ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Warum habt Ihr mir das nicht sofort gesagt«, verlangte Lady Fayth zu wissen. »Ist Euch denn nicht in den Sinn gekommen, dass Ihr ein äußerst notwendiges und relevantes Detail ausgelassen habt.«
»Ich versichere Euch, dass es mir leid tut, Mylady - von Herzen leid tut«, erwiderte Kit. »Aber Ihr müsst zugestehen, dass mir bis zum jetzigen Moment nicht genügend Gelegenheit gewährt war, um dies zu erklären. Dennoch liegt der Fehler, wie ich offen eingestehe, ganz bei mir.«
Die Enthüllung, das Kit der Enkel von Cosimo Livingstone war, hatte die frostige Einstellung von Lady Fayth ein wenig aufgetaut, doch sie war immer noch skeptisch und weit davon entfernt, besänftigt zu sein. »Es hätte mir beträchtlichen Kummer erspart, wie ich Euch versichern kann.«
»Abermals ... ich kann nichts anderes tun, als mich der Gnade des Gerichts zu unterwerfen«, sagte er zu ihr.
»Der Gnade des Gerichts?« Plötzlich lächelte sie: Es erhellte den Raum und Kits Herz mit einem Schein von Glück. »Diese Wendung gefällt mir. Habt Ihr sie erfunden?«
»Leider nein. Wo ich herkomme, ist das eine altbekannte Redensart.«
»Oh, ich verstehe.« Sie runzelte die Stirn, und das fröhliche Strahlen verschwand. »Jetzt spottet Ihr über mich.«
»Überhaupt nicht.« Eifrig darauf bedacht, das Gesprächsthema zu wechseln, blickte Kit auf seinen Suppenteller hinab. »Diese Brühe sieht gut aus.« Er zog den Apostellöffel aus der Tasche seines Wamses. »Sollen wir reinhauen?«
»Wie sonderbar Ihr sprecht«, bemerkte sie und nahm ihren Löffel auf.
Sie löffelten die herzhafte Rinderfleischbrühe, und Kit war froh, dass er einen Moment lang Pause hatte von seiner Aufgabe, sich in der schwerfälligen Sprache des siebzehnten Jahrhunderts zu unterhalten - das war in den besten Zeiten schon schwer genug. Zudem war ein Schlagabtausch mit Lady Fayth sowohl anspruchsvoll als auch aufreibend. Kit war daher glücklich für die Möglichkeit, sich wieder zu sammeln. Das Schweigen, das nur von einem gelegentlichen Schlürfen unterbrochen wurde, dehnte sich zwischen ihnen aus. Als die sich ausweitende Pause peinlich zu werden begann, betrat Kit ein weiteres Mal den Turnierplatz.
»Lebt Ihr in London?«, fragte er.
»Um Himmels willen, nein!«, rief sie laut. Dann setzte sie ihre Schüssel ab und nahm ein Stück vom trockenen Brot. Sie zerbröckelte es über dem Rest der Brühe auf dem Schüsselboden und begann, die eingetunkten Stückchen auszulöffeln. »Und was ist mit Euch?«
»In London geboren und aufgewachsen«, antwortete er; doch anschließend berichtigte er rasch seine Aussage. »Nun, in Wahrheit bin ich in Weston-super-Mare zur Welt gekommen. Meine Familie ist etwas herumgezogen, doch ich habe eine lange Zeit in London gelebt.«
»Weston-super-Mare?«, fragte Lady Fayth.
»Ich glaube, das ist in Somerset.«
»Wirklich?« Sie schniefte. »Meine Heimat ist in Somerset: Clarivaux, das Anwesen unserer Familie. Kennt Ihr es?« Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr sie fort: »Mein Vater ist Edward, Henrys älterer Bruder. Ich hatte ebenfalls einen Bruder, Richard, der leider starb, als ich drei war. Ich habe ihn nie richtig kennengelernt.«
Anmutig knabberte sie am Löffelrand und hob leicht ihren Kopf. Das Kerzenlicht schmeichelte den geschwungenen Linien ihres Halses und ließ ihre helle Haut leuchten. Beim Anblick einer solch überirdischen Schönheit in Reichweite seiner Arme wurde Kit ein wenig schwindelig.
