»Falls ich geschnappt werde. Meine Zeit auf Coruscant war nicht vollends vergeudet - ich kenne eine Vielzahl von Möglichkeiten, um durch die Netze zu schlüpfen, besonders in einer so gewaltigen Megalopolis.«
Den saugte einen Augenblick lang an einem Hydropack und sagte dann: »Zweifellos, aber erst einmal musst du von Drongar wegkommen. Würde es zudem nicht Argwohn erwecken, wenn du allein reist?«
»Droiden - insbesondere Protokolldroiden - unternehmen ständig Interstellarreisen. Wir sind keine kleinen Kinder. Niemand wird mich eines zweiten Blickes würdigen - besonders dann nicht, wenn ich die Unterlagen einer Gesandten verwalte, die in Jedi-Angelegenheiten unterwegs zum Tempel auf Coruscant ist.«
Er sah Barriss an. Sie hielt seinem Blick sehr ernst stand.
»Du bist bereit, für diese Sache alles zu riskieren - dein ureigenes Selbst?«, fragte sie.
»Das ist etwas, das ich Lorn vor vielen Jahren versprochen habe, damals, als ihm sein Sohn Jax weggenommen wurde. Er bat mich darum, dafür zu sorgen, dass ich, falls ihm jemals etwas zustoßen sollte, mein Bestes tue, um auf Jax aufzupassen, obwohl er unter der Aufsicht der Jedi stand. Lorn hat den Jedi nicht getraut.«
»Ich muss dich daran erinnern, I-Fünf, dass die Jedi geschworen haben, die Gesetze der Republik zu achten.« Barriss hielt inne, ehe sie hinzufügte: »Allerdings gibt es Zeiten, in denen diese Gesetze mit dem moralischen Kodex in Konflikt kommen, den wir vertreten. Diese Konflikte erfordern häufig, dass schwierige Entscheidungen getroffen werden müssen.«
»Und wie treffen die Jedi diese Entscheidungen?«
»Nun«, sagte sie mit einem kleinen Lächeln, »von einigen ist bekannt, dass sie sich dazu betrunken haben.«
Jos lachte. Er konnte nicht anders, und es fühlte sich gut an.
»Zufälligerweise«, fuhr Barriss fort, »gibt es da etwas, das ich gern so schnell wie möglich im Tempel auf Coruscant abgeliefert sehen möchte. Es gibt nur sehr wenige, denen ich eine solche Mission anvertrauen würde. Wenn du dazu bereit wärst ...?«
I-Fünf sagte: »Es wäre mir eine Ehre.«
31. Kapitel
Säule starrte die Nachricht auf dem Bildschirm an. Es hatte mehrere Stunden gedauert, den mühseligen Dreifachcode zu entschlüsseln, doch diesmal war es die Mühe wert gewesen. Die Separatisten hatten die Nachricht erhalten, die zuvor von diesem Standort aus verschickt worden war. Sie hatten die Sache überprüft und festgestellt, dass das Bota tatsächlich seine Wirkungskraft verlor. Viel schneller, als der Spion erwartet hatte, hatten sie eine Entscheidung getroffen: In den nächsten paar Tagen würde es einen Totalangriff auf die republikanischen Streitkräfte auf Drongar geben. Jeder Mech und Söldner, den die andere Seite ins Feld schicken konnte, würde an dem Gefecht teilnehmen, das nur einem einzigen Zweck diente: das verbliebene Bota sicherzustellen und unter die Kontrolle der Separatisten zu bringen. Auf beiden Seiten würden viele sterben oder vernichtet werden. Ein Großteil des Botas auf den Feldern würde vermutlich ruiniert werden - doch die Botschaft, so knapp sie auch sein mochte, war ausgesprochen eindeutig und explizit: Sie kamen. In Kürze würde diese Flehr genauso überrannt werden wie die anderen. Sie würden keine Gefangenen machen - zumindest keine, bei denen sie die Absicht hatten, sie am Leben zu lassen.
Säule betrachtete die Notiz mit unsteten Emotionen und gemischten Gefühlen. Ja, das war zu erwarten gewesen, wenn auch nicht so bald. Ja, das würde der Republik einen Schlag versetzen, was der Grund dafür war, warum Säule überhaupt erst hierhergekommen war. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass die Verantwortung für den Verlust von Leben und Wehrmaterial auf Säules Schultern ruhte.
Die entschlüsselte, auf ein Plastizeitblatt gedruckte Nachricht begann sich an den Rändern zu wellen. In einer Minute würde der Prozess, eine entflammbare Oxidation, die in dem Augenblick eingesetzt hatte, in dem das Plastiblatt der Luft ausgesetzt wurde, die Notiz zu Nichts verdampfen.
Genauso, wie die dritte Identität des Spions in Kürze ihr Ende finden würde.
Doch so oder so, beides spielte keine Rolle. Die Notiz hatte ihren Zweck erfüllt - Säule hatte sich den Inhalt eingeprägt. Auch der Krieg hier würde im Wesentlichen schon recht bald vorüber sein. Das Bota würde zusammengetragen oder zerstört werden und ansonsten zur Nutzlosigkeit mutieren - soweit es die Kriegsfraktionen betraf, lief am Ende alles auf dasselbe hinaus.
Wenn der Angriff schließlich stattfand, würde Säule bereits fort sein. Es würde einen Grund geben, den MediStern aufzusuchen, und der Transporter, der den Spion dort hinbringen sollte, würde ... umgeleitet werden, sodass er seine Fracht stattdessen im Territorium der Separatisten ablieferte. Natürlich würde Säule über die Autorisierungscodes verfügen, die es dem Schiff erlauben würden, unbeschadet zu passieren. Dann der Sprung in den Hyperraum, und jene, die hier zurückblieben, würden nichts weiter mehr sein als traurige Erinnerungen.
Schon in Kürze würde es einen anderen Auftrag auf einem anderen Planeten geben. Der Krieg würde anderswo weitergehen, und Säule würde unter einer anderen falschen Identität auch weiterhin seinen Teil dazu beitragen, bei der Vernichtung der Republik zu helfen. Wie lange es auch dauern mochte, dieses Ziel zu erreichen, der Spion wusste, dass es letzten Endes dazu kommen würde. Es würde dazu kommen.
Säule seufzte. Hier gab es immer noch viel zu erledigen, und die Zeit, die dafür zur Verfügung stand, war knapp bemessen. Aufzeichnungen, Dateien, Informationen, von denen sich einige für Säules Meister als von Nutzen erweisen könnten, mussten allesamt zusammengetragen und zu Datenpaketen komprimiert werden, die man in der Tasche oder einem Reisekoffer verstauen konnte. Das Ende - zumindest hier und jetzt - war ganz nah.
Es war fast Mitternacht. Das langrüsselige Kubaz-Kostüm existierte nicht mehr, und es bereitete eine Menge Mühe, den Fettanzug anzulegen und zu tragen, weshalb Kaird bei seinem Treffen mit Thula als Mönch von den Schweigsamen verkleidet war. Es war allerdings nicht so, dass irgendjemand sie zusammen sehen würde, sodass er sich auch keine Gedanken machte wegen des Frevels dabei zu sprechen.
Er stand mit dem Rücken gegen eine dünnwandige Lagerhütte gelehnt, gleich hinter der Hauptkantine, scheinbar allein. Thula war im Innern der Hütte, unsichtbar für jeden, der in der heißen, tropischen Dunkelheit womöglich zufällig vorbeikam, doch dank eines Filtergitters leicht zu verstehen, das dazu diente, die Luft durch die Wand zirkulieren zu lassen und den Regen gleichzeitig draußen zu halten.
