Feindesland Puschkin

Der 10. März des Jahres 2037 war ein kalter und verregneter Tag. Frank und Alf waren schon früh auf den Beinen und warteten in einem südlichen Vorort der Metropole St. Petersburg auf die anreisenden Rus.

Schon seit Tagen hatten Schlägereien und Schusswechsel zwischen den Mitgliedern der verfeindeten Organisationen die Großstadt erschüttert und bereits 16 Menschen waren bei den Zusammenstößen im Vorfeld der Massenversammlungen getötet worden.

Vitali Uljanin war heute persönlich nach St. Petersburg gekommen und hatte zu einer Großkundgebung in der Innenstadt aufgerufen. Dass die Freiheitskämpfer der Rus an diesem Tag ebenfalls demonstrieren wollten, war kein Geheimnis. Seit Wochen riefen beide Seiten in Flugblättern und auf Plakaten ihre Anhänger zur Teilnahme an den jeweiligen Veranstaltungen auf.

Eine Atmosphäre der Anspannung hatte sich wie ein schwarzer Nebel in den Straßen niedergelassen. Die örtliche Zeitung und das Fernsehen hatten die Bürger St. Petersburgs bereits vor schweren Unruhen gewarnt, während die von den Kollektivisten kontrollierten Medien in Zentral- und Ostrussland seit Tagen Hass und Gewalt predigten.

„Kein Rus wird St. Petersburg mehr heil verlassen!“, titelte „Die schwarz-rote Flagge“, die offizielle Zeitung der KVSG, am 10. März. Uljanin erwartete zu seiner Rede mindestens 200.000 Menschen. Frank und Alfred hatten vor dem großen Tag kaum geschlafen und erwarteten das Schlimmste.

Gegen 11.00 Uhr strömten die ersten Anhänger Tschistokjows von allen Seiten in die Metropole hinein und schon an den Bahnhöfen der Vororte kam es zu massiven Auseinandersetzungen und infolgedessen einigen Schwerverletzten. Die Demonstration durch Puschkin war für 13.00 Uhr angesetzt worden und als Treffpunkt hatte Tschistokjow ein Einkaufzentrum westlich des berüchtigten Stadtteils angegeben. Tausende seiner Anhänger kamen und es wurden immer mehr.

Letztendlich versammelten sich fast 50000 Menschen unter dem Banner des Drachenkopfes. Hunderte bewaffnete Ordner flankierten den Demonstrationszug mit durchgeladenen Gewehren.

Dann begann es. Fahnenschwingend und singend schritt die riesige Masse, einem gewaltigen Heer gleich, langsam vorwärts. Artur Tschistokjow stand an ihrer Spitze, umgeben von Peter Ulljewski und seinen treuesten Anhängern. Die Rus zogen zuerst durch ein verwahrlostes Plattenbauviertel und ihre Forderungen donnerten gen Himmel.

„Freiheit für Russland! Kommt zu Artur Tschistokjow!“, schrieen unzählige Kehlen immer wieder.

Die russische Polizei hatte es offenbar aufgegeben, sich zwischen die verfeindeten Gruppen zu werfen und ließ sich überhaupt nicht sehen. Vielleicht hatten sie auch von oben den Befehl erhalten, sich aus allem heraus zu halten und den Kollektivisten in St. Petersburg die Straßen zu überlassen.

Artur Tschistokjow blickte sich um. Einige Russlandfahnen hingen aus den Fenstern der ärmlichen Wohnungen in den Plattenbauten gegenüber. Daneben aber oft auch die schwarz-roten Flaggen Uljanins. Massen von Bürgern drängten sich von allen Seiten heran, ein Teil von ihnen jubelte den Rus zu, ein anderer spuckte auf den Boden und stieß furchtbare Flüche aus. Bald näherten sich die Demonstranten Puschkin und drangen in feindliche Gassen ein. Ein großer Mob von Kollektivisten erschien in einer Nebenstrasse und hasserfüllte Rufe prallten ihnen entgegen wie ein kalter Hagelsturm. Die Gegner erhoben die Fäuste und das Gezischel böser Verwünschungen ertönte. Aber die Rus rückten hartnäckig weiter vor, während sich ihre Rivalen um sie herum zusammenrotteten.

