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Am 14. September, 9 Uhr morgens, hatte es in ihrem Brief geheißen. Lockridge erwachte viel zu früh, konnte nicht wieder einschlafen und machte schließlich einen langen Spaziergang. Er wollte ohnehin von Kopenhagen Abschied nehmen. Welche Aufgabe Storm Darroway auch immer für ihn hatte, sie würde ihn kaum an diese Stadt binden – nicht, wenn ihre Anweisungen den Kauf von Marschausrüstung einschließlich Gewehren und Pistolen für zwei Personen eingeschlossen hatten.

Lockridge überlegte, daß es verdammt viel gab, wofür er dieser Frau dankbar sein mußte. Hierzu gehörte auch, daß sie ihn drei Wochen zu früh hatte hierherkommen lassen. Er fragte sich, warum. Sie hatte ihm aufgetragen, sich Generalstabskarten zu beschaffen und mit der dänischen Topographie vertraut zu machen, möglichst viele Stunden in der altnordischen Abteilung des Nationalmuseums zu verbringen und sich eingehend mit bestimmten Büchern zu befassen, die Auskunft über die Ausstellungsobjekte gaben.

Und heute war endlich der Tag, an dem er sie wiedersehen sollte! Er beschleunigte seinen Schritt. Das Hotel, das er auf ihre Anweisung bezogen hatte, kam in Sicht. Er durchquerte die Halle, verzichtete darauf, den Lift zu nehmen und gelangte über die Treppe in sein Zimmer. Er brauchte nicht lange auf und ab zu marschieren. Das Telefon läutete. Er riß den Hörer ans Ohr. Der Angestellte am Empfang sagte in ausgezeichnetem Englisch: »Mr. Lockridge? Miß Darroway bittet Sie, sie in fünfzehn Minuten mit Ihrem Gepäck vor dem Hotel zu erwarten.«

»Danke.« Sekundenlang fühlte er sich gekränkt. Sie behandelte ihn wie einen Diener. Dann schüttelte er den Kopf. Er war zu lange in nördlichen Ländern gewesen und hatte vergessen, was einer wirklichen Dame zustand. Er brauchte keinen Pagen für das Gepäck. Er schwang das eine Bündel auf die Schultern, nahm das zweite und seinen Koffer in die Hand und fuhr in die Halle hinab. Die Formalitäten waren in wenigen Minuten erledigt.

Ein blitzend neuer Renault hielt an der Bordschwelle. Storm Darroway saß am Steuer. Er hatte nicht vergessen, wie sie aussah, das wäre unmöglich gewesen, und doch hielt er den Atem an, als sie ihm ihr von dunklem Haar umrahmtes Gesicht zuwandte.

»Hallo! Wie geht es Ihnen?« sagte er lahm.

Sie lächelte. »Willkommen in der Freiheit, Malcolm Lockridge«, begrüßte sie ihn mit tiefer Stimme. »Können wir fahren?«

Er brachte die Ausrüstung im Kofferraum unter und setzte sich neben sie. Sie trug enganliegende Hosen und Sportschuhe, wirkte aber nicht weniger beeindruckend als bei ihrer ersten Begegnung. Geschickt fädelte sie sich in den dichten Verkehrsstrom ein.

»Alle Achtung«, sagte er. »Für Zeitverschwendung scheinen Sie nichts übrig zu haben, wie?«

»Ich kann es mir nicht leisten«, erwiderte sie. »Ich möchte dieses Land hinter mir haben, bevor es Nacht wird.«

Lockridge löste seinen Blick von ihrem Profil. »Ich bin bereit für alles, was Sie vorhaben mögen.«

Sie nickte. »Ich denke schon, daß ich Sie richtig eingeschätzt habe.«

»Wenn Sie mir sagen würden ...«

»Gleich. Sie sind also freigesprochen worden?«

»Ohne jede Einschränkung. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen jemals danken soll.«

»Natürlich dadurch, daß Sie mir helfen«, sagte sie mit leichter Ungeduld in der Stimme. »Sprechen wir aber zuerst über Ihre eigene Lage. Ich muß wissen, welche Verpflichtungen Sie haben.«

