mark_evans-8%20Kopie.jpg

AC/DC war eine Band, bei der immer alles gut lief, solange sie in Bewegung blieb und es aufwärts ging. Nun, da wir in Australien so erfolgreich wurden, war klar, was als nächstes anstand: In den Siebzigern zog es alle australischen Künstler, die etwas auf sich hielten, nach England. Das war nicht nur bei Rockbands so – es war der logische Schritt für Schauspieler, Regisseure, Autoren und überhaupt jeden, der künstlerische Ambitionen hatte. Aussies wie Clive James, Brett Whiteley, Richard Neville, Barry Humphries und Germaine Greer hatten den Sprung geschafft, und neben vielen anderen Bands hatten auch die Easybeats und Bons alte Band Fraternity dort ihr Glück versucht. Die Master’s Apprentices hatten sogar eine Platte in den Abbey Road Studios aufgenommen, der heiligen Wirkungsstätte der Beatles. In den kommenden Jahren wurde England zum Ziel für die nächste Generation, für Nick Cave, die Triffids, die Saints und die Go-Betweens.

Billy Thorpe & The Aztecs waren ebenfalls in Großbritannien auf Tournee gewesen, hatten sich aber nicht durchsetzen können. Dabei hatte Michael Browning, der Billy eine Zeitlang als Manager vertrat, zusammen mit seiner in England lebenden Schwester Coral dafür gesorgt, dass die Aztecs in London ein paar Gigs absolvieren konnten, noch dazu im renommierten Speakeasy, in dem viele wichtige Drahtzieher aus dem Musikgeschäft ein- und ausgingen.

Das Speakeasy war zwar ein cooler und angesagter Laden (in dem man, wie ich bald merkte, hervorragend hübsche Frauen aufreißen konnte), aber er war nicht viel größer als eine Schuhschachtel. Wenn man sich vorstellte, dass die Aztecs hier mit voller Lautstärke losgelegt hatten, konnte einem Angst und bange werden. Der Club lebte davon, dass hier Deals abgeschlossen wurden – Business, Drogen oder Sex. Und der Lärm, den die Aztecs entfachten, brachte natürlich das ganze Geschäft zum Erliegen. Australier standen damals dank verschiedener Comedy-Programme in Großbritannien ohnehin in dem Ruf, rückständig und ein wenig zurückgeblieben zu sein. Ganz genauso wurden die Aztecs wahrscheinlich auch betrachtet, zumindest sah man sie als schrecklich lärmende Kasper, die das Speakeasy in Trümmer legen wollten; sie durften gerade mal einen Set spielen, dann wies man ihnen zügig die Tür.

AC/DC hatten ein enormes Stehvermögen und überzeugten immer, einen Abend nach dem anderen, im Studio, auf Tour, überall. Hätten wir das nicht gekonnt, wäre die Band denselben Weg gegangen wie so viele andere australische Künstler der damaligen Zeit: ein paar kleine Hits, ein paar kurze Tourneen, und dann die allmähliche Auflösung oder der Abstieg in die Clubszene, bis es schließlich wieder anm der Zeit war für die ersten Reunion/Retro/Altersheim-Veranstaltungen mit ein paar alten Weggefährten. Andere Bands wurden von mächtigen Managern betreut, so wie Sherbet, die bei Roger Davies unter Vertrag standen. Aber obwohl sie mit „Howzat“ einen Hit in Großbritannien landen konnten, gelang es Davies nicht, ihnen außerhalb von Australien zum großen Durchbruch zu verhelfen. (Was nichts über seine Fähigkeiten sagen soll – er war später maßgeblich an Tina Turners Comeback beteiligt und managte sehr erfolgreich Janet Jackson und Pink.)

Über Sherbets „Howzat“ ärgerten sich einige bei AC/DC: Wir tourten quer durchs Land und rissen uns den Hintern auf, um uns eine solide Fan-Basis zu erarbeiten, und denen fiel einfach so ein Hit in den Schoß; so sah es für uns jedenfalls aus. Zwar ließen wir uns unseren Ärger kaum anmerken, aber so tickten wir eben: Wir maßen unseren Erfolg daran, wie jene Bands vorankamen, die wir als Konkurrenz wahrnahmen. Das waren in Australien Sherbet und die Skyhooks – sie waren die großen Nummern, auf sie hatten wir es abgesehen. Für beide hatten wir keinerlei Respekt – was hätte es uns also gebracht, wenn wir sie auf dem heimischen Markt überholt hätten? Wen interessierten die denn überhaupt? Für uns war es völlig unverständlich, wie jemand solche Typen gut finden konnte – war es da nicht viel spannender, sich mit den wirklich großen Jungs zu messen? Wenn wir uns weiterentwickeln wollten, dann gab es nur eins: Wir mussten den Schritt nach Übersee wagen.

Michael Browning hatte schon eine ganze Weile daran gearbeitet, uns nach England zu bringen – ich bin sogar überzeugt, dass die Band ihn als Manager engagiert hatte, weil er genau das von Anfang an als sein großes Ziel ausgegeben hatte. Alberts und vor allem George Young hatten seine Vorstellungen sicherlich sehr wohlmeinend aufgenommen. George, der Mentor von AC/DC, hatte mit den Easybeats selbst so kurz vorm großen Durchbruch in England gestanden, dass er nun ganz sicher davon träumte, einen zweiten Anlauf zu wagen. Und die Band war genauso scharf darauf wie George.

Die ganze England-Geschichte hatte ich zu Anfang als Träumerei abgetan, aber es dauerte nicht lange, bis mir klar wurde, wie ernst es ihnen damit war. Dieser Plan würde gelingen. Ganz sicher. Alles andere hätte man als Blasphemie ausgelegt – hätte ich ernsthaft Zweifel geäußert, wäre das einer Meuterei gleich gekommen, und man hätte mich über die Planke gehen lassen. Aber es war auch klar wie Kloßbrühe. Wir waren so schnell in Australien durchgestartet und hatten zwei erfolgreiche Alben und ein paar Hits vorgelegt, dass jetzt das Motto lautete: Auf zu neuen Ufern.

Michael war Mitte 1975 nach London geflogen, um für die Band den Boden zu bereiten. Dort machte er die Runde mit seinem „Maxwell Smart“-Videoplayer für die Aktentasche, einem ziemlich abgefahrenen Gerät für die damalige Zeit, das direkt aus dem Fundus des MI5 oder eines anderen Geheimdienstes zu stammen schien. Es dauerte nicht lange, und Michael war bekannt als der „Aussie mit der Aktentasche“. Jedem, der nur halbwegs Interesse zeigte, spielte er die Videoaufzeichnung von „High Voltage“ vor, die bei einem Gig in der Festival Hall mit den Skyhooks aufgenommen worden war. Der Clip enthielt auch eine Menge Aufnahmen vom Publikum, und viele Fans hatten Banner mitgebracht, auf denen groß AC/DC stand. Am schönsten fand ich allerdings das mit der Aufschrift ANGUS U SPUNK, was im Aussie-Slang soviel bedeutete wie: Angus, du bist rattenscharf. Dieses Plakat hatte niemand anders gebastelt als der rattenscharfe Meister selbst: Einen ganzen Nachmittag lang hatte er auf dem Fußboden im Wohnzimmer des AC/DC-Hauptquartiers daran gewerkelt. Das wussten die Anzugtypen in London natürlich nicht; die sahen nur, dass das Publikum total ausrastete.