»Habt Ihr Familie?«, erkundigte sie sich.
»Nun, da wäre Cosimo, gewissermaßen.«
»Was meint Ihr mit ›gewissermaßen‹? Entweder ist er Euer Großvater, wie Ihr behauptet habt, oder er ist es nicht.«
»Wir sind miteinander verwandt«, versicherte Kit ihr. »Daran kann es keinen Zweifel geben. Doch ist er nicht wirklich mein Großvater.«
»Nicht?« Die Bewegungen mit dem Löffel wurden unterbrochen; gehalten von ihrer Hand, schwebte er in der Luft. »Dann was, bitte, ist er?«
»Er ist mein Urgroßvater.« Da sie ihn ungläubig anblickte, fügte er hinzu: »Ich weiß, ich weiß - es erscheint unwahrscheinlich. Tatsächlich hatte ich selbst Probleme, das zu glauben. Aber es ist die aufrichtige Wahrheit: Cosimo ist mein Urgroßvater.«
»Auf mein Wort - Ihr überrascht mich.«
»Das hängt alles mit ihren ... hm ... geheimen Experimenten zusammen.«
»Mit dem Springen.«
»Wie bitte?«
»Ley-Springen - so nenne ich es. Wenn man von einem Ort zum anderen hüpft ...« Sie beglückte ihn mit einem überlegenen Lächeln. »Springen eben.«
»Das ist ein gutes Wort dafür«, räumte Kit ein. »Wie auch immer - all dieses Hüpfen von einem Ort zum anderen scheint in irgendeiner Weise dem natürlichen Prozess des Alterns entgegenzuwirken. Cosimo dürfte sehr viel älter sein, als es den Anschein hat.«
»Ist das so?« Sie nahm mit ihrem Löffel ein weiteres eingetunktes Häppchen auf, dann schob sie die Schüssel von sich fort. »Darf ich das so verstehen, dass man Euch erlaubt hat, zu springen?«
»O ja. Einige Male. Und Euch?«
»Mir nicht«, erwiderte sie.
Diener erschienen, um die Schüsseln abzuräumen und den Tisch für den Hauptgang vorzubereiten.
»Man hält es für zu gefährlich«, fuhr Lady Fayth fort, »obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wieso und warum. Und daher ist es mir, einer Frau, natürlich nicht erlaubt worden.«
»Nun, ich bin nicht sehr gut darin«, gestand Kit, der sich bemühte, ihre Enttäuschung zu mildern. »Und ich gebe nicht vor, viel darüber zu verstehen. Aber ich stimme damit überein, dass es sehr gefährlich sein könnte. Ich meine, was wäre, wenn Ihr springen würdet und Euch mitten auf dem Meer wiederfändet - oder in einem Dschungel voller Tiger oder in einem gerade ausbrechenden Vulkan ...«
»Das ist der Grund, weshalb Ihr die Karte braucht.«
»Wie bitte?«
»Die Meisterkarte.«
»Darüber wisst Ihr auch Bescheid?«, entfuhr es Kit, der sich verwundert fragte, was sie sonst noch alles wusste.
Eine Platte mit Hammelfleischscheiben in Bratensoße, gestampften Rüben und Karotten sowie bereits gut gefüllte Porzellanteller wurden auf den Tisch gestellt. Die Diener füllten die Weingläser auf und zogen sich wieder zurück.
»Mein Onkel vertraut nur wenigen Menschen, wenn es um seine Geheimnisse geht«, verriet sie, während sie die Hand nach einem sauberen Löffel ausstreckte. »Glücklicherweise bin ich eine dieser Auserwählten. Mein Vater hält das alles für Spinnerei und Unsinn. Er hat strikt untersagt, dass in seiner Gegenwart das Springen oder irgendeine der anderen Theorien von Onkel Henry auch nur erwähnt wird - so weit ist es gekommen. Als Folge davon haben sie seit Jahren nicht mehr miteinander geredet. Auf diese Weise« - sie verzog ihren Mund zu einem süßlich-zufriedenen Lächeln - »bin ich die einzige Mitwisserin der wissenschaftlichen Untersuchungen meines Onkels.«
»Ich verstehe.« Kit nahm sie beim Wort. Doch da war etwas in dem, was sie gesagt hatte, das ihm zu schaffen machte und nach einer Erklärung drängte.
