16
»Du musst also bei dem Treffen ein bisschen
freundlich sein«, erklärte Wilder Lucy, als er in ihrem Camper
wieder zu ihr stieß und ihr alles erklärte.
»Warum?« Lucy hatte wieder diesen störrischen
Gesichtsausdruck aufgesetzt. »Warum kann ich Finnegan nicht einfach
sagen, dass es vorbei ist? Er wird mich kaum verklagen, wenn er die
russische Mafia am Hals hat. Ich finde, es ist höchste Zeit, dass
wir zur Schadensbegrenzung übergehen. Stephanie wird wieder gesund
werden, Bryce wurde nicht verletzt, du bist nicht niedergestochen
worden, deswegen finde ich, dass wir unser Glück überstrapazieren,
wenn wir einfach weitermachen. Lass Finnegan den blöden Helikopter
nehmen, ohne dass meine Leute auf der Brücke sind. Wir können die
Scheinwerfer einschalten, damit die Bullen denken, dass wir drehen,
und dann einfach gehen …«
Wilder schüttelte den Kopf. »Keine gute Idee. Damit
können wir sie nicht abspeisen. Der Stunt muss stattfinden, dann
bringt Nash Finnegan zu Letsky, wahrscheinlich mit der Jade im
Lastennetz. Letsky ist ein ganz übler Kunde, Lucy, dem muss das
Handwerk gelegt werden. Wir müssen das durchziehen.«
Lucy holte tief Luft. »Ein übler Tag für
mich.«
Wilder nickte. »Ich brauche dich, du musst
freundlich sein, wenn er dir den Treffpunkt sagt. Bitte richte dich
nach mir. Sag ihm nicht, dass du die Dreharbeiten abbrichst,
solange ich ihm nicht selbst sage, dass du das tust. Lass mich das
in die Hand nehmen.« Er sah ihr Gesicht rot anlaufen und setzte
hinzu: »Das ist meine Mission, Lucy. Heute Abend, das ist dein
Film, aber heute Nachmittag ist das meine Mission.«
»Nein«, widersprach Lucy. »Heute Abend ist das mein
Film, aber heute Nachmittag ist es meine Crew, meine Schauspieler,
meine Familie, meine Leute. Ich opfere niemanden für die
beschissene CIA.«
Sie rückte von ihm ab, da legte er seinen Arm um
sie und zog sie eng an sich. Er brauchte ihre Wärme.
»Ich bin nicht von der CIA«, sprach er und blickte
ihr in die Augen. »Ich bin auf deiner Seite. Du musst mir
vertrauen.«
»Na klar«, versetzte sie. »Und was diese beiden
Exfrauen betrifft …«
Ihr Handy läutete.
»Das ist Finnegan«, sagte Wilder und ließ sie los.
»Geh ran.«
Lucy holte tief Atem und drückte auf den
Knopf.
Wilder fuhr hinauf zum Eingang des
Savannah-Wildparks, den Anweisungen folgend, die Finnegan Lucy
gegeben hatte, und hielt dann den Jeep an.
»Stimmt was nicht?«, fragte Lucy.
Stimmt hier überhaupt
etwas? Um sie herum ein Durcheinander von Sumpf und Wald.
Indianerland, hätte sein Sergeant gesagt – perfekt als Hinterhalt
geeignet. Eine metallene Schranke gab den Zugang frei, und ein
Schild wies darauf hin, dass der Wildpark bei Dunkelheit
geschlossen wurde. Auf einem anderen Schild stand, dass die Straße
durch den Wildpark nur in einer Richtung zu befahren war. Etwa eine
halbe Meile nördlich waren sie am Ausgang vorbeigekommen. Beides
schlechte Omen.
»J. T.?«
Wilder versuchte, Lucy ein »Kein-Problem«-Lächeln
zukommen zu lassen, aber das war etwas Neues für ihn, deswegen war
er sich nicht sicher, ob es ihm gelang. »Alles in Butter.« Er
fragte sich, ob das als Lüge zählte, während er die Kiesstraße
hinunterfuhr, die auf einem aufgeschütteten Damm durch den Sumpf
führte. Als hinter ihnen die metallene Schranke herunterratterte,
trat er heftig auf die Bremse. Ein noch schlimmeres Omen.
»Aha, immer noch alles in Butter?«, fragte Lucy mit
etwas hellerer Stimme als sonst.
Eine Falle, oder jemand, der dafür sorgen wollte,
dass niemand sonst zu dem Treffen kommen konnte? Und wer hatte die
Schranke geschlossen? Jemand, der sie beobachtete. Das gefiel ihm
überhaupt nicht. Langsam blickte er sich um. Im Süden die
Hafenkräne. Die Türme der Papiermühle. Zum Teufel, es konnte auch
jemand im Sumpf selbst versteckt sein und die Straße im Blick
behalten. Es könnte sogar »Mü ßig«sein, die sich da draußen schon
die Lippen nach der nächsten Beute leckte, die über die Straße
daherkam. Von allen Möglichkeiten war Wilder die Vorstellung, es
mit »Mü ßig« zu tun zu bekommen, noch die liebste. Wenigstens
wusste er bei dem Alligator, was er von ihm zu erwarten hatte, da
er von Pepper eine Stunde zuvor beim Mittagessen gründlich darüber
aufgeklärt worden war, nachdem ihr zum Thema Wonder Woman absolut nichts Neues mehr eingefallen
war. Wilder lächelte grimmig. Pepper war Crawford um Längen voraus,
was Informationsübermittlung betraf.
