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Organisierte Bande schmuggelte Heroin im Wert von 80 Millionen ins Land Stockholm (TT): Zoll und Polizei haben eine große Menge Heroin an der Grenze nach Schweden beschlagnahmt. Neun Männer sitzen in Untersuchungshaft wegen des Verdachts, 14 Kilo Heroin im Gegenwert von 80 Millionen Kronen ins Land geschmuggelt und verkauft zu haben. Im Juni gelang es der Polizei, vier Männer zu fassen, die im Verdacht stehen, in Rauschgifthandel verwickelt zu sein. Zwei von ihnen haben die Drogen in ihrer Wohnung in Handen bei Stockholm in Empfang genommen und sie von dort weiterverkauft. Ein fünfter Verdächtigter, ein 35-jähriger Mann, hat das Rauschgift von Kalkutta in Indien per Post an die Empfänger in Handen geschickt. Die anderen Festgenommenen sind entweder Kuriere oder Weiterverkäufer gewesen. Gegen den Fünfunddreißigjährigen erging in seiner Abwesenheit Haftbefehl. Er wurde kürzlich von der Polizei in Kalkutta festgenommen. Seine Auslieferung an Schweden ist beantragt.
»Die Männer stehen im Verdacht, Rauschgifthandel in großem Stil betrieben zu haben«, sagt Oberstaatsanwalt Peter Harmeus. »Wir glauben, dass noch mehr Personen in die Sache verwickelt sind und weitere Festnahmen in Schweden erfolgen könnten.«
Beschlagnahmung von Heroin nimmt stark zu Stockholm (TT): Der Zoll hat im ersten Halbjahr, verglichen mit dem gleichen Zeitraum des letzten Jahres, 700 % mehr Heroin beschlagnahmt. Eine Telefonumfrage bei den vier Zollregionen des Landes hat ergeben, dass hauptsächlich die Beschlagnahmung von Heroin zugenommen hat. Aber auch Amphetamine und Opium wurden häufiger sichergestellt.
Ein großer Teil der eingeschmuggelten Waren kommen aus Osteuropa und Asien ins Land. »Es ist beunruhigend, dass die Versuche, harte Drogen einzuschmuggeln, so stark zugenommen haben. Das bestätigt, dass Schweden ein wichtiger Umschlagplatz für Drogen geworden ist«, sagt Magnus Lundqvist von der westlichen Zollunion.
Der Zoll hat eine große Menge Heroin beschlagnahmt Göteborg (P): Dem schwedischen Grenzzoll in Bohuslän ist in Zusammenarbeit mit dem norwegischen Zoll die Beschlagnahmung einer großen Menge Heroin gelungen. Montag gab die Zollleitung in Fredrikstad bekannt, dass am vergangenen Freitag bei einer Röntgenkontrolle eine Französin gefasst wurde, die 25 Päckchen Heroin, insgesamt 240 Gramm, geschluckt hatte. Der Wert des beschlagnahmten Heroins beträgt beim Straßenverkauf ca. 2,4 Millionen Schwedenkronen.
Der Zoll von Östfold und die Polizei in Fredrikstad führten am Bahnhof von Sarpborg eine umfassende Kontrolle von Zügen aus Schweden durch. Die Französin befand sich in einem der Züge und konnte keine überzeugende Erklärung dafür abgeben, warum sie von Schweden nach Norwegen reiste. Sie wurde wegen des Verdachts von Heroinschmuggel festgenommen und wird ca. drei Wochen in Untersuchungshaft bleiben, bevor Anklage erhoben wird.
Der Zoll in Östfold in Norwegen hat im Jahr 1993 Rauschgift im Wert von ca. 18 Millionen norwegischer Kronen beschlagnahmt. Bereits früher wurden Beschlagnahmungen nach Kontrollen von Zügen auf dem Weg von Schweden nach Norwegen vorgenommen.
