22 | Die »Methode Willenskraft«
In unserer Gesellschaft herrscht allgemein die Annahme, es sei sehr schwer, sich das Rauchen abzugewöhnen. Sogar praktische Ratgeber, die einem dabei helfen wollen, beginnen in der Regel mit Ausführungen darüber, wie schwierig es ist. In Wahrheit ist es aber lächerlich einfach. Ja, ich begreife, wenn Sie Zweifel anmelden, aber überdenken Sie die Sache doch einmal.
Wenn Sie es sich zum Ziel setzen, eine Meile in weniger als vier Minuten zu laufen, dann ist das schwierig. Sie müssen möglicherweise jahrelang hart dafür trainieren, und sogar dann sind Sie vielleicht körperlich nicht dazu in der Lage. (Unsere Vorstellungskraft bestimmt weitgehend unsere Leistung. Ist es nicht merkwürdig, wie unerreichbar diese Zeitmarke schien, bevor Bannister es tatsächlich geschafft hat? Heutzutage ist es nichts Ungewöhnliches mehr.)
Wenn es darum geht, mit dem Rauchen aufzuhören, brauchen Sie nichts weiter zu tun, als nicht mehr zu rauchen. Niemand zwingt Sie zu rauchen (außer Sie selbst), und im Unterschied zum Essen und Trinken brauchen Sie keine Zigaretten um zu überleben. Wenn Sie also damit aufhören wollen, warum sollte es so schwierig sein? Es ist in Wirklichkeit auch nicht schwierig. Raucher erschweren sich die Sache selbst, wenn sie mit einem mächtigen Einsatz von Willenskraft an die Sache herangehen. So arbeitet jede Methode, die dem Raucher das Gefühl aufzwingt, er müsse Opfer irgendwelcher Art bringen. Betrachten wir einmal diese Methoden, die uns Willenskraft abverlangen, genauer.
Wir fassen nicht den Entschluss, Raucher zu werden. Die ersten paar Zigaretten sind nur ein Experiment für uns, und weil sie scheußlich schmecken, sind wir überzeugt, wir könnten aufhören zu rauchen, wann immer wir wollen. Im Prinzip rauchen wir diese ersten paar Zigaretten nur dann, wenn wir es wünschen, meist in Gesellschaft anderer Raucher.
Bevor wir es so richtig mitbekommen, kaufen wir nicht nur regelmäßig Zigaretten und rauchen, wann wir es möchten, sondern sind ständig am Rauchen.
Meist dauert es lange, bis wir merken, dass wir süchtig sind, weil wir der Täuschung verfallen sind, Raucher rauchten wegen des Genusses, nicht weil sie rauchen müssen. Wir genießen das Rauchen zwar nicht (das tun wir nie), bilden uns aber ein, wir könnten jederzeit damit aufhören.
Meist merken wir erst, wenn wir einen Versuch machen, das Rauchen aufzuhören, dass wir vor einem kleinen Problem stehen. Die ersten Versuche finden meist schon in der Anfangszeit des Rauchens statt, in der Regel wegen Geldknappheit (Junge trifft Mädchen, man spart für einen eigenen Haushalt und will kein Geld für Zigaretten verschleudern) oder aus gesundheitlichen Gründen (der Teenie ist immer noch ein aktiver Sportler und merkt, dass ihm die Luft ausgeht). Was auch immer die Motive sind, der Raucher wartet eine Stresssituation ab. Sobald er nicht mehr raucht, schreit das Monster nach Nahrung. Dann hat der Raucher das Verlangen nach einer Zigarette, und weil er keine rauchen darf, wird sein Stress noch größer. Sein normales Mittel gegen Stress ist jetzt nicht verfügbar, daher leidet er gleich dreifach. Das Ergebnis einer Zeit der Qual ist höchstwahrscheinlich der Kompromiss: »Ich werde weniger rauchen«, oder die Entscheidung: »Ich werde warten, bis ich nicht mehr so gestresst bin.« Hört der Stress auf, besteht aber keine Notwendigkeit mehr, das Rauchen aufzuhören; erst in der nächsten Stresssituation nimmt der Raucher einen erneuten Anlauf. Der Zeitpunkt ist natürlich nie der richtige, weil der Stress im Leben der meisten Menschen nicht geringer wird, sondern sich eher verstärkt. Wir ziehen aus dem Elternhaus aus, gründen einen eigenen Haushalt, nehmen Hypotheken auf, bekommen Kinder, im Beruf wird uns mehr Verantwortung übertragen usw. Natürlich kann der Stress im Leben eines Rauchers nie nachlassen, weil ja die Zigaretten die Ursache vom ganzen Stress sind. Und der Stress wird immer größer, je mehr Nikotin man in sich hineinpumpt; und je mehr man raucht, desto größer wird auch die Illusion eine Zigarette zu brauchen, und damit auch die Abhängigkeit.
