Vor dem Hintergrund, dass die Taten und »Worte« Moses, Abrahams und Jesu nicht nur jeglicher Konsistenz und Grundlage, sondern stellenweise auch jeglicher Moral entbehren, muss man sich mit der gleichen Forschungshaltung der, wie viele meinen, letzten Offenbarung zuwenden: der des Propheten Mohammed und seinem Koran (»Lesung«). Auch hier ist der Engel – oder Erzengel – Gabriel am Werk und diktiert einem mehr oder weniger ungebildeten Menschen Suren, also Verse. Auch hier begegnen uns Geschichten von einer Art Sintflut und das Verbot der Götzenverehrung. Auch hier wird zuerst den Juden die Botschaft übermittelt, sind sie die Ersten, die sie hören und verwerfen. Und auch hier finden wir eine umfangreiche Sammlung zweifelhafter Taten und Worte des Propheten, die unter dem Namen Hadith bekannt ist.
Der Islam ist gleichzeitig die interessanteste und die am wenigsten interessante der monotheistischen Weltreligionen. Er baut auf seinen primitiven jüdischen und christlichen Vorgängern auf, übernimmt hier und da den einen oder anderen Brocken und steht und fällt daher mit diesen Versatzstücken. Auch seine Stiftungsgeschichte bewegt sich in einem erstaunlich kleinen örtlichen Rahmen und berichtet von überaus nervtötenden Kleinkriegen. Keine der Originalhandschriften, sofern vorhanden, lässt sich irgendwelchen hebräischen, griechischen oder lateinischen Texten gegenüberstellen. Die Tradition verläuft ganz überwiegend mündlich und ausschließlich auf Arabisch. Viele Islamvertreter sind sogar der Ansicht, der Koran sei nur in dieser Sprache zu verstehen, die ihrerseits eine Unzahl idiomatischer und regionaler Abweichungen aufweist. Aus dieser Behauptung müsste die absurde und potenziell gefährliche Folgerung gezogen werden, dass Gott einsprachig ist. Vor mir liegt das von zwei überaus salbungsvollen britischen Muslimen verfasste Buch Introducing Muhammad, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, dem Westen eine freundliche Version des Islam zu präsentieren. So anbiedernd und selektiv ihr Text auch sein mag, so betonen die Autoren dennoch: »Im Sinne des wörtlichen Wortes Gottes ist der Koran nur im ursprünglich offenbarten Text der Koran. Eine Übersetzung kann niemals der Koran sein, jene unnachahmliche Symphonie, >der Klang, der Männer und Frauen zu Tränen rührt<. Eine Übersetzung kann nur versuchen, der Bedeutung der im Koran enthaltenen Worte auf die Spur zu kommen. Aus diesem Grunde rezitieren alle Muslime, egal welcher Muttersprache, den Koran immer im arabischen Original.« [FUSSNOTE34]
Sodann machen die Autoren höchst abfällige Bemerkungen über die englische Penguin-Übersetzung von D. J. Dawood, die mich aufatmen lassen, weil ich immer die Pickthall-Version verwendet habe, mir aber auch klarmachen, dass ich im Falle eines Übertritts zunächst eine Fremdsprache erlernen müsste. In meinem eigenen Geburtsland, so erinnere ich mich mit Bedauern, gibt es eine wunderschöne poetische Tradition, die sich mir nicht erschließt, weil ich die herrliche Sprache nicht beherrsche: das Keltische. Aber nur einmal angenommen, Gott ist oder war Araber – was durchaus nicht sicher ist –, wie konnte er sich nur einem des Schreibens unkundigen Menschen »offenbaren«, der die Worte unmöglich unverändert, geschweige denn unveränderlich weitergeben konnte?
Dieser Punkt ist durchaus von Belang. Den Muslimen ist die Verkündigung des Göttlichen an eine völlig ungebildete Person ähnlich wichtig wie den Christen der bescheidene Leib der Jungfrau Maria. Zudem hat diese Offenbarung den praktischen Vorzug, nicht nur nicht beweisbar, sondern auch unwiderlegbar zu sein. Da Maria wahrscheinlich Aramäisch sprach und Mohammed Arabisch, darf man wohl davon ausgehen, dass Gott mehrsprachig ist, ja dass er jede beliebige Sprache sprechen kann. Doch er entschied sich in beiden Fällen, den Erzengel Gabriel als Übermittler seiner Botschaft zwischenzuschalten. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass alle Religionen sich lange standhaft gegen jeden Versuch gewehrt haben, ihre heiligen Texte in die Sprache des Volkes zu übersetzen. Ohne den langen Kampf um die Übersetzung der Bibel in die Volkssprache hätte es keine protestantische Reformation gegeben. Fromme Männer wie Wycliffe, Coverdale und Tyndale wurden für die Anfertigung früher Übersetzungen bei lebendigem Leibe verbrannt. Die katholische Kirche hat sich nie davon erholt, dass sie das mystifizierende lateinische Ritual aufgab, und der Mainstream des Protestantismus hat erheblich unter der Übertragung seiner eigenen Bibeln in die Alltagssprache gelitten. Zwar halten einige mystische jüdische Sekten beharrlich am Hebräischen fest und veranstalten selbst mit dem Spatium zwischen den Buchstaben noch kabbalistische Spielchen, doch auch die meisten Juden haben die vermeintlich unabänderlichen Rituale alter Zeiten aufgegeben. Der Bann der Kleriker ist gebrochen. Nur im Islam hat es keine Reformation gegeben, und bis zum heutigen Tag muss jede landessprachliche Ausgabe des Korans mit dem arabischen Paralleltext abgedruckt werden. Das sollte selbst den Begriffsstutzigsten aufhorchen lassen.
