Kapitel 8

Jonathan Hazelstone war in Nachdenken über seine nächste Predigt versunken, was ihn vom tragischen Tod Fünfpennys abgelenkt hatte. Er hatte sich für eine Kanzelrede über die böse Macht des Alkohols gerade den Titel »Die Nashörner des Zorns sind weißer als die Rosse des Untergangs« ausgedacht und trocknete sich nach seinem Bade ab, als ihm einfiel, daß er seine Kleider im Umkleidepavillon gelassen hatte. Noch ganz wacklig auf den Beinen von dem vielen Brandy, stiefelte er mit der Badekappe auf dem Kopf und nur in ein großes Badetuch gehüllt gedankenversunken die Treppe hinunter. Auf den Stufen zur Haustür blieb er stehen und sog die kühle Nachtluft tief ein. Autoscheinwerfer bewegten sich langsam die Auffahrt herab. »Besucher«, dachte er bei sich. »Müssen mich in dem Aufzug ja nicht sehen.« Er wickelte das Handtuch fester um sich, trottete über die Auffahrt weg und verschwand eben hinter der Ligusterhecke, als Kommandant van Heerdens Konvoi vor dem Haus hielt. Er ging in den Badepavillon, kam einen Augenblick später wieder heraus und fühlte sich miserabler als vorher. Der Geruch nach altem Nashornhaut-Brandy in dem Badehäuschen ließ in Wellen den Brechreiz in ihm hochsteigen. Er stand an der Kante des Schwimmbeckens und brachte ein stilles Stoßgebet zum Allmächtigen hervor, er möge ihm helfen, egal, wie drastisch die Mittel auch seien, daß er nie mehr so sündhaft handle, und einen Moment später plumpste der Bischof von Barotseland durch das reflektierte Bild des Mondes in das kalte Wasser des Schwimmbeckens. Er schwamm die ganze Länge des Beckens unter Wasser, tauchte eine Sekunde lang auf und schwamm dann wieder am Boden des Swimmingpools hin und her, und während er so schwamm, schien es dem Bischof, als rufe ihn Gott der Herr. Leise, sehr leise, das stimmte, aber so deutlich, wie er es noch nie erlebt hatte, hörte er durch die Badekappe die Stimme des Herrn: »Jonathan Hazelstone, ich weiß, daß du da bist. Ich wünsche keinen Widerstand. Ergib dich freiwillig.« Und sechs Fuß unter der Wasseroberfläche war Hochwürden Jonathan Hazelstone zum ersten Mal klar, daß er wahrlich zu großen Dingen bestimmt sei. Der Ruf, auf den er solange gewartet hatte, war endlich zu ihm gedrungen. Er drehte sich auf den Rücken und ergab sich freiwillig und ohne jeden Widerstand seiner Andacht unter dem nächtlichen Himmel. Er wußte jetzt, daß ihm sein Fehltritt vom Nachmittag vergeben war.

»O Herr, du weißt, ich wurde provoziert«, murmelte er, während er auf der reglosen Oberfläche des Schwimmbeckens trieb, und ein Gefühl des Friedens, süßen, verzeihenden Friedens senkte sich auf ihn herab, während er betete. Frieden hatte sich nicht auf den Rest von Jacaranda House gesenkt. Umringt von einhundert bewaffneten Männern, die mit dem Finger am Abzug ihrer Maschinenpistolen in den Schatten des Gartens hockten, von neunundsechzig deutschen Schäferhunden, die nach Beute knurrten und hechelten, und von fünf Panzerschützenwagen, die rücksichtslos über Blumenbeete und Rasenflächen gefahren waren, um ihre Positionen einzunehmen, lag Jacaranda House still und schweigsam da. Kommandant van Heerden beschloß, noch einen Versuch zu unternehmen, den Kerl ohne weitere Unannehmlichkeiten aus dem Haus zu bekommen. Eine neue Schießerei war das allerletzte, was er wollte. Er spähte aus dem Turm und hob wieder das Megaphon.

»Jonathan Hazelstone, ich gebe dir eine letzte Chance«, dröhnte seine hundertfach verstärkte Stimme durch die Nacht. »Wenn du friedlich rauskommst, geschieht dir nichts. Wenn nicht, komm ich rein und hol dich.«

Der Bischof von Barotseland, der auf dem Rücken schwimmend friedlich Andacht hielt und in den Nachthimmel hinaufstarrte, an dem ein großer Vogel langsam über ihn hinwegschwebte, hörte die Worte deutlicher als vorher. Gott offenbarte sich ihm auf vielen rätselhaften Wegen, das wußte er, aber an Geier hatte er dabei noch nie gedacht. Nun hatte der Allmächtige wieder und noch klarer gesprochen, viel, viel klarer.

