Fallen und Problemmuster
Es gibt eine Falle, in die Paare oft hineingeraten: Sie versuchen, ihre sexuellen Probleme durch ernsthafte Anstrengungen »in den Griff« zu bekommen. Das ist auf den ersten Blick auch plausibel. Die Probleme sind ernst entstanden, also sind sie auch ernst zu lösen.
Beide Partner bemühen sich. Sie sprechen, grübeln, analysieren. Dabei kommen unvermeidlich Fragen nach den Ursachen auf: »Wie ist es zu deiner Lustlosigkeit gekommen?« »Was habe ich falsch gemacht?« Keine schlechten Fragen. Eigentlich. Aber die Partner kreisen ständig um das Problem, verbohren sich in die Suche nach den Ursachen und nach der Bedeutung, die das Problem für die Beziehung hat. Die Partner merken, dass sie mit viel Energieund Zeitaufwand auf der Stelle treten. Die erotische Langeweile wird nicht kleiner. Das Begehren hebt nicht ab wie gewünscht. Die alten Vorwürfe können bald schon als Refrain gesungen werden: »Du bist zu wenig aufmerksam!«, »Du bist zu wenig rücksichtsvoll!«, »Du bist Neuem gegenüber zu wenig aufgeschlossen!«.
Die »Problemhypnose«
Dabei geraten die Partner leicht in etwas, was Therapeuten eine Problemhypnose nennen. Das Problem erzeugt einen Benebelungszustand. Auch wenn sich hier und da eine kleine Erleuchtung zeigt – es breitet sich ein Zustand der Lähmung oder auch der Gereiztheit aus. Wie in einem tranceartigen Zustand können die Partner an kaum etwas anderes mehr denken als an »ihr« Problem. Die grüblerischen Überlegungen wiederholen sich, die gegenseitigen Vorwürfe auch. Sie haben nicht nur das Problem – im Gegenteil: Das Problem hat sie. Es ist, als ob »das Problem« das Gespräch bestimmt und nicht mehr die Partner.
Wie kann das passieren? Es gehört zu den interessantesten Fragen von Partnerschaften, wie es funktioniert, dass zwei Partner mit bester Absicht ein Problem lösen wollen und es dabei noch schlimmer machen. Um das zu verstehen, muss man zweierlei auseinander halten:
den Auslöser für das Problem, der lange zurückliegen kann
den Mechanismus, wie das Problem aufrecht erhalten wird
Meist spielt der erste Punkt kaum noch eine Rolle, höchstens als Grund, den Partner zu beschuldigen (»Du hast angefangen!«). Viel wichtiger ist der zweite: die Art und Weise, wie Partner ein Problem am Leben halten, obwohl sie es eigentlich loswerden wollen.
Fallbeispiel
Hans möchte gern öfter Sex mit Elvira haben als sie mit ihm. Das ist noch kein Problem, sondern zunächst einfach ein Unterschied. Nun fühlt sich Hans aber abgelehnt, wenn er die Initiative ergreift und Elvira umwirbt, sie aber nicht darauf eingeht. Hans versucht deshalb verstärkt, Elvira zu gewinnen. Elvira empfindet das erst recht als bedrängend und reagiert auf Hans’ verstärktes Bemühen mit verstärkter Ablehnung. Diese verstärkte Ablehnung ist für Hans wiederum der Anstoß, sich noch mehr zu bemühen. So wird unversehens das, was Hans für eine »Lösung« hält – nämlich Elvira durch verstärktes Umwerben doch herumzukriegen –, für Elvira zum Problem. Und umgekehrt wird das, was Elvira für eine Lösung hält – nämlich Hans auf ihre zurückhaltenderen Bedürfnisse hinzuweisen –, für Hans zum Problem. Und so schaukeln sich die beiden hoch: Je mehr Hans drängt, desto mehr weist Elvira ihn zurück – und umgekehrt. Die Lösung des einen ist das Problem des anderen.
Das nennt man ein Problemmuster. Ein Problem wird dadurch am Leben erhalten, dass das Verhalten zweier Partner sich gegenseitig hochschaukelt.
Solche Problemmuster sind jedem geläufig, der sich schon einmal in einem langen Streit verzettelt hat. Das Problem liegt nicht an Hans, weil seine Wünsche zu übertrieben sind. Es liegt auch nicht an Elvira, weil sie zu wenig Lust hat. Und es liegt auch nicht einfach daran, dass sie nicht zusammenpassen. Das Problemmuster entsteht durch den Versuch, etwas zu verändern.
Es ist dabei zum Verständnis des Problemmusters ziemlich belanglos, wie das Ganze angefangen hat. Ob Hans vor vier Jahren einmal angetrunken zu weit gegangen ist. Ob Elvira ihn vor fünf Jahren einmal beleidigt hat. Ob sie sich mit ihrer Figur und ihrer Körperlichkeit schwer tut oder ob er ein Problem damit hat, allein zu sein. Solche Fragen nach den tieferen Ursachen erklären nicht, warum das Problem und der Streit der Partner so lange bestehen bleiben.
Das Verrückte dabei ist, dass das Problem irgendwann von selbst funktioniert – und keiner der Beteiligten hat es gewollt.
Von Problemmustern spricht man, wenn die unerwünschten Verhaltensweisen zweier Partner so miteinander verbunden sind, dass sie sich gegenseitig verstärken. Dadurch wird das Problem aufrecht erhalten, obwohl beide Partner es lösen wollen.
Der »Gewinn« durch ein Problemmuster
Warum funktioniert so ein Problemmuster überhaupt, wenn es keiner will? Problemmuster haben eine teuflische Eigenheit: sie bringen den Partnern heimliche Vorteile. Der wichtigste ist, dass Stabilität zwischen den Partnern erzeugt wird. Eine oft quälende Stabilität, aber eine Stabilität: Man kennt sich aus. Problemmuster machen Beziehungen berechenbar, stabil, vorhersagbar, vertraut, gut eingeübt. Man kennt sich aus mit dem typischen Verhalten des Partners. Das stört den anderen zwar, aber er weiß wenigstens Bescheid. So kann man sich auf das Bekannte beziehen: »Das ist typisch für dich.«, »Da sieht man mal wieder, dass du …«. Und im Streit ist man wenigstens mit dem Partner verbunden.
Die Muster solcher Konflikte sind oft durch das Hin- und Herschieben von Verantwortlichkeit gekennzeichnet:
Wenn du den ersten Schritt machst, mache ich auch einen!
Komme auf mich zu, dann komme auch ich auf dich zu!
Du machst nicht das, was ich will, deswegen mache ich nicht, was du willst!
Ich verweigere mich dir, weil du dich mir verweigerst!
Die Grundmelodie des Problemmusters lautet: Weil du (Vorwurf)– deswegen ich (Rechtfertigung). Oder: Erst musst du handeln, dann handle ich auch. Jeder erwartet also in solchen Situationen vom anderen den ersten Schritt. Immer soll der andere in Vorleistung gehen. Das misstrauische Gefühl, für die eigene Vorleistung keinerlei Anerkennung zu erhalten, ist weit verbreitet: »Ich habe schon so viel gegeben. Nun bist wirklich du dran!«
Solche Muster ruinieren regelmäßig die besten Beziehungen und töten die intensivsten Liebesgefühle, die zwei Menschen füreinander hegen können.
Wie sich Problemmuster unterbrechen lassen
Muster lassen sich nur dann unterbrechen, wenn die Partner noch eine gewisse Bereitschaft mitbringen, Neues am Partner zu entdecken und spielerisch auszuprobieren, wie es denn wäre, ein gewohntes Muster einmal nicht auf die gewohnte Weise bis zum meist bitteren Ende auszureizen, sondern bereits inmitten einer harschen Auseinandersetzung bzw. eines routinierten Konfliktes einen anderen Pfad zu betreten. Aber wie geht das?
Sam:
Du erwartest vom Partner etwas? Da kannst du warten, bis du schwarz wirst. Am besten legst du dir schon mal heruntergezogene Mundwinkel und ein mürrisches Enttäuschungsgesicht zu, damit der Partner auch bestimmt viel Freude am Verändern hat.
Sam ist giftig, aber sie hat recht: Die Regel dafür, dass alles so bleibt, wie es ist, lautet: warten, bis der Partner sein Verhalten ändert. Die Regel für das Gelingen ist sehr einfach: selbst mit der Veränderung anfangen.
Und wie geht das? Hier ist der Kreativität keine Grenze gesetzt! Wir kommen gleich zu Übungen, wie Sie sich aus dem Sumpf des Problemmusters ziehen können. Beginnen wir aber mit einem einfachen Tipp: Tue das Gegenteil von dem, was du spontan tätest!
Der Frau ist es ein Anliegen, dass ihr Mann mehr mit ihr spricht. Der Mann findet, er spräche schon genug. Die Frau wirft ihrem Mann vor, sie allein zu lassen, nur den eigenen Gedanken nachzuhängen, sich nicht mitzuteilen. Der Mann sagt, sein Job sei so anstrengend. Zu Hause zu sein, sei für ihn Erholung, die er dringend brauche. Er wirft ihr vor, ihn zu bedrängen, sie wirft ihm vor, dass er sich zurückziehe. Das Problemmuster: Je mehr sie ihn bedrängt, desto mehr zieht er sich zurück.
Wie könnten die Partner das Muster unterbrechen? Was heißt hier: das Gegenteil von dem tun, was man spontan täte?
Die Frau reagiert auf seinen Rückzug fordernd. Das Gegenteil von fordern ist gewähren. Wie könnte das aussehen? Sie könnte sich vornehmen, ihn erst einmal eine Viertelstunde in Ruhe zu lassen, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt. Wenn sie ihn nicht anspricht, kann er sich auch nicht zurückziehen.
Der Mann reagiert auf ihre Erwartung mit Rückzug. Das Gegenteil von Rückzug ist auf sie zugehen. Wie sähe das aus? Er könnte, statt sich vor ihren Gesprächen zu retten, mit einem eigenen Gesprächsanliegen auf sie zugehen und mit ihr über das sprechen, was ihn beschäftigt: seinen Job.
