11

Lillyth sah, dass Guy am frühen Morgen mit einer beachtlichen Anzahl seiner Männer losritt. Sie erkannte Rolf und Andre und war froh, als sie sah, dass auch Aedward mit ihnen ritt, offensichtlich war ihm trotz Guys Drohungen nichts geschehen. Sie wusste, es war eine gute Zeit, ein Bad zu nehmen, deshalb rief sie einige junge Knappen und schickte sie in die Küche, um heißes Wasser zu holen, während sie die hölzerne Badewanne herauszerrte. Als einer der jungen Männer mit dem heißen Wasser die Treppe hinaufging, entdeckte ihn Nicholas, der nicht mit nach Oxstead geritten war und fragte ihn, wohin er wolle.

»Das ist für Lady Lillyths Bad, mein Lord«, machte sich der junge Mann wichtig. Mehr brauchte Nicholas nicht, um sich die Langeweile dieses Morgens zu vertreiben. Er wartete und gab Lillyth genug Zeit, in die Badewanne zu steigen, dann betrat er ihr Zimmer.

Sie keuchte auf und rutschte so tief in das Wasser, wie sie nur konnte.

»Verschwindet sofort aus dem Zimmer!«, befahl sie zornig.

»Meine Süße, Ihr hättet die Tür nicht unverschlossen lassen dürfen. Ich werde sie für Euch verschließen.« Er griente sie an und schob dann den Riegel vor.

Lillyth war so bestürzt über ihre Lage, dass ihr Tränen in die Augen traten und sie ihn anflehte, zu gehen.

»Ihr dürft das Leben nicht so ernst nehmen, Lillyth. Ihr solltet viel öfter lachen und spielen, ein wenig Spaß haben. Ich weiß, dass mein Bruder ein langweiliger Hund ist, aber er wird langsam alt, das entschuldigt ihn ein wenig. Aber Ihr, cherie, seid noch ein kleines Mädchen, und Ihr solltet viel öfter lächeln.«

Er griff nach einer Flasche mit parfümiertem Öl, das sie in ihr Bad gegossen hatte und schnüffelte anerkennend daran. Dann breitete er die Arme weit aus. »Ich verspreche Euch, ich werde gehen, wenn Ihr mir nur den Hauch eines Blickes erlaubt«, erklärte er dann.

»Nein!«, schrie sie und versuchte verzweifelt, ihre Brüste unter Wasser zu halten.

Er lachte. »Sie kommen immer wieder hoch an die Wasseroberfläche, wie Äpfel in einem Humpen - köstlich!« Er trat noch einen Schritt näher. »Kommt aus dem Wasser, und lasst mich Euch ansehen. Ein Blick nur in den Himmel, dann werde ich gehen.«

»Ich habe nicht die Absicht, aus diesem Wasser zu steigen, ehe Ihr nicht verschwunden seid, Sir«, erklärte sie mit ausdrucksloser Stimme.

Er hockte sich auf den Rand der Wanne. »Ich werde warten«, behauptete er. »Früher oder später werdet Ihr schon herauskommen müssen, denn sonst werdet Ihr erfrieren.«

»Oh, bitte, was kann ich tun, damit Ihr verschwindet und mich in Ruhe lasst?«, jammerte sie.

Er überlegte einen Augenblick. »Nun, es ist Euch doch sicher klar, dass ich jetzt nicht gehen kann, ohne dass Ihr so eine Art Strafe bezahlt? Schließlich steht meine Ehre auf dem Spiel!«

»Ihr besitzt gar keine Ehre! Außerdem habe ich zu meinem Kummer bereits erfahren, was ich von den Strafen der Montgomerys zu halten habe. Was wollt Ihr von mir?«, fragte sie.

»Ich hege den großen Wunsch, Sevenoaks zu sehen. Wenn Ihr heute mit mir dorthin reitet, dann werde ich darüber nachdenken zu gehen und Euch in Ruhe Euer Bad nehmen zu lassen.«

»Also gut, ich werde mit Euch kommen, wenn Ihr mir versprecht, dass ich vollkommen sicher sein werde.«

»Ich werde nicht über Euch herfallen, cherie, aber ich werde Euch bei jedem Schritt umwerben.« Er zwinkerte ihr zu, dann verschwand er, und sie stellte fest, dass sie über seine Dreistigkeit lachen musste.