Die imponierend zügigen, umfangreichen und entschlossenen Eroberungen der Muslime beflügelten in der Folgezeit die Vorstellung, dass die arabischen Beschwörungsformeln Wirkung zeigten. Doch zieht man diese billigen irdischen Siege als Beweise heran, müsste dasselbe für Josuas blutrünstige Stammesbrüder oder die christlichen Kreuzfahrer und Konquistadoren gelten. Und ein weiterer Einwand drängt sich auf: Alle Religionen geben sich große Mühe, Zweifler zum Schweigen zu bringen oder hinzurichten, ein wiederkehrendes Phänomen, das ich geneigt bin, eher als Zeichen der Schwäche zu werten denn als ein Zeichen der Stärke. Es ist bereits geraume Zeit her, seit sich der Judaismus und das Christentum offen der Folter und der Zensur bedienten. Der Islam dagegen hat nicht nur von Anfang an alle Zweifler zu ewigem Höllenfeuer verdammt, sondern er pocht in fast allen seinen Herrschaftsgebieten bis heute auf dieses Recht und proklamiert noch immer, dass ebenjene Herrschaftsgebiete mit kriegerischen Mitteln ausgedehnt werden können und müssen, jeder Versuch, die Behauptungen des Islam anzuzweifeln oder auch nur zu hinterfragen, wird umgehend mit rigoroser Repression beantwortet. Das lässt zumindest den vorläufigen Schluss zu, dass die angebliche Einheit des Glaubens in Wahrheit eine sehr tief sitzende und wahrscheinlich berechtigte Unsicherheit verschleiert. Und selbstredend kommt es seit jeher zwischen den verschiedenen Islamschulen zu blutrünstigen Fehden, die den gegenseitigen Vorwurf der Ketzerei und Gotteslästerung sowie grausame Gewaltakte zwischen Muslimen nach sich ziehen.
Ich habe mich wirklich um diese Religion bemüht, die mir so fremd ist wie den vielen Millionen anderen Menschen, die nicht nachvollziehen können, dass Gott einen Analphabeten, wenn auch als Vermittler, damit betraute, das »Lesen« einzufordern. Wie schon erwähnt, erwarb ich vor langer Zeit ein Exemplar der Marmaduke-Pickthall-Übersetzung des Korans, der führende Rechtsgelehrte bescheinigen, sie sei die beste englische Annäherung an das Original. Ich habe an unzähligen Versammlungen teilgenommen, vom Freitagsgebet in Teheran bis hin zu Gottesdiensten in den Moscheen von Damaskus, Jerusalem, Doha, Istanbul und Washington, und kann bezeugen, dass die »Lesung« auf Arabisch unter den Zuhörern Verzückung und auch offene Wut auszulösen vermag. Übrigens habe ich auch an Gebetsversammlungen in Malaysia, Indonesien und Bosnien teilgenommen, wo die nicht Arabisch sprechenden Muslime – als Angehörige einer angeblich universellen Religion – die Privilegien der Araber und des Arabischen sowie der arabischen Bewegungen und Regime mit Unmut betrachten. In meinem eigenen Haus habe ich Sayid Hussein Khomeini empfangen, Enkel des Ayatollah und Geistlicher in der heiligen Stadt Kum, und ihm meine Ausgabe des Korans überreicht. Er küsste sie, sprach ausgiebig und voller Verehrung darüber und schrieb zu meiner Unterweisung Koranverse in den Einband, die seines Erachtens den Anspruch seines Großvaters auf die klerikale Macht in dieser Welt widerlegen und dem Mordaufruf gegen Salman Rushdie den Boden entziehen. Wer bin ich, mich in einer solchen Auseinandersetzung zum Richter aufzuspielen? Das Phänomen, dass ein und derselbe Text unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Gebote auferlegt, ist mir allerdings aus einem anderen Kontext vertraut. Messen wir der Problematik, die Tiefgründigkeit des Islam zu begreifen, nicht zu viel Wert zu. Wer die Irrtümer einer »offenbarten« Religion versteht, versteht sie alle.