»Keine Verpflichtungen irgendwelcher Art. Da ich nicht wußte, wie lange die von Ihnen in Aussicht gestellte Tätigkeit dauern würde, habe ich mich nicht anderweitig bemüht. Ich kann bei meiner Mutter wohnen, bis ich etwas anderes gefunden habe.«

»Erwartet sie Sie bald zurück?«

»Nein. Ich habe ihr erzählt, daß der Betreffende, der meine Verteidigung finanzierte, mich als Berater für einen wissenschaftlichen Auftrag von unbestimmter Dauer in Europa haben wollte.«

»Ausgezeichnet ...« Ein anerkennender Blick traf ihn. »Ich sehe, daß ich Ihren Einfallsreichtum ebenfalls nicht unterschätzt habe.«

»Wo fahren wir hin? Was haben wir vor?«

»Ich kann Ihnen nicht viel sagen. Höchstens, daß es sich darum handelt, einen Schatz zu bergen und in Sicherheit zu bringen.«

Lockridge stieß einen gedehnten Pfiff aus und suchte nach einer Zigarette.

»Sie finden das unglaubwürdig? Melodramatisch? Etwas aus einem billigen Roman?« Storm Darroway lächelte. »Warum glauben die Menschen unserer Zeit, ihr kümmerliches Leben sei die Norm im All? Überlegen Sie doch. Die Atome, aus denen Sie geschaffen wurden, sind Wolken reiner Energie. Die Sonne, die Sie bescheint, könnte diesen Planeten schlucken, und es gibt andere Sonnen, die wiederum sie schlucken könnten. Ihre Vorfahren haben das Mammut gejagt und Ozeane in Ruderbooten überquert. Ihre Zivilisation steht am Rande der Vernichtung. In Ihrem eigenen Körper wird in dieser Sekunde ein erbarmungsloser Kampf ausgefochten gegen Eindringlinge, die Sie verzehren könnten, ein Kampf gegen die Zeit als solche.« Sie deutete auf die Straße hinab, auf der Menschen ihren Beschäftigungen nachgingen. »Vor tausend Jahren waren sie klüger. Sie wußten, daß die Welt und die Götter untergehen würden und daß es keine Abwehr dagegen gab.«

Sie schwieg sekundenlang. Als die Altstadt hinter ihnen lag und neue hohe Wohnblöcke vor ihnen aufwuchsen, fuhr sie fort: »Ich werde es kurz machen. Erinnern Sie sich daran, daß die Ukraine vor einigen Jahren gegen die sowjetische Regierung rebellierte? Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen, aber die Kämpfe dauerten lange. Und das Hauptquartier der Freiheitsbewegung lag hier in Kopenhagen.«

Lockridge legte die Stirn in Falten. »Ja, ich bin im Bilde.«

»Es gab so etwas wie eine Kriegskasse«, sagte sie. »Sie wurde versteckt, als der Kampf hoffnungslos wurde. Kürzlich fanden wir jemand, der das Versteck kennt.«

Seine Muskeln spannten sich. »Wir?«

»Die Befreiungsarmee. Nicht nur für die Ukraine, sondern für alle, die versklavt sind. Wir brauchen diesen Schatz.«

»Einen Augenblick! Wozu brauchen Sie ihn, zum Henker?«

»Wir bilden uns nicht ein, einem Drittel unseres Planeten über Nacht die Freiheit bringen zu können. Aber Propaganda, Unterwanderung, Fluchtwege in den Westen – diese Dinge kosten Geld. Und wir können nichts von Regierungen erwarten, die von Entspannung reden.«

Lockridge nickte. Er brauchte Zeit, um klar denken zu können. Darum sagte er: »Sie haben recht. Ich vertrat selbst in nächtlichen Gesprächen die Ansicht, daß es aussieht, als wolle Amerika Selbstmord begehen. Wir fallen auf jedes freundliche Wort herein, auch wenn es aus dem Munde desjenigen kommt, der uns vernichten will. Wir überlassen Idioten und Demagogen ganze Kontinente. Selbst im eigenen Land verdrehen wir den Wortlaut der Verfassung, um ... ach, lassen wir das. Meine Argumente trugen jedenfalls nicht dazu bei, mich beliebt zu machen.«