 

Sie ritten allein, ohne Begleitung, und zu ihrer Überraschung stellte Lillyth fest, dass sie den Ritt genoss. Nicholas konnte sehr galant sein, wenn er das wollte. Er war witzig, und sie lachte sehr viel. Die glatten französischen Komplimente kamen ihm so leicht über die Lippen, dass sie ihm kein Wort davon glaubte, doch seine ungeteilte Aufmerksamkeit war sehr schmeichelhaft.

»Ihr müsst lernen, die angelsächsische Sprache zu sprechen. Von jetzt an werde ich Euch nur noch antworten, wenn Ihr Englisch mit mir sprecht«, drohte sie ihm.

Er versuchte ein paar Sätze, dann meinte er: »Lillyth, meine hübsche Blume, Ihr seid absolut wertlos!«

Sie kicherte. »Ich denke, Ihr meint >unbezahlbar<«, korrigierte sie ihn.

»Wertlos - unbezahlbar - wo liegt denn der Unterschied?«, fragte er verwirrt.

»Das kann ich nicht wirklich erklären. Euer Bruder spricht schon sehr gut Angelsächsisch. Erzählt mir etwas über seine Kindheit.«

»Nun, Guy hat das Rittertum durch die Disziplin des Dienens gelernt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er schon mit acht Jahren erschöpft war vom Holen, Bringen und Botengängen, von Ohrfeigen und Beschimpfungen, er hat sowohl als Page als auch als Knappe gedient. Er glaubt, wenn man über Männer herrschen will, muss man erst einmal lernen, sich selbst zu beherrschen. Es war für Andre und mich viel einfacher, in diesem Haushalt aufzuwachsen. Aber genug von Guy« Er griente sie an. »Er muss für sich selbst eintreten.«

Es wurde kälter, und schon bald begann es, leicht zu schneien.

»Nicholas, mir ist sehr kalt. Ich denke, wir sollten umkehren.«

»Es ist doch nur noch eine Meile. Wir werden uns aufwärmen und etwas essen, ehe wir zurückkehren«, versprach er ihr.

Sevenoaks lag an der Kreuzung zwischen London und der Küste. Es hatte keine große Halle, aber es gab dort ein kleines Gasthaus für müde Reisende. Sie stiegen von ihren Pferden, und Nicholas bat um ein Privatzimmer mit einem Feuer. Der Gastwirt beeilte sich, den Befehl des Normannen zu erfüllen. Er war dankbar, dass er das Gasthaus hatte behalten dürfen, als die Normannen die Befehlsgewalt übernommen hatten.

Lillyth war schon ganz blau angelaufen vor Kälte, und Nicholas zog sie mit sich in das private Zimmer. »Kommt, und wärmt Euch auf, Liebes«, forderte er sie auf.

Sie sank in einen Sessel vor dem knisternden Feuer, und Nicholas kniete vor ihr, um ihr die Stiefel auszuziehen, dann rieb er ihre Füße zwischen den Händen. Er beugte sich vor und drückte seine Lippen auf ihren Spann. »Ich küsse Euch die Füße, Lillyth. Ich habe gründlich nachgedacht, cherie, und ich habe entschieden, dass ich Euch gern zu meiner Frau haben würde.«

Sie sah in sein ernstes Gesicht. Es ist noch gar nicht so lange her, da hätte ich mich gefühlt wie im Himmel, wenn ich einen Ehemann wie ihn hätte haben können, dachte sie. Er ist jung, sieht gut aus, immer lacht er und ist nicht das Biest, das man mich zu heiraten gezwungen hat, aber jetzt kommt er mir eher vor wie ein Junge, und ich brauche einen Mann.

Ihr Schweigen machte ihm Mut. Er sprach weiter. »Wir könnten uns hier in Sevenoaks eine wunderschöne Halle bauen. Ich glaube nicht, dass Euch Oxstead sehr gefallen würde, und ich weiß, dass Ihr es hasst, dass man von Euch glaubt, Ihr wärt eine lockere Frau. Deshalb biete ich Euch an, Euch zu heiraten, Lillyth. Ich würde natürlich erst die Erlaubnis von William einholen müssen, aber abgesehen davon könnt Ihr sicher sein, dass ich vor Liebe zu Euch verrückt bin.«

Der Gastwirt brachte ihnen Wein, Schüsseln mit heißem Eintopf und frisch gebackenes Brot.