Michaels Schwester Coral öffnete einige wichtige Türen für uns, und das war uns eine sehr große Hilfe. Coral lebte schon seit fünf Jahren in London, hatte für das Label A&M gearbeitet und unter anderem mit den Rolling Stones zu tun gehabt. Sie hatte gute Connections und war wegen ihrer positiven Ausstrahlung und ihrer guten Laune überall sehr beliebt. Sie nutzte all ihre Kontakte, um AC/DC in England bekannt zu machen – sie kannte alle wichtigen Leute, alle guten Clubs und wusste, wie die Musikszene funktionierte. Für uns nahm sie weitab von zu Hause auch ein wenig die Mutterrolle ein, und davon abgesehen war Coral, wenn ich das hier so sagen darf, auch ziemlich nett anzusehen. Sie besaß die Qualitäten vieler australischer Frauen: Einerseits war sie eine richtig heiße Braut, wusste aber auch das Selbstbewusstsein eines Mannes aufzubauen und konnte gleichzeitig ein richtig guter Kumpel sein.

In erster Linie versuchte Michael, der Band einen Plattenvertrag zu beschaffen und dafür zu sorgen, dass High Voltage in England veröffentlicht wurde. Falls das nicht gelang, sah der Notfallplan vor, zunächst ein paar Showcases für Oktober und November 1975 zu organisieren, idealerweise im Marquee oder Speakeasy, zwei Clubs in der Londoner Innenstadt, die von den wichtigen Drahtziehern der Musikindustrie frequentiert wurden und uns vielleicht voranbringen konnten. Doch dann traf sich Michael bei Atlantic Records mit Phil Carson und Dave Dee und konnte glücklicherweise einen Deal unter Dach und Fach bringen – bei demselben Label, bei dem auch Bands wie Led Zeppelin und Bad Company unter Vertrag standen. Es verlief tatsächlich alles nach Plan, auch wenn Michael insgesamt zehn Tage länger brauchte, als er ursprünglich eingeplant hatte.

Bevor wir uns dann auf den Weg nach England machten, schickte uns Michael im Januar 1976 noch einmal ins Studio, um den Nachfolger zu TNT einzuspielen, das sich in Australien anhaltend gut verkaufte. Tatsächlich wurde die Veröffentlichung von Dirty Deeds Done Dirt Cheap auf dem heimischen Markt sogar noch eine Weile zurückgehalten, weil das Interesse an TNT noch so groß war. Bei den Aufnahmen gingen wir nach dem schon vertrauten Muster vor – erst wurden bei Soundchecks und anderen Gelegenheiten ein paar Riffs und Songideen ausprobiert, dann quetschten wir zwei Wochen Studiozeit mit George und Harry in unseren randvollen Tourneekalender. Schließlich stand der Exodus nach Großbritannien bevor, und wer konnte da schon sagen, wann wir wieder Gelegenheit haben würden, ins Studio zu gehen?

Vorab hatte es schon einen kurzen Boxenstopp bei Alberts gegeben, um „Jailbreak“ und „Fling Thing“ einzuspielen, damit wir ein paar Songs in der Hand hatten, um den Fans die Wartezeit bis zum neuen Album ein wenig zu verkürzen. Als wir uns dann an Dirty Deeds machten, gingen wir mit demselben Hochdruck an die Arbeit wie das letzte Mal: In der ersten Woche wurden die Songs mit George zusammen ausgearbeitet und die Backing Tracks eingespielt, in der zweiten Woche kamen dann die Gitarrensoli und der Gesang dazu.

George, Mal und Angus waren ein eingespieltes Team, gingen die Ideen am Klavier durch und feilten die Riffs zurecht, bevor wir dann die Grundlagen der Songs einspielten. Hier war George in seinem Element als AC/DC-Mentor, der die Band immer wieder zu Höchstleistungen antrieb und uns im Studio die richtige Richtung vorgab. Allmählich schälten sich immer mehr Tracks heraus. „Ain’t No Fun Waitin’ Round To Be A Millionaire“ fand ich von Anfang an großartig, und der Track ist immer noch ein richtiger Kracher. Schon allein, wie es kurz vor Schluss noch einmal richtig losgeht, ist brillant. Mal ließ sich dabei von Ike & Tina Turners Fassung von „Proud Mary“ inspirieren. Bei den Texten hielten wir auch an der erprobten Vorgehensweise fest, Bon in der Küche einzusperren und erst wieder rauszulassen, wenn er ein paar neue „dirty ditties“ auf der Pfanne hatte. Bei „Ain’t No Fun“ zeigte er sich besonders lakonisch, während „Ride On“ wohl zumindest zur Hälfte autobiografisch war. Es ist durch und durch Bon, der einen großartigen, gradlinigen Blues ablieferte.

Als wir uns einmal richtig festgefahren hatten und uns partout nichts mehr einfiel, ging George in den Raum mit den Verstärkern, hängte sich meinen Gibson-Ripper-Bass um und spielte einen Shuffle. Und das gab uns wieder einen Energiestoß, wir fingen an zu jammen, und daraus entwickelte sich schließlich „There’s Gonna Be Some Rockin“. So war George, er gab den Ton an, wenn es sein musste. Ich dachte immer, dass es für Malcolm und Angus sicherlich großartig und aufregend war, so eng mit George zusammenzuarbeiten und diese Einheit unter den drei Brüdern zu spüren – na ja, zumindest meistens. Ich beneidete sie schon ein wenig um diese Beziehung, egal, wie schnell sie miteinander in Streit geraten konnten.

„Problem Child“ war ein weiterer Killertrack auf Dirty Deeds, der dann auch zu den drei Titeln dieser Platte zählte, die während meiner Zeit bei AC/DC live gespielt wurden (die anderen waren „Dirty Deeds“ und „Jailbreak“). Es war schon komisch – es gab so viele großartige Songs auf diesem Album, die es nie ins Live-Programm schafften. „Ride On“ wäre mit Angus’ wehklagendem Solo beim Publikum sicher großartig angekommen, fand aber in den halbstündigen Vorprogramm-Sets, die wir in Europa ablieferten, einfach keinen Platz.

Für mich war es die Erfüllung eines lang gehegten Traums, ins Ausland zu reisen – noch dazu mit einer Band, an die wir alle glaubten. Dabei war ich felsenfest davon überzeugt, dass ich mit AC/DC eine echte Perspektive hatte und langfristig dabei sein würde. Rückblickend hätte ich meine Vorstellungen vielleicht einmal mit den Jungs besprechen sollen. Aber egal – der Ausflug nach Übersee war für mich ein einziges Abenteuer. Vor allem war ich neugierig auf London, während Malcolm, Angus und Bon sich bestimmt darauf freuten, nach Schottland, in ihre alte Heimat, zu reisen. Aber bei AC/DC galt es als uncool, seine Begeisterung zu sehr zu zeigen, und von daher hielt auch ich mich vornehm zurück. Wir alle betrachteten diese Reise einfach als den nächsten, logischen Schritt, auch wenn ich innerlich vor Aufregung ganz kribblig war.

