28

Es war ein herrlicher Maimorgen, als die Reitergruppe in Godstone ankam. Lillyth hörte die Pferde und die Wagen, voller Freude lief sie aus dem Haus, um sie zu begrüßen. Endlich war er wieder zu Hause! Bei seinem Anblick blieb sie wie angewurzelt stehen. Jetzt führte er zwei kleine Mädchen an der Hand, eine attraktive junge Frau war bei ihnen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie fürchtete sich vor dem Augenblick, in dem sie seiner Frau von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würde. Er schickte die junge Frau mit einem knappen: »Danke schön, Mademoiselle« weg, und Lillyths Herz jubelte vor Glück.

Er stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden vor ihr, dann sagte er: »Gütiger Himmel, Lillyth, du hast mir vielleicht eine herrliche Jagd geliefert!«

Sie brachte kein Wort heraus, während sie in einem unterwürfigen Hofknicks vor ihm in die Knie sank. Er hob sie hoch, und bei seiner Berührung durchfuhr es sie wie ein Blitz. »Darf ich dir meine Töchter Margarita und Angelique vorstellen?«

Die beiden ernsten kleinen Mädchen traten vor, doch noch ehe sie einen Knicks machen konnten, zog Lillyth beide in ihre Arme und gab ihnen einen Kuss. »Willkommen in Godstone, meine Lieblinge, willkommen zu Hause!«, rief sie.

In der Halle wurde Guy von seinen Brüdern und Rolf umringt, alle lachten und redeten auf einmal.

Andre begann: »Guy, warte, bis du erst siehst ...« Doch schnell legte Lillyth warnend einen Finger auf die Lippen, und er beendete den Satz lahm: »Warte, bis du siehst, wie weit die Bauarbeiten fortgeschritten sind.«

»Ich komme sofort«, erklärte Guy gut gelaunt. »Aber zuerst müssen all unsere Leute untergebracht werden, sie sind nach der langen Reise müde.«

»Ich werde mich um die Kinder kümmern«, erklärte Lillyth schnell. »Geh du nur mit deinen Brüdern, und kümmer dich um all deine Leute, ich weiß, dass sie es kaum erwarten können, mit dir zu reden. Wir werden ein Fest vorbereiten, um dich willkommen zu heißen, mein Lord. Willkommen zu Hause.« Seine Blicke folgten ihr, als sie an jede Hand eines der Mädchen nahm und sie nach oben in die Schlafzimmer führte. Sie befahl, dass Guys Gepäck in ihr altes Schlafzimmer gebracht werden sollte, fütterte ihren Sohn und legte ihn dann im Schlafzimmer ihrer Mutter zum Schlafen nieder. Das Kindermädchen der beiden Mädchen und Bette halfen ihr, die beiden Mädchen zu baden, und sie gab ihnen etwas zu essen, damit sie bis zum Abendessen nicht hungrig waren.

Sie zog das blassgrüne Unterkleid und die dazu passende Tunika an, die Guy immer so gern an ihr gesehen hatte. Die Menschen in der Halle waren fröhlich heute Abend. Guy saß neben Lillyth und ließ sie nicht aus den Augen. Zwischen ihnen beiden herrschte eine Spannung, die immer größer wurde, je weiter der Abend fortschritt. Keiner von beiden hatte viel Appetit, und obwohl viele ihrer Lieblingsgerichte zubereitet worden waren, spielten beide mit dem Fleisch auf ihren Tellern. Endlich begann Guy zu sprechen. »Robert...«

Lillyth riss weit die Augen auf und sah ihm tief in die Augen. »Er hat mich behandelt, wie ein Vater seine Tochter behandeln würde«, erklärte sie fest.

Der Schmerz wich aus seinem Blick, und Lillyth wusste, dass diese Lüge den ganzen Mut wert gewesen war, den sie dafür hatte aufbringen müssen.

Seine Augen blitzten. »Ich muss dir etwas erzählen, cherie.«

»Ich muss dir etwas zeigen, mein Lord.« Voller Vorfreude lachte sie auf.

Er sehnte sich nach dem Augenblick, an dem er ihr sagen würde, dass sie wirklich seine Frau war. Er wollte das Glück in ihrem Gesicht sehen, wenn er diese Worte aussprach.

Sie sehnte sich nach dem Augenblick, in dem sie ihren Sohn in seine Arme legen würde.