In den fünfundzwanzig Jahren häufig hitziger Auseinandersetzungen in Washington wurde mir nur einmal Gewalt angedroht. Ich nahm an einem Dinner für Angestellte und Förderer des Weißen Hauses unter Clinton teil. Einer der Anwesenden, ein damals recht bekannter Meinungsforscher und Spendensammler, erkundigte sich nach meiner jüngsten Reise in den Nahen Osten. Er wollte von mir wissen, warum meiner Meinung nach die Muslime nur so »verdammt fundamentalistisch« seien. Ich spulte mein Repertoire an Erklärungen herunter und fügte hinzu, oft werde übersehen, dass der Islam ein relativ junger Glaube sei und daher noch vor Selbstbewusstsein strotze. Die Selbstzweifel, die das Christentum des Westens erfasst hätten, gebe es im Islam nicht. Dazu komme, dass beispielsweise wenig oder keine Beweise für die Existenz Jesu vorlägen, der Prophet Mohammed aber nachweislich historisch sei.
Nie habe ich erlebt, dass jemand so schnell rot anlief. Der Mann kreischte, Jesus habe mehr Menschen mehr bedeutet, als ich es mir überhaupt vorstellen könne, und es sei unbeschreiblich geschmacklos von mir, so etwas so dahinzusagen. Er zog seinen Fuß zurück, zielte, und nur seine Erziehung – womöglich auch seine christliche Haltung – verhinderten, dass er mir vors Schienbein trat. Umgehend befahl er seiner Frau, mit ihm den Saal zu verlassen.
Heute glaube ich, ich sollte mich bei ihm entschuldigen. Wir wissen zwar, dass es eine Person namens Mohammed in einem relativ eng gefassten Zeitrahmen und Gebiet sehr wahrscheinlich gab, doch wir stehen vor dem gleichen Problem wie in den vorangegangenen Fällen. Die Berichte zu seinen Taten und Worten wurden viele Jahre später gesammelt und durch Eigeninteresse, Hörensagen und Analphabetentum hoffnungslos verfälscht.
Die Geschichte klingt auch für den vertraut, der sie noch nicht kennt. Einige Bewohner Mekkas folgten im siebten Jahrhundert einer abrahamischen Tradition und glaubten sogar, ihr Tempel, die Kaaba, sei von Abraham errichtet worden. Der Tempel selbst – ein Großteil der Originaleinrichtung wurde inzwischen von Fundamentalisten, insbesondere Wahhabis, zerstört – soll später von Götzenbildern entehrt worden sein. Mohammed, Sohn des Abdullah, wurde einer jener Hunafa, die »sich abwandten«, um anderswo Trost zu suchen; auch das Buch Jesaja fordert ja die wahren Gläubigen auf, sich von den Gottlosen abzusondern. Mohammed zog sich für den Monat der Hitze oder des Ramadan in eine Wüstenhöhle auf dem Berg Hira zurück, wo er »schlief oder in Trance war« (ich zitiere aus Pickthalls Kommentar). Da hörte er eine Stimme, die ihn aufforderte zu lesen. Zweimal antwortete er, er könne nicht lesen, dreimal wurde er angewiesen, es zu tun. Als er schließlich fragte, was er denn lesen solle, erhielt er weitere Anweisungen im Namen eines Herrn, der den Menschen aus einem Blutklumpen oder Embryo erschaffen habe. Der Erzengel Gabriel stellte sich Mohammed vor, teilte ihm mit, dass er der Sendbote Allahs sein werde, und verschwand wieder. Mohammed vertraute sich seiner Frau Chadidscha an, die ihn nach ihrer Rückkehr nach Mekka zu ihrem Cousin brachte, einem älteren Mann namens Waraka ibn Naufal, »der die Schriften der Juden und Christen kannte«. Dieser erklärte, der göttliche Bote, der einst Mose besucht habe, sei wieder zum Berg Hira gekommen. Von da an trug Mohammed den bescheidenen Titel eines »Sklaven Allahs«, wobei Allah auf Arabisch schlicht »Gott« heißt.
Die einzigen Menschen, die zunächst überhaupt Interesse an Mohammeds Behauptungen zeigten, waren die gierigen Wächter des Tempels von Mekka, die eine Beeinträchtigung ihres Pilgergeschäfts fürchteten, sowie die gelehrten Juden aus der dreihundertfünfzig Kilometer entfernten Stadt Jathrib, die schon einige Zeit zuvor die Ankunft des Messias vorausgesagt hatten. Die erste Gruppe wurde immer unfreundlicher, die zweite immer freundlicher, weshalb Mohammed eine Reise oder Hidschra nach Jathrib unternahm, das heute unter dem Namen Medina bekannt ist. Das Datum der Flucht gilt als Beginn der muslimischen Ära. Doch wie die Ankunft des Nazareners im jüdischen Palästina, die von so vielen positiven himmlischen Vorzeichen begleitet wurde, ging auch diese Geschichte übel aus, denn die arabischen Juden erkannten, dass sie es wieder mit einer Enttäuschung, wenn nicht gar mit einem Hochstapler zu tun hatten.
