1. Kapitel

Erinnerungen des alten Gobbo

 

Da ist Humor, für den wir unsre heit’ren Freunde haben;

dagegen dann die Denker sich an ‘ner Verschwörung laben.

Thomas Betterton oder Anne Bracegirdle oder

William Congreve ODER Anonym:

aus dem Vorsprach zu Congreves >Love for Love<.

 

 

1

 

»Das ist wieder einer von denen, nicht wahr«, sagte der Major. Wie manche Menschen die Anwesenheit einer Katze im Zimmer erahnen, so konnte der Major einen Journalisten spüren, oder er behauptete es jedenfalls. »Es ist wirklich sehr bedauerlich. Wie lange ist es her, seit Routh ermordet wurde?«

»Acht Wochen, glaube ich.«

»Mindestens acht Wochen. Und noch immer schnüffeln hier Reporter herum wie… wie die Schweine im Perigord. Was, zum Teufel, hoffen sie eigentlich nach dieser langen Zeit noch zu finden?«

»Ich glaube nicht, daß es ein Journalist ist«, sagte Fen. Er aß den Rest Kalbfleisch-Schinken-Pastete konventionell geschmackloses Zeug, zu dem das >The Stanbury Arms< aber in besänftigender Absicht Mango Chutney servierte und trank Bier dazu. »Natürlich ist das kein Journalist, Major. Sie haben nur noch Journalisten im Kopf.«

Der Gegenstand ihres Gesprächs, der erst eine Minute vorher in den Schankraum gekommen war, erwies sich als harmlos aussehender Mann Anfang der mittleren Jahre mit schütterem Haar und einem runden, glattrasierten, gelblichen Gesicht. Seine Brauen waren dicht und sahen schmierig aus, wie mit Streichmesser aufgetragen, und er trug einen dunklen Straßenanzug. Als er sein Getränk bezahlte, betrachtete er Fen und den Major grübelnd und kam Augenblicke später, das Glas in der Hand, herüber, um sie anzusprechen.

»Entschuldigen Sie«, sagte er. »Ich bin Journalist.« Fen schnaufte verärgert. »Mein Name ist Padmore«, fuhr der Fremde mit verminderter Zuversicht fort. »J. G. Padmore. Darf ich mich zu Ihnen setzen?« Er blickte sie aus feuchten braunen Augen bange an.

»Nehmen Sie Platz, mein Lieber, nehmen Sie Platz«, sagte der Major verbindlich. Welche Schwächen er sonst auch haben mochte, seine Manieren wurden nie von seinen Vorurteilen beeinträchtigt. »Ich bin der Major, und das ist Professor Gervase Fen aus Oxford.«

»Guten Tag«, sagte Fen. »Meinen Unmut von eben bedaure ich. Es war der Major, über den ich mich geärgert habe, nicht Sie.«

»Ja, ich ärgere die Leute leider oft«, sagte der Major, erfreut über Fens Tribut. »Unter anderem rede ich zuviel. Ja, nun, wie ich gerade sagte, Fen ist Professor und kommt aus Oxford. Er verbringt hier seinen Studienurlaub, um ein Buch zu schreiben. Es soll vom modernen Roman handeln. Vom Nachkriegsroman, meine ich. Vom britischen Nachkriegsroman.« Er schien der Ansicht zu sein, daß Padmores Beruf die Vertrautheit mit allen diesen Einzelheiten erforderte, bevor Weiteres sich zutragen durfte.

»Burgess, Anthony«, steuerte Fen hilfreich bei. »Amis, Kingsley. Lessing, Doris. Howard, E. J. Drabble, Margaret… Brooke-Rose, Christine.«

»Hysteron proteron«, sagte der Major.

»Hysterons Werke kenne ich nicht«, sagte Padmore. »Aber die anderen sind natürlich alle sehr sind alle sehr – «

»Schön und gut«, schlug der Major vor.

»Aber wie Sie gemerkt haben, bin ich noch immer erst im Karteikarten-Stadium.« Und auch nicht versessen darauf, darüber hinauszukommen, deutete Fens Tonfall an. Er runzelte die Stirn. »Major«, sagte er, »sagen Sie Ihrem Hund, er soll aufhören, meinen Schweinskopf zu beschnuppern.«

Padmore, der in seiner Nähe weder einen Schweinskopf noch einen Hund sehen konnte, schaute sich ein wenig verstört um. Er atmete jedoch halbwegs auf, als er einen kleinen schwarzen Whippet, skelettartig wie der Werbekandidat für eine Art Tier-Oxfam, in einer Ecke an der Schanktheke einen Sack beschnuppern sah.

»Er schnuppert nur«, sagte der Major. »Er wird nicht versuchen, ihn herauszuzerren, nicht wahr; nicht so, wie Sal das tun würde.« Sal war das andere Schoßtier des Majors, eine unermüdlich schrille Cockerhündin, geliebt von keinem außer ihrem Besitzer.

