Erkrankungen des Bewegungsapparats

Diese Erkrankungen sind das wichtigste Einsatzgebiet der Akupunktur – in der westlichen Medizin genauso wie in China. Die meisten Forschungsprojekte und die größten klinischen Studien wurden in diesem Bereich durchgeführt. Insgesamt sind die Therapieergebnisse bei diesen Erkrankungen, gerade bei chronischen Krankheitsverläufen, hervorragend – sofern Bänder, Sehnen, Nerven und Muskeln betroffen sind. Die Akupunktur ist hier die mit Abstand beste Methode, die diese Strukturen mit körpereigenen Mechanismen wieder zur Heilung anregen kann – chronische Erkrankungen können dann nach Jahren noch ausheilen. Dies können wir und viele tausend andere Ärzte täglich beobachten. Bei verschlissenen Knochenstrukturen hingegen ist die Akupunktur machtlos, hier hilft am Ende oft nur eine Operation.

Schmerzen der Gesichtsmuskeln und Kiefergelenkarthrose imageimage

Gesichtsmuskelschmerz (myofazialer Schmerz) äußert sich im Gegensatz zur Trigeminusneuralgie durch dumpfe, lang anhaltende Schmerzen, die über den Unterkiefer, die Wange oder auch den Oberkiefer ausstrahlen. Die Schmerzen verstärken sich beim Essen und Sprechen oder bei lebhafter Mimik, werden also durch Bewegungen im Kiefergelenk oder der Kaumuskulatur hervorgerufen. Manche Patienten können den Mund nicht mehr vollständig öffnen und nicht mehr richtig essen. Die konventionelle Therapie besteht normalerweise in der Anpassung von »Bissschienen« zwischen den Zähnen, geleitet von der Vorstellung, damit den Bewegungsablauf im Kiefergelenk zu harmonisieren. Weiterhin werden Schmerz- und Beruhigungsmittel verordnet. Dieser Gesichtsschmerz kann außerordentlich quälend sein, und die Beschwerden neigen erfahrungsgemäß zur Chronifizierung.

Sowohl die Arthrose des Kiefergelenks als auch Verspannungen der Kaumuskulatur lassen sich mit Akupunktur gut behandeln.

AUS DER PRAXIS

Kiefergelenkschmerzen

Anamnese: Frau D., 53 Jahre alt, berichtet über Schmerzen beim Kauen, die vor 1½ Jahren, nach einer 4-stündigen Zahnarztbehandlung, aufgetreten sind. In den darauf folgenden Wochen nehmen die Schmerzen so zu, dass sie die Zähne kaum noch einen Zentimeter weit öffnen kann. Nahrung nimmt sie nur mit dem Strohhalm zu sich und verliert über 10 kg Gewicht.

Diagnose: Unsere chinesische Diagnostik ergibt eine Leber-Blut-Schwäche sowie Ah-Shi-Punkte in der Kaumuskulatur beidseits.

Therapie: Nach 8 Akupunktursitzungen mit einer Kombination aus lokalen und energetischen Punkten kann die Patientin den Mund nahezu wieder vollständig öffnen.

Verlauf: Insgesamt erfolgen 15 Behandlungen und die Patientin ist bis heute, 5 Jahre danach, vollkommen beschwerdefrei.

Besonders bei Verspannungen der Kaumuskulatur erzielt man mit Akupunktur gute Erfolge, wenn sich muskuläre Verhärtungen tasten lassen. Häufig bestehen diese Verhärtungen, so genannte Triggerpunkte, jahrelang, ohne dass sie beachtet wurden. Dann genügen oft wenige Sitzungen, bei denen sowohl lokale als auch Fernpunkte der betroffenen Meridiane – in diesem Fall des Magen-, Dickdarm- und Dünndarmmeridians – gegeben werden.

Bestehen die Beschwerden erst seit wenigen Tagen oder Wochen, so genügen 2–4 Akupunktursitzungen. Sind die Beschwerden chronisch, so können 10–20 Sitzungen nötig werden.

Nackenschmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit der HWS nach Schleudertrauma imageimageimage

Das Schleudertrauma entsteht meist nach Auffahrunfällen, wenn der Kopf des Fahrers durch den plötzlichen Aufprall des auffahrenden Fahrzeugs in der Regel zuerst nach hinten und dann nach vorn geworfen wird. Dieser Mechanismus führte auch zur Bezeichnung »Peitschenschlag-Trauma«. Die Folgen sind ein schmerzhafter Nacken, häufig begleitet von Kopfschmerzen, mit hochgradiger Einschränkung der Halswirbelsäulenbeweglichkeit. In der konventionellen Therapie gibt man schmerz- und muskelentspannende Medikamente. Außerdem wird die Halswirbelsäule (HWS) mit einer Bandage, der »Schanz-Krawatte«, ruhig gestellt. Häufig kommt es über Jahre hinweg zu chronischen Beschwerden: Kopfschmerzen, in den Arm ausstrahlende Schmerzen, Gleichgewichtsstörungen stehen im Vordergrund. Für Arzt und Patient gehört die Akupunkturbehandlung des Schleudertraumas immer wieder zu den beeindruckendsten therapeutischen Erfolgen. Meist genügen zwei Nadeln, eingestochen am Unterarm, um den vorher schmerzhaften verspannten Nacken vollständig zu lockern. Innerhalb von Minuten kann der Patient seinen Kopf wieder frei bewegen. Genauso schnell lassen Kopfschmerz und Schmerzausstrahlungen in die Arme nach, Gleiches gilt für Allgemeinsymptome wie Übelkeit, Schwindel und Erbrechen. Zusätzlich zu Punkten am Unterarm oder am Unterschenkel müssen Punkte im Nacken gegeben werden.

Info

Dauerhaft beschwerdefrei durch spezielle Nadelung

Immer wieder suchen uns Patienten auf, die nach einem Schleudertrauma jahrelang an chronischen Kopf- und Nackenschmerzen leiden, manchmal einhergehend mit Übelkeit, Erbrechen, Schlafstörungen, Depressionen, Gedächtnisstörungen. Schmerzmittel, oft täglich, sowie viele Versuche mit Krankengymnastik, auch Injektionsbehandlungen ließen sie ohne therapeutischen Erfolg über sich ergehen. Hier finden wir bei genauer Abtastung des Kopfs und des Nackens oft etwa linsengroße schmerzhafte Verhärtungen im Bereich des Blasen- oder Gallenblasenmeridians. Dann setzen wir – mit Erfolg – eine spezielle von uns entwickelte Nadeltechnik ein, bei der durch manuelles Stimulieren der Nadel – Drehen, Heben und Senken –, bestimmte Zellen der Knochenhaut angeregt werden. Hierdurch wird die Regeneration der am Knochen ansetzenden Bandstrukturen in Gang gesetzt.

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Die Schröpfkopftherapie schafft Linderung bei Schmerzen der Wirbelsäule.

Für die lokale Behandlung der Nackenmuskulatur setzen einige Ärzte auch das Akupunkturschröpfen ein.

In vielen Fällen reicht eine einzige Behandlung aus. Ist das Schleudertrauma jedoch schwerer, muss öfter behandelt werden. Akute Beschwerden nach Schleudertrauma lassen sich meist in 1–5 Sitzungen beseitigen.