In Wirklichkeit ist es eine Täuschung, dass der Stress im Leben immer größer wird, und erzeugt wird diese Täuschung vom Rauchen selbst. Das werden wir im Kapitel 28 noch genauer besprechen. Nach anfänglichen Fehlschlägen baut der Raucher in der Regel auf die Möglichkeit, dass er eines Tages aufwacht und einfach keine Lust mehr hat zu rauchen. Diese Hoffnung nährt sich meist von Geschichten, die er über andere Exraucher gehört hat (z. B. »Ich hatte eine Grippe, und danach wollte ich einfach nicht mehr rauchen.«)
Machen Sie sich nichts vor. Ich bin solchen Gerüchten auf den Grund gegangen, und nie ist die Sache so einfach, wie sie aussieht. Meist war der Raucher bereits innerlich darauf vorbereitet, mit dem Rauchen aufzuhören, und benutzte die Grippe nur als Sprungbrett. Ich habe über dreißig Jahre damit verbracht, zu warten, dass ich eines Morgens aufwachen würde und nie mehr Lust auf eine Zigarette hätte. Immer, wenn ich eine Grippe hatte, freute ich mich schon aufs Abklingen der Krankheit, weil sie mich vom Rauchen abhielt.
Noch häufiger kommt es vor, dass Leute, die »einfach so« aufhören, einen Schock erlitten haben. Vielleicht ist ein naher Verwandter an einer Raucherkrankheit gestorben, oder ihnen ist wegen eigener gesundheitlicher Probleme der Schreck in die Glieder gefahren. Es erzählt sich immer leichter: »Eines Tages habe ich einfach beschlossen, die Raucherei aufzuhören. So ein toller Typ bin ich.« Hören Sie auf, sich etwas vorzumachen! So etwas passiert nicht von selbst; Sie müssen schon etwas dazu tun.
Wir wollen jetzt einmal genauer untersuchen, warum es so schwer ist, mittels verbissenem Einsatz von Willenskraft mit dem Rauchen aufzuhören. Die meiste Zeit stecken wir doch den Kopf in den Sand und sagen uns: »Morgen höre ich auf.«
Ab und zu löst irgend etwas den Versuch aus, mit dem Rauchen aufzuhören. Das können gesundheitliche Probleme sein, finanzielle Gründe, die soziale Ächtung, oder wir hatten in letzter Zeit besonders starke Atemschwierigkeiten und merken, dass wir das Rauchen im Grunde nicht genießen.
Was immer der Grund sein mag, wir heben den Kopf aus dem Sand und beginnen, das Für und Wider des Rauchens abzuwägen. Wir finden heraus, was wir unser Leben lang schon wussten: Bei vernünftiger Überlegung kann man nur zu einem einzigen Schluss kommen: Schluss mit dem Rauchen!
Doch obwohl der Raucher weiß, dass er als Nichtraucher besser dran ist, glaubt er, ein Opfer bringen zu müssen. Das ist zwar eine Illusion, aber eine mächtige Illusion. Der Raucher weiß nicht, warum, doch er glaubt, dass Zigaretten in den guten wie in den schlechten Zeiten des Lebens eine Hilfe sind.
Bevor er überhaupt mit dem Versuch startet, hat der Raucher bereits die in unserer Gesellschaft übliche Gehirnwäsche hinter sich, verstärkt durch die Illusionen, die seine eigene Sucht in ihm erzeugt. Hinzu kommt eine noch mächtigere Gehirnwäsche, nämlich wie enorm schwierig es sei, das Rauchen aufzuhören.