Zu simpel? Gerade bei sehr verhakten Problemmustern sind simple Lösungen oft die besten. Nur weil ein Problem kompliziert ist, muss es die Lösung nicht auch noch sein. Probieren Sie es doch mit den beiden nächsten Beispielen selbst aus!
Übungsfall »Tilmann und Heike«
Heike ärgert sich schon lange darüber, dass Tilmann sich im größten Durcheinander wohl fühlt und deshalb in der Wohnung nie eine Ordnung herrscht, wie Heike sich das vorstellt. »Ich sehe gar nicht, dass es unaufgeräumt ist«, sagt Tilmann. »Wie soll ich dann aufräumen?« Heike kann das nicht verstehen. Sie bittet ihn inständig, doch einfach die Augen aufzumachen und nicht alles liegen und stehen zu lassen. »Alles hat seinen Platz und da gehört es auch hin. Ich möchte nicht im Chaos leben.« Je mehr Heike klagt, desto mehr beteuert er, dass man sich doch auch wohl fühlen könne, wenn ein paar Dinge nicht am Platz lägen. Und je mehr es das beteuert, desto mehr räumt Heike demonstrativ auf, während Tilmann es sich gemütlich machen will.
Übung 16: Musterunterbrechung A
Überlegen Sie, wie die beiden Partner ihren Streit unterbrechen könnten.
Was wäre eine Unterbrechung des Musters? Was wäre das
Gegenteil dessen, was die beiden spontan tun?
Tilmann müsste …
Heike müsste …
Übungsfall »Albert und Greti«
Albert schläft nach dem Geschlechtsverkehr immer schnell ein, während Greti wach liegen bleibt und enttäuscht ist, dass sie nicht weiter mit ihm in Kontakt bleiben kann. Albert hat sich auch schon bemüht, wach zu bleiben. Greti fand aber seine müde Gegenwart und seinen Kampf gegen den Schlaf auch nicht als das, was sie sich vorgestellt hatte, und ist nicht wirklich einverstanden damit. Als sie darüber sprechen, meint sie, von einer angestrengten Wachheit habe sie auch nichts. Albert kann aber mittlerweile auch nicht mehr guten Gewissens einschlafen. Er möchte es ihr recht machen und hat sich angewöhnt, vor dem Sex noch einen doppelten Espresso zu trinken. Greti findet, er solle machen, was für ihn richtig sei, und nicht ihr zuliebe. Je mehr sie ihn aber zu Echtheit auffordert, desto mehr bemüht er sich, ihren Wünschen zu entsprechen. Beide sind unzufrieden.
Übung 17: Musterunterbrechung B
Überlegen Sie, wie Sie diesen sexuellen Konflikt unterbrechen könnten. Was wäre hier eine Unterbrechung des Musters?
Albert müsste …
Greti müsste …
Der alltägliche Ernst: Vorwurf und Rechtfertigung
Besonders ernst ist es Partnern, wenn sie sich gegenseitig vorwerfen, an der sexuellen Misere schuld zu sein. Beiden haben feste Vorstellungen, warum alles so ist. Und die Lösung liegt beim anderen.
Fallbeispiel »Bernhard und Carla«
Die beiden sind seit 15 Jahren ein Paar und verstricken sich regelmäßig in der Frage, wer das erotische Geschehen einleitet und wer das Tempo bestimmt. Carla hat das Gefühl, bei Bernhards sexuellen Initiativen nicht auf ihre Kosten zu kommen und wirft ihm vor, nicht auf sie einzugehen. Bernhard sieht sich unter dem Druck, sein Verhalten rechtfertigen zu müssen und seine Handlungsfreiheit zu verlieren.
Ein typischer Dialog zwischen ihnen sieht so aus:
Carla: »Du könntest ja mal etwas mehr Geduld haben.«
Bernhard: »Hab ich doch, aber lass mich doch nicht so auflaufen!« Carla: »Immer bestimmst du das Tempo. Und wenn du mich anfasst, dann tust du das, um zu prüfen, ob ich schon feucht bin. Dann vergeht es mir gleich. Es ist dir lästig, dass ich eben meine Zeit brauche.« Bernhard: »Wie ich es mache, ist es nicht recht.«
Und beiden vergeht der Spaß.
Am Ende einer solchen Auseinandersetzung ist Carla enttäuscht. Und Bernhard ist genervt und ratlos. Zwar haben die beiden Sex, aber eben nicht auf eine Weise, dass wirklich beide damit zufrieden sind. Carla hofft seit vielen Jahren auf Bernhards Einsicht. Und er wiederum hofft darauf, dass Carla ihre Ansprüche an ihn zurücknimmt.
Enttäuschte Hoffnung
Paarkonflikte dieser Art entfalten sich nach einem bestimmten Muster. Der eine Partner erwartet etwas (Carla erwartet Rücksicht auf ihr Tempo). Der andere erfüllt die Erwartungen nicht und rechtfertigt sich dafür (Bernhard tut sein Bestes, merkt aber, dass das nicht gut genug ist). Wer die Erwartungen nicht erfüllt, rechtfertigt sich dafür. Der Partner, dessen Erwartungen enttäuscht wurden, beginnt mit Vorwürfen, wenn sich das Ganze wiederholt. Es stellt sich relativ schnell ein Muster von Vorwurf und Rechtfertigung ein: Je mehr der eine Partner Vorwürfe macht, desto mehr verteidigt sich der andere.
Ein wesentliches Merkmal des Vorwurfes ist die enttäuschte Hoffnung. Enttäuschungen sind Hoffnungen, die nicht erfüllt sind, aber noch aufrechterhalten werden. Wer von einem Partner enttäuscht ist, hat den Gedanken noch nicht aufgegeben, der Partner könne die Hoffnung doch noch irgendwann erfüllen. Weil die Hoffnung für Carla auch nach so vielen Jahren noch sehr relevant ist, wird sie weiterhin versuchen, Bernhard zu einer Verhaltensänderung zu bewegen.
Um eine Verhaltensänderung anzuregen, steht einem Partner ein umfangreiches Methodenarsenal zur Verfügung: Verführen, Schmeicheln, Argumentieren. Fruchtet dies nicht, kommt es zu Vorwürfen. Der Vorwurf bringt einen moralischen Dreh in die Erwartung an den Partner. Er suggeriert nämlich: Du kannst, wenn du nur willst. Dabei nimmt der Vorwerfende sein Gegenüber in die moralische Pflicht eines gemeinsamen, höherwertigen Zieles – so wie im beschriebenen Fall ein gemeinsames erotisches Tempo:
Carla geht davon aus, dass Bernhard dieses Ziel mit ihr teilen müsse bzw. dass es Zeiten gegeben habe, in denen Bernhard dieses Ziel mit ihr geteilt habe. Er verfolgt dies aber aus Nachlässigkeit oder Ignoranz nicht mehr. Der Vorwurf beinhaltet also ein Defizit. Dafür ist Bernhard verantwortlich und es ist prinzipiell behebbar. Die Stärke einer solchen Vorwurfsposition besteht darin, die moralisch »bessere« Seite zu besetzen.
Rechtfertigen stärkt den Vorwurf
Bernhard, der Vorwurfsempfänger, akzeptiert nun seinerseits diese Voraussetzung: Im Zuge der formulierten Rechtfertigung führt er einen Grund an, der das Defizit legitimieren soll. Bernhard gibt dem Vorwurf in der Sache Recht. Gleichzeitig lädt er damit dazu ein, den Vorwurf aufrechtzuerhalten. Der Vorwurf: »Du willst nur nicht richtig. Wenn du nur wolltest, wäre alles gut.« Die Rechtfertigung: »Ich würde ja wollen, aber du willst ja genauso wenig.« Vorwurfs- und Rechtfertigungsposition bedingen sich gegenseitig.
So wird genau das zum Problem, was eigentlich als Lösungsversuch gedacht war: Je mehr und je ernsthafter sich das Paar bemüht, den erotischen »Karren aus dem Dreck zu ziehen«, desto tiefer versinkt das Gefährt im Schlamm. Mit durchdrehenden Rädern wühlt sich die Beziehung tiefer in die erotische Krise. Was tun?
Wie man aus dieser Mühle herauskommt
Der Clou ist dieser: Man muss die Ursachen des Problems nicht unbedingt kennen, um sie zu lösen. Diese Überlegung mag auf den ersten Blick überraschend sein. Auf den zweiten Blick aber nicht mehr. Gehen wir zum Bild des im Dreck festgefahrenen Karrens zurück: Man muss nicht wissen, wie der Karren in den Dreck geraten ist, um ihn herauszuziehen. Ob man nicht aufgepasst hat, ob es dunkel war, ob der Kutscher betrunken war, ob die Pferde scheu geworden sind. All das ist für die Lösung des Problems belanglos. Wichtig ist es für etwas anderes: für die Frage nach der Schuld. Deshalb sind wir hier an einer bedeutenden Stelle: Ist es Ihnen wichtiger zu klären, wer an Ihrer sexuellen Unzufriedenheit schuld ist oder wie Sie aus der Unzufriedenheit herauskommen? Diese Frage ist nicht zu unterschätzen. Vorwürfe und Rechtfertigungen, Angriff und Verteidigung sind oft die festen Begleiter sexueller Unzufriedenheit. Und dabei geht es immer um die Schuldfrage: Wer hat angefangen? Wer hat es weitergemacht? Wer hat nicht aufgehört? Viele Paare entfalten eine große Leidenschaft beim Streit um die Schuld. Oft größere Leidenschaft als beim Sex. Das macht es schwer, damit aufzuhören. Deshalb die Frage noch einmal langsam zum Mitdenken: Ist Ihnen wichtiger, wer schuld am Problem hat oder wie Sie aus dem Problem herauskommen?
