3. Kapitel
17. Mai 2011
Los Angeles
7.30
Uhr
Der Sekundenzeiger seiner Armbanduhr sprang auf die Zwölf, als Ondragon die Tür zu seinem Büro öffnete, das sich gut getarnt im obersten Stockwerk eines Bankgebäudes in Westhollywood befand.
„Pünktlich wie die Schweizer Bahn“, begrüßte ihn seine Assistentin. „Und Glückwunsch!“
Ondragon hielt irritiert inne, doch dann fiel es ihm ein: Der Zimmermädchen-Auftrag. „Danke, Charlize. Und entschuldige, ich bin mit meinen Gedanken schon ganz woanders.“
„Ein neuer Auftrag?“
„Könnte sein. Er befindet sich noch in der Überprüfungsphase.“ Er stellte seinen Aktenkoffer ab, der zu seiner Tarnung als Bankangestellter gehörte, und setzte sich schwungvoll auf den Stuhl an seinem Schreibtisch. Wie immer hatte Charlize den Rechner bereits hochgefahren und er konnte unverzüglich mit der Arbeit beginnen. Ihm blieben noch zweieinhalb Stunden, bis das Ultimatum des BND auslief. Auf dem Flug von New York nach L.A. hatte er keine Möglichkeit gehabt, Nachforschungen anzustellen, und musste das nun nachholen. Hastig tippe er auf der Tastatur herum und schreckte aus seinen Gedanken hoch, als das Telefon klingelte.
„Mann, Rudee, was ist los?“, maulte er den Teilnehmer am anderen Ende an. „Warum meldest du dich jetzt erst?“
„Koh tot khrap, Paul. Sorry, aber ich hatte kleines Problem mit Polizei in Bangkok“, entgegnete Rudee.
Ondragon wurde sich seiner Unhöflichkeit gegenüber dem Thai bewusst und fragte besorgt: „Oh, ist es schlimm? Brauchst du Hilfe?“
„Nee, nix nötig. Ich habe geklärt.“ Rudee schob ein Kichern hinterher, das zwar lustig klang, aber hinter seiner unbeschwerten Fassade die Wahrheit über das Wort „geklärt“ erkennen ließ. Und in diesem Falle hatte „geklärt“ nichts mit klären zu tun, sondern eher mit Klärgrube. Sei’s drum. Ondragon kannte Rudee seit über dreißig Jahren. Auch der kleine und nach außen hin zurückhaltende Thai wusste, wie man sich lästige Schmeißfliegen vom Leib hielt und wo man sie zur Not auch entsorgte. Egal ob sie eine Polizeiuniform trugen oder nicht.
„Was gibt es denn? Du zehnmal angerufen?“, fragte seine Geheimwaffe in Sachen Cyberspace.
Ondragon erzählte seinem Freund von dem Auftrag und dem Angebot des BND, dass er als Gage Einblick in seine Akte erhalten könne.
„Und du jetzt wollen, dass ich dort kleinen Besuch abstatte?“
„Ja, es wäre äußerst wichtig für mich, wenn du die Akte fändest. Und das möglichst schnell. Schaffst du das in zwei Stunden?“
Rudee seufzte. „No, Sir. Das nicht machbar. Dafür ich mindestens eine Woche brauchen. Seeeehr gefährlicher Job.“
Das hatte Ondragon befürchtet. Die Systeme von Geheimdiensten kamen einem virtuellen Hochsicherheitstrakt gleich und es wäre eine komplizierte Angelegenheit, dort einzudringen. Meist erforderte so etwas mehrere Umwege und eine penible Vorbereitung. Ondragon überlegte kurz und traf eine Entscheidung.
„Versuch es trotzdem, ja?“, sagte er zu Rudee. „Ist egal, ob es länger dauert. Ich muss diese Akte haben! Schon allein, um sie mit dem zu vergleichen, was mir der BND nach Erledigung des Auftrags auftischen wird.“
„Alles klar!“, entgegnete der Thai und verabschiedete sich.
Ondragon legte auf und bemerkte erst jetzt die volle Kaffeetasse, die vor ihm stand. Er nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. Leider war der Kaffee kalt wie die Füße von Ötzi.
