XII
Lowalat ist ein wirklich ein schönes Beispiel. Ein Musterbeispiel sozusagen. Dafür, dass ein Wort im Dialekt das genaue Gegenteil von dem heißen kann, was es auf Hochdeutsch bedeutet.
Lowalat kommt vom hochdeutschen lau. Besser gesagt: Lau kommt von lowalat: weil ja zuerst der Dialekt da war – und dann lang nix – und dann erst ist irgendwann einmal das Hochdeutsche gekommen. Hat ja erst erfunden werden müssen. Von einem gewissen Martin Luther. Der war angeblich so wampert, dass ein Tischler bei dem seinen Schreibtisch so einen Halbkreis ausschneiden hat müssen. Sonst wär er mit den Händen gar nicht bis zum Papier gekommen. Wird sich der Tischler heut noch im Grab umdrehen. Praktisch mitschuldig an der Erfindung von dem depperten Hochdeutsch.
Das aber nur so nebenbei. Wo waren wir gleich noch? Richtig: beim Gegensatz zwischen lau und lowalat! Obwohl: Eigentlich handelt es sich ja genau genommen nicht um einen Gegensatz, sondern um einen Widerspruch. Die zwei Wörter bedeuten ja genau das Gleiche – nur dass der Wortinhalt anders bewertet wird. Aber schon ganz anders!
Lau ist grundsätzlich was Positives – vom lauwarmen Wasser bis hin zum lauen Mailüfterl –, während lowalat eindeutig was Negatives ist. So einen lowalaten Händedruck, dass du glaubst, du hast einen warmen Leberkas in der Hand – den kann die Gucki überhaupt nicht verputzen. Noch weniger aber einen Menschen, der als ein Ganzer lowalat ist: nicht ja – nicht nein, nicht Fisch – nicht Fleisch! Brr!
Noch ärger ist da nur mehr ein lowalates Fußballspiel. So wie jetzt. Freitag, 25. Juni: Brasilien–Portugal. Für so ein Spiel ist ja das Wort lowalat noch eine Untertreibung!
Hat der Turrini wirklich recht gehabt, dass er daheimgeblieben ist. Schlafen kann er daheim auch. Letzten Sonntag, wie Brasilien gegen Elfenbeinküste gespielt hat, hat ihn die Gucki ja mitgenommen. In Mandi’s Saustall. Hat aber auch nix genutzt, dass er immer aufmunternd gebellt hat, wenn die Brasilianer am Ball waren. Haben trotzdem lowalat gespielt.
Weil aber das heutige Spiel – eigentlich ist es ja kein Spiel, sondern ein einziger Krampf – weil also das heutige Gegenteil von einem Spiel genauso öd ist, kann sich die Gucki ein bisserl Sorgen um ihren kleinen Turrini machen. Muss sie ja sogar.
Aber nicht weil ihm der Leo bei ihrer letzten Wirtshaustour beigebracht hat, dass er beim Horst-Wessel-Lied mitwinselt. Die politische Einstellung von ihrem Hund ist der Gucki völlig wurscht. Nicht wurscht kann ihr allerdings sein, dass sich ihr Turrini-Burli langsam, aber sicher versauft. Wie lang wird das seine kleine Leber noch aushalten?
„Ob sie in der Trinkerheilanstalt Kalksburg auch Hunde nehmen?“, fragt sich die Gucki jetzt. Und bestellt schnell noch ein Bier. Bevor die erste Halbzeit um ist. Eh erst das vierte! Und gestern hat sie sowieso keinen Tropfen getrunken. Wenn man von den sechs Halben zum Frühstück absieht. Aber sie hat sich ja von den steirischen Harley-Fahrern standesgemäß verabschieden müssen.
Und mit dem Leo hat sie dann sowieso nur mehr vier Bier getrunken. Und vielleicht den einen oder den anderen Whiskey. Wie sie den Turrini abgeholt hat. In Frankys Bar. Ist ja schließlich ihr Stammwirtshaus. Und außerdem ist das bei ihr was anderes. Weil sie kein kleiner Hund ist, sondern eine große Frau!