Fallbeispiel
In einer Therapiestunde stellte ich Horst und Anja diese Frage. Anja hatte sich sexuell zurückgezogen, als sie herausbekam, dass Horst sich ein paar Mal mit einer gemeinsamen Freundin getroffen hatte. Sie nahm ihm ab, dass es bei den Treffen nicht zum Sex gekommen war. Gleichwohl fühlte sich Anja um Horsts Zuwendung betrogen, da er in dieser Zeit kaum sexuelles Interesse an ihr gezeigt hatte. Für Horst war ihre Reaktion zunächst verständlich und er nahm anfangs die Schuld für das Problem auf sich. Als Anja aber verschlossen blieb, begann er sich immer mehr zu ärgern und warf ihr vor, das Problem künstlich zu vergrößern, »obwohl doch gar nichts war«. Er blieb aber ratlos, wie er Anja erotisch wiedergewinnen konnte. Anja suchte nach einer Möglichkeit, sich von ihrer Kränkung zu befreien, die sie mit zwiespältigen Gefühlen beschrieb: »Ich will die Geschichte ja auch hinter mir lassen, aber irgendwas hängt da noch.« Anja und Horst hatten über ihr Problem keinen lauten Streit, sie kamen aber nicht aus den gegenseitigen Vorwürfen heraus, die sie sich – vorsichtig zwar – eben doch machten. So stagnierten sie zunehmend in einer grüblerische Ratlosigkeit, wie das alles hatte kommen können.
In dieser Situation stellte ich die Frage: »Wollen Sie sich weiter damit befassen, wer mehr zum Problem beigetragen hat, wer also – mit anderen Worten – mehr Schuld hat, oder mit der Frage, wie Sie unabhängig von der Ursache zu einer Lösung kommen?«
Für Horst war die Antwort klar: »Vergessen wir die Schuldfrage, suchen wir nach einer Lösung.« Anja tat sich etwas schwerer: »Ich möchte schon nach vorn schauen, aber ich kann das nicht richtig, wenn ich die Ursachen nicht verstehe.« Ich fragte Anja, ob sie sich vorstellen könnte, die Frage nach den Ursachen für eine Zeit ruhen zu lassen, um sich auf mögliche Lösungen zu konzentrieren. Ich schlug vor, zunächst eine Experimentierphase einzulegen. Die Ursachenfrage sei damit ja nicht aufgehoben. Sie könne sie dann wieder aufnehmen, wenn sie merke, dass wir anders nicht weiterkommen. Auf diese Perspektive konnte sich Anja einlassen.
Nicht alle Partner können sich so entscheiden wie Anja. Deshalb wirkt das im Augenblick leichter gesagt als getan. Inmitten Ihrer ernsthaften Versuche, alles besser zu machen, können Sie sich gar nicht mehr vorstellen, wie es eigentlich ist, Spiel und Erotik gemeinsam zu denken. Ein wenig ist Ihnen wahrscheinlich auch die Erinnerung daran abhanden gekommen, wie es einmal war zwischen Ihnen und Ihrem Partner. Damals, als Sie sich kennen lernten – und kaum anders als spielerisch begannen, einander zu entdecken, einander die erotischen Bedürfnisse abzulauschen und auszuprobieren, was einer mag und was nicht so sehr. Damals konnten Sie auch noch miteinander lachen, wenn Ihnen etwas nicht gelang. Oder Sie nahmen es mit Humor, wenn Sie sich mal missverstanden hatten. Das führte zwar auch damals zu Irritationen. Aber zu jener Zeit waren Sie in der Lage, anders darauf zu reagieren. Angesichts des festgefahrenen erotischen Karrens bleibt Ihnen heute das Lachen im Hals stecken. Sie können all dem nichts Komisches mehr abgewinnen. Sie sehen Ihr gemeinsames erotisches Leben – und damit wohl irgendwann auch Ihr Beziehungsleben insgesamt – ernsthaft gefährdet.
Solche Vorwurfs-Rechtfertigungs-Muster erzeugen Stagnation. Und bitteren, verbitterten Ernst. Ein solcher Ernst kommt ganz von selbst in die Beziehung. Deshalb brauchen wir uns um ihn für eine Weile nicht zu kümmern – um das Spiel schon.
Wenn wir nämlich erotische Spannung spielerisch gestalten, gestatten wir uns, etwas auszuprobieren – und es rückgängig zu machen, wenn es uns nicht passt. Wir lassen offen, was entsteht, und geben uns der Vielfalt der Möglichkeiten hin, die sich bieten.
Ernst und Spiel
Damit sind wir bei einer ganz wichtigen Unterscheidung, die wir brauchen, um von der Problemtrance zu den besseren Alternativen, zu Lösungen zu kommen. Die Unterscheidung zwischen Ernst und Spiel. Problemen kann man sich ernst und spielerisch nähern.
Erinnern Sie sich an die dritte Botschaft: Zu gutem Sex gehört der Mut zum Spiel und eine Haltung der Neugier: Es gibt bei unserem Partner immer noch etwas Neues zu entdecken!
Nicht selten sorgen Einladungen zu Spiel und wieder erwachender Neugier für Verstörung. Ein Partner ist vielleicht irritiert, weil er beispielsweise eine spielerische Inszenierung als unecht erlebt. Spielen will gelernt sein. Aber wie geht das: erotisch spielen?
Wenn wir ernst machen, dann engen wir Möglichkeiten ein, weil wir sie sehr streng prüfen. Wir analysieren, grübeln. Und wir sehen uns gezwungen, uns gleich richtig zu entscheiden. Es gibt keinen Freischuss. Alles gilt. Ohne Hintertür. Wenn wir ernst machen, haben wir ziemlich feste Vorstellungen, was der Fall ist, wie die Lage wirklich ist. Wie es sexuell ist und wie es zu sein hat.
Spiel
Wenn wir spielen, dann öffnen wir Spielräume. Dann probieren wir etwas unverbindlich aus. Wir erfinden, experimentieren. Und wenn es uns nicht gefällt, probieren wir eben weiter. Wir haben ja ein paar Versuche frei. Wenn wir spielen, geht es uns darum, was sein könnte. Wir sind im Reich der Möglichkeiten. Wie es sexuell sein könnte – aber nicht muss.
Erotisch spielen
Das erotische Geschehen ist kreativ und mit Spielregeln verabredet. Das erscheint vielen von uns im Zusammenhang mit Liebesgefühlen befremdlich. Bezogen auf Sex finden wir es sogar oft unnatürlich, wenn erotische Momente geplant und vorhersehbar erzeugt werden. Oder der Partner ist irritiert, weil mit einem Mal der tägliche Trott, die erotische Routine in ein neues Spannungsfeld gerät. Denkbar, dass beim Partner Fragen auftauchen wie: »Was mache ich mit einem solchen Angebot? Gestehe ich ein, dass es mich durcheinander bringt? Oder nutze ich die Chance, einmal etwas Neues zu erleben?« Je nachdem, wie der Partner reagiert, sind wir herausgefordert, das Spiel fortzusetzen – oder uns ein neues auszudenken, wenn der erste Versuch daneben ging.
Handeln auf Probe
Den Begriff »Spiel« verwende ich dabei in einem Sinn, der es dem Paar ermöglicht, auszuprobieren – ohne sich gleich festlegen zu müssen. Rollenspiele, Kommunikationsspiele, Gedankenspiele dienen dazu, neue Denk- und Handlungsmöglichkeiten ins Auge zu fassen, an die keine Verpflichtungen für die weitere Zukunft gekoppelt sind. Zur Unzufriedenheit und Langeweile in der erotischen Beziehung kommt es auch, wenn die Partner aufhören, über Handlungsalternativen nachzudenken. Sie können sich gar nicht mehr vorstellen, sich eventuell auch anders zu verhalten als sie es gewohnt sind. Ihnen fehlt die Spielfreude. Spaß und Mut, es miteinander hinzubekommen, sind dann bereits an ihre Grenze geraten. Der Ernst herrscht. Alles ist festgelegt. Die Problembeschreibungen beider Partner (die voneinander abweichen können) sind oftmals schon so ernst, dass keiner mehr Spaß versteht.
Erektionsschwierigkeiten oder sexuelles Desinteresse werden tragisch erlebt. Sie sind verbunden mit großem Leidensdruck. Hinzu kommen Gefühle des Versagens und der Enttäuschung, oft auch Wut und Empörung über den Partner. Das Verhalten eines Partners, über das der andere sich beschwert, ist fest gefügt. Auch die Wahrnehmung des anderen konzentriert sich auf die Mängel und Defizite, statt auf die Ressourcen zu schauen. In vielen Beziehungen sind die Täter- und Opferrollen fest vergeben: Du bist schuld und ich leide. Dieses enge Korsett zu verlassen, fällt nicht leicht bzw. ist häufig ohne fremde Hilfe kaum möglich.
Wo die Lage so eindeutig ist, gibt es nichts zu lachen. Da kann es nichts zu lachen geben. Das verschärft sich überdies, wenn die beiden Partner uneinig sind in ihrer Problemsicht. Die Übungen in diesem Kapitel haben zum Ziel, den sich unweigerlich einstellenden Krampf etwas zu lockern. Sie sollen der Leichtigkeit eine Chance geben. Das geschieht mit »Handeln auf Probe«.
Das ist in mancher Hinsicht ein kleines Abenteuer. Denn bei den folgenden Übungen kann es passieren, dass Sie nicht nur sich selbst, sondern auch Ihren Partner ganz anders als gewohnt erleben. Möglicherweise denken Sie, Sie wüssten über Ihren Partner schon alles. Sie könnten überrascht werden!
Die Übungen zielen allerdings nicht darauf ab, irgendein sexuelles Verhalten zu proben. Ich habe weder Vor- oder Fesselspiele noch sonstige Spielarten sexuellen Verhaltens in diese Übungen eingebaut. Weil hier im Mittelpunkt steht, die Kommunikation zwischen den Partnern zu beleben, sind spezifische sexuelle Verhaltensweisen von geringerem Interesse.
Lassen Sie sich auf die Übungen ein, werden Sie schnell bemerken, dass die Partner- und die Selbsteinschätzung nicht übereinstimmen müssen. Im Verlauf Ihrer erotischen Wiederentdeckung wundern Sie sich vielleicht über manche Einschätzungen Ihres Partners. Das ist nicht ungewöhnlich: Je länger eine Beziehung dauert, je vertrauter wir uns sind, desto berechenbarer erscheinen wir uns. Wir erwarten Übereinstimmung, wo bei genauerem Hinsehen keine vorhanden ist. Wirklich gut kennen wir unseren Partner nur, wenn sich die Ausgangsbedingungen nicht verändern, wenn uns z. B. nur noch der kleinste gemeinsame erotische Nenner verbindet. Wir inszenieren dann immer wieder das gleiche Drehbuch mit dem immer gleichen Resultat: sexuelle Unzufriedenheit.