»Nicholas, ich will Euch nicht verletzen, aber ich bin in Euren Bruder verliebt.« Sie errötete, als sie ihre Gefühle zum ersten Mal in Worte fasste.

Er seufzte. »Ah, das habe ich befürchtet. Aber das macht für mich keinen Unterschied, ich biete Euch dennoch die Ehe an, das wird Guy niemals tun!«, erklärte er voller Leidenschaft.

»Warum denn nicht?«, fragte sie.

»Weil er schon ...«Er zögerte und konnte Guy doch nicht verraten. »Weil er schon zu alt dafür ist, weil er sein eigenes Leben lebt. Er erklärt oft, wie sehr er die Frauen hasst. Oh, ich weiß, dass er Euch für sich selbst haben will, aber er wird Eurer schon bald müde sein, glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede, wenn ich Euch sage, dass er Euch nicht die Ehe anbieten wird.«

»Ich fühle mich durch Euren Antrag sehr geehrt, Nicholas, aber er hat mich für alle anderen Männer verdorben«, erklärte sie leise.

Er wunderte sich über ihre Behauptung, die man auf verschiedene Weise deuten konnte. »Esst jetzt, ich werde Euch nicht weiter drängen. Vielleicht ändert Ihr Eure Meinung ja, wenn ich Euch mehr Zeit lasse.« Er lächelte sie an, sah ihr tief in die Augen und hielt einen Augenblick die Hände über sie.

 

Lillyth und Nicholas hüllten sich fest in ihre Umhänge, dann machten sie sich auf den Weg zurück nach Godstone. Der bittere Wind wehte nicht mehr, aber der Tag neigte sich dem Ende zu, und es schien schon viel später zu sein, als es eigentlich war. Der Schnee fiel jetzt dicht, und man konnte kaum noch etwas sehen. Ganz plötzlich kam eine Gruppe von Reitern zwischen den Bäumen hervor auf sie zu. Es waren viel zu viele, als dass Nicholas gegen sie hätte ankämpfen können, und als Lillyth begriff, dass die Männer nur hinter ihren Pferden her waren, bat sie Nicholas, sich nicht zu wehren und nicht sein Schwert gegen sie zu erheben, damit er nicht getötet würde. Die Räuber ritten zurück zu ihrem Anführer, der im Wald auf sie wartete, und Nicholas und Lillyth hatten keine andere Wahl, als zu Fuß nach Godstone weiterzugehen.

»Lillyth, verzeiht mir. Ich habe mich mit Schande bedeckt. Ich habe Euch mein Wort gegeben, dass Ihr bei mir in Sicherheit seid!«

»Nick, ich bin in Sicherheit. Wir hätten niemals allein losreiten dürfen.« Sie wusste, dass die Männer Angelsachsen gewesen waren, doch sie hatte keinen von ihnen erkannt. Sie waren noch nicht einmal eine Meile gegangen, als Guy und Rolf in vollem Galopp angeritten kamen.

»Bei den Gebeinen Christi, Junge, was ist los mit dir?«, schrie Guy seinen Bruder ärgerlich an.

»Wir sind überfallen worden, unsere Pferde wurden gestohlen«, erklärte Nicholas lahm.

»Wir werden die Bastarde schon einholen, keine Angst. Wartet hier, ihr beide«, befahl er und bedachte Lillyth mit einem so bösen Blick, dass sie zitterte, und zwar nicht vor Kälte.

Nach einer halben Stunde waren Guy und Rolf zurück, doch sie führten nur ein zusätzliches Pferd mit sich, Zephyr.

»Hier, du steigst auf Lillyths Pferd, und Lillyth kommt zu mir, obwohl du es verdient hättest, zu Fuß zu gehen.« Guy beugte sich vor und hob Lillyth zu sich auf das Pferd.

»Was ist passiert?«, wollte sie von Guy wissen.