»J. T.?« Lucys Stimme durchbrach die Stille.
Aus diesem Grunde hatten sie sich in seinem alten
Team mit Hand- und Armsignalen verständigt und kein Wort
gesprochen, wenn sie im Einsatz waren. »Ist schon gut.« Er öffnete
die Metallkiste zwischen den Vordersitzen und nahm eine
9-mm-Beretta in einem abgetragenen Lederhalfter heraus. Er zog die
Pistole aus ihrem Halfter, überprüfte das Magazin, steckte eine
Patrone in die Kammer, ließ die Waffe dann herumwirbeln und hielt
sie Lucy mit dem Griff voraus hin. »Hier.«
Sie blickte ihn an, als sei er verrückt geworden.
»Ist das deine Sicht von ›Alles in Ordnung‹?«
»Nur für alle Fälle«, meinte er und streckte sie
ihr noch näher hin.
Sie nahm die Waffe zögernd. »Ich dachte, du würdest
deine Kanone nie mehr aus der Hand geben?«
Frauen und ihr Gedächtnis. Immer mussten sie einem
Vergangenes unter die Nase reiben. »Das ist meine Ersatzwaffe. Du
kannst auch meine Hauptwaffe haben, wenn du willst. Du kriegst
alles von mir.«
»Das ist wirklich süß von dir, J. T.« Lucy blickte
die Waffe an, als würde sie beißen. »Aber versuche es beim nächsten
Mal lieber mit Schmuck.«
»Sie ist gesichert«, erklärte Wilder und zeigte
darauf. »So entsicherst du sie, und dann ziehst du den Abzug durch.
Es ist schon eine Kugel in der Kammer, also sei vorsichtig. Du hast
insgesamt fünfzehn Patronen.«
»Und zweimal abdrücken, stimmt’s?«
Sie hatte also damals zugehört. »Jawohl.« Er nahm
die Waffe wieder an sich, schob sie in ihr Halfter und reichte es
ihr zurück. »Zieh deinen Gürtel da durch die Schlaufe. Auf deiner
schnelleren Seite.«
Während Lucy sich ohne Begeisterung bewaffnete,
kuppelte er den Gang wieder ein und setzte den Jeep in Bewegung. Er
kam sich fast vor, als sei er wieder im Irak und müsste jeden
Augenblick erwarten, dass eine Mine hochging. Aber das würde
Finnegan nicht tun, denn er brauchte Lucy. Er wollte sie treffen,
um sie dazu zu bringen, den Stunt zu drehen, und sie hatten bereits
entschieden, dass sie den Stunt drehen würden, also sollte wohl
alles in Ordnung gehen. Genau, dachte
Wilder. Lucy ließ ihr Hemd über das Halfter fallen und verbarg es
vor Blicken, aber es blieb eine eindeutige Ausbuchtung. »Hol die
Waffe nicht heraus, solange du nicht wirklich schießen willst, und
schieße nur, wenn du wirklich jemanden töten willst.«
»Das wird nie der Fall sein.«
Ihr Gesicht war angespannt, und es tat ihm sehr
leid. Es war nur noch das Knirschen der Reifen auf den
Kieselsteinen zu hören. Die Straße führte durch eine größere
Baumgruppe, und Wilder zog mit einer Hand seine Glock hervor und
legte sie griffbereit zwischen seine Beine.
Lucy schrak ein wenig zurück. »Sollte ich das auch
tun? Ich werde sicher auf niemanden schießen, aber soll ich
…«
Wilder schüttelte den Kopf. »Du bist meine
Rückendeckung. Finnegan wird erwarten, dass ich Waffen bei mir
trage. Bei dir würde es ihn wundern.«
»Ich wundere mich auch über mich«, gab Lucy zurück.
»Noch vor zwei Tagen habe ich einfach einen Film gedreht, dann habe
ich mich mit dir eingelassen, und jetzt trage ich eine Waffe und
treffe mich mit einem internationalen Terroristen.«
»Tja. Tut mir leid«, entschuldigte Wilder sich,
aber sie redete weiter.
»Weißt du, als ich über uns und ein gemeinsames
Leben nachdachte, habe ich mir vorgestellt, dass ich vielleicht zur
Feier unseres Jahrestags aus einem Flugzeug springen müsste oder so
etwas, aber ich hätte nie gedacht, dass das Erste, das ich von dir
bekomme, eine Sicherung hat.«
Das ist gut, dachte Wilder.