Er hatte sich die Zeitungsausschnitte bestellt und mit nach Hause genommen, dicke braune Kuverts, prall gefüllt mit Artikeln und Notizen über Beschlagnahmungen, Zugriffen und der einen oder anderen Zerschlagung von Verteilerringen. Er wollte nicht weiterlesen, aber er konnte nicht aufhören.
Hier gab es Beweise für Aktivitäten, aber an die Hintermänner war man bisher noch nicht herangekommen. Er war nicht sicher, ob die Akteure überhaupt die Zeitungen lasen. Es war eher eine Bestätigung für die Steuerzahler: Die Polizei versucht alles im Kampf für eine drogenfreie Gesellschaft.
Ein Ding der Unmöglichkeit.
Sven Holte riss ein Streichholz an und zündete einen Zigarillo an. Der Raum wurde von dem plötzlichen Lichtschein erhellt - er hatte im Halbdämmer der Sommernacht gesessen. Die Schatten um sich herum kannte er gut. Er sah sie immer von hier aus, hinter dem schweren Schreibtisch und dem Fenster schräg links dahinter.
Lange Zeit hatte er sich dem gewidmet . dem Schweigen und der Errichtung einer Fassade nach außen . nein, in alle Richtungen. Mit Respekt behandelt zu werden . so hatte er immer gelebt. Jetzt galten teilweise andere Regeln. Jetzt kam es nicht mehr darauf an, dass er persönlich sich Zwang anlegte.
Die Folgen zu überblicken, etwas ganz und gar auf sich gestellt durchzuführen. So etwas beherrschte er gut, er führte ein einsames Leben, und er hatte es selbst gewählt. War er so konsequent gewesen, dass er unsichtbar geworden war? Unbesiegbar?
Er war nicht erfasst worden - in der großen Zeit - von dem, was andere Größenwahn nannten. Warum sollte er? Es kam doch nur auf Zielstrebigkeit an und darauf, sich in die richtige Richtung zu bewegen. Gezielte Bewegung. Die Gewinne . was sollte er mit den Gewinnen anfangen.?
Konnte er sich auf die Versprechen verlassen? Er war ohnehin nicht auf das Geld aus.
Er erhob sich und ging zum Fenster. Wenn dort draußen jemand stand . man konnte im Hagapark stehen und seine Haustür im Auge behalten: wann er ging, wann er kam. Ihm folgen. Anfangs hatten sie sich gezeigt, kurz bei einigen Gelegenheiten, bewusst, wie er vermutete. Zwei Briefe; er hatte sich die Bilder im ersten angesehen, sie in den Safe gelegt und auf den zweiten gewartet.
Dann nichts, während der ganzen langen Zeit nichts. Das hatte ihn vorsichtiger werden lassen, als er jemals im Leben gewesen war. Er wusste alles über Vorsicht. Er war ihr frühzeitig begegnet, zu der Zeit, wenn der Mensch sich selbst kennen lernt.
Hatte er gestern die Fassade gewahrt? Ihm fiel es leichter, nach außen hin standzuhalten, wenn er inneren Druck spürte, die Aggressivität war nicht gespielt, war aber kein Teil von ihm. Sie gehörte zur Situation.
Hatte er seinen Hass richtig eingesetzt? Sie hatten ihn akzeptiert und ausgenutzt, es zugelassen, dass er ihn in Szene setzte, und er hatte nicht allzu viele Fragen zu beantworten brauchen. In dieser Branche wurden nicht viele Fragen gestellt und noch weniger beantwortet. Diese Dynamik wusste er zu schätzen.
Es war ein merkwürdiges Gefühl gewesen, als Wide, noch ein junger Polizist, zu ihnen kam. Wide . das war ein Name, den er nicht vergessen hatte. Wie lange war er in der Familie ausgespuckt worden? Hatte Wide es gewusst? Er schien kein ausgeprägtes historisches Gepäck mit sich herumzuschleppen. Außerdem deutete bei Holte nichts mehr auf seine Muttersprache hin. Sie hatten dieselbe Reise gemacht.