»Das ist in Wahrheit der Grund, weshalb ich nach London gekommen bin«, fuhr sie fort, während sie ihr Fleisch in gesitteter Weise schnitt. »Es versteht sich von selbst, dass ein Großteil seiner Arbeit kompliziert und äußerst esoterisch ist. Mein Onkel hat versprochen, mir seine Tagebücher zu zeigen und mich einige seiner sehr schwer verständlichen Theorien zu lehren. Zu gegebener Zeit werde ich vielleicht die Erlaubnis erhalten, selbst zu springen.«
»Seine Tagebücher«, wiederholte Kit und blickte von seinem Teller auf. »Wartet! Ihr wollt damit sagen, dass er alles niedergeschrieben hat!«
»Sicher hat er das«, erklärte sie. »Er hat alles in kleinen Büchern festgehalten. All seine Gedanken und Theorien - und auch die Ergebnisse seiner verschiedenen Experimente. Das alles fließt in seine Bücher ein. Sir Henry ist absolut gewissenhaft.«
»Wie höchst bewundernswert«, lobte Kit. »Was diese Tagebücher anbelangt - ich nehme an, Ihr wisst, wo sie sich befinden?«
»Wo? In seinem Arbeitszimmer, würde ich meinen - wo sonst sollten sie sein?«
Kit spürte, dass dieses Gefühl der Hilflosigkeit, das ihn seit seiner Abreise vom Black Mixen verfolgt hatte, zu schwinden begann. Er brauchte nur Sir Henrys Bücher in die Hände bekommen, und alles würde gut sein.
Er legte seinen Löffel beiseite und dann beide Hände flach auf dem Tisch. »Lady Fayth«, sagte er, wobei er in einem feierlichen Ton sprach, um den Ernst, den er verspürte, besser zu übermitteln. »Ich habe nicht die Absicht, Euch zu ängstigen, doch Sir Henry und Cosimo sind in ernsthaften Schwierigkeiten. Ich halte es für unbedingt erforderlich, dass wir Sir Henrys Unterlagen sofort finden.«
»Schwierigkeiten, sagt Ihr ... Welche Art von Schwierigkeiten?«, verlangte sie zu wissen und verzog eine ihrer perfekten Augenbrauen. Als er zögerte, erklärte sie drängend: »Kommt, Sir! Wenn wir vorwärtskommen sollen, müssen wir notgedrungen vereinbaren, unsere Geheimnisse vollständig auszutauschen. Wir dürfen nichts zurückhalten.« Er bemerkte, dass plötzlich ein trotziger Ausdruck in ihren Augen auftauchte, als sie fortfuhr: »Solltet Ihr einen fehlgeleiteten Sinn für ritterliche Pflicht hegen - um eine arme, schwache Frau zu schützen -, dann versichere ich Euch, dass ich völlig in der Lage und bereit bin, mich selbst zu beschützen.«
Der Gedanke, diesen Hitzkopf zu beschützen, war Kit auch nicht im Entferntesten gekommen. Doch da er nun einmal im Raum stand, übte ein solches Vorhaben eine mächtige Anziehungskraft auf Kit aus: Die bloße Erwähnung erfüllte ihn mit plötzlicher Freude.
»Sprecht, Sir!«, forderte sie ihn auf.
Er schüttelte diese Tagträume eines Höhlenmenschen von sich ab. »Ja«, stimmte er zu, »ein vollständiger und offener Austausch von Geheimnissen. Es ist genau das, was ich selbst vorschlagen wollte.«
»Da wir uns nun einig sind«, sie tupfte mit dem Serviettenrand geziert ihren Mund ab und warf dann das Tuch beiseite, »lasst uns mit der Suche beginnen.«
Kit blickte voll Sehnsucht auf die Platte mit dem Hammelfleisch in Bratensoße, die langsam erstarrte. »Nach dem Abendessen, vielleicht ...«
»Mitnichten, Sir!« Sie schob ihren Stuhl zurück und stand auf. »Wenn das Auffinden seiner Tagebücher so bedeutsam ist, wie Ihr behauptet, dann haben wir keinen Augenblick zu verlieren.« Sie schritt aus dem Raum in den Flur.
