedränge auf dem Broadway dorthin verkrochen und schlief. Soll er ruhig da schlummern, dachte ich.
Ich hatte meine Pistole mittlerweile in Benjamins Nacken vergraben. Aufgrund der Art, wie er Alex an der Straßenecke angemacht hatte, ging ich davon aus, daß er versuchen würde, cool zu bleiben. Fehlanzeige. Er brach augenblicklich zusammen. Tränen liefen ihm aus den Augen wie das Wasser aus einem automatisch eingestellten Rasensprenger. Ich beugte mich mit der Pistole noch ein bißchen weiter vor und sagte: »Okay, Kid. Wir haben das Khat. Jetzt wollen wir dich.«
»Ich sage euch alles«, rief er. »Alle meine Händler. Alle meine Kunden. Alles, was ihr wollt. Aber tut mir nicht weh.«
Pathetisch. Oder vielleicht schien es mir nur so, weil diese ganze Sache genau so ein fauler Zauber war wie die All-Star-Ringkämpfe. Ich sagte: »Du glaubst doch nicht, daß ich deine Kunden brauche, Kleiner? Als ob ich nicht mehr Kunden hätte als alle anderen zusammen! Ich habe Kunden, mein Freund. Alle möglichen Kunden.« Ich hätte noch weitermachen können, aber Alex zog sich warnend einen Finger über den Hals. Ich lasse mich mitunter von der Dramatik einer Situation einfangen. »Aber du vertickst Khat in meinem Revier«, knurrte ich. »Jeder, der irgendetwas Härteres als Multivitamin-Kautabletten in meinem Revier verkauft... ist ein toter Mann.« Der arme Benjamin jaulte auf. Eine halbe Sekunde lang tat er mir leid, doch dann erinnerte ich mich, daß seine energische Mutter mich dazu angestellt hatte, seinen olympischen Traum wachzuhalten. Ich zielte also mit der Pistole und bereitete mich darauf vor, abzudrücken. Alex nahm das als Stichwort und bereitete sich auf den Stunt vor.
Nach Alex’ und meiner Planung würde Benjamin jetzt sicher irgendeine Anstrengung unternehmen, die Pistole wegzuschieben.
Der Typ schien jedoch vor Angst festgefroren zu sein. Wenn er aber nicht versuchte, die Pistole wegzuschieben, würde unser Plan nicht funktionieren! Ich sagte: »Du rotznasiger, schwächlicher, wildernder Loser, du wichsendes Arschloch. Du verdienst nichts besseres als... den Tod.« Ich dachte, das würde ihn vielleicht wieder aufwecken. Nichts. Alex versuchte, ihn aus seiner Traumverlorenheit wieder auf die Erde zurückzuholen, indem er an seiner Jacke zerrte. Noch mehr Gerumpel war aus dem Abfallcontainer zu hören, und dann war es still, abgesehen vom plärrenden Hupen der Autos, dem Geräusch von zersplitterndem Glas bei den Unfällen und dem Klappern von Benjamins Zähnen. Irgendwie funktionierte das Ganze nicht. Schließlich sagte ich: »In der Gegend hier behauptet man, dieses Knäblein sei ziemlich zäh.« Ich dachte, das würde ihm vielleicht ein bißchen Leben einhauchen. Ich tat so, als würde ich durch ein vorbeifahrendes Auto abgelenkt.
Diese Gelegenheit begriff er dann endlich, und mit dem Handrücken wedelte er schwach nach der Pistole. Das hätte keinem Schmetterling etwas zuleide tun können, aber ich tat so, als hätte er durch die rohe Gewalt seines Schlages meinen Arm völlig außer Kontrolle gebracht und durch die Luft geschleudert. Nachdem Mama nun also von seinem Hals weg war, feuerte ich die Platzpatrone in die Luft. Benjamin kreischte auf. Alex fiel planmäßig vornüber.
Ich kreischte: »Oh, mein Gott!« mit einer Stimme, die Glas zersplittern lassen könnte.
