41

Auf einen Schlag redeten alle aufgeregt durcheinander und bestürmten Kaito Yakimura mit Fragen.

Schließlich hob der Tai-Pan Ruhe gebietend die Hand, und das wilde Stimmengewirr verebbte so schnell, wie es sich erhoben hatte. »Könntet ihr eure Fragen nacheinander und nicht alle gleichzeitig stellen?«, sagte er in unverhohlen zurechtweisendem Tonfall.

Alles schwieg einen kurzen Moment, und Dante nutzte das Zögern der anderen, um die Frage zu stellen, die sie alle zuerst beantwortet haben wollten.

»Wer ist dieser Major Marquez?«

»Ein erklärter Todfeind Hyperions und Anführer einer Bürgermiliz«, teilte Kaito Yakimura ihnen mit. »Garcia Marquez hat mit seinen Solis die erste kampfstarke Truppe auf die Beine gestellt, die wirklich zu einer Gefahr für Hyperion werden kann.«

»Solis?«, fragte Kendira. »Wer oder was soll das sein?«

Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Tai-Pan. »Richtig, mit unseren Abkürzungen könnt ihr ja nichts anfangen«, sagte er entschuldigend. »Solis steht für Sons of Liberty. Eine Bürgermiliz, die sich nach jenen mutigen Kolonisten benannt hat, die vor über dreihundert Jahren gegen das scheinbar unbesiegbare England rebelliert und im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg eine wichtige Rolle gespielt haben.«

»Dann gibt es hier in der Dunkelwelt schon einen Aufstand gegen Hyperion?«, fragte Carson freudig überrascht.

»Nein, zumindest keinen offenen. Das wagt niemand. Noch nicht. Aber Garcia Marquez hat das Zeug dazu, Hyperion das Fürchten zu lehren. Seine Miliz hat in letzter Zeit starken Zulauf gewonnen. Und er hat eine militärische Ausbildung, war Offizier in der Truppe von Presidio und ist vor fünfzehn Jahren bei einer blutigen Strafaktion desertiert, weil er Hyperions brutale Tyrannei nicht länger vor seinem Gewissen verantworten konnte.«

»Wofür er bitter bezahlt hat«, warf Akahito ein. »Nämlich mit dem Leben seiner Frau und seiner beiden Töchter, die damals gerade zwei und vier Jahre alt waren.«

Liang nickte mit grimmiger Miene. »Die Islander haben ihn in Hyperions Auftrag gejagt, jedoch jahrelang ohne Erfolg. Aber dann haben sie dank eines Verräters sein Versteck gefunden. Bei dem Anschlag, den sie auf ihn und seine junge Familie verübt haben, ist er wie durch ein Wunder mit dem Leben davongekommen. Seitdem hat er zu allem anderen noch drei sehr persönliche Gründe, Hyperion aus tiefster Seele zu hassen und auf seinen Sturz hinzuarbeiten.«

»Major Marquez ist geradezu besessen davon«, ergänzte Kaito. »Und wenn es einer schaffen kann, dann er. Er hat nicht nur die Latinos auf seiner Seite, die längst die größte Volksgruppe in der Dunkelwelt ausmachen. Der Mann besitzt Wagemut, Charisma und Ideen.«

»Sind die Jachis Verbündete von Major Marquez und seiner Miliz?«, fragte Nekia.

Der Tai-Pan zögerte kurz. »Zu einer verbindlichen Waffenbrüderschaft haben wir uns noch nicht entschließen können. Dafür war uns das Risiko bisher doch noch zu groß, plötzlich auf der Verliererseite zu stehen und so dezimiert zu werden, dass unsere Kräfte nicht einmal mehr zur Verteidigung unseres Territoriums ausreichen«, räumte er unumwunden ein.