Weil aber die Gucki wirklich keine Lust hat, noch länger an das Thema Alkohol zu denken, denkt sie wieder einmal über ihren Mörder nach. Praktisch die ganze zweite Halbzeit. Die genauso fad ist wie die erste.
Irgendwie auch ziemlich lowalat, der ganze Fall. Damit mein ich jetzt natürlich nicht die Morde an sich – die sind eh spektakulär. Damit mein ich die Ermittlungen von der Gucki. Ziehen sich dahin wie ein Strudelteig. Da brauchst du schon eine ziemlich eine Geduld.
Hat sie aber nicht, die Gucki. Ist bei ihr einfach nicht drin, Geduld! Dafür hat sie einen Dickschädel, dass es die Hälfte auch tät. Sprich: Hartnäckigkeit, wenn nicht sogar Sturheit. Kommt aber eh aufs selbe hinaus – wenn du mich fragst. Weil Sturheit ja nichts anderes ist als eine ziemlich aggressive Form von Geduld.
Dass wir uns da nicht falsch verstehen: Bei ihrer Arbeit als Altenbetreuerin – die Gucki hat ja ihr Praktikum um fünf Wochen verlängert – bei ihrer Arbeit im Altersheim also ist die Gucki kein bisserl aggressiv. Ganz im Gegenteil: Liebevoller geht es gar nimmer!
Aber so nebenbei hat sie heute wieder von sechs bis sechzehn Uhr etliche Heimbewohner ausgequetscht wie eine Zitrone. Nur halt nicht mit Daumenschrauben, sondern mit Freundlichkeit und Witz. Wenn sie die jungen Männer auch so gut behandeln tät wie die alten, wär sie schon längst dreimal verheiratet und hätte mindestens fünf Kinder. Aber das ist eine andere Geschichte!
In St. Hans sind wir grad! Liebevolle Verhörtechnik hin, liebevolle Verhörtechnik her – trotzdem hat die Gucki so gut wie nichts herausgekriegt. Zumindest nichts über den Mörder. Über die Abgründe der Altenpflege sehr wohl!
Ist der Gucki schon vom allerersten Tag an aufgefallen, dass die Hungerbauer Erni in St. Hans eine Sonderbehandlung genießt. Um die hat sich die Mayerhoferin höchstpersönlich gekümmert. Ich mein: nicht dass ihr die Frau Heimleiterin persönlich den Arsch ausgewischt hätt – das dann auch wieder nicht. Aber bei der Erni hat das Arschauswischen nicht nach der Stoppuhr gehen müssen. Und auch sonst: Die Erni ist einfach bevorzugt behandelt worden.
Hat die Gucki ziemlich schnell herausgefunden: warum? Weil die Erni Geld hat – nicht nur ein Taschengeld wie alle anderen. Das muss man jetzt vielleicht ein bisserl erklären. Wenn du ins Heim gesteckt wirst, kostet das natürlich ein Geld. Viel Geld sogar! Wird dir deine Rente oder deine Pension gepfändet. Bis auf zehn Prozent Taschengeld.
Reicht ja sowieso nicht, die Pension. Weil ein so ein Heimplatz ja viel mehr kostet, als wie die meisten Pension haben. Inklusive Pflegegeld. Müsste man dann dein Vermögen pfänden. Also Bargeld, Wertsachen, Haus und Grund. Ja, müsste man! Kann man aber nicht! Weil die alten Leute natürlich so vif sind, dass sie ihren ganzen Besitz vorher den Kindern oder den Enkerln schenken. Damit nicht alles, was sie in ihrem Leben erwirtschaftet haben, fürs Altersheim draufgeht.
Musst du aber wirklich vorausschauend sein. Weil du deinen Besitz mindestens zehn Jahre vorher verschenkt haben musst, bevor du im Altersheim landest. Sonst kann der Staat erst wieder auf dieses Vermögen zurückgreifen. Und deine lieben Verwandten haben dann so einen Zorn auf dich, dass sie dich nicht einmal mehr am Muttertag oder zu Weihnachten im Altersheim besuchen.
Ist natürlich ein Schmarrn, das Ganze! Auf der einen Seite kann sich der Staat – ist gleich Steuerzahler – die Altenpflege nimmer leisten. Weil die alten Leute immer mehr und immer älter werden. Und auf der anderen Seite kriegen die Jungen einen Haufen Geld dafür, dass sie ihre Alten ins Heim abschieben. Sogar die Schenkungssteuer haben sie abgeschafft, diese Volltrottel von Politiker!