Akuter Schiefhals imageimageimage

Der akute Schiefhals (Tortikollis) zeichnet sich durch eine plötzlich auftretende Versteifung der Nackenmuskulatur aus. Der Patient hält den Kopf in einer Schonhaltung und kann ihn nicht bewegen. Manchmal ist Kälte oder Zugluft die Ursache der Beschwerden, die häufig nach längeren Autofahrten bei offenem Fenster auftreten. Die konventionelle Therapie besteht in Ruhigstellung der Halswirbelsäule, Gabe von Schmerzmitteln und muskelentspannenden Medikamenten. Normalerweise dauert die Erkrankung 1–3 Wochen.

In der TCM ist der akute Schiefhals eine typische Erkrankung der äußeren Körperschichten (Muskeln, Haut und Sehnen) und eine ganz typische Yang-Erkrankung.

Die Beschwerden treten am oberen Pol des Körpers – Kopf und Nacken – auf und werden auch nach chinesischer Ansicht häufig durch Zugluft, also Wind, einen Yang-Faktor, verursacht. Der akute Schiefhals eignet sich – im Gegensatz zum neurologisch bedingten Schiefhals, wo wir bisher keine guten Therapieergebnisse beobachten konnten – hervorragend zur Akupunkturtherapie. Der Krankheitsverlauf lässt sich dann erheblich abkürzen.

Behandelt wird mit mehreren Punkten im Nacken sowie Fernpunkten an Unterarm und Unterschenkel. Die Fernpunkte werden so stimuliert, dass ein Wärme- und Druckgefühl (das De-Qi-Gefühl) für den Patienten spürbar wird. Auch lässt sich hier die Ohr- und Handakupunktur einsetzen.

Bester Zeitpunkt für eine Akupunkturtherapie bei akutem Schiefhals sind die ersten 3 Tage der Erkrankung.

Häufig dauert die Krankheit mit Akupunkturbehandlung nur noch 1–3 Tage statt Wochen; nicht selten sind die Beschwerden nach einer einzigen Sitzung verschwunden.

Schulterschmerzen imageimageimage

Aus westlicher Sicht entstehen Schulterschmerzen nach Verletzungen, Prellungen der Schulter, durch ein Muskelungleichgewicht im Schultergelenk und wohl am häufigsten durch fortwährende, einseitige Bewegungsmuster wie Tennis, Überkopfarbeiten beim Gardinenaufhängen, Heckenschneiden. Diese Tätigkeiten führen zu Überlastungen und dann zu chronischen Entzündungen. Außerdem bewirken degenerative Veränderungen der HWS eine Reizung der den Schulter- und Armbereich versorgenden Nervenwurzeln und damit verbunden Schulter-Arm-Schmerzen.

Zu erwähnen sind auch Folgebeschwerden, die von einer ausgekugelten Schulter herrühren. Typischerweise ziehen sich Schultergelenkerkrankungen über Jahre hin.

Vor der Akupunktur ist unbedingt eine fachorthopädische Diagnostik durchzuführen, eventuell zusätzlich auch eine neurologische Abklärung vorzunehmen.

Ein Knochenbruch des Oberarms, eine mechanische Irritation des Schultergelenks oder ein die HWS zerstörender Prozess darf nicht übersehen werden. Meist finden sich keine derartigen Befunde, und dann ist der Schulterschmerz für eine Akupunktur prädestiniert.

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Viele Menschen leiden unter Schulterschmerzen.

Nach chinesischen Erkenntnissen liegt Schultererkrankungen oft eine Blutschwäche zugrunde. Hierdurch kommt es zu einer Mangelernährung der Schulterkapsel sowie der Muskulatur. Sprödigkeit, Entzündung und Schrumpfung der Kapsel sind die Folge. Tätigkeiten, die früher problemlos möglich waren, lösen nun anhaltende Schmerzen aus. Eine Blutschwäche zeigt sich typischerweise zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr – und die Schultererkrankung ist primär als Erkrankung der 50-Jährigen bekannt.

Der Akupunkturarzt muss sehr genau die kleinen entzündeten Areale aufspüren und lokale Punkte mit allgemein das Blut stärkenden Punkten kombinieren.

Über die Schulter verlaufen der Dickdarmmeridian, der dreifache-Erwärmer-Meridian und der Dünndarmmeridian. Lokalpunkte dieser Meridiane sowie lokale Schmerzpunkte außerhalb der Meridiane werden also kombiniert mit Nahpunkten im Bereich des Nackens und Oberarms sowie Fernpunkten an der Hand und eventuell am Unterschenkel.

AUS DER PRAXIS

Schulterschmerzen

Anamnese: Eine 53-jährige Patientin kann nicht mehr Golf spielen. Seit 1½ Jahren schmerzt die linke Schulter, sie kann den Arm nicht mehr heben und nachts nicht mehr auf der linken Seite schlafen. Zuerst versucht sie es mit Krankengymnastik. Dann hilft der Orthopäde ihr vorübergehend mit mehreren Kortisonspritzen direkt in das Gelenk. Aber die Schmerzen treten wieder auf, und die Beweglichkeit des Gelenks nimmt weiter ab. Zuletzt helfen nur noch hoch dosierte Schmerzmittel, die schließlich zu Magenschmerzen führen. Ein Therapieversuch mit einer Stoßwellenbehandlung verstärkt den Schmerz eher, und mehrere Ärzte raten nun zur Operation. Daraufhin entschließt sie sich zur Akupunktur.

Diagnose: Es zeigen sich auf Punkten des Dickdarm- und Sanjiao-Meridians druckschmerzhafte Areale. Die Patientin klagt über weiche, in letzter Zeit auch brüchige Nägel, trockene Haut, Nackenverspannungen, häufiger auftretende Muskelkrämpfe, und ihre Zunge ist eher blass – die typischen Zeichen einer Leber-Blut-Schwäche.

Therapie: Eine Behandlung mit lokalen Punkten, spezielle Nadelstimulationstechniken mit der Hand und mit einer Elektrostimulation sowie energetische Punkte zur Stärkung des Leber-Bluts bringen bereits nach 4 Sitzungen eine beginnende Besserung. Nach 12 Sitzungen ist die Beweglichkeit der Schulter 70%ig gebessert und die Schulter nachts schmerzfrei.

Verlauf: Bei der Nachuntersuchung nach 3 Monaten ist die Patientin völlig beschwerdefrei. Das ist bis heute so und sie spielt wieder 3-mal pro Woche Golf.

Akupunktur – mit Abstand besser

Bei chronischem Schulterschmerz ist die Akupunktur signifikant wirksamer als die heute üblichen konventionellen Maßnahmen wie schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, Krankengymnastik, Ultraschall, Wärme- und Kältetherapie. Dies haben wir in einer Studie der Forschungsgruppe Akupunktur für das Bundesforschungsministerium gezeigt; hier wurden 424 Patienten von 24 Orthopäden behandelt.

AUS DER PRAXIS

Schulterprellung

Anamnese: Ein 9-jähriger Junge besucht die chirurgische Notfallambulanz der Klinik. 3 Tage zuvor ist er im Schwimmbad mit der linken Schulter gegen die Badeleiter gestoßen. Dabei hat er sich eine Schulterprellung zugezogen, die in den letzten 2 Tagen zu starken Schmerzen führte. Er kann die linke Schulter nicht bewegen. Der gesamte Muskelmantel über der Schulter ist schmerzempfindlich. Die Röntgenaufnahme zeigt keinen Anhalt für einen Knochenbruch, die Schulter ist nicht ausgekugelt.

