Kapitel 9
V. Und so sprach der Draußenler: Überzeugen will ich jene, die nicht an das Draußen glauben, denn einer soll nach draußen geschickt werden, um zu beweisen, daß es mehr gibt zwischen Himmel und Erde als nur das Kaufhaus.
VI. Und Einer brach mit einem Lastwagen auf, um im Draußen nach einer neuen Heimat zu suchen.
VII. Und man wartete lange auf ihn, denn er blieb fort.
Aus dem Buch der Nomen, Kolonialwaren,
Verse V-VII
Masklin hatte sich daran gewöhnt, in einem alten Schuhkarton zu schlafen, in einer Ecke der Abteilung Büromaterial, wo er etwas Ruhe fand. Doch als er zurückkehrte, wartete eine kleine Abordnung aus Nomen auf ihn. Sie trugen ein Buch.
Inzwischen war Masklin von den Büchern ein wenig enttäuscht. Vielleicht standen tatsächlich irgendwo jene Dinge geschrieben, über die er mehr erfahren wollte, aber es hatte sich als sehr schwer erwiesen, die betreffenden Stellen zu entdecken. Vielleicht steckte sogar Absicht dahinter. Vielleicht waren die Bücher so zusammengestellt worden, daß man gesuchte Erklärungen nur mit Mühe fand. In ihrem Inhalt fehlte Sinn. Besser gesagt: Es mochte einen Sinn geben, aber er schien unsinniger Natur zu sein.
Masklin erkannte den jungen Eisenwarenler Vinto Pimmie und seufzte. Vinto gehörte zu den interessiertesten und schnellsten Lesern, aber viele Worte verstand er nicht. Außerdem neigte er dazu, es mit seiner Begeisterung zu übertreiben.
»Ich hab’s«, verkündete der Junge voller Enthusiasmus.
»Was hast du?« fragte Masklin.
»Ich meine: Ich weiß jetzt, wie wir einen Menschen dazu bringen können, den Lastwagen für uns zu fahren!«
Masklin seufzte einmal mehr. »Wir haben darüber nachgedacht und sind dabei zu dem Schluß gelangt, daß es sicher nicht klappt. Wenn wir uns einem Menschen zeigen…«
»Spielt keine Rolle! Spielt überhaupt keine Rolle! Er kann gar nichts machen, weil wir – he, das gefällt dir bestimmt – ein Gnu haben!« Vinto strahlte wie ein Hund, der gerade ein schwieriges Kunststück vollbracht hatte.
»Ein Gnu [1] «, wiederholte Masklin.
»Ja! Es steht hier in diesem Buch!« Vinto wuchtete es stolz hoch, und der Jäger reckte den Hals. Er lernte das Lesen Stück für Stück, merkte sich neue Worte immer dann, wenn er Zeit fand, doch er glaubte, den Titel leicht entziffern zu können.
Offenbar ging es in dem Buch um Gei Seln in 10.000 Fuß Höhe.
»Erzählt es vielleicht von vielen Schuhen?« fragte Masklin.
»Nein, nein, nein, man muß sich ein Gnu beschaffen, und dann richtet man es auf den Fahrer, und jemand sagt: ›Der Kerl hat ein Gnu!‹ Und dann sagt man: ›Du wirst uns jetzt gehorchen, sonst schießen wir mit diesem Gnu auf dich!‹ Und dann…«
»Gut, in Ordnung, ausgezeichnet.« Masklin wich zurück.
»Prächtig. Eine tolle Idee. Wir ziehen sie natürlich in Erwägung. Gute Arbeit.«
»Das war sehr gescheit von mir, nicht wahr?« Vinto hüpfte vom einen Bein aufs andere.
»Ja. Sehr. Äh. Was hältst du davon, wenn du demnächst Bücher liest, deren Ratschläge einen praktischen Nutzen …?«
Masklin zögerte. Wer wußte, welche Bücher besser waren als andere?
Er stapfte zu seinem Karton, drückte die Tür aus Pappe zu und lehnte sich dagegen.
»Ding?« fragte er.
»Ich höre Sie, Masklin«, antwortete das Ding. Es lag unter mehreren Decken, und deshalb klang die blecherne Stimme gedämpft.
