Erkrankungen der Atmungsorgane
Chronische Bronchitis, Asthma und vor allem Allergien bei Kindern und jungen Erwachsenen sind hier die wichtigsten Einsatzgebiete der Akupunktur. In Deutschland ist das leider allerdings noch zu wenig bekannt. Mithilfe neuer wissenschaftlicher Studien, für die wir uns sehr einsetzten, sollen die Möglichkeiten hier verbessert werden.
Eine seltenere Erkrankung, der Verlust des Geruchssinns – der häufig nach Antibiotikatherapie auftritt –, ist in diesem Zusammenhang noch zu nennen. Meist liegt aus chinesischer Sicht eine Qi- oder Yang-Schwäche der Lunge vor, was sich an der zunehmenden Kurzatmigkeit erkennen lässt. In China behandelt man den Verlust des Geruchssinns häufig mit Akupunktur. Wir konnten immer wieder Patienten beobachten, bei denen sich nach relativ kurzer Zeit der Geruchssinn mindestens teilweise zurückbildet.
Allergie
In Deutschland leiden 12 Millionen Menschen an einer Allergie. Die Symptome sind: verstopfte Nase, Niesanfälle, Fließschnupfen oder entzündete Augen. Bei 40 Prozent der Allergiker kommt Asthma hinzu, und sie leiden unter Schlafstörungen und Kopfschmerzen. Dabei sind es lediglich 6 Pollenarten (Hasel, Erle, Birke, Gräser, Roggen und Beifuß), die bei 90 Prozent die Allergien auslösen. Betroffen sind die Beteiligten meist von März bis Oktober.
Bekannte Allergene möglichst vermeiden.
Neuere wissenschaftliche Arbeiten aus Hongkong und Deutschland bestätigen hier unsere Erfahrungen. Diese kontrollierten
Schwerste Allergie mit Asthma
Anamnese: Der 13-jährige M. stellt sich mit schwerstem, seit dem 4. Lebensjahr bestehendem Heuschnupfen, allergischem Asthma und Bindehautentzündungen in unserer Praxis vor. Die Allergie besteht gegen Beifuß, Linde, Birke und andere Pollen mit jährlichem Beschwerdemaximum von März bis August. Täglich nimmt er hohe Dosen Kortison und Antiallergika, Nasen- und Augentropfen. Bedingt durch das Kortison legt er massiv an Gewicht zu. Trotz medikamentöser Behandlung stellt sich keine Besserung der Allergie ein. Im Gegenteil, nächtliche Asthmaanfälle kommen hinzu. Innerhalb von 4 Jahren bekommt er 8 Lungenentzündungen. Seit Jahren ist er daher vom Schulsport befreit – wegen Atemproblemen. Morgens müssen die verklebten Augen zunächst mit einem feuchten Tuch »eingeweicht« werden, bevor M. sie öffnen kann. Auch die Desensibilisierung bleibt ohne Erfolg.
Therapie: Die ersten 10 Sitzungen und Eigenblutbehandlungen hat M. im Frühjahr. Bereits nach der 3. Sitzung zeigt sich eine deutliche Besserung.
Verlauf: Den ganzen Sommer über ist er erstmalig seit Jahren beschwerdefrei. In den beiden Folgejahren wird jeweils die Akupunktur wiederholt. Seit nunmehr 7 Jahren ist M. bis auf ab und an auftretende schwache Nasenreizungen beschwerdefrei. Sein Gewicht hat sich normalisiert, er ist ein begeisterter Sportler – Kortison und die schweren Antiallergika kennt er nur noch aus der Vergangenheit.
Studien zeigen, dass sich die Symptome und die Lebensqualität nach einer Akupunkturbehandlung signifikant bessern. Die Anzahl symptomfreier Tage erhöht sich. Dies bestätigen ebenso die Ergebnisse der großen Studie der Techniker Krankenkasse zur Allergie wie auch neueste tierexperimentelle Ergebnisse – hier dämpfte die spezifische Akupunktur Entzündungsreaktionen an den Bronchien (Bronchitis). Unsere positiven Erfahrungen mit über 7000 Behandlungen bei Allergikern gehen noch weit über diese wissenschaftlichen Erkenntnisse hinaus. Hiernach sollte wirklich bei jedem Allergiker ein Therapieversuch mit Akupunktur erfolgen. Wir erzielen die besten Ergebnisse, und das bedeutet oftmals Ausheilung der Erkrankung bei Kindern und jungen Erwachsenen. Chinesische Syndrome, die bei der Allergie meist eine Rolle spielen, gehören zur Lunge, zu Milz/Pankreas und zur Leber. Deshalb gibt man zusätzlich zu wichtigen Lokalpunkten, die je nach Krankheitsbild gewählt werden, immer auch Punkte dieser Organe hinzu. Wichtig ist hierfür eine genaue chinesische Diagnostik.