Erotische Neugier
Aus dieser Falle kann uns erotische Neugier helfen. Dadurch kann der Partner wieder zum möglichen Objekt des eigenen Begehrens werden: Tatsächlich, so mögen Sie sich fragen, an dem Menschen, mit dem ich seit vielen Jahren das Bett teile, soll es ungeahnte Seiten zu entdecken geben?
»Neugier trotz Bekanntheit« ist das Motto für eine erotisch spannende Liebesbeziehung. Erlauben Sie sich, einander ein wenig fremder zu sein, als Ihnen ansonsten lieb ist. Bei den Übungen und Aufgaben stehen die Vorläufigkeit und die Inszenierung im Vordergrund. Es kommt nicht darauf an, sich das Bekannte zu bestätigen. Viel wichtiger ist die Lust, die Unterschiede zu entdecken, das Unbekannte zu sehen, alt bewährte Sichtweisen zu hinterfragen. Die Übungen unterstützen Sie dabei, wieder neugierig aufeinander zu werden, obwohl Sie sich seit Jahren kennen.
Sam: Die Aufgaben fordern euch heraus, euch gemeinsam auf eine Reise hin zu euren erotischen Profilen zu begeben. Im Verlauf des Trips könnt ihr bisher verschwiegene Seiten eures sexuellen Profils in die Beziehung hineinbringen. Viel Spaß beim Spiel! |
Spiele
Jetzt wird es konkret. Ich schlage Ihnen einige Aktivitäten vor. Sie passen unterschiedlich gut zum erotisch-sexuellen Stand Ihrer Partnerschaft. Da wir hier beim erotischen Spiel sind, sollen Sie sie nicht nacheinander »abarbeiten«. Betrachten Sie die folgenden Übungen als Katalog der Möglichkeiten und »blättern« Sie ihn durch. Wählen Sie und probieren Sie aus! Sie finden nach einer einfachen Startübung interessante Partner-Rollenspiele, paradoxe Übungen und einige erotische Geschenkideen.
Übung 18: Erotischer Tratsch
Diese Übung eignet sich, wenn Ihnen bei dem Spiel-Gedanken noch nicht recht wohl ist und Sie erst einmal eine Übung zum Aufwärmen brauchen. Der »erotische Tratsch« ist eine Möglichkeit, spielerisch über Erotik ins Gespräch zu kommen. Damit sind Sie noch auf sicherem Boden, denn es geht nicht um Sie. Sie tratschen über andere. Das ist einfacher. Über Freunde, Verwandte und, wenn Ihnen das zu heiß ist, über bekannte Personen. Über deren Privatleben können Sie in Illustrierten nachlesen. Ob das immer stimmt, was Sie lesen, ist unwichtig. Auf jeden Fall lädt es Sie zum Spekulieren ein.
Gehen Sie in Ihre Lieblingsbar oder treffen Sie sich auf einer Parkbank. Verabreden Sie sich eine Stunde vor Beginn des Kinofilms oder auf der Liegewiese eines Schwimmbads. Die Umgebung ist sehr wichtig. Sie warten nicht ab, bis »es sich von selbst ergibt«, sondern Sie machen einen Termin.
Sie tratschen zehn Minuten über den Sex anderer Leute – was Ihnen einfällt, ohne inhaltliche Einschränkung. Falls Sie ein eher rationaler Mensch sind und sagen, Sie könnten nicht über etwas sprechen, das Sie nicht sicher wissen: Nehmen Sie es als Gelegenheit, »Fantasieren und Vermuten« zu üben. Wenn Sie ein eher politisch korrekter Mensch sind und das Ganze für »Mobbing in Abwesenheit« halten und ablehnen: Dann bleiben Sie korrekt und überspringen diese Übung. Wenn Sie sie aber machen wollen, beachten Sie ein paar Hinweise:
Wählen Sie einen Zeitpunkt, an dem Sie beide den Kopf frei haben und nicht durch andere Einflüsse abgelenkt sind.
Begrenzen Sie das Gespräch auf zehn Minuten.
Der Ort ist nicht beliebig. Achten Sie darauf, dass Sie weitab vom Alltag sind. Nicht in Ihrer Küche. Oder im unaufgeräumten Wohnzimmer.
Machen Sie sich vorab Gedanken, über wen Sie gern sprechen möchten. Sonst fällt Ihnen niemand ein, wenn Sie im Tratschen ungeübt sind.
Auswertung: Die Übung braucht als Aufwärmübung nicht unbedingt ausgewertet zu werden Hauptsache, Sie kommen ins Gespräch. Aber reizvoll kann sein, wenn Sie darüber sprechen, wie Sie sich von der Person absetzen und unterscheiden, über die Sie getrascht haben, was Sie nie im Leben so machen würden oder worin Sie ihr ähnlich sind. Warum finde ich gerade diese Person so interessant – positiv oder negativ?
Partner-Rollenspiele
Am Anfang der Übungen, mit deren Hilfe Sie sich erotisch neu entdecken können, stehen Rollenspiele gemeinsam mit Ihrem Partner. In diesen Spielen geht es darum, sich in verschiedene Rollen hineinzudenken. Das können solche sein, die Sie bereits aus der Vergangenheit kennen (Übung 19, Seite 174 f.). Zum Angebot gehören aber auch Rollenspiele, mit denen Sie ein neues Kapitel in der Partnerschaft aufschlagen können (z. B. Übung 21, Seite 177 f.).
Mit der Inszenierung der Rollenspiele steigen Sie aus der alten Problemroutine aus. Vielen Paaren, die sich sonst gut verstehen, gehen leicht die Ideen aus. Das Rollenspiel schafft einen Raum, in dem Sie sich in neue erotische Situationen begeben. Der Witz dabei ist, dass Sie vorher nicht wissen, wohin das führt.
Dazu dient auch die bewusst künstlich inszenierte Situation. Nichts passiert spontan. Alles ist verabredet. In diesem Rahmen geben Sie sich gegenseitig die Chance, einmal auf Probe zu handeln. Ohne an die unmittelbaren Folgen denken zu müssen, bietet Ihnen das Rollenspiel die Möglichkeit auszuprobieren. Sie müssen sich nicht sicher sein. Sie können alles wieder zurücknehmen. Sie können noch einmal von vorn anfangen. Das Rollenspiel steckt den geschützten Rahmen ab. Sie erleben sich selbst und Ihren Partner anders. Inszenieren Sie eine fiktive Szene für die Zukunft, erleben Sie, wie Sie auf Ihren Partner reagieren werden, was Ihnen behagt und wo Ihnen mulmig zumute ist.
Sie brauchen dafür nicht gleich Spaß oder Lust zu empfinden. Was Sie brauchen, ist lediglich die Entscheidung, das Spiel zu machen. Der Spaß kann beim Spiel kommen. Oder auch nicht! Legen Sie sich nicht vorher auf ein bestimmtes Ergebnis fest! Wenn es Ihnen peinlich oder unangenehm wird, ist der Erkenntniswert womöglich sogar größer.
Die drei Phasen des Rollenspiels
1. Vorbereitung: Hier klären Sie die Szene und verabreden die Rollen.
2. Rollenspiel: Hier spielen Sie das vereinbarte Spiel.
3. Auswertung: Hier erfahren Sie, was Ihr Partner empfunden hat. Sie erzählen, was Sie selbst empfunden haben. Sie teilen sich gegenseitig mit, was Sie beobachtet haben. Was an Ihrem Partner ist Ihnen bis dahin unbekannt geblieben? Wo hat Ihr Partner Sie überrascht? Wo sind Sie bestätigt worden? Sie stellen einander Fragen zum Ablauf und zum Verständnis. Sie schätzen ein, wie hilfreich oder nicht die Übung war.
Mit den Rollenspielen können Sie:
vergessene Erinnerungen wachrufen,
neue Verhaltensweisen erproben,
unbekannte Facetten Ihres Partners sehen,
eigene versteckte Seiten Ihres erotischen Profils ausspielen,
über Slapsticks lachen,
Neues ausprobieren, ohne ernsthafte Folgen zu befürchten.
Ein Rollenspiel kann positive Wirkungen haben, es kann aber durchaus auch schief gehen. Plötzlich tauchen Hemmungen auf, sich auf diese Weise zu inszenieren. Oder Ängste über die Erwartungen des Partners kommen ins Spiel.
Nicht unwichtig ist die Befürchtung vor Peinlichkeiten oder dem Gefühl, sich vor dem Partner lächerlich zu machen.
Diese Schwierigkeiten überwinden Sie am besten, wenn Sie sich gegenseitig zusichern, einander mit Respekt zu behandeln. Außerdem hilft es, sich darüber im Klaren zu sein, dass die künstliche Situation genau dafür da ist, Überraschungen zu erzeugen. Sie spielen Ihre Rollen, weil Sie sich erlauben wollen, auszuprobieren und Neues zu wagen – ohne von vornherein zu wissen, wie das Experiment ausgeht.
Sam: Beachte, dass Rollenspiele Als-ob-Spiele sind. Wenn du dich selbst wie immer verhältst, hast du nichts davon. Gerade die Verabredung, dass es nicht »echt« ist, was du darstellst, kann der »Bringer« sein. Du musst nichts wirklich so meinen, wie du es spielst. |
Noch einige Hinweise
Es kann sein, dass Sie mitten im Rollenspiel sind und es Ihnen künstlich oder gezwungen, peinlich oder blöd vorkommt. Erzwingen Sie nichts. Steigen Sie aus. Sprechen Sie darüber, was Ihnen unangenehm ist. Und versuchen Sie es noch einmal.
Es kann sein, dass Sie alles derart komisch finden, dass Sie vor lauter Lachen nicht weitermachen können. Lachen Sie sich frei, bis Sie wieder ins Spiel zurückgehen können! Aber verschenken Sie die Chance nicht! Lachen, durchatmen, weitermachen.
