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»Verzeihen Sie, Mylady«, raunte Andrew LaFollet Honor ins Ohr.
Sie unterbrach sich und lächelte den Earl von Sydon entschuldigend an. Sydon war ein vergnügter, wohl genährter Mann, und manche Leute waren tatsächlich so töricht, von seinem Äußeren auf seine Persönlichkeit zu schließen. Sie schrieben ihn als geselligen Nervtöter ab, der seinen Sitz im Oberhaus als lästiges Erbe betrachtete. Honor schmeckte jedoch die Emotionen und den scharfen Verstand, der sich hinter dem ewig fröhlichen Gesicht verbarg, und wusste es besser. In Sydon hatte der Herzog von Cromarty einen seiner wichtigsten Anhänger, und während der Earl wirklich der Gourmet war, als den ihn der Rest der Welt kannte, war er außerdem ein scharfsichtiger Politiker, der es als einen Vorteil ansah, von den Regierungsgegnern unterschätzt zu werden. Längst hatte er erkannt, dass die neueste Herzogin des Sternenkönigreichs ebenso fest hinter der Regierung Cromarty stand wie er.
»Würden Sie mich entschuldigen, Mylord?«, fragte sie, und er lachte glucksend.
»Hoheit, ich habe Sie ganze …« – er blickte auf sein Chrono – »sechs Minuten und elf Sekunden lang in ein Gespräch verwickelt. Meine Standesgenossen knirschen gewiss schon mit den Zähnen, und es wäre nicht gut, wenn der blanke Neid am Ende böses Blut zur Folge hätte. Darum, um Himmels willen, wenden Sie sich dem zu, was Ihre Aufmerksamkeit erfordert.«
»Vielen Dank«, sagte sie und sah LaFollet an.
»Simon hat mich gerade angerufen, Mylady«, sagte der Waffenträger und fuhr sich mit einem Finger über den so gut wie unsichtbaren Ohrhörer. »Der Palastwachdienst meldet, die Königin sei in drei Minuten hier.«
»Gut.«
Honor blickte in den gut gefüllten Ballsaal ihrer Villa. Die Gästeliste war kleiner als sie Admiral Caparelli weisgemacht hatte, aber nicht viel kleiner. Im Augenblick schienen alle ihre Gäste – bis auf den wichtigsten – in den einzelnen Raum gepackt worden zu sein.
Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr nach Manticore gab Honor ein offizielles Fest. Sie hatte es nicht vermeiden können, auf recht vielen Partys zu erscheinen, zu denen andere Leute sie einluden. Einige dieser Feiern hatte sie sogar genossen, obwohl sie ihr Zeit raubten, die ihr dann für andere Dinge fehlte: Zum Beispiel für ihre Pflichten beim TLF, der Akademie oder für ihre Sitzungen mit Maxwell, mit dem sie ihr Herzogtum organisierte. Gern hätte sie auch mehr Zeit für ihre Mutter gehabt, bevor diese nach Grayson zurückkehrte. Oder für Physiotherapie. Oder um ihr Raumboot bei Silverman & Sons zu besprechen. Oder …
Sie unterbrach ihre Aufzählung. Es gab immer etwas anderes zu tun, und die eine oder andere ›Gala‹, zu der man sie gezerrt hatte, war alles andere als fröhlich gewesen. Bei Lady Giffords Ball etwa hatten ihr Reporter aufgelauert, und bei Herzog Waltham war sie Jeremiah Crichton begegnet, dem so genannten Militärexperten der Palmer-Stiftung. Crichton versuchte nachdrücklich, sie dazu zu bewegen, die Geheimhaltung über die neuen LAC-Geschwader zu brechen. Er glaubte offenbar, es schmeichle ihr, dass die Reporter ihr nachstellten wie die Geier. Er wirkte überaus erstaunt, als sie ihm, anstatt die Gelegenheit zu ergreifen und vor der Presse aufzuschneiden, ihre Meinung sagte – und zwar wenig diplomatisch. Denn ihre Meinung über ihn hatte an Klarheit und Schärfe nichts vermissen lassen, und auch nicht ihre Ansicht über seine ›Analysen‹ und den Haufen ideologisch geblendeter, intellektuell kurzsichtiger und ethisch verkümmerter Geistesschwacher, auf die er seine Deutung der Kriegslage behutsam zuschnitt. An sein Gesicht würde sie sich bis an ihr Lebensende entzückt erinnern, aber sie konnte kaum behaupten, dass sie den Abend genossen hätte.
