5

 

Pennywell führte sie aus der Konzerthalle in die eiskalte Nacht hinaus. Der Geruch von Regen lag in der Luft, in der Ferne hörte man Donnergrollen. Blitze zuckten über den Himmel und ließen Pennywell regelrecht aufleuchten, und als Claire geblendet blinzelte, entdeckte sie, dass er sie auf eine Limousine zuzog, die mit laufendem Motor am Straßenrand parkte.

»Rein!«, bellte er und schubste sie auf die hintere Wagentür zu, die offen stand. Sie stolperte, fing sich wieder und kletterte hinein. Es war natürlich dunkel. Und es roch nach Zigarrenrauch. Flink wie eine Spinne stieg Pennywell hinter ihr ein und schlug die Tür hinter sich zu. Das große Auto setzte sich in Bewegung.

»Wohin fahren wir?«, fragte Claire.

»Nirgendwohin«, sagte eine Stimme in der Dunkelheit - Olivers Stimme. Langsam gingen die Lichter im hinteren Teil des Wagens an und sie sah, dass er ihr gegenüber auf der Rückbank saß. Neben ihm befand sich die Quelle des Rauches. Sie grinste sie an, während er einen tiefen Zug von seiner Zigarre nahm. Myrnin. Er trug eine weinrote Anzugjacke mit aufwendigen Stickereien. Eigentlich sah er beinahe normal aus. Er trug sogar die richtigen Schuhe.

An seinem Lächeln war jedoch überhaupt nichts normal.

»Cohiba?«, fragte er und zog eine neue Zigarre aus seiner Tasche, um sie ihr anzubieten. Sie schüttelte heftig den Kopf. »Schade. Weißt du, verwegene Frauen rauchen.«

»Krebs ist nicht sexy.«

Er hob die Schultern zu einem trägen Achselzucken. »An irgendwas stirbt doch jeder von euch«, sagte er. »Und wir alle bezahlen auf die eine oder andere Weise für unsere Freuden.«

»Myrnin, was zum Henker wird hier gespielt? Sie schicken diesen Freak, um mich zu entführen...«

»Eigentlich«, sagte Oliver, »habe ich Pennywell geschickt. Ich dachte, er ist derjenige von uns, mit dem du und deine Freunde wahrscheinlich am wenigsten herumstreiten würden.«

Pennywell lachte. »Da hast du dich aber geirrt.«

»Dass es einfach würde, habe ich nie gesagt.« Damit beendete Oliver das Gespräch und wandte sich wieder Claire zu. Er beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Sie versuchte, sich nicht einschüchtern zu lassen. »Myrnin und ich haben ein paar Fragen zu Amelie.«

»Amelie.« Claire starrte ihn verständnislos an und dann gingen bei ihr die Alarmglocken los. »Was ist mit ihr?«

»Diese törichte Vorstellung von gestern Abend. Woher wusstest du, was sie gerade machte? Ich wusste es nicht.«

»Ich glaube, es ist das Armband. Ich weiß nicht. Vielleicht...« Vielleicht ist es Ada, dachte sie, aber das sagte sie nicht. Myrnin sah sie gedankenverloren aus halb geschlossenen Augen an und blies eine Rauchwolke gen Decke. »Vielleicht wollte sie, dass ich es weiß. Tief in ihrem Inneren. Vielleicht wollte sie, dass jemand sie aufhält.«

»War sie überrascht, als sie dich gesehen hat?«, fragte Myrnin. Claire lächelte langsam. »Dann hat sie dich nicht gerufen, weder bewusst noch unbewusst. Interessant.«

»Irgendwelche Theorien?«, fragte Oliver.