Benjamin machte vorsichtig die Augen wieder auf und sah auf den Boden. Da lag Alex, mit nur noch einer Hälfte seines Gesichts. In Wahrheit war sein Gesicht natürlich vollkommen intakt und nur mit dem Käsebelag einer Pizza Margherita bedeckt, die ihm überall heruntertropfte. Für einen sekundenschnellen Blick in einer nur unzulänglich beleuchteten Straße war der Effekt aber ausreichend angsteinflößend, von seiner Ekligkeit ganz zu schweigen. Benjamin jaulte: »Du hast ihn umgebracht! Mörderin!«
»Und du bist der nächste, Arschloch!« sagte ich und hob meine Pistole. Benjamin, der nun aus Alex’ Griff befreit war und auch den Lauf der Pistole nicht mehr am Hals hatte, lief, so schnell ihn seine Schwimmerbeine tragen konnten, auf den Broadway zu und damit auf all die Leute in der Welt, die garantiert absolut nichts unternehmen würden, um ihm zu helfen. Ich stupste Alex ans Bein. »Mal wieder ein erfolgreicher Tag für zweihundert Dollar.«
»Dreihundert,« sagte Alex, während er aufstand, wobei die Pizza immer noch an seinem ansonsten gutaussehenden Gesicht klebte. Er pellte den Käse ab. »Ich habe gesehen, wieviel Geld sie dir gegeben hat.«
»Dreihundert«, stimmte ich zu. Ich nahm die Scheine aus meiner Tasche und gab ihm für seine Arbeit drei Riesen.
»Hätten Sie vielleicht auch etwas für mich übrig?« Wir drehten uns zu der Stimme um. Der Obdachlose im Abfallcontainer war offensichtlich wach geworden und hing mit den Ellbogen über den Rand des Containers. »Ich würde Ihnen zumindest gerne die Pizza abnehmen, falls Sie die nicht mehr benötigen.«
Alex reichte dem Berber die Scheibe. Ich sagte: »Ich darf also davon ausgehen, daß Sie alles gesehen haben.«
»Nein, Ma’am, nur den allerletzten Teil.« Er lächelte. Seine Zähne sahen ordentlich aus, und er hatte einen Südstaaten-Akzent. Er war weiß, nur der Schmutz hatte ihn schwarz werden lassen.
Ich sagte: »Gut, dann ist Ihnen sicher klar, daß das alles nur eine Halluzination war.« Ich fand zwar, daß es eigentlich egal war, was er gesehen haben mochte oder nicht, vor allem, da ja nichts passiert war. Ich habe es aber ganz gerne, wenn meine Fälle ordentlich bleiben. Bei meiner Wohnung ist das etwas anderes.
Er sagte: »Wenn Sie und Präsident Lincoln auf dem Fünfdollarschein mir sagen, daß ich das glauben soll, dann werde ich es auch tun.«
Ich drehte mich zu Alex um, der sich gerade mit einem Taschentuch abwischte, und sagte: »Gib ihm fünf Ohren.«
»Gib du ihm doch fünf Ohren«, schlug Alex vor. »Wer hat sich denn bereit erklärt, das Pizzagesicht zu mimen?«
Das war natürlich ein Killerargument. Niemals würde ich mich in meinem Mantel von Donna Karan auf die Straße legen. »Okay«, sagte ich. »Aber glaub bloß nicht, daß ich dir dafür die Pizza erstatten werde.«
»In Ordnung«, stimmte er zu und machte sich auf den Weg zum Broadway und in Richtung unseres Büros. Nach ein paar Schritten wandte er sich um und fragte: »Kommst du mit?«
Ich murmelte, daß ich das vorhätte, wühlte in meinen Taschen nach einem Geldschein und reichte ihn dem Obdachlosen. Er nickte höflich, und ich beeilte mich, Alex einzuholen. Um dies festzuhalten: ich bin nicht geizig. Ich versuche nur, in Gegenwart anderer Leute nicht mit Geld um mich zu werfen.
Im Telefonbuch bin ich als »Mallory, Wanda« aufgeführt. Ich besitze die Agentur Do It Right Detectives, deren Stammsitz am Times Square in New York City ist, der Herzschmerzhauptstadt der Welt. Ich bin schon jenseits von fünfundzwanzig, aber Gottseidank noch nicht dreißig. Mein Gesicht ist mehr als anständig — strahlend grüne Augen, sahnige Haut und duftige rote Locken. Es könnte etwas weniger von meiner Figur geben, aber es könnte auch weniger Aggression auf unserer Welt geben, und da fühlt sich auch niemand besonders veranlaßt, etwas dagegen zu unternehmen. Treulose Ehemänner ausfindig zu machen ist mein Broterwerb. Killer dingfest zu machen ist mein Dessert. Heute hatte ich noch keine Pläne, was das Abendessen anging.