»Was ist ein Gnu?«
Ein oder zwei Sekunden lang herrschte Stille. Dann antwortete der schwarze Kasten: »Das Gnu gehört zur Gattung Connochaetes und der Familie Bovidae. Es handelt sich um eine afrikanische Kuhantilope mit nach unten gewölbten Hörnern.
Die Körperlänge beträgt bis zu zwei Meter (sechs Komma fünf Fuß), die Schulterhöhe bis zu hundertvierzig Zentimeter (vier Komma fünf Fuß), das Gewicht bis zu zweihundertsiebzig Kilogramm (sechshundert Librae). Gnus leben in den Steppen Ost und Südafrikas.«
»Oh. Könnte man jemanden mit einem Gnu bedrohen?«
»Das ist durchaus möglich.«
»Gibt es welche im Kaufhaus?«
Wieder folgte kurze Stille. »Existiert hier eine Tierabteilung?« Masklin wußte, was damit gemeint war. Sie hatten gestern über dieses Thema gesprochen, als Vinto vorschlug, Versuchskaninchen als Fleischreserve zu züchten.
»Nein«, antwortete er.
»Dann halte ich es für sehr unwahrscheinlich, daß sich derartige Geschöpfe im Kaufhaus befinden.«
»Oh. Nun, was soll’s.« Masklin ließ sich auf sein Bett sinken.
»Weißt du …«, sagte er nachdenklich. »Wir brauchen irgendeine Möglichkeit, das Ziel unserer Reise zu bestimmen. Ich denke dabei an einen Ort abseits der Menschen, aber nicht zu weit von ihnen entfernt. Ich meine einen Ort, der uns Sicherheit bietet.«
»Suchen Sie nach einem Atlas oder einer Karte.«
»Wie sieht so etwas aus?«
»Vielleicht sind die entsprechenden Objekte mit den Worten
›Atlas‹ beziehungsweise ›Karte‹ gekennzeichnet.«
»Ich bitte den Abt, die Suche danach zu veranlassen.«
Masklin gähnte.
»Sie müssen ausruhen und schlafen«, sagte das Ding.
»Die Leute wollen dauernd irgend etwas von mir. Wie dem auch sei: Du schläfst nicht.«
»Ich bin kein Nom.«
»Ich brauche gute Ideen«, murmelte Masklin. »Wir können kein Gnu verwenden. Die anderen glauben, ich hätte auf alles eine Antwort, aber manchmal kenne ich nicht einmal die Fragen. Wir wissen, was wir brauchen, doch wie sollen wir so viele Gegenstände in nur einer Nacht in einem Lastwagen verstauen? Alle sind davon überzeugt, daß mir etwas einfällt, aber meine Phantasie läßt mich im Stich …« Er schlief ein und träumte davon, so groß zu sein wie ein Mensch. Für Menschen war alles viel einfacher. Zwei Tage vergingen. Die Nomen hielten auf dem Träger über der Garage Wache. Ein kleines Teleskop aus Kunststoff wurde aus der Spielzeugabteilung heruntergerollt, und damit stellte man fest: Die große Metalltür des ›Lastwagennests‹ öffnete sich immer dann, wenn ein Mensch die rote Taste daneben betätigte. Wie sollte man einen Knopf drücken, der sich ganz hoch oben an der Wand befand?
Masklin fügte diesen Punkt seiner Liste noch zu lösender Probleme hinzu.
Gurder entdeckte eine Karte. In einem kleinen Buch.
»Wir mußten nicht lange suchen«, sagte er. »In jedem Jahr gibt es Dutzende davon. Diese Objekte heißen …« Langsam las er die goldenen Buchstaben. »Taschenkalender. Und ganz hinten enthalten sie diese Karte, sieh nur.« Masklin starrte auf blaue und rote Flecken. Einige von ihnen hatten Namen, zum Beispiel Afrika und Asien.
»Nuun«, erwiderte er, und: »Jja. Gut. In Ordnung. Wo sind wir?«
»In der Mitte«, verkündete Gurder. »Ist doch logisch.« Und dann kehrte der Lastwagen zurück.
Ohne Angalo.