Kit schnappte sich einen letzten Bissen vom Hammelfleisch und eilte ihr hinterher. Sie führte ihn in das Zimmer, in dem er ihr zuerst begegnet war: Sir Henrys Bibliothek. Kit holte sie vor der Wand aus Büchern ein und fragte: »Wisst Ihr, wie sie aussehen?«
»Nein, denn ich habe sie noch nie gesehen.«
»Nun, es sollte jedenfalls nicht lange dauern, sie zu finden. Ihr beginnt dort« - er zeigte zur oberen linken Seite des Bücherregals - »und ich am anderen Ende. Wir treffen uns in der Mitte.«
Kit begann an seinem Ende. Bei den Büchern handelte es sich samt und sonders um große, schwere Bände, die in dickem, dunklem Leder gebunden waren, das im flackernden Kerzenlicht noch düsterer wirkte. Und so hatte er große Probleme, die in schwarzer Tinte auf den Buchrücken geschriebenen Titel zu lesen, welche, wie er zuvor schon bemerkt hatte, zumeist in Latein verfasst waren. Schließlich gab er diese mühselige Arbeit auf und begann, die Bücher nacheinander aus dem Regal zu ziehen und sie durchzublättern. Einige waren Handschriften auf Pergament, andere gedruckte Werke auf Papier. Gelegentlich stieß er auf einen Band, der einen Stempeldruck oder eine Radierung enthielt - für gewöhnlich hergestellt von irgendeiner Art von Maschine oder einem seltsamen wissenschaftlichen Apparat. Doch zumeist waren die Seiten, die nur schmale Ränder aufwiesen, mit kleinen, dicht gedrängt nebeneinander stehenden Wörtern bedeckt.
Nachdem Kit eine ganze Anzahl dieser Bände überprüft hatte, begann er zu vermuten, dass sich Sir Henrys Tagebücher, wenn es sie denn tatsächlich gab, nicht unter den großen, dicken Folianten befanden, die er gerade untersuchte. Stattdessen wandte er sein Auge den kleineren, tragbareren Büchern zu, die er sah. Ihre Anzahl war deutlich geringer, zudem ließen sie sich auch einfacher handhaben. Und so hatte er sich schon bald durch alle diese Werke gearbeitet, die in seiner Reichweite waren. Er ging ein paar Schritte näher zu Lady Fayth und bemerkte, dass sie summte. Zwar kannte er nicht das Lied, doch die Melodie war bezaubernd.
Schon bald war er völlig hingerissen von ihrer lieblichen, trällernden Stimme und achtete nicht mehr länger auf das, was er machte. Er stand wie gebannt da und hielt ein Buch ungeöffnet in seiner Hand.
»Was habt Ihr da?«
»Hmm?«
Er blickte nach unten auf den kleinen Band in seiner Hand. Das Büchlein hatte einen grünen Umschlag und wurde mit einem Lederriemen verschlossen gehalten, der um einen kleinen Messingknopf gewickelt war. Darüber hinaus hatte es keine weiteren Kennzeichnungen irgendwelcher Art.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Kit schließlich.
»Öffnet es«, wies Lady Fayth ihn an.
Er nestelte an dem Lederriemen und schlug das Buch auf. Eine dicht beschriebene Seite wurde aufgedeckt; die Schrift allerdings war von einer so exzentrischen Beschaffenheit, dass er nicht feststellen konnte, in welcher Sprache der Text verfasst war - und noch viel weniger, was er bedeutete.
»Was habt Ihr gefunden?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte er erneut und reichte ihr das Buch. »Ich kann es nicht lesen.«
»Es ist Sir Henrys Handschrift«, verkündete sie mit einer geradezu ansteckenden Begeisterung.