»Es ist ein Schweinskopf zur Sülze«, erklärte Fen Padmore. »Ein Geschenk.«

»Von einer Mrs. Clotworthy«, sagte der Major, in dem noch immer die Mitteilsamkeit gärte. »Eine Fleischerwitwe, die gerade fünfundsiebzig geworden ist. Sie lebt hier in Burraford in einem Cottage.«

»Oh, gut«, sagte Padmore unbestimmt. »Guten Tag«, sagte er. Und dann: »Nun, wenn ich wirklich nicht störe…«

Inzwischen hatte er sich, ohne Rücksicht darauf, ob er störe, auf einer schmalen, alten, schwarzgestrichenen Bank niedergelassen, die neben dem Tisch der beiden an die Wand geschraubt war. Es gab mehrere solche Bänke im Schankraum zum Gedenken an eine seit Jahrhunderten ausgestorbene Kundschaft mit spitzen Gesäßen – , aber sonst war die Einrichtung ganz modern, von der Eichentheke mit ihren Spiegelwand-Regalen bis zu den grünen Glasplatten-Tischen und den dazu passenden Stühlen mit Kunststoffbezug. Isobel Jones, die Frau des Wirts, summte leise vor sich hin, während sie Gläser polierte. Am Kamin saß ein uralter Mann ohne Hemdkragen regungslos wie ein Reptil, und der Atem pfiff in seiner Nase wie der Wind in einem Kamin. Fred, der Whippet, hatte mit einem tiefen Seufzer auf Fens Sack verzichtet und sich hingelegt; er leckte nun abwechselnd seine Vorderpfoten und starrte den Major traurig an. Für ein Pub an einem sonnigen Samstagvormittag um halb zwölf war das keine große Besetzung, aber dafür gab es einen guten Grund: Fast alle Männer aus der Gegend, die im Vollbesitz ihrer Kräfte waren und sich normalerweise eingefunden hätten, hatte der Pfarrer dazu gezwungen, Stände und Zelte für das Herbstfest der Kirche zu errichten, das an diesem Nachmittag auf dem Grundstück von Aller House stattfinden sollte.

Padmore, der unauffällig einen Teil seines Ale-Schaums unter der vorgeschobenen Oberlippe abgesaugt hatte, stellte sein Glas mit Entschiedenheit auf den Tisch, um zu zeigen, daß er nun sozusagen sein Geschäft geöffnet hatte. »Es handelt sich um Routh«, sagte er. »Und natürlich um Hagberd.«

Da diese Mitteilung weder Fen noch den Major überraschte, sagten sie nichts, sondern nickten nur gleichzeitig und langsam, wie chinesische Mandarine. »Sehen Sie, ich schreibe auch ein Buch«, sagte Padmore. »Ich schreibe auch ein Buch. Über den Fall.« Sie nickten wieder. Plötzlich schien Padmore ein neuer Gedanke zu kommen. »Nein, das tue ich nicht«, sagte er.

Fen sah ihn verwirrt an.

»Sie schreiben kein Buch?«

»Ich meine, nicht jetzt.«

»Angefangen und wieder aufgegeben«, meinte der Major. »Schade. Wäre genau das Richtige gewesen, wenn Sie verzeihen, daß ich das sage.«

»Ich meine, um genau zu sein, es ist fertig.«

»Alles, was recht ist, mein Lieber, Sie sind aber schnell gewesen«, sagte der Major bewundernd. »Erst acht Wochen, seit die Sache passiert ist, und Sie haben schon ein Buch darüber geschrieben.«

»Heutzutage muß man bei Morden schnell sein«, sagte Padmore. »Sonst kommt einem ein Interessierter zuvor, und die Auflage halbiert sich. Ich habe mir Sorgen darüber gemacht, das kann ich Ihnen sagen. >Wird mir jemand zuvorkommen?< frage ich mich. >Oder habe ich Glück gehabt führe ich gar das Feld an?<«

»Ja, ja, mein lieber Freund, natürlich führen Sie es an.«

»Und ich kann nur antworten: >Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht wissen.<«

»Sie möchten das herausfinden, wissen können Sie’s natürlich nicht.«

»Alles, was ich tun kann, ist, so schnell wie möglich in Druck zu kommen und das Beste hoffen. Aber es ist nicht richtig.«

»Durchaus nicht richtig«, sagte der Major. »Schrecklich, zu so etwas gezwungen zu sein.«

»Ich meine, der Entwurf meines Buches ist nicht richtig«, erklärte Padmore gereizt. »Das heißt, bei neuerlicher Lektüre sehe ich nicht, daß die beiden Männer, Hagberd und Routh, treffend genug herauskommen. Sie springen einem nicht aus dem Buch entgegen.«

»Hoffentlich nicht«, sagte der Major. »Das wäre ja grauenhaft. Nein, nein, mein Lieber, ich weiß, was Sie meinen. Ich wollte nur einen Witz machen.«

»Nicht richtig abgerundet«, sagte Padmore. Er verstummte in vorübergehender Verwirrung, als sein Blick auf die Fotografie eines klapperdürren Mannequins in einer Zeitung fiel, die neben ihm auf der Bank lag. Dann erholte er sich und sagte: »Und da dachte ich, daß ich mir noch ein paar Tage Zeit nehmen und wieder hierherkommen sollte, um mit einigen von den Leuten zu reden, die sie gekannt haben, und zu versuchen, sie deutlicher zu charakterisieren.« So ausgedrückt, klang das Unternehmen gleichzeitig langwierig und unwirklich, wie Ektoplasma bei einer Séance. »Und dann wohl in gewissem Umfang umzuschreiben«, schloß er freudlos.