Wir hatten keine Ahnung, was uns bevorstand, und wussten eigentlich nur, dass wir noch einmal ganz unten anfangen müssten. Aber davor hatten wir keine Angst; die Rolle des Underdogs stachelte uns lediglich zu neuen Höchstleistungen an. Und was war das für eine großartige Gelegenheit, durch Europa zu reisen, als Teil einer angesagten Band. Das hört sich heute natürlich verdammt arrogant an, aber so empfand ich es damals: Ich war überzeugt, dass es uns immer, egal unter welchen Umständen, gelingen würde, die Leute zu überzeugen. Natürlich waren wir eingebildete kleine Drecksäcke – na und? Wir brauchten nur ein paar Shows vor den richtigen Leuten, dann würde die Maschinerie der Musikindustrie schon wie von selbst ins Rollen kommen. Mit dem Trip nach Europa begann die nächste wichtige Phase für die Band. Und auch mir persönlich standen ein paar interessante Erfahrungen bevor.

Meine Familie freute sich für mich. Es gab zwar keine große Verabschiedung, aber wir trafen uns bei mir zu Hause auf einen Lammbraten und ein paar Drinks. Das war keine große Sache, nur eine kleine Familienfeier. Und auch in der Presse wurde kein großes Aufhebens von unserem Aufbruch gemacht, so wie es zur Haltung von AC/DC passte: Immer schön den Ball flach halten. AC/DC gingen stets mit Understatement vor: Ankommen, loslegen und hart zuschlagen. Wir machten keine Gefangenen.

Meine Kumpels waren natürlich beeindruckt, aber einige waren auch ein bisschen verschnupft darüber, dass sich ihre Freikarte für Auftritte und Clubs nach London verpisste. Natürlich ging es dabei nicht nur darum, umsonst in ein Konzert zu kommen – ihr Liebesleben hatte sich beträchtlich verbessert, seit sie mit einer angesagten Band abhingen. Nun mussten sie wieder selbst auf die Pirsch gehen.

Dass ich das Land verließ, kam mir nebenbei bemerkt auch aus anderen Gründen sehr entgegen. In der Nacht vor unserer Abreise tigerte ein ziemlich großer und ausgesprochen erzürnter Ehegatte durch die Lobby unseres Hotels und brüllte: „Ich weiß genau, dass sie mit irgendeinem dieser kleinen Säcke da drin ist!“ (Damit hatte er übrigens Recht.) Blitzmerker, der ich nun mal war, hatte ich schnell gelernt, dass es immer gut war, dem Rezeptionisten eines Hotels ein großes Trinkgeld zu geben, weil der sich anschließend verpflichtet fühlte, lebenswichtige Informationen, die das eigene Wohlbefinden entscheidend beeinflussen konnten, zügig weiterzugeben. Ich konnte gar nicht schnell genug aus Australien rauskommen.

Der kleine Medienauflauf am Flughafen Sydney wurde von unseren Freunden von Countdown in Ton und Bild festgehalten. Mal und Phil brummten ein paar Sätze, sahen dabei aber ziemlich unbehaglich aus, und auch Bon hielt sich ziemlich zurück, als man ihn nach unserer „Flucht“ aus Australien befragte. Ich hielt die Klappe. Hinter mir lag eine schlaflose Nacht, in der ich mich um ein paar wichtige Dinge hatte kümmern müssen, die sich in letzter Minute ergeben hatten.

Als am späten Vormittag die Kameras anliefen, zuckte ich mit keiner Wimper. Bei den Aufnahmen, die ich von der Pressekonferenz gesehen habe, vermittle ich höchst erfolgreich den Eindruck, taubstumm zu sein. Einer der wenigen engen Freunde der Band, Ted Mulry, war vor Ort, um die Passanten spontan zu lautem Beifall anzufeuern, und als später ein kleiner Promo-Clip für Countdown gedreht wurde, schlich ich mich von hinten an ihn an und hob ihn mir auf die Schultern. Keine Ahnung, woher meine Superkräfte in diesem Moment kamen, vor allem, wenn man bedenkt, was für eine Nacht ich hinter mir hatte.

7695.jpg

Am 1. April 1976 landeten wir auf dem Londoner Flughafen Heathrow. Der Flug – mit Zwischenstopps in Singapur, Hongkong, Bombay (dem heutigen Mumbai) und Bahrain – war extrem lang gewesen und hatte 36 Stunden und 45 Minuten gedauert. Wir flogen mit der indonesischen Airline Garuda in einer Boing 707, und von daher fühlte es sich an, als ob man anderthalb Tage in einem Viehwaggon verbracht hatte. Jedenfalls war auf dem Weg Zeit genug für gleich zwei Kater.

Als wir uns im Anflug auf Heathrow befanden, wartete ich gespannt auf den ersten Blick, den ich auf England würde werfen können, aber leider hing die typische dicke Wolkendecke über dem Land, bis sie sich für einen kurzen Moment teilte, um die Sicht auf die Tower Bridge und die Themse freizugeben. Es war ein phantastischer, beinahe surrealer Anblick, wie in einem Film. War das da unten wirklich echt? Ich stieß Phil an, der neben mir saß, aber bevor er den Kopf zum Fenster wandte, hatten sich die Wolken schon wieder geschlossen und die Tower Bridge verschluckt. Aber Phils schnelle Reaktion zeigte deutlich, dass er genauso gespannt war wie ich und auf keinen Fall etwas verpassen wollte.

Wir alle warteten ungeduldig auf das Ende unseres Fluges – wir wollten endlich da sein und mit der Arbeit anfangen. So tickte die Band damals eben: Arbeiten, arbeiten, arbeiten, und wenn wir mal nicht arbeiteten, dann bereiteten wir uns darauf vor, wieder loszulegen. Das galt vor allem für Angus. Zwar war Malcolm der Kapitän unseres Schiffes und sagte, was gemacht werden sollte, aber Angus lebte und atmete nur für die Band und für seine Gibson SG. Seine Bedürfnisse waren ziemlich schlicht: Seine Gibson und AC/DC (das gehörte sowieso zusammen), Zigaretten der Marke Benson & Hedges, Tee, Schokolade und Spaghetti Bolognese – aber bitte ohne Parmesan, sonst wurde er sauer. Angus und seine SG waren unzertrennlich. Er übte jeden Tag mehrere Stunden: Er saß dann einfach auf seinem Bett, die Gitarre war nicht einmal an einem Verstärker angeschlossen, und nudelte vor sich hin, wobei er mit dem Fuß aufstampfte, um beim längsten Gitarrensolo der Welt nicht aus dem Takt zu kommen. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, kann ich mich nicht daran erinnern, dass Angus etwas anderes als Soli spielte, wenn er in seinem Zimmer übte. Das musste er auch gar nicht, denn die Rhythmusgitarre übernahm ja immer Malcolm. Es war nicht ungewöhnlich für Angus, acht Stunden am Stück zu spielen. Er hätte auch im Flieger nach London gespielt, wenn man ihn gelassen hätte.