„Willst du einen neuen?“, fragte Charlize, die sein Mienenspiel von ihrem Tisch aus beobachtet hatte.
„Im Moment nicht, danke.“
„Okey-dokey.“
Ondragon warf seiner japanisch-brasilianischen Assistentin einen forschenden Blick zu. „Ach, Charlize?“
„Ja?“ Sie schaute erneut von ihrem Papierkram auf.
„Es ist so: Wenn ich diesen Auftrag annehme, bräuchte ich deine Hilfe. Ohne dich geht es nicht.“
„Bin dabei!“
„Aber du weißt doch gar nicht, worum es geht.“
„Ist mir egal, Hauptsache, ich komme mal wieder raus aus diesem Kaff!“
Ondragon blickte auf seinen Bildschirm. Dort war die Karte des Einsatzortes zu sehen. „Es geht nach Brasilien“, sagte er, und mit einem Mal war ihm klar, wen der BND mit „seinen Kontakten“ gemeint hatte. Charlize.
„Hab ich mir gedacht“, entgegnete sie trocken und tackerte zwei Bogen Papier zusammen. „Geht es um die Air-France-Maschine?“
Ondragon hob verdutzt die Augenbrauen. Manchmal war sie ihm unheimlich. Als ob sie seine Gedanken lesen konnte. „Warst du schon mal in Fortaleza?“
„Wenn du das Fortaleza im Bundesstaat Ceará meinst, eine Hochburg mit knapp 2,5 Millionen Einwohnern und der höchsten Mordrate Brasiliens – jepp, dann war ich schon mal dort. Hab da mal Urlaub gemacht.“ Sie sah ihn mit ihren schmalen, asiatischen Augen an.
Das war doch ihr Samuraiblick!, dachte Ondragon. Täuschte er sich oder war seine hübsche Charlize heute leicht gereizt? „Ist was?“, fragte er sie und wappnete sich. Charlize konnte eine zarte Lotusblüte sein, an manchen Tagen aber auch ein garstiger Wüstenkaktus … mit Widerhaken!
Seine Assistentin legte den Kopf schief und schürzte die Lippen. Ihr Samuraiblick rollte an die Decke, als müsse sie überlegen.
Lotus oder Kaktus?, dachte Ondragon.
Plötzlich zuckte es in ihrem Gesicht und ein Zeigefinger schnellte vor.
Lotus, Kaktus?
Lotus, Kaktus?
„Du bakayaro hast meinen Geburtstag vergessen! Ich hatte dich sogar zu der Party eingeladen, aber der feine Herr ist einfach nicht gekommen! Muss ich dich jetzt auch noch an deine Privattermine erinnern? Kuso! Ich bin doch nicht deine Sekretärin!“
Also Kaktus!
Ergeben senkte Ondragon den Kopf und ließ den halb japanischen, halb englischen Wortschwall über sich ergehen. Dass er eine wirklich gute Ausrede hatte, würde sie nicht interessieren. Er hätte sich mit dem Präsidenten treffen oder bei einem Einsatz in Afghanistan sein können, für Charlize gab es keine Ausrede dafür, nicht zu ihrer Party zu erscheinen. Da war sie stur und es gab nur eins: Kopf einziehen und warten, bis das Gewitter vorbei war.
