KAPITEL DREIZEHN

Luke startete einen verzweifelten Versuch, die Torpedos aufzuhalten, indem er einen schnellen Satz zur Konsole machte.

Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben, sie zurückzurufen oder sie im Flug zur Explosion zu bringen - einfach irgendetwas, um das Unvermeidliche aufzuhalten. Aber er fand nichts. Und er vergeudete mit der Suche zu viel Zeit - Zeit, in der sich Soreshs Vorsprung vergrößerte. Luke brach die Suche ab und begann ihm nachzulaufen. Doch im Türrahmen zögerte er mit einem Gefühl der Zerrissenheit. „Ihr müsst von diesem Mond verschwinden!", rief erden verwirrten Wachen zu. „Wenn wir hierbleiben, sterben wir alle!"

Das Durcheinander an Stimmen in dem Raum wurde nur noch lauter.

„Schiffe!", rief Luke frustriert. „Wir müssen Schiffe suchen!"

„Schiffe!", rief einer von ihnen und begann den Korridor entlangzulaufen. Luke drängte die übrigen Wachen dazu, ihm zu folgen. Er musste allen von diesem Mond helfen und einen Weg finden, die Rebellenflotte zu warnen - außerdem musste er Soresh abfangen. Doch allein, wie er war, konnte er nicht alles gleichzeitig tun. Womit sollte er also beginnen?

„Luke!", rief in diesem Augenblick eine vertraute Stimme. Eine Sekunde später kam Leia um die Ecke, flankiert von Han, Chewbacca, Ferus und Div. Die beiden Droiden folgten kurz darauf.

Luke klappte der Kiefer nach unten. „Was macht ihr denn hier?"

„Dich retten", sagte Leia. Dann sah sie die fliehenden Wachen. „Sieht aber so aus, als wärst du des Wartens überdrüssig geworden", fügte sie hinzu.

Luke zog sie zurück in den Kontrollraum und erklärte ihnen alles, was bislang geschehen war. Chewbacca blieb draußen auf dem Korridor, um die Tür zu bewachen, während sich Ferus und R2-D2 die Computerkonsolen ansahen. Sie waren sich schnell einig, dass sie nichts unternehmen konnten, um die Torpedos aufzuhalten. Die Sonne würde in weniger als drei Standardstunden explodieren. Sie würde in sich zusammenstürzen und eine Schockwelle auslösen, die das ganze System vernichtete. Innerhalb eines gewissen Radius würde nichts überleben.

Leia wurde blass. „Die halbe Flotte ist hier!", stieß sie hervor. „Wir müssen sie warnen!"

C-3PO hob eine goldene Hand. „Bei Waffenprototypen dieser Art stehen die Chancen auf einen Blindgänger dreihundertsiebenundzwanzig zu eins."

Han schnaubte. „Normalerweise schrecken mich schlecht stehende Chancen nicht ab, aber dieses Spiel ist mir eine Nummer zu brenzlig. Was haltet ihr davon, wenn wir die Flotte warnen und hier verschwinden?"

„Ich fürchte, das wird noch etwas schwieriger werden, als es noch vor wenigen Minuten gewesen wäre", sagte Ferus bedrückt, den Blick auf den Bildschirm hinter ihnen gerichtet. Alle drehten sich um. Darth Vaders Sternzerstörer Interdictor war soeben aus dem Hyperraum gekommen. Nur wenige Augenblicke später tauchten noch sechs weitere Stern Zerstörer auf. Aus allen Schiffen strömten bereits Scharen von TIE-Jägern und eröffneten das Feuer auf die Rebellenflotte.

„Sie haben mit nur zwei Stern Zerstörern gerechnet", sagte Div aufgeregt. „Und sie dachten, es bliebe genug Zeit für einen Hinterhalt. Das hier schaffen sie nicht!"

„Und sie können nicht aus dem System fliehen, wenn sie unter solch starkem Beschuss stehen", fügte Han hinzu.