Alex, mit seinen neunundzwanzig absolut knuffig, ging mit mir durch das herrschende Chaos zur Forty-third Street. Wir luden den Ballen Khat in unserem Büro ab. Ich fragte ihn, ob er mit mir einen Happen essen gehen wollte, aber er antwortete, er hätte sich mit einer Studentin von der New York University, die er in letzter Zeit häufiger traf, verabredet. Er weigerte sich, mir ihren Namen zu nennen — wahrscheinlich fürchtete er, daß ich mich auf irgendeine unschuldige, harmlose Art über sie lustig machen würde. Ich versuchte, Alex davon zu überzeugen, seine Verabredung abzusagen und mit mir einsamem Herzen den Abend zu verbringen. Ich schlug ihm sogar vor, ihn zu einem Hotdog einzuladen, ein bislang noch nie dagewesenes Angebot meinerseits. Er erwiderte: »Du meinst, ich soll meiner Freundin klarmachen, daß ich unsere Dinnerverabredung absagen muß, damit ich den Abend mit meiner schönen Ex-Freundin verbringen kann, mit der ich schon den ganzen Tag zusammen war? « Da hatte er natürlich ein gutes Argument. Wir haben mal zusammengewohnt. Als Paar. Das war Vorjahren. Genauer gesagt, vor zwei Jahren. Nach der Theorie über die Halbwertzeit von Beziehungen, die ich dem »Heartbreak Handbook« entnommen habe (manchmal kaufe ich Bücher sehr impulsiv), hätte ich die Sache vor ungefähr anderthalb Jahren verwinden müssen. Gerade so um die Zeit, in der ich Max zum ersten Mal gesehen habe. Aber das ist eine andere Geschichte.
Im Büro gönnte Alex mir eine fast schon zu lange Umarmung inklusive fünf Sekunden Rückenstreicheln. Dann machten wir uns beide auf den Weg. Da ich sonst nichts zu tun hatte, zog ich in Richtung U-Bahn auf der Forty-second Street, wo die D-Line fährt, um nach Hause zu gehen. Das Problem war nur, daß ich gerade einen potentiellen olympischen Helden dazu gebracht hatte, sich fast in die Hosen zu machen, und meine Hochstimmung durch die vielen ausgeschütteten Endorphine war noch lange nicht am Abklingen. Ich hatte Energie. Kraft. Ein Siegestaumel berauschte mich. Ich hatte mich noch nicht einmal dafür anstrengen müssen. Und nun hatte ich nichts Besseres zu tun, als nach Hause zu gehen. Allein. (Maestro, Einsatz der Violinen bitte.)
Obwohl ich es schon längst sein gelassen habe, einen Mangel an Dates mit dem Status einer Verliererin gleichzusetzen, würde ich doch lügen, wenn ich behauptete, mit jener Situation glücklich gewesen zu sein. Die Natur fühlte mit mir, und der Himmel fing an, auf die Stadt herunterzutränen. Als ich zum Eingang der Subway kam, goß es bereits in Strömen. Die abgewetzten Sohlen meiner Doc Martens machten auf dem rutschigen Bürgersteig Aquaplaningkunststückchen. Ich fragte mich, ob ich mein Badezimmerfenster geschlossen hatte. Ich fragte mich, ob ich den Herd abgestellt hatte. Und außerdem konnte ich mich nicht daran erinnern, ob ich Otis gefüttert hatte, meine knuddelige schwarze Katze. Ich mußte mich allerdings nicht lange fragen, ob ich es diesen aus den Fingern gesogenen Sorgen erlaubte, mir als Rechtfertigung dafür zu dienen, daß ich an einem Freitagabend allein nach Hause ging. Gerade an dem Morgen hatte ich meine ausgiebige Dusche mit einem dickmachenden Frühstück gerechtfertigt. Nicht alle Menschen haben immer heißes Wasser zur Verfügung. Ich fragte mich, ob es wohl sein könnte, daß ich zu oft versuche, Dinge zu rechtfertigen.