Er wartete auf ein Anzeichen von ihr, dass sie bereit war, sein Bett mit ihm zu teilen und fürchtete sich sehr davor, dass sie ihn weiterhin ablehnen würde. Ihre Hand berührte die seine, und sofort war er erregt. Sie saß mit züchtig gesenktem Blick neben ihm, ihre Wangen waren leicht gerötet, aber er wusste instinktiv, dass sie sich seines erregten Zustandes äußerst bewusst war und dass sie sein Unbehagen genoss.

Schließlich hatte sie Mitleid mit ihm. »Komm, es ist schon spät. Ich werde dich zu deinem Zimmer begleiten, dann kannst du mir erzählen, was du schon den ganzen Abend auf dem Herzen hast.«

»Du bist ein schrecklicher Quälgeist, Madame.«

Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, riss er sie wild in seine Arme. Sein Mund presste sich auf ihren, und während seine Küsse immer leidenschaftlicher wurden, versuchte er, sie auszukleiden.

»Sag es mir«, murmelte sie und versuchte, ihn so gut es ging, aufzuhalten.

Guy hatte sich schon viel zu lange nach ihr gesehnt, im Augenblick fand er keine Worte mehr. Er sehnte sich verzweifelt nach ihrem Körper, nach ihrer Seele, wollte ihr sein Brandzeichen aufdrücken, sie als die Seine beanspruchen, sowohl in ihren Augen als auch in den Augen der ganzen Welt.

Schon bald fand auch sie keine Worte mehr, konnte nicht mehr klar denken. Ihr Verlangen war plötzlich genauso groß wie das seine. Während sie nebeneinander gesessen, sich berührt und doch nicht berührt hatten, hatte ihr Körper sich auf ihn vorbereitet.

Als sie dann schließlich nackt vor ihm stand, stöhnte sie voller Protest auf, weil es ihr nicht gelang, ihn schnell genug zu entkleiden. Bis sie wieder seine starken Hände auf ihrem Körper fühlte, hatte sie ganz vergessen, dass er sie manchmal wild liebte, wie ein Sturm über sie kam, bis sie beinahe aufschrie vor Lust. Sein Verlangen schien sie zu verschlingen, und als er sich dann über sie schob, gab sie sich dem wirbelnden Verlangen hin, gab ihm alles und wünschte, sie könnte ewig so unter ihm liegen, während er sie wieder und wieder besaß. Nachdem er sie beide zu ihrem ersten Höhepunkt gebracht hatte, würden sie den Rest der Nacht damit verbringen, sich süß und zärtlich zu lieben.

Es dauerte lange, bis sie in die Wirklichkeit zurückkehrte, schließlich gelang es ihnen, das Feuer der Liebe lange genug einzudämmen, um einander ihre Geheimnisse mitzuteilen. Während er eine Hand voll ihres herrlichen Haares durch seine Finger gleiten ließ, damit es auf seine Brust fiel, gestand er ihr: »Liebling, meine Frau ist gestorben, ehe wir beide geheiratet haben. Unsere Eheschließung war also gültig, du bist meine rechtmäßige Frau.«

»Oh, mein Liebling«, schluchzte sie, und Tränen füllten ihre Augen. »Warte hier einen Augenblick, ich muss dir etwas zeigen.«

Nur zögernd ließ er sie gehen, aber als sie dann mit seinem Sohn zurückkehrte, sank er vor ihr auf die Knie und küsste den Saum ihres Gewandes. Er nahm sein Kind in seine Arme und glaubte, sein Herz würde vor Glück zerspringen. Das Baby schrie heftig, und Lillyth setzte sich auf das Bett und gab ihm die Brust.

Guy sah ihr fasziniert zu. »Noch ein Normanne, der gekommen ist, um dein Herz zu erobern und deine Verteidigungslinien zu durchbrechen.«

Sie lächelte unter Tränen, als sie das Baby in den Schlaf wiegte und dann schnell in die Arme ihres Mannes zurückkehrte.

Er küsste sie leidenschaftlich. »Ah, Lil«, hauchte er. »Ich liebe dich mehr als das Leben!«

Ich habe ihn endlich erobert, dachte sie, doch als dann seine Hände über ihren Körper glitten, dachte sie: Aber Gott sei Dank werde ich ihn niemals zähmen.