„Es tut mir leid“, entgegnete er schließlich. Und das tat es ihm wirklich. Er wäre gerne zu ihrer Party gegangen. Sie hatte stattgefunden, bevor er für seinen Auftrag nach New York geflogen war. Leider hatte er an jenem Tag unerwarteten Besuch bekommen. In Form von zwei 9mm-Projektilen, die im abendlichen Verkehr auf der La Brea Avenue durch die Seitenscheibe seines Autos geschlagen waren. Nein, es war nicht der Mustang gewesen, und, ja, zum Glück hatten die Kugeln ihn verfehlt. Dafür hatten sie seinen Dienstwagen getroffen, einen unauffälligen Dodge Magnum. Aber offensichtlich nicht unauffällig genug. Jedenfalls konnte sich Ondragon einen derart dreisten Anschlag auf sein Leben nicht gefallen lassen. Dies war seine Stadt und er musste sie sauberhalten! Schließlich wollte er in aller Ruhe am Strand joggen oder in einem Restaurant essengehen, ohne ständig auf der Hut sein zu müssen. Also hatte er sich an den Auspuff des Mistkerls gehängt und ihn verfolgt. Nach einer nervenaufreibenden Jagd über den Highway 101 bis nach Thousand Oaks hatte er ihn endlich eingeholt. Es war bereits stockdunkel gewesen, als es auf einer schmalen Straße in den Bergen – rechts der Abgrund und links die Felswand – zum Showdown gekommen war, wie man so schön sagte. Mit seinen 340 PS hatte Ondragon den feindlichen Wagen gerammt und ihn sauber über den Abgrund geschickt. Im Licht seiner Scheinwerfer hatte er anschließend beobachten können, wie sich das Fahrzeug mehrmals überschlagen hatte, bevor es mit einem satten Krachen am Fuß der Klippe explodiert war. Wer auch immer dieser Dilettant gewesen war, der würde jedenfalls keinen Fuß mehr in sein Revier setzen! Leider war sein Dodge bei der Aktion arg demoliert worden und Ondragon hatte sich darum kümmern müssen, sämtliche Spuren zu beseitigen. Danach hatte er wenig Lust verspürt, noch auf Charlizes Party zu gehen. Verständlicherweise, wie er fand.
„Ich hoffe, du kannst mir noch einmal verzeihen?“ Mit reumütiger Miene sah er zu Charlize hinüber. „Als Entschädigung lade ich dich in das neue Restaurant am L.A. LIVE ein, diese Sushibar. Hat gute Kritiken bekommen.“
Der Samuraiblick seiner Assistentin wurde um eine Nuance milder. Gleich hatte er sie. Er stand auf und ging zu ihrem Tisch. „Und anschließend gehen wir noch in die Lounge im Ritz Carlton.“
„Das Restaurant und die Bar kannst du vergessen!“, entgegnete Charlize. „Ich weiß da was viel Besseres.“
„Und das wäre?“
„Der Mustang – für zwei Wochen!“
Ondragon blinzelte überrascht. Eigentlich hätte es ihm klar sein müssen, dass er bei ihr nicht so billig davonkam.
„Und wo ist überhaupt dein Dodge?“, fragte sie. „Ich hab dich heute damit gar nicht den Doheny Drive herunterkommen sehen. Hast du ein neues Auto?“
Ondragon winkte ab. „Ach, ich hatte mal Lust auf einen Neuen.“ Nach der Säuberungsaktion hatte er auch den Dodge verschwinden lassen und sich kurzerhand einen neuen Wagen gegönnt. Diesmal etwas wirklich Unauffälliges, beinahe schon Biederes. Einen silbernen Audi 4 RS Avant. Das Ding passte überhaupt nicht zu ihm, aber wenn‘s half, dass er damit sicherer auf seinen Straßen unterwegs war …
„Willst du nicht lieber mit dem Audi fahren?“, bot er an.
Charlize stieß abfällig Luft aus. „Sorry, Chef, aber bei dem Auto schläft selbst Oma ein.“
„Also der Mustang.“
„Hai, sō desu.“
„Nun gut. Deal?“ Er hielt Charlize die offene Hand hin.
„Deal!“ Sie schlug ein, und der Kaktus wurde wieder zur scheu lächelnden Lotusblume. „Und was hat es jetzt mit dieser Akte vom BND auf sich?“
Ondragon seufzte. „Das erzähle ich dir später.“ Er sah auf die Uhr. Es war kurz vor zehn. Höchste Zeit, dem BND-Typen die SMS zu schicken. Nervös öffnete er die Anwendung „Neue Mitteilungen“ auf seinem Handy. Er arbeitete äußerst ungern für Geheimdienste, und wenn, dann nur unter besonderer Vorsicht. Dieser Job allerdings enthielt eine ungewöhnliche Komponente, die ihm keine Ruhe ließ. Die Akte „Ondragon/Gemini“. Er wusste, dass er fast alles tun würde, um da einen Blick reinwerfen zu können. Vorher brauchte er jedoch Gewissheit darüber, ob die Akte auch tatsächlich existierte. Er tippte ein J in die SMS und schickte sie ab.