Frühzeitig behandeln bringt den Erfolg
Bei saisonbedingten Allergien sollte man möglichst 2 – 3 Monate vor Beginn der Erkrankung mit der Therapie anfangen – also meist im Januar. Normalerweise sind 8 – 15 Sitzungen erforderlich, wobei dieser Zyklus bei Bedarf im nächsten und übernächsten Jahr wiederholt werden muss. Nach unserer Erfahrung bessern sich zuerst das Asthma und das Auge, dann die gereizte Nase.
Lungenasthma Asthma bei Kindern
Allergisch oder infektiös bedingtes Lungenasthma ist eines der bekanntesten Anwendungsgebiete der Akupunktur. Bei Erwachsenen zielt die Behandlung auf
- Unterbrechung des akuten Asthmaanfalls
- Reduzierung der notwendigen Medikamente beim chronischen Asthma und völlige Heilung.
Die Behandlung des akuten Asthmaanfalls zeigt, wie schnell und drastisch eine Beschwerdebesserung mit Akupunktur zu erzielen ist. Wie immer bei akuten Erkrankungen muss beim akuten Asthmaanfall der Akupunkturpunkt mit der Nadel stimuliert werden. Meist dauert es zwischen 2 und 4 Minuten, bis der Patient wieder normal atmen kann. Die Tatsache, dass der akute Asthmaanfall gehäuft morgens zwischen 3 und 5 Uhr auftritt, weist auf die Bedeutung der chinesischen Organzeiten hin.
Auch langwierige Akupunkturtherapien lohnen sich für den Patienten, wenn sein Gesamtbefinden sich bessert und die täglich einzunehmenden Medikamente, zum Beispiel Kortikoide und andere, die häufig auch Herz und Kreislauf belasten, reduziert oder gar abgesetzt werden können.
Gut zu wissen
Die richtige Arztwahl ist entscheidend
Bei Kindern lässt sich Asthma durch Akupunktur häufig ausheilen. Allerdings sollte diese Krankheit, deren Entwicklung oft schwer voraussehbar ist und bei der die akuten Anfälle lebensbedrohlich werden können, mit Akupunktur nur von einem Arzt behandelt werden, der sowohl in der westlichen als auch in der chinesischen Therapie dieser Erkrankung erfahren ist.
Die Behandlung des chronischen Asthmas versucht, die von Patient zu Patient sehr unterschiedlich verschobenen Energieverhältnisse harmonisierend auszugleichen.
Psychische Störungen, die bei Asthma begleitend auftreten, bessern sich im Laufe der Therapie. Mit adäquat durchgeführter Akupunktur kann man gut zwei Dritteln aller behandelten Patienten für lange Zeit helfen. Es werden 10 – 30 Sitzungen benötigt; manchen Patienten muss man über Jahre hin krankheitsbegleitend therapieren.
Chronische Infektanfälligkeit
Treten öfter pro Jahr Infekte verschiedener Organe auf, spricht man von chronischer Infektanfälligkeit. Am häufigsten betroffen sind die Atemwege mit Nase, Rachen und Bronchien, wobei die Atemwege entweder austrocknen oder verschleimen.
Aus chinesischer Sicht handelt es sich bei Infektanfälligkeit um eine Schwäche der Abwehrenergie, des Wei Qi, was den Erregern ermöglicht, von außen mit der Zeit in die Tiefe des Körpers einzudringen.
AUS DER PRAXIS
Chronische Infektanfälligkeit
Anamnese: Seit Eintritt ins Berufsleben leidet Frau K., eine 35-jährige Juristin, unter chronischen, meist fieberhaften Infekten – Halsschmerzen mit Mandelentzündungen, dazu Blasenentzündungen und lästige teigige Hautunreinheiten. Am schlimmsten aber sind die immer wiederkehrenden Bronchitiden mit chronischem Husten, der die Patientin jedes Mal auch unter Antibiotikatherapie über Monate quält.
Diagnose: Allgemeine Wei-Qi-Schwäche mit heißem Schleim in der Lunge ist in diesem Fall das chinesische Syndrom. Zur Lunge gehört hier auch die Haut, und eine Schleimbildung führt somit sowohl zur Bronchitis wie auch zu Hautunreinheiten.
Therapie: 12 Akupunktursitzungen mit abwehrstärkenden Punkten wie dem Punkt Dickdarm 11 sowie der chinesischen Arzneikräuterrezeptur »Jade Windschutz Pulver« beenden die Infektanfälligkeit. Seit 2 Jahren ist die Patientin vollständig beschwerdefrei.