Aber das gehört nicht da her! Bei der Hungerbauer Erni waren wir. Die hat die Gucki ja schon kennengelernt, bevor sie noch Praktikantin war. Wie sie die Leiche von der Alena untersucht hat. Da ist ja – wie schon gesagt – eine alte Frau dahergekommen und hat sich die Mordwaffe unter den Nagel gerissen. Das war die Erni.
Ist aber nicht immer so verwirrt, die Frau Hungerbauer. Kann auch ganz schön herrisch sein, wenn sie will. Und sie will! Weil sie halt einmal so eine ist, die um nichts bitten muss. Weil sie anschaffen kann. Und weil sie das auch weiß. Und genießen tut sie es auch.
Ist sie natürlich mit der Gucki schon am allerersten Tag zusammengekracht. Weil es die Erni einfach gewohnt ist, dass sie ihren Grant und ihre Herrschsucht an den Pflegerinnen auslasst.
„Sekkier wen anderen, Erni!“, hat ihr die Gucki gleich ziemlich barsch erklärt. „Das kannst du von mir aus mit den armen Slowakinnen machen, aber nicht mit mir! Und dein Trinkgeld kannst du dir sowieso in deinen verschissenen Arsch schmieren!“
Ist die Erni schon baff gewesen. Sowas hat sie noch nie erlebt, seit sie in St. Hans ist: dass sie ihre Machtansprüche nicht einmal mit einem fürstlichen Trinkgeld durchsetzen kann.
„Und?“, wird man sich fragen. „Was hat sie jetzt getan, die Erni? Ist sie gleich zur Heimleitung gerannt – die Gucki verscheagln?“ Also: Ein Mühlviertler wird sich das fragen – ein Auswärtiger natürlich nicht. Der sagt ja statt verscheagln verpetzen.
Wie dem auch sei – auf jeden Fall eine berechtigte Frage. Ich hätt mir ja auch erwartet, dass sich die Erni das nicht gefallen lasst. Aber so kann man sich täuschen! Die Erni ist zwar tatsächlich auf der Stelle zur Mayerhoferin marschiert. Aber nicht, um die Gucki anzuschwärzen – nein, um die Gucki zu loben! Über den grünen Klee zu loben! Wie tüchtig, wie herzlich, wie jugendfrisch die neue Praktikantin doch ist. Wortwörtlich: „Jugendfrisch!“
Kurzum: Die Erni hat darauf bestanden, nur mehr von der Gucki betreut zu werden. Und weil sie der Frau Heimleiterin auch gleich einen Hunderter gerieben hat, hat die natürlich nicht Nein gesagt. Und einen neuen Dienstplan geschrieben.
Hat die Gucki also jeden Tag in der Früh als Allererstes zur Erni gehen müssen. Hat im ersten Moment natürlich den Verdacht gehabt, dass das nur eine neue Bosheit ist. Praktisch Falle: die Spinnerin, die ihr Opfer ins Netz lockt. Hat sich aber gründlich getäuscht, die Gucki. Ist nämlich ziemlich schnell draufgekommen, dass hinter der ganzen Arroganz und hinter der ganzen Herrschsucht der Hungerbauer Erni ein einsamer und trauriger Mensch steckt.
Ein einziges Mal hat sie Besuch gekriegt, die Erni. Seit die Gucki in St. Hans ist. Und der ist auch nur mit einem protzigen Blumenstrauß hereingeschneit und dann sofort wieder verschwunden. So ein geschlecktes Burli mit einer Familienpackung Gel in den Haaren. Dazu eine Gesichtsfarbe, wo du sofort weißt: Der hat nicht nur eine Jahreskarte fürs Solarium – der nutzt sie auch aus! Und jede Menge Goldketterl sowieso. „Halt ein typischer Golf-GTI-Fahrer!“, wie die Gucki mit einem kurzen Blick aus dem Fenster festgestellt hat.