Sie macht Witze. Verstohlen warf er einen
Blick auf sie. Nun ja, er hatte gedacht, es seien Witze. »Tja, mein
Leben war nie langweilig.«
Lucy warf ihm einen Blick zu. »Wie wäre es, wenn
wir uns von jetzt an an einen Kompromiss halten, nach dem Motto
›dem Tod nicht tagtäglich ins Auge sehen‹?«
Sie verließen die Ansammlung von Bäumen und
überblickten etwa zweihundert Meter schnurgerader Straße bis zum
nächsten Gehölz. Die alten Eichenbäume, denen sie sich näherten,
waren so mächtig, dass die Kieselsteinstraße wie ein Weg durch
einen grünen Tunnel wirkte. Sie fuhren hinein, und sofort ließ
Wilder den Jeep ausrollen, denn dort war Finnegan. In einem teuer
wirkenden Jackett über einem scheußlichen, grellen Hawaiihemd saß
er auf der Motorhaube eines kastanienbraunen Jaguars und rauchte
eine dicke Zigarre. Neben ihm lehnte ein Gehstock mit silberner
Spitze und silbernem Griff in der Form eines Pferdekopfs. Er wirkte
wie ein neureicher, geschmacklos gekleideter Trampel. Ein
Arschloch, das fühlte Wilder instinktiv.
Auf dem Schild, das hinter Finnegans Wagen am Rande
des Sumpfs aufragte, stand geschrieben: DIE STAATLICHEN UND
BUNDESSTAATLICHEN GESETZE VERBIETEN DAS FÜTTERN UND AUFSTÖREN DER
ALLIGATOREN. So ein Pech. Finnegan sah feist genug aus, um ein paar
dieser Tierchen über den Winter zu bringen.
Lucy stieg aus und ging auf ihn zu.
»Sie sind sogar noch schöner als auf Ihrem Foto«,
begrüßte Finnegan sie, griff mit der Linken nach seinem Gehstock
und stützte sich darauf, als er von der Motorhaube rutschte. Dann
steckte er sich die Zigarre ebenfalls in die linke Hand und
streckte die Rechte Lucy entgegen, doch Wilder bemerkte, dass die
hellblauen Augen des Iren auf ihn gerichtet blieben.
Lucy ignorierte die ausgestreckte Hand. »Sie
wollten mich sprechen?«
»Ah, Lucy, Darling«, begann
Finnegan mit starkem irischem Akzent, den Wilder für reine Show
hielt.
»Sie bedrohen mich jetzt seit zwei Tagen«, stellte
Lucy fest. »Nennen Sie mich gefälligst nicht Darling.«
Wilder ließ seine Blicke prüfend umherschweifen,
konnte jedoch keine Leibwächter entdecken, obwohl er sicher war,
dass Finnegan nicht allein hierhergekommen war. Er schob die Glock
zurück in ihr Halfter und stieg aus dem Jeep.
»Ach, Schätzchen, so ist nun mal das Geschäft.«
Finnegan nahm die Zigarre wieder in die Rechte und machte eine
Geste zu Wilder hin. »Und wer ist dieser stramme Bursche?«
»Mein Freund«, erwiderte Lucy. »Captain
Wilder.«
»Captain Wilder.« Finnegan machte sich nicht die
Mühe, Wilder seine Hand entgegenzustrecken. »Ich habe von Ihnen
gehört.« Er zog heftig an seiner Zigarre und blickte Lucy wieder
an. »Und wozu brauchen wir einen Captain von der Armee bei diesem
netten, zivilisierten Treffen?«
»Von wegen zivilisiert«, entgegnete Lucy und
fixierte ihn ruhig.
»Ihr ›Freund‹, eh?« Finnegan legte gerade die
richtige Betonung in das Wort, um ihnen zu bedeuten, dass er
wusste, welcher Art ihre Beziehung war. »Und der arme Connor? Ist
er nicht Ihr ›Freund‹?«
»Nein.« Lucy blickte ärgerlich drein, was besser
war als ängstlich, aber nicht allzu viel, dachte Wilder. »Mr.
Finnegan, in meiner Filmcrew gibt es Verletzte.«
»Das ist Pech«, erwiderte Finnegan freundlich.
»Aber Unfälle passieren nun mal. Hat nichts mit mir zu tun.«
Lucy zog scharf die Luft ein, und Wilder wusste,
dass sie gleich explodieren würde. Er marschierte an Finnegan
vorbei und betrachtete den Jaguar. »Nette Kiste.«
»Sind Sie ein Fan schöner Autos, Captain Wilder?«,
fragte Finnegan und wandte sich von Lucy ab, als sei sie vollkommen
unwichtig.
»Nein. Aber da Sie nur dummes Zeug reden wollen,
dachte ich, ich fang auch damit an.«
Finnegan nickte. »Aha, ein Mann, der schnell zur
Sache kommen will.« Er wandte sich wieder Lucy zu. »Es gibt
überhaupt nichts zu verhandeln. Wir haben einen Vertrag.«
Lucy schüttelte den Kopf. »Oh nein. Sie …«
Wilder stellte sich neben sie und versuchte,
Finnegans Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Warum sind Sie so
sehr daran interessiert, dass dieser Film zu Ende gedreht
wird?«
»Ich möchte meinen Namen auf der großen
Kinoleinwand sehen.« Finnegan zuckte die Schultern und schnippte
Zigarrenasche auf den Boden. »Der Ruhm, wenn Sie so wollen. Die
Schrulle eines alten Mannes.«
»Quatsch«, widersprach Lucy.