Mein Zug in Richtung Sixth Avenue fuhr gerade ein, als ich auf den Bahnsteig trat, was ich prompt als Mitteilung durch ein höheres Wesen in terpretierte, daß ich auf dem rechten Weg sei. Ich stieg ein. Schwer und langsam ruckelte die U-Bahn aus dem Bahnhof. Nach den ersten Stops in der Stadt wurde der Zug, je näher er an Brooklyn kam, schneller. Die schaukelnde Bewegung beruhigte mich. Ich schloß die Augen und ließ meinen Kopf gegen ein Plakat für plastische Chirurgie zu Sonderpreisen sinken. An der Innenseite meiner Augenlider formte sich ein Bild: Max, wie er mir gestern abend am Tisch gegenüber gesessen hatte. Er starrte mich an, als wäre gerade meine Nase in die Suppe gefallen. Ich spürte ein merkwürdiges Ziehen in mir, und meine Augen sprangen wieder auf. Das Bild war fort, und mein Magen beruhigte sich wieder. Ich hatte wirklich Herkulesarbeit geleistet, indem ich den größten Teil des Tages nicht an Max gedacht hatte. Ob er an mich gedacht hatte, weiß ich nicht. Er hatte mich jedenfalls nicht angerufen.
Ein zufällig anwesender Zeuge würde wohl ausgesagt haben, daß ich mich am Abend zuvor wie eine blöde Ziege benommen hatte, obwohl ich die Umschreibung »sozial unzulänglich« besser finde. Max hatte mich zu einem Abendessen en famille mitgenommen. Wir gehen schon seit längerem miteinander aus, und er hatte mir schon seit Ewigkeiten damit in den Ohren gelegen, daß ich endlich einmal den Greenbaum-Clan kennenlernen sollte. Es war nicht so, daß ich nicht daran interessiert gewesen wäre — ich bin nicht umsonst Detektivin und mit übernatürlicher Neugier ausgestattet. Aber es gibt auf dieser Welt zwei Arten von Freundinnen. Es gibt die, die ein ganz klitzekleines bißchen mit dem Vater ihres Freundes flirtet und sich mit Mom in Midtown zu einem leichten Mittagessen verabredet, um dann gemeinsam mit ihr zur Maniküre zu gehen. Und dann gibt es die andere Art, die ich nämlich verkörpere, die nicht versteht, warum die Tatsache, sich in einen Typen verliebt zu haben, die Verpflichtung zum Familienanschluß mit sich bringt, ob dabei nun ein kostenloses Abendessen herausspringt oder nicht. Ich bin bei Elternkennenlernbesuchen beschissen. War ich immer schon und werde ich immer sein. Ich werde wahrscheinlich auch als Elternteil beschissen sein, obwohl Otis sich noch nie (beziehungsweise nur sehr selten) beschwert hat.
Max war gegen sieben zu mir in die Wohnung gekommen, um mich abzuholen — pünktlich wie immer. Er hatte sich für das Familientreffen rausgeputzt, süß-aber-männlich in Wollpullover und Jeans. Sein rostrotes Haar (meins ist nur ein bißchen schöner) tanzte um seinen Nacken. In meinen Augen ähnelte Max mal wieder Darmak, dem Wikingergott mit dem Ressort »pure Sexualität«. Er war ganz Mann. Aus einer Laune heraus, ganz Mädchen zu sein, hatte ich einen lila Schlauch aus Lycra von Betsey Johnson angezogen. Er hob die Augenbrauen.
»Du weißt ja, daß ich dieses Kleid wirklich toll finde«, sagte er diplomatisch, »aber es könnte sein, daß mein Großvater bei diesem Anblick einen Herzinfarkt erleidet, und es wäre für ihn der dritte.«
Ich griff mit der Hand in den Schrank und bedeckte mich mit einer Wolljacke von Gordon Henderson.
»Es könnte etwas gänzlich Unerwartetes geschehen«, warnte ich ihn und sprühte eine Nebelwand aus Parfüm. »Sie könnten mich nicht mögen.«
Er sagte: »Wir lieben uns doch, also was macht das schon aus?« Woraufhin er Kotzgeräusche von sich gab. Ein Mann ganz nach meinem Geschmack.