Er beobachtete, wie sich ihre Lippen bewegten, während ihre Augen die Seiten absuchten. Unwillkürlich entstand in ihm der Wunsch, eine Buchseite zu sein, nur damit sich diese Lippen in genau der gleichen Weise über ihm bewegen konnten. Mit einiger Anstrengung wandte er seine Augen wieder auf das Buch. »Was steht denn da?«
»Hier schreibt er über das manifeste Universum«, antwortete sie und fuhr mit einer weißen Fingerspitze die Zeile entlang. »Und über etwas, das er das Omniversum nennt, was auch immer das sein mag.«
»Das Omniversum!«, rief Kit. »Das ist es! Genau darüber haben sie gesprochen.« Er tippte mit dem Finger auf die Seite. »Das ist Sir Henrys Tagebuch über Ley-Reisen. Das muss es einfach sein.«
»Seid Ihr sicher?«, fragte sie und blickte auf. »Möchtet Ihr, dass ich mehr lese?«
»Nein ... Ja ... Möglicherweise.« Kit streckte die Hand nach dem Buch aus. »Hier ... bringt es zum Licht, damit wir es besser sehen können.«
Lady Fayth, die ihm den kleinen Band nicht überließ, schritt zum Kerzenständer. Dort öffnete sie das Buch, hielt es vorsichtig in beiden Handflächen und erlaubte Kit, die Seiten umzuschlagen. Obwohl er die feine, altertümliche Handschrift noch immer nicht richtig lesen konnte, gelang es ihm, das Wort »Omniversum« zu entziffern. Er drehte weitere Seiten um und entdeckte winzige Diagramme, die aus Linien bestanden, die wie gebrochene Drei- und Rechtecke aussahen. Einigen von ihnen waren Zahlen beigefügt, die Breitengrade,
Temperatureinheiten oder Entfernungen bezeichnen mochten - Kit konnte es nicht sagen.
»Ich nehme an, dass wir noch einige Zeit damit verbringen müssen«, meinte er, »wenn wir finden wollen, wonach wir suchen.«
»Wonach, bitte suchen wir denn überhaupt?«, wollte sie wissen.
Kit biss sich auf die Lippe. »Da bin ich mir selber nicht sicher«, gestand er, nachdem er einen Moment lang überlegt hatte.
Lady Fayth runzelte auf reizende Weise die Stirn.
Er drehte ein paar weitere Seiten um. »Aber ich glaube, dass ich es wissen werde, wenn ich es sehe.« Er streckte den Arm aus, um sich das Buch zu nehmen. »Darf ich?«
Mit einem Knall schlug sie das Buch zu. »Mitnichten!«
»Aber -«
»Ich will nicht, dass Ihr in dem privaten Tagebuch meines Onkels herumstöbert. Wenn Ihr wünscht, dies hier oder irgendetwas anderes zu untersuchen, dann müsst Ihr mir eine Erklärung von größerer Überzeugungskraft liefern, als Ihr mir bislang angeboten habt.«
»Euer Onkel ist in Schwierigkeiten. Dieses Buch könnte helfen -«
»Das habt Ihr bereits gesagt.«
»Nach all dem glaubt Ihr mir noch immer nicht?« Er beobachtete, wie sie ihren Kiefer gefährlich nach vorne reckte, und fuhr fort: »Offenkundig nicht.« Grüblerisch schob Kit die Unterlippe vor; dann hellte sich seine Miene auf, als die Lösung ihm einfiel. »Ich weiß es! Wir werden Giles fragen - er war dort. Er hat alles gesehen.«
»Wer ist Giles?«
»Der Fahrer. Ich meine, Sir Henrys Diener oder Kutscher oder was auch immer. Er war mit uns auf dem Black Mixen Tump. Er hat gesehen, was geschehen ist, und kann es Euch erzählen.« Kit begann, auf die Tür zuzugehen. »Wir werden nach ihm schicken und ihn dann alles erklären lassen.«
»Er wird zu Bett gegangen sein«, meinte Lady Fayth. »Es muss bis morgen warten.«
»In Ordnung«, stimmte Kit ihr zu. »Morgen früh werden wir als Erstes ihn herbeirufen.«
»Und bis dahin bleibt das Tagebuch bei mir.«
»Unbedingt. Lasst es nur nicht außer Sicht. Ich habe das Gefühl, dass dieses kleine grüne Buch von unschätzbarem Wert ist.«