Wir waren ziemlich beeindruckt, soweit man das nach 36 Stunden Flug sein konnte, als Michael und Coral, die in Heathrow auf uns warteten, uns zu einer Limo führten, die Atlantic Records für uns bereitgestellt hatte. Nach fast zwei Tagen in der Luft waren wir zwar alle ein bisschen erledigt, aber trotzdem machten wir erst einmal eine kleine Sightseeing-Tour: Buckingham Palace, Trafalgar Square mit der Statue von Lord Nelson, Piccadilly Circus, Tower und Big Ben. All die Sehenswürdigkeiten, die ich aus Film und Fernsehen kannte (ich war vor allem ein großer James-Bond-Fan), sah ich nun mit eigenen Augen, so wie kurz zuvor bei unserem Anflug auf Heathrow. Es war immer noch schwer vorstellbar, dass das alles wirklich echt war und kein Monopoly-Spielbrett, denn auf mich wirkte es wie eine verkleinerte Version des „echten“ Londons – und überall drängten sich die Menschenmassen, und Leute wuselten herum wie Ameisen. Am liebsten wäre ich aus der Limo gesprungen und hätte mich gleich unter sie gemischt. Ich brannte auf eine Erkundungstour und hatte mir innerlich schon eine Liste zusammengestellt, was ich mir unbedingt ansehen wollte, allen voran das Britische Museum mit seiner berühmten Ägyptischen Abteilung.

Nach der Rundfahrt steuerten wir unser neues Hauptquartier in der Inverness Terrace 49 in Bayswater an. Es war ein großes Londoner Reihenhaus, das in mehrere Wohnungen aufgeteilt worden war. Band und Crew wohnten hier alle zusammen, was ungefähr auf die Größe des Gebäudes schließen lässt; sieben Jungs teilten sich eine Wohnung. Verglichen mit dem Haus in der Lansdowne Road wirkte es wie das Taj Mahal. Wie immer nahmen Phil und ich ein gemeinsames Zimmer. Wir kamen aus ähnlichen Arbeiterklasse-Familien, waren beide in Melbourne aufgewachsen und standen auf Australian Football. Phil war ein Fan von Essendon, aber er hielt sich zurück, wenn sein Team meine Carlton-Jungs von der Platte putzte. Ich revanchierte mich, indem ich nicht zu sehr aufdrehte, wenn das Glück auf der Carlton-Seite stand.

Aber natürlich waren wir auch deswegen in einem Zimmer gelandet, weil wir die beiden Neuen waren. Es war bezeichnend für die Hackordnung in der Band, dass Bon, Malcolm und Angus in der Inverness Terrace jeweils ein eigenes Zimmer bewohnten, während Phil und ich uns eine kleine Kammer teilten. Allerdings verstanden wir uns gut und waren von Anfang an bestens miteinander zurecht gekommen. Bei uns gab es immer etwas zu lachen. Phil verpasste mir auch meinen Spitznamen „Herbie“, nach Herbie Evans, einer Figur aus der australischen Fernsehserie Number 96.

Wenn ich ein Problem hatte, war es auch stets Phil, an den ich mich als erstes wandte, und umgekehrt war es genauso. Wir vertrauten uns Dinge an, die wir mit Malcolm und Angus nicht hätten besprechen können. Später war dann auch Phil der einzige, dem ich verriet, dass ich an meiner Zukunft mit der Band zweifelte. Auch er war sich seiner Position nicht immer sicher und träumte davon, ein Restaurant in Melbourne zu eröffnen, wenn er eines Tages nicht mehr bei AC/DC spielen würde.

Das Haus in Bayswater war fünf Minuten von der U-Bahn-Station Queensway entfernt, und von dort aus waren es nur wenige Haltestellen bis in die Londoner Innenstadt. In zehn Minuten war man zu Fuß an der Oxford Street oder, wenn man quer durch den Hyde Park ging, an der Kings Road in Chelsea, wo man gut einkaufen oder was trinken gehen konnte. Parallel zur Inverness Terrace verlief außerdem der Queensway, die große Einkaufsstraße von Bayswater.

Kurz nach unserer Ankunft bummelte ich durch das Kaufhaus Whiteleys am Queensway, und erfuhr ganz nebenbei, dass Brian Jones von den Rolling Stones dort einmal gearbeitet hatte. Es war ein steifer alter Knabe in der Herrenabteilung, der sich recht abfällig über Jones äußerte und es offenkundig für einen Fehler hielt, dass der damals gekündigt hatte. „Er war für diesen Job einfach nicht gemacht“, sagte er – na, was für eine Überraschung. „Es war dann doch etwas zu viel für ihn. Ein netter junger Mann, aber die Frisur war ganz unmöglich.“ Mit einem Schniefen setzte er dann hinzu: „Sie sind wohl auch in so einer Gruppe.“ Scheiße, Alter, jawohl, und ich bin verdammt stolz drauf. Es ist schon verrückt, wie schnell die Leute merken, dass man in einer Band spielt. Dabei sahen wir bestimmt gar nicht so viel anders aus als andere junge Leute auch, oder zumindest nicht anders als die jungen Leute, die zu unseren Konzerten kamen, aber man steckte uns immer in dieselbe Schublade.

Bayswater war genau richtig für uns. Nicht nur, weil es so zentral lag, sondern auch, weil es dort so viele Takeaway-Läden und Pubs gab. Wir fanden dort einfach alles, was wir brauchten. Gleich um die Ecke war der Pub The Ducks And Drakes, wo wir uns mittags gern mal ein Shepherd’s Pie und ein paar Bier genehmigten, wenngleich wir uns erst mal ziemlich daran gewöhnen mussten, dass man das Bier in diesem Land zimmerwarm servierte. Unsere Band-Mama, Coral Browning, wohnte ganz in der Nähe in der Ossington Street 33. Ich interessierte mich sehr für englischen Fußball und war von daher ziemlich beeindruckt, dass Jimmy Hill, der Moderator der samstagabendlichen Sportsendung The Big Match, in derselben Straße wohnte. Das war für mich ein richtig großes Ding. Hill begegnete ich tatsächlich ein paar Mal auf dem Queensway.

7697.jpg

Die aggressive Einstellung, die AC/DC gegenüber anderen australischen Bands vertraten, behielten wir in Übersee selbstverständlich bei. Aber jetzt orientierten wir uns zudem an den großen, weltweit erfolgreichen Bands. Für wen hielten diese Ärsche sich eigentlich? Wir sahen ein paar der sogenannten Headliner und wussten sofort, dass wir von denen nichts zu befürchten hatten. Jedenfalls entdeckten wir keine andere Band, die uns richtig imponiert hätte; wir waren vielmehr überrascht, wie viele beschissene Gurkentruppen es in London gab, die dort in den Clubs und Pubs auftraten. Die meisten Typen konnten nicht mal richtig spielen und schienen schon damit überfordert, sich auf eine Tonart zu einigen.

Ziemlich zu Anfang pilgerten wir geschlossen zum Hammersmith Odeon, um uns Kiss anzugucken. Wir amüsierten uns prächtig. Es war einer der lustigsten Abende, die ich je erlebte. Ich meine, mal ganz ehrlich, was sollte dieser ganze Scheiß? Schön, wir hatten einen Schuljungen als Gitarristen, aber das da? Kiss mochten ja enorm erfolgreich sein, aber wer hätte seinen Kumpels wirklich eingestehen wollen, dass er auf so was stand? Als Gesamtpaket funktionierte es natürlich; es war eine clever durchdachte, durch und durch künstliche Show, die, wie sich später herausstellte, über lange Jahre enorm erfolgreich blieb. Aber waren Kiss eine richtige Rockband? Auf keinen Fall. Kein Wunder, dass sie Make-up trugen.