»Versprich mir nur eins«, sagte ich. »Wenn du siehst, daß ich mich länger als drei Minuten mit jemandem unterhalte, dann komm und rette mich.«
»Wovor? Vor einem total netten Menschen, der sich total nett mit dir unterhält? Ich fange langsam an, beleidigt zu sein, Wanda.« Max half mir in meinen Donna-Karan-Mantel und klopfte mir sanft auf den Po. »Sie werden dich sehr mögen. Das tun sie jetzt schon.«
»Die kennen mich doch gar nicht«, sagte ich.
»Das macht nichts.« Max legte seine Hände auf meine Schultern und küßte mich sehr niedlich aufs Ohr. »Du verstehst das einfach nicht, das merke ich.« Es klang wie eine Drohung. Ich habe schon allein damit genug Probleme, daß eine Person mich liebt. Ich tat so, als wäre ich nicht nervös, küßte Otis zum Abschied auf die Schnauze, und dann gingen wir los. Auf dem Weg nach Canarsie wollte ich im Taxi noch einmal etwas sagen, aber Max machte mich mit seiner Zunge mundtot.
Wir kamen zu spät. Max’ Familie saß an einem hufeisenförmigen Tisch im Barnacle Barge Family Restaurant. Er stellte mich einem Dutzend rothaariger Greenbaums vor. Darunter befanden sich Großeltern, deren Alter zwischen siebzig und scheintot lag, und drei kleine Neffen, die im Laufe des Abendessens eine merkwürdige Faszination hinsichtlich der Spannkraft meiner Locken entwickelten. Max und ich wurden an unsere vorgesehenen Plätze dirigiert. Ich saß zwischen seinen Eltern. »Sie ist ja so niedlich!« sagte Bev, Max’ Mutter. Sie hatte sehr viele und sehr blonde Haare. Sie trug einen rosagrauen Nickyanzug von Liz Claiborne, der sie in ein glücklich lächelndes Häschen mit rosa Brille verwandelte.
»Sie ist so hübsch!« sagte Walter, Max’ Vater, der einen Trainingsanzug mit roten Rennfahrerstreifen entlang den Beinen trug. Die Familienähnlichkeit war beeindruckend, aber ich konnte es nicht zulassen, mir Max in diesem Aufzug vorzustellen.
»Und Sie beide sind auch recht attraktiv«, antwortete ich voller guter Absicht. Die Eltern Greenbaum blickten verwirrt. Den Tisch etwas weiter hinunter saß Großpapa, Whiskey schlürfend und dem Aussehen nach zu urteilen tatsächlich jemand, der zwei Herzinfarkte hinter sich hatte. Seine schweigende Frau sah aus wie die Ehefrau eines Mannes, der zwei Herzinfarkte gehabt hatte, durchaus auch wie diejenige, die sie verursacht hatte. Max lächelte voller Hoffnung (mit funkelnden Augen), und ich versuchte fummelnd, mir eine Zigarette anzuzünden. Ich hatte jetzt schon das Gefühl, der Abend würde in einer Katastrophe enden.
Ich blickte mich in dem Laden um. Die Bemühungen des Innenarchitekten, das Restaurant aussehen zu lassen wie die Innenräume eines Schiffes, waren genauso gelungen wie die Wahlkampagne von George Bush bei den letzten Präsidentschaftswahlen. Der Teppich war meergrün. Taucheranzüge, ausgestopfte Schwertfische und Gemälde mit Motiven vom Walfang hingen an den dunkelblauen Wänden. Kilometer von Fischnetzen, die Jahrzehnte auf hoher See benutzt worden und entsprechend salzverkrustet waren, wanden sich an den Wänden des Restaurants entlang. Im Hintergrund hörte man das Gurgeln der beeindruckenden Aquarien, die mit tropischen Fischen gefüllt waren. Ein verlegener Kellner mit einer Augenklappe kam an den Tisch. Ich wollte komisch sein und fragte ihn, ob wir ins Horn blasen könnten. Er wurde rot.
Max’ Mutter sagte: »Ich glaube nicht, daß er weiß, was mit >blasen< gemeint ist.« Ich fragte mich, ob sie das denn wußte.