Therapie: Normalerweise hätte der Junge für 2 Wochen einen Schulter-Arm-Verband zur Ruhigstellung erhalten. Stattdessen führen wir eine Akupunkturbehandlung durch, bei der wir ausschließlich Punkte an den Beinen nadeln. In deren Verlauf wird der Junge aufgefordert, den linken Arm im Schultergelenk so weit wie ihm schmerzfrei möglich zu bewegen. Die Sitzung dauert 10 Minuten. Danach bewegt er seinen Arm völlig normal – der Junge geht vollständig schmerzfrei nach Hause.

Verlauf: Eine Untersuchung nach 5 Tagen zeigt, dass eine einzige Sitzung ausreicht, um die Beschwerden bleibend zu heilen.

Die Beschwerden bessern sich meist während der Dauer von 8–15 Sitzungen. Innerhalb von 3 Monaten nach Therapieende bessert sich die Schulter weiter (Nachheilungszeit), und fast immer erreicht man mit Akupunktur eine dauerhafte Ausheilung des chronischen Schulterschmerzes.

Bei Schultersteife nach Schulterprellung sticht der Akupunkturarzt eine Nadel am Unterschenkel und stimuliert die Nadel, sodass ein Wärme- und Druckgefühl im Unterschenkel entsteht, das bis zum Knie ausstrahlt. Währenddessen versucht der Patient, die Schulter entspannt zu bewegen. Man bemerkt, wie plötzlich Bewegungen schmerzfrei möglich sind, die zuvor heftige Schmerzen der Kapsel und der Schultermuskulatur verhinderten. Die Behandlung dauert meist nicht länger als 5 Minuten und eignet sich hervorragend, um ein seit Monaten oder Jahren versteiftes Schultergelenk zu mobilisieren.

Man sollte bei Schultersteife die Akupunktur, unterstützt durch Krankengymnastik und Massage, als Therapie der ersten Wahl einsetzen.

Bei Schultersteife nach Schulterprellung werden 1–3 Akupunktursitzungen benötigt. Bei Schulterschmerzen, die durch übertragene Schmerzen ausgehend vom Nacken bedingt sind, zwischen 5 und 15 Sitzungen.

Spannungskopfschmerzen, oberes HWS-Syndrom imageimageimage

Spannungskopfschmerzen und oberes Halswirbelsyndrom (HWS-Syndrom) äußern sich durch dumpfe, allmählich auftretende und über Stunden anhaltende Kopfschmerzen, die typischerweise vom Nacken ausgehend bis in die Stirn ausstrahlen. Der Schmerz wird als quälender Druck empfunden, ähnlich einem um den Kopf gespannten Stahlband. Anhaltende Schreibtischarbeit, Lesen mit nach vorn gebeugtem Kopf, Schreibarbeiten am PC, aber auch emotionale psychische Anspannung fördern seine Entstehung.

Tipp

Ah-Shi-Punkte abtasten

Sie können als Patient zum Behandlungserfolg wesentlich beitragen, wenn Sie während der Kopfschmerzphasen Ihren Nacken genau abtasten und sich die schmerzhaften Stellen merken oder markieren. Häufig sitzen die Areale größter Schmerzhaftigkeit in einer knöchernen Vertiefung hinter dem Ohr und am Unterrand der Hinterhauptsschuppe, wo die Nackenmuskulatur ansetzt. Diese Punkte werden als so genannte Ah-Shi-Punkte genadelt, auch wenn sie nicht auf einem Meridian liegen. Die Ah-Shi-Punkte genau zu treffen ist wesentlich für den Therapieerfolg.

Spannungskopfschmerzen steigern sich nach Häufigkeit und Schmerzintensität meist im Laufe von Monaten und Jahren: Anfangs selten, kann der Patient später täglich daran leiden. Oft entsteht daraus auch ein migräneartiger Kopfschmerz: halbseitiger Kopfschmerz mit Übelkeit bis zum Erbrechen und der Unfähigkeit zu arbeiten.

Die konventionelle Therapie besteht in Schmerzmittelgabe, Antidepressiva, auch Krankengymnastik, Massage und muskelentspannenden Techniken. Dochder Spannungskopfschmerz ist eine Erkrankung, die sich auch hervorragend zur Akupunkturtherapie eignet. Entscheidend ist, die schmerzhaften Areale im Nacken exakt zu lokalisieren. Diese Punkte werden als so genannte Ah-Shi-Punkte genadelt, auch wenn sie nicht auf einem Meridian liegen. Zusätzlich sticht der Arzt mehrere Akupunkturpunkte in der näheren Umgebung der schmerzhaften Areale. Ergänzt wird die Behandlung durch lokale Gesichtspunkte sowie mehrere Fernpunkte am Unterarm, an der Hand und am Fuß. Bei dieser Erkrankung kann auch die Schröpfbehandlung am Nacken hilfreich sein.

Info

Kopfschmerztage drastisch reduzieren

Die GERAC-Studien zeigen, dass sich mit nur 10 Akupunkturbehandlungen die Kopfschmerztage pro Monat von 16 auf 6 senken lassen. Mit der herkömmlichen medikamentösen Therapie erreicht man nur eine Minderung der Kopfschmerztage von 16 auf 11–15. Wie die medikamentöse Therapie senkt auch die Akupunktur die Schmerzintensität, allerdings ohne Nebenwirkungen und mit der großen Chance auf dauerhafte Ausheilung.

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Mit Nadeln gegen Schmerzen, bevor sie chronisch werden.

AUS DER PRAXIS

Spannungskopfschmerz

Anamnese: Seit Herr D., 42 Jahre, vor 1½ Jahren wegen einer akuten Blinddarmentzündung operiert wird, hat er täglich Kopfschmerzen. Täglich nimmt er 3–8 Aspirin-Tabletten. Nur selten bringen sie Linderung. Ein Internist, ein Orthopäde und auch ein Neurologe behandeln ihn – jedoch erfolglos.

Diagnose: Bei der Untersuchung des Nackens findet sich ein Druckschmerz an beiden Seiten des Hinterkopfs, wo die Nackenmuskulatur an der Hinterhauptsschuppe ansetzt. Durch Reizung dieser Punkte lässt sich der typische Kopfschmerz, ein ausstrahlender Schmerz über die Schläfe in die Stirn, provozieren.

Therapie: Die Behandlung besteht in der Nadelung der druckschmerzhaften Ah-Shi-Punkte. 3 Nadeln werden hier eingesetzt. Zusätzlich erhält Herr D. Nadeln im Nacken. Während wir die Nadeln an den Ah-Shi-Punkten nach stärkerer Stimulation nach 5 Minuten entfernen, bleiben die anderen 20 Minuten liegen. Anschließend werden 2 Punkte am Unterarm gestochen und kräftig stimuliert. Dabei bewegt Herr D. den Nacken so, wie es normalerweise schmerzhaft für ihn ist.

Verlauf: Von Sitzung zu Sitzung nehmen die Beschwerden ab. Nach der 10. Behandlung ist Herr D. schmerzfrei. Vermutlich kam es bei der Operation zu einer chronischen Verspannung der Nackenmuskulatur – wie dies nach manchen Narkosen, bedingt durch die lange Operationsdauer oder bestimmte Lagerung des Kopfs, zu beobachten ist. Die Beschwerdefreiheit hält nunmehr seit über 10 Jahren an.

Handelt es sich bei den Spannungskopfschmerzen um schon seit Jahren bestehende chronische Kopfschmerzen, die eventuell durch einen Schmerzmittelmissbrauch überlagert oder sogar verstärkt sind, ist gleichzeitig ein Schmerzmittelentzug einzuleiten. Je nach Dauer der Erkrankung sind zwischen 3 und 15 Behandlungen nötig. In Einzelfällen – bei Patienten, die schon seit 20 oder 30 Jahren an Kopfschmerzen leiden – sind auch bis zu 25 Sitzungen notwendig. Sonst lässt sich der akute Spannungskopfschmerz meist mit nur einer einzigen Behandlung beseitigen.