Insgesamt aber musste sie zugeben, dass die meisten Feste immerhin erträglich gewesen waren, und einige hatten ihr sogar Spaß gemacht. Sie wusste genau, dass MacGuiness und – noch mehr – Miranda LaFollet sehnsuchtsvoll enttäuscht waren, dass sie sich nicht mit einem eigenen Empfang revanchierte. Im Gegensatz zu ihnen hatte Honor indessen Partys nie gemocht. Sie verabscheute die Rücksichtslosigkeit, mit der die Kunst gepflegt wurde, den anderen immer um eine Nasenlänge voraus zu sein – eine Kunst, die anscheinend untrennbar zu der Konkurrenz unter den ›Spitzen der Gesellschaft‹ gehörte. Doch Honor wusste, wie sehr Miranda all das liebte. Ihre ›Zofe‹ schien die Schinderei und die endlose Planerei zu genießen, die man in diesen Irrsinn zu investieren hatte, und als neuste Herzogin des Sternenkönigreichs konnte sie auf keinen Fall den Planeten verlassen, ohne vorher wenigstens ein großes Fest zu geben.
Feige wie sie war, hatte sie es hinausgeschoben, bis sie selbst wieder nach Grayson aufbrach … und da Miranda solche Dinge gern organisierte, hatte sie der Zofe und MacGuiness ›gestattet‹, sich die volle Last der Planung auf die Schultern zu laden. Nun, fast die ganze Last. Für die Koordination mit dem Palastwachdienst und dem Queen’s Own waren LaFollet und Simon Mattingly zuständig. Die Sicherheit des erlauchtesten Gastes musste gewährleistet sein. Ihre Pläne hatte Honor in allen Einzelheiten durchgesehen.
»Wir sollten sie begrüßen«, sagte sie nun zu LaFollet. Unauffällig verschwanden sie und ihr Waffenträger durch einen Seitenausgang, der zum privaten Landeplatz des Anwesens führte.
Honor trug an diesem Abend ein formelles graysonitisches Gewand. Ihr Kleid war diesmal nicht weiß, sondern opalisierend perlmuttfarben und wies eine lange Schleppe auf. Durch das dunkle Grün ihres juwelenbesetzten, westenartigen Wappenrocks aus Veloursleder und ihre Körpergröße stach sie hervor wie ein terranischer Schwan aus einem Haufen bunt geschmückter manticoranischer Fasteichelhäher. Nimitz ritt auf ihrer rechten Schulter und verströmte überbordende Zufriedenheit. Im Gegensatz zu Honor liebte er gesellschaftliche Ereignisse noch mehr als selbst Miranda oder MacGuiness zu ihren schlimmsten Zeiten. Auf LaFollets Schulter saß Samantha – logisch, denn er ging überallhin, wohin Nimitz und Honor gingen –, und von ihr empfing Honor spöttelnde Belustigung. Offenbar hatte sie über Partys eine sehr ähnliche Ansicht wie Honor.
Beide Katzen hatten sich an diesem Abend ganz vorbildlich betragen, ebenso Farragut, der im Augenblick mit Miranda an der Bowlenschüssel war. Honor spürte ihre gemeinsame Freude, Ariel wiederzusehen. Königin Elisabeths Gefährte war ungefähr in Samanthas Alter, und Honors Gefährten hatte beide eine enge Freundschaft mit ihm geschlossen; unter Katzen entwickelten sich solche Freundschaften rasch. Nimitz und Samantha hatten Ariel und Monroe, den Gefährten Prinzgemahl Justins, häufiger zu Gesicht bekommen als die meisten anderen Baumkatzen, weil Honor den Mount Royal Palace relativ häufig besuchte, während sie ihre Verhältnisse als neuer Peer und die damit verbundenen Besitztümer regelte. In den letzten Monaten hatte es jedoch keine Gelegenheit mehr zu einem solchen Treffen gegeben, und daher empfanden die Katzen mehr als nur simple Wiedersehensfreude.
Durch die Menge bewegte sich jemand zielstrebig auf Honor zu, und als sie die Person anblickte, stellte sie ohne Überraschung fest, dass es Miranda war. Sie hatte die Bowlenschüssel im Stich gelassen, um sich zu ihrer Gutsherrin und ihrem Bruder zu gesellen.
»Wie ich sehe, hat Ihnen jemand Bescheid gegeben«, bemerkte Honor, als die Grayson sie erreichte. »War es Ihr Ohrhörer oder eine gewisse sechsgliedrige Klette?«
»Im Grunde beides, Mylady«, gab Miranda zu und grinste. »Aber eigentlich doch mehr die Klette als der Ohrhörer, wenn ich ehrlich sein soll.«
Der Kater, den sie in den Armen hielt – sie war nicht kräftig genug, um einen Baumkater von Farraguts Größe auf der Schulter zu tragen –, stimmte mit einem frohen Schnurren zu, und Samantha bliekte ein resigniertes Lachen. Honor hatte noch nie darüber nachgedacht, doch als sie nun Farragut betrachtete und seine Haltung und seine Gefühle mit Nimitz’ verglich, beschlich sie plötzlich ein Verdacht. Männliche Baumkatzen waren auffälliger gemustert als Weibchen und verrichteten in ihrem jeweiligen Clan die gefährlichen, Aufmerksamkeit erregenden Aufgaben. Waren sie darum zwangsläufig auch diejenigen Baumkatzen, die am kräftigsten feierten, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bot? Und wo sie schon darüber nachdachte, was taten Katzen eigentlich, wenn sie gesellig beisammen waren? Sie sah Nimitz plötzlich bei einem Psychorockkonzert der Baumkatzen auf der Bühne. Als sie ihm das Bild mitteilte, bebte er vor Gelächter am ganzen Leib.