Es kann sein, dass Sie während des Rollenspiels unversehens in Ihr altes Problemmuster hineingeraten. Und dass es unangenehm ernst wird. Unterbrechen Sie dann das Spiel. Wahrscheinlich haben Sie einen Regiefehler im Spiel. Oder Sie haben die Rolle verlassen und sind aus Versehen in Ihr echtes Verhalten hineingeraten. Machen Sie einen »Neustart«. Achten Sie besonders drauf, dass Sie der Rolle treu bleiben.
Übung 19: Spielen Sie Ihre erste sexuelle Begegnung nach!
Dieses Rollenspiel eignet sich besonders dann, wenn Sie den Eindruck haben, Sie hätten nach einem wunderbaren erotischen Start mittlerweile den Schwung verloren. Die Erinnerung an den schönen Anfang kann eine sehr energetisierende Ressource Ihrer Erotik sein. Das Rollenspiel aktiviert diese Ressource. Es kann aber auch sein, dass das erste Mal ein großer Flop war, bei dem alles Mögliche nicht geklappt hat. Auch dann ist Musik in dieser Übung! Beschönigen Sie nichts, sondern spielen Sie es so nach, wie Sie sich daran erinnern.
Vorbereitung: Erinnern Sie sich an Ihr erstes Mal. Haben Sie sich langsam angenähert? Wo war es? Waren anfangs Dritte mit im Spiel? Unter welchen Umständen haben Sie sich getroffen? Waren Sie beide Single, hatte einer von Ihnen gerade eine Beziehung hinter sich? War einer von Ihnen noch in einer anderen Beziehung? Besprechen Sie die Einzelheiten miteinander und planen Sie das Rollenspiel.
Rollenspiel: Verabreden Sie sich dazu, Ihr Gespräch bei Ihrer ersten Begegnung nachzuspielen. Beziehen Sie die Originalschauplätze in das Spiel ein. Gehen Sie in eine Kneipe, wenn die Verführung an einem solchen Ort begonnen hat. Setzen Sie in jedem Fall eine Spielsituation in Szene, die Ihrer ersten Begegnung nahe kommt. Wenn Dritte dabei waren, müssen sie natürlich nicht einbestellt werden. Stellen Sie sie sich die als »Luftfiguren« vor.
Auswertung: Tauschen Sie sich über Ihre Inszenierung aus. Betrachten Sie das Rollenspiel mit Hilfe dieser Fragen:
Wie gut ist es Ihnen gelungen, die damalige Atmosphäre wieder herzustellen?
Was hat Sie gestört?
Was haben Sie bei sich selbst wahrgenommen?
Was haben Sie bei Ihrem Partner wahrgenommen?
Wie viel erotische Anziehung konnten Sie bemerken?
Welche Unterschiede sind Ihnen aufgefallen? Und welche Gemeinsamkeiten?
Übung 20: Erotische Liebesdienste
Dieses Rollenspiel eignet sich besonders dann, wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie vor lauter Rücksicht auf den Partner Ihre eigenen Wünsche nicht zur Geltung bringen. Und ebenso wie Sie ständig dabei sind, es Ihrem Partner recht zu machen, tut Ihr Partner das Gleiche. Das ist zwar nett und freundlich, aber nicht besonders aufregend. Und so haben Sie einen sexuellen Kompromiss gefunden, der nicht richtig schlecht, aber auch nicht richtig gut ist.
Das Rollenspiel unterbricht diesen Kompromiss. Sie verlassen die Gegenseitigkeit und probieren die Einseitigkeit aus. Statt sich auf einen 50:50-Kompromiss zu einigen, machen Sie einmal 100:0 und ein anderes Mal 0:100. Einmal ist Ihr Partner der erotische Bestimmer und Sie sein Liebesdiener. Beim anderen Mal machen Sie es umgekehrt.
Die Übung zielt darauf ab, die Ungleichheit der sexuellen Wünsche zu betonen. Gerade Wünsche, die vom Partner nicht unbedingt erwidert werden, sollen ihre Chance bekommen. Die Übung hat es in sich. Besprechen Sie sie also gut, bevor Sie sich daran machen.
Vorbereitung: Jeder von Ihnen schreibt auf, welchen sexuellen Wunsch er gern erfüllt haben möchte. Wenn Sie das beide getan haben, teilen Sie es sich gegenseitig mit. Besprechen Sie dann, ob der eine Partner bereit ist, in die Rolle des Liebesdieners zu schlüpfen und dem anderen den sexuellen Wunsch zu erfüllen. Wenn nicht, ist die Übung zu Ende und Sie haben Zeit, sich mit etwas anderem zu beschäftigen. Wenn ja, verabreden Sie Folgendes: Sie nehmen sich an zwei verschiedenen Tagen jeweils 30 bis 60 Minuten Zeit. Losen Sie, wer anfängt. Jeder Partner ist einmal dran.
Rollenspiel: Das Wichtigste ist, dass Sie die Einseitigkeit der Rollen beachten. Als Bestimmer sagen Sie klar und eindeutig, was Sie wollen und lassen sich bedienen. Als Liebesdiener tun Sie Ihr Bestes, den Wunsch Ihres Partners zu erfüllen. Als Liebesdiener haben Sie sich verpflichtet, den Wünschen des Bestimmers nachzukommen. Nicht verpflichtet sind Sie, etwas mitzumachen, was Sie nicht ertragen. Auch ein Liebesdiener legt die Grenzen des Erträglichen fest.
Es ist gut möglich, dass Sie die Einseitigkeit schlecht aushalten – das kann in beiden Rollen passieren. Da hilft es, sich zu vergegenwärtigen, dass es sich um ein Wechselgeschäft handelt. Beide Spieler kommen in der Summe auf ihre Kosten. Der eine geht in Vorleistung, aber im Wissen, dass der Partner seinen Teil bei der anderen Gelegenheit begleicht.
Auswertung: Ziehen Sie am Ende der beiden Übungstage Bilanz. Wie haben Sie sich in der Rolle des Bestimmers, wie in der Rolle des Liebesdieners gefühlt? Wie sehr behagte es Ihnen, einen Ihrer Wünsche auf diese Weise erfüllt zu bekommen? Wie war es, sich einmal hundertprozentig nur auf das Nehmen zu konzentrieren. Wie war es, sich das andere Mal hundertprozentig nur auf das Geben zu konzentrieren? Fiel Ihnen das Nehmen oder das Geben leichter?
Übung 21: Gekaufter Sex
Diese Übung ähnelt der vorigen Übung »Erotische Liebesdienste« insofern, als sie ebenfalls ein Gegenprogramm zur sexuellen Gegenseitigkeit ist. Sie eignet sich dann auch gut, wenn Sie das Gefühl haben, Ihre Wünsche nicht ausdrücken zu können, weil Sie sich zu sehr um die des Partners kümmern. Die Übung hat allerdings ein anderes Flair. Sie ist kühler und geschäftsmäßiger als die Liebesdienste-Übung. Sie ist dann deutlich günstiger, wenn einer der Partner mit der Rolle des Bestimmers Mühe hat.
Vorbereitung: Jeder von Ihnen schreibt auf, welche sexuelle Dienstleistung er gern kaufen möchte. Wenn Sie das beide getan haben, teilen Sie es sich gegenseitig mit. Besprechen Sie dann, ob der eine Partner bereit ist, in die Rolle des sexuellen Dienstleisters zu gehen und zu welchem Preis er seine Dienstleitung anbietet. Verhandeln Sie Leistung und Preis. Vergessen Sie dabei nicht die Zeitdauer der Leistung. Was länger dauert, ist teurer. Bezahlen Sie sich mit echtem Geld, verwenden Sie kein Spielgeld! Wenn Sie sich nicht einig werden, ist die Übung zu Ende und Sie haben Zeit, sich mit etwas anderem zu beschäftigen
Rollenspiel: Beachten Sie die Einseitigkeit und Geschäftsmäßigkeit der Rollen. Als Kunde sagen Sie klar und eindeutig, was Sie wollen, Sie bezahlen und lassen sich bedienen. Als Dienstleister liefern Sie vertragsgemäß, was der Kunde bestellt hat und nehmen Ihr Honorar entgegen. Auch hier sind Sie natürlich nicht verpflichtet, etwas Unzumutbares mitzumachen. Ein sexueller Dienstleister ist kein Leibeigener, sondern autonomer Geschäftspartner.
Es kann sein, dass Sie moralische Skrupel bekommen, weil Sie die Übung an Prostitution erinnert. Gerade hier sollten Sie daran denken, dass es sich um ein Spiel handelt, dessen Absicht es ja gerade ist, sich als Fremde und als Geschäftspartner gegenüberzutreten. In Wirklichkeit wird hier niemand ausgebeutet.
Auswertung: Ziehen Sie am Ende der beiden Übungstage Bilanz. Wie haben Sie sich in der Rolle des Kunden, wie in der des Dienstleisters gefühlt? Wie sehr behagte es Ihnen, sexuelle Dienstleistungen einzukaufen? Wie war es, für Sex Geld zu nehmen? Fiel Ihnen das Nehmen oder das Geben leichter? Und fragen Sie sich: »Was mache ich jetzt mit dem Geld?«
Übung 22: Fremdgehen, ohne zu betrügen
Diese Übung treibt das Spiel mit der Verfremdung noch etwas weiter. Wer könnte Ihr Partner noch sein? Wer könnten Sie sein? Sie probieren nun aus – wie auf der Bühne.
Eröffnung: Bitten Sie Ihren Partner, für Sie eine bestimmte Rolle zu spielen. Lassen Sie Ihren Partner jemand anderes sein. Machen Sie mit diesem anderen Sex! Leben Sie Ihre sexuellen Wünsche. Machen Sie aus Ihren sexuellen Fantasien erotische Taten!