»Im Moment nicht«, sagte Myrnin schulterzuckend; dann verdarb er seine Coolness, indem er draußen vor den Fenstern der Limousine etwas entdeckte und sich sein Gesicht aufhellte wie das eines Dreijährigen, der gerade ein neues Spielzeug bekommen hat. »Oh, ein Drive-in, das rund um die Uhr geöffnet hat! Ich könnte jetzt einen Cheeseburger verdrücken. Findet ihr dieses Jahrhundert auch großartig?«

»Konzentrier dich, du Narr«, knurrte Oliver. »Was hat Amelie vor? Ist sie in der Lage, die Kontrolle zu bewahren?«

»Wie kommst du darauf dass sie etwas unter Kontrolle hat?«, fragte Myrnin geistesabwesend, dann sah er Claire stirnrunzelnd an. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«

»Sie!«, fuhr sie ihn an. »Erinnern Sie sich?«

»Ich habe sicherlich nicht angeordnet, dass du draußen in der Sonne herumstehen sollst. Wozu in aller Welt sollte das gut sein?«

»Kiste? UV-Bombe? Läutet da eine Glocke bei ihnen?«

»Oh.« Myrnin dachte eingehend darüber nach, dann seufzte er. »Ja. Das war wohl wirklich meine Schuld. Tut mir leid. Wovon haben wir gerade geredet?«

»Amelie«, knirschte Oliver. »Ist sie dazu fähig, uns anzuführen?«

Myrnin drückte seine Zigarre im Weinglas aus. »Vorsicht, mein alter Freund«, sagte er. »Du bist kurz davor, etwas zu sagen, das du bereuen würdest. Ich bin nicht dein Geschöpf«

»Nein«, stimmte Oliver zu. »Du bist mit Fleisch und Blut ihr Geschöpf. Du hast ihr diese Irrenanstalt von Stadt gebaut. Ich nehme an, du könntest sie auch zerstören, wenn du wolltest.«

Myrnin konzentrierte sich darauf seine Zigarre bis zur Unkenntlichkeit auszudrücken. »Worauf willst du hinaus?«

»Amelie ging davon aus, dass Morganville als Experiment angelegt ist, um zu sehen, ob Vampire und Menschen offen und in Frieden zusammenleben können. Nun, ich glaube, dass wir nach all der Zeit die Antwort auf diese Frage kennen. Die Menschen kann man nur durch Angst, Einschüchterung und Appelle an ihre Gier unter Kontrolle halten. Diese Übung hat uns nicht stärker gemacht, sondern schwächer.«

»Wir sterben ohnehin schon aus«, sagte Myrnin. »Draußen in der Welt.«

Pennywell, der nichts gesagt hatte, seit wir in die Limousine gestiegen waren, stieß ein höhnisches Lachen aus. »Manche von uns«, sagte er. »Und manche von uns töten.«

»Töten kann jeder Dummkopf. Um etwas zu erschaffen, muss man ein Genie sein.«

»Hey!«, unterbrach Claire die Unterhaltung. »Warum ich? Warum haben Sie mich geschnappt?«

»Das diskutieren wir schon noch«, sagte Myrnin.

Oliver sah aus, als würde er gleich vor Frust die Krallen in etwas schlagen. »Nein, das diskutieren wir nicht. Das Mädchen hat eindeutig eine Verbindung zu Amelie. Sie ist die Garantie dafür, dass Amelie zu uns kommen wird.«

»Sei nicht albern. Amelie hat vielleicht eine Verbindung zu ihr, aber Claire ist durchaus ersetzbar«, sagte Myrnin. »Nichts für ungut, meine Liebe, aber du bist ein Mensch. Menschen an sich sind ersetzbar.«

»Genau wie Vampire«, sagte Pennywell. »Einschließlich dir, du aus dem Irrenhaus entsprungener Schurke.«

»Ich war nie im Irrenhaus«, sagte Myrnin. »Aber ich habe gehört, dass du dir die anderen Insassen gegriffen hast, wenn es zu wenig Ratten gab.«

Das musste wohl eine schlimme Beleidigung für Vampire sein, denn Pennywell stürzte sich auf Myrnin und umklammerte mit den Händen dessen Kehle.

Myrnin machte sich nicht mal die Mühe zu reagieren. Er gähnte. »Oliver, bring deine Bestie unter Kontrolle, bevor ich mich gezwungen sehe, es selbst zu tun.«

Pennywell knurrte und seine Vampirzähne klappten nach unten, Myrnins Augen blitzten rot auf und er packte Pennywells Handgelenk und drehte es einfach um.