»Haben Sie, was ich brauche?«
»Ja.«
»Dann haben Sie und Ihr Freund jetzt noch zwei Tage. Ich schlage vor, dass Sie diese Zeit weise nutzen.«
Thulas Stimme war ein leises, animalisches Schnurren. »Und unser übriges Honorar?«
»Schauen Sie da drinnen mal oben auf den Türrahmen nach.«
Es folgte eine kurze Pause. Kairds Ohren waren scharf genug, um das Geräusch der Schritte der Falleen wahrzunehmen, als sie rasch zur Tür ging, einen Moment stehen blieb und dann zur Wand zurückkehrte. Durch das Gitternetz machte er einen schwachen Lichtschein aus, als sie den Creditwürfel aktivierte, den er über der Tür deponiert hatte, und die Summe, die der Würfel enthielt, mittels der Holoprojektion überprüfte.
»Überaus großzügig«, sagte sie.
»Wo ist meine Ware?«, fragte er.
»Mittlerweile in Ihrem Quartier, neben Ihrem restlichen Gepäck. Es war ein Vergnügen, Geschäfte mit Ihnen zu machen, mein Freund.«
»Habt ihr eine Möglichkeit, abzureisen?«
»Ja. Wir haben uns eine provisorische Mitfluggelegenheit auf einem kleinen Transportshuttle besorgt, das morgen geht. Es gibt da einen Piloten, der Bestechung gegenüber nicht abgeneigt ist.«
»Eine Boden-Schiff-Fähre wird euch nicht weit bringen.«
»Immerhin weit genug, um uns etwas anderes zu beschaffen. Geld ist ein wirkungsvolles Schmiermittel.«
»Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder«, sagte Kaird.
»Vielleicht«, erwiderte sie.
Kaird entfernte sich von der Hütte und kehrte zu seiner Unterkunft zurück. Die Tür war verschlossen gewesen, aber solche Schlösser, wie sie hier verwendet wurden, stellten für professionelle Diebe, wie Squa Tront und Thula es neben ihren vielen anderen Talenten waren, kaum ein Hindernis dar.
Der Karbonitblock stand neben seiner anderen Tasche, so getarnt, dass er wie ein nicht allzu teurer Reisekoffer wirkte. Die Ähnlichkeit zu seinem Gepäck war beinahe perfekt. In Karbonit eingefroren würde das Bota frisch bleiben, bis jemand die Schmelzeinheit aktivierte. Anschließend würde es rasch verarbeitet werden müssen, um den rasanten Verfall zu verhindern, der darauf folgen würde, doch das war nicht sein Problem. Die Schwarze Sonne verfügte über die besten Chemiker in der Galaxis. Alles, was er zu tun hatte, war, das Bota zu ihnen zu bringen.
Er wog den Koffer. Er war schwer, annähernd siebzig Kilo, schätzte er, aber er war stark genug, um ihn mühelos hochzuheben und zu tragen.
In diesem Moment fühlte Kaird sich besser als jemals zuvor, seit er auf diesem pestartigen Planeten angekommen war. Angesichts der Umstände hatte er sein Bestes getan, und schließlich und endlich hatte er das Gefühl, dass er ziemlich gut dastehen würde, wenn alles vorüber war. Nur noch einige weitere Tage der List, und dann auf zu seinem Heimatplaneten und zu Frieden.
Zu wohlverdientem Frieden.
Jos erwachte mitten in der Nacht, noch benommen vom jüngsten Saufgelage. Er setzte sich auf der Pritsche auf und rieb sich die Augen. Er hatte von Tolk geträumt, und im Traum hatte sie ihm erklärt, warum sie fortgehen wollte. Bloß, dass er sich jetzt nicht mehr daran erinnern konnte, was sie gesagt hatte.
Jos stand auf, trottete zur Sanieinheit und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Er spülte sich den Mund aus. In letzter Zeit trank er in einem Maße, dass selbst die Anti-Veisalgia-Medikamente, die Kater normalerweise unterdrückten, allmählich ihre Wirksamkeit verloren. Er betrachtete sich selbst im Spiegel.
Was gibst du nur für einen jämmerlichen Anblick ab.
Er seufzte. Das stand außer Frage.
Und was für einen erbärmlichen Abklatsch von einem Mann. Willst du sie einfach gehen lassen? Ohne um sie zu kämpfen?
Er musterte sein Spiegelbild mit düsterer Miene. Laut sagte er: »Was soll ich denn tun? Sie will nicht mit mir reden! Und ich weiß nicht warum!«
Na und? Du bist doch nicht blöd! Finde raus, was los ist! Du konntest nicht verhindern, dass Zan stirbt... Willst du Tolk einfach fortgehen lassen, ohne auch nur den Grund dafür zu kennen?
Jos wandte sich vom Spiegel ab und kehrte zu seiner Koje zurück. Dort stand er da und starrte das Bett an. Das war die Frage, um die sich alles drehte, nicht wahr? Die große Frage, die einzige Frage: Warum? Was hatte Tolk, die Frau, die sagte, sie würde ihn lieben, dazu veranlasst, einfach Schluss zu machen und zu gehen? Sie hatte die Explosion auf dem MediStern angeführt, die Dutzenden von Toten - aber das ergab keinen Sinn. Tolk hatte schon Schlimmeres gesehen, viel Schlimmeres, und das aus weit näherer Entfernung. Nein, das hier war etwas anderes. Es war beinahe, als wäre ihr von irgendeiner primitiven Planetengottheit eine Offenbarung zuteilgeworden...
Die plötzliche Erkenntnis traf ihn mit solcher Wucht, dass er sich setzen musste. Es war, als hätte man ihm in die Magengrube geschlagen. Alle Luft wich aus seiner Lunge, sodass er keinen weiteren Atemzug nehmen konnte. Jetzt wusste er Bescheid. Jetzt wusste er Bescheid!
Großonkel Erel. Er hatte mit Tolk gesprochen. Er hatte ihr erzählt, was es bedeutete, seine Familie und seine Heimat für immer aufzugeben. Er hatte Tolks Gedanken vergiftet!
Das ergab vollkommenen Sinn. Sie hatte damit gerechnet, dass der alte Mann mit ihr reden würde. Das galt auch für Jos, aber irgendwie war dieses Wissen seinem Verstand entglitten - er war so erschöpft und überarbeitet gewesen. Rückblickend schien es unglaublich, dass er diese Möglichkeit aus seinem Kopf verdrängt hatte, aber so war es gewesen. Tolk hatte von der Explosion gesprochen, von den Toten, von dem Grauen all dessen, und Jos hatte sich daran festgehalten und nicht weiter über ihre wahren Gründe nachgedacht.
Onkel Erel.
Wut stieg in ihm auf wie eine heiße Flutwelle. Er stand auf, ging zurück ins Bad und schaltete die Schalldusche ein. Er trat in die Kabine und spürte, wie der Dreck, der Schlaf und der säuerliche Geruch des Alkohols, der noch immer aus seinen Poren sickerte, davongespült wurden, um in schmutzigen Wellen seinen Körper hinab in den Abfluss zu rinnen. Er schaute auf sein Chrono - der nächste Transporter sollte planmäßig am Vormittag starten. Zeit genug, um sich zu duschen und anzuziehen, und dann würde er bei allem, was redlich war, seine Autorität spielen lassen, Gefallen einfordern ... sich Schwingen wachsen lassen und hochfliegen, falls das nötig war, um seinem liebenden Onkel so schnell wie nur möglich einen Besuch abzustatten und von ihm die Wahrheit zu erfahren - auf die eine oder andere Weise.