Er hat von Rauchern gehört, die schon seit Monaten nicht mehr rauchen und trotzdem noch nach Zigaretten gieren. Das sind alles miesepetrige Exraucher, Leute, die mit dem Rauchen aufhören und dann den Rest ihres Lebens jammern, dass sie so gern eine Zigarette hätten. Er hat von Rauchern gehört, die jahrelang nicht geraucht haben und anscheinend glücklich und zufrieden vor sich hin gelebt haben, doch dann irgendwann einmal eine einzige Zigarette rauchen und mit einem Schlag wieder süchtig sind. Wahrscheinlich kennt er auch mehrere Raucher im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung, die sich sichtlich selbst zerstören und das Rauchen offensichtlich nicht genießen – und trotzdem rauchen sie weiter. Obendrein hat er wahrscheinlich eine oder mehrere dieser Erfahrungen bereits selbst gemacht.
Anstatt also mit dem Gefühl ans Werk zu gehen: »Toll! Hast du schon gehört? Ich brauche nicht mehr zu rauchen«, beginnt er mit einem düsteren Gefühl der Verdammnis, als ob er den Everest besteigen müsste, und ist fest davon überzeugt, wenn ihn das kleine Monster einmal in den Klauen hat, dann für lebenslänglich. Viele Raucher fangen damit an, sich bei ihren Freunden und Verwandten zu entschuldigen: »Schau, ich versuche, das Rauchen aufzuhören. Wahrscheinlich bin ich in den nächsten Wochen ziemlich reizbar – bitte sei nachsichtig mit mir!« Die meisten solcher Versuche sind von vornherein zum Scheitern verurteilt. Nehmen wir einmal an, dass der Raucher ein paar Tage ohne Zigaretten durchhält. Das Erstickungsgefühl in seinen Lungen lässt rasch nach. Er hat keine Zigaretten gekauft und folglich mehr Geld in der Tasche. Die Gründe, warum er ursprünglich mit dem Rauchen aufhören wollte, verflüchtigen sich rasch aus seinem Denken. Es ist, wie wenn man beim Autofahren einen bösen Unfall sieht. Eine Zeitlang fährt man dann langsamer, doch das nächste Mal, wenn man spät dran ist, hat man schon wieder alles vergessen und drückt das Gaspedal durch.
Und am anderen Ende des Stricks zerrt das kleine Monster in Ihrem Bauch, das seinen Schuss Nikotin nicht bekommen hat. Sie leiden nicht an körperlichen Schmerzen; wenn Sie sich wegen einer Erkältung vergleichbar schlecht fühlen würden, würden Sie Ihrer Arbeit nicht fernbleiben oder Depressionen nachhängen. Sie würden einfach lachend darüber hinweggehen. Alles, woran der Raucher denken kann, ist, dass er eine Zigarette haben will. Warum das so wichtig für ihn ist, weiß er nicht. Das kleine Monster im Bauch setzt dann das große Monster in seinem Hirn frei, und jetzt sucht dieselbe Person, die vor ein paar Stunden oder Tagen bereitwillig allen guten Gründen lauschte, warum sie mit dem Rauchen aufhören sollte, verzweifelt nach irgendeiner Ausrede, um wieder anfangen zu können. Der Raucher sagt sich Dinge wie:
- Das Leben ist zu kurz. Vielleicht geht morgen die Welt unter. Ich könnte überfahren werden. Ich habe sowieso schon zu lange geraucht. Heutzutage bekommt man doch von allem Krebs.
- Ich habe den falschen Zeitpunkt gewählt. Ich hätte erst nach Weihnachten/nach dem Unfall/nach dieser Stressphase in meinem Leben damit anfangen sollen.
- Ich kann mich nicht konzentrieren. Ich bin reizbar und schlecht gelaunt. Ich kann nicht richtig arbeiten. Meine Familie und meine Freunde können mich nicht mehr leiden. Seien wir ehrlich: Ich muss wieder anfangen zu rauchen, schon wegen der anderen. Ich bin ein eingefleischter Raucher und habe keine Chance, jemals wieder ohne Zigaretten glücklich zu sein. (Das hielt mich dreiunddreißig Jahre lang bei der Stange.)
Wenn er an diesem Punkt angelangt ist, gibt der Raucher schließlich nach. Er zündet sich eine Zigarette an, und die Schizophrenie wird nur noch größer. Einerseits herrscht bei ihm ungeheure Erleichterung darüber, dass seine Gier gestillt ist, andererseits, falls er längere Zeit nicht geraucht hat, schmeckt die Zigarette scheußlich, und der Raucher begreift nicht, warum er dieses Zeugs eigentlich raucht. Daher glaubt er, es mangle ihm an Willenskraft. Doch in Wirklichkeit fehlt es ihm keineswegs daran; er hat lediglich seine Meinung geändert und im Licht der neuesten Erkenntnisse eine völlig vernünftige Entscheidung getroffen. Was soll die ganze Gesundheit, wenn man sich dabei elend fühlt? Beides bringt absolut nichts. Ein kurzes, aber genussvolles Leben ist wesentlich besser, als ein langes, elendes.