»Mich anzusehen, hat da keinen Zweck, fürchte ich«, sagte Fen. »Ich bin erst eine Woche, nachdem es geschehen war, hier eingetroffen. Versuchen Sie es beim Major. Er hat sie gekannt.«

Aber der Major schüttelte bedauernd den Kopf.

»Nur vom Guten-Tag-Sagen. Und ich möchte meinen, daß Sie das von den meisten Leuten hören werden. Schrecklicher Mensch, dieser Routh. Und Hagberd völlig übergeschnappt, der arme Kerl. So stand natürlich niemand in engeren Beziehungen zu ihnen jedenfalls meines Wissens nicht.«

»Hagberd kam Ihnen eindeutig geisteskrank vor, wie?« fragte Padmore ernsthaft. »Schon vorher?«

»Guter Gott, ja, er war schon seit Monaten so«, sagte der Major. »Fragen Sie, wen Sie wollen. Das lag an der vielen Arbeit.«

»Aber was ich nicht verstehen kann, ist, warum niemand etwas unternommen hat, wenn schon feststand, daß er gefährlich war.«

»Aber, mein lieber Freund, das ist es ja, was keiner von uns begriffen hat. Er konnte natürlich sehr hitzig sein, vor allem gegen Routh und Mrs. Leeper-Foxe, aber wer wäre das schließlich nicht? Außerdem«, sagte der Major mit großer Sachlichkeit, »hat jeder, der auf dem Land lebt, einen leichten Klaps. Wenn wir alle anfangen würden, einander für verrückt erklären zu lassen, bliebe keiner mehr übrig.«

»Der Mord kam also völlig überraschend?«

»Tja…« Der Major legte eine kleine Denkpause ein und fuhr mit der Spitze seines rechten Zeigefingers über seinen schmalen schwarzen Schnurrbart. »Ja und nein. Das ganze Hacken und Hauen danach, nicht wahr – irgendwie paßte das durchaus zu Hagberd. Was nicht zu passen schien, war die Tat selbst.«

Padmore griff nach seinem Glas.

»Auf Hagberd; das tote Fleisch war totes Fleisch, nicht mehr«, sagte er sonor. Offenkundig zitierte er jetzt aus seinem Buch. »In der Mißhandlung«, fuhr er fort, »der Mißhandlung des toten Fleisches, heißt das, konnte demzufolge nicht das wahrhaft Böse liegen. Der Schmerz, nicht der Tod, war der Feind.« Fen und der Major merkten sich beide gleichzeitig im stillen etwas vor und verringerten die potentiellen Verkaufsziffern des Buches damit um zwei. »Ist das Ihrer Meinung nach richtig?« fragte Padmore, in die Alltagssprache zurückfallend. »Mehr oder weniger richtig?«

»Ganz richtig, mein Lieber, absolut richtig«, bestätigte der Major. »Und sehr… sehr kraftvoll ausgedrückt. Ja. Die Sache ist nur die wenn es Ihnen nichts ausmacht, daß ich das erwähne daß ich den Sinn nicht ganz einsehe, warum es überhaupt ausgedrückt wird, kraftvoll oder nicht. Ich meine, es trifft zwar zu, daß wir alle Hagberd für harmlos hielten, aber er war es doch nicht, oder? Er beachtete unsere Ansichten zum Thema überhaupt nicht und ging hin und ermordete den schrecklichen Routh trotzdem.«

An diesem Punkt mischte sich eine neue Stimme ins Gespräch ein: die Stimme des alten Mannes, der am Kamin saß.

»Hadder gar nich«, sagte sie.

 

 

2

 

Der alte Mann hieß Gobbo.