32. Kapitel
Kaird - oder Mont Shomu, als der er in seiner Verkleidung als fetter Mensch bekannt war - lächelte, als der menschliche Pilot und die Twi'lek-Essensausgabemitarbeiterin von der Flasche lokalen Weins tranken, die er mitgebracht hatte. Es war kein schlechter Wein, gekeltert aus einer runden, rötlich-violetten Frucht von der ungefähren Größe einer geballten Menschenfaust, die an den pilzartigen Bäumen des Jasserak-Hochlands wuchs. Avedame genannt, war das Fruchtfleisch knusprig, wenn die Frucht reif war, und besaß einen säuerlichen, aber gleichzeitig süßen Geschmack. Das spiegelte sich auch im Wein wider.
Dass der Wein mit Myokain versetzt war, hatte nicht den geringsten Einfluss auf den Geschmack, da das Muskelrelaxans in seiner flüssigen, oral einzunehmenden Form geschmacklos, geruchlos und farblos war. Um jeden Verdacht zu zerstreuen, trank Kaird den Wein ebenfalls. Der Unterschied war, dass er zusammen mit dem strohfarbenen Wein eine Dosis Neutralisierer in sein Glas gegeben hatte, um sicherzustellen, dass er die Wirkung der Chemikalie nicht spüren würde.
»Lasst uns anfangen, in Ordnung?«, sagte die Twi'lek. Die
Aufregung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Kaird lächelte, und das fette Gesicht lächelte mit ihm. Wie süß und naiv...
Bogan, der menschliche Pilot, war genauso aus dem Häuschen. Er leerte die Hälfte seines Glases Fruchtwein und erweckte den Holoprojektor mit einem ungeduldigen Wink zum Leben. Er war nicht so gewissenhaft wie der andere Pilot und trank seinen Wein, auch wenn es nicht viel war.
In der Luft über ihnen erblühte das Abbild einer großen, mit Tischen gefüllten Halle, an denen jeweils zwei Spieler saßen. Die Holoprojektion war scharf, und sie würden Gelegenheit haben, die ersten zwanzig oder dreißig Minuten davon zu genießen. Danach, sobald das Pharmazeutikum Wirkung zeigte, würden sie zwar wach und bei Sinnen sein, aber einfach außerstande, sich zu bewegen.
Nach fünfzehn Minuten begannen die beiden zusammenzusacken, und obwohl sie sich darüber zweifellos wunderten und sich deswegen sorgten, besaßen sie schlichtweg nicht mehr die Energie, irgendetwas dagegen zu tun, abgesehen davon, die Stirn zu runzeln. Nach zwanzig Minuten konnten sie ihre Gesichtsmuskeln nicht einmal mehr hierzu genügend verziehen. Hätte er jedem von ihnen einen Blaster gegeben, hätte trotzdem keiner von ihnen die Kraft aufgebracht, diesen zu heben und ihn zu erschießen.
Kaird ging zu dem Menschen. »Können Sie sprechen?«
»J-j-j-jaaaa«, brachte Bogan mühsam in einem langgezogenen Nuscheln hervor. »W-wa-was...?«
»Ich will mich kurz fassen. Ich habe Sie unter Drogen gesetzt. Ich will die Codes für das persönliche Schiff des Admirals - Zugang, Sicherheit, Betriebsfähigkeit, alle. Die Droge, die ich Ihnen verabreicht habe, ist nicht tödlich. Sollten Sie mir die Codes allerdings nicht geben oder mich mit falschen versorgen, werde ich Sie und Ihre Freundin umbringen. Haben Sie verstanden?«
»J-j-jaaaa...«
»Gut.« Kaird holte ein Aufnahmegerät aus der Tasche hervor. Er wusste, dass das Nuscheln des Mannes keine Rolle spielte - die Sicherheitscodes waren nicht stimmspezifisch, sodass sie jeder verwenden konnte. »Geben Sie mir die Codes! Nehmen Sie sich Zeit, geben Sie jeden einzelnen genau wieder. Wenn sie funktionieren, werden Sie und Ihre Freundin einen netten Abend haben und sich das Strag-Spiel ansehen, und morgen Mittag sind Sie dann imstande, sich wieder gut genug zu bewegen, um Hilfe zu rufen. Sollte allerdings einer der Codes versagen ...« Kaird holte einen kleinen Thermaldetonator aus der Tasche hervor. Eine Einheit dieser Größe, die normalerweise dazu verwendet wurde, um eine größere Bombe zu zünden, würde in einem Raum wie diesem alles zerfetzen, was sich darin befand, und die Wände erst mit Blut und vaporisiertem Fleisch verzieren und sie dann zum Einsturz bringen - und das alles im Bruchteil einer Sekunde.
Er hielt den Detonator so, dass der Mann ihn deutlich
sehen konnte. »Erkennen Sie das?« »J-j-j...«
»Gut«, sagte Kaird und schnitt ihm das Wort ab. »Ich habe einen Fernzünder für den Detonator, der eine Reichweite von zweihundert Kilometern besitzt.« Er holte ein kleines Gerät heraus, hielt es hoch und steckte es dann wieder ein. »Falls aufgrund der Codes, die Sie mir geben, irgendetwas Dummes passiert, während ich mich mit dem gestohlenen Schiff aus dem Staub mache - ja, ich werde es stehlen -, dann werde ich den Sprengsatz zünden.« Er stand auf, ging zu dem Holoprojektor und legte den Thermaldetonator oben auf das Gerät.
Bogan hatte angefangen zu schwitzen, was gut war.
»Also, ich weiß, dass Sie Pilot und folglich ein tapferer Gefolgsmann sind, Bogan, und vermutlich keine Angst haben, selbst zu sterben«, sagte er. »Ihre Twi'lek-Strag-Freundin hier ist allerdings eine unschuldige Zivilistin. Sie wollen doch nicht, dass sie jetzt in blutigen Brei verwandelt wird, oder?«
»N-nein ...«
»Nun, dann sind wir uns ja einig. Die Codes?«
Nachdem Bogan die Worte und Zahlen laut ausgesprochen hatte - ein langsamer und langwieriger Vorgang -, nahm »Mont Shomu« mehrere der Sofakissen und benutzte sie dazu, das haltlose Pärchen abzustützen und sie so gegeneinanderzulehnen, dass sie zum Holoprojektor schauten. Er wischte den Schweiß von Bogans Gesicht. »Viel Spaß mit dem Spiel! Ich habe den Projektor auf Wiederholung gestellt, damit ihr euch nicht langweilt - zumindest nicht das erste Dutzend Mal oder so.« Kaird verneigte sich leicht und ging dann hinaus.
Natürlich hätte er sie auf der Stelle töten können, und es gab viele seines Berufsstandes, die das ohne zu zögern getan hätten. Nicht, dass es ihm sonderlich viel ausgemacht hätte, es zu tun. Er hatte in seinem Leben mehr als genug Leute zurück zum Kosmischen Ei geschickt, sodass zwei weitere die Gesamtsumme kaum beeinflussen würden. Doch es gab Gründe dafür, sie nicht umzubringen. Zuerst und vor allem hatte ihn niemand dafür bezahlt, zweitens war es nicht notwendig. Die beiden waren außer Dienst, in einer verriegelten Unterkunft, und bis sie irgendwer vermisste, würde Kaird längst verschwunden sein. Sie hatten keine Ahnung, dass er ein Nediji war, und der fette Mensch, dem sie begegnet waren, würde in wenigen Minuten wiederverwertetes Synthfleisch sein. Er hatte dafür gesorgt, dass keine Spuren zu seinem Nest führten.