Der Kellner überbrachte kurz darauf schlechte Nachrichten: Die Hummerschwänze waren gerade ausgegangen. Es gab einige Unruhe, und wir alle mußten unsere Bestellung neu überdenken. Ich streckte über den Tisch meine Hand aus und berührte Max. Er zuckte zurück, als sei er von einem Ballonfisch gestochen worden. Ich hatte den Fehler begangen, an ein wundes Nagelhäutchen zu stoßen (Max kaut an den Fingernägeln). Ich war peinlich berührt — Bev hatte gesehen, wie er seine Hand zurückzog. Vielleicht denkt sie, er kann mich nicht ausstehen. Vielleicht kann er mich wirklich nicht ausstehen. Sei doch nicht lächerlich, dachte ich. Ich sah auf und beobachtete, wie Max sich mit seinem Vater unterhielt. Er schien überhaupt nicht bemerkt zu haben, daß ich diesem vorübergehenden und dennoch sehr heftigen Anfall von Unsicherheit erlegen war. Wie kann er es wagen, meine Gedanken nicht jederzeit zu ahnen, dachte ich. Mein Hals verkrampfte sich, und ich verschluckte mich an meinem Wein.
Die Unterhaltung, ein Monster mit fünf Köpfen, drehte sich um Autounfälle und Krebs (oder schlicht »diese schreckliche Krankheit«), um Tratsch über Berühmtheiten und den schlechten Geschmack anderer Leute. Alle sprachen gleichzeitig. Ich beschäftigte mich, indem ich mir Mozzarellastäbchen und Knoblauchbrot in den Mund stopfte. Während einer Pause in dem Geplänkel sagte Bev: »Max, deine Freundin hat ja ganz schön Appetit.« Sie hatte das wohl nett gemeint.
Endlich kam der Hauptgang. Ich hatte Flunder bestellt. Meine Backkartoffel war in Alufolie eingewickelt. Max’ Steak sah ungefähr so halbgar aus, wie es meine Pläne waren, aus dem nächsten Bullauge zu springen. Er ließ es aber nicht zurückgehen, da er keinen Ärger machen wollte. Bev fragte: »Willst du es noch etwas länger gebraten haben? Ich rufe sofort den Kellner.«
Max sagte: »Es ist völlig in Ordnung.«
»Es ist zu rot, du wirst Sodbrennen davon bekommen«, warnte sie ihn. »Laß es zurückgehen. Ich werde noch nicht anfangen zu essen. Ich warte auf dich.«
Walter fragte: »Was ist denn los? Braucht es noch etwas Feuer?«
»Es ist vollkommen in Ordnung«, wiederholte Max.
»Es ist blutrot, ihm wird übel werden davon«, sagte Bev zu Walter.
»Mehr Feuer wäre besser.« Sie nickten im Chor. Max, auch noch ein Zappelphilipp, schnitt sich fast in die Hand, als er protestierend mit dem Steakmesser in der Luft umherwedelte. Seine Mutter blickte mich bittend an.
Ich sagte: »Wenn du noch mehr Feuer brauchst« — eine Redewendung, die ich in diesem Zusammenhang übrigens noch nie in meinem Leben gehört hatte — , »dann solltest du auch mehr Feuer bekommen.« Ich holte den Kellner und machte in einem ziemlich ungeschickten Versuch, Bev zu erfreuen, einen Aufstand: »Das hier sagt noch >Muh<«, sagte ich und deutete auf Max’ Teller. »Es geht um dein Trinkgeld, mein Freund.« Der Kellner sauste in Richtung Steuerbord zur Kombüse, den Fleischteller fest im Griff. Max’ Besteck hing mitten im Schnitt über einem Phantomteller. Er trug nichtgerade sein glücklichstes Lächeln auf dem Gesicht.
Bev sagte: »Sie passen ja sehr gut auf meinen Max auf.« Dann lächelte sie und kniff mir mit ihren langen rosa Fingernägeln in die Wange. »So ein hübsches Mädchen.«
»Laß sie in Ruhe, Bev. Siehst du nicht, daß ihr das peinlich ist?« meinte Walter. Die Unterhaltung setzte wieder ein, als sei sie nie erstorben. Ich sah Max über den Tisch hinweg an. Er sah nicht zufrieden aus.