»Wir haben ein paar von ihnen umgebracht, aber ihre Pferde sind gestiegen, und der Anführer ist mit Nicholas Pferd entkommen. Aber ich werde ihn nicht vergessen! Er war ein kräftiger Bastard mit einem leuchtend roten Bart.«

Lillyth zuckte bei seinen Worten heftig zusammen, und er sah sie eindringlich an. »Kennt Ihr jemanden, der so aussieht?«, wollte er wissen.

»Nein, niemanden auf der ganzen Welt, mein Lord«, antwortete sie dankbar.

Er zog sie an sich und schlang seinen Umhang um sie beide. Die Wärme seines Körpers hüllte sie ein und taute sie ein wenig auf. Doch sie konnte nicht aufhören zu zittern, deshalb zog er sie noch höher an seinen Körper. Schon bald erreichte die Gruppe Godstone, und ehe er vom Pferd abstieg, flüsterte er in ihr Ohr. »Ich möchte, dass Ihr sofort in Euer Bett geht. Ich komme sehr bald nach oben, dann könnt Ihr mir alles erklären.«

Guy kümmerte sich persönlich um die Pferde und ignorierte Nicholas vollkommen, der seine Tat zu erklären versuchte. Ohne ihm einen Blick zu gönnen, verließ Guy dann den Stall und ging gleich nach oben.

Lillyth lag im Bett, die Felldecke hatte sie bis ans Kinn gezogen. Mit großen Schritten ging Guy zum Feuer und legte ein paar Scheite nach, dann kam er zum Bett.

»Ist Euch jetzt warm?«, fragte er freundlich.

Sie nickte und wartete.

Geduldig, als hätte er es mit einer Fünfjährigen zu tun, fragte er: »Also, was habt Ihr mit Nicholas im Wald gemacht?«

»Er wollte, dass ich mit ihm nach Sevenoaks reiten sollte. Zuerst habe ich mich geweigert, doch dann habe ich schließlich zugestimmt«, berichtete sie.

»Ihr wolltet nicht mit ihm reiten, doch er hat Euch dann gezwungen, Eure Meinung zu ändern? Hat er Euch bedroht?«

»Nein«, antwortete sie leise.

»Hat er Euch auf irgendeine Weise dazu gezwungen?«

»Nein, nicht wirklich«, wich sie aus.

»Was soll das heißen?«, fragte er. »Antwortet mir, Lillyth«, brüllte er dann.

»Als ich mein Bad genommen habe - er ...«

»Gütiger Himmel!«, tobte Guy.

»Bitte, er hat sich sehr ehrenwert verhalten, er hat mich sogar gebeten, ihn zu heiraten.«

Guy verließ das Zimmer und machte sich auf die Suche nach Nicholas.

»Mach, dass du nach Oxstead kommst und bleib da!«, donnerte er. »In ein paar Tagen reiten wir nach London, vielleicht sogar in die Schlacht. Bis zu diesem Zeitpunkt bleibst du mir aus den Augen, und nimm diesen verdammten Angelsachsen Aedward mit. Ich habe die Nase voll von liebeskranken Jungen!«

 

Lady Adela war gerade damit fertig, ihr kleines Zimmer neben dem Sonnenzimmer aufzuräumen, als jemand höflich an der Tür klopfte. Hugh Montrose stand auf der Schwelle, seine Hand war mit einem Tuch verbunden.

»Ihr habt Euch verletzt«, rief sie erschrocken.

»Ich habe mich in die Hand geschnitten, als ich meine Waffe gereinigt habe. Ich weiß, es wird erst aufhören zu bluten, wenn die Wunde genäht ist. Ich habe mich gefragt, ob Ihr wohl so freundlich wärt, das zu tun, Adela?«

»Natürlich. Kommt rein und setzt Euch. Ich hole nur Nadel und Faden.«

Er sah bedrückt aus. »Ich dachte, Ihr wolltet mich vielleicht nach der letzten Nacht nicht wiedersehen.«

»Hugh, Ihr dürft nicht so empfindlich sein. So etwas kann doch jedem passieren«, erklärte sie freundlich.

»Mir ist so etwas aber noch nie zuvor passiert!«, schwor er.

