10

 

 

Soweit es Mevancy nal Chardaz wußte, war ich immer ein Schwächling, der nicht ganz von seiner Verletzung genesen war beziehungsweise seine Kraft nicht wiedererlangt hatte.

Das hatte sich einfach so ergeben; zugegebenermaßen hatte ich nichts unternommen, um sie von diesem Irrtum zu befreien. Das war im Grunde nicht wichtig. Darum nannte sie mich weiter Schwachkopf.

Jetzt stand sie da und blickte unheilvoll, als Lunky sagte: »Sei willkommen, Mevancy. Komm und setz dich, und trink ein Glas! Du hast die Neuigkeiten gehört?«

Sie mußte sich dazu zwingen, die Fassung wiederzugewinnen und Lunky gegenüber höflich zu sein, schließlich war er nun eine wichtige Persönlichkeit.

»Ja, und ich muß dich jetzt mit San anreden, da ...«

»Wenn das Kollegium so entscheidet.«

»Da wird es keine Probleme geben. Es tut mir leid, daß San Mishuro – ich meine, er ist in den Gilium eingefahren, aber ...«

»Ich weiß. Hier.« Lunky reichte ihr ein Glas des klaren strohgelben Weins, als er sich setzte. Sie trug eine neue Ausstattung, die dem Schnitt des allgemein verbreiteten braunen Männergewandes mit Umhang ähnelte, tatsächlich jedoch unverkennbar auf die weibliche Figur zugeschnitten war. Die Arme wurden von Ärmeln verdeckt, die aus einer zusammengerafften Reihe von Schlaufen bestanden, und die ovalen Hautstücke zeigten, daß ihr tödliches Arsenal an Nadeln – ihre Depots – wieder ausreichend nachgewachsen waren. Jeder, der Mevancy angreifen wollte, würde einen Schwall Nadeln in die Augen und das Gesicht bekommen.

Sie warf mir einen Blick zu. »Und, Schwachkopf?«

Vorsichtig erwiderte ich: »Die Verschwörung wurde klug durchgeführt. Es war – äh – eine glückliche Fügung, daß ich zur Stelle war, um Lunky zu helfen, die Stikitche zu besiegen.«

Sie begriff sofort.

Sie nippte vornehm an ihrem Wein und starrte mich weiterhin mit gerunzelter Stirn böse an. Ihr dunkles Haar wurde von einem Netz aus Brillanten hochgehalten – sie waren alle falsch, wie ich durch den Stand unserer Finanzen nur zu gut wußte. Sie wollte mich über alles ausfragen, aber sie konnte es nicht, da San Lunky zwischen uns saß.

Kein schönes Mädchen, unsere Mevancy, aber lebendig, schlagfertig und leidenschaftlich. Ihr Mund war zu groß und zu üppig, ihr Kinn war kantig und ihr Verhalten schroff. Weil sie die Anführerin unseres Teams war und deshalb ein wenig unsicher und darauf bedacht, keine Fehler zu machen, war sie leicht arrogant und anmaßend – und eine Lady, für die ich eine lebhafte Zuneigung hegte; was mich davon abhielt, sie zurechtzustutzen. Den unergründlichen Absichten der Herren der Sterne zufolge war es gut möglich, daß Mevancy eines Tages die Ehre hatte, Delia, die Ex-Herrscherin von Vallia kennenzulernen. In diesem Fall konnte ich mir gut vorstellen, daß Delia sich ihr mit solcher Freundlichkeit annahm, daß Mevancy zur richtigen Frau erblühen würde.

»Schwachkopf! Bist du krank? Dein Gesicht sieht aus wie Wachs.«

»Du siehst wirklich – merkwürdig aus«, mischte sich Lunky ein.

Ich riß mich zusammen. »Ich dachte an eine Lady.«

»Oh«, rümpfte Mevancy die Nase. »An sie.«

Ich warf ihr einen Blick zu, und sie wurde rot. Arme Mevancy! Weil sie eine Sinnalix war, konnte sie tödliche Pfeile aus den Armen in die Augen ihrer Feinde schießen. Dies wurde mittels des Blutdrucks bewerkstelligt. Wie ich sagte, arme Mevancy – sie wurde so schnell rot.