»Das hier sagt noch >Muh<?« flüsterte er mir wütend zu. »Vielleicht willst du mir das Fleisch auch vorschneiden?« Eindeutig ein Fall von auf mich projizierter Wut, die eigentlich der überfürsorglichen Mutter galt, dachte ich.
Lenny, Max’ sehr viel kleinerer und sehr viel verheirateterer Bruder, redete über seine Lieblings-Baseballmannschaft, die New York Mets (welch ein Lokalpatriot) . Er tupfte sich häufig den Schnurrbart mit einer Serviette ab. Er schien nervös zu sein und kaute auch an den Fingernägeln, wie Max. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, daß Bev mich beobachtete. Ich starrte auf meinen Teller, um ihren Blick nicht erwidern zu müssen. Ich schaute Max an. Er fing meinen Blick auf und wandte sich dann ab. Die restliche Zeit, die das Abendessen dauerte, verbrachte ich damit, mich zu fragen, was eigentlich sein Problem war. Wir waren in der nächsten halben Stunde ziemlich erfolgreich damit, uns weder anzufassen noch zu unterhalten.
Der Kaffee und die Nachspeise kamen und wurden wieder abgetragen. Lenny hatte ein Auto und war so freundlich, uns anzubieten, uns später nach Hause zu fahren. Max sagte: »Kannst du Wanda zuerst in Park Slope absetzen und mich dann bis zur Upper East Side mitnehmen?«
Lenny sagte: »Kein Problem.« Vielleicht nicht für ihn. Ich blinzelte in Richtung meines Freundes. Wir hatten zum ersten Mal seit dem Gang mit der Alufolie wieder Blickkontakt.
Max erklärte: »Ich muß morgen früh aufstehen. Viel zu tun im Büro. Ich muß schlafen.« Die ganze Zeit, während er redete, glitzerten seine Augen nicht ein einziges Mal. Ich versuchte zu erkennen, was um Himmels Willen schief gelaufen war.
Ich sagte: »Du mußt mir nichts erklären. Ich habe dich ja schließlich nicht an der Leine.« Der ganze Tisch wurde leiser, um zuhören zu können.
»Es tut mir leid, Wanda«, sagte er. »Ich will nur heute abend allein sein. Was ist denn daran so schlimm?« Projiziert schon wieder, dachte ich. Eindeutig war es für ihn schlimm.
Ich wandte mich Bev zu. »Er hat nur Angst, daß er an Sie denken muß, wenn wir heute nacht miteinander bumsen.« Ihre Kinnlade fiel herab. Großmama keuchte auf. Großpapa griff sich ans Herz. Max sah mich an, als wünschte er, ich wäre tot. Das war der Moment, in dem ich ging (über die Schiffsplanke, sozusagen). Auf dem Weg hinaus steckte mir unser Kellner einen Haferflockenkeks in Form eines Walfisches für den Rückweg zu.
Weniger als vierundzwanzig Stunden später hielt der D-Train endlich an der Seventh Avenue in Park Slope, Brooklyn. Meine Haltestelle. Ich stieg aus. Nun, da ich es mir gestattet hatte, über gestern abend nachzudenken, konnte ich auch gleich an nichts anderes mehr denken. Ich machte einen Umweg durch den Regen zum Getränkemarkt an der Ecke. Ich kaufte eine Literflasche Mescal Tequila, ließ sie in meine Manteltasche sinken und ging die beiden nassen und menschenleeren Blocks entlang zu meinem Brownstone-Apartmenthaus auf der Flatbush Avenue.
Otis lümmelte nicht wie sonst häufig an der Wohnungstür herum, als ich öffnete. Ich fand sie in meinem Schlafzimmer, wo sie auf meinem Futon schlief und sich ihre Puppe Mr. Mousie unter das Kinn geklemmt hatte. Es war ein so rührender Anblick, daß ich ihn unbedingt mit meiner Polaroidkamera festhalten wollte. Der Blitz schreckte sie auf. Unter meiner Kommode sah sie dann schon weniger photogen aus. Ich zog mich aus und warf mich in einen Jogginganzug und ein T-Shirt. Dann zog ich mir Wollsocken an und steckte mir die Haare mit einer Klammer zusammen. All das erinnerte mich an meine Max-losen Zeiten als Single. Es war mir vertraut und gar nicht mal so schrecklich. Ich überdachte vergangene Beziehungen. Nein, das sage ich nur im Scherz. Ich hasse es, darüber nachzudenken. Statt dessen stellte ich mir Max vor. Daß er in seinem Büro sitzt, sich sehnsüchtig ein Polaroidphoto von mir in merkwürdiger Unterwäsche ansieht und sich unter dem Schreibtisch reibt. Es hat schon einige reichlich schwer atmende Gespräche zwischen dort und hier gegeben. Ich zwang mich, damit aufzuhören, über Sex nachzudenken. Vielleicht hätte ich doch nicht diese Literflasche kaufen sollen.