»Dann war es vielleicht mein Fehler. Ich bin sicher nicht begehrenswert genug«, gestand sie ihm.

»Das Verlangen war da, Adela, das schwöre ich Euch. Ich konnte einfach nicht. Ich habe mich in meiner Männlichkeit blamiert!«

»Beruhigt Euch, ich werde zunächst einmal nach Eurer Hand sehen.« Zuerst löste sie das Tuch, dann wusch sie die Wunde aus. Es war ein hässlicher Schnitt, doch er zuckte nicht einmal zusammen, als sie Fingerhut darauf strich, um eine Entzündung zu verhindern. Vorsichtig drückte sie die Wundränder zusammen und nähte dann zuerst die eine und dann die andere Seite. Ihre Nadel machte kleine, ordentliche Stiche. Er zuckte nicht einmal zusammen.

»Was ist das für ein Unsinn, dass Ihr Euch in Eurer Männlichkeit blamiert habt? In meinen Augen seid ihr der tapferste Ritter.«

Er streckte die Hand nach ihr aus und zog sie auf seinen Schoß. Dann küsste er sie, bis sie sich wehrte und aufzustehen versuchte.

»Hugh, es ist heller Tag«, protestierte sie.

»Ich möchte mich beweisen«, drängte er sie.

Er brauchte seine ganze Überredungskunst, und die ganze Zeit über wurde sein Verlangen immer größer. Schließlich gab sie nach und ging mit ihm ins Bett. Doch als er nach ihr griff, wurde sein Glied schlapp, und wieder blamierte er sich vor der Lady

»Hugh, für mich ist das nicht so wichtig. Ich habe die ganze Sache sowieso niemals genossen, das schwöre ich Euch, mein Lord, für mich bedeutet das gar nichts!«

»Für mich bedeutet es alles!«, erklärte er bitter. »Schwört mir, dass Ihr niemandem davon erzählen werdet«, verlangte er von ihr.

»Hugh, wie könnt Ihr nur so etwas denken?«, fragte sie verletzt.

»Es tut mir Leid, Adela. Danke, dass Ihr Euch um meine Wunde gekümmert habt.«

Mit so viel Würde wie er konnte, zog er sich an und ging. Adela entschied, dass sie keine andere Wahl hatte, als Morag zu besuchen.

Adela war überrascht, als sie die Hütte der alten Frau betrat. Das Durcheinander war verschwunden, alles sah wesentlich sauberer aus. Ein paar Kräuter hingen zum Trocknen von der Decke, und Greediguts saß dort oben und krächzte leise vor sich hin. Wäre die Elster nicht gewesen, Adela hätte geglaubt, in der falschen Hütte zu sein.

»Ich brauche einen Zauberspruch, Morag.«

»Es ist mir verboten, Zaubersprüche auszusprechen. Ihr müsst wissen, dass der Normanne das befohlen hat, für diejenigen, die in der Halle leben, sollte das eigentlich kein Geheimnis mehr sein.«

»Oh, Morag, ich habe dir einen hübschen reifen Käse mitgebracht. Vielleicht ist ja gar kein Zauberspruch nötig. Vielleicht könnt Ihr mir ein Kraut empfehlen, das gut wirkt?«

»Sucht Ihr noch immer nach etwas, das die Lust eines Mannes unterdrückt?«

»Nein!«, versicherte ihr Adela schnell. »Ich brauche etwas, das die Lust weckt.«

Die alte Frau lachte so sehr, das sie auf ihrem Stuhl hin und her schwankte.

»Morag, das ist gar nicht lustig«, jammerte Adela und schämte sich ungeheuer.

»Doch, das ist es, das ist es! Erinnert Ihr Euch an die Schnur, in die Ihr die Knoten gemacht habt und die Ihr dann im Schlafzimmer versteckt habt? Sucht diese Schnur, löst die Knoten, und Eure Probleme werden vorüber sein.«

 

»Ihr habt die ganzen Kirchenschätze ausgeräumt und auch die Kostbarkeiten aus der Halle geholt!«, behauptete Lillyth vorwurfsvoll.

»William braucht Geld. Man kann nicht König werden, wenn die Truhen leer sind«, antwortete Guy knapp.