»Nun, dann wären wir ja alle zusammen«, sagte Honor. »Wir wollen Ihre Majestät nicht warten lassen.«
Durch die Tür, die unauffällig aber effizient von zwei Agenten des Palastwachdienstes in Zivil behütet wurde, traten sie hinaus in die kalte Nacht. Von der Bai her wehte ein kräftiger Wind, und vom Strand war das Murmeln der Brandung zu hören. Ein schnittiger, luxuriöser Flugwagen, dessen schlanker Umriss dem kundigen Auge nicht verhehlen konnte, wie schwer gepanzert er war, senkte sich gerade auf den Landeplatz. Zwei Stingships mit den Markierungen des Queen’s Own Regiment flankierten ihn, ein drittes schwebte im Kontragravfeld geräuschlos über ihnen. Honor wusste, dass die Polizei von Landing City und das Garderegiment in enger Zusammenarbeit mit ihren bis an die Zähne bewaffneten Harringtonern einen Schutzkordon um die Villa gelegt hatten, den zu durchbrechen auch einem Bataillon Marineinfanterie Schwierigkeiten bereitet hätte.
Früher einmal hätte Honor Harrington solch ostentative Sicherheitsvorkehrungen mit milder Belustigung wahrgenommen oder hätte sie für aufgeblasen gehalten. Nun nahm sie lediglich die stille Tüchtigkeit und offensichtliche Professionalität der Menschen wahr, die das Leben der Monarchin schützten, und begrüßte sie.
Die Luke des Flugwagens öffnete sich, und Elisabeth III. trat mit Ariel hinaus. Die Scheinwerfer des Landefeldes beleuchteten die Königin von Manticore deutlich, und Miranda lachte entzückt und anerkennend auf, als sie sah, was Elisabeth trug. Offenbar waren Honor und ihre Zofe nicht mehr die einzigen nach traditionell graysonitischer Manier gekleideten Damen auf der Party. Honor überlegte, wie Elisabeths Kleidung auf die gesellschaftliche Elite des Sternenkönigreichs wirken musste, die eben noch die Nase gerümpft hatten, weil Honor nicht Hose, Frack und Rüschenhemd trug, den traditionell manticoranischen Aufzug für einen Besuch bei Hofe. Sie ertappte sich, wie sie leise, aber hämisch vor sich hin kicherte. Sie trug die manticoranische Kleidung schließlich nicht, weil sie sich darin nicht gefiel; gerade die feierlich-eleganten Linien kleideten ihre hochgewachsene, schlanke Figur weit besser als unglückselige Pummelchen wie Earl Sydon oder die arme Lady Zidaru. Honor hatte sich für die graysonitische Gewandung entschieden, um auf ihre Doppelheimat hinzuweisen. Im Gegensatz zu den Stichlern verstand Elisabeth Honor sehr gut.
Und nun hatte sie sich entschieden, in graysonitischer Aufmachung zu erscheinen, schließlich fand Honors Party auf dem Gelände statt, das auch die Botschaft des Guts von Harrington umfasste und daher nach Recht und Gesetz graysonitischer Boden war. Ihr Kleid und ihr Wappenrock zeigten das Dunkelblau und Silber des Hauses Winton, und Honor musste anerkennen, dass die Farben ihr sehr gut standen.
»Honor!« Elisabeth kam eilig die Stufen des Landeplatzes herunter und streckte ihr die Hand hin.
»Euer Majestät«, murmelte sie, ergriff die Hand und machte einen Knicks nach graysonitischer Manier. Neben ihr knickste Miranda weit tiefer, während LaFollet respektvoll Haltung annahm. Elisabeth lachte.
»Sehr vorteilhaft, Honor, aber Sie werden hoffentlich entschuldigen, wenn ich das nicht erwidern kann? Bei Ihnen und Miranda sieht es genauso mühelos wie elegant aus, aber ich bin an Abendkleidung wie diese noch nicht ganz gewöhnt. Kein Wunder, dass ich so etwas nie gelernt habe. Ich würde ganz schön dämlich aussehen, wenn ich in Hosen üben würde zu knicksen.«
»Glauben Sie mir, es sieht viel schlimmer aus als nur ›ganz schön dämlich‹«, versicherte Honor ihr. »Im Kleid wirkt es allerdings noch übler, bis man den Bogen raus hat. Miranda besitzt jedoch einen unlauteren Vorteil. Sie ist damit aufgewachsen, diese widernatürliche Bewegung zu praktizieren.«
»Aber nur, weil ein anständig erzogenes graysonitisches Mädchen niemals alle Schicklichkeit über Bord werfen und Hosen anziehen würde, Mylady«, sagte Miranda unterwürfig, und Honor und Elisabeth lachten. Die Königin wandte sich Honor zu und verzog leicht das Gesicht.