Am dritten Tag ist die Gucki dann aber draufgekommen, dass die Erni noch mehr draufhat. Dass hinter dem traurigen Menschen noch einmal was verborgen ist. So wie bei diesen russischen Holzpuppen, wo innen drinnen dann eine kleinere steckt – und in der wieder eine kleinere – und so weiter. Ist unter der traurigen Erni auf einmal eine extrem lebenslustige Frau zum Vorschein gekommen. Mit einem Lachen, das so ansteckend war wie Pest und Cholera miteinander.
Jetzt sind wir aber auch schon da, wo wir hinwollen: bei den Abgründen der Altenpflege. Heut in der Früh ist die Mayerhoferin auf einmal mitten beim Frühstück ins Erni-Zimmer hineingeplatzt. Mit einem auffallend gutaussehenden Mann im Schlepptau. Groß, schlank, dunkel, die Schläfen leicht angegraut, der Schnurrbart aber noch schwarz, Sommeranzug in Olivgrün – kurzum: ein Bild von einem Mann!
„Hat sich die Erni mit ihrem vielen Geld einen Nobel-Callboy herbestellt?“, fragt sich die Gucki.
Aber nein! Wo die schon wieder hindenkt? Der schöne fremde Mann ist kein Mann, sondern ein Herr. Nämlich der Herr Notar. Der sich extra wegen der Erni von Weißenbach herbemüht hat. Mit einem dazupassenden Jaguar XJ 6 in Britisch Racing Green.
Steht ja direkt neben der Gucki ihrem Karmann Ghia. Passen farblich gut zusammen, die zwei. Das helle Rot vom Karmann und das dunkle Grün vom Jaguar. Wie gut täten da erst der Herr Notar und die Gucki zusammenpassen: er im eleganten Anzug – sie in Lederjacke und Jeans. Wie Tag und Nacht! Muss die Gucki jetzt direkt selber lachen, wie sie sich den Herrn Notar als Vater ihres Kindes vorstellt.
Ein bisserl geht ihr nämlich schon der Reis. Dass sie womöglich schwanger ist. Hat ja nicht gut fragen können: „Du, Pezi, haben wir jetzt gestern miteinander geschnackselt – ja oder nein?“
Und von selber hat er auch nichts gesagt, der Pezi. Wie sie ihn aufgeweckt hat. Nur: „Nie wieder einen Tropfen Alkohol!“ Das aber gleich ein paar Mal.
Während die Gucki jetzt gemeinsam mit der Vivi Morgenpflege am Fließband macht, hat sie ihre Sorgen aber auch schon wieder vergessen. Weil sie sich über die Vivi zerkugeln muss.
„Du haben gesehen scheenes Mann?“, fragt die Vivi. „Ist diese Mann dritte Mal bei Erni in eine Monat. Meglich, will machen Hochzeit mit Erni und erben die viele Geld?“
Erwacht in der Gucki natürlich ihre kriminalistische Neugier. Der Notar will die Erni nicht beerben. Aber wer dann? Kommt eigentlich nur die Mayerhoferin in Frage. Drum ist die Gucki aus der Erni ihrem Zimmer hinausgeschmissen worden: damit sie nicht mitkriegt, wie die Frau Heimleiterin die alte Frau herumkriegt!
Jetzt wird man sich natürlich schon die längste Zeit fragen, wie das die Gucki zusammenbringt, dass sie allein in der zweiten Halbzeit von Brasilien–Portugal so viel denkt. Eine berechtigte Frage.
Aber erstens kann die Gucki das wirklich gut: mehrere Sachen gleichzeitig machen. Und zweitens war es ziemlich ruhig in Mandi’s Saustall. War ja Nachmittag. Sprich: Außer der Gucki und dem Mandi sind nur ein paar Schichtarbeiter vor dem Fernseher geknozt. Hat die Gucki locker nachdenken können.
Jetzt wird es langsam, aber sicher voller und damit auch lauter. Weil ja schon bald das nächste Spiel kommt. Spanien–Chile. Tut sich die Gucki mit dem Denken schon schwerer. Weil sie sich die eine oder andere boshafte Bemerkung über die Brasilianer anhören kann. Die zwar nach einem 0:0 aufgestiegen sind, aber halt absolut glanzlos.