Seltsames Frohlocken erhellte ihr Gesicht, aber sie sagte mit ausdrucksloser Stimme: »Das Gold liegt in Westjütland am Ende eines Tunnels, der von den Deutschen während der Besetzung Dänemarks für ein höchst geheimes Entwicklungsprogramm gebaut wurde. Gegen Ende des Krieges unternahm die Untergrundbewegung einen Überfall auf die Anlage. Offenbar wurden alle daran Beteiligten getötet, weil die Kenntnis des Tunnels nie an die Öffentlichkeit gelangte. Die Ukrainer erfuhren von einem Mann auf dem Totenbett davon und benutzten den Tunnel als Versteck. Als ihr Aufstand niedergeschlagen war und sie sich auflösten, verblieb der Schatz dort. Die wenigen, die davon Kenntnis hatten, wollten ihre Sache nicht dadurch verraten, daß sie persönlichen Gebrauch von dem Gold machten. Heute sind die meisten von ihnen tot, wobei es keine Rolle spielt, ob sie an Altersschwäche, durch Unfall oder als Opfer bezahlter Agenten ums Leben kamen. Die letzten Überlebenden beschlossen schließlich, unserer Organisation diese Mittel zur Verfügung zu stellen. Ich habe den Auftrag, den Schatz zu bergen. Sie sind mein Helfer.«

»Aber – warum ausgerechnet ich? Sie haben doch die Männer Ihrer eigenen Organisation.«

»Haben Sie nie davon gehört, daß man mit Vorliebe Fremde als Kuriere benutzt? Ein Osteuropäer muß damit rechnen, beobachtet oder durchsucht zu werden. Amerikanische Touristen tauchen überall auf. Ihr Gepäck wird selten an den Grenzen kontrolliert, besonders, wenn sie nicht sehr aufwendig reisen.

Zu Blattgold verarbeitet, können wir das Gold in unsere Kleidung, in das Futter unserer Schlafsäcke einnähen. Wir bringen es nach Genf und übergeben es dort dem Empfänger, für den es bestimmt ist.« Ihre Augen musterten ihn forschend. »Nun? Sind Sie mit von der Partie?«

Lockridge biß sich auf die Lippen. Er konnte die Sache nicht so schnell schlucken. »Sie nehmen doch nicht an, daß man uns mit diesem Arsenal, das ich einkaufte, unbehelligt passieren läßt?«

»Die Waffen sollen nur zu unserm Schutz dienen, bis wir alle Vorbereitungen getroffen haben. Wir lassen sie später zurück.« Storm Darroway schwieg eine Weile. »Ich will Ihre Intelligenz nicht beleidigen«, sagte sie dann leise. »Darum gebe ich lieber gleich zu, daß gewisse Gesetzesübertretungen unvermeidlich sein werden. Sollte es zu einem Kampf kommen, so besteht sogar die Gefahr schwerwiegender Verstöße gegen das Gesetz. Ich brauche einen Mann, der dieses Risiko auf sich nimmt, der mit Schwierigkeiten fertig wird, der hart sein kann, wenn es die Situation erfordert, aber er darf kein Verbrecher sein, der durch die Gelegenheit zu persönlicher Bereicherung in Versuchung geführt werden könnte. Sie schienen der richtige Mann. Wenn ich mich irrte, so sagen Sie es jetzt bitte.«

Lockridge fand langsam seinen Humor wieder. »Wenn Sie einen James Bond erwarteten, waren Sie bestimmt im Irrtum.«

Sie sah ihn verständnislos an. »Wen?«

»Schon gut«, winkte er ab, sein eigenes Erstaunen verbergend.

»Sie waren offen, ich will es auch sein. Woher weiß ich, daß Sie sind, was Sie von sich sagen? Könnte es sich nicht ebensogut um einen gewöhnlichen Schmuggelring handeln, oder um eine betrügerische Manipulation oder sonst etwas? Woher soll ich wissen, woran ich wirklich bin?«

Die Stadt blieb schnell hinter ihnen zurück. Die Straße war breit und verlief schnurgerade, so daß sie ihm einen langen Blick schenken konnte. »Ich kann Ihnen nicht mehr verraten als bisher«, sagte sie. »Es würde auch zu Ihrer Aufgabe gehören, Vertrauen zu mir zu haben.«

Er sah ihr in die Augen. »Okay«, rief er aus. »Hier haben Sie Ihren Schmuggler.«

Sie legte ihm die rechte Hand auf seine Linke. »Danke«, sagte sie, und es bedurfte keiner weiteren Worte.