Masklin lief über den langen Träger, ohne an die Tiefe rechts und links davon zu denken. Das kleine Knäuel aus Personen vermittelte ihm eine Botschaft, die er gar nicht empfangen wollte. Ein junger Wicht war hinabgelassen und gerade wieder hochgezogen worden, nahm jetzt Platz und schnappte nach Luft.
»Ich habe es an allen Fenstern versucht, aber sie sind geschlossen«, berichtete er. »Drinnen ist es dunkel. Konnte nichts sehen.«
»Und es handelt sich bestimmt um den richtigen Laster?«
wandte sich Masklin an den Leiter der Wächtergruppe.
»Sie sind vorn mit Zahlen gekennzeichnet«, lautete die Antwort. »Ich habe mir extra die Nummer des betreffenden Lastwagens gemerkt, und als er heute nachmittag zurückkehrte…«
»Wir müssen uns in seinem Innern umsehen«, sagte Masklin fest. »Jemand sollte … Nein, das dauert zu lange. Laßt mich hinunter!«
»Was?«
»Laßt mich hinunter!« wiederholte der Jäger. »Bis zum Boden.«
»Es ist ein langer Weg bis ganz nach unten«, warnte jemand.
»Ich weiß! Zu lang, um die Treppen zu benutzen.« Masklin griff nach dem Ende des Seils und reichte es zwei Wichten.
»Vielleicht liegt Angalo verletzt im Führerhaus oder so.«
»Es ist nicht unsere Schuld«, sagte einer der Wächter.
»Als der Laster hereinkam, wimmelte es überall von Menschen. Wir mußten warten.«
»Niemand hat Schuld. Einige von euch sollten den längeren Weg über die Stufen nehmen; wir treffen uns unten. Schaut nicht so bestürzt drein – niemand braucht sich etwas vorzuwerfen.«
Ich bin vielleicht die einzige Ausnahme, dachte Masklin, als er durch die Finsternis schwebte. Er sah, wie die gewaltige Masse des Lastwagens an ihm vorbeiglitt. Draußen wirkten sie irgendwie kleiner.
Sel-Rückstände bildeten eine schmierige Schicht auf dem Boden. Masklin rannte unter den Laster, in eine Welt, deren Decke aus Kabeln und Rohren bestand, viel zu hoch, um erreichbar zu sein. Er suchte unter einer der Bänke weiter hinten, fand ein Stück Draht und verbog es zu einem Haken; Kurze Zeit später kletterte er zwischen den Rohren hindurch. Es war gar nicht schwer. Der untere Teil des Lastwagens setzte sich überwiegend aus Rohrleitungen und Kabelsträngen zusammen, und nach ein oder zwei Minuten bemerkte der Jäger vorn eine Metallwand mit Löchern, die noch mehr Drähte aufnahmen. Er schob sich durch eine der Öffnungen, und dahinter…
Ein Teppich. Damit hatte er im Innern eines Lastwagens nicht gerechnet. Hier und dort lag Bonbonpapier, für einen Nom so groß wie Zeitungen. Riesige pedalförmige Dinge ragten aus dem Boden. In der Ferne sah Masklin einen Sitz, hinter einem großen Rad. Vermutlich diente er Menschen dazu, sich festzuhalten. »Angalo?« rief er leise.
Keine Antwort. Eine Zeitlang wanderte er ziellos umher und wollte schon aufgeben, als etwas zwischen den Haufen aus Fusseln, Staub und Papier unter dem Sitz seine Aufmerksamkeit weckte. Ein Mensch hätte den Fetzen sicher für ein weiteres Stück Abfall gehalten, doch der Nom erkannte Angalos Umhang. Er untersuchte sorgfältig den Müll und stellte sich vor, wie hier jemand gelegen und alles beobachtet hatte. In einer Ecke fand er einen Papierfetzen, und daran klebten die Krümel eines belegten Brotes.
Er nahm den Mantel mit und verließ den Lastwagen – es schien keinen Sinn zu haben, die Suche fortzusetzen.
Ein Dutzend Nomen wartete besorgt auf dem selverschmierten Boden unter dem Motor. Masklin hob den Umhang und zuckte mit den Schultern.
»Das ist alles. Er befand sich in diesem Laster, aber jetzt ist er nicht mehr da.«
»Was könnte ihm zugestoßen sein?« fragte einer der älteren Wichte.