Er hätte sein Wissen ausnutzen können. Keiner von denen hatte viel für Verräter übrig. Es wäre möglich gewesen, Wide hineinzuziehen. Die Entwicklung war denkbar. Aber dann war etwas Unerwartetes passiert. Es war erschütternd gewesen.
Jetzt war es nicht mehr möglich, ihn auf die Insel zu locken. Das hatte er rasch verhindert, bevor sie ihre Pläne, den verdammten Privatdetektiv in einem Paket über die See zu verfrachten, in die Tat umsetzen konnten. Unter vielen Augen. Dann war die Frau verschwunden gewesen. Sie würde ihre Strafe bekommen, aber es hatte Probleme mit sich gebracht.
In Sven Holtes Schläfen hämmerte es.
Der Künstler muss seinem Werk eine Seele einhauchen, wenn es auf Dauer Bestand haben soll.
Wide fuhr mit dem Fahrrad nach Amundön und hörte Rigoletto, ein derartiges Werk war nötig, damit er den Trip bewältigte. Davon war er überzeugt. In Höhe des Radio-torget musste er die Musik abschalten, jetzt brauchte er seine ganze Konzentration für die einzelnen Gänge der Schaltung. Das lenkte von der Müdigkeit ab.
Der Junge vom Mariaplan hatte ihn überredet, eine Probefahrt im Schlosswald auf dem schwarzen Citybike zu unternehmen, schmalere Reifen und leichterer Rahmen. Ich hab selbst so eins und so oft fährt man ja nicht bergauf, hatte er gesagt, die Arme bis zu den Ellenbogen voller Öl und mit einem Fleck mitten auf der Nase.
Wide fuhr am Askimsbad vorbei und erreichte Hoväs. Lea Laurelius war in Untersuchungshaft, und er hatte ein paar unsichere Sätze mit der Tochter am Telefon gewechselt. Wie sollte er seine Rolle in dem Ganzen erklären?
Sie wartete bei der Brücke, die zur Insel hinüberführte. Wide stellte sein Rad in einem Fahrradständer ab, in dem nur wenige andere Räder standen: heute kein Verkehr.
Sie gaben sich die Hand. Jeanette war groß und dünn, sie trug ein verwaschenes Baumwollhemd, das die Sonnenstrahlen auffing und das Licht matt machte. Ihre abgeschnittenen Jeans endeten dreißig Zentimeter über den Knien. Sie ging weich in ihren Joggingschuhen, und ihre Haut war gleichmäßig braun, als ob sie sich den ganzen langen Sommer gesonnt hätte.
Ihre Augen waren woanders.
Sie gingen geradewegs über das Feld. Ein Pferd trottete heran und schnupperte an Wide, wie hieß diese nordschwedische Rasse noch, trottete dann weiter zum Wasser, und einen Augenblick glaubte er, es würde mit einem freudigen Wiehern hineinspringen und aufs offene Meer hinausschwimmen.
Am Hügel zum Waldrand hinauf drehte er sich um und schaute über das Wasser zu den Häusern auf dem Festland.
»Bist du oft hier gewesen?«
Sie drehte sich zu ihm um mit einem Blick, der im Ort auf der anderen Seite geblieben war.
»Solange ich mich erinnern kann. Mama und ich sind oft hier gewesen.«
»Und ... dein Stiefvater?«
Jetzt erreichten ihn ihre Augen.
»Er ist nie mitgekommen.«
Sie gingen weiter den Hügel hinauf und in den Laubwald, rechts war die Felswand. Sie wanderten durch das wechselnde Grün der Natur. Wide schloss die Augen und nahm die warmen Düfte wahr. Er vermisste den Nadelduft ... nie war er so stark gewesen wie an warmen Sommertagen in seiner Kindheit, als er im Wald Indianer gespielt hatte.