Uljanin sprach derweil vor 150.000 Menschen in der Innenstadt. Es waren weniger als er erwartet hatte, aber dennoch schien das Meer der schwarz-roten Banner unendlich weit in die breiten Hauptstraßen St. Petersburgs hineinzureichen. Der Kollektivistenführer versprach einmal mehr „Freiheit“ und „Gerechtigkeit“ und auch hier jubelten ihm wieder zahllose Begeisterte zu.

Artur Tschistokjow und seine Anhänger näherten sich ihrem Ziel, einem großen Marktplatz mitten in Puschkin. Der blonde Mann ergriff das Mikrofon und begann mit seiner Rede.

„Bisher ist alles ruhig!“, erklärte Frank und postierte sich hinter einem PKW. Alf huschte gebückt zu ihm und eine Schar Warägergardisten tat es ihm gleich.

Kohlhaas spähte über die Hauptstrasse. Von weitem konnte er Tschistokjow reden hören. Graue Häuserfronten umringten Frank hier und schienen ihn mit zornigen Fensteraugen anzuglotzen.

„Sichert die Straße dort ab!“, rief er seinen Leuten zu und einige Soldaten in grauen Hemden hechteten davon.

„Da ist offenbar auch niemand!“, sagte Bäumer beruhigt und sie stiegen in einen Lastwagen ein.

Mit einem lauten Brummen setzte sich der Transporter in Bewegung und sie bogen in eine Nebenstrasse ab.

„Ein Teil von uns bleibt in der Nähe der Uliza Miri und wir schauen uns weiter um“, wies Frank die Männer an.

Alfred packte derweil seine Zigaretten aus und steckte sich eine davon an. Erleichtert über den bisher friedlichen Tag atmete er durch. Nur einen Augenblick später ertönte ein lautes Klirren direkt neben dem vorausfahrenden Fahrzeug und eine Flammenwand schoss nach oben. Der vordere Teil des Lastwagens fing sofort Feuer.

„Scheiße! Das kam von links oben!“, brüllte Frank und sprang aus dem Transporter. Die Lastwagen hinter ihnen hielten mit quietschenden Reifen an.

„Da! Das Fenster!“ Bäumer schickte eine Salve aus seinem Sturmgewehr nach oben und irgendwer sprang schreiend in Deckung, während Mörtelstücke auf den Asphalt prasselten.

Jetzt kamen die Gegner angestürmt. Zahlreiche KKG-Männer ergossen sich aus allen Ecken auf die Straße und fingen sofort an zu schießen. Einige Waräger wurden von Kugeln durchsiebt und brachen zusammen.

„In das Haus rein!“, brüllte Kohlhaas und rannte so schnell er konnte durch die Eingangstür eines Wohnblocks. Bäumer und einige seiner Männer folgten ihm.

Sie sprinteten die dunkle Treppe hinauf und sprangen in einen Hausflur. Franks Waräger traten einige Türen ein und stürmten in die dahinter liegenden Wohnungen.

Wimmernde, um ihr Leben bangende Gestalten, erwarteten sie dort. Kohlhaas zerrte ein kleines Mädchen mit sich und beförderte sie in den Hausflur.

„Geh in den Keller!“, sagte er auf Russisch. Die Kleine, der ihre jammernden Eltern folgten, raste die Treppe herunter. Unten auf der Straße versammelten sich die KKG-Leute. Einige tote Waräger lagen auch dort, der Lastwagen brannte inzwischen lichterloh.

„Hausflur sichern! Wir feuern von hier oben!“

Sofort machte sich ein Dutzend junge Russen daran, die Treppe zu besetzen. Frank und der Rest schossen nun ihrerseits aus den Fenstern zurück.

Während sich die Waräger in den grauen Straßenzügen des Plattenbauviertels heftige Schießereien mit den Männern des KKG lieferten, hatte Artur Tschistokjow seine Rede erfolgreich beendet. Der große Demonstrationszug machte sich auf den Rückweg, der jetzt jedoch von den Kollektivisten versperrt wurde. Die gesamte Rückmarschroute war mittlerweile mit schwarz-roten Mobs verstopft und hasserfüllte Augen starrten den Rus entgegen.