Für einen Moment standen sie starr vor Schreck da und sahen zu, wie sich der Kampf auf dem Bildschirm ausbreitete. Dann schlug Leia mit der Faust auf eines der Pulte. „Die Flotte braucht Hilfe", sagte sie und demonstrierte damit, dass sie sich wieder gefangen hatte. „Luke, Han und Div, ihr macht euch auf die Suche nach Schiffen. Und die Wachen ..."

„Die Wachen sind kein Problem mehr", sagte Luke.

„Dann hilf ihnen beim Kämpfen! Ich bleibe hier und suche nach einer Möglichkeit, die Flotte auf den neuesten Stand zu bringen. Und vielleicht kann ich den Imperialen zu verstehen geben, womit wir es hier zu tun haben."

„Ich lasse dich hier nicht allein", sagte Luke.

Sie sah ihn mit stechendem Blick an. „Ich kann auf mich selbst achtgeben. Die Flotte nicht."

„ Ich bleibe bei ihr", versicherte Ferus schnell. „Wir müssen diesen Mond evakuieren. Und diese Geiseln hier können wir auch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen."

„Wir lassen niemanden zurück", entschied Han. „Sie tun, was Sie tun müssen, Prinzessin, und dann sehen Sie zu, dass Sie von diesem Felsen verschwinden. Wir verlassen das System nicht ohne Sie."

„Machen Sie sich an die Arbeit!", herrschte Leia ihn an. „Sonst wird niemand von uns dieses System verlassen. Ende der Diskussion."

„Wie Sie wünschen, Euer Anbetungswürdigkeit", sagte Han. Erschnappte sich Luke. „Los, Junge, es wird Zeit für ein paar Zielübungen."

Sie rannten los, blieben aber abrupt stehen, als Leia sie mit leicht panischer Stimme zurückrief. „Han! Luke!"

Sie drehten sich um. Leia sah sie eindringlich an. „Und wagt es ja nicht, euch umbringen zu lassen!"

Leia sah überrascht zu, wie Ferus in Windeseile den Wirrwarr an Kabeln sortierte und ein paar Verbindungen neu verdrahtete. Dann stand er auf. „Wir sollten jetzt eigentlich wieder senden können", sagte er.

Leia konnte nicht glauben, dass sie denselben Ferus Olin vor sich hatte, den sie vor vielen Jahren auf Alderaan kennengelernt hatte. Derselbe Schleimer, der sich bei allen angebiedert hatte und den sie die meiste Zeit ihres Lebens verachtet hatte. Damals hatte er einen anderen Namen getragen, aber ein neuer Name änderte nicht viel an der eigentlichen Person. Jetzt sah sie endlich den wahren Ferus Olin - den Mann, von dem ihr Vater immer gesagt hatte, er wäre hinter dem schmierigen Lächeln verborgen. Den Mann, der tapfer und talentiert war, auf den man sich verlassen konnte. Sie verstand nur nicht, weshalb es ihn so viel Zeit gekostet hatte aufzutauchen.

Der Krieg kann aus fast jedem einen Helden machen, grübelte sie.

Man musste sich nur Han ansehen.

„Prinzessin?", sagte Ferus.

Leia schob ihre Gedanken beiseite. Es war Zeit zu handein. Sie kontaktierte den Flottenkommandanten auf einem abhörsicheren Kanal und gab ihren Autorisierungscode durch.

„Prinzessin Leia!" Es war die Stimme von Commander Wiliard, die laut und deutlich aus dem Lautsprecher drang. „Ich bin erleichtert, Sie gesund zu wissen."

„Wir sind alle bald nicht mehr sonderlich gesund", sagte sie schnell. „In zwei Stunden und siebenundzwanzig Minuten wird dieses System explodieren."

„Woher wissen Sie ...?"

„Das ist jetzt unwichtig", unterbrach Leia ihn. „Die Flotte muss so schnell wie möglich in den Hyperraum springen."

„Verstanden", sagte Commander Willard. „Aber solange wir unter solch starkem Beschuss stehen, können wir nirgendwohin gehen. Wir konzentrieren uns voll und ganz darauf, den Imperialen Angriff abzuwehren."