Knochen brachen. Pennywell heulte auf, er war eindeutig schockiert von Myrnins Stärke. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte Oliver auch nicht so richtig damit gerechnet.

Myrnin schubste Pennywell zurück auf seinen Platz, zeigte mit dem Finger auf ihn und lächelte. »Nächstes Mal nehme ich mir deine Vampirzähne vor«, sagte er. »Dann bist du ein zahnloser Tiger. Ich glaube kaum, dass dir das gefallen würde. Immer schön mitspielen, Hexenjäger.«

»Jungs«, sagte Oliver kühl, »die naheliegende Frage ist sehr wichtig: Lassen wir Amelie weiterhin Morganville regieren? Oder benutzen wir das Mädchen, um ihr die Kontrolle über die Stadt ein für alle Mal zu entreißen?«

Myrnin lächelte. »Dir ist aber schon klar, dass Amelie weiß, was du vorhast, oder? Dass sie Pläne gemacht hat für den Fall, dass du eine Rebellion anzettelst? Es war nämlich klar wie Kloßbrühe, dass du sie früher oder später verraten würdest.«

»Ich würde sie nur ungern enttäuschen«, sagte Oliver. »Und sie ist zu schwach geworden. Jemand Schwaches kann kein Anführer sein.«

»Ich kenne Amelie schon sehr lange und ich würde sie niemals als schwach bezeichnen.« Myrnin zündete sich an der blauen Flamme seines Feuerzeugs paffend eine weitere Zigarre an. Claire wäre beinahe erstickt bei all dem Rauch. Ihre Augen brannten und tränten und sie musste sie sich reiben. »Angeschlagen, vielleicht. Nicht so selbstsicher wie früher. Aber nicht schwach, wie du herausfinden wirst, wenn du es darauf anlegst.«

Oliver warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ich dachte, du hältst in dieser Angelegenheit zu mir.«

»Habe ich das gesagt? Na ja, ich bin nicht besonders zuverlässig, wie du weißt.« Myrnin schloss genießerisch die Augen, als er den Rauch seiner Zigarre einsog. »Fast hättest du es geschafft mich mit diesen hervorragenden kubanischen Zigarren zu bestechen. Ich habe so etwas nicht mehr geraucht, seit Victoria Königin von England war. Doch letztendlich muss ich meiner Herrin treu sein. Und ich kann wirklich nicht zulassen, dass du meinen Lehrling schikanierst. Das ist schließlich meine Aufgabe.«

»Mit so etwas hatte ich gerechnet«, sagte Oliver.

Er zog einen Pfahl aus der Innentasche seines Mantels und rammte ihn Myrnin in die Brust.

***

Claire schrie und stürzte sich auf Oliver oder versuchte es zumindest - die Limousine schlingerte heftig und sie fielen alle durcheinander. Am Ende lag Claire auf dem mit Teppich ausgelegten Boden und Myrnin lag mit seinem ganzen Gewicht auf ihr. Etwas stieß heftig mit ihnen zusammen. Claire spürte, wie das Auto abhob, sich in der Luft drehte und mit dem Dach nach unten auf den Boden schlug. Myrnin und sie fielen ineinander verstrickt auf das Dach der Limousine.

Oliver und Pennywell schafften es irgendwie, auf ihren Sitzen zu bleiben, hauptsächlich deshalb, weil sie sich vehement festkrallten. Claire kämpfte sich keuchend und orientierungslos unter Myrnins Körper hervor. Sie war nicht verletzt, zumindest fühlte es sich nicht so an, aber alles schien ein wenig seltsam. Zu hell. Zu scharf. Pennywells Augen waren hellrot und er hatte seine Vampirzähne ausgefahren.

Auch Oliver sah sie an, als wäre sie sein Mittagessen.