»Ich habe bis zuletzt geglaubt, Justin würde es ebenfalls schaffen, Honor, aber einer von uns musste einfach zu dieser Einweihungsfeier auf Gryphon, und ausgerechnet gestern hat Roger die Grippe bekommen!« Sie rollte mit den Augen. »Man sollte annehmen, in seinem Alter hat er es hinter sich, dass er wie aus dem nichts krank wird, aber nein!«
»Tatsächlich, Euer Majestät«, warf der uniformierte weibliche Colonel der Army ein, der nach ihr aus dem Flugwagen gestiegen war, »habe ich den Verdacht, dass sein Interesse an Ms. Rosenfeld einiges damit zu tun hatte, wie schlimm ihn dieses Virus erwischt hat. Ist Ihnen nicht aufgefallen, wie rasch sie da war, um bei ihm am Bett zu sitzen, ihm die Hand zu halten, dafür zu sorgen, dass er reichlich trinkt, und ihm feuchte Kompressen auf die Stirne zu legen?«
»Ach du je!« Elisabeth wandte sich dem Colonel zu. »Ich wusste zwar, dass sie kommen würde, Ellen, aber war sie wirklich so rührselig?«
»Ich fürchte schon, Euer Majestät.« Colonel Ellen Shemais schüttelte den Kopf, aber ihre blauen Augen funkelten. »Ich denke, sie werden bald über das Schlimmste hinwegkommen, aber mir sieht es ganz nach einem schweren Fall gegenseitiger jugendlicher Bewunderung aus – mit allem glorreichen Überschwang.«
»Na, da können wir uns ja freuen.« Elisabeth seufzte. Dann wurde sie ernster. »Was meinen Sie, Ellen, könnte diese Beziehung Bestand haben?« Als der Colonel eine Braue hochzog, wedelte Elisabeth mit der Hand. »Sehen Sie mich bloß nicht so unschuldig an! Seit dreißig Jahren kommandieren Sie meine Leibwache, und Sie kennen meine Familie mindestens so gut wie ich. Wahrscheinlich sogar besser, weil Sie nämlich in Bezug auf meinen Nachwuchs nicht die Scheuklappen einer Mutter haben. Ich weiß, dass Ariel Rivka sehr gern hat, aber ich muss zugeben, dass ich sie bisher noch nicht als mögliche Prinzgemahlin Rogers in Betracht gezogen hatte.«
»Er – und das Sternenkönigreich – könnten schlechter fahren, Euer Majestät«, sagte Shemais, nachdem sie kurz nachgedacht hatte. »Sie ist ein süßes Mädchen, und obwohl ihre gegenseitige Verträumtheit sie und Roger im Augenblick in unerträgliche pubertierende Schleimklumpen verwandelt, ist sie doch vernünftig, klug und selbstsicher. Ihre Familie ist nicht allzu wohlhabend, hatte aber genug Geld, um sie durchs Queen’s College zu bringen, ohne ein Stipendium in Anspruch zu nehmen. Darum bezweifle ich, dass sie vom Palastleben restlos überwältigt sein würde.«
»Um ihr Vermögen mache ich mir zuallerletzt Gedanken«, entgegnete Elisabeth geradeheraus. »Sie scheinen zu vergessen, wie man meine Mutter genannt hat, als sie Dad heiratete – die Bettelprinzessin, wissen Sie noch?« Einen Augenblick lang färbte ungewohnte Bitterkeit die Stimme der Königin, doch verschwand der Unterton beinahe sofort wieder, als sie weitersprach. »Rivka würde die Klausel in der Verfassung erfüllen, nach der Roger nur bürgerlich heiraten darf. Also sollte ich das Ganze wohl ermutigen, auch wenn es für beide noch zu früh ist, offizielle Verpflichtungen einzugehen. Auf keinen Fall will ich, dass er endet wie so einige Thronerben, die sich in jemanden aus ihren eigenen ›Kreisen‹ verliebten und jemand anderen heiraten mussten, um der Verfassung genüge zu tun! Und außerdem …« – sie lächelte – »erinnere ich mich an ganz andere, die ihren zukünftigen Prinzgemahl auf einem College-Campus kennen gelernt haben.«
»Eigenartig, dass Sie das erwähnen, Euer Majestät«, murmelte Shemais. »Ich musste auch gerade daran denken.«
»Wie sollte es auch anders sein.« Elisabeth grinste ihr Gegenstück zu einem Andrew LaFollet an, dann wurde sie ernst und wandte sich wieder Honor zu. »Verzeihen Sie, Honor. Ich bin heute Abend hier zu Gast. Darauf sollte ich mich konzentrieren und nicht von häuslichen Problemen faseln.«
»Unsinn«, entgegnete Honor bestimmt. »Sie sollten einmal hören, worüber ich schon mit Protector Benjamin und seinen Frauen gesprochen habe. Wussten sie, dass ihre Zwotjüngste mein Patenkind ist – na, als ich Grayson verließ, war sie jedenfalls noch ihre Zwotjüngste, auch wenn Katherine meines Wissens etwas daran ändern will.«