Im Innern der Verkleidung grinste er. In Wahrheit war der Thermaldetonator ein Ausbildungsgerät - mechanisch und elektronisch identisch mit einer scharfen Granate, jedoch ohne Sprengladung und damit harmlos. Der »Zünder«, den er vor Bogan herumgeschwenkt hatte, war sein persönlicher Federstriegler. Soweit Kaird wusste, gab es keine mobilen Transmitter dieser Größe mit einer Reichweite, die zweihundert Klicks auch nur nahe kam. Wichtiger noch: Falls die Codes nicht funktionierten und er irgendwie geschnappt wurde, wollte er mit Sicherheit nicht, dass man ihn hierher zurückbrachte, um sich wegen vorsätzlichen Mordes zu verantworten. Natürlich würden sie ihn dafür in die Brigg sperren, ein Schiff gestohlen zu haben, doch das war kein Verbrechen, auf das die Todesstrafe stand, nicht einmal auf das Entwenden eines Admiralsvehikels in Kriegszeiten. Letzten Endes würde die Schwarze Sonne jemanden herschicken, um herauszufinden, was ihm zugestoßen war, und dafür sorgen, dass er freigelassen wurde. Ein Kriegsgericht hingegen, das ihn wegen Mordes schuldig sprach, würde dafür sorgen, dass er bereits gegart und wiederverwertet worden war, lange bevor sich die Schwarze Sonne auch bloß zu fragen begann, wo er steckte.
Darüber hinaus war da noch die Sache mit diesem ehemaligen MediStern-Admiral, den er aus dem Verkehr gezogen hatte, den Sakiyaner Tarnese Bleyd, und es wäre gar nicht gut, wenn sie in sein Gehirn spähten und das herausfanden. Doch selbst im Krieg gab es Regeln, und Hirnscans ohne rechtmäßige Genehmigung sollten eigentlich nicht durchgeführt werden. Sollte es doch dazu kommen, wusste Kaird, dass es besser sein würde, sich selbst zum Schweigen zu bringen, als zu reden, da er so oder so draufgehen würde, und wenn er Selbstmord beging, würde es schnell und schmerzlos über die Bühne gehen - was absolut nicht der Fall wäre, wenn die Schwarze Sonne sauer auf ihn war und ihre Finger mit im Spiel hatte.
Natürlich war es am allerbesten, sich gar nicht erst erwischen zu lassen.
Kaird machte sich auf den Weg zu einer Sanieinheit, um den letzten der schweren Menschenanzüge loszuwerden, und das war's dann. Genau wie Hunandin, der Kubaz, hatte Mont Shomu ihm gute Dienste geleistet, doch er war sehr froh, die schwere Verkleidung nicht noch einmal tragen zu müssen. Er fragte sich, wie wohl Menschen funktionierten, die tatsächlich so viel überschüssiges Fettgewebe mit sich herumschleppten. Soweit es Kaird betraf, hätte er es sogar vorgezogen, stattdessen lieber gerupft und über offenem Feuer langsam gebraten zu werden.
Jos war so wütend wie nie zuvor in seinem Leben - zumindest, soweit er sich entsinnen konnte. Er sah den Mann fast so vor sich, als würde ein roter Schleier vor seinen Augen liegen. Mit zusammengebissenen Zähnen sagte er: »Wenn du nicht mein Großonkel und mein befehlshabender Offizier wärst, würde ich dir eine Tracht Prügel verpassen!«
»Ich nehme an, dass ich an deiner Stelle ebenso empfinden würde.«
Sie waren auf dem MediStern im Büro des Admirals, und sie waren allein, doch irgendwie vermutete Jos, dass jemand kommen würde, um zu sehen, was der Krach zu bedeuten hatte, wenn er anfing, Erel die Visage zu polieren. Tatsächlich sogar mehrere Jemande, allesamt vom militärischen Sicherheitsdienst, groß, humorlos und bewaffnet.
Nicht, dass das eine Rolle spielte. So, wie er sich jetzt gerade fühlte, konnte ihn nichts und niemand aufhalten, wenn er das Bedürfnis hatte, seinen lange verlorenen Onkel zu verdreschen.
»Wie kannst du es wagen, dich auf diese Art und Weise in unsere Angelegenheiten einzumischen? Was gibt dir das Recht dazu?«
»Ich wollte dir bloß Kummer ersparen.«
»Mir Kummer ersparen? Indem du die Frau verjagst, die ich liebe? Tut mir leid, Doktor, aber irgendwie sehe ich da die medizinische Indikation nicht recht. Tolk ist das Heilmittel für so vieles, das mir zu schaffen macht, das mich verletzt, das mir Angst einjagt, dass ich nicht einmal weiß, wo ich anfangen sollte, dir das zu erklären!« Jos tigerte hin und her und kochte einen Moment lang vor Wut. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie auf dich gehört hat!«
»Dass sie das getan hat, zeigt das Maß ihrer Liebe und der Rücksicht, die sie auf dich nimmt, Jos.«
»Woher willst du das wissen?«
»Sie will nicht, dass du von deiner Familie und deinen Freunden geächtet wirst.«
»Weil du ihr so ein grimmiges und hässliches Bild davon gezeichnet hast, wie das dann wohl wäre. Bei dir hat es sich angehört, als würde man uns dann als den Abschaum der gesamten Galaxis betrachten.«
»Ich gebe zu, dass ich das getan habe.«
Jos musste in einem fort seine Fäuste öffnen. Er nahm einen tiefen Atemzug, ließ ihn entweichen, nahm noch einen. Ganz ruhig, sagte er sich. Dem Admiral die Nase zu brechen, mochte vielleicht überaus befriedigend sein, doch es wäre ein äußerst schlechter Zug, ganz gleich, wie sehr der Mann es verdiente. Er ist Arzt, rief Jos sich ins Gedächtnis.
Er hat getan, was er für das Beste hielt. Doch es war trotzdem schwer. Er wollte den alten Mann verprügeln. So richtig.
Dessen ungeachtet besaß sein Zorn nicht mehr ganz die Nova-Intensität wie zuvor. Jos atmete noch einmal tief ein und sagte: »Nun, Onkel, wenn meine Familie nicht bereit ist, die Frau zu akzeptieren, die ich liebe, dann sind sie bloß auf dem Papier meine Familie, und ich bin besser ohne sie dran.«
Kersos schüttelte den Kopf, eine Geste grenzenloser Müdigkeit. »Das dachte ich auch mal. Ich habe diesen Pfad eingeschlagen, Jos.«
»Aber ich bin nicht du. Womöglich hätte ich es irgendwann bedauert - auch wenn ich das bezweifle aber selbst wenn, wäre es immer noch meine Entscheidung gewesen. Ich hätte sie treffen müssen.«
»So einfach ist das nicht, mein Junge. Du sprichst von kulturellen Bräuchen, die es schon seit Tausenden von Jahren gibt. Die Tradition, um sie zu begründen, reicht weit zurück.«
»Und in sechzig oder achtzig Jahren wird vieles von dieser Kultur und Tradition, einschließlich der Verbote für Enster und Ekster, der Vergangenheit angehören.« Jos hielt inne, darum bemüht, den Zorn im Zaum zu halten. Er konnte seinem Onkel die Sache erklären. Er war gescheit und redegewandt. Wenn er einem nervösen Patienten einen komplizierten Eingriff erklären konnte, konnte er das hier gewiss auch in verständliche Begriffe fassen.
»Hör zu!«, sagte er. »Du warst deiner Zeit weit voraus, und ich bin ihr immer noch voraus. Aber meine Kinder und deren Kinder werden sich mit solchem hirnlosen Mopek nicht mehr herumschlagen müssen.«
Onkel Erel schüttelte den Kopf. »Es fällt mir schwer, das zu glauben. Bist du in der Lage, die Zukunft vorherzusehen?«
Jos schüttelte seufzend den Kopf. »Ich kann die Gegenwart sehen, Onkel.« Er zögerte wieder. »Es ist lange her, seit du das letzte Mal auf unserem Heimatplaneten warst. Hast du je den Begriff Hustru fönster gehört?«
Sein Onkel schüttelte den Kopf. »Das klingt wie Hoodisch.«
»Dicht dran. Es ist Vulanisch, ein ähnlich obskurer Dialekt aus den Großen Südlichen Landen. Ich glaube, der letzte Muttersprachler auf unserem Planeten ist vor fünfzig Jahren gestorben. Wie auch immer, Hustru fönster bedeutet so viel wie >die Frau im Fenster<. Das ist ein Begriff, der in den letzten paar Jahren in Umlauf gekommen ist, und keiner, den man bei vornehmen Zusammenkünften anbringt.«
Sein Großonkel schaute verwirrt drein.