Beinahe im selben Moment klingelte das Telefon. Er ging dran.
„Willkommen bei der Operation ‚Pandora‘, Herr Ondragon“, begrüßte ihn Kubicki ohne Umschweife. „Wann können Sie loslegen?“
Die hatten es aber wirklich eilig, dachte Ondragon und antwortete: „Sofort, wenn Sie wollen!“
„Bestens. Für ein kurzes Briefing treffen Sie unseren Kontaktmann in Brasilien. Sein Deckname ist Dobermann12. Sie werden sich über das Bulletin Board verabreden.“
„Ach, ich dachte, Sie würden mein Kontaktmann sein.“
„Nein, das bin ich nicht.“
„Und wie viele Ihrer Leute werden zu meiner Unterstützung vor Ort sein?“, fragte Ondragon.
„Zu Ihrer Unterstützung?“ Kubicki stieß ein trockenes Lachen aus. „Sie werden alleine arbeiten, so wie Sie es sonst auch tun. Unser Team wird im Hintergrund bleiben und nur im Notfall eingreifen.“
Das war ja mal interessant. Davon hatte Kubicki vorher nichts erwähnt, dachte Ondragon. Ohne seinen Spott zu verbergen, entgegnete er: „Schon klar. So was nennt man dann wohl Ressourcen schonen. Aber das ist Ihre Sache. Bevor ich bei Ihnen einsteige, hätte ich gerne einen Beweis, dass Sie mich mit der Akte ‚Gemini‘ nicht hinters Licht führen.“
„Ihre Akte? Nun, ich kann Ihnen das Dokument leider nicht zeigen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass da zum Beispiel drinsteht, dass Ihre Kontakte nach Brasilien eher durch Ihre Assistentin Charlize Tanaka bestehen als über Sie selbst. Also gilt unser Interesse vornehmlich ihrer Assistentin. Da Frau Tanaka jedoch ausschließlich für Sie arbeitet, führt leider kein Weg an Ihnen vorbei, Herr Ondragon. Sie spielen bei dieser Operation eine eher zweitrangige Rolle. Die eines Handlangers, wenn Sie es so wollen. Zudem ist uns bekannt, dass Sie ein ernstes Problem mit dem zu beschaffenden Objekt an sich haben. Ich meine damit Ihre Bücherphobie, die Sie trotz einer Therapie bei einem fragwürdigen Therapeuten bis heute nicht überwunden haben. Meinen Glückwunsch übrigens, dass Sie diesen Scharlatan der Psychiatrie festgenagelt haben, auch wenn das wohl eher zufällig geschehen ist. Ich vermute mal, Sie waren damals nicht Gast in dieser Einrichtung, um sich die Bären Minnesotas in freier Wildbahn anzuschauen.“ Kubicki lachte leise. Es klang bösartig und hinterhältig. „Reicht Ihnen das als Beweis, mein Bester?“
Und ob das reichte! Der Kerl wusste eindeutig zu viel von ihm! Wütend biss sich Ondragon auf die Lippe. Außerdem kratzte es mächtig an seinem Ego, dass der BND mehr an Charlize interessiert zu sein schien als an ihm. Aber er würde diesem Typen schon noch beibringen, mit wem er es zu tun hatte. „Ich hoffe, meine Akte liegt bei Ihnen nicht als Klolektüre aus“, sagte er. „Das heißt im Klartext: Ich erwarte, dass Sie diese Informationen vertraulich behandeln.“
„Selbstverständlich!“, entgegnete Kubicki. „Ich weiß, Sie müssen auf Ihre Reputation achten und so weiter.“
„Na, Sie brauchen sich um Ihre Reputation ja nicht mehr zu scheren, die ist ja längst versaut!“
„Spielen Sie damit auf etwas Bestimmtes an, Herr Ondragon?“
Amüsiert stieß Ondragon Luft aus. „Muss ich Ihnen wirklich erzählen, was die Welt vom deutschen Geheimdienst hält?“
„Hören Sie“, würgte der BND-Agent diesen unerquicklichen Disput ab, „sind Sie jetzt mit von der Partie oder nicht?“
„Natürlich! Ohne mich geht es ja schließlich nicht.“
„Gut, dann finden Sie sich übermorgen um zwölf Uhr am LAX ein. Dort liegt ein Flugticket für Sie und Ihre Assistentin bereit. Schalter zwei von American Airlines. Ist das genug Zeit für Sie, um sich vorzubereiten?“
Der abfällige Ton des BND-Schnösels ging Ondragon langsam mächtig auf die Nerven. Schade, dass er ihm in Brasilien nicht persönlich begegnen würde. Er hatte große Lust, ihm ordentlich eine zu verpassen, so als kleinen Gruß vom Handlanger. „Ein Tag ist mehr als ausreichend!“, entgegnete er kühl.