»Davon habe ich gehört«, antwortete Elisabeth. Während sie dem Weg zurück zur Villa folgten, streckte sie die Hand aus, um sich bei Honor einzuhaken – eine seltene öffentliche Vertraulichkeit. »Ich habe auch gehört, dass sie ein sehr hübsches Kind sein soll.«
»Das ist sie«, gab Honor mit geziemender Bescheidenheit zu. »Und sie wird im Gegensatz zu mir wohl auch keine Phase durchmachen, in der sie dank Prolong zum hässlichen Entlein wird.«
»Was, Sie haben das Gleiche hinter sich?« Die Königin lachte entzückt auf. »Erinnern Sie mich, dass ich Ihnen irgendwann von dem Elend erzähle, das ich den PR-Leuten des Palastes fünfzehn Jahre lang bereitet habe. Ich bestand darauf, dass sie eine Kameraeinstellung finden, in der ich nicht aussehe wie eine flachbrüstige, androgyne Schaufensterpuppe ohne Hüften! Ich dachte, ich entwickle nie einen Busen!« Kopfschüttelnd lachte sie wieder auf. »Ich glaube, eine Weile hätte ich selbst Ariel fast zur Trunksucht getrieben. Zum Glück hatte er keine Möglichkeit, mir die königliche – wenn Sie den Ausdruck entschuldigen – Standpauke zu halten, die ich seiner Meinung nach ganz bestimmt verdient hatte!«
Der Kater auf ihrer Schulter bliekte, ein Widerhall ihres Lachens, in das auch Honor einfiel, obwohl die Erinnerung an das durchlittene Elend ihre Heiterkeit überschattete. Dann hielt sie auf offener Strecke im Weg inne, und Elisabeth blieb automatisch neben ihr stehen. Mit fragendem Ausdruck blickte sie der deutlich größeren Honor ins Gesicht.
»Verzeihen Sie, Euer Majestät«, sagte Honor in weit ernsterem Ton. »Ich wollte damit noch warten, aber Ihre Bemerkung über Ariel bietet mir einfach die ideale Gelegenheit, und ich möchte sie nicht ungenutzt verstreichen lassen.«
»Eine Gelegenheit? Wozu?«, fragte Elisabeth erstaunt.
»Nimitz und Samantha haben für Ariel und Sie eine Überraschung, Euer Majestät. In den letzten Monaten haben sie mit Mac, Miranda und einer gewissen Dr. Arif unermüdlich daran gearbeitet.« Nun wirkte die Königin vollends verblüfft, und Honor drehte lächelnd den Kopf und blickte den Kater auf ihrer Schulter an.
»Du wolltest Ihrer Majestät doch etwas erzählen, Stinker, oder nicht?«
Nimitz bliekte und nickte eifrig.
»Nun, Miranda hilft dir ganz bestimmt gerne«, sagte Honor und wandte sich der Zofe zu. »Wie wär’s, Miranda?«
»Gern, Mylady«, sagte Miranda LaFollet, ohne Honor anzusehen; ihr Blick galt Nimitz, und der Kater auf Honors Schulter richtete sich auf. Elisabeth III. folgte Mirandas Blick und riss die Augen auf, als Nimitz zu gestikulieren begann.
Er legte die offene rechte Echthand mit gespreizten Fingern vor die Brust, hob sie, krümmte bis auf den Daumen alle Finger und fuhr sich mit dem Daumen vom aufgestellten Ohr bis zur Nase. Dann hob er beide Hände und klappte sie zusammen, die Rechte über der Linken.
»Meine Frau …«, sagte Miranda. Sie hatte nur Augen für den Baumkater.
Nimitz hob die rechte Hand, streckte den Zeigefinger aus und berührte damit die eigene Brust.
»… und ich …«, sagte Miranda.
Wieder bewegte der Kater die Hände. Er öffnete sie beide vor sich, die Handflächen zu sich gewandt, dann legte er sie sich langsam auf die Brust und krümmte gleichzeitig die Finger, als wollte er etwas ergreifen.
»… möchten …«
Während Elizabeth Wintons Augen vor ungläubigem Staunen zu leuchten begannen, hob er die rechte Hand und wies damit direkt auf die Königin.
»… Ihnen …«
Er hob die Linke und spreizte die Finger ab. Mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand berührte er seinen linken Zeigefinger, sodass sie ein kleines Dreieck bildeten, das an einen Wimpel erinnerte.
»… und Blatt …«
Er bewegte wieder beide Hände; diesmal mimte er das Fangen eines Balles oder eines anderen fallenden Gegenstandes.
»… Fänger …«
Nimitz berührte sich mit allen Fingern an der Stirn und entfernte die Hände in einer sich nach außen verbreiternden Abwärtsbewegung, während der er sie langsam öffnete; am Ende der Bewegung waren sie ganz geöffnet.