Ellbogenschmerzen, Tennisarm imageimageimage, Golferarm imageimage

Eine der häufigsten schmerzhaften Erkrankungen des Ellbogengelenks ist der Tennisarm, ein Reizzustand der Strecksehnenansätze am äußeren Ellbogenknöchel. Dort entsteht ein stechender Schmerz, sobald Hand oder Unterarm wie beim Tennis oder auch beim einfachen Händedruck belastet werden. Ist der Schmerz an der Außenseite des Ellbogens lokalisiert, so spricht man vom Tennisarm, befindet er sich hingegen an der Innenseite des Ellbogengelenks, vom Golferarm.

Info

Sehr gute Heilungschance

Sowohl der Tennisarm als auch der Golferarm sind prädestiniert für die Akupunktur. Nach über 15-jähriger Erfahrung mit diesem Krankheitsbild rechnen wir mit einer Ausheilungsrate von über 90 % – dies übertrifft alle anderen bekannten Therapiemöglichkeiten. Wichtig für den Erfolg ist, während der Behandlungsdauer und für 4–8 Wochen nach Therapieende besondere Belastungen, vor allem sportlicher Art, zu vermeiden.

Die konventionelle Therapie besteht in der Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten und lokalen Injektionen, auch Kortisoninjektionen, oder Ruhigstellung des Arms auf einer Gipsschiene. Leider bleiben diese Therapiemaßnahmen oft unbefriedigend, operative Maßnahmen sind nicht empfehlenswert und beide Erkrankungen neigen dazu, chronisch zu werden; oft leiden Patienten monate- oder jahrelang daran.

Die Nadeln werden dort gegeben, wo der stärkste Druckschmerz am Ellbogengelenk sitzt. Zusätzlich sticht man Punkte am Unterarm und an der Hand, eventuell auch Fernpunkte am Bein. Begleitend kann eine lokale Moxibustion oder die Elektrostimulation der Akupunkturnadeln helfen.

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Plötzliche Stoßattacken können einen Tennisarm auslösen.

AUS DER PRAXIS

Tennisarm

Anamnese: Seit 9 Monaten leidet Frau C. an stechenden Schmerzen am rechten Ellbogen, ausgelöst durch ein engagiertes Tennisspiel nach längerer Pause. Viele Bewegungen des Arms sind behindert. Schon ein einfacher Händedruck oder das Eingießen des Kaffees löst den stechenden Schmerz aus. Der Orthopäde diagnostiziert einen Tennisarm. Salbeneinreibungen, Ruhigstellung des Arms auf einer Gipsschiene, mehrere Spritzen, darunter auch vier Kortisoninjektionen, bringen keine Besserung. Als die Schmerzen trotz der langen Erkrankungsdauer eher zunehmen, entschließt sie sich zur Akupunktur.

Therapie: Bei jeder Sitzung erhält Frau C. im schmerzenden Bereich des rechten Ellbogens so genannte Ah-Shi-Punkte und zusätzliche Lokalpunkte in der Nähe des Erkrankungsorts. Anschließend werden Fernpunkte am Bein stimuliert. Währenddessen bewegt und massiert Frau C. ihren Ellbogen, und innerhalb weniger Minuten bemerkt sie ein deutliches Nachlassen ihrer Beschwerden.

Verlauf: 7-mal wiederholen wir die Behandlung. Danach ist Frau C. schmerzfrei. 2 Wochen später beginnt sie erneut Tennis zu spielen. Selbst 5 Jahre nach der Behandlung ist sie beschwerdefrei.

Warum Fernpunkte nadeln?

Fernpunkte sind vom eigentlichen Erkrankungsort möglichst weit entfernt gelegene Punkte, die aufgrund bestimmter Meridianbeziehungen eingesetzt werden und gerade bei akuten Schmerzen sehr wirkungsvoll sind. Aus Sicht der Chinesischen Medizin gehen akute Schmerzen mit einer lokalen Stauung des Qi einher – das Qi fließt nicht mehr. Die Fernpunkte lösen den Stau, leiten überschüssiges Qi ab, und der Schmerz lässt nach.

Dem eigentlichen Tennisarm und Golferarm geht häufig eine Phase der muskelkaterartigen Verspannungen der Unterarmmuskulatur voraus. Dies sind erste Belastungsreaktionen, die die Elastizität der Muskulatur reduzieren. Dadurch überträgt sich jede Bewegung und Kraftanwendung, ohne abgedämpft zu werden, auf das Ellbogengelenk. Schließlich entsteht daraus der Tennis- oder Golferarm.

Solange ausschließlich Verspannungen bestehen, genügen 1–2 Behandlungen, um die Beschwerden zu beseitigen und die drohende Entwicklung eines langwierigen Tennis- oder Golferarms zu verhindern. Bei Tennis- und Golferarm werden 5–6, maximal 15–20 Sitzungen benötigt.

Schmerzen in der Brustwirbelsäule, Interkostalneuralgie imageimageimage

Rückenschmerzen können auch im Bereich der Brustwirbelsäule (BWS) lokalisiert sein. Häufig sitzt der Schmerz an bestimmten Punkten zwischen der BWS und den Schulterblättern. Hier setzen die langen Rückenstreckermuskeln an, und die Sehnenansätze können sich entzünden.

Viele dieser Patienten klagen über vom Rücken in den Brustkorb, vor allem in den Herzbereich ausstrahlende Schmerzen, die bei Überanstrengung und Hektik noch zunehmen – eine der häufigsten Ursachen für Herzschmerzen ohne organische Ursache, Herzneurosen oder unspezifischen Thoraxschmerz: die Interkostalneuralgie. Durch eine genaue orthopädische und chinesische Untersuchung lassen sich die entzündeten Stellen in der Tiefe der Muskulatur finden. Interessant ist, dass sie meist auf den Shu-Punkten, den Zustimmungspunkten des Herzens oder des Herzbeutels, liegen.

Zu viel Yang-Energie, zu viel Hektik, führt zu Schmerzen in den Shu-Punkten – eine Tatsache, die die Chinesische Medizin bereits seit 2000 Jahren beschreibt.

Die Therapie besteht in bestimmten Stimulationstechniken der Akupunktur, der Schröpfkopfbehandlung und der Elektroakupunktur sowie am Unterschenkel und im Unterarmbereich liegenden Fernpunkten.

Das Brustwirbelsäulen-Syndrom mit in den Thorax ausstrahlenden Schmerzen ist zweifellos eine der dankbarsten Einsatzgebiete der Akupunktur. Die Anzahl der erforderlichen Akupunktursitzungen liegt zwischen 5 und 15.

Rückenschmerzen, chronischer Kreuzschmerz, Hexenschuss imageimageimage

Der häufigste Rückenschmerz ist der chronische Kreuzschmerz. Mit Kosten von rund 17 Milliarden Euro ist diese Erkrankung noch vor den Herz-Kreislauf-Erkrankungen das teuerste medizinische Problem in Deutschland. Aktuell leiden 40 % aller Berufstätigen an Rückenschmerzen. Bei rund 3,5 Millionen Menschen wird die Erkrankung chronisch, und etwa die Hälfte von ihnen wird zu medizinischen Problemfällen. Arztbesuche mehrmals pro Woche, »sich eine Schmerzspritze abholen«, Bandscheibenoperationen, ja sogar mehrfache die Wirbelsäule versteifende Operationen sind keine Seltenheit.