Lunkys Fähigkeiten als Seher – als jemand, der den Geist einer Person in einem Neugeborenen aufspüren konnte – waren seinem Vermögen gleichzusetzen, solche kleine Konflikte zu beschwichtigen. Er hob sein Glas. »Da wir morgen früh nach Makilorn aufbrechen wollen, wird es für mich Zeit zum Schlafengehen.« Er leerte das Glas, und Mevancy und ich erhoben uns mit Wünschen für einen guten Nachtschlaf, als er ging.

Als wir allein waren, holte sie tief Luft, ließ sich auf den Stuhl fallen und sagte drohend: »Nun?«

»Wir hatten beide unrecht. Das Objekt war die ganze Zeit Lunky.«

»Die Everoinye haben dich hergebracht, um ihn zu retten?«

»Ja.«

Sie legte einen Finger an die Lippen, drückte zu und überlegte.

»Ich mußte mich mit einem Dieb auseinandersetzen, der es bei den beiden Adeligen versucht hat, Nanji und Floria. Er hätte ihnen die Kehlen durchgeschnitten, als sie einander in den Armen lagen.« Sie machte eine Geste. »Als das geschah, war ich sicher, daß sie die Objekte sind.«

»Wenn du von den Herren der Sterne hierhergebracht worden wärst, um Lunky zu beschützen, wären die beiden gestorben?«

»O ja, mit Sicherheit.«

Ich verspürte Zorn und unterdrückte ihn. Nanji und Floria waren unangenehme Leute, das stimmte. Sie waren Adelige, ein Lord und eine Lady, und sie benahmen sich nach den schlimmsten Traditionen des Adels. Trotzdem waren sie Menschen, und Mevancy hatte richtig gehandelt, ihnen das Leben zu retten. Dennoch, wenn ich darüber nachdachte, was sich hier abgespielt hatte – die Durchführung, das Abwägen, das Auspendeln der Waagschalen –, konnte ich mich nur schwer davon abhalten, aufzuspringen und blindlings in die Nacht zu rennen, dabei mit aller Kraft meiner Stimme Flüche auszustoßen und mit gewalttätiger, wilder, nutzloser Wut mein Schwert zu schwingen.

»Du siehst aus ...«, sagte sie, und dann: »Erzähl's mir lieber.«

»Aye.« Ich knurrte fast. »Aye, ich werde es dir erzählen. Allerdings griffen Stikitches Lunky an. Ich wurde hierhergezerrt, gerade als ich dabei war, eine andere Horde von Mördern daran zu hindern, ihre tödliche Arbeit zu tun ...«

»Oh? Um wen ging es?«

Ich atmete ein und aus. »Die Königin.«

Mevancy stellte ihr Glas auf den Tisch. Sie hatte etwas von der Röte im Gesicht verloren. »Geht es ihr gut?«

»Ich weiß es nicht. Nein, Mevancy, nein. Ich bin sicher, daß es ihr nicht gutgeht.«

»Die Königin ist tot? Aber ... Wenn du dabei warst ...?«

»Oh, aye, ich war da. Und ein blauer Vorhang fiel vor mir nieder, ein Teil des verdammten Skorpions, und brachte mich hierher. Wenn die Königin ermordet wurde, dann liegt die Verantwortung dafür allein bei den Everoinye.«

»Ich glaube ...«

»Glaub gar nichts! Die verdammten Herren der Sterne scheren sich nicht um gewöhnliche Menschen. Das traue ich ihnen ohne weiteres zu!«

»Schwachkopf, nimm dich in acht!« Sie war aufgebracht und rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Sie sah sich in dem Raum um, als erwarte sie, daß ein Herr der Sterne einträte oder, was wahrscheinlicher war, hereingeflogen käme. »Drajak, du darfst über die Everoinye nicht so fürchterliche Dinge sagen!«

Ich wütete weiter und hielt mich ehrlich gesagt für einen ziemlich armseligen Burschen. Ich ließ auf diese Weise Dampf ab, und die arme Mevancy bekam die Hauptwucht meiner schlechten Laune zu spüren, weil eine prächtige Frau so unbarmherzig getötet worden war. Es machte keinen Unterschied, daß jedermann – sie eingeschlossen – glaubte, sie kehre als Neugeborenes zurück. Glaubte ich daran?