»Erst müssen wir das Abkommen mit der Brotherhood, über das wir mit ihren Anführern nun schon seit Wochen verhandeln, unter Dach und Fach bekommen«, warf Akahito ein. »Das gäbe uns Sicherheit an unserer südöstlichen Flanke und den nötigen Spielraum für … nun ja, für andere Vorhaben.«

Yakimura nickte. »Hoffen wir, dass wir bei dem Treffen, das wir heute Nacht noch mit ihnen haben, die letzten Hindernisse aus dem Weg räumen können.«

»Glauben Sie denn, der Major würde uns mit seiner Miliz bei einem Überfall auf Tomamato Island beistehen?«, wollte Zeno wissen.

Akahito lachte trocken auf, als hätte Zeno einen reichlich missglückten Witz gerissen.

»Ich glaube nicht, dass Major Marquez und seine Sons of Liberty euch beistehen werden, sondern dass ihr mit eurer Bewaffnung ihm eine nützliche Hilfe sein könnt«, stellte Kaito Yakimura klar.

»Wo finden wir ihn und seine Männer?«, wollte Flake nun wissen. »Können Sie Kontakt mit ihm aufnehmen, uns sozusagen bei ihm anmelden?«

Erneut lachte Akahito spöttisch auf. »Selbst wenn wir euch sagen würden, wo Major Marquez sein Hauptquartier hat, würdet ihr nicht den Schimmer einer Chance haben, es auch nur bis auf halben Weg zu ihm zu schaffen!«

Carson fühlte sich sichtlich in seiner Ehre gekränkt. Seine Augen funkelten und herausfordernd reckte er das Kinn. »Wieso nicht?«, fragte er schroff. »Wir sind bis an die Zähne bewaffnet und wissen zu kämpfen, das haben wir bewiesen! Warum also sollten wir uns in dieser Trümmerwelt nicht erfolgreich unserer Haut erwehren können?«

»Weil das da draußen«, erwiderte Liang trocken, »für euch eine einzige Todeszone ist!«

Carson hatte schon eine hitzige Erwiderung auf der Zunge.

Doch Kaito Yakimura kam ihm zuvor. »Warte!«, gebot er ihm. »Niemand will eure Ehre antasten oder euren Mut infrage stellen. Aber was Akahito und Liang gerade gesagt haben, ist richtig. Selbst wenn ihr euch für den Weg zu Major Marquez ein, zwei Wochen Zeit nehmen und euch langsam von einem provisorischen Stützpunkt zum anderen vorwagen würdet, stünden eure Überlebenschancen nicht sehr gut. Selbst wir müssten mindestens fünfzig, sechzig Bewaffnete und zwei unserer gepanzerten Steamer einsetzen, um heil durch die Dunkelwelt zu kommen – und wir kennen uns aus und haben Verbündete.«

»Aber es muss doch irgendeine Möglichkeit geben …«, setzte Kendira zu einem Einwand an.

»Die gibt es auch«, versicherte Kaito Yakimura zu ihrer aller Überraschung. »Ihr könnt hier bei uns warten, bis wir uns mit der Brotherhood einig geworden sind. Dann bringen wir euch zum Major.«

»Und wie lange müssten wir dann hier warten?«, fragte Dante.

Der Tai-Pan zuckte die Achseln. »Das kann ich nicht sagen. Vielleicht ein, zwei Tage, vielleicht aber auch eine Woche oder gar einen Monat. Bei den Brüdern weiß man nicht, wie lange sie die Verhandlungen noch hinziehen – zumal nach dem heutigen Zwischenfall in ihrem Grenzgebiet.«

»Unmöglich! Das ist zu ungewiss!«, stieß Carson hervor. »Wir müssen unsere Freunde so schnell wie möglich von der Insel holen.«

»Und wenn nur dieser Major uns helfen kann, dann müssen wir zu ihm«, pflichtete Zeno ihm bei. »Und zwar am besten noch heute! Oder ist da jemand anderer Meinung?«

Die Antwort war Kopfschütteln. Keiner wollte auch nur einen Tag untätig warten.