»… beibringen …«
Er bewegte beide Hände, doch diesmal waren die Finger verschränkt und nur die Daumen ausgestreckt; der rechte Daumen wies nach unten, der linke nach oben. Er ließ den rechten im Uhrzeigersinn über den linken kreisen.
»… miteinander …«
Der Baumkater hob die rechte Hand. Er deutete mit dem Zeigefinger nach links und ließ ihn vor seinem Mund kreisen.
»… zu sprechen …«
Er hob beide Hände mit ausgestreckten Zeigefingern, dass sie waagerecht von seiner Brust nach vorn wiesen, und legte sie dreimal aneinander.
»… wie …«
Mit dem ausgestreckten rechten Zeigefingern deutete er direkt vor seine rechte Schulter, dann bewegte er ihn vor seinem Körper in einem leichten Abwärtsbogen nach links.
»… wir …«
Miranda nickte und holte tief Luft, dann sah sie die Königin an und wiederholte ruhig ihre Übersetzung.
»Er sagt: ›Meine Frau und ich möchten Ihnen und Blatt-Fänger beibringen, miteinander zu sprechen wie wir‹, Euer Majestät.«
Elisabeth blickte langsam von Nimitz zu der kastanienbraunen Grayson, dann hob sie die rechte Hand und berührte den Baumkater auf ihrer Schulter.
»›Blatt-Fänger‹?«, flüsterte sie kaum hörbar. »Ist das Ariels wirklich Name?«
»Nicht ganz, Euer Majestät«, antwortete Honor fast genauso leise. Die Königin blickte sie an, und Honor lächelte. »In den letzten Wochen haben wir mit Nimitz, Samantha und Farragut wiederholt darüber gesprochen. Soweit sie es erklären können, führt jede adoptierte Katz zwo Namen. Einen hat sie von ihrem Clan erhalten. Er besitzt einen beschreibenden Charakter und kann sich im Laufe des Lebens mehrmals ändern. Den anderen gibt ihr der Mensch, den sie adoptiert hat, und der ändert sich niemals. Diese ›Taufe‹ halten die Katzen offenbar für höchst bedeutend. Sie sehen sie als offizielle Anerkennung der Bindung und halten sie für sehr wichtig.«
Elisabeth nickte, als träumte sie, und wieder sah sie Nimitz an. Er hatte die Handbewegungen eingestellt, und während er ihren ruhigen Blick erwiderte, funkelten seine Augen im Licht der Landeplätze wie Smaragde. Elisabeth stand reglos da, als hätte ein Stein sie an der Stirn getroffen, und Ariel wirkte noch stärker gelähmt als sie.
»Honor …«, sagte sie endlich. Sie stieß das eine Wort rau und leise aus und räusperte sich. »Honor«, fuhr sie mit normalerer Stimme fort, »wollen Sie wirklich sagen, Sie haben Nimitz und Samantha das gelehrt, was ich glaube?«
»Ehrlich gesagt ist das hauptsächlich Dr. Arifs Verdienst«, entgegnete Honor. »Ich war zu sehr mit der Akademie und dem TLF beschäftigt. Ich hatte einfach keine Zeit dazu, selbst wenn meine kaputte Pfote es mir erlaubt hätte.« Sie schwenkte den künstlichen Arm. »Miranda hat gerade nur aus dem Grund gedolmetscht, weil sie viel mehr Stunden als ich in die Gebärdensprache investiert hat und sie deshalb viel besser beherrscht als ich. Zum Glück für Nimitz und mich sind die meisten Zeichen recht intuitiv, und wir sind schon so lange zusammen, dass unsere Bindung tiefer ist als die meisten. Deshalb kann ich seine Zeichen ›lesen‹, obwohl ich die meisten davon gar nicht bewusst gelernt habe, indem ich mich auf das konzentriere, was er mir außerdem noch übermittelt. Aber Sie vermuten richtig, Euer Majestät. Nimitz und Samantha haben eine Gebärdensprache erlernt, und sie versichern uns, dass sie das Ganze jeder anderen Baumkatze innerhalb weniger Stunden beibringen könnten – zumindest Samantha kann das, denn ihr ›Sender‹ funktioniert noch. In Wirklichkeit sind es wieder wir begriffsstutzigen Menschlein, die den Prozess endlos in die Länge ziehen.«
»Mein Gott«, wisperte Elisabeth ehrfürchtig, und ihre braunen Augen glänzten fast so strahlend wie die von Nimitz. »Sie meinen, dass Ariel und ich nach all den Jahren wirklich miteinander sprechen können? Und Monroe und Justin?«
»Genau das meine ich«, sagte Honor sanft. »Es ist schon anders als Standardenglisch, in vielerlei Hinsicht eher ein Pidgin, aber es sieht ganz danach aus, als könnten sich die Ecken und Kanten abschleifen, je mehr Übung wir erlangen – je fließender wir mit den Händen sprechen. Aber ich versichere Ihnen, dass Nimitz und Miranda diese Vorführung nicht etwa geprobt hatten. Miranda war nicht auf den Satz vorbereitet, den er sagen würde, aber wie Sie an der Übersetzung wohl gemerkt haben dürften, funktioniert es wirklich.«
»Mein Gott«, sagte Elisabeth noch einmal, und in ihrem Gesicht glitzerten Tränen. »Nach vierhundert Jahren haben Sie es endlich zweifelsfrei bewiesen, dass die Baumkatzen genauso intelligent sind wie wir.«
»Dieses Verdienst lasse ich mir zur Abwechslung einmal nicht anrechnen, Euer Majestät!«, wandte Honor energisch ein. »Ich hatte damit nur insoweit etwas zu tun, als es die mentale Stimme meines Gefährten war, die zerstört wurde. Die Idee, die ich übrigens nach wie vor brillant finde, stammt von meiner Mutter. Mit meinem Geld konnte ich die ebenso brillante Linguistin finden, von der diese Idee in die Tat umgesetzt wurde, aber das ist auch schon mein einziger Beitrag. Wenn Sie also jemandem gegenüber dankbar sein wollen, dann danken Sie meiner Mutter und Dr. Arif! Mich lassen Sie da bitte raus.«
Elisabeth blinzelte angesichts solcher Vehemenz, dann grinste sie schief.
