Einleitung
Mal Hand aufs Herz: beherrschen Sie die deutsche Grammatik? Die meisten werden darauf wohl ehrlich mit „Nein“ antworten müssen. Sprechen Sie trotzdem korrekt Deutsch und verwenden Sie vor allem die Verbzeiten richtig? Natürlich. Auch Kinder, die noch nicht in die Schule gehen und folglich keinen Grammatik-Unterricht hatten, sprechen ihre Muttersprache richtig. Das heißt also, wir haben alle einen Referenzrahmen im Kopf, nach dem wir Ereignisse zeitlich einordnen und sprachlich entsprechend umsetzen.
Wenn wir dann anfangen, Fremdsprachen zu lernen, ist die Grammatik ein fester Bestandteil des Unterrichts und wir beginnen zu glauben, dass wir die neue Sprache sprechen könnten, wenn wir erst einmal die Grammatik-Regeln beherrschen. Aber ist das wirklich so? Haben Sie Englisch in der Schule gelernt und vielleicht an weiteren Sprachkursen teilgenommen und fühlen sich trotzdem unsicher, was den richtigen Gebrauch der Verben angeht? Dann geht es Ihnen wie den meisten der Teilnehmer meiner Englisch-Kurse. Selbst sehr fortgeschrittene Lerner machen auch nach Jahren noch dieselben Fehler, obwohl sie auf Nachfrage häufig die Regeln für den Gebrauch der Verbzeiten nennen können.
Warum ist das so? Beim Sprechen der Fremdsprache haben Sie natürlich keine Zeit, die gelernten Regeln alle im Kopf durchzugehen und sich zu fragen, welche denn in der aktuellen Situation wohl zutrifft. Wenn Sie das bei jedem Satz machen würden, könnten Sie Ihren Gesprächspartner wahrscheinlich nur noch als kleinen Punkt am Horizont ausmachen, bis Sie Ihren Satz endlich formuliert haben. Stattdessen verwenden Sie wahrscheinlich eine von zwei Ausweichstrategien. Anfänger sprechen häufig einfach nur in der Gegenwartsform, auch in Zusammenhang mit vergangenheits- oder zukunftsbezogenen Formulierungen wie „gestern“ oder „morgen“. Das liegt auch daran, dass die Bildung der verschiedenen Zeitformen noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist. Die fortgeschrittenen Lerner sprechen zwar in verschiedenen Zeitformen, aber meiner Beobachtung nach verwenden sie das Ihnen selbstverständlich geläufige deutsche Referenzsystem. Und das führt leider dann manchmal zu falschen Ergebnissen.
Ziel dieses Buchs ist es deshalb, das Englische Verb-Zeiten-System in seiner Gesamtheit für Sie sichtbar zu machen. Dazu verwenden wir ein einfaches Schaubild mit 8 Feldern, das wir vier Mal für die Bildung (jeweils getrennt für die Aussagen und die Fragen/ Verneinungen) und zwei Mal für die Verwendung der Verbzeiten ausfüllen. Die drei Schritte zum Ausfüllen der acht Felder sind immer dieselben.
Mit diesen Schaubildern lernen Sie die Bildung und Verwendung aller Zeiten des Aktivs, aller Zeiten des Passiv und des Konditional (if-Sätze) in einer sehr kompakten Form. Das mag Ihnen vielleicht ein wenig überwältigend erscheinen, aber es sind wirklich nur drei Schritte, mit deren Hilfe Sie sich das ganze System jederzeit wieder selbst aufbauen können. Wenn Ihnen bisher die einzelnen Zeiten als voneinander unabhängig erschienen sind, weil in Ihrem Sprachunterricht eine Zeitform nach der anderen behandelt wurde, werden Sie nun die Zusammenhänge erkennen und es wird Ihnen klar werden, dass es sich tatsächlich um ein System handelt.
Hoffentlich hilft Ihnen dieses System genauso wie zahlreichen meiner Kursteilnehmer, die häufig die traditionellen Grammatik-Erklärungen eher verwirrend als hilfreich fanden und mit diesem System ein Aha-Erlebnis hatten und anschließend wesentlich besser zurecht kamen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
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