Frauen. Wilder behielt sein
ausdrucksloses Gesicht bei.
»Mädch…«
Lucy fiel ihm ins Wort: »Bei unseren letzten Stunts
hatten wir Verletzte. Wir haben fast unseren Hauptdarsteller
verloren. Und jetzt liegt jemand im Krankenhaus.«
Finnegan lächelte sie über seine Zigarre hinweg an.
»Lucy, Darling, ich kann doch wohl nicht
dafür verantwortlich gemacht werden, wenn jemand am Steuer
einschläft. So etwas passiert jeden Tag.«
»Nicht den Leuten in meiner Crew. Und nicht auf
diese Weise. Und ich habe auch nicht jeden Tag Verabredungen in
Sümpfen.« Wütend schüttelte sie den Kopf. »Das alles ist
lächerlich. Ich …«
»Wir hätten gern eine Garantie«, mischte Wilder
sich ein. Eine Hand steckte in der Tasche und hielt die Wanze, die
Crawford ihm gegeben hatte. »Es wird niemand mehr verletzt. Was
immer Sie vorhaben, Sie tun es nur in sicherem Abstand zu den
Schauspielern und der Crew.«
Sein Lächeln ließ Finnegan ein wenig zurückweichen.
Jetzt musste er nur noch herausfinden, wie er Finnegan die Wanze
anhängen konnte. Es sah nicht danach aus, als würden sie sich zum
Abschied umarmen, und es wäre sicher auch keine gute Idee, zum
Himmel zu zeigen und »Oh, sehen Sie mal, der Halleysche Komet« zu
rufen.
Finnegan nickte und beugte sich vor, mit einer Hand
auf den silbernen Griff des Gehstocks gestützt. »Bringen Sie
einfach den Film zu Ende, und alles wird gut. Ich lege noch einmal
einen Bonus von hunderttausend Dollar für Sie drauf, der ausbezahlt
wird, sobald Sie heute Abend die Dreharbeiten abgeschlossen
haben.«
Während Sie in dem Helikopter
abhauen? Wilder warf Lucy einen Blick zu und hoffte, dass sie
kühles Blut bewahrte.
Sie sah wütend aus. »Glauben Sie, dass ich
für Geld meine Leute Risiken
aussetze?«
Sie spuckte fast vor Wut, und Wilder fand, dass es
Zeit wurde, für seine Flügelspielerin in die Bresche zu springen.
»Sie sorgen dafür, dass die Zivilisten nicht von Ihren Aktionen
betroffen werden, dann wird der Film heute zu Ende gedreht.«
»Den Teufel wird er«, wandte sich Lucy gegen ihn.
»Ich entscheide hier …«
Finnegans Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen,
und mit seiner Zigarre deutete er auf sie. »Ich entscheide. Es ist
mein Film, Mädchen. Mein Geld. Mein
Film.«
Wilder bemerkte, dass der Akzent mit wachsendem
Ärger verschwand.
»Dann filmen Sie doch heute Abend selbst«,
versetzte Lucy.
Finnegan schwang seinen Gehstock in die Höhe und
tippte Lucy mit der Spitze an. »Sie tun, was ich Ihnen sage
…«
Vielen Dank. Wilder packte
den Gehstock und legte die Hand über die Spitze, dann wirbelte er
ihn herum und hielt die Spitze an Finnegans Kehle. »Sprechen Sie
höflich mit der Lady. Sonst …«
Finnegan erstarrte, seine harten Augen zogen sich
zu Schlitzen zusammen. »Wollen Sie mir drohen? Junge, Junge, Sie
haben keine Ahnung, mit wem Sie sich da anlegen.«
Wilder nickte. Dann drehte er den Gehstock wieder
um und hielt Finnegan den Griff entgegen. »Entschuldigung. Ich will
nur, dass dieser Lady nichts geschieht.«
»Ich lebe noch«, stieß Lucy hervor und starrte
Finnegan an, ohne zu blinzeln. »Und ich kann auf mich selbst
aufpassen. Das ist absolut lächerlich.«
Dann tu gefälligst, was wir
besprochen haben, und willige ein, den verdammten Film zu Ende zu
drehen, dachte Wilder, während Finnegan seinen Stock wieder an
sich nahm.
»Der Film wird heute Abend zu Ende gedreht«,
erklärte Wilder noch einmal und warf Lucy einen Blick zu. Ihr
Gesicht war vor Ärger gerötet.
In ihrem Blick lag helle Wut. »Ich werde ni…«
Wilder legte seinen Arm um sie und drückte ihre
Schulter. »Lucy weiß, dass ich ein Auge darauf halten werde, dass
niemand in Gefahr kommt, und jetzt, mit Ihrer Garantie, wird sie
den Dreh auch zu Ende bringen. Stimmt’s,
Lucy?«
Es herrschte einen Augenblick Stille, dann nickte
sie.