„Verschwindet von hier! Arbeiterverräter! Tschistokjow-Schweine!“, spieen die wütenden Kollektivisten ihren Rivalen entgegen.

„Sklaven der Logenbrüder! Volksbetrüger! Wir kriegen euch!“, brüllten diese zurück. Ihr Anführer konnte seine zornige Anhängerschaft nicht mehr bändigen. Innerhalb von wenigen Minuten bewarfen sich die verfeindeten Gruppen mit Steinen und Brandsätzen. Schließlich donnerten die ersten Schüsse durch die Gassen und beide Seiten fielen übereinander her. Ein wildes Prügeln und Schießen brach aus, als sich 50000 Demonstranten auf die sämtliche Straßen blockierenden Kollektivsten warfen. Tschistokjow hatte allerdings nichts anderes erwartet und hoffte nur, diesen Tag heil zu überstehen.

Einige Dutzend KKG-Männer versuchten den Wohnblock zu stürmen und sprangen in den Hauseingang. Doch sie liefen direkt vor die Mündungen der Waräger, die sie mit lautem Gebrüll niederschossen.

Die schmutzige Häuserfront war mittlerweile mit zahllosen Einschusslöchern übersät und die Kollektivisten deckten das Gebäude weiter mit einem wütenden Kugelhagel ein.

„Es werden immer mehr!“, knurrte Kohlhaas, robbte über den Teppich in einen Nebenraum und suchte sein Funkgerät. Er rief den Rest seiner Truppe, der sich über viele Straßenzüge ringsherum verteilt hatte, mit zitternder Stimme zusammen: „Beeilt euch! Die KKGs haben uns in einen Wohnblock in der Tischinaja Uliza gedrängt!“

Bäumer spähte über den Fenstersims und sah eine große Horde von Angreifern, die sich offenbar zum Sturmangriff auf das Haus entschlossen hatte. Unten im Treppenflur hörte man wieder Schreie. Scheinbar kam die nächste Schar Gegner hochgestürmt. Kohlhaas huschte zu den Russen, die den Treppenaufgang bewachten und sah nach unten. Eine ganze Masse von Männern hastete die Treppen hoch.

„Mal sehen wie euch das gefällt!“, schnaubte Frank und ließ eine Handgranate nach unten fallen.

Ein paar Sekunden später ertönte ein lauter Knall und die Kollektivsten stoben auseinander. Dann rannten sie jedoch unbeirrt weiter nach oben. Kurz darauf waren sie schon im ersten Stockwerk.

„Ihr seid so gut wie tot!“, brüllten sie.

Die Waräger schickten noch ein paar Handgranaten nach unten und trafen diesmal. Schwere Schläge ließen die Hauswand erbeben und Blut spritzte an den grauen Putz des Treppenflurs. Maschinengewehrsalven ratterten den Detonationen hinterher und getroffene Kollektivisten fielen die Stufen hinunter.

Frank und seine Leute setzten den Überlebenden nach und schossen sie in einem dunklen Hausflur zusammen. Dann kroch Kohlhaas zurück in die Wohnung, um von Alfred und den anderen wieder hinausgestoßen zu werden.

„Die haben auch Handgranaten! Runter!“, brüllte der hünenhafte Bäumer und ein von Staubwolken und Schuttsplittern begleitetes Donnern war aus der Wohnung zu hören.

Inzwischen kamen die übrigen Waräger auf ihren Lastern herangebraust und eröffneten sofort das Feuer auf die überraschten KKG-Männer in den Straßen. Sie mähten ganze Schwärme ihrer Gegner mit einer mörderischen Salve nieder und sprangen dann von den LKWs, um auf die in Unordnung geratene feindliche Rotte loszugehen. Panisch lief der Rest der Kollektivisten daraufhin davon, während Frank und die anderen wieder auf die Straße rannten. Wenig später waren die Feinde verschwunden. Kohlhaas gab seinen Männern sofort den Befehl zur Weiterfahrt, denn der von Artur Tschistokjow geführte Demonstrationszug befand sich inzwischen in arger Bedrängnis.