Schweigend fuhren sie weiter durch die grüne Landschaft, durch kleine Ortschaften mit rotbedachten Häusern. Sie näherten sich Roskilde, als er endlich sagte: »Wäre es nicht besser, mich in die Einzelheiten einzuweihen?«

»Später«, sagte sie. »Dieser Tag ist zu schön.«

Er entdeckte einen weichen Zug um ihren Mund. Ja, dachte er, in einem Leben, wie du es führst, muß man alles Schöne mitnehmen, solange man es kann. Die große Kathedrale wuchs vor ihnen auf, und Storm überraschte ihn mit ihren Kenntnissen über die Geschichte des eindrucksvollen Bauwerkes.

»Sie scheinen sich gut in der Geschichte Dänemarks auszukennen«, sagte er. »Wollten Sie darum, daß ich mich mit seiner Vergangenheit befasse?«

Sie schüttelte den Kopf. »Wir brauchen eine Tarnung für den Fall, daß wir beobachtet werden. Archäologische Neugier ist eine gute Entschuldigung, wenn man in einem so alten Land wie diesem seine Nase in alle möglichen Winkel steckt. Aber ich sagte, daß ich jetzt nicht über diese Dinge sprechen wollte.«

»Entschuldigen Sie.«

Wieder überraschte sie ihn durch ihren Stimmungsumschwung. »Armer Malcolm«, sagte sie mit leisem Spott. »Fällt es Ihnen so schwer, müßig zu sein? Kommen Sie, wir sind zwei Touristen, die im Freien übernachten, ihren Hunger und Durst in den Bauerngasthöfen stillen, sich durch verlassene Dörfer und auf vergessenen Wegen nach der Schweiz durchschlagen. Fangen wir an, unsere Tarnung in die Tat umzusetzen.«

»Oh, ich habe gelernt, wie ein Landstreicher zu leben«, sagte er.

»Sind Sie außer auf Ihren Studienreisen viel herumgekommen?«

»Soweit sich Gelegenheit dazu bot. Als Anhalter, solange ich Zivilist war. Später, mit einem Urlaubsschein in der Tasche, zog mich das Landesinnere von Okinawa magisch an. In Japan verbrachte ich einen Urlaub und ...«

Er war klug genug, das Geschick zu bewundern, mit dem sie ihn dazu brachte, über sich selbst zu sprechen. Prahlerei lag ihm nicht, aber es tat gut, das Interesse zu beobachten, mit dem sie ihm zuhörte.

Der Wagen schnurrte über die Insel, über Ringsted, Sorp, Slagelse bis Korsor am Belt. Dort mußten sie die Fähre nehmen. Storm – sie hatte vorgeschlagen, sich mit den Vornamen anzureden – führte ihn in das Restaurant an Bord. »Hier ist die Gelegenheit für einen guten Lunch«, sagte sie. »Besonders im Hinblick darauf, daß Alkoholika in internationalen Gewässern zollfrei sind.«

»Meinen Sie diesen Kanal damit?«

»Ja. Um 1900 kamen England, Frankreich und Deutschland auf einer Konferenz zu rührender Übereinstimmung in ihren Ansichten, daß die Wasserstraßen durch Mitteldänemark als Teil der großen Meere zu betrachten seien.«

Sie bestellten Bier und Aquavit. »Sie kennen sich gründlich in diesem Land aus«, sagte Lockridge. »Sind Sie Dänin?«

»Nein, ich habe einen amerikanischen Paß.«

»Aber Ihre Vorfahren? Man sieht es Ihnen nicht an.«

»Wie sehe ich denn aus?« fragte sie herausfordernd.