Rückenschmerzen können durch die unterschiedlichsten Ursachen bedingt sein. So entstehen Schmerzen im Lendenbereich oft allein durch Verspannungen der Muskulatur. Auch kann es durch Haltungsfehler und dadurch bedingte Fehlbelastungen der Wirbelsäule zu Veränderungen in den kleinen Wirbelgelenken kommen. Schmerzen im Lendenwirbelbereich, die mitunter bis in den Oberschenkel oder ins Knie ausstrahlen, sind die Folge. Viele Patienten leiden Jahre und Jahrzehnte an chronischem Kreuzschmerz.

Gut zu wissen

Kreuzschmerz – die wahre Ursache aufspüren

Nicht immer ist ein Bandscheibenvorfall, auch wenn er im Kernspin zu erkennen ist, für die Beschwerden verantwortlich. Nach unserer Erfahrung sind viel häufiger die entzündeten Muskel-Sehnen-Ansätze am Knochen die wahren Übeltäter von chronischem Kreuzschmerz – auch wenn man diese Strukturen bisher weder beim Röntgen noch im Kernspin sichtbar machen konnte. Man kann sie aber in der Tiefe ertasten, und man kann sie mit der Akupunkturnadel treffen und dann in einer bestimmten Weise stimulieren – die Rückenakupunktur.

Die herkömmliche konservative Therapie besteht in der Gabe von Schmerzmitteln, muskelentspannenden Medikamenten, wirbelsäulennahen Injektionen, Krankengymnastik sowie Wärmeanwendungen. Sie ist bei chronischem Kreuzschmerz meist nicht sehr erfolgreich.

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Akupunktur – eine sehr bewährte Heilmethode bei Rückenschmerzen

Ganz anders die Akupunktur. Viele wissenschaftliche Arbeiten wie die bereits erwähnten GERAC-Studien konnten in den letzten Jahren übereinstimmend zeigen, dass die Akupunktur bei chronischem Kreuzschmerz konventionellen Behandlungen bei weitem überlegen ist – sogar eine Akupunktur, bei der man nicht die chinesischen Punkte sticht. Dennoch: Achten Sie unbedingt auf die Qualität der Behandlung.

Besonders gute Therapierergebnisse bei Kreuzschmerzen lassen sich mit der speziell von uns entwickelten Rückenakupunktur erzielen, die unter genauen Qualitätskontrollen durchgeführt wird.

Diese spezielle Rückenakupunktur erfolgt auch in Kombination mit bestimmten Injektionen an Akupunkturpunkten. Dazu gehören Injektionen mit körpereigenen Stoffen, die biotechnologisch aufgearbeitet wurden. Diese Art der Akupunktur ist mindestens 5-mal so wirksam wie eine normale Standardtherapie.

Die Nadeln werden in die schmerzhaften Muskelareale gestochen – wichtig ist es hier, die tief liegenden sensiblen Punkte genau zu identifizieren. Gerade das ist häufig nicht einfach, aber umso wichtiger für den Therapieerfolg. Zusätzlich sticht man Punkte des neben der Wirbelsäule verlaufenden Blasenmeridians sowie Punkte auf der Wirbelsäule selbst. Außerdem werden Fernpunkte am Knie und am Unterschenkel stimuliert. Normalerweise werden zwischen 5 und 15 Akupunktursitzungen benötigt. Erfahrungsgemäß lassen sich so auch seit Jahren bestehende chronische Kreuzschmerzen oft dauerhaft ausheilen.

Akupunktur und Biotechnologie

Dass die Qualität der Akupunktur entscheidend ist, hat die große Rückenstudie der Forschungsgruppe gezeigt. Dieses Ergebnis hat wesentlich dazu beigetragen, dass jetzt in Deutschland und den USA die Akupunktur bei chronischem Kreuzschmerz noch intensiver erforscht wird. Einen wichtigen medizinischen Fortschritt bedeutet die Kombination von Akupunktur und Biotechnologie. So konnten die Therapieergebnisse in den letzten Jahren weiter verbessert werden. Wir wissen, dass der Körper durch bestimmte Akupunkturverfahren Wachstumsfaktoren ausschüttet. Diese Wachstumsfaktoren sowie weitere entzündungshemmende Hormone können wir inzwischen mit biotechnologischen Mitteln aus den körpereigenen Blutzellen des Patienten direkt gewinnen und so aufbereiten, dass uns hohe Konzentrationen dieser beiden Stoffe zur Verfügung stehen. Sie werden in die betroffenen Akupunkturpunkte des Rückens und Gewebes injiziert, die seit Jahren durch chronische Entzündungen völlig verändert sind, und fangen dann offensichtlich an zu heilen, die Zellen wachsen wieder, und der chronische Kreuzschmerz verschwindet.

Sehr schnell reagiert auch der Hexenschuss auf die Akupunktur. Dieser nach einer unglücklichen Bewegung plötzlich einschießende Rückenschmerz lässt sich meist mit nur einer einzigen Sitzung beseitigen. Hierzu werden Punkte am Unterarm oder am Unterschenkel mit der Nadel stark stimuliert, sodass – wie immer bei der Behandlung akuter Erkrankungen notwendig – ein De-Qi-Gefühl entsteht. Sobald der Patient dieses Wärme- und Druckgefühl spürt, beginnt er, sich vorsichtig im LWS-Bereich zu bewegen. Innerhalb von Minuten lässt der Rückenschmerz nach, und der Patient verlässt schmerzfrei die Praxis.

Info

Rückenschmerzen nach Wirbelsäulenoperation img176

Patienten, die schon ein- oder mehrmals an der Wirbelsäule operiert wurden, leiden häufig an so starken Rückenschmerzen, dass sie täglich zum Teil sehr starke Schmerzmedikamente einnehmen müssen. Ein Therapieversuch mit Akupunktur empfiehlt sich. Wichtig ist hier eine besonders tonisierende Behandlungstechnik. Nicht immer ist aufgrund der anatomischen Veränderungen nach einer Wirbelsäulenoperation – zum Beispiel von außen unsichtbare Narben, die das Nervengewebe umklammern – eine bleibende Heilung zu erreichen. Oft lassen sich aber die Schmerzen lindern, sodass man die Schmerzmittel erheblich reduzieren kann. In der Regel sind zwischen 8 und 15 Sitzungen erforderlich.

AUS DER PRAXIS

Chronischer Kreuzschmerz

Anamnese: Herr U. leidet seit 9 Jahren an chronischem Kreuzschmerz links, der ihn hauptsächlich im Sitzen und bei längerem Stehen plagt. Kühles und feuchtes Klima verträgt er ebenfalls schlecht, und morgens nach dem Aufstehen ist der Rücken eine gute halbe Stunde praktisch steif. Erst eine warme Dusche bringt etwas Linderung. Beim Fußballspielen und Joggen hingegen hat er kaum Beschwerden, überhaupt ist der Rückenschmerz bei Bewegung erträglicher. Viele Röntgenbilder, zuletzt auch Computertomogramme und Kernspinaufnahmen, wurden in 9 Jahren angefertigt. Darauf erkennt man alterstypische Verschleißerscheinungen der kleinen Wirbelgelenke sowie mehrere Bandscheibenvorwölbungen und auch einen kleinen Vorfall der untersten Bandscheibe. Schmerzmittel sowie entzündungshemmende und muskelentspannende Medikamente nimmt er fast täglich ein, unterstützt von Krankengymnastik und Rückenschule. Bei deutlicher Schmerzverstärkung wurde Kortison injiziert. Das half ihm 3 Monate, danach kehrten die Schmerzen unverändert zurück.