Karen Armstrong zufolge, einer der verständnisvollsten, um nicht zu sagen apologetischsten Islamforscherinnen, litten die Araber damals unter dem Gefühl, keinen Platz in der Geschichte zu haben. Gott hatte sich den Christen und den Juden gezeigt, »den Arabern aber keinen Propheten und keine Schrift in ihrer Sprache geschickt«. [FUSSNOTE35]
Auch wenn sie es nicht so formuliert, war demnach die Zeit überreif für eine Offenbarung in der Region. Und als sie dann endlich da war, wollte sich Mohammed von Anhängern älterer Glaubensgruppen nicht auch noch vorhalten lassen, sie komme aus zweiter Hand. Seine Laufbahn im siebten Jahrhundert liest sich, ähnlich wie die Bücher des Alten Testaments, wie eine Chronik der brutalen Kleinkriege zwischen ein paar Hundert oder auch ein paar Tausend ungebildeten Dörflern und Stadtbewohnern, die Gott beilegen und entscheiden sollte. Wie bei den urzeitlichen Aderlässen von Sinai und Kanaan, die auch keine unabhängige Quelle bestätigt, stehen Millionen von Menschen seither unter dem Bann der angeblich göttlichen Vorsehung dieser hässlichen Scharmützel.
Es ist sogar zweifelhaft, ob der Islam überhaupt eine eigene Religion darstellt. Anfänglich stillte er das Bedürfnis der Araber nach einem eigenen oder besonderen Glauben und wird auf alle Zeit mit ihrer Sprache und den folgenden eindrucksvollen Eroberungen assoziiert, die vielleicht nicht so imposant wie die des jungen Alexander von Mazedonien waren, aber zumindest die Vorstellung göttlicher Unterstützung aufkommen ließen, bis sie sich am Rande des Balkans und des Mittelmeers totliefen. Doch bei näherer Untersuchung entpuppt sich der Islam als eine offensichtliche und ungeordnete Reihe von Plagiaten, die sich nach Belieben aus früheren Büchern und Traditionen bedient. Der Islam wurde daher durchaus nicht »im hellen Licht der Geschichte geboren«, wie Ernest Renan es so großzügig formulierte, sondern ist in seinen Ursprüngen so zwielichtig und vage wie die Texte, aus denen er seine Anleihen bezieht. Er erhebt enorme Ansprüche, erwartet von seinen Anhängern, dass sie ihm zu Füßen liegen, »sich unterwerfen«, und fordert von Nichtgläubigen Ehrerbietung und Respekt ein. Solche Arroganz und Anmaßung werden in den Lehren des Islam durch nichts, aber auch gar nichts gerechtfertigt.
Der Prophet starb nach unserem ungefähren Kalender im Jahre 632. Der erste Bericht über sein Leben wurde ganze einhundertzwanzig Jahre später von Ibn Ishak niedergeschrieben, ging aber im Original verloren, sodass der Text nur in einer neu formulierten Version des im Jahr 834 verstorbenen Ibn Hisham vorliegt. Zu dieser dubiosen und auf Hörensagen gegründeten Entstehungsgeschichte kommt hinzu, dass es keinen allgemein akzeptierten Bericht darüber gibt, wie die Anhänger des Propheten den Koran zusammengestellt haben oder wie seine diversen Aussprüche (die zum Teil von Sekretären niedergeschrieben wurden) kodifiziert wurden. Dieses bereits aus dem Christentum vertraute Problem wird durch die Nachfolgefrage weiter verschärft. Anders als Jesus, der offenbar sehr rasch wieder zur Erde zurückkehren wollte und von dem – ohne Dan Brown zu nahe treten zu wollen – keine Nachkommen bekannt sind, war Mohammed ein General und Politiker, der, obwohl anders als Alexander von Mazedonien mehrfacher Vater, keine Verfügung für seine Nachfolge hinterließ. Unmittelbar nach seinem Tode begannen die Führungsstreitigkeiten, und der Islam durchlief seine erste große Spaltung in Sunniten und Schiiten, ehe er sich überhaupt als Glaubenssystem etabliert hatte. Ohne in diesem Schisma Position beziehen zu müssen, lässt sich sagen, dass mindestens eine der beiden Interpretationsschulen im Irrtum sein muss. Und dass der Islam zunächst ein irdisches Kalifat mit rivalisierenden Führungsanwärtern war, kennzeichnet ihn von Anfang an als menschliches Konstrukt.