»Jawohl, Ma’am«, murmelte sie unterwürfig, und hinter Honor unterdrückten Andrew LaFollet und Ellen Shemais fast einstimmig ein Lachen. »Ihnen ist aber doch klar«, fuhr die Königin fort, »was die Reporter schreiben werden, ganz gleich, was ich sage oder fühle? Ich sehe die Schlagzeilen schon vor mir: ›HARRINGTON GELINGT NEUARTIGER DURCHBRUCH IN DER KOMMUNIKATION ZWISCHEN DEN SPEZIES‹ oder ›SALAMANDER SCHLÄGT WIEDER ZU‹ – meinen Sie nicht auch?«
»O nein, so weit kommt es nicht«, entgegnete Honor entschieden. »Diesmal nicht! Und zwar aus folgendem Grund, Euer Majestät. Auf die dringende Bitte einer loyalen Untertanin werden Sie Dr. Arif eine Verlautbarung von Mount Royal Palace aus machen lassen, und Ariel wird es sein, der seine neu gefundene Redseligkeit den Reportern vorführt.«
»Was?« Elisabeth schüttelte rasch den Kopf. »Ich könnte mir dieses Verdienst niemals anrechnen lassen, Honor! Nicht einmal, wo es allen Adoptierten so viel bedeuten wird!«
»Das brauchen Sie auch nicht. Dr. Arif und Mom erhalten die Blumen dafür. Mein Name wird sicherlich irgendwo im Kleingedruckten von Dr. Arifs ersten Artikeln über das Thema auftauchen, aber das wird erst geschehen, wenn der anfängliche Begeisterungssturm sich verzogen hat. Ich bitte Sie nur, dass Sie die erste Verlautbarung machen und mir damit die Zeit erkaufen, von Manticore zu verschwinden, bevor die Reporter mir auf die Schliche kommen. Offen gesagt, Euer Majestät, halte ich das für eine perfekte Anzahlung auf die Schuld, mit der das Sternenkönigreich bei mir in der Kreide steht, wie Sie andauernd behaupten. Ich meine zwar noch immer, dass Sie sich in dieser Hinsicht irren, aber ich bin bereit, Sie in Ihrem Irrtum diesmal schamlos auszunutzen.«
»Ich verstehe.« Elisabeth musterte Honor einen langen Moment, dann lächelte sie zögernd. »Nun, angesichts der Größe des Stockes, mit dem ich Sie verprügeln müsste, damit Sie etwas von mir annehmen, sehe ich keine Möglichkeit abzulehnen. Es muss Ihnen ja wirklich einiges bedeuten, wenn Sie sich sogar dazu durchringen, einen Gefallen von mir einzufordern.«
»Gut«, sagte Honor nachdrücklich und setzte sich wieder in Richtung Ballsaal in Bewegung.
»Wissen Sie«, sagte Elisabeth nachdenklich, während sie beide dem Weg folgten, »je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr kommt mir etwas in den Sinn, was ich schon vor langer Zeit tun wollte. Nicht etwa für Sie«, beeilte sie sich hinzuzufügen, »sondern für die Gutsherrin von Harrington und wahrscheinlich auch alle anderen Gutsherren auf Grayson.«
Honor blickte sie verwirrt an. »Wie sagten Sie?«
»Grayson ist seit Kriegsausbruch immer unser wichtigster, treuester und mutigster Verbündeter gewesen«, sagte die Königin. Aus ihrer Stimme war alle Heiterkeit gewichen. »Grayson hatte einen erheblich schwierigeren Start als Erewhon, aber wenn man ehrlich ist, muss man sagen, dass die Graysons erheblich mehr geleistet haben. Und wenn wir, wie ich zuversichtlich erwarte, in den kommenden Wochen die ersten Erfolgsmeldungen von Unternehmen Butterblume erhalten, dann schulden wir diese Erfolge zu einem großen Teil den Graysons – sowohl für die Impulse, die sie unserer Forschung und Entwicklung gegeben haben, als auch für die Art, in der ihre Navy an unserer Seite kämpft.«
Sie schwieg, und Honor nickte.