Yakimura kratzte sich mit sorgenvoller Miene am Kinn. »Nun denn, um ohne unseren bewaffneten Konvoi eine Chance zu haben, lebend quer durch die Dunkelwelt zu kommen, braucht ihr einen erstklassigen Runner und Broker.«

Zehn verblüffte Gesichter richteten sich auf den grauhaarigen Tai-Pan.

»Runner und Broker sind neutrale Unterhändler und Führer, die sich in der Dunkelwelt bestens auskennen. Sie überbringen Botschaften zwischen verfeindeten Gruppen, die miteinander im Krieg liegen. Sie werden auch bei Geiselnahmen eingeschaltet, wenn es darum geht, die Höhe des Lösegelds auszuhandeln. Und weil jeder Clan, jede Gang und jede Volksgruppe, ja selbst die Islander irgendwann einmal auf so einen Runner und Broker angewiesen sind, können sie sich in allen … nun ja, in fast allen Territorien frei bewegen.«

»Es sind ausnahmslos rastlose Einzelgänger, die offenbar den Nervenkitzel brauchen«, fügte Akahito hinzu. »Denn wenn es auch das ungeschriebene Gesetz gibt, wonach Runner und Broker sozusagen unantastbar sind, so gibt es doch im Shadowland und in Abyss genügend Ratten, die sich einen Dreck darum kümmern.«

»Shadowland? Abyss? Was hat es denn damit nun schon wieder auf sich? Allmählich kriege ich von all den Namen Kopfschmerzen!«, beklagte sich Nekia.

»Das ist ein großes Gebiet mitten in der Dunkelwelt und im wahrsten Sinne des Wortes der finstere Abgrund völliger Gesetzlosigkeit – die Todeszone eben«, sagte Liang. »Aber die meisten nennen die oberirdische Trümmerlandschaft Shadowland, weil man dort angeblich nur als lautloser und nicht greifbarer Schatten überleben kann. Abyss benutzen sie nur für den unterirdischen Teil.«

»Da haben selbst Schatten kaum eine Chance, zu überleben«, bemerkte Akahito.

»Im Shadowland selbst gibt es wiederum Bezirke«, fuhr Liang fort, »die sehr zutreffend The Devil’s Own oder Gateway to Hell heißen. Es gibt überhaupt viele Namen für diese Trümmerlandschaft, wo Erdbeben und Feuer am schlimmsten gewütet haben, aber Shadowland ist der gebräuchlichste.«

»Kommt!«, rief Kaito Yakimura und erhob sich aus seinem Lehnstuhl. »Ich werde euch an einem plastischen Objekt erklären, was das Leben in der Dunkelwelt so kompliziert und gefährlich macht!«

Fling fuhr zusammen und riss die übernächtigten, geröteten Augen auf. Er war, von Müdigkeit übermannt, plötzlich mitten im Gespräch eingeschlafen.

Der Tai-Pan trat kurz an die weite Wandöffnung und wies hinaus auf die scheinbar endlosen Trümmerstädte, die sich von Horizont zu Horizont erstreckten. Es war, als bestünde die Welt aus einer einzigen Ruinenwüste sowie unzähligen Bergen zusammengestürzten Stahls und Betons. Und die wenigen hohen Gebäude, die hier und da verhältnismäßig unbeschadet aus diesem Trümmermeer herausragten, verstärkten den desolaten Eindruck nur noch. Aus verschiedenen Richtungen waren auch jetzt wieder Schüsse zu hören.

Obwohl es mittlerweile heller Tag geworden war, konnte man unter der Dunstglocke von der weiten Fläche der San Francisco Bay im Osten noch nicht einmal einen schwachen Schimmer entdecken, geschweige denn einen Streifen vom offenen Meer, das hinter der Bay lag.