Ich sah zu Mevancy hinüber. Ich fühlte etwas für sie, daran gab es keinen Zweifel; ich empfand Mitleid, Zuneigung und ein bißchen Reue. Ich wollte, daß sie als Kregoinya, als Agentin der Herren der Sterne, erfolgreich war. Sie war genauso fanatisch wie Pompino, mein Kregoinye-Kamerad. Sie glaubte an das alles – und ich wollte nicht, daß sie versagte. Ich wußte, was meine Delia sagen würde, wenn ich Mevancy herzlos behandelte.

Bei dem Schwarzen Chunkrah! Meine Delia würde durch die Hölle und zurück gehen, wenn sie dadurch vermeiden konnte, herzlos zu sein! Und sie wußte, wie sie es anstellen mußte, daß ich mich ebenso benahm. Bei Vox, war ich nicht auf ihren Wunsch in dieses verdammt tiefe Loch hinuntergeklettert, um den Zauberer aus Loh herauszuholen, der nun unser Kamerad war?

O nein, daß man da nur keinen Fehler machte! Delia von Delphond, Delia aus den Blauen Bergen, tolerierte keine Herzlosigkeit, auch wenn sie die erste war, die verzieh und einen neuen Anfang machte. Ich dachte: Wenn ich Delia nicht bald wiedersehe, werde ich mehr tun, als die Herren der Sterne nur zu verfluchen!

Etwas ruhiger berichtete ich Mevancy von der Situation in Makilorn. »San Chandra scheint ein anständiger alter Kerl zu sein. Ich dachte, es würde sich als glänzende Gelegenheit erweisen, wenn ich für ihn spioniere ...«

»Ich verstehe. Es ist eine Schande, daß ich nicht da war, um für uns das Denken zu erledigen, wie gewöhnlich. Jetzt mußt du unerwünschte Erklärungen abgeben.« Ihr Tonfall klang scharf.

Ich überhörte das. Ich fragte mich, wie ihre Antwort aussehen würde, wenn ich sie fragte, was sie unter diesen Umständen getan hätte. Ich fuhr vorsichtig fort. »Der Erste Bewahrer der Königin ist Nath der Uttarler, und es hat den Anschein, als wäre er keine starke Persönlichkeit. Zwei der königlichen Bewahrer, Yango und Shang-Li-Po, stehen in direkter Opposition zu Chandra. Es ist möglich, daß sie den Tod der Königin betrieben haben.«

»Königin Leone hat dich stark beeindruckt. Drajak. Das ist offensichtlich.«

»Da ist auch die Sache mit der Halskette der Königin. Ihr aufgeblasener Zauberer, Chang-So, ist ein Bursche, auf den man achtgeben sollte.« Ich erzählte Mevancy, was geschehen war, und sagte abschließend: »Was immer das Geheimnis der königlichen Halskette ist, es scheint nichts mit unseren Pflichten für die Herren der Sterne zu tun haben.«

»Die Entscheidung treffe ich, Schwachkopf. Wir müssen jetzt schlafen gehen, damit wir morgen früh aufstehen können.«

Sie hatte wieder die Führung übernommen, ausgeglichen und bereit, mich gnädig oder streng zu behandeln. Ich lächelte nicht. Die ganzen Verwicklungen schienen weitaus komplizierter zu sein als alles, was Mevancy sich vorstellen konnte.

»Sag besser nichts über die Königin. Wir sollten ...«

»Ruhe, Schwachkopf!«

Womit sie zum Ausdruck brachte, daß ich mich nicht mit Chandra, dem Spionieren und der Königin hätte einlassen sollen, da es unserer Tätigkeit für die Herren der Sterne zum Nachteil gereichte.