»Hier, nehmt meinen Gürtel«, erklärte sie verärgert und zog ihn aus. »Er ist aus Gold, ich habe sonst nichts mehr, was ich Euch geben könnte.«

Er kam zu ihr und legte ihr sanft den Gürtel wieder um die Hüften. »Ihr habt mir noch sehr viel zu bieten«, erklärte er leise. »Ich habe alles versucht, sogar eine Vergewaltigung. Lillyth, warum wollt Ihr Euch mir nicht hingeben?«

Sie senkte den Blick, ihre Lider legten sich auf ihre Wangen, und sie flüsterte: »Ihr habt ... keine Worte ... der Liebe gesagt ...«

Heftige Erregung erfasste ihn, er hob sie auf seine Arme, dann setzte er sich vor das Feuer und zog sie auf seinen Schoß.

»Oh, mein Liebling, ich bete dich an.« Seine grünen Augen blickten lachend in ihre. Er nahm eine Strähne ihres Haares und wickelte es besitzergreifend um seine Finger.

»Du hast das wunderschönste Haar, das ich je gesehen habe, und alle Männer, die dich sehen, müssen sich schmerzlich danach sehnen, so damit zu spielen, wie ich es jetzt tue. Oh, Liebling, du verzauberst mich. Dein Bild steht Tag und Nacht vor meinem Auge. Deine Schönheit verfolgt mich, wie kann ich dich je wieder verlassen?« Er küsste ihre Augenlider. »Ich verspüre ein unstillbares Verlangen nach dir. Wenn ich dich sehe, dann muss ich in deine Nähe kommen, und wenn ich dann in deiner Nähe bin, verspüre ich das unstillbare Verlangen, dich zu berühren. Ich möchte dich überall berühren. Hier und hier.« Er legte seine Hand um ihre Brust, liebkoste und streichelte sie sanft. »Wenn ich deine Stimme höre und dein Lachen, dann erregt mich das sofort, ganz gleich, wer es auch sehen mag, und wenn ich in deiner Nähe bin, erfüllt dein Duft meine Sinne, bis ich dich beinahe schmecken kann.«

Seine Lippen legten sich auf ihre, und er küsste sie lange und gründlich. Seine warmen, drängenden Lippen glitten zu ihrem Hals und dann hinter ihr Ohr. »Immer denke ich an dich.«

Seine Nähe verzückte sie, sie fühlte sich geliebt und verehrt.

»Wie sehr sehne ich mich danach, dich die ganze Nacht in meinen Armen zu halten!«

Das Verlangen in seiner Stimme ließ sie erbeben. Lillyth presste ihr Gesicht gegen seine Schulter und drängte sich noch näher an ihn. Seine Arme schlössen sich fester um sie, als er ihre Reaktion fühlte, und heiß rann es durch seine Adern. Sie fühlte, wie ihr Körper sich dem seinen anpasste.

Er hatte sie nur kurz nackt gesehen, als er sie dazu gezwungen hatte, jetzt verspürte er eine heiße Erregung, weil er wusste, dass sie zulassen würde, dass er sie entkleidete, dass er ihren nackten Körper liebkoste. Seine Hände hoben ihr Kleid, und er zitierte aus dem Lied des Salomon. »Und der Duft deiner Kleidung ist wie der Geruch des Libanon.«

Hagelkörner prasselten gegen die Fensterläden, und der Wind blies durch die Ritzen, doch sie nahmen nichts anderes als nur sich selbst wahr. Seine kräftigen Hände zogen ihr die Kleidung vom Körper. Ihm stockte der Atem, als sie dann vor ihm stand und ihr herrliches rotgoldenes Haar alles war, was ihren Körper noch bedeckte. Er hob eine Strähne davon an sein Gesicht, um es zu fühlen und zu schmecken, dann schob er es über ihre Schultern, damit ihre Brüste sich seinen Blicken darboten.