Die in der folgenden Liste genannten Vorschläge für verschiedene Rollen dienen nur der Anregung. Ihnen steht es frei, Ihre ganz eigenen Charaktere zu entwickeln und zu inszenieren.
männliche Rollen: Bauarbeiter, Latin Lover, Chef, Callboy, jugendlicher Geliebter, Gentleman, zarter Künstler …
weibliche Rollen: Femme fatale, Chefin, Diva, Callgirl, Schulmädchen, Krankenschwester, Straßenhure …
Dieses Rollenspiel kann seine Kraft nur dann entfalten, wenn Ihr Partner bereit ist, die gewünschte Rolle auch zu übernehmen. Keine verkrampfte Gefälligkeit, sonst wird Fasching aus der Übung. Nicht jeder Partner kann jede Rolle spielen. Teil des Spiels ist bereits das Gespräch darüber, wie die gewünschte Rolle konkret ausgestaltet werden soll. Dabei bringt derjenige, der die Rolle spielt, eigene Nuancen hinein. Sie selbst haben plötzlich ein anderes erotisches Gegenüber, das bei Ihnen andere Verhaltensweisen fordert.
Für Fortgeschrittene: Sie können eine andere echte Person nehmen, einen Kollegen, Nachbarn, Freund. Das sollten Sie sich aber gut überlegen. Es kann sonst ziemlich schief gehen.
Auch diese Übung können Sie wieder – an einem anderen Tag – umkehren, so dass Ihr Partner Sie um die Rollenübernahme bittet.
Rollenspiel: Sie haben die Rollenbesetzung gewählt. Jetzt inszenieren Sie das erotische Spiel. Entwickeln Sie einen Plot, also eine kleine Geschichte, in deren Zentrum eine Begegnung zwischen Ihnen und dem von Ihnen gewünschten Charakter Ihres Partners steht. Verkleiden Sie sich und Ihren Partner entsprechend. Scheuen Sie sich nicht davor zu übertreiben.
Auswertung: Wollen Sie mehr? Oder haben Sie genug davon, mit dem gewünschten Partner zu verkehren? Welche anderen Ideen zum Spielen von Rollen sind Ihnen gekommen? Welche Veränderungen haben Sie an Ihrem Partner bemerkt? Welche Veränderungen haben Sie an sich selbst bemerkt? Was hat Ihnen an Ihrem Partner in der Rolle gefallen? Was hat Sie befremdet?
Kommen Sie über diese und ähnliche Fragen miteinander ins Gespräch. Tauschen Sie Ihre Eindrücke aus.
Übung 23: Blinddate im Internet-Chatroom
Vorbereitung: Chatrooms im Internet sind spezielle Umgebungen, wie dafür gemacht, sich erotisch auszuprobieren, zu flirten, mehr über die anderen zu erfahren. In den »virtuellen Räumen« wird das, was man sagen will, eingetippt. Es erscheint dann bei den Mitlesern auf dem Bildschirm. Chatrooms erlauben es den Chattern, die eigene Rolle völlig selbst zu bestimmen. Ob Mann oder Frau, ob groß oder klein, ob schüchtern oder gesprächig, die Selbstdarstellung unterliegt der eigenen Kontrolle. Der Nachteil, dass hier keine Personen zu sehen oder zu hören sind, sondern nur Worte, ist zugleich ein Vorteil: Die Beschränkung der meisten Chatrooms auf Text fördert die Fantasie. Der reale Körper bleibt ausgeblendet. Chatrooms erlauben deswegen, die Hemmnisse und Hemmungen des Alltags hinter sich zu lassen: kein Erröten, keine mangelnde Erregung, keine Unzufriedenheit mit körperlichen Problemzonen. Erotische Identität lässt sich neu erfinden und entfalten.
Ein Chat ist die ideale Spielwiese für ein Paar, das sich frisch kennen lernen möchte. Die Partner schlüpfen in eine neue Rolle, die sie selbst wählen. Sie geben sich eine Identität. Beide begegnen sich mit den Identitäten, für die sie sich entschieden haben. Das Rollenspiel kann beginnen.
Rollenspiel: Gehen Sie im Internet auf www.webchat.de oder www.chatterparadies.de oder www.superchat.at. Suchen Sie eine Chat-Umgebung, in der Sie sich verabreden möchten. Probieren Sie zunächst gemeinsam verschiedene Chats aus. Entscheiden Sie sich für einen Raum, der Ihnen für Ihr Rollenspiel sinnvoll scheint. Wählen Sie einen Chat, der aktuell mindestens 50 Besucher hat.
Haben Sie sich für einen Chatroom entschieden, brauchen Sie mindestens zwei Rechner, von denen aus Sie Ihr Chat-Abenteuer starten. Verfügen Sie nur über einen Computer zu Hause, gehen Sie gemeinsam in ein Internet-Café in Ihrer Nähe. Wählen Sie einen Platz, von dem aus Sie den Bildschirm Ihres Partners nicht einsehen können.
Öffnen Sie die Chat-Umgebung. Wählen Sie einen Nickname, also ein Kürzel oder ein Pseudonym, für Ihren Auftritt im Chat. Suchen Sie sich einen Nickname, bei dem Ihr Partner nicht sofort erkennt, dass Sie sich dahinter verbergen. Loggen Sie sich ein. Kommen Sie mit den anderen Besuchern ins Gespräch. Finden Sie heraus, mit welchem Nickname Ihr Partner sich angemeldet hat.
Nehmen Sie sich für das erste Mal maximal 45 Minuten Zeit.
Wiederholen Sie das Rollenspiel ein paar Tage später. Bauen Sie die Charaktere aus. Testen Sie, wie andere Chatter auf Sie reagieren. Wechseln Sie probeweise bei der Anmeldung das Geschlecht. So merken Sie, welch unterschiedliche Reaktionen Sie allein damit hervorrufen können.
Tipp: In einer solchen Umgebung zu kommunizieren, ist sicherlich gewöhnungsbedürftig. Eventuell werden Sie sich nicht im ersten Moment wohl fühlen. Wenn Sie aber eine Zeit lang den Text mitlesen, der über Ihren Bildschirm läuft, bekommen Sie ein Gefühl dafür, was Sie tun müssen, um sich an der Kommunikation zu beteiligen.
Auswertung: Haben Sie sich erkannt? Oder haben Sie Ihre virtuellen Identitäten so gewählt, dass Sie sich nicht entdecken konnten? Setzen Sie sich zusammen und unterhalten Sie sich über Ihre Erfahrungen in der Chat-Umgebung. Wie fremd haben Sie sich gefühlt? Wie neugierig waren Sie, den anderen zu entdecken? Was haben Sie auf der Suche nach Ihrem Partner empfunden? Wie wichtig war es, den Partner zu erkennen? Haben Sie sich auf andere Flirts eingelassen?
Übung 24: Probefantasien – ein Als-ob-Würfelspiel
Das folgende Spiel ist für Sie geeignet, wenn Ihnen das ISS (siehe Seite 133 ff.) zu schwierig ist. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen das Offenlegen Ihres ISS zu riskant ist. Dann können Sie mit dieser Übung ausprobieren, wie Ihr Partner reagieren würde, wenn Sie mit einer neuen Fantasie ankämen. Das ist wichtig: Es geht hier nicht um Ihre tatsächlichen Fantasien. Sie lassen den Zufall auswählen. Also Spiel, nicht Ernst!
Vorbereitung: Sie brauchen einen Würfel, die Tabelle auf der folgenden Doppelseite und etwas Zeit.
Auf der Tabelle finden Sie sechs Kategorien:
1. Orte für Sex auswählen | 2. Sexpraktiken probieren |
3. Sexspielzeug | 4. Lust machen |
5. Fantasien anregen | 6. Reden üben |
Jede Kategorie enthält sechs Antwortalternativen. Der Würfel gibt Ihnen die Themen vor.
Die Spielidee ist, miteinander ins Gespräch zu kommen: Wie würden Sie reagieren, wenn Ihr Partner Ihnen diese oder jene Fantasie offenbarte?
Legen Sie die beiden folgenden Buchseiten, Seite 184 und 185, geöffnet vor sich hin.
1. Entscheiden Sie, wessen Fantasie gespielt wird.
2. Wer anfängt, bestimmt mit dem ersten Wurf zunächst die Kategorie. Mit dem zweiten Wurf wird per Würfel die Antwortalternative erwürfelt.
3. Sie haben somit eine bestimmte Fantasie ausgewählt. Wenn Sie z. B. zuerst eine 1, dann eine 4 würfeln, haben Sie die Fantasie 1–4: »Sex im fahrenden Zug« gewählt.
4. Jetzt nehmen Sie die Kategorie als Vorgabe und erfinden Sie eine kleine Szene dazu, die Sie Ihrem Partner vorstellen.
Nach der ersten Runde wechseln Sie die Seiten. Das Spiel lässt sich beliebig unterbrechen und wieder fortsetzen.
Auswertung: Bleiben Sie bei der Fantasie! Es ist nicht Sinn der Übung, jetzt zur Tat zu schreiten. Besprechen Sie stattdessen, welche Fantasie Ihnen eher Unbehagen gemacht hat – und natürlich warum. Und mit welcher Fantasie Sie sich zum allerersten Mal beschäftigen.
Für Fortgeschrittene: Natürlich sind die Antwortalternativen unbegrenzt zu erweitern. Sie können die Tabelle nach Ihrem Geschmack verändern. Sie können schärfere, aber auch mildere Alternativen einbauen.
Spiel paradox!
Nun folgen drei Übungen, die zunächst irgendwie merkwürdig und abstrus, abwegig und verrückt erscheinen. Übungen, die Ihnen genau das auftragen, was Sie eigentlich mit Hilfe dieses Buches hinter sich lassen wollen: schlechten Sex, langweiligen Sex, pflichterfüllenden Sex und Gnadensex.
Stellen Sie sich vor, Ihr Partner/Ihre Partnerin baggert Sie an folgenden Orten an. Erzählen Sie Ihrem Partner/Ihrer Partnerin, wie Sie auf diesen Vorschlag reagieren!
1-1 am See
1-2 am Herd
1-3 im Fahrstuhl
1-4 im fahrenden Zug
1-5 im Stadtpark
1-6 in der Sauna
3 – Sexspielzeug
Stellen Sie sich vor, Ihr Partner/Ihre Partnerin schlägt Ihnen vor, folgende Sexspielzeuge zu verwenden. Wie reagieren Sie?