Zum Glück trifft das nicht zu, sondern das schiere Gegenteil. Als Nichtraucher lebt man unendlich genussvoller. Doch genau dieser Trugschluss hat mich dreiunddreißig Jahre lang dazu gebracht, weiterzurauchen, und ich muss zugeben, dass ich immer noch rauchen würde, falls es wahr wäre (Berichtigung – ich wäre nicht mehr da).
Die Qual, die der Raucher durchmacht, hat nichts mit dem Entzug zu tun. Dieser löst die Qual zwar aus, doch der wirkliche Kampf findet im Kopf statt; seine Ursachen sind Zweifel und Ungewissheit. Weil der Raucher schon mit der Überzeugung anfängt, er bringe ein Opfer, hat er bald das Gefühl, er müsse etwas entbehren – das ist eine Form von Stress. Jedes Mal, wenn sein Gehirn ihm suggeriert: »Rauch doch eine«, leidet er unter Stress. Sobald er also aufhört zu rauchen, entsteht das Bedürfnis nach einer Zigarette. Doch er darf jetzt keine rauchen, weil er das Rauchen »aufgegeben« hat. Das deprimiert ihn nur noch mehr, was erneut das Bedürfnis auslöst.
Eine weitere Schwierigkeit besteht im Warten, dass etwas geschieht. Wenn Sie sich zum Ziel setzen, den Führerschein zu machen, haben Sie Ihr Ziel erreicht, sobald Sie die Fahrprüfung bestehen. Bei der »Methode Willenskraft« heißt es: »Wenn Sie es nur lange genug ohne Zigaretten aushalten, wird der Drang zu rauchen schließlich verschwinden.«
Woher wissen Sie, wann Sie dieses Ziel erreicht haben? Sie wissen es nie, weil Sie darauf warten, dass etwas passiert, aber es passiert eben nichts weiter. Sie haben das Rauchen aufgehört, nachdem Sie Ihre letzte Zigarette geraucht haben, und im Grunde warten Sie jetzt nur, wie lange es dauert, bis Sie wieder schwach werden.
Wie gesagt ist die Qual, an der ein Raucher leidet, geistiger Natur; sie wird von der Unsicherheit hervorgerufen, obwohl keine körperlichen Schmerzen zu spüren sind, ist die Wirkung stark. Der Raucher fühlt sich elend und unsicher. Er ist weit davon entfernt, das Rauchen zu vergessen; sein ganzes Denken ist davon besessen. Tage- oder sogar wochenlang versinkt er in tiefster Depression. Seine Gedanken kreisen nur um Zweifel und Ängste.
»Wie lange wird dieses Wahnsinnsverlangen noch dauern?«
»Werde ich jemals wieder glücklich sein?«
»Werde ich jemals morgens wieder aufstehen wollen?«
»Werde ich jemals wieder eine Mahlzeit genießen können?«
»Wie werde ich in Zukunft mit Stress fertig werden?«
»Wird mir eine Party jemals wieder Spaß machen?«
Der Raucher wartet darauf, dass sich die Dinge bessern, doch solange er Trübsal bläst, wird die Zigarette nur immer erstrebenswerter.
In Wirklichkeit passiert tatsächlich etwas, doch der Raucher merkt es gar nicht. Wenn er drei Wochen radikalen Nikotinentzug übersteht, verschwindet das körperliche Verlangen danach. Doch wie bereits gesagt, sind die Entzugserscheinungen bei Nikotin so schwach, dass der Raucher sie gar nicht wahrnimmt. Doch nach etwa drei Wochen haben viele Raucher das Gefühl, sie hätten es geschafft. Um es sich zu beweisen, zünden sie eine Zigarette an, und das schafft sie wiederum. Sie schmeckt schrecklich, doch der Exraucher hat wieder Nikotin in seinen Körper eingeschleust, und sobald er die Zigarette ausdrückt und der Nikotinspiegel sinkt, flüstert wieder eine leise Stimme in seinem Hinterkopf: »Du willst noch eine.« Er hatte es wirklich geschafft, doch jetzt hat er sich erneut abhängig gemacht.