Der erste Teil seiner Botschaft war ganz eindeutig gewesen: »Komm friedlich heraus, und es wird dir nichts geschehen«, aber der zweite Teil war viel schwieriger zu deuten: »Wenn nicht, komme ich rein und hole dich.« Jonathan Hazelstone schwamm an den Beckenrand und kletterte, wie befohlen, friedlich heraus. Er hielt inne und schaute auf das Wasser zurück, um zu sehen, ob der Herr etwa schon hineingestiegen sei, um ihn rauszuholen, da bemerkte er, wie der Geier drehte und schauerlich mit den Flügeln schlagend über die blauen Gummibäume davonflog.

»Er hetzt mich alle Nächte, alle Tage«, murmelte er inkorrekt, wobei er an den »Jagdhund des Himmels« dachte, und er wußte, daß er diese Nacht nicht nur Zeuge der Stimme Gottes gewesen war, sondern auch seiner Erscheinung. Wenn Gott als »Tauben und Hunde« kommen konnte, warum nicht auch als Geier? Und während er ein anderes Gedicht vor sich hin murmelte, das ihm sein Großvater beigebracht hatte, als er noch ein Kind war, eins, das er bis vor wenigen Minuten nie begriffen hatte, trocknete er sich langsam ab.

Die Boten sind gekommen. Sieh, sieh ihr Zeichen;

Schwarz ist ihre Farbe, und schau hier! mein Haupt.

Doch müssen sie mein Hirn auch haben? Müssen sie die

reichen, die glänzenden Ideen eröffnen, die ich dort erbaut? Muß Trübsinn mich zu einem Narrn umschmieden? Du bleibst

mein Gott, sie sind von mir geschieden.

Es hieß »Die Vorboten« und war von George Herbert, und während der alte Sir Theophilus es etwas verändert hatte, indem er in der zweiten Zeile weiß durch schwarz ersetzte und so tat, als bezöge sich »glänzende Ideen« auf seinen mörderischen Verteidigungsgraben, erkannte der Bischof jetzt, daß es vollkommen auf den Geier paßte, und stellte voll Dankbarkeit fest, daß der Bote tatsächlich von ihm geschieden war. Mit der stillen Bitte an den Herrn, sich ihm in Zukunft doch in weniger unheilverkündender Gestalt zu zeigen, betrat der Bischof von Barotseland den Pavillon, um sich seine Kleider zu holen. Fünfzig Meter weiter entschloß sich Kommandant van Heerden soeben, den Befehl zu geben, das Haus zu stürmen, als Miss Hazelstone im Haupteingang erschien. »Sie brauchen nicht zu schreien«, sagte sie trocken, »wir haben nämlich eine Klingel.«

Der Kommandant war nicht zu Lektionen in korrekten Umgangsformen aufgelegt. »Ich bin wegen Ihres Bruders hier«, schrie er.

»Tut mir leid, er ist im Augenblick beschäftigt. Sie müssen warten. Sie können reinkommen, wenn Sie sich die Stiefel abputzen und versprechen, nichts umzuwerfen.« Der Kommandant konnte sich genau vorstellen, wie beschäftigt Jonathan Hazelstone gerade sein müsse, und selbstverständlich hatte er die Absicht, einiges umzuwerfen, falls er ins Haus kommen sollte. Er blickte unruhig zu den Fenstern im oberen Stockwerk hinauf.

»Womit ist er denn so beschäftigt?« Als wenn diese Frage nötig gewesen wäre.

Miss Hazelstone gefiel der Ton des Kommandanten ganz und gar nicht. »Mit seinen Waschungen«, schnappte sie zurück und wollte sich gerade umdrehen, als ihr die Scherben wieder einfielen. »Und mit der Ming ...«, begann sie. Der Turmdeckel knallte zu, und Kommandant van Heerden war verschwunden. Aus dem Innern des Panzerwagens war dumpf seine Stimme zu vernehmen.