3-1 Vibrator
3-2 Gleitcreme
3-3 Fesseln
3-4 Sahne auf dem Körper
3-5 eine Feder
3-6 Einkauf im Sexshop
5 – Fantasien anregen
Stellen Sie sich vor, Ihr Partner/Ihre Partnerin schlägt Ihnen vor, die erotische Fantasie in Ihrer Beziehung mit den folgenden Mitteln anzuregen. Wie reagieren Sie?
5-1 gemeinsames Lesen erotischer Geschichten
5-2 Verabredung zum erotischen Gespräch
5-3 Ausleihen eines Pornovideos
5-4 Sex im Swingerclub (ohne Partnertausch)
5-5 Sex im Swingerclub (mit Partnertausch)
5-6 Sex zu dritt (wahlweise ein Mann oder eine Frau)
Stellen Sie sich vor, Ihr Partner/Ihre Partnerin schlägt Ihnen vor, folgende Sexpraktiken zu probieren. Wie reagieren Sie?
2-1 Sie verwenden nur Ihre Hände, um den anderen zu befriedigen.
2-2 Sie verwenden nur Ihren Mund, um den anderen zu befriedigen.
2-3 Sie erfragen die Ihnen bisher unbekannte Lieblingsstellung Ihres Partners.
2-4 Sie wählen Ihre Lieblingsstellung, die Ihr Partner noch nicht kennt.
2-5 Sie erkunden die anale Ansprechbarkeit Ihres Partners.
2-6 Sie verbinden Ihrem Partner die Augen.
4 – Lust machen
Stellen Sie sich vor, Ihr Partner/Ihre Partnerin schlägt Ihnen vor, sich gemeinsam auf folgende Weise Lust zu machen. Wie reagieren Sie?
4-1 Massagekurs besuchen
4-2 langes Vorspiel
4-3 kurzes Vorspiel
4-4 Verbalerotik
4-5 Sex nach Zeitplan
4-6 Striptease vor Ihrem Partner
6 – Rollenspiel
Stellen Sie sich vor, Ihr Partner/Ihre Partnerin schlägt Ihnen ein Rollenspiel mit folgenden Rollen vor. Wie reagieren Sie?
6-1 das erste Mal
6-2 Kunde und Hure
6-3 Star und Fan/Groupie
6-4 Romeo und Julia
6-5 Opa und Oma
6-6 Lehrer und Schüler
Doch so widersinnig die Aufgabenstellungen klingen, so viel Chancen bergen sie, wenn Sie sich darauf einlassen. Der eigentliche Sinn der Übungen liegt darin, sich im negativen, unzufriedenen Erlebens- und Verhaltensbereich kundig zu machen. Wer erfährt, wie sich das Unglück herstellen lässt, bekommt auch eine Idee davon, welche Wege es gibt, dem Unglück wieder zu entkommen. Ganz nach dem Motto: »Tue das Schlechte im Dienste des Guten!« Wer weiß, wie es schlecht geht, weiß auch, was er besser bleiben lassen sollte. Und er kann sich überlegen, was er stattdessen machen will.
Übung 25: Machen Sie richtig schlechten Sex!
Ja, Sie lesen richtig: Mit dieser Übung schlage ich Ihnen vor, einmal so richtig schlechten Sex zu machen. So langweilig, wie Sie ihn sich gemeinsam vorstellen können. So fade, wie Sie ihn gemeinsam hinbekommen können. Auch wenn Sie nämlich mit Ihrer gegenwärtigen Sexualität sehr unzufrieden sind, ist es manchmal nicht sinnvoll, allzu schnell mit einer Veränderung der Situation zu beginnen.
Vielmehr ist es gelegentlich hilfreich, dass Sie beide gemeinsam zunächst einmal erforschen, was eigentlich genau das Schlechte an Ihrer Sexualität ist. Was ist nicht gut am Verhalten Ihres Partners? Was stört Ihren Partner an Ihrem Verhalten? Es lohnt sich, sich noch einmal genau im Bereich der schlechten Sexualität ortskundig zu machen. Dann wissen Sie besser darüber Bescheid, wie schlechter Sex funktioniert.
Vorbereitung: Verabreden Sie, dass Sie ein Spiel spielen! Praktizieren Sie nicht einfach schlechten Sex. Möglicherweise merkt Ihr Partner es sonst gar nicht und hält es für den üblichen Sex …
Falls Sie keine Idee haben, wie schlechter Sex geht, fragen Sie Ihren Partner: Niemand weiß es besser. Fragen Sie ihn, was ihn am meisten stört!
Legen Sie vorher eine Spielzeit fest, maximal 30 Minuten.
Spiel: Verabreden Sie eine bestimmte Zeit. Spielen Sie nicht einfach Theater. Versuchen Sie nicht jemand zu sein, der Sie nicht sind. Sondern betonen Sie einfach jene Seite von sich besonders, von der Sie wissen, diese törnt Ihren Partner ab. Zeigen Sie Ihre »Schattenseite« als Geliebte/r.
Seien Sie gezielt ein unaufmerksamer Liebhaber.
Ignorieren Sie völlig die Wünsche Ihres Partners.
Seien Sie egoistisch.
Geben Sie die langweilige Geliebte bzw. den langweiligen Geliebten.
Beachten Sie die Zeitbegrenzung und beenden Sie das Spiel zur verabredeten Zeit!
Auswertung: Kommen Sie anschließend ins Gespräch miteinander! Beschreiben Sie sich gegenseitig, was Sie besonders gelungen schlecht fanden. Erzählen Sie sich, was Ihnen missfallen hat, was Sie aber zur Not tolerieren könnten. Lassen Sie sich von folgenden Fragen leiten:
Wie leicht ist es Ihnen gefallen, schlechten Sex zu machen?
Was haben Sie über Ihren Partner gelernt?
Was haben Sie über sich selbst erfahren?
Entwickeln Sie schließlich aus dem Gespräch heraus jene Kennzeichen von gutem, befriedigendem Sex, wie Sie ihn gern hätten. Bleiben Sie dabei genauso konkret und anschaulich wie beim Inszenieren des schlechten Sex.
Tipp: Die Übung verfehlt ihre Wirkung, wenn Sie sich einfach nur zusammen an den Tisch setzen und aufschreiben, was schlechter Sex ist. Erst das schlechte, praktische Handeln bringt jene Anregungen hervor, die Sie benötigen, um ein positiven Bild Ihres erotischen Lebens zu entwerfen!
Übung 26: Partnerschaftliche Pflichtübung
Diese Übung ist für Partner geeignet, die sich darüber beklagen, dass alles nur nach Schema F ablaufe. Oder dass der Partner nur aus reinem Pflichtgefühl sexuelle Initiative ergreife. Tun Sie genau das, was Sie beklagen!
Auch diese Aufgabe erscheint angesichts sexueller Unzufriedenheit auf den ersten Blick widersinnig: Absolvieren Sie, unabhängig von Lust oder Unlust, ein begrenztes sexuelles Pflichtprogramm. Nennen Sie dieses Programm auch so. Gehen Sie sexuell so normal und alltäglich miteinander um, wie es geht. Konzentrieren Sie sich beide auf den Pflichtcharakter der Übung.
Im Gegensatz zur vorigen Übung »Richtig schlechter Sex« geht es hier nicht darum, zur negativen Seite hin zu übertreiben. Vielmehr ist der »Witz« dieser Übung, dass Sie sich nicht von der Lust leiten lassen sollen, sondern von dem Verpflichtungsgefühl Ihrem Partner gegenüber (»Wir sollten mal wieder!«). Es muss noch nicht einmal richtig schlecht sein, sondern einfach ganz normal und alltäglich.
Vorbereitung: Betrachten Sie den Sex so, als ob Sie sich Ihrem Partner gegenüber vertraglich dazu verpflichtet hätten. Sie wollen nicht, Sie müssen. Schneiden Sie dabei das Programm auf Ihre sexuellen Verhältnisse zu. Einigen Sie sich auf einen wöchentlichen Pflichttermin (oder einen monatlichen, wenn Ihnen das eher entspricht). Ganz wichtig ist, dass Sie beide verabredet haben, was da gerade zwischen Ihnen stattfinden soll. Die Übung ist nicht so gemeint, dass Sie sich nach einem lausigen Geschlechtsverkehr im Nachhinein vorhalten, das sei eine Pflichtübung gewesen.
Übung: Kommen Sie nicht auf die Idee, irgendetwas Neues auszuprobieren. Und vor allem: Pfeifen Sie auf die Lust, sondern erfüllen Sie Ihre sexuellen Pflichtaufgaben.
Auswertung: Sinn dieser Vorschreibung ist es nicht, sie zu umgehen. Es ist nicht beabsichtigt, dass Sie – entgegen der Absprache – »heimlich« lustvoll miteinander umgehen. Die Übung bietet Ihnen stattdessen die Chance, einen Zugang zu Ihrer »Mit-Täterschaft« für mangelnde Erotik in Ihrer Beziehung zu bekommen. Wenn Sie erfahren, wie Sie bei Ihrem Partner die Lust verhindern können, verfügen Sie damit über die Möglichkeit, dieses Verhalten auch zu unterlassen.
Übung 27: Gnadensex
In ungut verlaufenden sexuellen Beziehungen kann ein Partner das Gefühl haben, der andere sei schon lange nicht mehr scharf auf ihn. Er lasse sich aber aus Rücksicht und Gnade zu einem gelegentlichen Geschlechtsverkehrs herab. »Er gibt mir ein sexuelles Almosen«, nannte eine Klientin das einmal. Der Gnadensex geht ans Selbstwertgefühl, weil er von oben herab gegeben wird. Das ist der kränkende Ernst-Fall. Die Spielvariante dreht den Spieß um. Und Sie machen das Unbefriedigende bewusst und absichtsvoll.
Diese Übung ist die schärfste Variante in der Reihe nach »Richtig schlechter Sex« und »Pflichtübung«. Für sie gilt noch mehr als für die beiden vorigen Übungen, dass sie ohne ein Minimum an Humor böse ausgehen kann. Überlegen Sie also, ob Sie den gerade haben.