Einigen Islamführern zufolge wuchs während des ersten Kalifats von Abu Bakr unmittelbar nach Mohammeds Tod die Sorge, seine mündlich überlieferten Worte könnten in Vergessenheit geraten. Auf dem Schlachtfeld waren dermaßen viele muslimische Soldaten gefallen, dass die Zahl derer, die den Koran verlässlich im Gedächtnis hatten, alarmierend klein geworden war. Daher wurde beschlossen, alle lebenden Zeugen herbeizubringen und alle schriftlichen Zeugnisse, seien sie auf Papier, Steine, Palmblätter, Rippen oder Lederfetzen gekritzelt, zusammenzutragen und Said ibn Thabit, einen der früheren Sekretäre des Propheten, mit einer offiziellen Kollationierung zu beauftragen. Als das geschehen war, lag den Gläubigen so etwas wie eine autorisierte Version vor.
Wenn das Vorgehen tatsächlich dieser Beschreibung entsprach, so würde sich der Koran auf eine Zeit datieren lassen, die in der Tat noch sehr nah an Mohammeds Leben war. Doch schnell wird klar, dass über diese Geschichte weder Gewissheit besteht noch Einigkeit herrscht. Manche schreiben die Idee Ali zu, also nicht dem ersten, sondern dem vierten Kalifen und Gründer des Schiismus. Viele andere, vor allem die sunnitische Mehrheit, behaupten, Kalif Uthman, der von 644 bis 656 regierte, habe diese Entscheidung getroffen: Uthman habe von seinen Generälen erfahren, dass es zwischen Soldaten aus verschiedenen Provinzen über unterschiedliche Koranversionen zu Kämpfen gekommen sei, und Said ibn Thabit damit beauftragt, die verschiedenen Texte zu sammeln, zu vereinheitlichen und zu einer Schrift zusammenzuführen. Nach Beendigung dieser Aufgabe befahl Uthman, Abschriften nach Kufa, Basra, Damaskus und in weitere Städte zu schicken, während das Original in Medina blieb. Uthman hätte für die Kanonisierung damit die Rolle gespielt, die Irenäus und Bischof Athanasius von Alexandria bei der Standardisierung, Bereinigung und Zensierung der christlichen Bibel innehatten. Ihr Vorgehen sowie einige Texte galten fortan als heilig und unfehlbar, während andere zu »Apokryphen« erklärt wurden. Uthman ging allerdings deutlich weiter als Athanasius, indem er die Zerstörung aller früheren und konkurrierenden Versionen anordnete.
Einmal angenommen, es hätte sich wirklich so abgespielt – was bedeuten würde, dass die Forscher nie herausfinden oder auch nur darüber streiten könnten, was zu Mohammeds Zeiten tatsächlich geschah –, so war Uthmans Versuch, die Uneinigkeit zu beenden, dennoch zum Scheitern verurteilt. Die arabische Schriftsprache hat zwei Eigenheiten, aufgrund deren sie als Fremdsprache sehr schwer zu erlernen ist: Sie unterscheidet Konsonanten wie b und t mittels Punkten und hatte in ihrer ursprünglichen Form kein Zeichen oder Symbole für kurze Vokale, die stattdessen durch diverse Striche oder kommaähnliche Zeichen wiedergegeben wurden. Diese Variationen ließen selbst in Uthmans Koranversion stark abweichende Interpretationen zu. Bis gegen Ende des neunten Jahrhunderts die arabische Schrift standardisiert wurde, eröffnete die Koranversion ohne Punkte und eindeutige Vokale daher krass divergierende Interpretationen, was sich bis heute auswirkt. Das mag im Falle der Ilias keine Rolle spielen, doch hier geht es immerhin um das unabänderliche (und endgültige) Wort Gottes. Dabei hängen die dürftige Begründung dieses Anspruchs und die fanatische Gewissheit, mit der er erhoben wird, eng zusammen. Um nur ein nicht unerhebliches Beispiel zu nennen: Die arabischen Worte auf dem Felsendom in Jerusalem weichen von allen Versionen ab, die im Koran zu finden sind.
Noch unsicherer und dürftiger wird die Situation, wenn wir uns dem Hadith zuwenden, der umfangreichen, zunächst mündlich überlieferten Textsammlung, die angeblich dem Propheten zugeschriebene Aussprüche und Taten, die Geschichte von der Kompilation des Korans und Worte von Mohammeds Gefährten enthält. Um als authentisch zu gelten, muss ein Hadith von einer Isnad, einer Kette verlässlicher Zeugen, gestützt sein. Vielen Muslimen dienen diese Anekdoten im Alltag als Richtschnur. So betrachten sie Hunde als unrein, weil Mohammed dies angeblich auch tat. (Mir gefällt besonders die Geschichte, nach der Mohammed hingegen den langen Ärmel seines Gewandes abschnitt, um die darauf schlafende Katze nicht zu wecken; Katzen blieb daher in den muslimischen Ländern die grauenhafte Behandlung weitgehend erspart, die ihnen häufig von Christen zuteil wurde, weil sie die Tiere als satanische Begleiter der Hexen betrachteten.)