»Es gibt also gar kein Problem«, fuhr Wilder fort.
Außer, dass ich in einer Minute mit dieser
Furie allein sein werde.
Finnegan blickte zwischen den beiden hin und her,
dann nickte auch er langsam. »Sehr gut.«
Wilder trat einen Schritt zur Seite. »Dann sollten
wir jetzt fahren.«
Als sie sich nicht rührte, tippte er ihr auf den
Arm, und sie machte auf den Fersen kehrt und stakste zum Jeep
zurück. Zum Glück war da keine Tür, die sie zuknallen konnte.
Wilder nickte Finnegan zu und schwang sich dann auf den Fahrersitz.
Er umrundete den Jaguar vorsichtig, gab dann Gas und kurvte herum,
bis er den Ausgang fand.
»Welchen Teil von ›Richte dich nach mir‹ hast du
nicht verstanden?«, wandte Wilder sich an Lucy.
Sie warf ihm einen rasiermesserscharfen Blick zu.
»Den Teil, wo du dich an den Bösewicht anschleimst, mich
herumkommandierst und meine Leute in Gefahr bringst.« Sie bebte
förmlich vor Wut. »Du hast ihn gesehen, J. T. Dem ist doch jeder
andere Mensch völlig egal; der würde den ganzen Set in die Luft
sprengen, wenn er dadurch sein Ziel erreicht. Dieser Hurensohn lügt
und betrügt und stiehlt, und du spielst mit seinem Stöckchen herum
wie mit einem Taktstock, und dann gibst du es ihm zurück und
…«
»Hey.« Wilder hielt das kleine Peilgerät, das
Crawford ihm gegeben hatte, in die Höhe.
»Was ist das?«
»Ein Peilgerät. Empfängt Signale von einem kleinen
Sender – einer Wanze. Und die habe ich Finnegan angehängt.«
Lucy blinzelte verwirrt. »Wann hast du das denn
gemacht?«
»Gerade eben. An seinem Stöckchen. Unter dem
Pferdekopf.«
»Ach.« Lucys Gesicht entspannte sich. »Ach. Das war
wirklich geschickt.« Sie blickte zu ihm hinüber. »Meinst du, dass
er sein Wort hält?«
»Ich glaube ja«, antwortete Wilder. »Er hat nichts
davon, die Leute zu verletzen, Lucy. Er will nur den Helikopter,
damit er seinen Plan durchziehen kann.«
»Und der wäre?«, fragte Lucy.
»Letsky treffen mit der verdammten Jade im
Schlepptau.«
Lucy holte tief Luft. »Na gut. Also dann,
gut.«
»Außerdem habe ich LaFavre als Rückendeckung, wenn
ich ihn brauche.«
»Diesen Windhund?«
»Er ist auf seinem Gebiet der Beste«, erwiderte
Wilder. »Wir waren schon einige Male in kritischen Situationen
zusammen, und wir sind beide noch heil und ganz, weil wir uns
gegenseitig den Rücken decken.«
Lucy dachte darüber nach. »Okay. Dann erzähle mir
mal, wie der Plan für heute Abend aussieht. Du hast doch einen
Plan, oder?«
»Na klar«, log Wilder.
»Gut«, meinte Lucy. »Ich warte.«
»Lass mir eine Minute Zeit.« Einen Plan, dachte Wilder und konzentrierte sich
während der gesamten Fahrt zurück zum Hotel darauf.
Wilder saß in Lucys Hotelzimmer, überprüfte seine
Pistole und überlegte sich, was an dem Plan, den er sich ausgedacht
hatte, alles schiefgehen könnte. Da kam sie in einem flauschigen
weißen Bademantel aus dem Badezimmer und sah einfach zum Anbeißen
aus, so ohne Make-up und mit ihrem offenen, langen, dunklen Haar,
das noch feucht vom Duschen war.
Anderer Plan, dachte er,
aber der Blick, den sie ihm zuwarf, war kühl.
»Was tust du da?«, fragte sie und richtete den
Blick auf die Glock.
»Ich habe den Zimmerservice angerufen«, antwortete
er und bemühte sich, nicht daran zu denken, wie nackt sie unter dem
Bademantel war.
»Ach so.« Lucy machte eine Geste zu der Glock hin.
»Den ballert man normalerweise nicht ab. Ein Trinkgeld wäre
angemessener.«
Es klopfte, und Wilder war schon auf den Beinen und
hinter Lucys Schulter, als sie durch das kleine Guckloch
spähte.
»Es ist der Zimmerservice«, sagte sie
geduldig.