Jos fuhr fort. »Angenommen, wir haben einen jungen Mann aus guter Familie, der sich von einem Ekster-Mädchen angezogen fühlt. In Ordnung, also, alle zwinkern und nicken und drücken ein Auge zu, während er seinen wilden Trieben nachgibt und sich die Antriebsrohre durchpusten lässt. Es wird nicht stillschweigend darüber hinweggesehen, aber es ist erlaubt, solange er am Ende in den Schoß der Herde zurückkehrt.
Doch in letzter Zeit treibt es die guten Söhne und auch die guten Töchter zunehmend häufiger auf andere Planeten, wo sie Ekstern begegnen, mit denen sie sich auch künftig eine Beziehung wünschen. Ja, die Gebräuche verbieten das, doch diejenigen, die über hinreichende Mittel verfügen, haben einen Weg gefunden, die Bräuche zu umgehen.
Der gute Sohn oder die gute Tochter kommen nach Hause und erwählen sich einen Enster-Ehepartner. Aber das sind Frauen oder Männer, die sich allein aus finanziellen oder standesabhängigen Gründen auf die Ehe einlassen. Die
Frischvermählten heuern eine Haushälterin, einen Gärtner oder eine Köchin an, der oder die zufällig eine Ekster ist - du weißt sicher, worauf ich damit hinauswill.«
Sein Onkel sagte nichts.
»Genau genommen«, fuhr Jos fort, »gibt es nicht einmal ein Verbot dieser Art von Arrangement, und so sind alle zufrieden. Kein Skandal, keine Schande, und falls die >Haushälterin< durch einen unbekannten Liebhaber schwanger wird, könnte ihr Kind von den Arbeitgebern beinahe genauso aufgezogen werden wie ihr eigenes - allein schon aufgrund ihrer Fürsorgepflicht gegenüber einer geschätzten Angestellten. Vielleicht adoptieren sie das Kind sogar ganz legal, da mehr und mehr dieser Enster-Ehen kinderlos bleiben.
Und wenn das Kind einer guten Frau dem Gärtner ähnelt oder der Nachwuchs des Dienstmädchens wie ihr Arbeitgeber aussieht, nun, dann kann das natürlich bloß Zufall sein.«
Sein Onkel schüttelte den Kopf. »Das wird auf unserem Heimatplaneten so praktiziert?«
»Das ist weit verbreitet und wird die ganze Zeit über so gemacht, immer regelmäßiger.«
Erel sah aus, als habe er in irgendetwas Saures gebissen. »Nun, dann hast du deine Antwort doch schon.«
»Nein, Sir, habe ich nicht!«, entgegnete Jos. Sein Tonfall wurde wieder angespannt, doch diesmal zügelte er sich nicht. »Ich will meiner Gattin diese Sitte nicht zumuten - eine Lüge zu leben, die niemanden täuscht, bloß um einen archaischen, unzeitgemäßen Brauch lebendig zu erhalten, der nicht mehr länger irgendeinem Zweck dient. Ich würde Tolk dauerhaft zur Frau nehmen, für alle Zeit, und jeder, für den das inakzeptabel ist, kann meinetwegen die Schotten öffnen und Vakuum schnüffeln, wenn's nach mir geht.«
»Deine Familie...«
»Tolk ist meine Familie! Sie steht an erster Stelle. Von jetzt an kommen alle anderen erst danach. Ich liebe sie. Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen, und wenn ich auf Händen und Knien über ein rasiermesserscharfes Obsidianfeld kriechen müsste, um sie davon zu überzeugen, dann würde ich das tun.«
Der ältere Mann lächelte.
»Was ist so lustig?« Jos spürte, wie sein Zorn heißer anschwoll. Er würde dem Mann eine verpassen, ob nun Großonkel, befehlshabender Offizier oder nicht!
»Dieselbe Ansprache habe ich meinem Bruder gehalten, lange bevor du geboren wurdest.« Er stand auf. »Herzlichen Glückwunsch, Neffe! Ich werde deine Entscheidung auf jede nur erdenkliche Weise unterstützen, die mir möglich ist.«
Jos blinzelte. Er hatte das Gefühl, als wäre er in eins dieser starken Vakuumlöcher geraten, gegen die er Sternenjägerpiloten hatte ankämpfen sehen. »Wie bitte?«
»Sich jahrtausendealten Bräuchen zu widersetzen, ist nichts für die Schwachen. Würde Tolk dir weniger als das bedeuten, würdest du es am Ende bereuen. Wie du schon sagst, womöglich tust du das irgendwann trotzdem - aber zumindest nimmst du die Sache aus einer Position der Stärke heraus in Angriff.«
Jos beugte sich über den Schreibtisch und sah dem älteren Mann in die Augen. »Im Moment, Onkel, fange ich dank deiner Einmischung bei null an. Tolk wird zu einer anderen Flehr versetzt. Sie spricht jetzt nicht einmal mehr mit mir, und irgendwie sehe ich nicht, wie die Dinge zwischen uns wieder besser werden sollten, wenn tausend Klicks Wasser zwischen uns liegen.«
»Junge, ohne meine Erlaubnis geht auf diesem Planeten niemand vom Medizinischen Expeditionskorps der Republik irgendwohin. Wenn die Frau, die du liebst, es wert ist, alles andere aufzugeben, um mit ihr zusammen zu sein, dann hast du etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Ich werde meinen Fehler korrigieren. Sie wird wieder zu dir zurückkommen.«
»Aber... wie? Das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen. Wie willst du...?«
»Indem ich Tolk die Aufzeichnung dieser Unterhaltung ansehen lasse«, sagte Admiral Kersos. »Sie war bereit, dich aufzugeben, weil sie dich liebt. Wenn sie sieht und hört, wie sehr du sie liebst, wird das einen Unterschied machen.«
Jos setzte sich hin. Er fühlte sich, als habe er gerade einen Himmelsdom erklommen. Konnte Onkel Erel seinen Fehler tatsächlich wiedergutmachen? Oder war es bereits zu spät?
»Keine Sorge, Jos. Was ich vermassele, bringe ich auch wieder in Ordnung.«
Und zum ersten Mal seit Tagen spürte Jos, wie sich in ihm ein Gefühl der Hoffnung regte.
33. Kapitel
Den Dhur saß für sich allein in der Cantina und brütete vor sich hin.
Er hatte den ersten Entwurf seines Beitrags über die Bota-Mutation fertig gestellt und betrachtete ihn ohne jede Bescheidenheit als eine seiner besten Arbeiten. Es war ihm gelungen, einige interessante persönliche Perspektiven einzubringen, indem er anhand einer Reihe von Fallstudien, die er übers HoloNet verifiziert hatte, die potenziellen Möglichkeiten aufzeigte, wie sich der Verlust des Wunderadaptogens auf die verschiedenen Spezies auswirken würde. Darüber hinaus hatte er ein bisschen der schonungslosen Ironie eingebaut, einen Krieg um eine Pflanze zu kämpfen, die dann mutierte und besagten Krieg sinnlos machte.