»Beweg dich nicht«, bat er mit rauer Stimme, als er seine eigene Kleidung öffnete und sie dann ungeduldig auszog. Sie streckte vorsichtig einen Finger aus, um das dunkle, krause Haar auf seinem Oberkörper zu berühren, dann glitten ihre Hände über die harten Muskeln seiner Arme und Schultern, ihre Finger sehnten sich danach, seinen Körper noch weiter zu erforschen. Er streckte die Hände aus und legte sie um ihre schmale Taille, dann hob er sie hoch, und sein pulsierendes Glied drängte sich gegen ihren Bauch und schob sich dann zwischen ihre Schenkel.

»Du bist das wunderschönste, atemberaubendste Geschöpf, das ich je gesehen habe.« Sie legte die Arme um seinen Hals, und ihre sanften Brüste drängten sich gegen seinen Oberkörper. Ihre Erregung ließ sie leise aufkeuchen, dabei hoben und senkten sich ihre Brüste, ihre Augen mit den dichten Wimpern schlössen sich vor Verlangen. Er wollte, dass sie sich jede Nacht so an ihn klammerte, für den Rest seines Lebens.

Sanft und warm legten sich seine Lippen auf ihre, er wollte sie erregen, wollte die Flamme der Leidenschaft in ihr wecken, damit sie hell brannte. »Komm ins Bett, Liebling. Ich möchte dir zeigen, wie sehr ich dich liebe, ich will es dir nicht nur sagen.« Er trug sie zum Bett und legte sie dann darauf, noch immer klammerte sie sich an ihn, bis sie auf der Felldecke lag, dann trat er einen Schritt zurück, stand am Fuß des Bettes und betrachtete ihren herrlichen Körper. Sie vertraute ihm so sehr, dass sie ihm erlaubte, ihre Schenkel auseinander zu schieben.

Seine Finger konnten nicht länger widerstehen, er musste das Dreieck der krausen, rotgoldenen Locken zwischen ihren Schenkeln berühren. Er strich über die krausen Locken, dann sank er auf die Knie, um die rosige Knospe zwischen den kleinen Falten zu betrachten, die für ihn erblühen würde, wenn sie vollkommen erregt war. Seine Finger strichen über die Falten, dann öffnete er sie vorsichtig, um sie zu berühren und sie zu necken. Als er hörte, wie sie aufstöhnte, wollten seine Lippen seinen Händen folgen, doch er wusste, dass sie noch nicht bereit war für ihn. Er würde ihr Verlangen anfachen, bis sie sich nach seiner Zunge sehnte, dann würde er mit seiner Zunge ihr Verlangen noch weiter steigern, bis sie bereit war für sein Glied. Die Anspannung in seinem Unterleib wurde bei diesem Gedanken beinahe unerträglich.

An ihren Füßen begann er sie zu küssen, langsam glitten seine Lippen über ihre Beine hinauf, von ihren weißen Schenkeln über ihren Bauch zu ihren Brüsten. Als er sich dann über sie schob, fand sie ihn herrlich. Seine breiten Schultern und die mit krausem Haar bedeckte Brust gingen über in einen flachen Bauch. Die kraftvolle Symmetrie seiner harten Muskeln verbarg eine gefährliche Stärke. Ihre Augen weiteten sich, und sie nahm seinen Anblick genauso begierig in sich auf wie er den ihren.

Ihr Haar breitete sich in all seiner schimmernden Herrlichkeit auf dem silbernen Fell aus. Er senkte den Kopf und nahm ihre hart aufgerichtete Brustspitze zwischen seine Lippen, spielte mit ihr, bis Lillyth vor Ekstase aufschrie. Die ganze Zeit über streichelte er sie, liebkoste sie und suchte die geheimen Stellen der Liebe. Sie berührte sein Haar, liebte seine Dichte und Fülle. Er nahm ihre Hand von seinem Gesicht. Jeden einzelnen Finger küsste er. Seine Zunge streichelte ihre Handfläche, ihr Handgelenk und glitt dann über ihren Arm bis zur Schulter. Dann lagen seine Lippen an ihrem Hals. Er hob ihr Haar und küsste die duftende Rundung ihres Nackens, schließlich pressten sich seine Lippen auf ihre, und er küsste sie mit einer solch fordernden Leidenschaft, dass ihr ganzer Körper reagierte, sich vom Bett hob und sich an ihn drängte.