Vorbereitung: Verabreden Sie, wer wem die sexuelle Gnade erweist. Das Spiel geht nur, wenn diese Einseitigkeit klar ist.
Übung: Begrenzen Sie die Übung auf maximal 30 Minuten. Und bleiben Sie in der Rolle, die Sie verabredet haben. Also entweder in der Rolle des Gnade Erweisenden oder in der des Gnade Empfangenden.
Auswertung: Wenn Sie die Übung gut machen, bekommen Sie sehr gute Hinweise darauf, wie Sie möglicherweise unbeabsichtigt, von oben herab Gnadensex gewährt haben oder ihn – gekränkt – empfangen haben. Und Sie können besprechen, wie Sie das in Zukunft vermeiden.
Übung 28: Sexuelle Auszeit
Diese Übung eignet sich dann besonders, wenn Sie den Eindruck haben, alle anderen Übungen liefen ins Leere. Oder Sie haben so viel an Vorbehalten gegeneinander aufgestaut, dass nichts mehr geht. Mit andern Worten: wenn Sie in einer richtigen sexuellen Krise miteinander sind. In Krisen nimmt die Freude am Spiel meist ab oder ist schon ganz verbraucht. Mit der sexuellen Auszeit geben Sie sich einen Freiraum, über Ihre Lage nachzudenken. Aber Sie brauchen keine Krise für diese Übung – die eigentlich eine Nicht-Übung ist. Sie hat einen ganz anderen Charme, wenn Ihnen noch gar nicht die Lust aufeinander vergangen ist. Sich eine Auszeit zu gönnen, verschafft eine Pause, in der Sie durchatmen können. Es kann Ihnen gut tun, zunächst einmal zu erkunden, was eigentlich dazu führt, dass Sie sich in Ihren Bemühungen regelmäßig verhakeln und unzufrieden bleiben. Sinn dieser Auszeit ist es, wieder in eine Beobachterhaltung zu kommen, ohne gleich wieder handeln zu müssen.
Entscheidend ist die Einstellung, mit der Sie die Auszeit verabreden. Tun Sie es nicht beleidigt nach dem Motto: »Es wird ja sowieso nichts«. Sonst verlängern Sie nur das Problem. Sondern nehmen Sie es als gute Idee mit der Haltung: »Mal sehen, was passiert«. Sie haben bessere Chancen, wenn Sie sich eine ergebnisoffene Haltung zulegen.
Vorbereitung: Verabreden Sie eine für beide verbindliche Zeit, z. B. zwei Wochen. In dieser Zeit unterlassen Sie beide alle sexuellen Initiativen. Auch zärtliche Berührungen im Alltag sind tabu. Notieren Sie, welche sexuellen Wünsche Ihnen in dieser Zeit in den Sinn gekommen sind. Aber behalten Sie sie für sich.
Tipp: Begehen Sie das Ende der Auszeit mit einem kleinen Ritual, mit einem Glas Prosecco beispielsweise. Tauschen Sie sich darüber aus, was Ihnen in den Sinn gekommen ist.
Einseitige Aktionen: geben, geben, geben
Die bisherigen Spiele waren für beide Partner vorgesehen, was voraussetzte, dass beide mitmachen. Und das braucht ein Minimum an Kooperation und Absprache. Davon sind Sie bei den nächsten Vorschlägen ganz befreit. Diese Aktionen sind einseitig. Einige haben den Charakter von erotischen Geschenken. Sie warten also nicht ab, bis Ihr Partner so weit ist.
Probieren Sie aus, wie es wirkt, wenn Sie ohne Vorabsprachen, ohne Vorbedingungen, ohne Gegenseitigkeit, ohne Erst-du-dann-ich-Gerangel einfach Ihrem Partner etwas geben.
Ganz wichtig: Machen Sie es ohne die Absicht, dass Ihr Partner darauf Hurra ruft, Sie umarmt oder sich bedankt. Sonst laufen Sie in die Enttäuschungsfalle. Sie fahren besser, wenn Sie etwas ohne Erwartung schenken. Geben ohne Vorbedingung und ohne Erwartung bietet Ihnen die Chance, aus der Vorwurfsklemme herauszukommen.
Sam: Erotische Geschenke sind geil – aber nur ohne eingepackte Dankeskarte! . |
Übung 29: Erotische Gutscheine
Sie schenken Ihrem Partner zum Geburtstag oder zu Weihnachten oder weil gerade die Sonne so schön scheint, ein Päckchen mit Gutscheinen. Ihr Partner kann sie nach Bedarf und Laune einlösen.
Den Geschenken können Sie verschiedene Verpackungen geben. So können Sie die Gutscheine als Lostrommel (einmal ziehen!), als Wundertüte oder als Adventskalender schenken. Ihrer Kreativität brauchen Sie keine Grenze zumuten.
Beispiele für erotische Gutscheine
Gutschein für eine erotische Dienstleistung
Einladung zu einem Vortrag über ein erotisches Thema, den Sie halten
Ausflug zum 2500. Tag der Beziehung (oder ein anderes Jubiläum, das in diese Zeit fällt)
ein erotisches Spielzeug
Besuch eines Sex-Shops mit Kaufgutschein
»Ich erzähle dir mein peinlichstes erotisches Erlebnis.«
DVD mit einem erotischen Film
eine erotische Massage
eine Eintrittskarte in ein erotisches Museum oder eine Sexmesse
ein Wochenende im Hotel
Eintrittskarten für eine Fetisch-Party
Vorlesen einer erotischen Geschichte
und 1000 andere Geschenke, die Sie sich alle selbst ausdenken können
Übung 30: Erotische Briefe schreiben
Ein anderes Mittel, indirekt und vor allem nicht zeitgleich miteinander zu kommunizieren, sind Postkarten oder Briefe. Klar, auf den ersten Blick mag das vielen von Ihnen wie eine seltsame Idee erscheinen. Sie sehen Ihren Partner täglich, Sie wohnen vielleicht sogar zusammen – und dennoch sollen Sie sich gegenseitig Postkarten schicken? Genau das ist aber der Witz der Sache!
Postkarten und Briefe durchkreuzen die übliche Gesprächsroutine. Niemand muss sofort antworten. Schweigen und Warten kann produktiv sein. In diesem Sinn kann das indirekte und zeitversetzte Gespräch eine entlastende Funktion für beide Partner haben.
Auch E-Mails und SMS sind geeignete Wege der erotischen Kommunikation. Eine weitere Variante sind auch versteckte Botschaften an Plätzen, wo sie der Partner überraschend finden kann.
Zum Schluss noch eine Aufgabe, die alles über Bord zu werfen scheint, was Sie bisher gemacht haben. Resignieren? Das ist doch das Ende vom Lied, werden Sie sich sagen. Da kann ich mich doch gleich trennen! Langsam! Mit dem Resignieren kommen Sie auf eine höhere Stufe erotischer Weisheit. Das will aber geübt sein. Und Sie werden merken, welche Kraft das negative Denken haben kann.
Resignieren heißt: Hoffen aufgeben. Warum das? Die Hoffnung stirbt doch zuletzt! Genau. Und weil sie so spät stirbt, hören Sie auch nicht auf zu hoffen. Dass Ihr Partner sich so ändert, wie Sie es gern hätten. Aber er ändert sich nicht. Das bindet sehr viel Kraft. Sie ärgern sich, Sie empören sich. Sie versuchen es im Guten. Alles, solange Sie noch hoffen. Geben Sie es auf! Und Ihre Partnerschaft sieht anders aus. Garantiert.
Hinweis: Diese Aufgabe sollten Sie auf jeden Fall allein, ohne Ihren Partner machen. Sie besteht aus zwei Schritten.
Aufgabe, 1. Schritt: Wählen Sie einen Konflikt aus, bei dem Sie und Ihr Partner regelmäßig im Streit, in Vorwürfen und Rechtfertigungen enden. Vergegenwärtigen Sie sich eine typische Situation, in der Sie aufeinander prallen. Denken Sie an die Enttäuschungen, die Sie erfahren. Machen Sie sich ein paar Notizen zu den zentralen Wortwechseln einer solchen Auseinandersetzung. Beantworten Sie sich einige Fragen: Welche Hoffnungen halten Sie aufrecht? Wo erwarten Sie Veränderungen Ihres Partners?
2. Schritt: Führen Sie nun ein Gedankenexperiment durch. Denken Sie erneut an dieselbe Situation, die in Ihrer Enttäuschung endet. Stellen Sie sich jedoch vor, Ihr Partner käme nach Hause und hätte von seinem behandelnden Arzt die Diagnose bekommen, er habe eine schwere Krankheit, die ihn daran hindert, sich verändern zu können. Ihrem Partner ist die Fähigkeit, sich zu verändern, noch nie gegeben gewesen. Er kann machen, was er will. Ihr Partner war so, ist so und wird auch nie anders sein. Was würden Sie dann tun? Schreiben Sie es auf. Wie reagieren Sie jetzt in derselben Situation? Wie sehen die Wortwechsel zwischen Ihnen und Ihrem Partner dann aus?
Auswertung: Überlegen Sie, welche Konsequenz das für Ihre Partnerschaft hätte.
Würden Sie sich trennen? »Das wird nichts mehr mit uns!«
Würden Sie sich eine/n Geliebte/n zulegen?
Würden Sie in den sexuellen Ruhestand treten? »Das war’s!«
Würden Sie anfangen, selbst etwas anders zu machen, wenn von Ihrem Partner nichts mehr kommt? Und was?
Sam:
Bleibt immer schön neugierig aufeinander!
Denke nie, du kennst alles von deinem Partner!
Überrasche deinen Partner!
Unterbrich das Muster, wenn du bemerkst, dass euer Umgang miteinander auf unangenehme Weise vorhersehbar wird!
Denke nie, du könntest von deinem Partner nichts Neues mehr erfahren!
Höre nie auf, neue Seiten an deinem Partner zu entdecken!
Eigne dir eine spielerische Haltung an!
Nimm das erotische Spiel und die erotische Inszenierung ernst!