Das Licht ging aus, und Kiss klopften erst mal ein paar markige Sprüche. „Good evening London, we’re gonna rock this place to the ground. ROCK AND ROLL, LONDON!“ Bei allem Respekt gegenüber ihren Millionen von Fans – das war lächerlich. Der Gig war natürlich perfekt inszeniert und hervorragend produziert, aber trotzdem war es das Albernste, was ich je gesehen habe. Ein Comic-Strip, mehr nicht. Nach jedem Song brach jedes Mal ein komisches Gebrüll und Gejohle los, das ziemlich amerikanisch klang, und ich möchte schwören, dass sich die meisten Zuschauer in der gerade mal zu drei Vierteln gefüllten Halle ebenfalls fragten, woher dieser Lärm kam. Es war jedenfalls keine typisch britische Reaktion. Angus war bei diesem Ausflug auch dabei, eines der seltenen Male, bei denen unser Kleiner sich in freier Wildbahn blicken ließ. Er war ebenso wenig beeindruckt wie wir anderen; der Gig war jedenfalls nicht dazu angetan, ihn öfter in ein Konzert zu locken, wenn er nicht gerade Lust auf ein bisschen leichte Unterhaltung hatte. Das war unsere Konkurrenz?

Man sollte es ja nicht glauben, aber zu den Zeitgenossen, denen wir zumindest ein wenig Anerkennung zollten, zählte die Glitter Band. Wir sahen sie live im Drury Lane, und die Jungs ließen es mächtig krachen. Sie hatten zwei Drummer und einen großartigen Gitarristen mit einer sternförmigen Gitarre, der Rhythmusgitarrist war unglaublich gut, und Gary Glitter selbst war köstlich. Er sah aus wie ein aufgetakelter Wrestler, der gerade aus einer Pantomime geflüchtet war, und machte mächtig auf Theater. Natürlich war er genauso albern wie die Typen bei Kiss, aber seine Band hatte wirklich was drauf. Die Glitter Band legte es nicht darauf an, ernst genommen zu werden, aber sie verdiente ordentlich Geld und hatte jede Menge Spaß.

Unsere erste England-Tournee sollten wir im Vorprogramm von Paul Kossoffs Gruppe Back Street Crawler absolvieren, die damals auch bei Atlantic unter Vertrag stand. Unsere beiden Bands hatten gerade ein neues Album draußen – Kossoffs hieß The Band Plays On, ein ziemlich prophetischer Titel – und für das Label war es natürlich günstig, beide Platten mit einer Tour zu bewerben. Wir fingen also wieder ganz unten an und machten den Aufwärmer für eine bekanntere Truppe, aber das war für uns in Ordnung, weil wir so Zugang zu einem neuen Markt und einem neuen Publikum bekamen. Zunächst schien alles gut vorbereitet, aber dann ging der ganze schöne Plan den Bach runter. Oder vielmehr, Paul Kossoff tat das.

Kossoff war ein legendärer Gitarrist, der mit der britischen Rockband Free bekannt geworden war. Ich war mit Free aufgewachsen und liebte ihre Songs, vor allem „All Right Now“ und „The Stealer“ – oh Mann, da darf ich gar nicht erst anfangen, sonst schwärme ich noch bis morgen früh. Wenn man in den frühen Siebzigern in irgendeiner Garage mit seiner ersten Band spielte, dann versuchte man sich unter Garantie an ein paar Songs von Free. Jedenfalls war das bei mir so, bevor ich zu AC/DC stieß. Und ich würde stark vermuten, dass das auch auf die anderen zutraf. Obwohl man bei AC/DC ja gemeinhin darauf achtete, nicht zu sehr raushängen zu lassen, dass man irgendwas gerade ziemlich super fand, wusste ich doch, dass Phil ziemlich auf Simon Kirke stand, den Drummer von Free, der später auch bei Bad Company spielte.

Ich hatte mich wahnsinnig darauf gefreut, Paul Kossoff kennen zu lernen. Dieser eine Gig von Free in der Festival Hall, der wahrhaftig mein Leben verändert hatte, war mir immer noch sehr in Erinnerung. Zudem steckte eine lange Liste mit Fragen in meiner Tasche, die mir ein hervorragender, junger Gitarrist aus Sydney mitgegeben hatte, Bob Spencer, ein riesiger Kossoff-Fan. Bob und ich hatten über Kossoff geredet, als seine Band Finch, die in meinem späteren Leben noch eine große Rolle spielen sollte, bei einem unserer Gigs in einem Vorort von Sydney als Anheizer aufgetreten war.

Noch bevor es mit der Tour richtig losging, hörte ich von Leuten, die es wissen mussten, dass Kossoff heftige Drogenprobleme hatte und wohl heroinabhängig war. Zwar sagte man uns, er habe einen Entzug gemacht und sei wieder gesund, oder zumindest wieder so weit auf den Beinen, wie man nach einem heftigen Betäubungsmittelalbtraum eben sein konnte. Während wir uns noch in Australien auf den London-Trip vorbereiteten, setzte sich Kossoff am 19. März 1976 ins Flugzeug von New York nach Hause, und er starb während des Flugs an Herzversagen. Ein weiteres tragisches Opfer des berühmten Rock’n’Roll-Lifestyles. Kossoff war 26 Jahre alt.

Es ist einfach, das Leben on the road, den Druck und die Versuchungen, die damit einhergehen, dafür verantwortlich zu machen, dass Menschen ihr Leben wegwerfen, zu Arschlöchern werden oder Selbstmord begehen. Ich glaube jedoch, dass Menschen, die durch Drogen oder Alkohol vom Weg abkommen, so oder so auf die schiefe Bahn geraten wären, ob sie in einer Band spielten oder nicht. Natürlich ist man als Musiker einigen Versuchungen ausgesetzt, denen man im normalen Alltagsleben vielleicht nicht begegnen würde, aber so ist nun mal das Leben auf Tournee. Es ist allerdings schon eine Ironie des Schicksals, dass Kossoff seine Sucht überwunden hatte, sein Körper jedoch schon so schwer geschädigt war, dass ihm das nichts mehr nützte.

Pauls Vater, David Kossoff, ein gefeierter Schauspieler im Großbritannien der Nachkriegsjahre, drehte später einen Dokumentarfilm über den Absturz seines Sohnes. Der Film entstand, nachdem David in Schulen unterwegs gewesen war, um mit Jugendlichen über seine Erlebnisse mit Paul zu sprechen, und der Streifen beeindruckt vor allem durch die nachgestellten Gespräche und Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn. David spielt sich selbst, dann setzt er sich, um Paul zu verkörpern, der so kaputt war, dass er nicht mehr stehen konnte. Er brachte mich zu der Überzeugung, dass Drogensüchtige sehr selbstsüchtige Menschen sind, die von ihrer Krankheit so umfangen sind, dass sie nicht merken, welchen Schaden sie ihrer Familie, ihren Freunden und natürlich auch sich selbst zufügen.

