KAPITEL NEUN

Lukes Lichtschwert durchschnitt die Luft. Die Klinge war nur noch eine verwischte Leuchtspur, so schnell bewegte sie sich. Luke wirbelte herum und schlug nach allem, was sich bewegte. Trainingsdroiden flogen unbeholfene Zickzackkurse im Übungsraum, indem sie versuchten, der leuchtenden Klinge auszuweichen. Aber es war zwecklos. Luke war überall zugleich. Mechanische Gliedmaßen, Gelenke, Servomotoren und abgebrochene Antennen flogen durch den Raum, abgetrennt durch das Lichtschwert. Es schien, als wäre die Klinge ein lebendes Wesen und Luke ihr gehorsamer Diener. Die Klinge tanzte mit tödlicher Anmut, und ein Droide nach dem anderen fiel klappernd zu Boden. Luke fuhr unbeeindruckt fort. Erschlug zu, durchschnitt, tötete.

Genau wie man es ihm befohlen hatte.

„Genug!", rief Soresh.

Luke hielt sofort inne. Er ließ den Arm sinken und deaktivierte das Lichtschwert.

„Bring mir deine Waffe!", befahl Soresh.

Luke lieferte, ohne zu zögern, das Lichtschwert ab.

Soreshs Blick schweifte über die defekten Droiden, die überall auf dem Boden lagen. Luke stand inmitten der Trümmer und wirkte, als wäre er sich der Verwüstungen gar nicht bewusst, die er angerichtet hatte.

Mein Jedi, dachte Soresh erfreut. Er hatte sich etwas Sorgen gemacht, ob seine Einflussnahme nicht Lukes Fähigkeit zur Beherrschung der Macht beeinträchtigen würde. Doch bislang hatte es noch keine derartigen Probleme gegeben. Luke hatte während mehrerer Trainingstage bei keiner einzigen Aufgabe versagt. Soresh hatte noch nie ein solch gehorsames Testobjekt besessen - und auch noch kein solch Mächtiges. Luke war permanent von einem Ring aus Wachen umgeben, für den Fall, dass er außer Kontrolle geriet. Doch Luke geriet nie außer Kontrolle. Kontrolle war das Einzige, was in seinem leeren Verstand überhaupt noch existierte.

„Ich denke, du bist bereit für deine letzte Prüfung", sagte Soresh. „Würde dir das gefallen?" Es machte ihm Spaß, seine Testobjekte so zu behandeln, als hätten sie eine Wahl.

„Macht es Ihnen Freude?", fragte Luke. Es klang keinerlei Neugierde in seiner Stimme mit, keinerlei Emotion.

„Ja, das tut es", stimmte er zu. Wenn ersieh von Lukes absolutem Gehorsam und seiner Loyalität überzeugt hatte, konnte er in die finale Phase seines Plans eintreten.

„Dann macht es mir auch Freude", sagte Luke geradeheraus.

„Gut." Soresh wandte sich seinen Wachen zu. „Stoßt an der Oberfläche zu uns!", befahl er ihnen. „Bringt die Gefangenen mit!"

„Das bedeutet nichts Gutes", murmelte Leia, als die Wachen sie mit schweren Ketten aneinanderfesselten und aus der Zelle führten.

„Sie müssen das positiv sehen, Prinzessin", sagte Han. „Vielleicht haben sie ihre Fehler eingesehen und bringen uns zurück zu unserem Schiff."

Aber der schlechte Scherz entlockte ihr kein Lächeln, und Han lächelte ebenfalls nicht. Durastahlketten waren sicherlich eine seltsame Art, sich für zwei Wochen Kerker zu entschuldigen.

„Was denken Sie, wohin sie uns bringen, Han?", fragte Leia.

Han nahm nur eine winzige Prise Angst in ihrer Stimme wahr. Doch das reichte, um ihn zu einer Lüge zu bewegen. „Keine Ahnung, Prinzessin. Ich weiß genauso wenig wie Sie."

Dabei hatte er eine recht klare Vorstellung, wohin man sie bringen würde. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass sie in diese Zelle nicht mehr zurückkehren würden, wenn sie einmal draußen waren. Und man würde sie auch nirgendwohin bringen, es sei denn in eine Kiste. Erstreckte die Hand aus und drückte Leias Hand. Nur ein Mal.

Die Oberfläche war noch karger und leerer, als Han sie in Erinnerung hatte. Trotzdem war es ein gutes Gefühl, den Wind im Gesicht zu spüren - auch wenn es zum letzten Mal war.

Chewbacca stieß ein trauriges Brüllen aus.

„Ruhe!", rief einer der Wachleute.

„Ich weiß, Kumpel", sagte Han leise. „Mir auch."

Draußen vor der Schleuse standen zwei Gestalten und warteten. Leia keuchte auf. „Luke!", rief sie.

Er stand neben Soresh, seine Arme hingen regungslos an den Seiten. Soweit Han es sehen konnte, trug er keinerlei Fesseln oder Handschellen. Er stand einfach nur da und starrte ins Leere.

„Luke!", schrie Leia, als die Wachen sie an Luke und Soresh vorbeiführten.

„Wer sind die?", hörte Han Luke fragen.

„Schurken", antwortete Soresh. „Und sie werden gleich sterben."

Er gab Luke einen Blaster. Die Wachen schoben Han, Leia und Chewbacca an die Wand einer kleinen Scheune.

Ich kann es mit ihnen aufnehmen, dachte Han. Konnte er sie nur für eine Sekunde ablenken ...

„Nicht", murmelte Leia mit einem Seitenblick. „Noch nicht. Luke hat einen Plan. Er muss einen haben."

„Luke? Du meinst den Typen mit dem Blaster neben Soresh? Der sich benimmt, als hätte er uns noch nie gesehen?" „Luke würde uns niemals etwas antun", sagte Leia entschieden. „Das wissen Sie genau."

Luke hob den Blaster und zielte.

„Ich weiß, Prinzessin, aber ..." Aber wie konnte Han ihr nur beibringen, dass er in Lukes Augen diesen Ausdruck gesehen hatte, der ihn so sehr an X-7 erinnerte? Sie hatte recht, Luke würde ihnen wirklich niemals etwas antun. Aber Han war sich nicht sicher, ob Luke überhaupt noch Luke war.

Chewbacca knurrte und warf einen bedeutsamen Blick auf den Blaster des nächsten Wachmannes. Der hatte die Waffe nur locker in der Hand und den Blick auf Soresh gerichtet. Er schenkte dem wütenden Wookiee leichtsinnigerweise wenig Beachtung, obwohl dieser nur wenige Meter neben ihm stand.

„Auf drei", murmelte Han kaum hörbar. Er spannte sich an. „Eins ... zwei ..."

„Jetzt!", rief Soresh.

Luke schoss.