»Schon gut, schon gut.« Wilder steckte die Pistole
in das Halfter zurück und ging zum Fenster. Lucy unterschrieb den
Bestellzettel und dankte dem Kellner, und als Wilder seine
Geldbörse hervorzerrte, wehrte sie ab: »Ich habe ihm auf dem
Bestellzettel schon ein Trinkgeld unterschrieben.«
Verdammt. Er würde noch
lernen müssen, wie das mit dem Zimmerservice funktionierte. Lucy
zog den Gürtel ihres Bademantels fester und lächelte ihn an. Es war
nicht das herzlichste Lächeln, aber immerhin.
Wir sollten den Zimmerservice
häufiger brauchen, dachte er.
Lucy drehte die beiden Tassen auf dem Tablett um
und goss aus der großen weißen Kaffeekanne in beide etwas Kaffee.
»Mit deiner Kanone bist du besser als mit der Geldbörse.«
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich noch nie
Zimmerservice hatte.«
»Wo hast du denn bisher gelebt? Unter einem
Stein?«
»Fast. Afghanistan. Irak. Kuwait. Thailand. Und so
weiter. Alles ohne Zimmerservice.« Der Kaffee schmeckte gut, dachte
Wilder, während er die kleine Tasse in einem Zug leerte.
»Soll ich dir die Kanne geben, dann kannst du
einfach daraus trinken.« Diesmal war ihr Lächeln eine Spur
wärmer.
»Dann ist alles okay zwischen uns?«, fragte er, und
ihr Lächeln schwand.
»Klar.«
Verdammt. Er ließ sich auf
der Bettkante nieder. »Sieh mal, es tut mir leid, dass ich dir
nichts von meinen beiden Exfrauen gesagt habe, aber du musst mir
vertrauen.«
»Tu ich ja«, erwiderte sie und wich seinem Blick
aus, als sie ihre Tasse aufnahm.
»Nein, tust du nicht«, widersprach er. »Und das
wird zum Problem.«
»Heute Abend?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin
doch nicht dumm. Ich werde tun, was du mir sagst.«
»Nicht nur heute Abend. Auch nach heute
Abend.«
»Es gibt nichts nach heute Abend.« Sie nippte an
ihrem Kaffee, den Blick zum Fenster hinaus gerichtet. »Das hast du
mir ja ziemlich deutlich klargemacht.«
»Nein, habe ich nicht«, erwiderte er müde. »Ich
sagte, wir sollten es langsam angehen lassen.«
»Tja, ich fahre morgen früh nach Hause.« Sie wandte
sich ihm mit zusammengezogenen Brauen zu. »Du lässt es langsam
angehen, und ich winke dir von New York aus zu.«
Verflucht. »Lucy …«
»Tut mir leid«, sagte sie und stellte ihre Tasse
ab. »Ich weiß, wir haben keine Zeit für so was. Hör mal, ich bin
wütend, und ich weiß, dass das blöd ist. Aber ich vertraue dir,
dass du mich nicht belügst. Ich werde alles tun, was du mir sagst.
Aber ich weiß auch, wenn es auf die Entscheidung zwischen mir oder
deiner Mission hinausläuft, dann entscheidest du dich für deine
Mission. So bist du eben. Wir haben also eine rein berufliche
Beziehung, und nicht …«
»Nein«, widersprach Wilder und meinte es
ernst.
»So war es da draußen mit Finnegan. Da warst du
Profi und sonst nichts.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube ganz ehrlich,
dass du und all die anderen heute Abend sicher seid. Es wäre gegen
Finnegans Pläne, wenn jemand verletzt würde. Er will keine Polizei
oder Rettungswagen oder Feuerwehr dort auf der Brücke haben. Er
will einfach nur, dass die Dreharbeiten stattfinden, und den
Helikopter dabei in der Luft, damit er dann über den Sumpf fliegen
kann, ohne Verdacht zu erregen.«
»Der Sumpf.« Lucy nickte. »Wird Nash Finnegan dort
im Sumpf abholen?«
»Ich nehme an, im Wildpark. Deswegen mussten wir
diese Helikopterszenen dort drehen.« Und
deswegen hat Karen ihr GPS mit den Orientierungspunkten
programmiert.
»Also das ist alles? Nash steigt in den Helikopter
und fliegt mit Karen davon, um Finnegan aufzusammeln?«
»Mit Karen und Doc. Um Finnegan und seine
Schlägertypen und die Jade aufzusammeln. Ja. Und dann dorthin zu
fliegen, wo Letsky ist. Und wir anderen gehen nach Hause. Sie haben
gar keinen Grund, jemanden zu verletzen, Lucy, sondern viele
Gründe, das zu vermeiden.«
Sie nickte und kam dann herüber und setzte sich
neben ihm auf die Bettkante, was seine Gedankengänge ziemlich
durcheinanderbrachte. Eine Haarsträhne glitt ihr über die Schulter
und lag nun auf dem flauschigen Frottee ihres Bademantels. Er hätte
sie gern zurückgestrichen, aber er wagte es nicht. Abwarten.