»Das, was euch von hier oben wie eine endlose und grenzenlose Trümmerlandschaft erscheinen mag«, sagte Kaito Yakimura und fuhr dabei mit seinem silberbeschlagenen Gehstock raumgreifend durch die Luft, »besteht in Wirklichkeit aus mehreren Dutzend Territorien rund um das Shadowland, deren Bewohner mit denen in den angrenzenden Bezirken häufig verfeindet sind oder gerade mit ihnen in offenem Krieg liegen.« Er wandte sich von der klaffenden Wandöffnung ab. »Kommt jetzt hinüber an den Lagetisch. Da werdet ihr ganz konkret sehen, was ich meine.«

Augenblicke später umstanden sie den langen Tisch mit der aufgebockten Metallplatte. Zu ihrer Verblüffung stellten sie nun fest, dass die Tischplatte unter den drei nicht ganz passgenauen Glasscheiben von einem engen Muster aus in das Metall geritzten Linien bedeckt war. Dieses Linienmuster wirkte geometrisch, fast schachbrettartig, kreuzten sich doch die meisten Linien in einem mehr oder weniger rechten Winkel. Über dieses feine Netz geometrischer Linien hatte jemand scheinbar willkürlich ein anderes, grobes Muster aus bunten Kreidestrichen gelegt.

Die mit Kreide gemalten Linien unterteilten die Tischfläche in mehrere Dutzend unterschiedlich großer und unterschiedlich geformter Felder. Manche hatten rechteckige Umrisse, andere ähnelten krummen Streifen, wieder andere wiesen gezackte Linien auf und einige sahen wie Dreiecke, Kegel oder Rauten aus. Alle Felder trugen Markierungen in Form von zwei oder drei Buchstaben. Die größte Fläche nahm ein Feld ein, das Ähnlichkeit mit einem Bumerang oder einer dicken, krummen Gurke besaß. Es zog sich entlang eines schmalen blau schraffierten Streifens nahe der Tischlängsseite, die dem Eingang zugewandt war. Ein fast ähnlich großes Gebiet, dessen Umrisse einem bauschigen, weit gestreckten Wolkenfeld glichen, behauptete sich in der Mitte des Tisches und reichte von einer Kante zur anderen.

Der Tai-Pan stand auf der anderen Seite. »Das hier ist die große Dunkelwelt von Norcal, bevölkert von vermutlich zwei, drei Millionen Menschen. Nach dem ersten Erdbeben, als der Süden völlig zerstört war, sind ganze Ströme entwurzelter und heimatloser Menschen aus dem Süden zu uns heraufgezogen, und man hat in den Jahren danach so gut wie jede freie Stelle zwischen Oakland und dem Hinterland bis nach Antioch mit billigen, schnell hochgezogenen Wohnblöcken wie den unsrigen zubetoniert.«

»Ein gefundenes Fressen für das zweite Erdbeben und das Feuer, das über die zusammengewachsenen Städte hinweggefegt ist und fast zwei Wochen gebrannt hat«, warf Akahito ein.

»Außerdem hat schon seit Jahrzehnten keiner mehr genau nachgezählt, wie viele Millionen hier wirklich leben … oder besser gesagt: hausen«, nahm Kaito Yakimura seinen Faden wieder auf. »Aber zurück zu unserer Lagekarte. Alles, was mit Kreide eingezeichnet ist, stellt eines der vielen Territorien dar, in die die Dunkelwelt zerfällt. Das hier ist unser kleiner Machtbereich.« Er wies auf eine etwa handgroße, rot umrandete Fläche mit der Markierung ST nahe bei ihm an der Tischkante. »Das Gebiet, das im Südosten an unseren Herrschaftsbereich grenzt, nennt sich, wie schon erwähnt, The Brotherhood und ist fest in der Hand der Schwarzen; das Gebiet auf der anderen, der Nordwestseite, das uns ähnlich übel einschnürt, trägt den Namen White Crossings. Dort hat die Arian Nation das Sagen – und macht uns seit einiger Zeit ernste Probleme.«

»Was ist die Arian Nation?«, fragte Fling und gähnte mit weit offenem Mund.