Alles in allem war das die Art von Journalismus, die Aufmerksamkeit erregte. Sein Name als Verfasser eines solchen Beitrags konnte ihn mit einiger Wahrscheinlichkeit wieder zurück auf die Bildfläche bringen, ihm einen Auftrag irgendwo anders einbringen, an einem Ort, der weniger ... aufregend war als Drongar. Oh, wenn er tatsächlich nach Sullust zurückkehrte und Eyars Angebot annahm, wäre das eine großartige Story, um abzutreten.
Es gab da bloß ein Problem. Nach genauerem Nachdenken sah er keine Möglichkeit, den Beitrag tatsächlich zu bringen.
Sobald allgemein bekannt wurde, dass das Bota nutzlos war, würden, soweit Den das vorhersah, zwei Dinge passieren. Das eine würde die Beendigung aller Kampfhandlungen und schließlich die Evakuierung von Drongar sein, da es auf dieser schwelenden Dreckkugel dann nichts mehr gab, worum es sich zu kämpfen lohnte - was ihm nur recht war.
Das andere jedoch würde eine gnadenlose finale Schlacht zwischen den Separatisten und der Republik um die letzten brauchbaren Vorkommen der Pflanze sein. Da Bota mehr oder weniger ausschließlich in diesem einen Gebiet von Süd-Tanlassa wuchs - in einem Bereich von ungefähr eintausend Quadratklicks -, würden sich die Kämpfe überall um sie herum konzentrieren. Die fünfzehn Flehrs, die mit der Aufgabe betraut waren, die Verwundeten zu versorgen und, im Falle von Flehr Sieben und einigen anderen, auch Bota zu ernten, würden von feindlichen Truppen überrannt werden. Kampfdroiden, Droidekas, Söldner aller Couleur und so ziemlich jeder andere mit Träumen von schnellem Wohlstand würden heulend über die Barrikaden gestürmt kommen wie ein Rudel Sumpfferkel. Das würde verdammt hässlich werden.
Von dem Moment an, als er das Gerücht gehört hatte, war ihm klar, dass das passieren würde. Dennoch würde die Story früher oder später rauskommen - warum sollte nicht er derjenige sein, der den Lohn dafür erntete?
Aber er kannte die Antwort darauf, so sehr er es auch hasste, das zuzugeben. Irgendwie hatte er sich während seines Aufenthalts hier mit einem Krankheitserreger infiziert, der tödlicher war als jedes Insekt, das Drongars verseuchtes Ökosystem zu bieten hatte: mit einem Gewissen.
Den wusste, dass er die Story heimlich hier rausbringen konnte. Doch dann wäre er zumindest teilweise für eine Schiffsladung Bantha-Poodoo verantwortlich, die auf die Leute stürzte, die er mittlerweile als seine Freunde betrachtete.
Den seufzte innig. Seine Wangenlappen flatterten vor Frust. Ganz gleich, ob er die Information durchsickern ließ oder jemand anderes, am Ende würde die Katastrophe so oder so eintreten. Und wenn es so weit war, würde es die Art von Spektakel sein, das man sich am besten aus einigen Parsecs Entfernung anschaute. Was bedeutete, dass er sich lieber eine Koje auf einem Schiff besorgen sollte, das den Planeten demnächst - sehr bald - verlassen würde. Das war auch der Grund dafür, warum der Gedanke, I-Fünf auf seiner Reise nach Coruscant zu begleiten, so verflucht reizvoll war. Dort einen Flug nach Sullust oder so ziemlich überall sonst hin zu bekommen, wäre ein Leichtes.
Was diese ganze Sache mit dem Sich-zur-Ruhe-Setzen anging, war Den immer noch unentschlossen. Tatsächlich war ein zweiköpfiger Troig verglichen mit ihm der Inbegriff der Zielstrebigkeit. Sollte er alles hinschmeißen und das Oberhaupt von Eyars Clan werden? Oder sollte er sich wieder in die Arbeit stürzen, so, wie er es sein ganzes Erwachsenenleben über getan hatte? Immerhin gab es weiterhin gute Storys aufzudecken.
Andererseits war Eyar ein höchst entzückendes, begehrenswertes Weibchen...
Er würde sich bald entscheiden müssen. I-Fünf würde mit seinem Auftrag für Barriss Offee in Kürze abreisen. Es würde kein Problem für Den sein, ihn zu begleiten - er war kein Wehrpflichtiger, sondern Zivilist. Es stand ihm frei, zu kommen und zu gehen, wie es praktisch durchführbar war. In achtundvierzig Standardstunden konnten sie die Kernwelten erreichen, vielleicht schneller.
Es gab keinen Grund für ihn hierzubleiben, es sei denn, er legte es darauf an, mit ziemlicher Sicherheit zu sterben, um über die letzten chaotischen Stunden zu berichten. Und, wie er schon mehr als einmal jedem gegenüber erwähnt hatte, der gewillt war zuzuhören, er war kein Held.
Gleichwohl, etwas an dem Gedanken daran fortzugehen, Leute wie Jos, Barriss, Tolk, Klo und Uli im Stich zu lassen ... das setzte einem ganz schön zu.
Wie war es bloß so weit gekommen? Dass es plötzlich all diese Leute gab, um die er sich sorgte?
Als einer der Schweigsamen war es einfach, hoch zum MediStern zu gelangen. Religiöse und meditative Orden - insbesondere solche, die eine heilsame Wirkung auf die Kranken und Verwundeten hatten - wurden für gewöhnlich bevorzugt behandelt. Sobald er an Bord war und ordnungsgemäß eingecheckt hatte, nahm Kaird seinen Reisekoffer und begab sich geradewegs zur Hauptlandebucht. Da der Schweigsame nicht sprach, reichte er der Wache eine Notiz mit seinem Gesuch, ließ den gefälschten Identichip aufblitzen und durfte passieren. Nach außen hin hatte der abreisende Schweigsame vor, sein Gepäck an Bord eines Militärtransporters zu verstauen, der in ein oder zwei Tagen zu den Kernwelten aufbrach. Auch dort würde jemand Wache halten, doch da der Wachmann keine Gesellschaft erwartete - zumindest keine Gesellschaft wie von Kaird in seiner Verkleidung -, würde die robentragende Gestalt des Schweigsamen, die an ihm vorbeiging, keine Aufmerksamkeit erregen.
Das Schiff des Admirals war abseits der anderen Shuttles und Transporter untergebracht, was nicht weiter überraschend war. Man gelangte bloß durch einen langen Privatkorridor dorthin.
In der Landebucht selbst war keine Wache postiert, weil dazu vermeintlich kein Anlass bestand: Ohne die Codes kam man nicht in das Schiff, konnte es nicht in Betrieb nehmen und auch nicht die Flugkontrolle umgehen oder an den Wachpostenschiffen vorbeikommen, und die einzigen Leute, die die Codes besaßen, waren die offiziellen Piloten, also - warum sich Sorgen machen?
Kaird bewegte sich langsam, mit der Versunkenheit von jemandem, der in einem fort über schwerwiegende Angelegenheiten meditierte. Er wusste, dass sich voraus ein toter Winkel befand, genau da, wo der Korridor abbog - er war während des Studiums der MediStern-Pläne darauf gestoßen, für die er teuer bezahlt hatte -, und es gab keine Kameras, die diese Stelle abdeckten. Es war ein kleiner Bereich, bloß ein paar Meter, aber das war alles, was er brauchte.