Das Seitenfenster war zerbrochen, als sich das Auto überschlagen hatte. Claire packte Myrnin an den Schultern, kroch rückwärts durch das kaputte Autofenster und zerrte ihn mit sich. Sobald seine Brust außerhalb der Limousine war, schlang sie beide Hände um den Pfahl und zog ihn mit einem Ruck heraus.«

»Ahhhhh!«, brüllte Myrnin. Er setzte sich abrupt auf und schlug sich beide Hände vor die Brust. »Mein Gott, ich hasse das!«

Pennywell ließ sich auf seine Füße fallen. Er sah aus wie eine bleiche, springende Spinne. Myrnin trat ihm mit seinem Stiefel ins Gesicht und kroch aus dem Autowrack heraus. Als er auf die Füße kam, griff er nach Claire. Sein Hemd war blutig, ebenso sein Gesicht, wo er von herumfliegenden Glasscherben getroffen worden war, aber insgesamt sah er noch ganz gut aus.

Aber höllisch zornig.

Pennywell kletterte aus der Limousine. Seine Miene war jetzt nicht mehr ausdruckslos, sondern voller Hass. »Ketzer«, zischte er. »Hexer. Ich werde dich brennen sehen, dich und deinen Spiritus familiaris.« Er warf Claire einen giftigen Blick zu, sie schluckte schwer.

»Was ist ein Spiritus familiaris?«, fragte sie Myrnin.

»Ein dämonischer Geist, der einem Hexer hilft«, sagte er. »Normalerweise erscheint er in Form einer schwarzen Katze, aber ich nehme an, du würdest auch als solcher durchgehen. Auch wenn du meiner Erfahrung nach nicht mal annähernd dämonisch genug bist.«

»Danke.«

»Keine Ursache.« Myrnin zog die Augenbrauen nach oben und zeigte mit dem Kinn auf Pennywell. »Und? Wartest du auf deinen Lynchmob, damit er dir dein Rückgrat bringt?«

Claire überkam plötzlich ein sehr unangenehmes Gefühl. »Wo ist Oliver?«

Und dann legte sich eine kalte Hand um ihren Hals, die ihr die Luft abschnürte und blinde Panik in ihr aufsteigen ließ. Sie wurde weggezogen, geriet komplett aus dem Gleichgewicht und außer Kontrolle. Sie sah Myrnin auf sich zuwirbeln, aber er war nicht schnell genug; sie bewegte sich rasch von ihm weg, hinaus in die Dunkelheit...

Es schien alles in einem Standbild zu verharren: Myrnin, blutig und mit großen Augen, der sie erreichen wollte. Pennywell, der neben dem Autowrack stand und hämisch grinste. Die Motorhaube des rauchenden Autos, das die Limousine dazu gebracht hatte, sich zu überschlagen, war zerknittert wie gebrauchte Alufolie.

Es war ein Vampirwagen.

Und die Fahrertür war offen.

Claire würgte, schnappte nach Luft und riss an den Händen, die ihr die Gurgel zuhielten. Nicht gut. Ihre Fingernägel konnten ihm nichts anhaben, ebenso wenig ihre Absätze, mit denen sie nach hinten austrat.

»Psst«, schalt Oliver sie und drückte stärker zu. »Ich würde gern sagen, dass mich das mehr schmerzt als dich, aber das würde streng genommen nicht der Wahrheit entsprechen...«

Er unterbrach sich mit einem bestürzten Keuchen und seine Hand ließ von Claires Kehle ab. Sie stolperte zwei Schritte nach vorn, wobei sie mit beiden Händen ihren schmerzenden Hals umfasste, dann blickte sie sich um.

Oliver starrte auf seine Brust hinunter, wo die Spitze eines Pfahls aus seinen Rippen herausragte.

»Verdammt«, sagte er und ging in die Knie, wobei er heftig dagegen ankämpfte.

Hinter ihm stand Michael.

Michael hatte gerade Oliver gepfählt.

Er rannte um den älteren Vampir herum und packte Claire.