AC/DC ließ die Nachricht von Kossoffs Tod relativ kalt: Für uns war es in erster Linie ein Stolperstein auf unserem Weg. Wir empfanden wenig Mitgefühl und ärgerten uns vor allem über die Unannehmlichkeiten, die es für uns bedeutete. Wir wollten auf die Bühne und spielen. Bon brachte die vorherrschende Meinung in einem Interview mit der australischen Zeitschrift RAM auf den Punkt: „Der Wichser Paul Kossoff hat uns die erste Tour versaut. Der soll bloß aufpassen, dass Angus ihn nicht zu fassen bekommt.“ Wir waren wirklich ein sensibler Haufen.

Nachdem Paul Kossoff also nicht mehr mitspielte, hatten wir in London mehr Zeit als erwartet. Wir waren für das Touristendasein nicht geschaffen, obwohl ich vermutlich mehr Zeit im Britischen Museum verbrachte als ein paar der dort ausgestellten Mumien. Mein Zimmergenosse Phil entwickelte sich damals zu einem echten Kameramann. Die Super-Acht-Kamera trat gerade ihren Siegeszug an, und Phil filmte alles, was sich nicht wehrte, und schickte dann die Filme zum Entwickeln ein, um sich seine Mini-Meisterwerke später anzuschauen. Das muss ich Phil wirklich lassen: Wenn er sich für etwas interessierte (er hatte eine ganze Reihe von Hobbys), dann stieg er wirklich richtig ein. Nach der Super-Acht-Filmerei kamen ferngesteuerte Boote, mit denen wir auf dem Serpentine Lake im Hyde Park richtige Rennen veranstalteten. Aber als er Ritchie Blackmores Drummer Cozy Powell zwischen ein paar Gigs in Deutschland mit einem Ferrari durch die Gegend fahren sah, war es um Phil geschehen, und er wurde ein Ferrari-Mann – nachdem er sich das leisten konnte, versteht sich. 1976 war er jedenfalls noch nicht so weit.

Aber ich bin fest davon überzeugt, dass AC/DC nur auf eine Art funktionierten, und die bestand aus Arbeit, Arbeit, Arbeit. Zweifelsohne hatten Mal, Angus und teilweise auch Bon jene mürrische, zupackende Art geerbt, die so vielen schottischen Einwanderern in Australien eigen war. Eine Reihe meiner Freunde kommen aus schottischstämmigen Familien, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Fünften Kontinent auswanderten, und zu den vielen Eigenschaften, die ich an ihnen bewundere, ist ihr Blick fürs Wesentliche und die Abneigung gegen zu viel sinnloses Gerede. Leider geht das manchmal auch mit Grobheit einher, etwas, das auch bei den Brüdern Young zu beobachten war.

Wir kamen zwar alle aus der Arbeiterklasse, aber von der Persönlichkeit her waren wir alle völlig unterschiedlich gestrickt. Phil und ich tickten ähnlich, vielleicht, weil wir beide aus Melbourne kamen, aber wir hatten beide sehr viel Humor und genossen es, uns zu amüsieren, manchmal auch ein bisschen zu sehr. Hey, wir spielten in einer Band, wieso hätten wir nicht versuchen sollen, alles mitzunehmen, was sich uns anbot? Was die Youngs betraf, so war Malcolm ein Getriebener, und ich hatte den Eindruck, dass er Angus damit sehr beeinflusste. Mal war der Planer, der Drahtzieher im Hintergrund, skrupellos und gründlich, während Angus eher das Image nach außen hin verkörperte. Ich habe nie verstanden, dass die Youngs oft als schlichte Gemüter porträtiert wurden, die in einer Rockband spielten – meiner Ansicht nach traf das überhaupt nicht zu. Die beiden waren und sind sehr clevere Denker, wie sich am Erfolg von AC/DC ablesen lässt. Sie hatten wohl wenig schulische Bildung genossen, ebenso wie wir anderen, aber schnell gelernt, worauf es in ihrem Job ankam.

Mal und Angus waren beide sehr zurückhaltend, so sehr, dass man fast von misstrauischer Ablehnung hätte sprechen können. Ich habe öfter gehört, dass man sie auch „paranoid“ oder „einsiedlerisch“ genannt hat, aber ich denke, das trifft nicht zu. Mal und Angus waren zwar nicht die geselligsten Menschen auf der Welt, aber sie legten sehr viel Wert auf ihre Privatsphäre und stießen dabei auf das Problem, in einen Job geraten zu sein, in dem Privatsphäre Mangelware war. Arschkriecherei oder „Networking“, wie es andere Musiker zur Beschleunigung ihrer Karriere betrieben, war nie ihr Ding. Das habe ich immer sehr respektiert.

Bon hingegen war ein Gentleman vom alten Schlag mit entsprechenden Manieren, der allerdings auch eine wilde Seite hatte, die sich immer dann zeigte, wenn er ein paar Drinks gekippt hatte oder ein Auftritt kurz bevor stand. Er war von Natur aus offen und freundlich und setzte sich für andere ein. Dem stand eine Unbesonnenheit gegenüber, die durchaus selbstzerstörerische Züge trug. Er fühlte sich oft einsam. Irgendjemand hat mal über ihn gesagt, er sei „eine tolle Truppe Typen“ gewesen, aber das erscheint mir ein wenig oberflächlich. Bon war ein Chamäleon, das sich an beinahe jede Lage anpassen konnte. Dazu kam, dass fast niemand seinem Charme widerstehen konnte, wenn er richtig gut drauf war. Er selbst nannte sich einmal „einen Wolf im Wolfspelz“, und vielleicht lag er damit richtig. Vor allem aber wollte er, wie wir alle, ein Teil der „größten Band aller Zeiten“ sein.

Unsere Lebenssituation damals war recht ungewöhnlich: Bei den meisten anderen Jobs war es nicht die Regel, dass man die ganze Zeit rund um die Uhr mit seinen Arbeitskollegen verbrachte, aber wir hockten notgedrungen alle aufeinander, schon allein, weil wir alle in diesem Haus lebten. Wie man sich vorstellen kann, war das manchmal etwas klaustrophobisch und angespannt – hier trafen sehr unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinander, noch dazu in einer fremden Stadt, und wir hatten zunächst nichts zu tun und viel zu viel Zeit.

London hatte für Phil und mich allerlei zu bieten, und wir genossen es durchaus, als Touristen unterwegs zu sein. Mal und Angus hatten darauf keinen Bock und guckten sich allenfalls die allgemein bekannten Sehenswürdigkeiten an. Michael Browning zahlte uns jede Woche 50 Pfund „Bummelgeld“, und das gaben wir auf der King’s Road in Chelsea, der Kensington High Street oder der Oxford Street aus, holten uns neue Jeans, T-Shirts, Stiefel und so weiter. Dabei waren wir alle scharf darauf, endlich auf Tournee zu gehen, denn dann, das wussten wir, würde sich das „Bummelgeld“ verdoppeln. Damit wir nicht einrosteten, gingen wir immer mal wieder in unseren Proberaum; außerdem hatten wir ja überprüfen müssen, ob unser Equipment nach der Reise um die halbe Welt noch in Ordnung war. Mal, Angus und ich entwickelten eine Leidenschaft für Tandoori Chicken, die so weit ging, dass sich unsere Finger schließlich rot verfärbten, was eine hübsche farbliche Ergänzung zum Gelb der Youngschen Nikotinfinger darstellte. Sehr lecker. Aber arbeitsmäßig befanden wir uns im April 1976 in einer Warteschleife.