So wurde er jedenfalls allgemein genannt; sein richtiger Name, Gorley oder Gorman oder so ähnlich, war schon so lange nicht mehr im Gebrauch, daß er ihn vermutlich selbst vergessen hatte. Was den Namen >Gobbo< anging (mit Shakespeare hatte es nichts zu tun), er wurde dem jungen Gorman (oder Godwit) wegen der außergewöhnlichen Unart verliehen, sich in übertriebener Weise zu räuspern und zu spucken. Gobbo räusperte sich und spuckte nicht mehr, da seine dritte Ehefrau ihm diese anstößigen Praktiken mit einiger Mühe ausgetrieben hatte; aber der Spitzname war geblieben (der Lohn für die dritte Frau bestand, nachdem sie erschöpft ins Grab gesunken, darin, daß ein monumentaler Steinmetz, einem Mißverständnis erliegend, >Agnes Lucy Gobbo< auf ihren Grabstein meißelte). Was das übrige anging, so erweckte Gobbo, wie viele Bewohner von Devonshire abseits der ausgetretenen Touristenpfade, den Eindruck, unverändert aus einem sehr frühen Roman von Eden Phillpotts übriggeblieben zu sein. Er kicherte geil bei Bemerkungen über Liebe und Geschlechterbeziehungen. Er schnorrte Getränke. Er schwelgte in Erinnerungen, schlüpfrig, wenn auch nicht sonderlich fesselnd, über seine Jugend, in der die Hauptbelustigungen offensichtlich aus Wildern und Voyeurtum bestanden. Er offerierte Rezepte für Langlebigkeit. Im Winter bekam er in >The Stanbury Arms< täglich kostenlos einen halben Liter Bitterbier, damit er sich um das Kaminfeuer kümmerte. Manchmal fiel es ihm auch ein, das zu tun. Leise ächzend von der Anstrengung, pflegte er ein großes Scheit auf das Feuer zu werfen, das ein anderes großes Scheit wegstieß, das dann hinauskippte und auflodernd in die Mitte des Raumes rollte.

»Hadder gar nich«, wiederholte Gobbo jetzt. Padmore, der den Mund geöffnet hatte, um dem Major zu antworten, schloß ihn langsam wieder. Er und der Major drehten sich Gobbo zu wie Geschütztürme eines Kriegsschiffes in der Wochenschau. Fen löffelte versonnen ein ausgewähltes Stück Bengal Club aus dem Glas und aß es mit den Fingern.

Der Major fragte: »Wer hat gar nicht was getan, Gobbo?«

»Er haddnich umgebracht.«

»Hagberd hat Routh nicht umgebracht? Aber, mein lieber Freund, das ist doch Unsinn. Wir wissen, daß er es getan hat.«

»Haddernich«, sagte Gobbo.

Diese Bemerkung-hatte, wenn auch undeutlich, eine große Wirkung, so daß der Major sich gehalten sah, ein paar Augenblicke zu pausieren, bevor er das Thema weiterverfolgte. Dann sagte er: »Aber warum, Gobbo? Die Polizei war mehr oder weniger überzeugt. Wie kommen Sie darauf, daß sie sich geirrt hat?«

Gobbo bewegte lautlos den Kiefer. Er dachte nach. Schließlich sagte er: »Will Ihn’ sagen, warum.«

Goldübergossen und gewärmt vom stetigen Oktober-Sonnenlicht, warteten sie so geduldig wie möglich darauf, daß Gobbo weitersprach. Isobel Jones war in einem Nebenraum verschwunden, aus dem Klirren und Poltern verriet, daß sie Flaschenkisten umherhievte. Der Whippet Fred, nicht mehr neugierig auf Fens Sack, hatte sich wieder zu den Menschen gesellt und stieß mit der Schnauze die Gummispitze des angelehnten Spazierstocks an, den der Major wegen seiner Arthritis benutzte. Wie die meisten Hunde verabscheute Fred Gaststuben, und den Stock des Majors umzustoßen war eine seiner gewohnten Methoden, um erkennen zu lassen, daß nach seiner Meinung die Zeit zum Aufbruch gekommen war.

Die Stille dehnte sich.

Fen wischte sich die Finger an seinem Taschentuch ab und zündete sich eine Zigarette an. Endlich begann Gobbo, abrupt zu sprechen.

»Will Ihn’ sagen, warum«, sagte er noch einmal.

Der Stock des Majors fiel klappernd zu Boden.

»Ja, nun, mein lieber Freund, dann erzählen Sie es uns schon«, sagte der Major und hob den Stock mit der Gewandtheit langer Übung auf.

Wieder bewegte sich Gobbos Kiefer, diesmal mit einem schnarchenden Geräusch. Er sammelte Speichel, mutmaßlich in der Absicht, weiterzusprechen. Wieder warteten sie. Als Gobbo aber nach einer spannungsgeladenen Pause immer noch nicht weitersprach, begriffen sie plötzlich, daß sich sein Geist vom Thema gelöst hatte und rasch davontrieb.

»Schnell! Einholen!« sagte Padmore erregt, und der Major rief mit militärischer Schärfe: »Gobbo! Beantworten Sie bitte die Frage!«

Zum Glück war Gobbo nie beim Militär gewesen, so daß das wirkte.

»Ahm«, sagte er. Die Strömung hatte kehrtgemacht, und er näherte sich wieder dem Land.

»Ahm. Ahm, ähm.« Schlagartig erfaßte ihn ein Energieanfall. »Hadder gar nich«, begann er doppio movimento, accelerando zu rekapitulieren. »Er haddennich umgebracht. Will Ihn’ sagen, warum. Dieweil«, kam triumphierend die Koda, allegro assai, »ich midd im geredet hab’.«

Padmore starrte ihn an.