Wie zu erwarten, wurden die sechs autorisierten Hadith-Sammlungen, in denen sich Geschichten aus zweiter, dritter oder vierter Hand von einer langen Isnad-Spule abwickeln (»A sagte B, der es von C hatte, dem es von D berichtet wurde...«), Jahrhunderte nach den betreffenden Ereignissen zusammengestellt. Einer der berühmtesten der sechs Kompilatoren, al-Buchari, starb zweihundertachtunddreißig Jahre nach Mohammeds Tod. Er gilt unter Muslimen als ungewöhnlich verlässlich und ehrlich. Diese Reputation erwarb er sich, indem er von den dreihunderttausend Zitaten, die er im Laufe seines lebenslangen Projektes sammelte, zweihunderttausend als wert- und haltlos ausschloss. Durch den Ausschluss weiterer zweifelhafter Überlieferungen und fragwürdiger Isnads reduzierte er die Gesamtzahl auf zehntausend Hadithe. Glaube, wer mag, dass der fromme al-Buchari es vermochte, aus dieser Unmenge mündlicher Zeugnisse und verschwommener Erinnerungen mehr als zwei Jahrhunderte später nur die echten und unverfälschten herauszupicken, die einer genaueren Untersuchung standhielten.
Einige Kandidaten waren wahrscheinlich leichter herauszusieben als andere. Der ungarische Forscher Ignaz Goldziher, so schreibt Reza Aslan in einer jüngeren Studie, zeigte als einer der Ersten auf, dass viele Hadithe »Sätze aus dem Alten und Neuen Testament, rabbinische Sprüche und solche aus den apokryphen Evangelien, ja sogar Lehren der griechischen Philosophen oder Sprüche persischer und indischer Weisheit waren; und >auch das Vaterunser fehlte nicht in wohlbeglaubigter Hadith-Form<«. [FUSSNOTE36]
Ganze Abschnitte mehr oder weniger wörtlich zitierter Bibelstellen finden sich im Hadith, darunter auch die Parabel von den Arbeitern, die im letzten Moment eingestellt werden, sowie die Aufforderung »Lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut«, womit letzteres Beispiel belanglosen Pseudotiefsinns seinen Platz in gleich zwei offenbarten Schriften hat. Aslan merkt an, dass die muslimischen Rechtsgelehrten im neunten Jahrhundert, als sie in einem als Idschtihad bekannten Vorgang das islamische Gesetz formulierten und kodifizierten, zahlreiche unechte Hadithe »in zwei Kategorien einteilten: solche, von denen sich der Lügner materielle Vorteile versprach; und solche, die aus ideologischem Interesse verbreitet wurden«. Der Islam wehrt sich zu Recht gegen die Vorstellung, er sei ein neuer Glaube, geschweige denn die Aufhebung früherer Religionen. Dabei stützt er sich auf die Prophezeiungen des Alten Testaments und die Evangelien des Neuen wie auf eine Krücke und bedient sich ihrer wie einer Quelle. Im Gegenzug zu dieser epigonalen Bescheidenheit fordert er nicht mehr und nicht weniger als die Anerkennung als absolute und endgültige Offenbarung.
Wie nicht anders zu erwarten, tun sich dabei zahlreiche Widersprüche auf. Oft werden die Schriften dahin gehend zitiert, dass es »keinen Zwang im Glauben« gibt und Angehörige anderer Glaubensrichtungen beschwichtigend als »Völker der Schrift« bezeichnet werden oder solche, »denen wir zuvor das Buch gegeben hatten«. Die Vorstellung, von einem Muslim »toleriert« zu werden, ist mir ebenso zuwider wie die Herablassung, mit der katholische und protestantische Christen einander »tolerieren« oder ihre »Toleranz« den Juden anbieten. Die christliche Welt verhielt sich in dieser Hinsicht lange Zeit so miserabel, dass viele Juden es vorzogen, unter osmanischer Herrschaft zu leben und sich Sondersteuern und anderen Behandlungen zu unterwerfen. Die wohlwollende Toleranz des Islam wird im Koran allerdings auch insofern wieder eingeschränkt, als einige dieser »Völker« »unrecht handeln«. Und man muss den Koran und die Hadithe nicht besonders gut kennen, um ganz andere Aussagen zu finden, etwa die folgende:
Kein Mensch, der bei Allah etwas Gutes zu erwarten hat, auf das er sich freut, würde nach seinem Tod wünschen, dass er zur Welt zurückkehrte, auch dann, wenn ihm die ganze Welt und was auf ihr an Wert ist, gegeben würde. Ausgenommen davon ist der Märtyrer, der aufgrund der Vorzüglichkeit des Martyriums sich freuen würde, wenn er zur Welt zurückkehrte und noch einmal umkäme.
