– 12 –

 

 

Nach dem Telefonat zwischen Mike Köstner und Peter Groß nahm ER die Kopfhörer ab und sah sich die übertragenen Fotos von Köstners Handy an. Geheucheltes Familienidyll und ein dümmlich dreinschauender Elch!
Aus der blechernen Kaffeetasse hüpften inzwischen kleine Spritzer der kochenden Flüssigkeit heraus und verdampften, schwach zischend, im Feuer darunter. Er zog seinen Ärmel bis über die Hand, griff die Tasse und ließ etwas von ihrem Inhalt in seinen Mund laufen. Der explodierende Schmerz auf seiner Zunge entspannte ihn soweit, dass er wieder klar denken konnte.
Dieser Peter Groß war ein harter Brocken! Erschießt erst ein Kind und fickt dann, nur ein paar Tage später, seine Ärztin. Groß hatte nichts gelernt, hatte nichts von seiner Doppelmoral begriffen und glaubte immer noch, der Gute zu sein! Er hätte den Jungen lieber selbst auf den richtigen Weg schicken sollen, anstatt ihn für die Läuterung eines Bullen zu missbrauchen. Ja, das hätte er tun sollen! Erst den Jungen langsam in einen besseren Zustand überführen und dann diesen Bullen in die sichere Hölle schicken. Aber auf Peter Groß würde die Hölle noch etwas warten müssen, er war einfach zu weit weg und der andere Auftrag seines Dämons musste zuerst erfüllt werden. Oder vielleicht konnte man der Hölle auch beides schenken …
Wieder fiel sein Blick auf den Elch, der ihn fragend vom Monitor her anglotzte. Das war wieder typisch, dachte er. Auf der einen Seite ein Tier, dem Intrigen und falsche Moral völlig fremd waren, und auf der anderen Seite ein Mensch, der falscher nicht hätte sein können.
Gerne hätte er noch länger darüber nachgedacht, aber da er nicht wusste, wann die Köstners zurückkommen würden, musste er hinunter zum Haus, um seine Akkus zu holen. Er löschte das Feuer und machte sich auf den Weg.