»Mit Hagberd geredet?«

»Hja.«

»Wann?«

»Hja.«

»Konzentrieren, Gobbo!« sagte der Major streng. »Sie haben wann mit Hagberd gesprochen?«

»Hja.«

»Konzentrieren! Sie versuchen uns klarzumachen, daß Sie zu dem Zeitpunkt, als er angeblich Routh tötete, mit Hagberg gesprochen haben?«

»Hja.«

»Und sie sind ganz sicher, daß Sie wissen, wann das war? Ich meine: das Datum und die Tageszeit?«

»Voll bekloppt war er.«

»Ja, ja, mein Lieber, das wissen wir alles. Was ich frage, ist, wann war das?«

Gobbo verfiel wieder in Schweigen, aber diesmal erkennbar deshalb, weil er dem fraglichen Thema seine ganze Aufmerksamkeit widmete.

»Zweiundzwanzigster«, verkündete er schließlich entschieden.

»Am zweiundzwanzigsten August… nun, das stimmt allerdings«, sagte der Major, dessen Stimme sich wieder in Zivil geworfen hatte. »Das stimmt durchaus.«

»Montag«, ergänzte Gobbo, von seinem Erfolg ermutigt.

»Ja, das ist ebenfalls richtig. Es war ein Montag. Und die Zeit?«

»Halb acht, wie ich geh’.«

»Sie wollen doch nicht sagen, daß Sie um halb acht Uhr hier mit Hagberd gesprochen haben?«

»Hja.«

»Aber, mein lieber Freund, das kann nicht sein. Sie wären beide von den Leuten gesehen worden.«

»Wir sin’ draußen unnerm Baum gewes’n.«

»Oh… Sie schieben Gobbo jeden Abend hier um halb acht Uhr hinaus«, flüsterte der Major erklärend Padmore zu, dessen Augen von der Anstrengung, alles zu verstehen, schon glasig waren, »weil die Frau, die ihm sein Abendbrot besorgt, nicht wartet. Aber rund um die alte Ulme draußen ist eine Sitzbank angebracht, und er setzt sich beim Heimweg dort hin und rastet… Sie haben also an jenem Abend mit Hagberd unter dem Baum gesprochen, Gobbo?«

»Hja.«

»Versuchen Sie doch mal, ein bißchen gesprächiger zu sein, mein Lieber, ja?« sagte der Major antreiberisch. »Bei diesem Tempo sitzen wir nächste Woche noch hier. Sie haben an jenem Abend mit Hagberd gesprochen gut. Also, worüber haben Sie sich unterhalten?«

»Hja.«

»>Ja< ist keine passende Antwort, Gobbo.«

»Hja.«

»Nein, ist sie nicht. Ich will es anders ausdrücken. Worüber hat Hagberd gesprochen?«

Gobbo, unverkennbar im Begriff, seine einsilbige Antwort zu wiederholen, korrigierte sich im letzten Augenblick und ersetzte sie durch etwas anderes. Er sagte: »Wär’ übers Kreuz mit ‘ner Sheila, hadder gesagt.«

Diese unwahrscheinliche Ansammlung von Silben hatte eine zeitweilig betäubende Wirkung, nicht ihres Inhalts wegen, sondern weil sie zunächst überhaupt keinen Sinn zu ergeben schien. Nach einigen Augenblicken nickte Fen jedoch in plötzlichem Verständnis.

»Hagberd war Australier, nicht wahr?« sagte er. »Er hatte also Ärger mit einem Mädchen.«

»Mit welchem Mädchen, Gobbo?« fragte der Major.

»Hat sich nich wenich aufgeregt.«

»Wer, das Mädchen?« fragte Padmore verständnislos.

»Er meint den Mann, mein lieber Freund«, erklärte der Major. »Jedenfalls in diesem Zusammenhang.«

»In diesem Zusammenhang?« sagte Padmore schwerfällig. »Ja. Ich verstehe. Aber welches Mädchen denn? Das ist das erstemal, daß ich von einer Frau in diesem Fall höre ich meine, abgesehen von Mrs. Leeper-Foxe und der kleinen Bust.«

»Ich glaube nicht, daß Hagberd Mrs. Leeper-Foxe als eine Sheila bezeichnet hätte«, sagte der Major. »Sheila ist ein mehr oder weniger schmeichelhafter Ausdruck, nicht?« Er ging wieder zur Attacke über. »Passen Sie auf, Gobbo. Sie sagen, Hagberd hat sich über eine Sheila ausgelassen. Uber welche Sheila?«

»Kenn’ keine Sheilas«, gab Gobbo mit fester Stimme zurück, so als wäre ihm etwas vorgeworfen worden. »>Is’n auslännischer Name«, meinte er, Unterhaltung mit Belehrung ergänzend.

»Dann versuchen wir es anders«, sagte der Major. »Gobbo, Sie wissen doch, wo Routh ermordet worden ist, nicht?«

»Hja.«

»Nun, wo?«

»Bawdeys Meadow.«

»Und wie weit ist das von hier?«

Gobbo grübelte.

»Mehr wie zwei Meil’n«, sagte er schließlich.