Oder diese:
Siehe, Allah vergibt nicht, dass man Ihm Götter beigesellt, doch verzeiht er im Übrigen, wem Er will. Wer Allah Götter beigesellt, hat eine gewaltige Sünde ersonnen.
Das erste dieser beiden Zitate habe ich aus einem ganzen Thesaurus unerfreulicher Alternativen ausgewählt, weil es Sokrates’ Worte in Platos Apologie so vollständig negiert; dazu später mehr. Das zweite, weil es sich um eine so offensichtliche und erbärmliche Anleihe aus den »Zehn Geboten« handelt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass diese von Menschen formulierten Phrasen »unfehlbar«, geschweige denn »endgültig« sein sollen, sinkt nicht nur mit den unzähligen Widersprüchen, sondern auch mit der berühmten Episode von den »satanischen Versen« des Korans, die Salman Rushdie später literarisch verarbeitete. In diesem ausgiebig diskutierten Fall versuchte Mohammed mehrere führende Polytheisten aus Mekka zu beschwichtigen und erfuhr zu gegebener Zeit eine »Offenbarung«, die es ihnen erlaubte, doch noch einige ihrer älteren Gottheiten anzubeten. Später wurde ihm klar, dass das nicht rechtens sein konnte. Sicher war es ihm vom Teufel eingeflüstert worden, der aus einem unerfindlichen Grunde von seiner Gewohnheit abzuweichen beliebte, Monotheisten auf ihrem eigenen Terrain zu bekämpfen (Mohammed glaubte ja nicht nur fest an den Teufel, sondern auch an Dschinns, also kleinere Wüstendämonen). Sogar einer seiner Frauen fiel auf, dass der Prophet hin und wieder eine »Offenbarung« hatte, die seinen unmittelbaren Bedürfnissen entgegenkam, und manchmal wurde er deswegen auch geneckt. Wir erfahren weiterhin – aus einer Quelle, der wir durchaus nicht unbedingt Glauben schenken müssen –, dass er, wenn er in der Öffentlichkeit eine Offenbarung hatte, bisweilen von Schmerzen und lauten Ohrgeräuschen gepeinigt wurde. Sogar an kühlen Tagen floss der Schweiß in Strömen. Herzlose christliche Kritiker stellten bereits die Vermutung an, er sei Epileptiker gewesen – wobei sie die gleichen Symptome beim Anfall des Paulus auf dem Weg nach Damaskus geflissentlich übersahen –, doch an solcherlei Spekulationen müssen wir uns nicht beteiligen. Es ist völlig hinreichend, David Humes unvermeidliche Frage umzuformulieren: Was ist wahrscheinlicher: dass Gott einen Mann als Mittler einsetzt, um bereits existierende Offenbarungen zu übermitteln, oder dass der Mann bereits existierende Offenbarungen von sich gibt, wobei er selbst daran glaubt oder zumindest behauptet, dass Gott es ihm aufgetragen hat? Was die Schmerzen, die Geräusche in seinem Kopf oder auch die Schweißausbrüche angeht, so ist es bedauerlich, dass die direkte Kommunikation mit Gott offenbar keine Erfahrung der Ruhe, Schönheit und Klarheit ist.
Die körperliche Existenz Mohammeds ist im Hadith zwar nur mangelhaft bezeugt, im Islam aber ein Quell der Stärke wie der Schwäche. Er siedelt ihn mitten in der Welt an und liefert plausible körperliche Beschreibungen des Mannes, was die Sache jedoch gleichzeitig auf eine irdische, materielle und ordinäre Ebene herabholt. Wenn wir von seiner Heirat mit einer Neunjährigen lesen, von seiner großen Freude an allem Kulinarischen und an der Teilung der Beute nach seinen zahlreichen Schlachten und unzähligen Massakern, zucken wir wohl schon etwas zusammen. Vor allem aber – und dies ist eine Falle, die das Christentum weitgehend vermeidet, indem sie ihrem Propheten einen menschlichen Körper mit einer nichtmenschlichen Natur zuweist – sorgte er mit seiner reichen Kinderschar dafür, dass seine religiöse Nachwelt zur Geisel seiner körperlichen Nachkommenschaft wurde. Nichts ist menschlicher und fehlbarer als das dynastische Erbprinzip, und der Islam wurde von Geburt an von Kleinkriegen zwischen seinen Prinzen und Prätendenten geschüttelt, die alle behaupteten, den entscheidenden Tropfen des ursprünglichen Blutes in sich zu tragen. Wenn man zusammenzählt, wer alles vom Gründer abzustammen behauptete, so ist die Zahl wohl größer als die der heiligen Nägel und Holzsplitter aus dem Kreuze Jesu, das – nimmt man alle Reliquien zusammen – etwa dreihundert Meter hoch war. Was die Kette der Isnads angeht, so lässt sich eine direkte Linie zum Propheten herstellen, wenn man den richtigen Imam kennt und bezahlen kann. Entsprechend erweisen Muslime auch jenen »satanischen Versen« noch eine gewisse Ehrerbietung und wandeln auf dem Pfad des heidnischen Polytheismus, der lange vor der Geburt ihres Propheten ausgetreten wurde. Jedes Jahr zur Hadsch, der jährlichen Pilgerfahrt, sieht man sie den würfelförmigen Kaaba-Schrein im Zentrum Mekkas umrunden, und zwar siebenmal – »der Richtung der Sonnenbahn um die Erde folgend«, wie es Karen Armstrong bizarr und gewiss multikulturell ausdrückt –, ehe sie den Schwarzen Stein an der Außenwand der Kaaba küssen. Dieser Stein, wahrscheinlich ein Meteorit, der die einfachen Bauern schwer beeindruckt haben muss, als er zur Erde fiel (»Die Götter müssen verrückt sein – nein, nein, Gott muss verrückt sein«), ist nur eine Station auf dem Weg zu weiteren vorislamischen Beschwichtigungsriten, die unter anderem das Werfen von Steinchen auf einen Steinpfeiler erfordern, der das Böse symbolisiert. Tieropfer vervollständigen das Bild. Wie viele, aber nicht alle heiligen Stätten des Islam bleibt Mekka Ungläubigen verschlossen, was dem Anspruch auf Universalität irgendwie widerspricht.