»Das macht Sinn«, stimmte sie zu. »Aber wenn
irgendetwas schiefgeht …«
»Dann brechen wir ab. Wir evakuieren die Brücke,
und alle gehen nach Hause.« Ihn überkam ein Frösteln. Sie würde
nach New York zurückfahren, wie sie es gesagt hatte. Das mussten
sie irgendwie in den Griff bekommen. Er war sich nicht sicher, wie
seine Zukunft aussehen würde, aber so, wie er sie da neben sich
sitzen sah, war er sich plötzlich verdammt sicher, dass Lucy
dazugehörte.
»Okay.« Sie lächelte ihn schwach an. »Ich vertraue
dir.« Sie hob ihr Gesicht und küsste ihn, und er schloss die Augen
und dachte: Nein, tust du nicht. »Es tut
mir wirklich leid, dass ich wegen deiner Exfrauen so zickig war«,
fuhr sie mit weicher Stimme fort. »Du hast Recht, ich war
vorschnell und habe dir keine Zeit gelassen. Herrje, ich habe dich
bis in den Sumpf hinein verfolgt. Das tut mir leid, und …«
»Mir nicht«, entgegnete Wilder besorgt.
»… und auch, dass ich vorschnell war und dachte, es
würde mehr bedeuten, als es war, nämlich einfach zwei Erwachsene,
die mal eine Nummer schieben und ihren Spaß haben.«
»Lucy«, begann er, »das ist nicht …«
»Und jetzt sitzen wir hier«, fuhr sie leichthin
fort, »zu zweit in einem Hotelzimmer mit einem guten Bett und ein
paar Stunden Zeit zum Totschlagen. Und ich muss dir sagen, die
letzte Nacht war wirklich gut. Also sollten wir diese Gelegenheit
jetzt nicht auslassen, oder? Ganz ohne Konsequenzen, ganz ohne
Zukunft, einfach nur jetzt und hier.«
»Lucy …«
»Willst du mich?«
»Oh Gott, ja«, antwortete Wilder.
»Na dann.« Lucy begann, den Gürtel ihres
Bademantels aufzuknüpfen.
Er hinderte sie. »Warte einen Augenblick.«
Ihr verkrampftes Lächeln schwand. »Lass mich raten.
Kein Sex vor dem großen Einsatz.« Sie band den Gürtel wieder fest.
»Auch gut.«
»Du vertraust mir eben nicht«, stellte er fest.
»Und du bist nicht die Art Frau, die gern mit jemandem schläft, dem
sie nicht vertraut.«
Lucy machte ein ärgerliches Gesicht. »Ich hab dir
doch gesagt …«
»Beweise es«, forderte er.
»Was?«
Er erhob sich, ging zu ihrer Reisetasche und suchte
darin herum, bis er ihre Wonder-Woman-Sachen und darunter das goldgefärbte
Lasso der Wahrheit fand.
»Äh, J. T.?«, begann sie. »Du wirst doch wohl nicht
zu den Kerlen gehören, die nur einen hochkriegen, wenn ich mich
verkleide, oder?«
Er ließ die Wonder-Woman-Wäsche in die Tasche zurückfallen und
nahm das Lassoseil. Dann lockte er sie mit gekrümmtem Finger.
»Oh.« Sie musste sich räuspern. »Na ja, also, es
ist ja nicht so, dass ich nicht interessiert wäre.« Sie betrachtete
das Seil in seiner Hand mit tiefem Zweifel. »Tja, also eigentlich
bin ich’s nicht.«
»Vertraust du mir?«, fragte er.
»Ja. Aber …«
Er streckte ihr eine Hand entgegen, und nach einem
Augenblick erhob sie sich und ergriff sie, und er zog sie zu sich
heran und schloss die Augen, als sie weich und warm in seine Arme
sank. »Ich sagte, wir sollten es langsam angehen lassen, Lucy. Ich
habe nie gesagt, dass es ein One-Night-Stand wäre oder dass es für
uns keine Zukunft gäbe. Wir haben eine Zukunft.«
»Ach.« Sie schluckte. »Und was macht das Seil in
unserer Zukunft?«
Sanft schob er sie zum Fenster, wo er mit einer
Hand den schweren Vorhang schloss. »In der Dunkelheit arbeite ich
am besten.«
»Ja«, meinte sie, und ihre Stimme schraubte sich
höher, »das kann ich von gestern Nacht bezeugen, aber …«
»Schhhh.« Wilder küsste sie, und als er fühlte, wie
sie sich entspannte, biss er sie zart in die Lippe. »Vertraust du
mir?«, fragte er.
»Ja«, flüsterte sie. »Ich vertraue dir wirklich.
Aber dieses …«
Er ließ das Lasso auf den Tisch neben ihnen fallen,
und sie entspannte sich ein wenig. Dann zog er ein langes
Tarnnetztuch aus seiner Tasche und legte es doppelt und nochmals
doppelt, und sie spannte sich wieder an.
»Äh, J. T. …«
»Vertraust du mir?«
Lucy blickte unsicher das Tarnnetztuch an. »Ja,
aber …«
Wilder legte ihr das Tuch über die Augen.