Diagnose: Bei der Untersuchung fiel uns ein sehr empfindlicher 5 mm großer Bereich am oberen Beckenkamm links auf. Tiefer Druck darauf löste genau den für Herrn U. typischen Rückenschmerz aus. Die Muskulatur in der näheren Umgebung war verhärtet, und so war es kein Wunder, dass Herr U. sich kaum bücken konnte. Nach der TCM leidet er an einer Blut- und Qi-Stagnation im Blasenmeridianbereich sowie an dem Syndrom »Feuchte Kälte« der Niere.

Therapie: Wir beginnen eine Rückenakupunktur mit verschiedenen Punkten am Rücken und am Bein, die das Qi bewegen und das Blut stärken. Gegen die feuchte Kälte setzen wir Moxibustion ein. Mit einer kräftigeren Akupunkturnadel suchen wir exakt den schmerzhaften Punkt in der Tiefe des Beckenkamms auf und stimulieren das Gewebe kräftig durch eine ganz alte klassisch chinesische Nadeltechnik – diese ist für den Patienten völlig schmerzfrei, da wir zuvor eine geringe Menge eines lokalen Betäubungsmittels spritzen. Eine weitere Behandlung in gleicher Technik folgt. Sodann injizieren wir körpereigene Wachstumsfaktoren und entzündungshemmende Stoffe an den Ah-Shi-Punkt und in die verhärtete Muskulatur.

Verlauf: Nach der 1. Behandlung berichtet Herr U. über eine leichte Schmerzverstärkung, nach 3 Sitzungen bessern sich die Beschwerden, nach 6 Sitzungen ist er schmerzfrei. Wir führen noch 9 Akupunkturen durch, um den Rücken weiter zu stabilisieren. Nach Therapieende soll der Patient den Rücken 3 Monate lang zwar viel bewegen, aber wenig belasten. Heute nach 4 Jahren ist Herr U. immer noch schmerzfrei und geht weiter regelmäßig joggen. Auch ein Umzug, bei dem er selbst viel zupacken mußte, konnte seinem Rücken nichts anhaben.

Rücken-Bein-Schmerzen, Ischiasschmerzen imageimageimage

Der Ischiasschmerz (Ischialgie) unterscheidet sich vom einfachen Rückenschmerz durch seine Ausstrahlung ins Bein bis zum Fuß. Meist strahlen die Schmerzen an der Beinaußenseite entlang aus, und das Bein ist nicht mehr belastbar. Zuweilen treten die Beinschmerzen auch ohne begleitenden Rückenschmerz auf. Ischialgien werden häufig durch einen Bandscheibenvorfall verursacht. Die Bandscheibe engt das Rückenmark ein und drückt auf bestimmte Nervenwurzeln.

Nur wenn der Bandscheibenvorfall so massiv ist, dass innerhalb weniger Stunden eine Bein-, Fuß- oder auch Blasen-Mastdarm-Lähmung auftritt, muss sofort operiert werden. Bei den allermeisten bandscheibenbedingten Ischialgien ist man heute mit einer Bandscheibenoperation jedoch zurückhaltend.

So entsteht ein Bandscheibenvorfall

Bei einem Bandscheibenvorfall schüttet der Körper im Bereich der zerstörten Bandscheibe bestimmte entzündungsfördernde Hormone (Zytokine) aus, die die Nervenwurzelentzündung auslösen. Anzeichen für eine Nervenentzündung sind die Anfälligkeit des Ischiasnervs für Überlastungen, unglückliche Bewegungen, Zugluft oder Kälte.

In der modernen Orthopädie setzt sich die Überzeugung durch, dass der Nervenschmerz nicht so sehr durch die mechanische Einengung des Nervs, sondern vielmehr durch eine Entzündung der Nervenwurzel bedingt ist.

Solche Nervenentzündungen können in manchen Fällen – wenn auch unsicher und sehr langsam – von selbst abheilen. Dann lassen die Schmerzen nach, obwohl der Bandscheibenvorfall unverändert bestehen bleibt. Die Akupunktur bringt in jedem Fall Hilfe.

Gut zu wissen

Neuroakupunktur hilft bei Ischialgien

Eine spezielle Form der Akupunktur, die wir aus der klassischen chinesischen Akupunktur weiterentwickelt haben, ist die Neuroakupunktur. Nach neueren Erkenntnissen ist die Neuroakupunktur in der Lage, den Heilungsvorgang an der Nervenwurzel ganz wesentlich zu beschleunigen oder überhaupt erst in Gang zu setzen. Eine Bandscheibenoperation ist so häufig zu vermeiden. Vermutlich aktiviert sie immunologische Stoffe (Nervenwachstumsfaktoren) im Körper, die die Nervenregeneration fördern.

AUS DER PRAXIS

Entzündung des Ischiasnervs

Anamnese: Herr R., 47 Jahre, Unternehmensberater, leidet seit 9 Monaten an tiefem Kreuzschmerz, der an der Außenseite des rechten Beins bis in den Fuß ausstrahlt. Sitzen und Liegen sind besonders schmerzhaft. Geschäftsreisen macht er nur im Zug – stehend, auch Konferenzen verbringt er im Stehen, nachts wacht er mehrmals mit Schmerzen auf und prüft schweißgebadet seine Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung. Auf den Kernspinaufnahmen erkennt man einen größeren Bandscheibenvorfall zwischen den vorletzten Wirbelkörpern, der auf die rechte Nervenwurzel drückt. Zuerst ein Neurochirurg, dann, nach mehreren Spritzen, rät ihm auch der behandelnde Orthopäde zur Bandscheibenoperation. In dieser Situation entscheidet sich Herr R. zu einem letzten Versuch mit Akupunktur.

Therapie: Nach unserer Erfahrung ein typischer Fall für die Neuroakupunktur: 8 Sitzungen bringen eine 50 %ige Besserung vor allem des Beinschmerzes. Danach injizieren wir unterstützend einmalig ein Kortikoid sowie körpereigene Wachstumsfaktoren direkt an die Nervenwurzel.

Verlauf: Nach weiteren 8 Sitzungen verschwindet die Nervenentzündung. Viel wichtiger noch, der angeschlagene Nerv kann offensichtlich durch die Neuroakupunktur regenerieren. Nach insgesamt 16 Sitzungen ist eine 80 %ige Besserung erzielt. Die vollständige Nervenregeneration braucht selbstverständlich etwas Zeit: Nach 3 Monaten Nachheilungszeit, unterstützt durch intensives Bewegungstraining, ist Herr R. beschwerdefrei. Dies ist bis heute, 4 Jahre später, so geblieben.

Bei Anwendung der Neuroakupunktur heilen Entzündungen des Ischiasnervs, wenn sie noch keine 4 Monate bestehen, innerhalb von 2–3 Wochen aus. Eine 50%ige Linderung des Schmerzes tritt im Allgemeinen bereits nach 2 Tagen ein. Bei einer seit über 4 Monaten bestehenden Ischialgie bis zu Ischialgien mit jahrelangem Krankheitsverlauf, auch wenn vorausgegangene konventionelle Therapieversuche nicht halfen, kann die Neuroakupunktur das Krankheitsbild zum Abklingen bringen. Im Schnitt sind zwischen 12 und 25 Sitzungen erforderlich. In der TCM richtet sich die Behandlung der Rückenschmerzen und Ischialgien zwar vornehmlich nach den betroffenen Akupunkturmeridianen. Durch eine entsprechende chinesische Diagnose ist jedoch abzuklären, ob die Anfälligkeit dafür nicht auf einer Schwächung des Funktionskreises der Niere beruht. Hier könnte zusätzlich eine Moxibustion notwendig sein. Manchmal muss auch eine kombinierte Akupunktur-Schröpfkopf-Behandlung eingesetzt werden.