»Erzählen Sie mir nichts von dieser Ming«, zeterte er. »Gehen Sie rein und sagen Sie Ihrem Bruder, er soll das Scheiß Ding hängen lassen und mit erhobenen Händen rauskommen.« Miss Hazelstone reichte es mit dem, was sie sich gefallen lassen mußte. »Was erlauben Sie sich, so mit mir zu reden«, schnauzte sie. »Gar nichts mache ich«, und drehte sich um und wollte wieder ins Haus zurück.

»Dann mach ich’s eben«, schrie der Kommandant und beorderte seine Leute ins Haus. »Holt den Scheißkerl raus«, brüllte er und wartete auf das Krachen der tödlichen Ming. Er wartete vergeblich. Die Männer und die Hunde, die sich über die hingestreckte Miss Hazelstone ergossen, trafen auf keinen weiteren Widerstand. Der Dobermann, dem jetzt klar war, welchen Mangel an Voraussicht er bewiesen hatte, als er sich mit Wachtmeister Els wegen seines Rasenfleckchens in die Haare geraten war, lag auf dem Fußboden im Salon und tat so, als wäre er ein Bettvorleger. Polizisten und Hunde rasten um ihn herum und suchten das Haus nach ihrer Beute ab. Aber den Polizisten, die auf der Suche nach dem Mörder die Treppe rauf und die Korridore entlang und in die Schlafzimmer fegten, stellte sich kein menschliches Hindernis in den Weg. Untröstlich meldeten sie das Ergebnis ihrem Kommandanten, der noch immer in dem Schützenpanzer hockte.

»Er ist nicht da«, schrien sie.

»Sind Sie absolut sicher?« fragte er, bevor er den Deckel hochklappte. Das waren sie, und der Kommandant kletterte heraus. Er wußte, es gab nur noch eines zu tun, eine magere Chance, Jonathan Hazelstone in dieser Nacht zu fangen. »Die Hunde«, befahl er außer sich. »Bringt die Suchhunde«, und damit sauste er völlig verzweifelt ins Haus und die Treppe hoch, gefolgt von einem Rudel nach Luft schnappender, tatendurstiger Schäferhunde. Das rosageblümte Schlafzimmer sah noch genauso aus, wie es der Kommandant zuletzt gesehen hatte – mit der bemerkenswerten Ausnahme, daß der nackte Mann weg war. Er riß die Decke von dem Bett und hielt sie den Hunden zum Schnuppern hin. Sie rochen an dem Stoff und hetzten los, den Gang entlang : Sie hatten die Botschaft laut und deutlich vernommen. Das Ding stank nach altem Nashornhaut- Brandy. Sie ignorierten den Duft des Badesalzes auf der Treppe und sprangen in die Halle hinunter und zur Auffahrt hinaus. Einen Augenblick später hatten sie die Spur in der Nase, die Wachtmeister Els hinterlassen hatte, und tobten quer durch den Park davon auf den Bunker zu.

In der Verschwiegenheit des kleinen Pavillons hinter ihnen hatte der Bischof von Barotseland einige Schwierigkeiten, in seine Kleider zu kommen. Vor allem schienen sich die Sachen um irgendwas schweres Metallisches gewickelt zu haben, und als der Bischof das Ding endlich losbekommen und ins Mondlicht hinausgetragen hatte, um zu sehen, was es sei, traf ihn die Erinnerung an Fünfpennys Ermordung, die es bei ihm auslöste, so schwer, daß er es in seiner Erregung fallen ließ, und das gewaltige Gewehr klatschte ins Schwimmbecken und versank. Sich mit dem Gedanken tröstend, daß es da unten keinen Schaden mehr anrichten könne, ging er wieder in das Badehäuschen, um den Rest seiner Sachen anzuziehen. Mit seinen Hosen hatte er noch größere Schwierigkeiten. Irgend etwas Großes, Schweres war in der hinteren Tasche, und er brauchte etwas Zeit, um es rauszuholen. »Na ja«, sagte er, während er sich damit abmühte, den Revolver aus der Tasche zu zerren, »solche Dinge werden uns zur Prüfung vom Himmel gesandt.« Er versuchte gerade, sich einen Vers darauf zu machen, wie um alles auf der Welt die Waffe ihren Weg in seine Hosentasche gefunden haben könnte, als er bemerkte, daß er nicht mehr allein war. Als die Hunde, Wachtmeister Els auf den Fersen, verschwunden waren, sagte sich Kommandant van Heerden, daß er nun etwas Zeit zur Verfügung habe. Mit dem Verschwinden des Mörders war seine gedrückte Stimmung wiedergekehrt, und da er, was eine einsame Nachtwache zu werden versprach, nicht mit der wütenden und unberechenbaren Miss Hazelstone verbringen wollte, verließ er seine Gastgeberin, die sich immer noch von ihrem allerneuesten Erlebnis erholen mußte, nämlich von 200 Nagelschuhen und 276 Hundepfoten als Fußabtreter benutzt worden zu sein, und spazierte bekümmert in den Garten hinaus. Während der Kommandant gemächlich über den Rasen schlenderte und boshaft gegen die Trümmer von Sir Theophilus' zerschmetterter Büste trat, hätte er seinen großen Helden all der vergangenen Jahre fast dafür verflucht, daß er diese Nachkommenschaft in die Welt gesetzt hatte, die seine Karriere ebenso wirksam zu Scherben gehauen hatte wie die Büste von Sir Theophilus selbst.