Dies führt dann zu kaltem oder heißem Schleim in der Lunge. Antibiotika helfen zwar meist kurzfristig, aber sie schließen nach chinesischer Auffassung die Kälte im Körper ein. Hieraus erklärt sich die zunehmende Anfälligkeit für die nächste Erkältung. 10–15 Akupunkturbehandlungen sind erforderlich, die bei schweren Verläufen eventuell zu wiederholen sind. Wichtig ist der Einsatz von chinesischen Arzneikräutern als begleitende Therapie.
Fieberhafte Erkältung, Grippe
Fieberhafte Erkältungen und Grippe sind typische Beispiele für Krankheitsbilder, die im chinesischen Sinne durch »äußere« krankheitsfördernde Einflüsse verursacht werden, und für Erkrankungen, bei denen zu Beginn die äußeren Körperschichten wie Muskeln und Sehnen (Gliederschmerzen) betroffen sind. So zeigen sich als erste Symptome eines grippalen Infekts vor allem ziehende Lenden- und Nackenschmerzen, zusätzlich auch Kopfschmerzen. Später werden die Atemwege in Mitleidenschaft gezogen. Die Nasenschleimhäute trocknen aus, und man verspürt einen Juckreiz; Schnupfen und Husten beginnen. Zu diesem Zeitpunkt der Krankheit stellt sich meist Fieber ein, manchmal von Schüttelfrost begleitet.
Bei Schnupfen wird immer auch der Punkt Yintang genadelt.
Die wichtigsten äußeren Einflüsse, die die Grippe verursachen, sind nach chinesischer Auffassung Kälte und Wind.
Auch bei uns spricht man davon, dass man sich erkältet oder eine Grippe »eingefangen« habe. Die Kälte greift vor allem den Blasenmeridian an, in dessen Verlauf im Lendenbereich die Muskelschmerzen lokalisiert sind; manchmal werden sie auch als ein Ziehen der Nieren missdeutet. Der Wind hingegen verursacht eine Störung des über den Nacken verlaufenden Gallenblasenmeridians: Viele wissen, dass gerade Zugluft zu Nackenbeschwerden führt.
Tipp
Gegen Grippe vorbeugen
Besonders zu Beginn eines grippalen Infekts empfiehlt sich die Akupunkturbehandlung. Auch Patienten, die immer wieder an grippalen Infekten leiden, sollten erwägen, sich mit Akupunktur behandeln zu lassen. Hier kann eine vorbeugende Therapie die Gesamtkonstitution des Menschen und mithin seine Abwehrkraft gegen Infektionskrankheiten deutlich stärken.
Diese Zuordnung von äußeren krankheitsfördernden Einflüssen zu den jeweils betroffenen Meridianen, Kälte – Blasenmeridian und Wind – Gallenblasenmeridian, basiert auf klinischer Beobachtung und fügt sich gleichzeitig in das Konzept der 5 Elemente: Die Gallenblase ist das Yang-Organ des Holzelements und Wind der zugehörige krankheitsfördernde Faktor; die Blase ist das Yang-Organ des Wasserelements, zugehöriger krankheitsfördernder Faktor ist die Kälte.
Ziel der Akupunktur im chinesischen Sinne ist es zum einen, »den Wind zu vertreiben«, zum anderen, die durch die Kälteeinflüsse hervorgerufenen Blockierungen des Blasenmeridians zu lösen. Ist die Krankheit noch im Anfangsstadium, sind also ausschließlich die äußeren Körperschichten betroffen, dann gelingt dies häufig mit nur 1–2 Sitzungen. Ein Eindringen der Krankheit in tiefere Schichten wird verhindert, das heißt, aus einer banalen Erkältung entsteht keine schwere Bronchitis, Lungenentzündung oder Nebenhöhlenentzündung. Bei der Behandlung wählt man zusätzlich Punkte aus, die ganz allgemein die Abwehrkraft des Körpers stärken.
Treten neben den Gliederschmerzen auch noch Schnupfen und Husten auf, müssen Punkte des Lungenmeridians gegeben werden. Gerade Schnupfen im Anfangsstadium kann man mit einer einzigen Behandlung abwenden. Während der Sitzung lässt der Juckreiz nach, die Nasenatmung wird freier; Gleiches gilt für den Husten.
Normalerweise sind zur Therapie des grippalen Infekts je nach Erkrankungsstadium zwischen 2 und 5 Sitzungen erforderlich.
Rachenentzündung, Husten
Auch Beschwerden wie Rachenentzündung (Pharyngitis) und Husten, die häufig einen grippalen Infekt begleiten, eignen sich gut zur Akupunktur. Patienten, die immer wieder an Rachenentzündungen oder so genanntem Reizhusten leiden, sollten sich einer Behandlung unterziehen.
Wie beim grippalen Infekt gilt auch hier: Solange die Krankheit noch im Anfangsstadium ist, sind wesentlich weniger Akupunktursitzungen notwendig als im späteren Verlauf.