»Ähm …«
»Kein Aber«, sagte er. »Entweder du traust mir oder
nicht.«
Er wand das Tuch um ihren Kopf und knüpfte an ihrem
Hinterkopf einen einfachen Knoten. »Das Tuch habe ich in Dänemark
bekommen. Kampfschwimmerausbildung. Wir haben damit immer unsere
Gesichter bedeckt, wenn wir …«
»Erzähle mir nicht, dass das deine Vorstellung von
antörnendem Bettgeflüster ist«, murmelte sie, und er
lächelte.
Mit einer Hand hob er ihre Handgelenke über ihren
Kopf, und mit der anderen griff er das Seil vom Tisch. »Das Lasso
der Wahrheit, Baby«, flüsterte er ihr ins Ohr, und sie erbebte, als
er es um ihre Handgelenke schlang.
»Oh, ah …«, machte Lucy, wehrte sich aber nicht,
sondern biss sich stattdessen auf die Lippen. Er band einen losen
Knoten, warf dann das andere Ende über die Vorhangstange und um den
Raffhalter neben dem Fensterrahmen.
Lucy bemerkte: »Weißt du, da ist ein bequemes Bett,
und …«
Sachte zog er an dem Lasso, und Lucy hielt den Atem
an, als ihre Arme leicht in die Höhe gezogen wurden. Er neigte den
Kopf, während er weiterhin das Ende des Lassos hielt, und küsste
sie in die Vertiefung unter ihrer Kehle.
»Oh Gott«, hauchte sie und packte den Vorhang und
bauschte ihn über ihrem Kopf, wo das Seil ihre Hände
fesselte.
»Du kannst mir vertrauen«, sprach er. »Ich werde
dir nie wehtun, ich werde dich nie betrügen, und ich werde dir
immer überallhin helfen, wo du auch hingehen musst.«
Er verknotete das Seil um den Vorhang-Raffhalter
und löste dann ihren Gürtel, so dass ihr Bademantel sich öffnete,
als er mit der Zunge abwärtswanderte, die Innenlinie ihrer rechten
Brust entlangfuhr. Ihr Körper spannte sich unter seinen Händen an,
während er ihre Brustwarze zart küsste und beknabberte; sie
erzitterte an seinem Körper und machte leise Geräusche tief in
ihrer Kehle. Da sank er auf die Knie und senkte seinen Kopf und
ließ sie aufkeuchen. Sie schmeckte frisch und sauber, als er
zwischen ihre Beine drängte und mit den Händen um ihr Becken
herumwanderte und ihre Pobacken fest packte, so dass sie sich kaum
noch bewegen konnte.
Er passte sich ihrem raschen Atemrhythmus an, und
seine Zunge schmeckte sie, bewegte sich in ihr, bis ihr Atmen in
schluchzendes Keuchen überging. Nach einigen Minuten stöhnte sie:
»Oh Gott, hör auf«, doch er ignorierte sie,
konzentrierte sich auf das, was er von ihr fühlte, den Rhythmus
ihres stoßweisen Keuchens, das Zittern ihrer Muskeln. Dann fühlte
er, wie alle ihre Muskeln sich anspannten und sie erschauerte und
aufschrie. Sie warf sich gegen ihn, und die Vorhangstange brach, so
dass der Vorhang herabfiel und sie beide bedeckte, als sie
zusammensank und er sie auffing.
Er lachte auf. Ihr Körper lag erhitzt auf dem
seinen, und beide waren sie unter dem dicken Vorhang begraben. Sie
atmete schwer, und er rollte sie zur Seite, hielt sie fest in
seinen Armen und legte gleichzeitig seinen Kopf auf einem ihrer
langen, kraftvollen Oberschenkel ab. Auch er musste erst wieder zu
Atem kommen.
»Wow«, keuchte Lucy, und er
lachte wieder.
Dann warf er den Vorhang ab, und das sanfte Licht
des späten Nachmittags ließ ihren Körper glühen. Sie wischte die
Augenbinde beiseite und lächelte ihn schläfrig vor Befriedigung an.
Da rappelte er sich auf die Füße, zog sie in seine Arme und
schleppte sie zum Bett. Dabei stolperte er über das Lasso der
Wahrheit, so dass sie in einem Knäuel auf dem Bett landeten, er
obenauf.
Wieder musste Wilder lachen. Er zog das Lasso von
ihren Handgelenken, wo es goldene Spuren hinterließ, seine
Markierungen auf ihr, aber sie schnappte danach, bevor er es
fortwerfen konnte, und richtete sich unter ihm auf ihren Ellenbogen
auf, so dass ihr Mund fast an seinem war, ihre Augen noch immer
halb geschlossen und sehr dunkel.
»Lasso der Wahrheit gefällig, Captain Wilder?«,
murmelte sie mit weicher, lockender Stimme. »Vertraust du
mir?«
»Ja«, antwortete Wilder mit einem Lächeln.
»Das werden wir ja sehen«, erwiderte sie und rollte
sich herum, bis er unter ihr lag, und griff nach seinen
Handgelenken.
Und dann vergaß er die CIA, Finnegan, die russische
Mafia und alles andere auf der Welt. Alles außer Lucy.