Als die Lastwagen der Warägergarde mit lautem Gedröhne über das Pflaster donnerten und mitten in einen weiteren Pulk von Kollektivsten hineinrasten, sprangen diese entsetzt auseinander. Dahinter erblickten die Waräger nun die Masse ihrer Mitstreiter, die dadurch eine freie Straße zum Weitermarsch erhalten hatte.

General Kohlhaas und seine Leute stiegen eilig von den Ladeflächen ihrer Transporter und wandten sich augenblicklich jenen Kollektivisten zu, die sich noch mit den Rus in den Haaren lagen und diesen schwer zusetzten.

„Wenn wir in die Menge feuern, dann ballern wir unsere eigenen Leute nieder!“, warnte Bäumer und riss seinem übermütigen Freund das Gewehr aus der Hand.

Frank zögerte nicht lange und brüllte seinen Leuten zu: „Bajonette!“

Mit einem lauten Kriegsschrei griffen die Waräger an und stachen einen Haufen ihrer Feinde nieder, der Rest der Kontrahenten wandte sich nun auch zur Flucht. Aufgeregter Jubel brandete durch die Reihen der Rus, obwohl einige von ihnen schwer verletzt waren und sich die blutenden Köpfe hielten. Bald konnten Tschistokjows Anhänger endlich weiterziehen und Puschkin wieder verlassen. Für heute griffen ihre Gegner nicht mehr an. Zwar wurden noch einige Rus auf dem Nachhauseweg von Kollektivisten überfallen, doch konnte Tschistokjows Freiheitsbewegung an diesem Tag ohne Zweifel von einem Erfolg sprechen. Es war den Anhängern Uljanins nicht gelungen, ihren Protestmarsch durch den Süden von St. Petersburg zu verhindern.

Die schwarz-roten Gegner waren vertrieben worden und die Kundgebung der Rus hatte wie geplant beendet werden können. Trotzdem hatten Tschistokjows Anhänger auch einige Tote zu beklagen. Etwa 60 Waräger waren von den KKG-Leuten erschossen worden, deren Verluste waren allerdings bedeutend höher.

„Wir haben uns Respekt verschafft!“, knurrte Kohlhaas nach dem blutigen Straßenkampf und sprach von einem großen Sieg. Das Gleiche tat auch das weißrussische Fernsehen und die Zeitungen des Landes. „Schwarz-rote Terrorbanden verjagt!“, titelte die Staatszeitung. Die kollektivistischen Zeitungsorgane hingegen schworen bittere Rache und gelobten Vergeltung.

Zwei Tage später machten sich Frank und Alfred auf den Weg nach Ivas. Svetlana aus Minsk kam diesmal auch mit, Bäumer schien sich richtig verliebt zu haben.

Den ganzen Tag hörte Kohlhaas schon das Lachen und Turteln der beiden im oberen Stockwerk und wirkte langsam sichtlich genervt.

Murrend zog der General die Zimmertür zu, nachdem er sich den Fernseher vor das Bett gestellt hatte. Gegen Mittag machte er sich auf den Weg zu HOK, um mit ihm noch eine Runde Battle Hammer zu spielen.

Es war ein schönes und entspannendes Spiel, obwohl Kohlhaas von seinem korpulenten Gegenspieler erneut gehörig in die Mangel genommen wurde und seine Orks von der Spielplatte gefegt wurden.

„Ich muss die Regeln noch einmal durchlesen“, gab Frank kleinlaut zu, als sie fertig waren.

HOK grinste nur. Der Informatiker hatte ja auch wesentlich mehr Zeit als er, die Spielanleitung von Battle Hammer akribisch zu studieren. Letztendlich schnappte sich der geschlagene Rebell noch einen Haufen neuer Miniaturen, die ihm HOK im Internet ersteigert hatte, und machte sich dann auf den Weg nach Hause, wo ihn Alf und Svetlana als glücklich grinsendes Pärchen erwarteten.

Sie hatten einen Kuchen gebacken und präsentierten ihn stolz, als er zur Haustür hereinkam. Es war eine skurrile Szene: Die süße Svetlana und der riesige Alf in Schürzen vor dem alten Backofen. Frank musste schmunzeln.

Er bemalte noch einige seiner Figuren und versuchte das liebevolle Geschnatter in der Küche nicht weiter zu beachten. Doch irgendwie gelang es ihm nicht ganz, die beiden Verliebten gänzlich zu ignorieren.