Finanziell waren wir recht gut gestellt, obwohl wir uns in einer der teuersten Städte der Welt aufhielten. Michael Browning verwaltete unser Geld, und von daher waren wir recht autonom und mussten nicht alle fünf Minuten bei unserer Plattenfirma betteln gehen. Für uns war 1975 ein gutes Jahr: Selbst Phil und ich, die nicht am Songwriting beteiligt waren, hatten ein hübsches Sümmchen auf dem Konto und genossen die finanzielle Freiheit, uns innerhalb gewisser Grenzen die meisten Wünsche erfüllen zu können. Zwar hatte ich keinen Führerschein, aber trotzdem war damals mein Standard-Spruch, dass mein erster Wagen ein Rolls-Royce sein würde. Schließlich hatte ich doch auch als Beifahrer ein Recht auf einen fahrbaren Untersatz mit etwas Klasse und Komfort, oder? Tatsächlich stellte ich fest, dass ich mir einen gut erhaltenen, gebrauchten Rolls durchaus hätte leisten können – dauerhaft einen Fahrer zu bezahlen, wäre dann doch eher das Problem gewesen. Autofahren kann ich übrigens noch heute nicht.

Bon beschloss, der Langeweile zu trotzen und allein loszuziehen, wie das so seine Art war, und er nahm wieder Kontakt zu ein paar alten Freunden im Londoner Norden auf. Wenn es nicht unbedingt sein musste, dann war er nicht scharf darauf, ständig mit der Band herumzuhängen; wenn der Käfig nur einen Augenblick offen stand, huschte er durch die Tür. Immerhin war er ja auch ein paar Jahre älter als wir und tickte von daher auch ein bisschen anders. Bon brauchte seine Privatsphäre, um sein Leben so führen zu können, wie er es wollte, ohne dass ihm jemand hineinredete, seine Entscheidungen kommentierte oder kritisierte. Wenn er nicht unbedingt vor Ort gebraucht wurde, dann verkrümelte er sich – er ging dann einfach gemessenen Schrittes zur Tür raus, sagte auch nicht „bis später“ oder „will jemand mit, was trinken“, sondern machte sich kommentarlos davon.

Einmal ließ er sich in einem Pub in Finchley sehen, in dem er während des England-Aufenthalts von Fraternity öfters gewesen war. Wie sich herausstellte, war das keine gute Idee. Er war kaum zur Tür hereingekommen, da erinnerte sich offenbar jemand daran, dass es mit ihm irgendwelchen Ärger gegeben hatte. Ein Typ ging auf ihn zu und schlug ihm ein Bierglas über den Kopf, eins von diesen dickwandigen Dingern mit Henkel. Herzlich willkommen zurück in Finchley, Bon!

Bon sagte später, er hätte das nicht erwartet – immerhin sei es Jahre her gewesen, seit er sich zum letzten Mal in diesem Pub hatte blicken lassen. Weiß der Teufel, was er überhaupt angestellt hatte, damit dieser andere Kerl so sauer auf ihn war. Das werden wir wohl nie herausfinden. Jedenfalls brach ihm der Schlag den rechten Wangenknochen, und Bon kam ins Krankenhaus; um den Knochen wieder zu richten, war eine Operation nötig. Bon wurde oft gefragt, wie es zu dem Angriff gekommen war, und er gab jedes Mal dieselbe Antwort. Angeblich sei er nur ein unbeteiligter Zuschauer gewesen, der mit der Schlägerei, in die er geriet, überhaupt nichts zu tun gehabt hatte. Vielleicht hatte er aber auch das Gefühl, dass ein bisschen Karma hier eine Rolle spielte, nachdem er aus verdammt vielen anderen Klemmen unverdienterweise unversehrt herausgekommen war.

Die scheußliche Operation, mit der sein Gesicht wieder hergestellt wurde, schilderte er gern bei jeder sich bietenden Gelegenheit in leuch­tenden Farben. Sein Wangenknochen war richtiggehend nach unten gedrückt worden – so heftig war der Schlag gewesen, den er abbekommen hatte. Der Chirurg machte daher einen Schnitt kurz unter dem Haaransatz, schob einen kleinen Greifhaken hinein und zog die Trümmer des Wangenknochens damit wieder in die richtige Position, bevor er wieder zusammengefügt wurde. So wie es aussah und sich anhörte, hatte es sicher verdammt weh getan.

Aber Bon war einiges gewöhnt. Bevor er zu AC/DC stieß, hatte er nach einem Motorradunfall, der beinahe tödlich ausgegangen war, lange Zeit in einem Krankenhaus in Adelaide gelegen. Bon zeigte bereitwillig die Blutflecken auf dem Innenfutter seiner Bikerjacke, die dieser Unfall hinterlassen hatte. Es war seine Lieblingsjacke, die auf vielen Fotos der frühen Tage zu sehen ist – eine schwarze Lederkutte, auf deren Schultern er ein Leopardenfell-Imitat genäht hatte. Er konnte ziemlich gut mit Nadel und Faden umgehen.

Nachdem man ihm das Gesicht wieder gerichtet hatte und er das Krankenhaus verlassen durfte, verbrachte er ziemlich viel Zeit in seinem neuen Bett in der Inverness Terrace. Coral kümmerte sich ein wenig um ihn, machte ihm Suppe und brachte ihm neue Comics vorbei. Conan der Barbar war damals sehr beliebt, und Johnny Harts Neander aus dem Tal entwickelte sich gerade zur neuen Lieblingsserie. Das ist ein Bild, das mir oft in den Kopf kommt, wenn ich an Bon denke – den Kopf tief in einem Comic-Heft und ganz versunken, wenn er Conan las, oder immer wieder laut auflachend, wenn es Neander war. Bon war zudem ein emsiger Briefschreiber. Er schickte ständig Briefe oder Postkarten an Freunde und Verwandte und hielt sie darüber auf dem Laufenden, was an der Front – oder, sagen wir, mit seiner Front – so geschah.

Mit meinen Erinnerungen an Bon ist es schon irgendwie komisch. Viele Dinge – Videos, Fotos, so ziemlich alles, was mit ihm zu tun hat – kann ich mir ganz ruhig angucken, ohne dass es mir viel ausmacht. Aber wenn ich seine Handschrift sehe, dann haut mich das immer wieder um, selbst, wenn es nur ein Abdruck in einem Buch ist. Eine Originalpostkarte oder ein Brief in seiner Schrift kann mich richtig fertig machen. Ich weiß nicht, woran das liegt – wenn ihr es wisst, sagt mir mal Bescheid.

Am intensivsten erinnere ich mich an Bons Lachen und sein spitzbübisches Grinsen – diese Art von Grinsen, bei dem man unwillkürlich den Verdacht bekam, dass er entweder gerade etwas anstellen wollte oder mit irgendwelchem Unfug durchgekommen war. Ein unglaubliches Grinsen. Auf einem Foto, das ich von Bon nach einem Konzert machte, als er gerade in ein Auto stieg, habe ich diesen Gesichtsausdruck einfangen können. Das war vor seiner Donny-Osmond-Zahnsanierung, als er noch dieses typisch schiefe Grinsen hatte, das aber trotzdem großartig aussah. So echt.