»Ja, nun, mein Lieber, sehen Sie, wenn Hagberd zwei Meilen von hier entfernt war und Routh ermordete, können Sie unter dem Baum nicht mit ihm gesprochen haben, oder?«

»Hja.«

»Nein, können Sie nicht, Gobbo.«

»Er kann nicht mit ihm gesprochen haben«, sagte Padmore gereizt. »Er meint einen anderen Tag.« Er sprach Gobbo direkt an: »Sie können an dem Abend nicht mit Hagberd gesprochen haben. Oder jedenfalls nicht zu der Zeit, die Sie angeben.«

Gobbo zog würdevoll die Luft durch die Nase.

»‘s is aber wahr«, sagte er. »Un’ wenn Sie’s nich glauben woll’n, dann fra’n Sie den da oben«, fuhr er fort und ließ den Kopf zur Decke hinaufzucken. »Der sieht all’s, weiß all’s.«

Diese Hinweise, die für Padmore Gott zu bezeichnen schienen, wurden vom Major weltlicher ausgelegt.

»Jack Jones?« sagte er. Er meinte den Wirt von >The Stanbury Arms<, einen notorischen Arbeitsscheuen, der fast die ganze Zeit oben in seinem Bett verbrachte. »Aber wenn er Sie gesehen hätte, wäre er doch wohl gehalten gewesen, das zu erwähnen, möchte ich meinen.«

»Das ist doch alles Unsinn«, sagte Padmore. »Es muß alles Unsinn sein.«

»Immerhin, überlegen Sie, was für einen Knüller Sie in der Hand hätten, mein Lieber, wenn sich herausstellen sollte, daß Hagberd Routh doch nicht umgebracht hat.«

»Ich will keinen Knüller. Ich will einfach nicht fünfundsiebzigtausend Wörter noch einmal schreiben.«

»Da sollte aber jemand mit Jack Jones darüber sprechen«, sagte Fen.

»Aber das ist alles Unsinn.«

»Na, kommen Sie, mein Lieber«, meinte der Major, »wir können die Sache in diesem Stadium doch nicht einfach auf sich beruhen lassen, oder?«

»Wenn etwas daran wäre, hätte dieser Jack Jones, oder wen Sie sonst meinen, das doch erwähnt. Sie haben es selbst gesagt.«

»Ja, aber er weiß vielleicht etwas, wovon er nicht weiß, daß er es weiß. Fen, mein Lieber, halten Sie es nicht für möglich, daß Jack Jones etwas weiß, wovon er nicht weiß, daß er es weiß?«

»Durchaus möglich, würde ich sagen.«

»Na also, dann müssen wir es ausgraben«, sagte der Major, so, als sei Jack Jones eine verlockende Schicht von mineralträchtigem Lehm. »Fragen wir Isobel, ob wir jetzt hinaufgehen und mit Jack sprechen können, ja?«

»Jetzt?« stieß Padmore hervor.

»Ja, warum nicht?«

Und Padmore seufzte.

»Na ja, gut«, sagte er resigniert. »Wir jagen offenkundig Hirngespinsten nach das hoffe ich wenigstens. Aber meinetwegen.«

Sie standen also auf der Major mühsam, seines arthritischen Hüftgelenks wegen und gingen zur Schanktheke. Fred, der mit einem Freudengejaule aufgesprungen war, als er gesehen hatte, daß sie sich in Bewegung setzten, ließ sich verzweifelt wieder niedersinken, als ihre Richtung offenbar wurde. Mit der für hohes Alter typischen Plötzlichkeit war Gobbo fest eingeschlafen; sein Mund stand offen und ließ ockerfarbenes, ledernes Zahnfleisch und eine rosige Zunge erkennen. Isobel Jones, aus dem Nebenraum geholt, sagte, ja, natürlich, ihr Mann würde sich freuen, sie zu sehen.

»Augenblick nur, ich gebe ihm Bescheid, daß Sie kommen«, erklärte sie, »damit er sich herrichten kann. Nicht, daß er nicht immer ganz sauber und ordentlich wäre, aber wenn er Besuch bekommt, strengt er sich gerne besonders an.« Sie griff nach einem Besenstiel und klopfte damit leicht an die Decke, und nach einer kurzen Pause tönte von oben ein Antwortklopfen herunter.

»Na also«, meinte Isobel und nickte ihnen strahlend zu.

»So laßt uns denn aufbrechen«, sagte Fen.

 

 

3

 