Er überlegte gerade, was wohl der Vizekönig getan haben würde, wenn er sich in einer ähnlichen Lage befunden hätte, als einer der blauen Gummibäume seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein merkwürdiges Klopfen und Reißen war von dort zu hören. Kommandant van Heerden spähte in die Dunkelheit. Etwas Seltsames bewegte sich da. Der Kommandant bückte sich, so daß er das sonderbare Wesen gegen das orangerote Glühen, das den Nachthimmel färbte, als Silhouette sehen und seine Form erkennen konnte. Wie die Parodie eines Buntspechts hing der riesige Geier am Stamm des Baumes und labte sich an den Fetzen des seligen Zulu-Kochs.

Ein zweites Mal in dieser Nacht überbrachte der Geier einem Beobachter im Garten von Jacaranda House eine Botschaft, doch wenn der Bischof von Barotseland den Vogel fälschlicherweise für eine Erscheinung Gottes gehalten hatte, so machte Kommandant van Heerden keinen solchen Fehler. Was er von dem hakennasigen Profil des Aasvertilgers gesehen hatte, erinnerte ihn nur zu genau, um sich behaglich zu fühlen, an mehrere Gefangene im Piemburger Gefängnis, die seine Ankunft mit eben demselben Genuß willkommen heißen würden. Den Kommandanten schauderte es, und er wandte sich hastig von dieser Vision seiner nahen Zukunft ab. Und während er sich umdrehte, hörte er es hinter dem Haus laut platschen. Lautes Platschen kam in den Maßnahmen, die er Jacaranda Park auferlegt hatte, nicht vor. Lautes Geplatsche zu dieser Nachtzeit hatte, das fühlte er, etwas ausgesprochen Sonderbares an sich, eine Ansicht, die offenbar der Geier mit ihm teilte, denn der schwang sich von seinem Hors d'œuvre hoffnungsvoll davon, um nachzusehen, ob der nächste Gang nicht vielleicht was Ertrunkenes wäre.