Als Kaird die Stelle erreichte, schaute er sich um, sah niemanden und streifte rasch das Gewand ab. Darunter trug er eine von Bogans Uniformen und eine einfache Menschenhautmaske. Die Maske war schlicht - sie ließ ihn ansatzweise wie einen Mensch wirken, würde jedoch bei näherer Betrachtung niemandem vorgaukeln können, er sei der wahre Bogan. Eine weiter entfernte Überwachungskamera sollte sich allerdings davon täuschen lassen. Das Einzige, das womöglich auffallen würde, war die Filtermaske, die er tragen musste. Sie war ausgehöhlt worden, um seinen schnabelartigen Mund zu verbergen. Die andere menschliche Verkleidung war schwabbelig genug gewesen, um den drei Zentimeter langen Vorsprung zu verschleiern. Bogan hingegen war ein Exomorph, weshalb Kaird ein bisschen kreativer hatte sein müssen. Dennoch waren solche Masken an
Bord des MediSterns kein seltener Anblick, besonders nach der Explosion, da in der Atmosphäre des Schiffs noch Spuren von Staub und möglicherweise schädlichen Partikeln zu finden waren.
Die letzten hundert Meter waren der gefährlichste Teil seiner Aktion. Falls auf den letzten Schritten zufällig jemand an ihm vorbeikam, würde er ihn rasch umbringen und sich aus dem Staub machen müssen. Allerdings rechnete er nicht damit, irgendwem zu begegnen, und als er die Einstiegsluke des Schiffs erreichte, stieß er ein erleichtertes Seufzen aus.
»Hey, sind Sie das, Bogan?«, rief jemand hinter ihm.
Ein eisiger Splitter der Furcht stach auf Kaird ein und tötete die gerade geborene Erleichterung direkt wieder. Er nahm einen raschen Atemzug und drehte sich gerade lange genug um, dass ein flüchtiger Blick auf die Maske möglich war. Er winkte dem Sprecher zu, der dreißig Meter entfernt war. Dann gab er rasch den Zugangscode in das Tastenfeld ein.
»Donnern Sie auf dem Weg nach draußen nicht gegen die Wände!«, rief der Sprecher. Die Worte endeten mit einem Lachen.
Kaird machte eine Handbewegung von fragwürdigem Geschmack, und die Stimme lachte wieder, noch lauter.
Die Luke entriegelte sich und glitt auf. Kaird eilte schnell die Stufen hoch. Sobald er im Innern des Schiffs war, ließ er den Bota-Koffer fallen und hastete in den Cockpit-Bereich. Er tippte die Sicherheitscodes ein, fuhr die Haupttriebwerke hoch und begann mit den Startsequenzchecks.
Die Flugkontrolle drang über das Kom: »A-eins, hier spricht die Flugkontrolle. Wir sehen, dass Sie die Systeme hochfahren. Sind Sie das, Lieutenant Bogan?«
Das war der nächste knifflige Teil, jedoch einer, für den Kaird genauso sorgsam vorausgeplant hatte, wie für alles
Übrige. Er konnte Bogans Stimme nachahmen - aufgrund ihres begrenzten Stimmbandsystems war das bei Menschen nicht schwierig doch eine Maske zu präparieren, die gut genug war, um jemanden zum Narren zu halten, der einen über eine Schiffsholokamera ansah, war alles andere als unproblematisch. Auf Coruscant, mit einer Gesichtsform und einem guten Hautkünstler, der das Haar und die Farbgebung erledigte - und ein paar Stunden Zeit für das Makeup hatte -, wäre das keine große Sache, aber hier in der Wildnis stand Kaird diese Option nicht zur Verfügung, und sie würden sein Gesicht sehen wollen. Oder vielmehr: Bogans Gesicht.
Er lud rasch einen Chip und drückte eine Taste. Auf dem Kom-Monitor erschien das Bild des menschlichen Piloten, der die Atemmaske trug, flackernd wie bei einer Funktionsstörung.
»Ja, ich bin's«, sagte Kaird mit Bogans Stimme. »Ich... kark! Die Kamera macht Ärger.« Damit schaltete er den Transmitter aus. Das Gerät war bloß ein paar Sekunden lang an gewesen, gerade lange genug, dass die Flugkontrolle einen flüchtigen Blick auf ein menschliches Gesicht erhaschen konnte. Das, zusammen mit Bogans Stimme, sollte reichen, um sie davon zu überzeugen, dass sie es mit dem zu tun hatten, mit dem sie es zu tun zu haben glaubten.
»Ihr werdet euch mein attraktives Gesicht wohl einfach vorstellen müssen, Flugkontrolle.«
Die Controllerin kicherte - eine Menschenfrau, stellte Kaird fest. »Ich habe Nerfhirten gesehen, die attraktiver waren. Tatsächlich habe ich schon Nerfs gesehen, für die das gilt.« Die Stimme wurde ernster. »Was haben Sie vor, Bogan? Wir haben für heute gar keine Flugpläne für den Admiral.«
»Ich brauche Trainingszeit«, entgegnete Kaird als Bogan, »wenn ich nach dem Ausscheiden aus der Flotte kommerzielle Linienflüge fliegen will. Ich werde bloß ein paar Stunden fort sein. Einige Loopings, ein paar Rollen, ich werde alles protokollieren, und alle sind glücklich.«
»Und das macht dem Admiral nichts aus?«
»Er meinte, er würde nirgendwo hingehen. Ich glaube, nach unserem Gespräch wollte er in die Quellwanne, aber Sie können ihn gern kontaktieren und die Sache klären, wenn Sie wollen.«
»Den Admiral aus einer Quellwanne holen? Ja, sicher. Geben Sie mir die Luftschleusencodes.«
Kaird grinste sein Raubtiergrinsen und ratterte den Code herunter.
»Bestätigt«, entgegnete die Flugkontrolle. »Freigabe für Vakuumkammer.«
Die Tore zwischen der unter Druck stehenden Kammer und der Luftschleuse öffneten sich. Eine leichte Brise wirbelte ein wenig Müll auf, als Kaird das Schiff in die riesige Schleuse gleiten ließ. Die gewaltigen Tore schlössen sich hinter ihm, eine Warnsirene heulte, und ein rotes Licht blitzte auf. Die Kom-Automatikstimme sagte: »Achtung, Achtung... Druckablass läuft. Alle ungeschützten Mitarbeiter müssen die Kammer unverzüglich verlassen. Achtung, Achtung...«
Die Automatikstimme wiederholte ihr eintöniges Alarmgebrumm, bis die Sirene verstummte und das rote Licht erlosch. Einen Moment später öffneten sich die Außentore, um den Blick auf die Schwärze des Alls mit ihren Nadelstichen ferner Sterne freizugeben.
»A-eins, geben Sie mir Ihre Startcodes.«
Kaird gehorchte.
»A-eins, Sie haben Startfreigabe. Versuchen Sie, auf dem Weg nach draußen nicht gegen die Wände zu stoßen!«
Kaird grinste wieder und griff nach den Steuerkontrollen. Das Schiff schob sich langsam aus der Schleuse. Beim Kosmischen Ei, er verließ Drongar und hatte kostbare Geschenke für seine Herren im Gepäck - Geschenke, die ihn bald zu einem freien Mann machen würden, sodass er endlich nach Hause gehen konnte. Was könnte besser sein?
34. Kapitel
Es gab nicht viel zu packen - Dens Jahre als Feldkorrespondent hatten ihn gelehrt, wie man mit leichtem Gepäck reiste. Es war zwar nicht ganz so, dass alles, was er zum Leben brauchte, seine Wangenbürste war, aber es kam dem schon ziemlich nahe. Seine Multiklimabekleidung bestand durchweg aus Komprimierstoffen, sein Stimmschreiber war nicht viel größer als sein Daumen. Zwei Gepäckstücke - beide klein - waren alles, was er brauchte. Einpacken, abreisen. Das hatte er schon tausendmal gemacht, mindestens.
Die Klingel läutete.
»Herein!«
Das Zugangspaneel glitt auf, um I-Fünf Einlass zu gewähren.
»Genau der Droide, nach dem ich gesucht habe«, sagte Den.