„Schön. Alles Weitere besprechen Sie mit dem Kontaktmann. Viel Erfolg!“
„Sie mich auch, kusogaki!“ Ondragon sah, wie Charlize erschrocken aufblickte. Er ließ das Handy sinken. „Schade, schon aufgelegt.“
Seine Assistentin kicherte und wandte sie sich wieder dem Computer zu. „Und, muss ich meinen Koffer packen?“, fragte sie, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden.
„Du und Koffer?“, witzelte Ondragon. Charlize war bekannt dafür, dass sie ganz frauenuntypisch stets nur mit leichtem Gepäck reiste.
Sie warf den Kugelschreiber hin und sah ihn vorwurfsvoll an. „Was ist? Erzählst du mir jetzt, worum es geht?“
Ondragon ließ sich auf der Tischkante nieder und begann das wiederzugeben, was er im Bulletin Board über den Auftrag gelesen hatte. „Du hattest recht. Es geht tatsächlich um die Air-France-Maschine. Indirekt zumindest, denn dort, wo die Wrackteile vom Airbus auf dem Grund des Meeres geortet wurden, fand man auch Teile eines anderen, lange verschollenes Flugzeug. Eine deutsche Maschine aus dem Zweiten Weltkrieg, die bei einem Fluchtversuch hochrangiger Nazi-Offiziere zu Kriegsende offenbar an derselben Stelle abgestürzt ist. Das Flugzeug selbst ist für den deutschen Geheimdienst nicht weiter interessant. Aber im weitgehend unbeschädigten Cockpit der Maschine ist eine wasserdichte Kiste gefunden worden. Und um den Inhalt dieser Kiste geht es. Wir sollen das Ding beschaffen.“
„Und was ist da drin?“
„Nicht viel, aber es scheint wichtig für die Deutschen zu sein, wenn sie unter einem derartigen Zeitdruck stehen. In der Kiste soll sich eine Medaille aus Gold befinden und ein Logbuch.“
„Ein Logbuch?“, fragte Charlize entgeistert. „Ein BUCH?! Und den Auftrag hast du angenommen? Wohl eine Konfrontationstherapie, was?“ Sie kicherte.
„Wir sollen denen zum Glück die ganze Kiste bringen, da muss ich ja nicht reingucken, oder?“ Ondragon warf Charlize einen gereizten Blick zu. Sie verstand ihn und hörte auf zu lachen.
„Momentan befindet sich die Kiste in einem provisorischen, aber gut gesicherten Labor in Fortaleza“, setzte er seine Ausführungen fort. „Dort werden die sensiblen Fundstücke der Air-France-Maschine untersucht. Dazu gehören auch die Leichen, oder besser gesagt, was davon noch übrig ist. Die brasilianischen Behörden wollen die Kiste untersuchen, bevor sie sie an Deutschland ausliefern. Der BND stuft den Inhalt allerdings als so brisant ein, dass er die Kiste unverzüglich in seinem Besitz wissen will. Dabei geht es hauptsächlich um das, was in dem Logbuch steht. Das darf auf keinen Fall an die Öffentlichkeit geraten.“
„Aha. Und was wird meine Aufgabe bei dieser Operation sein?“
„Du wirst in das Labor eingeschleust!“
Ein breites Lächeln erschien auf Charlizes bezauberndem Gesicht.
Gut, dachte Ondragon, also war sie einverstanden.