Meist zündet sich der Raucher nicht sofort eine weitere Zigarette an. Er denkt: »Ich will nicht wieder süchtig werden.« Er lässt einen Sicherheitszeitraum verstreichen. Vielleicht Stunden, Tage oder sogar Wochen. Dann kann der Exraucher sagen: »Nun, ich bin nicht wieder abhängig geworden, daher kann ich ruhig eine zweite rauchen.« Er tappt in dieselbe Falle wie beim ersten Mal und balanciert bereits auf einem schlüpfrigen Seil.
Raucher, die das Rauchen mittels Einsatz von Willenskraft aufhören, finden es meist langwierig und schwierig, weil das Hauptproblem in der Gehirnwäsche besteht; lange nachdem die körperliche Abhängigkeit verschwunden ist, trauert der Raucher immer noch den Zigaretten nach. Hält er lange genug durch, beginnt es ihm zu dämmern, dass er tatsächlich nicht nachgeben wird. Er hört auf zu jammern und akzeptiert, dass das Leben ohne Zigaretten weitergeht und genussvoll ist.
Viele Raucher haben mit dieser Methode Erfolg, doch sie ist schwierig und mühsam und führt häufiger zu Fehlschlägen als zu Erfolgen. Sogar die, die es schaffen, bleiben lebenslang verwundbar. Immer noch wirkt die Gehirnwäsche in gewissem Maße nach, und sie glauben, dass eine Zigarette einem in guten wie in schlechten Zeiten eine Energiespritze verpassen kann. (Auch die meisten Nichtraucher leiden an dieser Illusion. Auch sie sind Opfer der Gehirnwäsche, können aber nicht lernen, das Rauchen »zu genießen«, oder wollen sich nicht die Nachteile einhandeln, nein, danke!) Das erklärt, warum viele Raucher, die sehr lange nicht geraucht haben, wieder anfangen.
Viele Exraucher rauchen gelegentlich eine Zigarre oder Zigaretten als »besonderes Zuckerl«, oder um sich selbst davon zu überzeugen, wie scheußlich sie schmecken. So weit, so gut, doch sobald sie die Zigarette ausdrücken, sinkt der Nikotinspiegel, und eine leise Stimme im Hinterkopf suggeriert: »Du willst noch eine!« Zünden sie sich dann eine zweite an, schmeckt sie immer noch scheußlich, und die Exraucher beglückwünschen sich: »Wunderbar! Solange ich das Kraut nicht genieße, werde ich nicht davon abhängig. Nach Weihnachten /nach dem Urlaub/nach diesem Stress werde ich wieder aufhören.«
Zu spät. Sie sind bereits wieder süchtig. Die Falle, in die sie beim ersten Mal gefallen sind, ist zum zweiten Mal zugeschnappt.
Wie ich immer sagte, hat Genuss damit nichts zu tun. Das hatte er nie! Würden wir rauchen, weil wir den Genuss suchen, würde niemand mehr als jene erste Zigarette rauchen. Wir nehmen nur an, wir genießen die Zigaretten, weil wir nicht glauben können, dass wir so dumm sein können, zu rauchen, wenn nicht einmal ein Genuss dabei herausspringt. Deshalb läuft das Rauchen so oft unbewusst ab. Würden Sie bei jeder Zigarette, die Sie rauchen, den Dreck wahrnehmen, den Sie in Ihre Lungen pumpen, dann müssten Sie sich sagen: »Dieser Spaß wird mich im Leben neunzigtausend Mark kosten, und diese Zigarette könnte genau die sein, die in meinen Lungen Krebs auslöst«, dann würde sogar die Illusion eines Genusses verfliegen. Wenn wir versuchen, die negativen Folgen aus unseren Gedanken gezielt auszuschalten, kommen wir uns dumm vor. Doch wenn wir uns damit auseinander setzen müssten, wäre das unerträglich! Wer Raucher beobachtet, vor allem bei geselligen Anlässen, wird sehen, dass sie nur glücklich sind, wenn sie gar nicht merken, dass sie rauchen. Sobald sie es merken, fühlen sie sich eher unwohl und neigen dazu, sich zu entschuldigen. Wir rauchen, um das kleine Monster zu füttern … und sobald Sie das kleine Monster aus Ihrem Körper und das große Monster aus Ihrem Kopf verjagt haben, werden Sie weder das Bedürfnis noch den Wunsch nach einer Zigarette verspüren.