Jack Jones’ Berufung sauber, gesund und wohlfeil überhaupt nichts zu tun war immer einhergegangen mit der vernünftigen Erwartung, daß sie ihn glücklich machte wenngleich es natürlich Schwierigkeiten gegeben hatte, wie jede wahrhafte Neuerung sie zumindest zu Beginn erleiden muß. In Jack Jones’ Fall war das größte Problem eine Ärztin in Glazebridge gewesen, die es sich vor drei Jahren in den Kopf gesetzt hatte, zu versuchen, die Lizenz für >The Stanbury Arms< widerrufen zu lassen, mit der Begründung, die systematische körperliche Leblosigkeit des Wirtes müsse eine tiefsitzende psychische Störung widerspiegeln, die dazu angetan sei, die Toiletten zu vernachlässigen, den Whisky zu verwässern, eine Rassenschranke aufzurichten und viele ähnliche gesellschaftsfeindliche Katastrophen hervorzurufen; und obwohl die Magistratsbeamten von Glazebridge, bei denen die Ärztin nicht beliebt war, mit der Polizei von Glazebridge zusammengearbeitet hatten, um diesen pragmatischen Unsinn abzublocken, gab es die Ärztin immer noch, und Jack Jones befand sich (oder, um genauer zu sein, lag) in ständiger Furcht vor einer Erneuerung des Angriffs. Aus diesem Grund zwang er sich einmal jährlich zu fieberhafter Aktivität, stand auf, zog sich an und ließ sich nach Glazebridge fahren, alles, um persönlich an der Sitzung für die Vergabe von Schankkonzessionen teilzunehmen und dafür zu sorgen, daß sein Lebensunterhalt nicht noch einmal in aufdringlicher Weise gefährdet wurde. Wie er als erster selbst zugab, waren diese Expeditionen allein vom Aberglauben bestimmt, daß Konzessionäre stets lange vorher unterrichtet werden, wenn sich Einwände gegen sie erheben; aber er wäre trotz der schrecklichen Anstrengungen, die sie verlangten, unfähig gewesen, sie zu unterlassen, so sehr sie ihn auch ermüden mochten.

In jeder anderen Beziehung war sein Dasein jedoch ein sonniges. Nachts schlief er mit Isobel im Schlafzimmer hinten im Haus. Am Morgen zog er, nachdem er sich mit einer Rudermaschine Bewegung verschafft und ein Bad genommen hatte, in ein anderes Bett im Wohnzimmer an der Vorderseite um, das so aufgestellt war, daß er aus dem Fenster auf den Parkplatz hinaussehen und das Kommen und Gehen der Leute während der Schankzeiten verfolgen konnte. Was Isobel betraf, so genoß sie es, die Gastwirtschaft allein zu führen, und sie freute sich darüber, daß ihr Mann die Gelegenheit gehabt hatte, sich eine Lebensführung einzurichten, die ihm so entschieden zusagte.

Jack Jones, ein magerer, herausgeputzter Mann mit Hornbrille, die ihm zu groß zu sein schien, begrüßte das Komitee vom Schankraum mit seiner gewohnten geselligen Wärme.

»Guten Tag«, sagte Padmore, als er vorgestellt wurde. »Ich hoffe, es geht Ihnen besser.«

So mußten Fen und der Major also erklären, daß ihr Gastgeber kein Invalide sei, sondern nur eine tiefsitzende Abneigung dagegen besaß, auf den Beinen zu sein.

»Rückkehr in den Mutterschoß, wie man mir sagt«, erklärte Jack Jones und tätschelte die straff gespannte Bettdecke wohlwollend. »Ich bin emotionell unreif kann den Gedanken nicht ertragen, mich den Problemen des Lebens zu stellen. Nun, es ist wirklich schön, Sie alle zu sehen«, sagte er mit offenkundiger Aufrichtigkeit. »Ich freue mich.«

Sie erwiderten, daß sie sich auch freuten, und der Major erläuterte den Grund ihres Kommens.

»Tja, ich weiß nicht«, sagte Jack Jones und zog die Brauen ein wenig zusammen. »Es ist ein bißchen schwierig. Ich erinnere mich natürlich an den Abend, weil die Polizei alle Leute in der Umgebung darüber befragt hat selbst mich. Auf diese Weise hat sich mir das natürlich eingeprägt. Und eines kann ich Ihnen sagen: Gobbo ist an diesem Abend tatsächlich ganz pünktlich weggegangen. Ich weiß es, weil ich auf die Uhr schaute, da der Nachmittag wie im Flug vergangen war und ich es kaum glauben konnte, daß es schon so spät sein sollte. Und er setzte sich auch wie üblich unter die alte Ulme. Aber ob er dort mit jemandem gesprochen hat, weiß ich nicht genau. Denn, sehen Sie…«

Mit Bedacht, um zu vermeiden, daß er seine Muskeln unnötig strapazierte, schob Jack Jones sich drei, vier Zentimeter an den Kissen hinauf. Er zeigte zum Fenster hinaus. Um den Kopf des Bettes gedrängt, blickten Fen, Padmore und der Major in die angezeigte Richtung. Dort stand auch wirklich die Ulme mit der Sitzbank rund um den Stamm. Dort stand ebenso der verbeulte graue Morris 1ooo, den Padmore in Glazebridge gemietet hatte. Und dort stand auch eine viel neuere, größere, glänzendere Limousine. Hunderte von kleinen Vögeln nicht erkennbarer Rasse saßen in Reihen auf den Telefondrähten und pickten emsig unter ihren Flügeln. Ein leichter Wind wehte. In der Mitte des Weges hinter dem Parkplatz hatte eine kauernde Katze einen Erstickungsanfall, bemüht, eine Haarkugel heraufzuwürgen.