Jemand hinter ihm sagte: »Vielleicht hat ihn das Ungeheuer Regen zerquetscht. Oder er wurde vom schrecklichen Wind fortgeblasen.«
»Ja«, brummte ein anderer, »im Draußen könnte Gräßliches lauern.«
»Nein!« widersprach Masklin. »Ich meine, draußen gibt es gräßliche Dinge .,.«
»Aha.« Einer der Nomen nickte.
»… aber so etwas nicht! Im Innern des Lastwagens hätte er völlig sicher sein müssen! Ich habe ihn aufgefordert, drinnen zu bleiben, in seinem Versteck …«
Plötzlich herrschte eine seltsame Stille. Die Wichte sahen nicht etwa Masklin an, sondern an ihm vorbei. Der Herzog von Kurzwaren stand hinter ihm, in seiner Begleitung einige Soldaten. Mit steinerner Miene musterte er den Jäger und streckte wortlos die Hände aus.
Masklin gab ihm den Mantel. Der Herzog drehte ihn hin und her, blickte darauf hinab. Die Stille dehnte sich, wurde dünner und dünner, bis sie fast surrte.
»Ich habe es ihm verboten«, sagte der Herzog leise.
»Ich habe ihn darauf hingewiesen, es sei viel zu gefährlich.
Wie dumm von mir. Dadurch bestärkte ich ihn nur in seiner Entschlossenheit.« Er sah wieder Masklin an. »Nun?« fragte er.
»Äh?« erwiderte Masklin.
»Lebt mein Sohn noch?«
»Äh. Das wäre möglich. Nichts spricht dagegen.«
Der Herzog nickte geistesabwesend.
Jetzt ist es soweit, flüsterte es in Masklin. Hier und jetzt geht alles zu Ende.
Der Herzog starrte zum Lastwagen, ließ den Blick dann über die unbewegten Gesichter der Gardisten gleiten.
»Und diese Dinger rollen nach draußen?« erkundigte er sich.
»O ja«, bestätigte Masklin. »Immer wieder. Die ganze Zeit über.«
»Es gibt nichts im Draußen«, sagte der Herzog. »Ich weiß es.
Aber mein Sohn wollte mir nicht glauben. Du meinst, wir sollten das Kaufhaus verlassen und uns draußen eine neue Heimat suchen. Werde ich dort meinen Sohn wiedersehen?«
Masklin sah in die Augen des alten Mannes und verglich sie mit zwei noch nicht ganz fertig gebratenen Eiern. Er dachte an die Größe des Draußen, dann an die Größe der Nomen. Und er dachte: Ein Anführer sollte Wahrheit und Ehrlichkeit schätzen, den Unterschied dazwischen erkennen. Was die Ehrlichkeit betrifft: Unsere Chancen, Angalo zu finden, sind größer als die Wahrscheinlichkeit, daß dem Kaufhaus Flügel wachsen. Aber um bei der Wahrheit zu bleiben …
»Es ist möglich«, sagte er und fühlte sich schrecklich. Aber es war möglich.
»Na schön«, entgegnete der Herzog. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. »Was brauchst du?«
»Wie bitte?« Masklins Kinnlade klappte nach unten.
»Was benötigst du?« fragte der Herzog. »Um den Lastwagen nach draußen zu bringen?«
Masklin zögerte. »Nun, äh, derzeit brauchen wir vor allem, äh, Leute …«
»Wie viele?« zischte der Herzog.
Masklins Gedanken rasten.
»Fünfzig?« antwortete er behutsam.
»Du bekommst sie.«
»Aber…«, begann der Jäger. Jetzt veränderte sich die Miene des Herzogs. Er wirkte nicht mehr verloren und allein; der alte Zorn kehrte in ihn zurück.
»Ich verlange Erfolg«, knurrte er, drehte sich ruckartig um und stapfte fort.
An jenem Abend trafen fünfzig Kurzwarenler ein, bestaunten die Garage und offenbarten allgemeine Verwirrung. Masklin musterte sie nacheinander. Mehrere von ihnen schienen einigermaßen intelligent zu sein, und er beschloß, sie zum Leseunterricht zu schicken. Gurder protestierte.