»Ihr hattet gutes Wetter in England.«
Sie zuckte zusammen, als ob sie in den vergangenen Minuten eingeschlafen wäre.
»Wwaa . jjaa .«
»Du bist braun. Die Südküste kühlt dich mit Palmen, während das übrige England unter Regenschirmen hockt.«
Sie nickte.
»Trotzdem wolltest du da weg.«
»Es war so . so kindisch. Eingesperrt. Die Familie wollte mich dauernd unter Kontrolle haben. Im Hotel hätte ich mich wohler gefühlt . selbst wenn Mama im Nebenzimmer gewesen wäre.«
Sie wandte das Gesicht ab, aber Wide wusste, dass sie weinte. Sollte er den Arm um ihre Schultern legen?
Er berührte sie leicht am Oberarm.
»Deine Mutter ist ein Opfer des Zufalls. Ich glaube, die Polizei weiß das auch.«
»Warum sitzt sie dann im Gefängnis?«
Sie sah ihn an mit Augen, die in dem grünen Licht glänzten.
»Nicht im Gefängnis, sondern in Untersuchungshaft.« »Ist da ein Unterschied?«
»Im Augenblick nicht, aber sie ist nicht verurteilt. Die Polizei musste jetzt handeln, irgendwie. Manchmal kann eine derartige Verhaftung dazu führen, dass etwas passiert. Dass die wirklich Schuldigen unter ihrem Stein hervorgekrochen kommen, um unter einen anderen Stein zu kriechen.«
Sie hatten die Lichtung verlassen und schauten über das offene Wasser. An der Felswand rechts war eine schmale Brücke befestigt, sie führte zum Schilf und weiter zum Badestrand auf der anderen Seite. Jonathan Wide entschied sich, nach links zu gehen, die Steine hinauf zu einer gewölbten Klippe, die wie ein runder Tisch ins Wasser hinausragte. Er setzte sich. Sie blieb stehen. In einiger Entfernung badeten eine Frau und ein Mann, Kaskaden von Wasser spritzten auf, als sie von der Klippe ins Wasser tauchten. Das erinnerte ihn daran, dass er in diesem Rekordsommer noch kein einziges Mal im Meer gebadet hatte.
»Hast du in diesem Jahr schon hier gebadet?«
Sie sah ihn an ohne zu antworten. Er zeigte zu dem Paar im Wasser.
»Ich nicht, eigentlich verrückt.«
»Ich hab ... auf der Reise viel gebadet.«
»Klar. Das war bestimmt das Vernünftigste, was du tun konntest.«
Eine ganze Weile war es still.
Er stand auf und ging auf sie zu.
»Jeanette .«
»Ja .«
»Weißt du, ob dein ... Stiefvater in Rauschgiftgeschäfte verwickelt war?«
»Wie sollte ich das wissen?«
»Deine Mutter war der Meinung.«
»Ich habe der Polizei alles erzählt, was ich weiß . oder besser gesagt, was ich nicht weiß. Sie haben verdammt noch mal kein Recht, mir solche Fragen zu stellen.«
Schließlich sah er doch ein Interesse in diesen Augen.
»Es geht darum, deiner Mutter zu helfen.«
Sie begann zu weinen, genauso schnell und leise wie vorhin. Dann wandte sie sich ab und ging zurück über die heißen Steine und er folgte ihr. Er spürte die Hitze durch die Gummisohlen.
Sie drehte sich heftig um.
»Wenn sie das verdammte Schwein umgebracht hat, dann sollte sie EINEN POKAL dafür kriegen!«, schrie sie. Die Wörter prallten in der kleinen Bucht gegen die Klippen und kamen wieder zurück, kal, kal, kal, hörte er. Wie ein schwacher Hilferuf klang es, als der Laut sich mit Salz und Luft mischte und überm Wasser verschwand.