Sie fuhr in einem anderen Tonfall fort: »Das erinnert mich an die Zeit, als Rafael und ich uns um ein Kind kümmern mußten. Da gab es oben in Shangsha – da ist es furchtbar heiß und feucht – einen Aufruhr wegen eines Diebes unten in den Aracloins, und wir mußten lügen, um dort herauszukommen.« Sie spitzte die Lippen. »Nun, wir mußten es tun, Schwachkopf, verstehst du? Also denke ich mir, wir vergessen die königliche Halskette, wenn ich es sage. Der Schmuck ist sowieso viel zu teuer.«

Danach schien es nur noch wenig zu sagen zu geben, deshalb suchten wir unsere separaten Schlafzimmer auf, und zumindest ich schlief tief und fest. Ein wackerer alter Kämpe wie ich muß seinen Schlaf nehmen, wann und wo er kann.

So wie sie mich gewöhnlich Schwachkopf nannte – wegen meiner hilflosen Lähmung nach dem Feuer –, rief ich sie Gimpel, wegen der Art und Weise, wie der Fährmann ihr zuviel Geld abgeknöpft hatte. Mir fiel ein, daß ich sie während unseres erhitzten Gespräches nicht ein einziges Mal Gimpel genannt hatte.

Der Morgen und das erste Frühstück brachten Neuigkeiten der unwillkommenen Art.

Chiako der Bauch schwitzte, während er es uns mitteilte. Ich beobachtete ihn mit einigem Unwillen. Er war der Hauptmann von Mishuros Wache gewesen, und obwohl man ihn nicht für Mishuros Tod verantwortlich machen konnte, blieb leider an ihm der Lehm kleben. Als Cadade war er für die Sicherheit seines Herrn verantwortlich. Sein Herr war ermordet worden, ergo lag der Fehler bei Jiktar Chiako dem Bauch, Cadade. Ich bin sicher, daß er, während er uns die Neuigkeiten berichtete, darüber schwitzte, wie Lunkys Entscheidung ausfallen würde. Meiner Meinung nach war Lunky einfach zu gutmütig, um den Cadade auf der Stelle hinauszuwerfen.

Kurz bevor wir zum Frühstück gingen, hatte mir Mevancy auf ihre unmißverständliche Art und Weise gesagt, daß wir so schnell wie möglich nach Makilorn zurückkehren müßten. So könnte es uns vielleicht gelingen, argumentierte sie, peinlichen Fragen aus dem Weg zu gehen, wie ich mich zur gleichen Zeit an zwei Orten aufhalten konnte. Da ich mich im Palastlabyrinth verirrt hatte, könnte ich sagen, ich sei von jemandem niedergeschlagen worden und hätte erst jetzt den Weg zurück gefunden. »Lunky ...«, hatte ich gesagt, worauf sie erwiderte: »Überlaß Lunky mir!«

Unzufrieden mit ihrem sogenannten Plan hörte ich, wie Chiako der Bauch sagte: »Es ist berichtet worden, daß Glitch-Reiter nach Süden unterwegs sind. Es ist noch nicht bekannt, ob es sich um einen Raubzug oder einen Nomadenzug handelt.«

Da die Glitch-Reiter einen Landstrich nördlich von Tsungfaril bewohnten und Nomaden und Plünderer waren, waren dies keine guten Neuigkeiten. »Es wäre klug, unsere Rückkehr nach Makilorn für ein paar Tage zu verschieben, bis wir wissen, wie gefährlich die Glitch-Reiter diesmal sind«, fuhr Chiako fort.

Das war schlau durchdacht. Natürlich nicht für Mevancy – o nein!

Wenn sie mich zurück in die Stadt schmuggeln wollte, damit der Bluff gelingen konnte, machte diese Unterbrechung ihren Plan zunichte.

Sie nahm alles so schrecklich wichtig.

»Das ist ärgerlich«, sagte Lunky. Er schüttelte den Kopf. »Ich möchte wirklich so schnell wie möglich zurückkehren. Jetzt, da San Mishuro von uns gegangen ist, gibt es viele Dinge, die erledigt werden müssen. Dinge, die ich nicht gern aufschieben möchte.«

»Ja, San«, sagte Chiako schwitzend, »aber ...«

»Und die Dame Telsi wird mit uns kommen.« Lunky grinste nicht, na ja, zumindest nicht richtig; aber er sah aus wie der Junge, der die größte Süßigkeit im Topf gefunden hatte.