Ich schlurfte auf Socken in meine Durchgangsküche mit Wohnzimmer. Otis trabte an meiner Seite. Meine Wohnung ist für Manhattan groß, für Brooklyn normal und für jeden Maßstab unordentlich. Die krallengezeichneten Möbel standen schräg. Es gab Zeitschriften auf dem Boden, Abwasch im Waschbecken — genau, wie Otis und ich es mögen. Ich zündete meine hundertste Zigarette des Tages an und lehnte mich an die hölzerne Arbeitsplatte, die mitten in meiner Küche steht. Otis sprang hoch und miaute um ein Stückchen Katzenminze. Sie schafft es schon nicht mehr, eine Nacht ohne das Zeug auszuhalten. Ich überlegte, ob ich nicht einmal versuchen sollte, etwas davon zu rauchen, aber dann erinnerte ich mich, was passiert war, als meine Freunde in der High School und ich versucht hatten, Muskat zu rauchen. Eine von uns (in Ordnung, ich geb’s zu, ich war’s) mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Mit der Bananenschale war das nicht passiert.
Ich gab Otis also ein Stück Katzenminze und nahm mir die Flasche Tequila und meine Zigarettenpackung — Vorräte. Ich ließ mich auf meiner Couch nieder, die Beine vorne ausgestreckt. Ich gönnte mir einen Schuß Mescal, um meinen Abend allein, mit ganz besonderer Zeit für mich selbst, zu feiern. Dann fing ich an, die vielen großen Rätsel der Welt, die ich heute abend lösen würde, aufzulisten. Otis tänzelte heran. Sie roch an der Flasche auf dem Tisch, zuckte zusammen und lief fort. Ich konzentrierte mich auf den Jungen mit dem Khat, kam dann aber irgendwie wieder auf Max. Nach ungefähr fünf Khat-Max-Runden fragte ich mich, ob ich wohl meine Zeit verschwendete. Ich wandte mich dem Telefon neben der Tequilaflasche zu. Ich streckte die Hand aus, ließ meine Hand magisch über dem Hörer schweben und versuchte, es durch meinen Willen zum Klingeln zu zwingen. Es tat mir alles so leid. Und besonders leid tat es mir, daß ich überhaupt zu diesem Abendessen gegangen war.
Nichts passierte. Ich schaute auf meine Uhr, die im Dunkeln leuchten kann. Wenn das Telefon in fünf Minuten nicht klingelt, dachte ich, dann werde ich aufhören, aktiv zu warten. Ich erinnerte mich an dieses Spiel, das ich schon mit Anfang zwanzig gespielt hatte, aber damals hatte ich mir noch drei Stunden Zeit gelassen. Wenn die Phase des aktiven Wartens vorbei war, dann begann die Phase des aktiven Anrufens, in der ich ihn anrief und anbettelte, doch bitte zu mir zurückzukehren. Ich hatte mir geschworen, daß mir das nie wieder passieren würde. Es war mir egal, wieviel jemand mir bedeuten mochte. Ich sah auf die Uhr. Noch eine Minute des aktiven Wartens, ehe das aktive Anrufen und Betteln, er möge doch bitte zurückkommen, beginnen sollte...
Das Telefon klingelte. Meine Zigarette flog durch das Zimmer. Ich wußte in meinem tiefsten Inneren, daß es Max war. Ich hatte eine halbe Sekunde Zeit, mich zwischen sexy und reumütig zu entscheiden. Ich entschied mich für distanziert und gleichgültig. Ich holte nur noch meine Zigarette zurück, um eine Feuersbrunst zu vermeiden, und hob lässig den Hörer von der Gabel.
»Ja?« grunzte ich hinein. Wer hätte dem schon widerstehen können?