„Morgen unternehme ich etwas mit Julia“, nahm er sich noch fest in Gedanken vor und schlief dann irgendwann ein.

„Na, auch wieder im Lande?“, sagte Julia grinsend, als sie Frank, für seine Verhältnisse ordentlich gekämmt und geschniegelt, an der Haustür abholte.

„Ja, sicher!“, kam leise zurück.

Sie umarmte ihn und schlug vor, nach Kaunas, der nächsten größeren Stadt in der Nähe von Ivas zu fahren, um mit Frank ein Theaterstück anzusehen.

„Nach Kaunas?“ Der Rebell stutzte.

„Ja, da läuft doch heute „Romeo und Julia“. Das würde ich gerne mal sehen“, schwärmte die Schönheit.

„Was ist denn das für ein Theaterstück?“, fragte Kohlhaas skeptisch.

„Ach, das finde ich total toll! Es geht um eine verbotene Liebe zwischen zwei jungen Menschen“, erklärte Julia mit einem erwartungsvollen Lächeln.

„Verbotene Liebe?“ Frank war verwirrt.

„Ja, ist das nicht romantisch? Und als Theaterstück habe ich es noch nie gesehen. Nur einmal als Film!“

„Wir können ja auch bei Steffen de Vries rumhängen“, schlug der junge Mann vor und wirkte hilflos.

„Nix da!“, hörte er. „Sei doch einmal spontan und nicht immer so ein Klotzkopf!“

„Klotzkopf?“

„Immer zu Steffen de Vries zu gehen, ist doch total langweilig. Ich fahre mit dem Auto meiner Mutter. Aber du solltest dir noch ein paar schönere Sachen anziehen, Frank!“

Kohlhaas verzog seinen Mund. „Noch schönere?“

„Wenn man ins Theater geht, dann sollte man sich auch entsprechend kleiden, Herr General!“, erklärte Julia und wirkte so altklug wie ihr Vater.

„Hmpf!“, gab Frank zurück.

„Doch! Das machen wir heute Abend!“

„Ins Theater nach Kaunas? Und „Romeo und Julia“ ansehen?“

„Ja, genau! Das ist ein Befehl, Soldat!“, scherzte sie und strich Frank sanft durch die Haare.

„Hmm …“, erhielt sie als vielsagende Reaktion.

Um 17.45 Uhr holte die Tochter des Außenministers den verunsicherten Straßenkämpfer ab und sie fuhren ins Theater. Auf der Autofahrt plapperte die hübsche Blondine ununterbrochen drauf los und ließ ihren Begleiter kaum mehr zu Wort kommen.

„Was soll’s! Schlimmer als die Sapporo-Front kann es auch nicht werden!“, dachte sich Frank und folgte Julia in das Schauspielhaus von Kaunas.

Die Freiheitsbewegung der Rus verstärkte ihre Werbetätigkeit in St. Petersburg nun in noch größerem Stil. Täglich verteilten Tschistokjows Anhänger Flugblätter oder hingen Plakate auf. Auch die ständigen Auseinandersetzungen mit den Kollektivisten schreckten sie auf Dauer nicht ab.

Gelegentlich veranstaltete die Ortsgruppe der Rus sogar kleinere Kundgebungen in den Vororten der Metropole. Die Freiheitsbewegung wuchs dadurch in rasantem Tempo an, doch die Straßen der Innenstadt waren für Tschistokjows Gefolgsleute noch immer ein sehr gefährliches Pflaster.

Uljanin wirkte derweil leicht verunsichert, als er hörte, dass St. Petersburg nach wie vor noch nicht ganz unter der Kontrolle seiner Männer stand. Wütend rief er seine Leute zu einem noch brutaleren Straßenterror auf und setzte Kopfgelder auf führende Aktivisten der Rus aus. Sogar kriminelle Banden von nichtrussischen Einwanderern versuchte er jetzt als Schlägertrupps oder KKG-Mitglieder gegen gute Bezahlung zu rekrutieren.

Viele in St. Petersburg wohnende Mitstreiter von Tschistokjow wurden in den folgenden Wochen daraufhin massiv terrorisiert. Einigen wurden die Autos angezündet, andere wurden in dunklen Gassen überfallen oder einfach auf offener Straße erschossen.