Chiako spreizte die Hände ein Stück von den lederbedeckten Seiten ab und ließ sie fallen. Das ist eindeutig, sagte er damit, das allerletzte.

»Jetzt bist du ziemlich besorgt um deinen Herrn, Cadade. Wo waren deine Männer und du letzte Nacht, als die Meuchelmörder zuschlugen?« fragte Mevancy.

Ich hielt mich zurück. Das war ein wunder Punkt. Chiakos volles Gesicht wurde dunkel vor Wut. Sein Bauch zitterte. Doch er beherrschte sich, und seine Worte klangen unbeteiligt. »Der San hat sich davongemacht, ohne mir Bescheid zu sagen. Niemand wußte, daß er in die Wüste gegangen war.«

Ich spürte, daß es die Wahrheit sein mußte. Und doch ... »Es ist deine Pflicht, den San ständig zu beschützen, Cadade!« fuhr Mevancy ihn an.

Er wand sich in seiner Rüstung. Die ansteigende Hitze des Tages ließ ihn schwitzen.

»Du hattest ein bequemes Leben in der Stellung des Hauptmannes von San Mishuros Wache. Du beaufsichtigst Sklaven, die das Haupttor öffnen und schließen. Damit lassen sich deine Pflichten zusammenfassen. Nun, Cadade, das Leben hat sich verändert. Jetzt«, – und hier formte Mevancy genüßlich die Worte –, »wirst du deinen Lohn verdienen müssen. Dein Leben ist verwirkt, wenn dem San etwas geschieht.«

»Aber ...«, fing Chiako etwas polternd an, obwohl das Gewohnheitsrecht auf seiner Seite stand. In einigen Gesellschaftsformen wurden Wachen bestraft, die versagten. »Mein Arbeitsvertrag ...«

»Kann aufgehoben werden, wenn du es wünschst.«

»Nun ...«, sagte Lunky nervös.

Die Beziehung zwischen Lunky und Mevancy hatte sich verändert, seit ich fort gewesen war, das war kristallklar. Sie handelte mit einer Autorität, die mich überraschte. Sie hätte es mir sagen müssen, wenn Lunky ihr die Autorität verliehen hatte.

»Wir brechen sofort nach dem zweiten Frühstück nach Makilorn auf.« Mevancy machte es kurz. »Sei fertig. Du darfst jetzt gehen.«

Er salutierte schlampig und mit mörderischem Blick und trollte sich.

»Dieser von Gahamond verlassene Idiot!« rief sie. »Bei Spurl! Der Mann brauchte eine Lektion!«

»Bist du sicher, Mevancy? Ich meine, die Dame Telsi ...«

»Ganz sicher, Lunky – San. Du hast jetzt die Macht. Vergiß das nicht. Wir werden gute Zorcas aussuchen, wenig mitnehmen und im Nu da sein.«

»Wenn du es sagst, Mevancy.«

So wurde es gemacht.

Ich wußte, warum ich, so schnell mich die geschwindeste Zorca von ganz Kregen nur tragen könnt, nach Makilorn zurückeilen wollte. Ich konnte immer noch das Bild der Königin sehen, wie es sich in mein Gedächtnis eingegraben hatte. Sie stand am Beckenrand, das parfümierte Wasser rann ihren glänzenden prächtigen Körper hinab. Die Fäuste in die Hüften gestemmt, der Kopf hoch erhoben, starrte sie den Meuchelmördern verächtlich entgegen. War sie gerettet worden, irgendwie noch am Leben? Ich glaubte es nicht.

San Chandro hatte gesagt, die königlichen Berater dürften aufgrund der Stabilität des Staates nicht verletzt werden. Ich glaube nicht an blindwütige Rache. Aber wenn Yango und Shang-Li-Po den Mord an der Königin befohlen hatten ... Als unsere kleine Gruppe die reinrassigen Zorcas bestiegen, da war mir klar, daß ich nicht wußte, was ich tun würde.

Und so ritten wir unter dem strahlenden vermischten Licht der Sonnen von Scorpio zurück nach Makilorn.