»Habt ihr schon mal vom Ku Klux Klan gehört?«, fragte Akahito anstelle einer Antwort.

Allgemeines Nicken.

»Nun, gegen die Arian Nation waren die Rassisten vom Ku Klux Klan die reinsten Menschenfreunde!«, teilte Akahito ihnen mit. »Aber fast noch schlimmer sind die Fanatiker, die sich Desciples of Divine Kosmology nennen und irgendwelche Aliens als Ahnen verehren, oder die weltuntergangsgläubigen Propheten, die sich in einem Viertel eingenistet haben, das seitdem Salvation Square heißt – ganz zu schweigen von den vielen militanten Gangs und Drogenkartellen.«

»Wie ihr seht, ähnelt das Gebiet von unserem Territorium hier im Osten bis hinüber zu dem Bumerangstreifen rund um die einstigen Uferviertel von Oakland und Alameda, der sich heute New Providence nennt und überwiegend von Latinos beherrscht wird, einem wahren Flickenteppich«, fuhr nun Kaito Yakimura wieder fort. »Und jedes dieser vielen Felder stellt das Territorium einer vorherrschenden Volksgruppe, eines mächtigen Clans oder einer militanten Gang dar.«

»Ist das hier Shadowland mit dem Abyss?«, fragte Zeno und deutete auf das lang gestreckte, einem Wolkenfeld ähnliche Gebiet, das mitten durch die Dunkelwelt schnitt und mit den Buchstaben SH/AB markiert war.

Akahito bestätigte seine Vermutung.

»Dass die jeweiligen Grenzen mit Kreide hier auf die Platte gemalt sind, hat übrigens seinen Grund. Weil sie sich nämlich ständig ändern«, warf Liang ein.

Kaito Yakimura nickte. »Jeder versucht, seinen Machtbereich auf Kosten eines anderen auszuweiten. Und um das zu erreichen, geht man heute ein Bündnis mit einer Gang oder einem Territorium ein, das man gestern noch zu seinen Feinden gezählt hat – und das vielleicht morgen schon wieder dazugehört. Kurzum: In der Dunkelwelt wechseln die Allianzen ständig und alles ist im Fluss.« Er machte eine kurze Pause, bevor er das Fazit zog: »Und deshalb hättet ihr bessere Chancen, lebend durch ein Minenfeld zu kommen, als quer durch die Dunkelwelt!«

»Okay, wir brauchen also so einen Runner und Broker, von dem Sie gerade gesprochen haben«, sagte Dante. »Können Sie uns denn einen solchen besorgen?«

Kaito Yakimura nickte. »Sicher, aber es reicht nicht, irgendeinen Runner zu engagieren. Für das, was ihr vorhabt, braucht ihr den besten, und das ist Dusty Tumbleweed. Er ist teuer, aber ihr könnt ihn euch leisten. Ihr habt genügend Sachen dabei, die ihr in goldene Hyperion-Credits, Zigaretten oder sogar für einige Kanister Benzin eintauschen könnt, um ihn damit für seine Dienste zu bezahlen.« Er deutete dabei auf die offenen Kisten.

»Dusty Tumbleweed?«, wiederholte Kendira den Namen, als glaubte sie, sich verhört zu haben. Auch ihre Freunde machten verblüffte Gesichter. Als Tumbleweed bezeichnete man ihres Wissens doch Buschkugeln aus trockenen Zweigen und totem Gesträuch, das der Wind vor sich hertreibt.

Ein flüchtiges Lächeln huschte über das Gesicht des Tai-Pan. »Ob er rein zufällig so heißt oder ob sein Name Programm ist, weiß ich nicht. Er passt jedoch.«

Liang nickte. »Dusty Tumbleweed setzt kein Moos an, das ist mal sicher!«

»Fragt sich nur, ob er gerade frei ist und den Auftrag auch übernehmen will«, gab Akahito zu bedenken.