»So viele!« klagte er. »Und bei Arnold Bros (gegr. 1905): Es sind gewöhnliche Soldaten!«
»Ich habe damit gerechnet, daß es der Herzog ablehnt, fünfzig zu schicken«, erwiderte Masklin. »Ich war ziemlich sicher, daß er auf zwanzig herunterhandelt. Wie dem auch sei: Bestimmt brauchen wir sie bald.«
Das Leseprogramm lief nicht so wie erwartet. Bücher enthielten nützliche Dinge, ja, aber es erwies sich als sehr schwierig, sie inmitten der vielen seltsamen Schilderungen zu finden.
Zum Beispiel das Mädchen im Kaninchenbau. Vinto berichtete davon.
»… und Alice fiel in das Loch, und dort begegnete sie einem Kaninchen mit einer Uhr, über Kaninchen weiß ich Bescheid, und dann fand sie eine kleine Flasche mit einem Trank, der sie GROSS werden ließ, ich meine, wirklich groß, und dann fand sie eine andere Flasche mit einem anderen Trank, der sie wirklich klein werden ließ.« Vinto schnappte nach Luft, und Begeisterung rötete ihm die Wangen. »Wir müssen uns also nur etwas von dem GROSS-Zeug beschaffen, und dann kann einer von uns den Lastwagen fahren.« Masklin wagte es nicht, diesen Hinweis zu überhören. Wenn es ihnen irgendwie gelang, auch nur einem Wicht die Größe eines Menschen zu geben – dann war alles leicht. Das hatte er sich oft überlegt. Nun, es schien einen Versuch wert zu sein.
Fast die ganze Nacht verbrachten sie damit, im Kaufhaus nach Flaschen mit der Aufschrift ›Trink mich‹ zu suchen. Entweder gab es hier keine – Gurder lehnte diese Vorstellung ab, denn das Kaufhaus hatte Alles unter einem Dach –, oder sie existierten überhaupt nicht. Allem Anschein nach erzählten Bücher häufig von Dingen, die mit der Realität kaum etwas zu tun hatten. Masklin fragte sich: Was mochte Arnold Bros (gegr. 1905) dazu veranlaßt haben, soviel Unwirkliches in Büchern unterzubringen?
»Damit die Gläubigen den Unterschied feststellen können«, behauptete Gurder.
Masklin hatte ein Buch mitgenommen; es paßte gerade so in seinen Schuhkarton. Der Titel lautete Sterne für Kinder, und es zeigte viele Bilder vom Nachthimmel, an dessen Realität er sich deutlich erinnerte.
Er schlug das Buch immer dann auf, wenn er über zuviel nachdenken mußte. Jetzt betrachtete er die dargestellten Sterne.
Sie hatten Namen wie Sirius, Rigel, Wolf 359 oder Ross 154.
Nach einer Weile sprach er das Ding darauf an.
»Diese Bezeichnungen kenne ich nicht«, erklang die blecherne Stimme.
»Ich dachte, wir kämen von einem solchen Stern«, erwiderte Masklin. »Du hast gesagt…«
»Dies sind andere Namen. Derzeit bin ich nicht imstande, sie zu identifizieren.«
»Wie heißt der Stern, von dem die Nomen kommen?« fragte Masklin und streckte sich von Dunkelheit umhüllt zwischen den Kissen aus.
»Man nannte ihn Sonne.«
»Aber die Sonne ist hier!«
»Alle Sterne werden von den Lebensformen in ihrer Nähe Sonne genannt. Weil man sie für wichtig hält.«
»Haben die Nomen … Ich meine, haben wir viele von ihnen besucht?«
»Mir sind vierundneunzigtausendfünfhundertdreiundsechzig von Nomen erforschte Sterne bekannt.«
Masklin starrte in die Finsternis. Große Zahlen bereiteten ihm Schwierigkeiten, und er ahnte, daß diese Zahl zu den größten gehörte. Günstige Angebote in Hülle und Fülle! dachte er.
Dann spürte er Verlegenheit und ersetzte den ersten geistigen Ausruf mit einem ebenso ernst gemeinten Donnerwetter. So viele Sonnen, kilometerweit voneinander entfernt – und ich muß nur einen Lastwagen nach draußen bringen!
Wenn man es aus dieser Perspektive sah, schien es geradezu lächerlich einfach zu sein.