»Denn, sehen Sie«, sagte Jack Jones, »von meinem Platz aus« und seine Betonung machte klar, daß man ihn dort als praktisch unverrückbar betrachten konnte »von meinem Platz aus kann man den Baum sehen. Beugen Sie sich weiter vor.« Sie beugten sich weiter vor. »Sie können den Baum sehen nur dann nicht«, sagte Jack Jones, »wenn etwas davorsteht.«

Der Major richtete sich eher abrupt auf.

»Ja, gewiß, mein Lieber«, sagte er. »Man kann sehr selten etwas sehen, wenn etwas davorsteht. Jedenfalls nicht richtig. An jenem Abend stand also etwas davor, ja? Ein Auto, nehme ich an. Aber könnten Sie in diesem Fall von hier oben nicht trotzdem etwas gesehen haben, wenn – «

»Nein, weil es eine Pferdebox war«, sagte Jack Jones. »Eine von Clarence Tully. Ich habe ihm gesagt, daß er sie jederzeit hier abstellen kann, und an dem Abend tat er es, und deshalb war mein Blick auf die alte Ulme verstellt.«

»Sie konnten Gobbo also gar nicht sehen?«

»O doch, Gobbo konnte ich schon sehen. Na ja, zum Teil.«

»Konnten Sie dann nicht sehen, ob er mit jemandem sprach?«

»Nein, das konnte ich leider nicht. Jeder, mit dem er sprach, wäre von der Pferdebox völlig verdeckt gewesen.«

»Ja, gewiß, aber was ich meine ist, Sie konnten sehen, daß er sich mit jemandem unterhielt, nicht? Sie konnten seine Mundbewegungen sehen und so weiter.«

»Nein.«

»Aber wieso denn nicht, mein Lieber?«

»Weil ich nur Gobbos Rücken sehen konnte. Sein Gesicht sah ich überhaupt nicht.«

»Hm«, sagte Fen, »aber wie war es, als Gobbo ging, um sich wieder auf den Heimweg zu machen?«

»Ich war leider nicht hier. Ich war aufgestanden, um auf die Toilette zu gehen. Und als ich zurückkam, war Gobbo schon fort… es tut mir leid«, erklärte Jack Jones traurig, »aber so ist das.«

»Rein aus Interesse«, sagte Fen, »war denn überhaupt jemand auf dem Parkplatz, als Sie zurückkamen?«

»Nein, niemand. Nichts, außer der Pferdebox. Montags ist es immer ruhig. Nein, der einzig andere – Aber warten Sie!« sagte Jack Jones plötzlich aufgeregt. »Warten Sie! Der Pfarrer!«

»Der Pfarrer, mein Lieber? Was ist mit ihm?«

»Er kam vorbei.«

»Kam vorbei? Wo? Wann?«

»Kurz bevor ich auf die Toilette ging, war das«, erwiderte Jack Jones, dankbar dafür, endlich etwas Positives gefunden zu haben, das er ihnen sagen konnte. »Der Pfarrer kam ganz schnell heran Sie wissen ja, mit seinem schlaksigen Gang und starrte finster den Weg hinauf, der zu Mrs. Clotworthys Haus führt, und als er vor der alten Ulme war, funkelte er auch Gobbo an.«

»Funkelte?« sagte Padmore etwas überrascht. Er hatte offenbar keine Ahnung davon, daß der Pfarrer von Burraford, ein von Natur aus reizbarer Mann, schon beim bloßen Anblick eines Gemeindemitgliedes mit Verärgerung reagieren konnte, gleichgültig, wie harmlos dessen Beschäftigung war. »Funkelte. Verstehe. Ja. Und was hat er dann gemacht?«

»Er ging vorbei.«

»Aber wenn Hagberd dort gewesen wäre und sich mit Gobbo unterhalten hätte, müßte er ihn doch gesehen haben, oder?«

»Nein. Nicht, wenn Hagberd hinter der alten Ulme saß. Überzeugen Sie sich, wie dick der Stamm ist.«

»Ja, das sehe ich, aber aber hören Sie, drücken wir es so aus. Blickte Gobbo nach rechts?«

»Nein, nach links.«

»Ich versuche es noch einmal. Ich meinte, blickte Gobbo in die richtige Richtung, um mit Hagberd reden zu können, wenn Hagberd hinter der Ulme saß?«

»Ach, das. Ja, sicher.«

»Wir werden den Pfarrer fragen müssen«, meinte der Major. »Es bleibt nichts anderes übrig.«

»Aber wenn er Hagberd mit Gobbo reden gesehen hätte, hätte er der Polizei das doch gesagt.«

»Ja, mein Lieber, aber was wir vorher schon sagten: Wenn Gobbo beobachtet wurde, wie er mit irgend einer Person sprach, würde das seine Behauptung zumindest soweit bestätigen. Wir müssen deshalb weiter nachforschen, scheint mir, solange es etwas zu erforschen gibt. Jack, finden Sie nicht auch?«

»Du meine Güte, ja, Major. Das ist alles sehr interessant sehr aufregend. Es tut mir nur leid, daß ich Ihnen nicht mehr helfen kann, aber schuld hat der Rhabarber, den Isobel mir an jenem Tag zum Mittagessen gegeben hatte.«