Es werden Lokalpunkte am Hals und Fernpunkte des Lungen- und des Dickdarmmeridians gegeben.
Bei dieser Krankheit ist zu beachten, dass über längere Zeit auftretende Symptome wie Husten, raue Stimme oder Schluckbeschwerden nicht nur harmlose Störungen, sondern auch Anzeichen einer schwereren Erkrankung sein können. Daher sollte man eine längere Akupunkturtherapie auch hier nicht ohne gründliche ärztliche Diagnostik beginnen.
AUS DER PRAXIS
Hustenattacken
Anamnese: Herr M. leidet seit einigen Jahren, gehäuft im Frühling und Herbst, immer wieder an Rachenentzündungen mit begleitendem Reizhusten. Vor gut 2 Jahren wurden die Mandeln entfernt, doch hat sich die Erkrankungshäufigkeit nicht verändert. Meist tritt der Reizhusten in den frühen Morgenstunden zwischen 3 und 5 Uhr auf. Der Husten stört den Schlaf, und Herr M. liegt stundenlang wach.
Diagnose: In der Traditionellen Chinesischen Medizin handelt es sich beim Husten meist um eine typische Yang-Fülle-Symptomatik der Lunge. Hierfür spricht nicht nur die Beobachtung bei Herrn M., sondern ganz allgemein bei fast allen Patienten mit solchen Beschwerden, dass diese gerade zur Organzeit der Lunge auftreten.
Therapie: Behandelt wird Herr M. nur durch Stimulation eines einzigen Akupunkturpunkts: Lunge 11. Dieser Punkt liegt am Nagelwinkel des Daumens. Er wird ähnlich wie bei der Abnahme eines Blutzuckertests gestochen und ein kleiner Tropfen Blut herausgepresst. Durch diesen Mikroaderlass lässt sich die Yang-Energie – Blut ist ja (im Gegensatz zu Wasser) die Yang-Flüssigkeit des Körpers – der Lunge außerordentlich schnell verringern.
Verlauf: Nach nur einer Behandlung kann Herr M. ohne quälende Hustenattacken wieder durchschlafen.
Nasennebenhöhlenentzündung
Die Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) kann die Komplikation eines gewöhnlichen Schnupfens sein. Zeichen einer akuten Nebenhöhlenentzündung sind chronischer Kopfschmerz mit Druckgefühl in Oberkiefer und Stirn, Fieber und Krankheitsgefühl, zuweilen auch Übelkeit. Leider neigen Erkrankungen der Nasennebenhöhlen zu chronischen Verläufen, die sich trotz hochdosierter Antibiotikagabe über Monate hinziehen. Besteht erst einmal eine Anfälligkeit dafür, so treten sie häufig immer wieder auf.
Mit der Akupunkturtherapie sollte, eventuell begleitend zu einer Antibiotikagabe, gleich zu Beginn der Nebenhöhlenentzündung eingesetzt werden.
Aber auch dann, wenn Antibiotika schon über längere Zeit gegeben werden, ohne dass sich das Krankheitsbild entscheidend bessert, kann mithilfe von Akupunktur der chronische Krankheitsverlauf unterbrochen werden. Häufig ist auch die Moxibustion zusätzlich empfehlenswert. Es ist von 5–15 Sitzungen auszugehen.
Bronchitis
Wenn die Bronchitis schon über Jahre besteht und kleinste körperliche Belastungen oder (krankheitsfördernde) Reize zum Aufflackern der Beschwerden führen, bleibt in der westlichen Medizin nur die symptomatische Therapie, die die Erscheinungsform der Krankheit, nicht aber deren Ursache behandelt. In der TCM hingegen erkennt man in den Symptomen einer chronischen Bronchitis oft eine energetische Schwäche der Lunge, eventuell begleitet von einer energetischen Schwäche der Milz oder auch der Niere. Hier ist eine Stärkung der Organe durch Akupunktur und Moxibustion, eventuell auch durch Ernährungstherapie möglich.
Besondere Bedeutung bei der Akupunkturtherapie der Bronchitis hat neben lokalen und immunstimulierenden Punkten auch der so genannte Meisterpunkt der Atmungsorgane Ren 17.
Der Punkt Ren 17 liegt über dem Brustbein in Höhe der 4. Rippe, etwa auf Höhe der Brustwarzen. Er hilft bei vielen Erkrankungen der Atmungsorgane, und interessanterweise liegt er genau dort, wo man normalerweise Heileinreibungen, zum Beispiel mit ätherischen Ölen, bei Lungenerkrankungen vornimmt. Zusätzlich bewirkt die Akupunktur eine Verflüssigung des oft zähen Schleims, was das Abhusten erleichtert.