Hüftgelenkverschleiß, Hüftfehlstellung, Schleim beutelentzündung an der Hüfte imageimageimage

Schmerzen im Hüftgelenk werden bei älteren Menschen meist durch einen Gelenkverschleiß (Arthrose) hervorgerufen. Hier kann man in vielen Fällen durch eine Schmerzakupunktur den Zeitpunkt eines künstlichen Hüftgelenkersatzes um einige Jahre hinausschieben. Bei jüngeren Patienten, hier betrifft es in den meisetn Fällen Frauen, kann die Ursache für den frühzeitigen Gelenkverschleiß eine Fehlstellung (Dysplasie) des Hüftgelenks sein. Auch diese Patienten reagieren oft sehr gut auf eine Akupunktur.

Eine Ausheilung erreicht man mit Akupunktur bei einer Schleimbeutelentzündung über dem großen Rollhügel des Oberschenkels.

Patienten mit einer solchen Entzündung können nicht mehr auf der betroffenen Seite liegen, die Beweglichkeit im Hüftgelenk kann wie bei der Arthrose eingeschränkt sein. Die konventionelle Medizin bietet hier nur Schmerzmittel und Injektionen, meist ohne lang anhaltenden Erfolg an.

Akupunkturbehandlungen von Hüftgelenkschmerzen erweisen sich dann als sinnvoll, wenn die das Gelenk umgebenden Sehnen und Muskeln die Beschwerden verursachen.

AUS DER PRAXIS

Chronische Entzündung des Schleimbeutels

Anamnese: Seit 12 Jahren leidet Herr L., 56 Jahre, an Hüftschmerzen rechts, die sich jedes Jahr verschlechtern. Er ist so seit vielen Jahren in seiner Arbeit behindert und kann keinen Urlaub mehr antreten. Auch kann er nachts auf der rechten Seite nicht mehr liegen, und seine Gehstrecke beträgt maximal 100 m. Spritzen helfen nur für 1–2 Tage, auch eine Krankengymnastik bringt keine Besserung. So entschließt sich Herr L. zu einer Akupunkturbehandlung, die die gesetzliche Kasse in seinem Fall bezahlt.

Diagnose: Wir diagnostizieren nach einer eingehenden Untersuchung eine schwere chronische Entzündung des Schleimbeutels.

Therapie: Ab der 7. Sitzung zeigt sich eine erste Besserung, nach der 10. verschwinden die Schmerzen fast. Nach 3 Monaten melden sie sich wieder, sodass weitere 8 Behandlungen erfolgen. Seit der letzten Akupunkturbehandlung vor 2 Jahren ist Herr L. schmerzfrei, er läuft täglich 5 km.

Liegt die Ursache der Schmerzen aber direkt in einem Knochenverschleiß, kann man nur zeitweise die Schmerzsymptome lindern. Bei der Akupunktur des Hüftgelenks setzt man besonders lokale Akupunkturpunkte ein, häufig mit Elektrostimulation. Zusätzlich behandelt man wie bei vielen chronischen Gelenkerkrankungen, die in der Chinesischen Medizin als Schwäche- oder Leeresymptom aufgefasst werden, auch mit Moxibustion.

Knieschmerzen bei Kniegelenkverschleiß imageimageimage, Knorpelschaden der Kniescheibe, Patellaspitzensyndrom imageimageimage

Die Kniegelenkarthrose (Gonarthrose), der Verschleiß von Knorpel und Knochen, tritt meist bei älteren Menschen auf. Sie äußert sich durch eine diffuse, belastungsabhängige Schmerzhaftigkeitim Kniegelenk, oft mit Veränderung der Gelenkkonturen und teigiger Schwellung der Kniegelenkkapsel.

Hiervon zu unterscheiden sind Knieschmerzen, deren Ursache ein Reizzustand der Sehnen und Bänder ist. Dazu zählt das Patellaspitzensyndrom. Das Patellaspitzensyndrom und Veränderungen am Kniescheibenknorpel treten eher bei jüngeren Menschen und Sportlern auf.

Schmerzen des Kniegelenks lassen sich außerordentlich gut mit Akupunktur behandeln. Dies belegen mehrere wissenschaftliche Studien (GERAC).

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Akupunktur hilft bei Kniegelenkverschleiß (Gonarthrose).

Die Wirksamkeit der Akupunktur ist bei Gonarthrose der konventionellen Therapie deutlich überlegen. Die Beschwerden bessern sich innerhalb von 5–15 Sitzungen erheblich oder klingen vollständig ab, obwohl die zur Kniegelenkarthrose gehörenden degenerativen Knochenveränderungen am Kniegelenk weiterhin röntgenologisch zu erkennen sind.

Sinnvoll ist bei Gonarthrose die Kombination mit naturheiltherapeutischen und körpereigenen Substanzen, die die Regeneration unterstützen können.

Gleiches gilt für die Behandlung des Kniescheibenknorpelschadens und des Patellaspitzensyndroms. Hier werden mehrere Nadeln direkt am Kniegelenk und um die Kniescheibe herum gestochen. Eventuell wendet man zusätzlich Moxibustion oder Elektrostimulation an. Darüber hinaus empfehlen wir hier aufgrund unserer Erfahrung auch begleitende krankengymnastische Übungsbehandlungen zur Stärkung der Oberschenkelmuskulatur.

AUA DER PRAXIS

Gonarthrose

Anamnese: Frau G., 63 Jahre, leidet seit 10 Jahren an belastungsabhängigen Schmerzen und Schwellungen im rechten Kniegelenk. Treppensteigen fällt ihr schwer, nachts drückt das Knie immer wieder, zuletzt war es richtig heiß und dick. Es wird mit Spritzkuren (knorpelaufbauende Substanzen) und ab und zu auch mit Kortison behandelt. Fast täglich nimmt sie entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente. Aufgrund der starken Einschränkung ihrer Lebensqualität diskutiert man mit ihr für das rechte Knie den Einbau eines künstlichen Kniegelenks.

Diagnose: Auf den Röntgen- und Kernspinbildern zeigt sich ein deutlicher Verschleiß des Knochens (Arthrose), der Knorpel ist stellenweise aufgebraucht, und man sieht eine Flüssigkeitsansammlung im Kniegelenk.

Therapie: Während der Akupunktur, wir geben vor allem Ah-Shi-Punkte, Nahpunkte und die Nierenenergie stärkende Punkte, bessern sich die Beschwerden ab der 6. Sitzung langsam. Nach 15 Sitzungen beenden wir die Therapie mit einer Besserung von insgesamt 70 % und raten der Patientin, die Nachheilungszeit von 3 Monaten abzuwarten.

Verlauf: Erst 2 Jahre später erscheint Frau G. erneut in der Praxis. Ihr rechtes Knie ist seit der Akupunktur beschwerdefrei, sie kann wieder spazieren gehen und Treppen steigen. Nun möchte sie das andere Knie behandeln lassen, das seit 1 Jahr beginnende Arthroseschmerzen entwickelt. Gleiche Behandlung, gleiches Ergebnis. Die Patientin kommt nun alle 2 Jahre zu einer Auffrischbehandlung. Schmerz- und entzündungshemmende Mittel braucht sie seit 6 Jahren nicht mehr.