I-Fünfs linker Fotorezeptor vollführte das Droiden-Äquivalent einer hochgezogenen Augenbraue. Er schaute sich um. »Sie scheinen gepackt zu haben und fertig zur Abreise zu sein - auch wenn das irgendwie schwer zu sagen ist, im Angesicht des allgemeinen ... Ambientes.«
Den grinste. »Ich bin nicht unbedingt der beste Hausmann auf diesem Planeten«, gab er zu. »Vermutlich nicht einmal auf den meisten bekannten Planeten - und, so vermute ich, auch nicht auf den unbekannten.«
»Oh, so schlimm ist es nicht«, meinte der Droide. »Geben Sie mir dreißig Minuten und einen Flammenwerferaufsatz, und...«
»Weißt du, in Kürze startet noch ein weiterer Transporter, mit den Letzten des Showensembles. Ich bin sicher, ein Droide, der Stand-up-Comedy macht, steht auf der Liste der Dinge, die sie dringend brauchen, ganz weit oben.«
»Zweifelsohne, und wie der Zufall es will, werde ich mit dem nächsten Shuttle danach abreisen.«
Den nickte. Das hatte er bereits vermutet. »Dann hast du von Barriss deine Mission bekommen?«
»Ja. Informationen - absolut vertraulich, alles streng geheim - und eine Ampulle, die ich ebenfalls abliefern muss.« I-Fünf streckte eine Hand aus. »Ich bin gekommen, um Lebewohl zu sagen.«
Den ergriff die Hand des Droiden nicht. »Dazu besteht kein Anlass. Ich komme mit dir.«
Eine weitere subtile Veränderung der Leuchtkraft, die diesmal Überraschung geschuldet war. »Tatsächlich? Welchem Umstand verdanke ich diese Ehre?«
»Dem Umstand, dass dieser Ort sehr bald von Separatistendroiden, Söldnern und allem anderen überrannt werden wird, das ihnen zur Verfügung steht und klug genug ist, sich zu bewegen und gleichzeitig zu schießen.« Den klärte ihn mit knappen Worten über die Bota-Mutation auf und wie die Sache höchstwahrscheinlich ausgehen würde, sobald das Ganze allgemein bekannt wurde.
»Diese Mutation kommt wenig überraschend«, sagte I-Fünf. »Dieser ganze Planet ist ein einziges riesiges Transgen-Experiment. Angesichts der ganzen Kreuzungsverunreinigungen durch die Sporen und das undifferenzierte Potenzial der hiesigen DNS überrascht mich bloß, dass das Bota so lange stabil geblieben ist.«
»Nun, Stabilität ist ein Wort, das in den nächsten paar Tagen nicht allzu häufig fallen wird, was der Grund dafür ist, warum ich nach Coruscant zurückkehre.« Den blickte den Droiden erwartungsvoll an. »Ich dachte, vielleicht könnten wir zusammen reisen.«
»Ich habe keine Einwände. Obwohl ich bezweifle, dass die meisten anderen Droiden mit mir sprechen werden, wenn ich von einem Organischen begleitet werde.«
»Weißt du, vielleicht solltest du diese kratzbürstige Seite deiner Programmierung ein bisschen zügeln. Andernfalls wird das wahrscheinlich jemand anderes für dich erledigen - mit einer Vibroklinge. Nur sehr wenige Leute mögen vorlaute Droiden.«
»Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, sind Sie beileibe nicht die erste Person, die mir das sagt. Allerdings finde ich, dass das einer ansonsten eher faden Existenz ein bisschen Würze verleiht. Und ich kann auf mich selbst aufpassen, vielen Dank.«
Den sah auf sein Chrono. »Noch gute neun Stunden, bevor die Shuttles starten. Irgendwelche Pläne für die Zwischenzeit?«
»Es würde mir angebracht erscheinen, diese Zeit im Operationssaal zu verbringen, um Jos und den anderen zu helfen. Immerhin war das meine primäre Aufgabe hier.«
»Was mich betrifft, habe ich ein anderes Ziel im Sinn. Aber obwohl wir unsere letzten Stunden hier an zwei verschiedenen Örtlichkeiten verbringen werden, gibt es eine Sache, die beide Orte gemein haben«, sagte Den mit einem Grinsen.
»Alkohol.« Der Droide zögerte. »Haben Sie die Absicht, irgendjemanden in Ihr Wissen um die Bota-Mutation einzuweihen?«
Den musterte I-Fünf. Kein Zweifel, die Sinne dieses Droi- den waren so scharf wie ein Lichtschwert. »Offiziell... nein. Und wenn ich irgendwem vom Personal Feuerschnaken ins Ohr setzte, würde das nicht viel bringen, da sie nicht in der Position sind, irgendetwas dagegen zu unternehmen, abgesehen davon, sich Sorgen zu machen.«
»Ich spüre einen unausgesprochenen Nachsatz.«
»Tja, nun, einige der Kartenspieler und ich haben uns angefreundet, und ich glaube, es würde mir nicht gefallen, wenn es sie unvorbereitet trifft.«
»Aber wenn Sie die Situation nicht beeinflussen können, wie Sie behaupten, warum dann überhaupt etwas sagen?«
Den zuckte die Schultern. »Würdest du es nicht wissen wollen?«
»Natürlich. Je mehr Daten man hat, desto besser gewappnet ist man, um dennoch weiterhin zu funktionieren.«
»Da hast du's!« Den ging zur Tür. »Ich werde mir jetzt einen oder sechs Drinks genehmigen, ehe ich meinen Freunden die Neuigkeiten erzähle. Wir sehen uns auf dem Flugfeld.«
35. Kapitel
Barriss probierte ein weiteres Mal ihren Kommunikator aus. Die Störung, die ihre Versuche blockierte, eine Verbindung zum Jedi-Tempel herzustellen, währte jetzt schon mehrere Tage, und sie wollte ihre Hoffnungen nicht zu hoch schrauben. Sie erinnerte sich an etwas, das Jos eines Abends gesagt hatte, als sie Sabacc spielten. Er hatte einen Spruch zitiert, der ihm einmal in einem Restaurant untergekommen war: »Minimiere deine Erwartungen, um zu vermeiden, enttäuscht zu werden!«
Das ist eine realistische Philosophie, dachte sie.
Dann - vielleicht, weil sie nicht damit rechnete - ging ihre Kom-Übertragung durch. Die Holoprojektion erblühte in einem Maßstab von eins zu sechs, und Barriss sah sich dem Abbild von Meisterin Luminara Unduli gegenüber. Bei ihrem Anblick verspürte sie eine Woge der Freude.
»Meisterin!«
»Wer sonst? Du hast mich gerufen, nicht wahr?«
Barriss grinste, voller Vorfreude auf den Moment, dieses gewaltige und schreckliche Geheimnis mit ihr zu teilen. Erstaunlich, wie mentale und spirituelle Bürden an Gewicht verlieren konnten, wenn man sie nicht für sich allein behielt.
»Ja.« Mit einem Mal hatte Barriss das Gefühl, als wäre ihr Geist zu voll und zu durcheinander, um zu sprechen. Sie zögerte. Sie musste die Sache richtig angehen, musste sicherstellen, dass sie die Sache richtig präsentierte. Immerhin barg dieses Geheimnis das Potenzial, die gesamte Galaxis zu verändern...
Bevor sie das Wort ergreifen konnte, sagte Luminara: »Barriss, wie ist die Lage dort? Geht es dir gut?«
»Oh, tut mir leid. Ich versuche bloß, mir darüber klar zu werden, wo ich anfangen soll. Hier, ähm, hier geht derzeit eine Menge vor.«
»Such dir einen Anfangspunkt aus.« In der Stimme ihrer Meisterin