»Nichts davon könnte ich abstreiten, Euer Majestät«, sagte sie nüchtern, aber unfähig, den Stolz zu verhehlen, den sie auf ihre Wahlheimatwelt empfand. »Die Graysons sind ein bemerkenswerter Haufen.«
»Das sind sie allerdings«, stimmte Elisabeth ihr zu, »und ich würde mich freuen, wenn Sie Protector Benjamin eine Nachricht von mir übermitteln könnten.«
»Eine Nachricht?«
»Ja. Informieren Sie den Protector bitte, dass ich es als große Ehre betrachten würde, wenn er als Schwert von Grayson so freundlich wäre, die Krone von Manticore zu einem Staatsbesuch auf seinen Planeten einzuladen.«
Hinter ihnen sog jemand – nach Honors Ansicht Colonel Shemais – geräuschvoll den Atem ein, und Honor wäre vor Erstaunen fast gestolpert. Der letzte Staatsbesuch eines regierenden manticoranischen Monarchen auf einer fremden Welt hatte Roger III. nach San Martin geführt, und zwar acht T-Jahre, bevor Haven Trevors Stern eroberte. Die Königin von Manticore war einfach zu beschäftigt und für die Allianz zu wichtig, als dass sie die Sicherheit ihrer Hauptwelt und das Nervenzentrum ihrer Nachrichtennetze verlassen und sich auf Staatsbesuche begeben konnte.
»Sind Sie sich da ganz sicher, Euer Majestät?«, fragte Honor. »Als Gutsherrin von Harrington halte ich die Idee für wunderbar. Als Herzogin Harrington muss ich mich fragen, ob Sie Manticore tatsächlich so lange verlassen sollten. Allein die Reisedauer beträgt insgesamt mehr als eine Woche. Und ganz Grayson wird Kopf stehen, wenn Sie den Planeten besuchen. Ich wäre nicht überrascht, wenn man Sie mindestens zwo Wochen dort behielte, und das heißt, dass Sie fast einen ganzen Standardmonat von der Hauptwelt fort sind. Und ausgerechnet in dieser Zeit erfahren wir, ob Admiral White Haven und Truman nach den ersten Butterblume-Schlägen ihre Schwungkraft aufrechterhalten können.«
»Dessen bin ich mir bewusst«, entgegnete Elisabeth III. »Meiner Meinung gewinnt die Idee durch den Zeitpunkt sogar noch an Attraktivität. Ich möchte wirklich gern eintreffen, nachdem das Konklave der Gutsherren sich versammelt hat. Dann wäre es die natürlichste Sache der Welt, wenn ich es aufsuche, während die Schlüssel tagen. Benjamin und ich könnten im Konklave die jüngsten Siegesmeldungen der Achten Flotte bekannt geben, denn dadurch würden wir daraus den maximalen PR-Vorteil ziehen. Wenn ich nach Grayson gehe, um diese Kommuniques herauszugeben, demonstriere ich völlig eindeutig, dass das Sternenkönigreich seinen graysonitischen Verbündeten gegenüber tiefe Dankbarkeit empfindet. Gleichzeitig beweise ich Siegesgewissheit, denn schließlich entferne ich mich während solch entscheidender militärischer Operationen freiwillig von Manticore, und das müsste auf die öffentliche Meinung sowohl in der Heimat als auch bei den Verbündeten eine sehr positive Wirkung haben.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Honor. Wenn Benjamin einverstanden ist, dann gibt es dafür keinen besseren Zeitpunkt. Außerdem möchte ich den Protector wirklich gern persönlich kennen lernen, und wenn ich Allen und Onkel Anson mitbringe, dann könnten wir von Angesicht zu Angesicht über einige Aspekte der Beziehung zwischen unseren Sternnationen sprechen. Wahrscheinlich lösen wir die Probleme in einem Bruchteil der Zeit, die wir brauchten, wenn wir das Gleiche auf den üblichen Dienstweg erledigen würden.«
»Wenn Sie das wirklich wollen, dann befördere ich die Nachricht gern.«
»Gut.« Elisabeth hakte sich wieder bei ihrer Gastgeberin ein und wirbelte mit einem Bein ihren Rock herum. »Nachdem wir dieses unbedeutende Detail geklärt haben, Herzogin Harrington, wollen Sie und ich – und natürlich Miranda – diesen manticoranischen Snobs mit ihren eingefahrenen Denkwegen mal zeigen, was die wahrhaft Modebewussten diese Saison tragen!«