»Der Teufel soll mich holen, wenn ich es weiß. Vielleicht wie eine Mischung, die vollkommener ist als ihre einzelnen Bestandteile.«

»Was höre ich da? Ein Amerikaner aus dem Süden, der etwas für die Rassenmischung übrig hat?« Sie hob den Kopf. »Es gibt wirklich unterschiedlich wertvolle Rassen. Nicht in der verzerrten Auslegung des zwanzigsten Jahrhunderts, wohl aber in bezug auf die Erbmasse.«

»Theoretisch. Woran aber wollen Sie den Unterschied ablesen, wenn nicht an der Leistung?«

»Es ist möglich. Die laufenden Veröffentlichungen über die Vererbungslehre stellen einen Anfang dar. Eines Tages wird es möglich sein, die Fähigkeiten eines Menschen schon vor seiner Geburt abzuschätzen.«

Lockridge schüttelte den Kopf. »Diese Vorstellung gefällt mir nicht. Ich bleibe dabei, daß jeder Mensch frei geboren wird.«

»Was heißt das?« fragte sie spöttisch. »Neunzig Prozent der Menschen sind von Natur aus nicht mehr als Haustiere. Von Bedeutung ist nur die Befreiung der restlichen zehn Prozent. Und doch möchte man sie heute auch am liebsten noch zähmen.« Sie blickte aus dem Fenster auf das in der Sonne glitzernde Wasser und die mit dem Wind segelnden Möwen. »Da haben Sie den Selbstmord der Zivilisation, von dem Sie sprachen. Eine Herde von Stuten kann nur von einem Hengst bewacht werden – nicht von einem Wallach.«

»Mag sein. Aber man hat es mit erblicher Aristokratie versucht, und was ist dabei herausgekommen?«

»Meinen Sie, Ihre Demokratie sei erfolgreicher?«

»Mißverstehen Sie mich nicht«, sagte er. »Ich möchte schon ein dekadenter Aristokrat sein. Ich kann es mir nur nicht leisten.«

Ihr Hochmut wurde von befreitem Lachen fortgeschwemmt. »Danke. Wir waren in Gefahr, ernsthaft zu werden, nicht wahr? Und hier kommen die Austern.«

 

In Nyborg verließen sie die Fähre, fuhren über Fyn, durch Hans Christian Andersens Geburtsort Odense – »Aber der Name bedeutet eigentlich Odins See«, erklärte Storm Lockridge. »Und einst hängte man Menschen, um ihm Opfer zu bringen.« Schließlich überquerten sie die Brücke nach Jütland. Er erbot sich, das Steuer zu übernehmen, aber Storm Darroway wehrte ab.

Das Land wurde weiter, als sie nordwärts einbogen. Es war weniger dicht besiedelt, man erkannte lange Hügel, bedeckt mit Wäldern oder blühendem Heidekraut, unter einem hohen Himmel. Als sie sich Holstebro näherten, orientierte sich Lockridge auf der Karte und stellte mit leisem Unbehagen fest, daß sie es nicht mehr weit hatten.

»Vielleicht wäre es besser, Sie weihten mich jetzt ein«, schlug er vor.

Ihre Miene und ihre Stimme waren schwer zu deuten. »Ich kann Ihnen nur recht wenig sagen. Das Gelände wurde von mir bereits erkundet. Am Tunneleingang haben wir keine Schwierigkeiten zu erwarten. Später vielleicht ...« Sie packte seinen Arm so fest, daß ihre Nägel schmerzhaften Druck hinterließen. »Seien Sie auf Überraschungen vorbereitet. Ich habe Ihnen viele Einzelheiten unterschlagen, weil der Versuch, zu verstehen, Sie zu sehr ablenken würde. Wenn wir in eine Notlage geraten, müssen Sie entsprechend reagieren, ohne lange zu überlegen. Verstehen Sie, was ich meine?«

»Ich denke schon.« Er wußte, daß ihr Rat guter Karatepsychologie entsprach.

Nicht weit hinter Holstebro verließ Storm die feste Straße. Ein sandiger Feldweg schlängelte sich zwischen Feldern hindurch, die rechts an bewaldetes Gelände grenzten. Storm steuerte den Wagen an den Wegrand und schaltete den Motor ab. Stille herrschte, die durch keinen Laut unterbrochen wurde.