Wadenmuskelkrämpfe imageimage

Krämpfe der Wadenmuskulatur treten nicht nur nach sportlicher Belastung auf. Viele Menschen leiden an nächtlichen Wadenkrämpfen, die sich vor allem in den frühen Morgenstunden bemerkbar machen und nur schwer zu behandeln sind.

Vor Beginn der Akupunkturtherapie ist abzuklären, ob es sich bei den Wadenkrämpfen nicht um Symptome eines Elektrolytungleichgewichts, insbesondere eines Kalium- oder Magnesiummangels, handelt.

Treten die Beschwerden nach kurzen Gehstrecken auf, ist dies ein Hinweis auf arterielle Durchblutungsstörungen, bei denen auch eine operative Therapie erwogen werden muss. Häufig findet man jedoch für die nächtlich auftretenden Wadenkrämpfe keine Ursache. Es handelt sich dann um so genannte funktionelle Erkrankungen.

Die Akupunktur eignet sich in soch einem Fall gut zur Behandlung. Es werden viele lokale Punkte im Bereich der Wadenmuskulatur gegeben, zusätzlich aber auch Fernpunkte der entsprechenden Meridiane und allgemein auf Muskulatur und Durchblutung wirkende Punkte. Zwischen 3 und 10 Behandlungen sind im Allgemeinen erforderlich.

Gut zu wissen

Was sind funktionelle Erkrankungen?

Erkrankungen, bei denen sich keine Veränderung des Gewebes, der Körperstruktur, feststellen lässt, nennt man funktionelle Erkrankungen. Es sind Störungen der Funktion, aber nicht der Anatomie. Funktionsstörungen, wie beispielsweise verstärkte Anspannung der Muskulatur, Schlafstörungen, häufiges Frieren oder Schwitzen, lassen sich bestens mit Akupunktur behandeln. Anatomische Veränderungen, wie ein Knochenbruch oder ein Hüftgelenkverschleiß, hingegen nicht – hier muss am Ende operiert werden.

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Krämpfe? Auch hier hilft Akupunktur.

Zerrung des Sprunggelenks, Schmerzen an der Achillessehne, Fersenschmerz imageimageimage

Bei schmerzhaften Entzündungen der Achillessehne hilft die Akupunktur auch bei hartnäckigen Fällen oft hervorragend. Beginnt man mit der Therapie im Anfangsstadium der Erkrankung, reichen 2–6 Sitzungen; bei chronischem Fersenschmerz (Achillodynie) sind 10–20 Behandlungen erforderlich.

Zur Linderung und Heilung von Entzündungen der Achillessehne ist der kombinierte Einsatz von Akupunktur, Moxibustion und Schröpfkopftherapie wichtig.

Schmerzen und Schwellungen nach Zerrungen des Sprunggelenks (Sprunggelenksdistorsion) eignen sich ebenfalls gut für eine Akupunkturtherapie. Sie wirkt schmerzlindernd, abschwellend und beschleunigt den Heilungsverlauf. Hier sind meistens 2–10 Behandlungen erforderlich.

AUS DER PRAXIS

Stauchung des Sprunggelenks

Anamnese: Die 16-jährige Schülerin U., begeisterte Basketballerin, kann seit 2 Jahren nicht mehr am Schulsport teilnehmen, seither schwillt ihr linkes Sprunggelenk bei der kleinsten Belastung an. Alles begann, als sie beim Basketball mit dem Fuß umknickte. Da ihre Röntgenbilder immer unauffällig sind, wird sie mit Verbänden, Salben, Spritzen, Tabletten und zuletzt mit einer 3-monatigen Ruhigstellung in einem Gipsverband behandelt. Eine rheumatische Erkrankung wird diskutiert, man unterstellt ihr Sportfaulheit.

Diagnose: Als wir eine Kernspinaufnahme machen, zeigt sich tatsächlich eine Knochenstauchung.

Therapie: Wir entscheiden uns zur Akupunktur, nur sind die genauen schmerzauslösenden Punkte nach 2 Jahren Erkrankungsdauer und diffus geschwollenem Sprunggelenk schwer zu finden. Innerhalb von 7 Sitzungen schwillt das Gelenk etwas ab. Nun zeigen sich die exakten Ah-Shi-Punkte. Nur 3 Sitzungen mit einer speziellen Stimulationstechnik dieser Ah-Shi-Punkte sind erforderlich, um die Beschwerden letztendlich zu beseitigen.

Verlauf: Seit nunmehr 6 Jahren spielt die ehemalige Patientin als völlig gesunde junge Frau wieder Basketball, und die Erkrankung ihres Fußes hat sie praktisch vergessen.

Schmerzen direkt unter der Ferse werden meist als Fersensporn bezeichnet, obwohl sie in der Regel nicht durch einen Knochensporn, sondern durch eine Entzündung des Fußsohlengewebes direkt am Knochenansatz des Fersenbeins verursacht sind. Die konventionelle Therapie besteht in der Weichbettung der Ferse durch Locheinlagen sowie in kortisonhaltigen Injektionen.

Mit der Akupunktur wird diese Erkrankung fast immer ausgeheilt, wobei neben der Körper- auch die Ohrakupunktur eingesetzt wird. Es ist von 6–15 Sitzungen auszugehen.

Rheumatische Gelenkerkrankung img196

Rheumatische Gelenkerkrankungen (Rheumatoide Arthritis) sind vornehmlich durch das Auftreten von gleichzeitigen Entzündungen an verschiedenen Körpergelenken charakterisiert. Befallen sind am häufigsten die kleinen Gelenke der Finger und Zehen sowie Hand- und Fußgelenke. Auf Dauer führen die Gelenkveränderungen zu starken Schmerzen und Gelenkdeformationen sowie Bewegungseinschränkungen. Die schulmedizinische Therapie sollte durch Rheumatologen erfolgen.

Gut zu wissen

Bi-Syndrome in der TCM

Die Chinesen beschreiben so genannte Bi-Syndrome, zu denen auch rheumatische Erkrankungen zählen. Krankheitserregende Faktoren der Bi-Syndrome sind Wind, Kälte und Feuchtigkeit. Je nach Körperkonstitution und Stärke der äußeren krankheitsverursachenden Faktoren können sich unterschiedliche Krankheitsbilder entwickeln. Zum Beispiel treten Steifigkeit und Schwellung der Gelenke gehäuft bei feuchter Witterung auf, ein steifer Nacken wird durch Windzug verursacht, Rückenschmerzen nehmen bei Kälte zu. All dies sind Bi-Syndrome, bedingt durch Kälte-Bi, Wind-Bi oder Feuchtigkeits-Bi, wie es in der Chinesischen Medizin heißt.

Ein Therapieversuch mit Akupunktur ist bei dieser Erkrankung zu empfehlen. Da es sich bei rheumatischen Beschwerden um eine Erkrankung handelt, die sich zwar an verschiedenen Gelenken äußert, in ihrer Auswirkung aber den ganzen Menschen betrifft, ist die chinesische Diagnose wichtig.

Neben der Behandlung der einzelnen Gelenke durch lokale Nadeln müssen auch spezielle Syndrom-Akupunkturpunkte gegeben werden. Die Symptome der Krankheit lassen sich bessern. Anfänglich wird 2- bis 3-mal pro Woche eine Sitzung durchgeführt, später reichen Wiederholungsbehandlungen einmal wöchentlich. Allerdings darf eine Ausheilung bei diesem Krankheitsbild durch die Akupunktur nicht erwartet werden.