»Alles okay?«

Sie brachte kein Wort aus ihrer malträtierten Kehle heraus, aber sie nickte mit schreckensweiten Augen. Kurz darauf war auch Myrnin da, er nahm sie hoch und ließ sie kurzerhand in Michaels Arme plumpsen. »Nimm sie mit«, sagte er. »Oliver wird nicht gerade begeistert sein, Junge. Ihr geht jetzt besser.«

»Ich musste es tun«, sagte Michael. »Ich musste ihn pfählen. Er hätte sie sonst umgebracht.«

»Wohl eher nicht, er wollte sie nur so schlimm verletzen, dass Amelie es spüren würde, das ist alles. Aber das meinte ich gar nicht. Du bist mit dem Auto gegen die Limousine gekracht. Oliver liebt seine Limousine.«

Michael machte den Mund auf, dann klappte er ihn wieder zu, weil ihm nichts einfiel, was er dazu hätte sagen können.

Myrnin behielt Pennywell im Auge und sagte; »Michael, nimm das Mädchen und geh. Ich habe hier etwas zu erledigen. Lass den Pfahl, wo er ist - ich kann es nicht vertragen, wenn Oliver sich jetzt da einmischt. Der Hexenjäger und ich haben ein paar alte Rechnungen zu begleichen.« Als Michael zögerte, funkelte ihn Myrnin aus dunklen Augen befehlend an. »Nimm sie mit!«

Michael nickte und Claire verlor vollkommen die Orientierung. Sie wusste nur, dass er sie sicher in seinen Armen hielt und sich schnell bewegte. Lichter zuckten vorbei, doch sie bewegten sich so schnell, dass sie sie nicht ins Auge fassen konnte. Das brennende Feuer in ihrem Hals verebbte zu einer schwachen Flamme und sie versuchte, sich zu räuspern. Es fühlte sich an, als würde sie mit Glasscherben gurgeln, aber sie brachte einen schwachen Ton heraus.

Michael verlangsamte sein Tempo auf die Geschwindigkeit eines normalen menschlichen Läufers, dann auf Gehgeschwindigkeit, und Claire erkannte, dass sie wieder am TPU-Theater angelangt waren. Eve, Shane und Kim standen neben Eves Wagen. Zwei von ihnen sahen sie schockiert an; Kim sah nur aus, als würde sie das alles nichts angehen.

»Claire!« Shane war zuerst bei ihnen, er hob sie aus Michaels Armen und stellte sie vorsichtig auf ihre Füße. Als sie schwankte, hielt er sie fest und sah sie besorgt von oben bis unten an. »Was zum Teufel ist passiert, Michael?«

»Unfall«, sagte Claire. »Autounfall. Hi.«

»Hi« sagte Shane. »Was meinst du mit Unfall? Himmel noch mal, Michael, hast du dein Auto geschrottet?«

»Ist in die Limousine gekracht«, sagte Claire. Aus irgendwelchen Gründen war es ihr wichtig, es richtigzustellen. »Hat mich gerettet.«

Irgendwie jedenfalls. Sie war sich nicht sicher, was mit ihr passiert wäre, wenn Oliver es geschafft hätte, Myrnin auszuschalten, und die Zeit gehabt hätte zu tun, was immer er Unangenehmes vorgehabt hatte. Oder wenn sie Pennywell in die Hände gefallen wäre. Es gab so viele scheußliche Möglichkeiten.

»Wir müssen hier weg«, sagte Michael. »Sofort. Eve?«

Sie zog die Autoschlüssel aus ihrer winzigen schwarzen Handtasche, raffte ihren Samtrock und kletterte hinter das Lenkrad ihrer großen, kastenförmigen Limousine. Kim beanspruchte wie selbstverständlich den Beifahrersitz und überließ Claire den Rücksitz, wo sie zwischen Michael und Shane eingequetscht war - was absolut kein schlechter Platz war. Sie merkte, dass sie zitterte. Wahrscheinlich der Schock oder so. Shane hielt ihre linke Hand, Michael ihre rechte. Sie schloss die Augen, während Eve mit quietschenden Reifen aus der Parklücke schoss und nach Hause fuhr.