Sie stöhnte auf und rieb sich an ihm, in einer so herausfordernden Art, dass er sie ermahnte: »Noch nicht, mein Liebling. Du glaubst, du seist schon bereit für mich, aber ich will dir nicht wehtun.« Er legte die Hand auf ihren Venushügel. Sein hartes, aufgerichtetes Glied drängte sich gegen ihren Schenkel, und sie zitterte vor Erwartung. »Kleines lüsternes Ding«, neckte er sie. »Errege ich dich? Sag mir, was du fühlst«, flüsterte er.

»Du weißt, dass du mich erregst! Ich habe das Gefühl, ich werde sterben, wenn du nicht schnell in mich eindringst«, hauchte sie.

»Wie lange liebst du mich schon?«, wollte er leise wissen.

»Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.«

»Sprich meinen Namen aus, ich habe mich danach gesehnt, ihn von deinen Lippen zu hören.«

»Oh, Guy, bitte, Liebling?«, bat sie. »Guy ... Guy ...«

Er glitt an ihr hinunter, und seine Zungenspitze berührte die sanften Falten zwischen ihren Schenkeln, dann öffnete er sie und suchte die rosige Knospe, die bereit war, zu erblühen. Sie schrie vor Erregung auf, als er mit der Zunge tief in sie eindrang, dann öffnete sie ihm unbewusst die Schenkel und gab sich vollkommen den Liebkosungen seines Mundes hin.

Als er fühlte, wie ihr Körper erbebte, erfasste ihn das Verlangen mit süßem, quälendem Schmerz. Schnell schob er sich über sie, und sie keuchte auf, als er tief in sie eindrang. Sie war so eng und so heiß, dass er glaubte, sie würde ihn verbrennen. Es dauerte nicht lange, bis ihre Ekstase einen unerträglichen Höhepunkt erreicht hatte und sie beide laut aufschrien, als ihre Körper miteinander verschmolzen.

Lillyth schluchzte leise. Ohne sich aus ihr zurückzuziehen, hielt er sie in seinen Armen, bis sie beide eingeschlafen waren. Stunden später, als sie wieder aufwachte, lag sie in der warmen Sicherheit seiner Arme. Ihr Körper schmiegte sich an seinen, nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so sicher gefühlt. Es war, als wären ihre Körper füreinander geschaffen. Sie waren so aufeinander eingestellt, dass sie zusammen aufwachten. Seine Arme schlössen sich fest um sie, und er drehte sie zu sich, damit er in ihr Gesicht sehen konnte.

Seine Lippen suchten die ihren, ihre volle Unterlippe war so herrlich wie die Sünde, und wieder fand sein Glied die seidig glatte Scheide, die sich um ihn schloss, als er tief in sie eindrang, wie ein geheimnisvolles Raubtier. Ihre Lippen pressten sich hungrig aufeinander, wild und heftig küssten sie sich, bis sie in einer überwältigenden Wärme den gemeinsamen Höhepunkt erreichten.

Lillyth wachte beim ersten Tageslicht auf, sie fühlte seinen Arm, den er besitzergreifend um sie gelegt hatte. Ihr war so warm an seiner Seite, und sie blieb ganz still liegen, um ihn nicht aufzuwecken. Sein Mund, der sonst immer so hart und entschlossen aussah, war im Schlaf ganz weich, und sein dunkles Haar kräuselte sich in seinem Nacken. Sie war froh, dass sie zuerst aufgewacht war. Sie fühlte sich sehr verletzlich und fürchtete sich vor dem, was er sagen würde, wenn er aufwachte. Mit einem einzigen Wort könnte er sie nach den Intimitäten der vergangenen Nacht zerstören. Sie hielt den Atem an, als er sich bewegte. Guy öffnete verschlafen die Augen und sah sie lange eindringlich an.

»Wirst du mich immer lieben, Lillyth?«, fragte er begierig.

»Ewig«, versprach sie ihm.

»Ich kann es nicht ertragen, von dir getrennt zu sein«, erklärte er und griff nach ihr. »Versuch, wieder einzuschlafen, Liebling.«

»Deine Männer warten auf dich«, ermahnte sie ihn.

»Lass sie warten«, wehrte er ab und streichelte ihren Rücken, bis sie sich in seinen Armen entspannte.