Oft heißt es, der Islam unterscheide sich von anderen monotheistischen Religionen darin, dass er keine »Reformation« durchlaufen habe. Das ist gleichzeitig richtig und falsch. Es gibt Versionen des Islam – vor allem des von den Frommen so verabscheuten Sufismus – die grundsätzlich eher spirituell als wortgläubig sind und Anleihen aus anderen Religionen gemacht haben. Da der Islam ein absolutes Papsttum, das verbindliche Edikte ausgeben kann, vermieden hat (was dazu führt, dass rivalisierende Religionsführer einander widersprechende Fatwas ausgeben), können seine Anhänger nicht dazu gebracht werden, dogmatische Glaubensinhalte aufzugeben. Das mag von Vorteil sein, doch es bleibt festzuhalten, dass der Kernanspruch des Islam – perfekt und endgültig zu sein – so absurd wie unumstößlich ist. In diesem bleibenden Anspruch sind sich seine vielen widerstreitenden und widersprüchlichen Sekten von den Ismailiten bis hin zur Ahmadiyya-Bewegung einig.
Juden und Christen signalisierten mit ihrer »Reformation« zumindest eine minimale Bereitschaft, die Heilige Schrift noch einmal unter die Lupe zu nehmen, so, als ließe sie sich einer – wie Salman Rushdie es so gewagt anregte – literarischen und textuellen Untersuchung unterwerfen. Die Zahl der möglichen »Bibeln« ist heute immens, und wir wissen beispielsweise, dass der bedeutungsschwere Begriff »Jehova« eine Fehlinterpretation der nicht ausgesprochenen Vokale zwischen den Konsonanten des hebräischen Wortes »Jahweh« ist. Korangelehrte haben dagegen nie ein vergleichbares Projekt unternommen. Es fand kein ernsthafter Versuch statt, die Abweichungen zwischen den vielen Editionen und Manuskripten zu katalogisieren, und schon die zaghaftesten Versuche in diese Richtung stießen auf einen beinahe inquisitorischen Ingrimm. Ein Beispiel ist die Arbeit Die syro-aramäische Lesart des Koran von Christoph Luxenberg, die im Jahr 2000 in Berlin erschien. Luxenberg vertritt die These, dass der Koran erheblich besser zu begreifen ist, wenn man ihn nicht als einsprachiges Werk betrachtet, sondern berücksichtigt, dass viele Wörter darin eben nicht arabisch, sondern syro-aramäisch sind. Sein berühmtestes Beispiel betrifft die Belohnung des »Märtyrers« im Paradies: In seiner redigierten Neuübersetzung besteht der himmlische Lohn aus süßen weißen Rosinen, nicht Jungfrauen. [FUSSNOTE37]
Es ist die gleiche Sprache und die gleiche Region, aus der auch große Teile des Judaismus und des Christentums stammen. Eine ungehinderte Forschung würde gewiss dem Obskurantismus weitgehend den Garaus machen. Doch ausgerechnet heute, da der Islam seinen Vorläufern nacheifern und sich einer Revision unterwerfen sollte, herrscht unter fast allen anderen Religionen der »weiche« Konsens, dass wir seinen Gläubigen Respekt schulden und ihnen daher gestatten sollten, gerade jetzt darauf zu pochen, dass wir seine Ansprüche wörtlich nehmen. Wieder einmal trägt der Glaube dazu bei, die ungehinderte Forschung und die befreienden Konsequenzen, die sich daraus ergeben könnten, im Keim zu ersticken.