Kommandant van Heerden folgte ihm etwas weniger optimistisch und befand sich plötzlich an einer Ligusterhecke, auf deren anderer Seite er irgend etwas sich mit einer schwierigen Aufgabe auseinandersetzen hörte. Was es auch war, was hinter der Hecke rumorte, es rezitierte sich bei der Arbeit selbst was vor, bei der große, schwere Dinge, wahrscheinlich mit Blei behängt, in tiefes Wasser geworfen werden mußten. Der Kommandant bekam nicht viel von dem Gedicht mit, weil er hinter sich das Geräusch rennender Füße und ein Hecheln und Schnüffeln durch den Park herankommen hörte, das jeden Augenblick lauter wurde. Er blickte sich über die Schulter um und sah das Rudel Suchhunde und Dutzende von Polizisten auf sich zustürmen. Wenige Sekunden später hatten sie ihn erreicht, und er sah, gegen die Hecke gequetscht, wie die Sturzflut aus Tieren und Menschen an ihm vorbei und um die Ecke schwappte. Er seufzte erleichtert auf und lief ihr nach. Der Bischof von Barotseland hatte weniger Glück. Sein schlechtes Gehör und der Umstand, daß er immer noch die Badekappe aufhatte, waren schuld daran, daß er die Hunde nicht kommen hörte. Er stand am Swimmingpool, sah auf den Revolver in seiner Hand, rezitierte Stellen aus seines Großvaters Lieblingsgedicht. Im nächsten Augenblick befand er sich mitten in einem Knäuel von Hunden. Schnauzen stiegen hoch, Fangzähne entblößten sich, mit geifernden Kiefern kamen sie heran, und der Bischof, von ihrem Ansturm überwältigt, stürzte rückwärts in den Swimmingpool, den Revolver noch immer fest in der Hand. Beim Fallen drückte er aus Versehen auf den Abzug, und ein einzelner Schuß entlud sich harmlos in den Nachthimmel. In der Mitte des Schwimmbeckens tauchte der Bischof wieder auf und sah sich um. Der Anblick war nicht sehr ermutigend. Das ganze Becken war voller strampelnder Schäferhunde, und er sah, wie noch mehr Hunde vom Rand ins Wasser sprangen und sich dem Gewühl anschlossen. Ein besonders bissiges Vieh genau vor ihm riß die Schnauze auf, und der Bischof hatte eben noch Zeit, tief Luft zu holen und wegzutauchen, ehe der Hund ihn beißen konnte. Er schwamm unter Wasser bis ans Ende des Pools und tauchte wieder auf. Ein Hund schnappte nach ihm, und er schwamm zurück. Über ihm schlugen Hundepfoten das Wasser zu Schaum, während der Bischof über diese neuerliche Erscheinung des Allmächtigen nachdachte. Offenbar war er das erste Mal nicht friedlich genug aus dem Schwimmbecken gestiegen, und Gott war in der Gestalt von Dutzenden von Hunden ins Wasser gekommen, um ihn rauszuholen. Er fragte sich gerade, wie sich diese Kollektiverscheinung wohl mit dem Gedanken verbinden ließe, daß Gott eins und unteilbar sei, da wurde er auch schon von mehreren Polizeibeamten am Arm gepackt und aus dem Schwimmbassin gezogen. Dankbar für seine Errettung und viel zu durcheinander, um darüber nachzudenken, wie auch noch Polizeibeamte in diese göttliche Kundgabe passen könnten, starrte er auf das Wasser zurück. Kaum eine Handbreit der Wasseroberfläche im Pool war ohne Hunde. Im nächsten Moment wurden ihm die Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt, und kräftige Fäuste drehten ihn herum.

»Das ist das Schwein, sehr gut. Bringt ihn ins Haus«, sagte der Kommandant, und der Bischof wurde von mehreren Wachtmeistern über die Auffahrt ins traute Heim geschleppt.

Nackt und klatschnaß stand Jonathan Hazelstone zwischen den Topfpflanzen in der großen Halle, immer noch die Badekappe auf dem Kopf. Aus weiter Ferne und von jenseits der Grenzen geistiger Zurechnungsfähigkeit hörte er den Kommandanten flüstern: »Jonathan Hazelstone, ich beschuldige Sie der vorsätzlichen Ermordung eines Zulu-Kochs und Gott weiß wie vieler Polizisten, der absichtlichen Zerstörung von Staatseigentum und des unrechtmäßigen Besitzes von Waffen, die geeignet sind, Leib und Leben Schaden zuzufügen.« Er war zu verdattert und zu taub, um zu hören, wie der Kommandant zu Sergeant de Haen sagte, er solle ihn in den Keller schaffen und bis zum nächsten Morgen in sicherem Gewahrsam halten.

»Wäre er unten im Polizeirevier nicht besser aufgehoben?« schlug der Sergeant vor.

Aber Kommandant van Heerden war zu erschöpft, um Jacaranda House zu verlassen, und außerdem freute er sich schon darauf, die Nacht in einem Haus zu verbringen, das in ganz Südafrika für seinen feinen Lebensstil berühmt war. »Das Anwesen ist von Polizei umstellt«, sagte er, »und außerdem hat’s sowieso schon Klagen von den Nachbarn wegen des Geschreis aus den Zellen gegeben. Hier oben hört ihn niemand, wenn er schreit. Ich nehme ihn morgen früh ins Gebet.«

Und während der Bischof von Barotseland in den Keller von Jacaranda House geschafft wurde, stieg Kommandant van Heerden müde die Treppe nach oben, um sich ein nettes gemütliches Zimmer zum Schlafen zu suchen. Seine Wahl fiel auf eines mit einer blauen Tagesdecke auf einem riesigen Doppelbett, und als er nackt zwischen die Laken schlüpfte, betrachtete er sich als glücklichen Menschen. »Wenn ich mir überlege, daß ich mir das Haus gekapert habe, das mal dem Vizekönig von Matabeleland gehört hat«, dachte er, drehte sich zwischen den auffallend glatten Laken auf die Seite und schlief augenblicklich ein.