Das hat sie jetzt davon, die Gucki. Dass sie unbedingt im brasilianischen Nationaldress im Saustall sitzen muss. Noch dazu als einzige Frau! Wenn man von der Herta absieht. Aber die zählt nicht. Ist ja die Frau vom Wirt. Muss ununterbrochen rennen. Weil der Mandi beim besten Willen nicht selber bedienen kann. Weil der Sport halt einmal seine ganze Leidenschaft ist. Obwohl man ihm das auf den ersten Blick gar nicht ansehen tät. So einen Meter sechzig, dafür aber hundertzehn Kilo wird er schon haben. Lässt aber kein einziges Sportereignis im Fernsehen aus. Kennt sich daher schon ein bisserl aus im Fußball.
Drum wettet er jetzt mit der Gucki, dass die Chilenen am nächsten Montag gegen Brasilien gewinnen. Bleibt der Gucki nichts anderes über, als dass sie dagegen wettet. Obwohl sie total angefressen ist auf die Brasilianer. Aber so ist es halt einmal: einmal Brasilien – immer Brasilien!
Versteht sich von selber, dass die zwei nicht um ein Fassl Bier wetten, sondern um zehn Halbe. Erstens hat der Mandi dann auch als Wirt was davon. Und zweitens sind zehn Bier genau die Menge, die man während einem Fußballspiel kommod trinken kann. Mehr wäre übertrieben. Weil man es dann mit dem Klogehen nicht bis zur Halbzeit beziehungsweise bis zum Schlusspfiff schafft.
Während jetzt alle Gäste von Mandi’s Saustall und natürlich auch der Mandi selber wie gebannt in den Fernseher glotzen, schaut die Gucki zwar auch hin, aber halt nur hin – und nicht hinein. Weil sie wieder einmal ins Narrenkastl schaut. Weil ihr noch immer der heutige Vormittag durch den Kopf geht.
Meingott, war das peinlich! Was hat sie sich dabei nur gedacht? Wie sie den Notar bei seinem Jaguar abgepasst hat. Wie sie hingebungsvoll seine Windschutzscheibe geputzt hat. Wie sie gleich zwei Knöpfe von ihrer Arbeitsbluse aufgemacht hat. Wie sie ihn gefragt hat: „No, ist der Herr Doktor praktisch schon Stommgost bei die Frau Hungerbauer? Muss hoben jede Menge zu die vererben? Wer wird denn sein der Glickliche?“
„Wie Sie wissen, bin ich leider an die Amtsverschwiegenheit gebunden. Leider!“, hat der Herr Doktor geantwortet. Und beim zweiten leider schon ziemlich vielsagend in ihren Ausschnitt geschaut. Weil die Gucki wieder einmal trotz Dienstvorschrift so gar keinen BH angehabt hat. Hat sie sich direkt schon Hoffnungen gemacht, die Gucki. Und die Windschutzscheibe noch zärtlicher gestreichelt. Hat ihre Hoffnungen aber jäh begraben müssen.
„So wunderschön Ihr slawischer Akzent auch ist, Gnädige Frau – Sie müssen mich jetzt leider entschuldigen! Die Pflicht ruft!“, hat der Herr Doktor dann nämlich gesagt. Bevor er sich mit einem Lächeln verabschiedet hat: „Übrigens, Danke fürs Scheiben-Putzen, Frau Magister Wurm! Beim nächsten Mal bleib ich länger – dann können sie sich über den Rest vom Jaguar hermachen!“
Pah! Das war kein Lächeln – das war ein Grinser! Der grinst ja noch immer übers ganze Gesicht, dieser arrogante Saubeutel von einem Notar!
Und jetzt wendet er seinen blöden Jaguar, schaltet die Scheinwerfer ein, lässt den Motor ein paar Mal am Stand aufheulen und rast auf die Gucki los. Sie will wegrennen, steht aber da wie angewurzelt. Geduckt kommt der Jaguar auf sie zugeschossen. Wirklich wie eine Raubkatze! Im nächsten Moment wird er sie auch schon in der Luft zerfetzen.
Es ist aber nur der Mandi, der die Gucki hin und her beutelt. Weil Sperrstund ist. Weil sie mitten im schönsten Fußballspiel eingeschlafen ist.