Bon ließ sich die Zähne im November 1976 von einem Spezialisten in der Harley Street richten. Sein neues Lächeln war nicht billig – gerüchteweise kostete ihn die neue Fassade um die 2.000 Pfund, und das war, wenn man bedenkt, wovon wir damals in der Woche lebten, eine enorme Summe. Aber Bon war sehr eigen, was sein Äußeres betraf. Trotz seines Images als ungekämmter, wilder Rocker war er stets pieksauber, und über seine Zähne war er sehr unglücklich. Ich weiß nicht, ob sie vor seinem Motorradunfall in bester Verfassung gewesen waren, aber es war für seine Beißer sicher nicht gut gewesen, einmal über den Asphalt zu schrammen. Von daher überraschte es niemanden, dass er ein kleines Vermögen in ein neues Lächeln investierte. Aber man musste sich dann schon ziemlich daran gewöhnen. Irgendwer hat mal gesagt, dass er wie Mr. Ed aussah, das sprechende Pferd, und das war zwar nicht besonders nett, aber doch ziemlich lustig. Aber zu dieser Zeit bekam Bon eine Reihe gehässiger Bemerkungen zu hören, meist wegen der Leute, mit denen er herumzog, und wegen seiner Beziehung zu Silver Smith.

Silver und Bon kamen wieder zusammen, kaum dass er wieder englischen Boden betrat, aber wenn ich richtig informiert bin, kannten sie sich schon seit der Zeit, in der Bon in Adelaide gelebt hatte. Sie war ungefähr in seinem Alter – also etwas älter als wir – und hatte einiges zu bieten, darunter eine sehr gemütliche Wohnung in der Gloucester Road in West Kensington und ziemlich interessante Freunde wie den Rolling-Stones-Gitarristen Ron Wood. Silvers Wohnung kam Bon extrem gelegen, weil sie ihm eine Rückzugsmöglichkeit und ein bisschen Ruhe vor uns anderen bot.

Er hatte es ohnehin gern gemütlich – da war doch noch ein bisschen was von einem Hippie in ihm, und die Beziehung mit Silver bot ihm wohl alles, was er so brauchte. Ich will damit jetzt nicht sagen, dass Bon kurz davor stand, eine bürgerliche Existenz anzustreben, aber er hatte auf alle Fälle auch eine entspannte Seite. Silver war zweifelsohne eine intelligente Frau, cool, entspannt und weltgewandt, und das waren Eigenschaften, die im AC/DC-Haus nicht gerade im Überfluss zu finden waren. Ich bin mir nicht sicher, ob Silver vorsichtig Abstand von der Band hielt oder ob es sich umgekehrt verhielt, aber sie schien nicht besonders viel Wert darauf zu legen, mit uns herumzuhängen. Und wenn ich ehrlich bin, hatten wir außer Bon auch nicht allzu viel gemeinsam.

Kurz nachdem Bon aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war eine Fotosession angesetzt. Er trug einen maßgeschneiderten Frack aus weißem Leder – natürlich maßgeschneidert, so ein Kleidungsstück gab es in keinem Laden – und eine große Ray-Ban-Sonnenbrille. Wozu die Brille diente, war klar; seine rechte Gesichtshälfte war noch ziemlich angeschwollen, und die großen Gläser verdeckten das blaue Auge, das von dem Eingriff zurückgeblieben war. Ärzte sind ja meist ziemlich ruppig.

Während Bon sich in der Inverness Terrace erholte – noch war er nicht bei Silver untergekrochen –, lieferten Mal, Angus, Phil und ich uns nächtelange Poker-Turniere. Das war eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen auch Angus etwas mit der Band unternahm. Normalerweise igelte er sich mit Zigaretten, Tee und der Gibson SG in seinem Zimmer ein, und er kam selten mit, wenn wir anderen abends in einen Pub oder Club gingen. Das war einfach nicht sein Ding.

Bei einer Runde spielte ein ziemlich großer Klumpen Hasch eine entscheidende Rolle. Nicht für Angus oder mich – Angus trank nicht und nahm auch keine Drogen, und ich hielt mich an Whisky-Cola und kiffte nicht. Aber ich erinnere mich gut an diesen Abend, weil ich da zum einzigen Mal einen Royal Flush zog, nur mit Karo, und das ohne Karten zu kaufen, sondern als zugeteiltes Blatt. Das ist beinahe unmöglich, wie ein Lotteriegewinn, und umso schöner ist es, wenn die anderen Spieler glauben, dass du bluffst, so wie in diesem Fall.

Während des Spiels musste Phil mal raus zum Pinkeln. Ein paar Minuten später war ein lauter Schrei zu hören, und ich dachte, er käme von oben, aus Bons Zimmer. Wie der Blitz rannte ich die Treppe hinauf und riss seine Tür auf, doch vom Bett aus blinzelte mir unser sehr müder Leadsänger entgegen, der sich einen netten Schlafcocktail gemixt hatte.

„Was zur Hölle macht ihr kleinen Wichser da unten für einen Krach?“, fragte er gähnend.

Wer aber war es dann gewesen, der geschrien hatte? Es blieb nur Phil. Ich klopfte an die Klotür und hörte zwar, dass er da drin war, aber er antwortete nicht, und so brach ich die Tür schließlich auf. Er lag auf dem Boden, steif wie ein Brett, und mein erster Gedanke war, dass er einen Krampf bekommen hatte. Deshalb forderte ich ihn auf, die Zunge auszustrecken, und als er das nicht konnte, zog ich sie ihm selbst ein wenig aus dem Mund, weil er so komische Geräusche machte. Dann kam er langsam wieder zu sich, aber er war bleicher als wir alle zusammen. Damit war die Pokerrunde dann erst mal gestorben.

Ich machte Phil eine Tasse Tee, aber er war schon wieder umgekippt, als sie fertig war. Wahrscheinlich war er auf dem Klo auch einfach ohnmächtig geworden, und als er dann wieder zu sich kam, hatte er sich nicht orientieren können und war in Panik geraten. Ich kenne das von mir selbst, wenn ich in diesem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein bin, da dauert es ja manchmal, bis man weiß, wo man sich befindet. Phil gab es damals nicht zu, und er konnte ja auch gar nichts sagen, weil er ohnmächtig war, aber das Dope hatte ihn wohl ziemlich umgehauen. Das hinderte ihn allerdings nicht daran, am nächsten Tag gleich wieder eine ziemliche Portion wegzurauchen, in dieser Hinsicht war er ziemlich unverwüstlich. Und so ging mal wieder ein ziemlich interessanter Tag im AC/DC-Haus in der Inverness Terrace zu Ende.

Bon brauchte etwa zehn Tage Auszeit, um nach der Operation wieder auf die Beine zu kommen. Back Street Crawler, Kossoffs Band, hatte sich inzwischen einen Aushilfsgitarristen namens Geoff Whitehorn gesucht und beschlossen, den Rest der Tour wie vereinbart zu absolvieren, und das kam uns mehr als entgegen – wir wollten weiter nichts als endlich loslegen, Back Street Crawler von der Bühne fegen und alle anderen gleich hinterher schicken.