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Susannah blieb auf dem Bett sitzen, als er weg war. Sie musste nachdenken. Dringend.
Wirkte ihr Plan tatsächlich? Verschaffte es ihm keine lustvollen Gefühle mehr, eine Frau einfach so zu nehmen? Jedenfalls hatte er den Eindruck erweckt, als ob es so wäre.
Sie sollte sich freuen. Immerhin hatte sie ihr Ziel fast erreicht, sie hatte ihn mit Dingen vertraut gemacht, die er nicht von jeder beliebigen Magd bekommen würde, zumindest nicht so geschickt und überaus befriedigend. Manches konnte man einfach nicht erzwingen und allein dies würde sicher eine äußerst harte Lektion für den mächtigen Sheriff von Nottingham sein.
Doch die große Freude mochte sich bei ihr nicht einstellen, zu sehr erschrocken war sie über sich selbst. Denn sie hatte es nicht als abstoßend gefunden, ihn zu berühren. Nein, es war sogar irgendwie – nun – angenehm gewesen, ihn stöhnen zu hören, seine Erregung zu steuern, ihn zum Höhepunkt zu bringen.
Sie zupfte am zerwühlten Bettlaken herum. Seufzte.
Und dann seine Frage nach dem Glück. Der Ausdruck in seinem Gesicht.
Erst hatte sie gedacht, er wolle nur wissen, wie üblich solcherlei Spielchen waren, und ob er so etwas auch von Marian erwarten konnte.
Aber da war etwas in seiner Miene gewesen, als sie ihre Ehe erwähnt hatte. Etwas, das sie tief innen drin berührt hatte. Ein weicher und gleichzeitig tieftrauriger Zug um seine Augen. Irgendwie verletzlich hatte er gewirkt.
Ob er so etwas selbst noch nie erlebt hatte? Intimität, Vertrauen, die Liebe eines anderen Menschen? Das war ihr spontan durch den Kopf geschossen und sie hatte mit einem Mal eine große Zärtlichkeit in sich gespürt für diesen harten Mann, der noch nie so etwas hatte erfahren dürfen.
Und ihr Närrin war nichts Besseres eingefallen, als ihn auf die Schulter zu küssen! Küssen! Ihn!
Wenn sie daran zurückdachte, erkannte sie sich selbst nicht mehr.
Wie kam sie nur auf so einen Irrsinn?
Was war da in sie gefahren, eine völlig fehlgeleitete Anwandlung ärztlichen Mitgefühls? Für jemanden, der andere Leute skrupellos aufhängen ließ, wenn sie ihm nicht passten?
Susannah schüttelte heftig den Kopf. Was war nur mit ihr los, hatte sie sich irgendein Fieber zugezogen, welches sie nach und nach verwirrte? Sie musste schleunigst zusehen, dass sie ihre fünf Sinne wieder zusammen bekam.
Wobei sie trotz aller Vernunft zugeben musste, dass seine Schulter wirklich ansehnlich war…