»Das werden wir schnell herausfinden«, sagte Kaito Yakimura und wandte sich Liang zu. »Schick Sakura mit einer Nachricht für Dusty Tumbleweed zum Stinky Liar’s Roadhouse!«, forderte er ihn auf.

Kendira stutzte augenblicklich und schaute fragend zu Dante hinüber, der auf der anderen Tischseite stand. Dabei bewegte sie stumm die Lippen.

Stinkender Lügner? Was soll denn das jetzt sein?

Dante wusste damit ebenso wenig anzufangen und zuckte die Achseln.

»Und wenn du schon dabei bist, kannst du auch gleich eine Nachricht für Major Marquez aufsetzen und abschicken«, fuhr Kaito Yakimura indessen fort. »Sicherheitshalber in doppelter Ausfertigung. Ying und Yang sollen sie überbringen.«

Liang nickte und entfernte sich.

Dante zog die Stirn in Falten. »Sie schicken einfach so zwei Boten zu Major Marquez?«, fragte er. »Können Sie nicht per Funk mit ihm Kontakt aufnehmen?«

»Selbst wenn unser Funkgerät funktionieren würde, was zurzeit leider wegen eines fehlenden Ersatzteils nicht der Fall ist, oder unsere Walkie-Talkies eine entsprechende Reichweite besäßen, würde ich nicht Gebrauch davon machen«, antwortete der Tai-Pan. »Das Risiko, dass die Islander oder Hyperion den Funkspruch mithört, wäre einfach zu groß.«

»Aber wieso glauben Sie denn, dass ausgerechnet Ihre beiden Boten es lebend durch die Dunkelwelt und dann auch noch wieder hierher zurück schaffen? Ich dachte, das wäre sicherer Selbstmord.«

»Und selbst wenn sie es schaffen, so werden doch bestimmt mehrere Tage vergehen, bis sie wieder zurück sind!«, fügte Carson hinzu.

Kaito Yakimura lächelte. »Sie werden es nicht nur schaffen, sondern auch spätestens in ein paar Stunden wieder zurück sein!«, versicherte er. »Denn bei allen drei Boten handelt es sich nämlich um unsere zuverlässigsten Brieftauben.«

Nekia lachte kurz auf. »Tja, Flügel müsste man haben! Dann wäre die Welt da unten nicht ganz so erschreckend.«

»Es müssen nicht unbedingt Flügel sein. Im Augenblick wäre ich schon mit einem Bett und ein paar Stunden Schlaf zufrieden«, bemerkte Zeno, der vor Müdigkeit kaum noch aus den Augen blicken konnte. »Alles andere kann meinetwegen warten.«

»Du sprichst mir aus der Seele«, pflichtete Flake ihm bei und gähnte. »Ich bin völlig platt.«

Kendira nickte. »Ich denke, nach zwei fast schlaflosen Nächten geht es uns allen so.«

»Dann schlag ich vor, dass ihr euch erst einmal einige Stunden Schlaf gönnt«, sagte Kaito Yakimura. »Für alles Weitere, das es noch zu besprechen gibt, ist nachher noch Zeit genug. Vor Einbruch der Dämmerung könnt ihr sowieso nicht zum Treffen mit Dusty Tumbleweed aufbrechen, selbst wenn er Sakura sofort mit einer positiven Nachricht zurückschickt. Akahito, am besten bringst du sie hinunter in den alten Bereitschaftsraum. Da stehen noch mindestens ein Dutzend Stockbetten.«

Wenige Minuten später taumelten Kendira und ihre Freunde eine Etage tiefer in einen ähnlich großen Raum mit offenen Fensterhöhlen und warfen sich auf die alten, muffigen Matratzen von Stockbetten, die aus halb verrosteten Metallgerüsten bestanden. Es kümmerte sie in ihrem Zustand völliger körperlicher wie geistiger Erschöpfung nicht im Geringsten. Der Schlaf fällte sie wie ein betäubender Schlag.

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