„Tun Sie da oben, was in Ihren Möglichkeiten steht", sagte Leia. „Und ich gebe hier unten mein Bestes."

„Möge die Macht mit Ihnen sein, Prinzessin."

„Mit Ihnen auch", antwortete Leia und unterbrach die Verbindung. Sie hatte diesen Worten nie viel Bedeutung beigemessen, bevor sie Luke gekannt hatte. Ein einfacher Gruß, der auf einem bedeutungslosen Aberglauben basierte. Eine Gewohnheit, ein Glücksbringer. Doch seit Luke in ihr Leben getreten war, hatte sie verstanden, dass die Macht real war. Wenn sie doch nur mit mir wäre, dachte sie nicht zum ersten Mal. Unvorstellbar, wozu ich fähig wäre. Doch momentan hatte es keinen Sinn, darüber nachzudenken. Man kämpfte nur mit den Waffen, die man hatte - nicht mit denen, die man sich wünschte.

„Können Sie eine Verbindung zu dem Imperialen Flaggschiff herstellen?", fragte sie Ferus.

Er nickte. „Glauben Sie, dass man Ihnen Gehör schenkt?"

„Es ist einen Versuch wert", sagte sie und machte sich bereit. Es war Vaders Schiff, und das bedeutete, dass Vader selbst am anderen Ende der Leitung hängen konnte. Der Mann, den sie für die Vernichtung ihres Heimatplaneten verantwortlich machte - und damit auch für den Tod ihres Vaters. Ich werde die Kontrolle nicht verlieren.

Doch es war nicht Vaders einzigartige Stimme, die aus dem Comm-System drang. Nur die eines unbekannten Imperialen. Leia ergriff furchtlos das Wort. „Hier spricht Prinzessin Leia Organa von der Rebellenallianz", sagte sie.

„Was wollt ihr, Rebellenabschaum?", fragte der Imperiale voller Hohn. „Wir akzeptieren nichts außer eurer bedingungslosen Kapitulation. Ergebt euch gleich, oder sterbt den unwürdigen Tod, den ihr verdient habt!"

Jetzt ist nicht die richtige Zeit, um zu kämpfen, rief Leia sich in Erinnerung.

„Hier geht es nicht um den Kampf", sagte sie so ruhig wie möglich. „Es gibt hier eine Bedrohung für uns alle."

„Für das Imperium gibt es keine Bedrohungen", behauptete der Imperiale. „Je schneller ihr euch ergebt, desto ..."

Genug mit der Diplomatie. „ Die Sonne explodiert bald ", unterbrach ihn Leia, die am Ende ihrer Geduld angekommen war. „Falls Sie nicht mit ihr explodieren wollen, stellen Sie das Feuer auf die Rebellenflotte ein, und verschwinden Sie aus dem System!"

Ein kaltes Lachen drang aus dem Lautsprecher. „Wieder einer von diesen lächerlichen Rebellentricks? Lernt ihr denn nie dazu? Das Imperium ist eure Bestimmung. Hört auf mit diesen lächerlichen ..."

Leia unterbrach einfach die Verbindung. „Entweder sie analysieren das solare Spektrum der Sonne und kommen dahinter, dass ich die Wahrheit gesagt habe oder eben nicht", sagte sie zu Ferus. Sie mussten den verdatterten Wachen und den Geiseln helfen, von diesem Mond zu fliehen. Selbst wenn die Imperialen weiterkämpften, konnten wenigstens ein paar Schiffe aus dem System entkommen. „Wir können es uns nicht leisten, hier herumzustehen und abzuwarten, ob sie uns glauben."

„Die Flotte ist stark, Prinzessin", versicherte ihr Ferus. „Und Div, Han und Luke ... sie würden alles zur Verteidigung der Rebellion geben. Alles."

Leia betrachtete sorgenvoll den Monitor. Laserfeuer und Explosionen bestimmten den größten Teil des Bildes. „Genau das befürchte ich."