Die Kämpfer der Freiheitsbewegung wurden im Gegenzug jedoch auch immer hasserfüllter und versuchten gegen die Übermacht der Kollektivisten mit ähnlichen Mitteln zurückzuschlagen.

Doch der Terror der schwarz-roten Trupps führte letztendlich nicht zum gewünschten Ziel. Viele Bürger der Stadt erkannten das wahre Gesicht von Uljanins Bewegung und wandten sich zunehmend den Lehren Tschistokjows zu. Sogar einige Kollektivisten, die sich anfangs noch mit einem gewissen Idealismus der KVSG angeschlossen hatten, kehrten der Organisation schließlich den Rücken und liefen zur Freiheitsbewegung über.

Anfang April führten die Rus drei gleichzeitig stattfindende Demonstrationen mit jeweils einigen Tausend Teilnehmern in den Vororten St. Petersburgs durch und ernteten großen Zuspruch bei der Bevölkerung. Die Angriffe und Störungsversuche der Kollektivisten hatten in den Randbezirken der Metropole derweil leicht abgenommen.

Frank, Alfred und eine Truppe von etwa 100 Warägern waren währenddessen im Umland unterwegs. Sie zeigten in den kleineren Ortschaften östlich von Smolensk Präsenz und schüchterten allein dadurch den politischen Gegner ein.

In Zentral- und Ostrussland begannen die Kollektivisten dagegen bereits mit der Umsetzung ihrer Pläne. Hausbesitzer, Unternehmer und selbst die wenigen noch lebensfähigen Bauern wurden enteignet. Wer sich nicht fügte und seinen Besitz nicht freiwillig an die neuen „Menschheitsbeglücker“ abtrat, den erwarteten brutale Zwangsmaßnahmen. Personen, die sich als Patrioten offen zur russischen Kultur und ihrem Volk bekannten oder öffentlich den christlich-orthodoxen Glauben praktizierten, wurden als „Feinde der Gleichheit“ inhaftiert oder liquidiert. Es waren Hunderttausende.

Ein regelrechter Flüchtlingsstrom setzte daraufhin in den Westteil Russlands, nach Weißrussland und ins Baltikum ein. Artur Tschistokjow nahm seine Landsleute gerne auf und viele schlossen sich seiner Organisation an, um Widerstand gegen die Kollektivisten zu leisten.

So rückten am 7. April frisch aufgestellte Verbände der Volksarmee der Rus in den Norden der Ukraine ein und besetzten Luck, Rivne und Zytomyr. Hier hatten sich Uljanins Anhänger noch kaum festgesetzt und somit hielt sich auch ihre Gegenwehr in Grenzen. Peter Ulljewski und seine Trupps folgten der Volksarmee und zerschlugen die Strukturen der KVSG mit gnadenloser Härte.

Vitali Uljanin selbst war inzwischen nach New York geflogen, um dem Rat der Weisen einen persönlichen Bericht über den Vormarsch der kollektivistischen Revolution in Russland abzugeben. Er war weitgehend guter Dinge, denn alles in allem konnte er viele Erfolge vorweisen.

Lediglich einige kleinere Rückschläge hatten seine Männer hinnehmen müssen, doch das änderte nichts an seiner Gewissheit, bald die verhassten Rus vernichtet und ganz Russland unter seine Kontrolle gebracht zu haben.

„Was ist mit den Meldungen über weitere Städte, die von den Leuten Tschistokjows eingenommen worden sind?“, fragte ihn der Weltpräsident, das prominenteste Mitglied des höchsten Gremiums der weltweiten Logenorganisation.

Der Kollektivistenführer zögerte für einen kurzen Moment und überlegte sich eine passende Antwort, dann erwiderte er selbstbewusst: „Nun ja, hier und da haben diese Reaktionäre einige Ortschaften und Städte in ihre Gewalt gebracht. Aber keine wichtigen. Das sind vorübergehende Erscheinungen. Die kollektivistische Bewegung breitet sich planmäßig nach Westen und in die Ukraine aus. Auch in China sind bereits …“

Ein ergrautes Ratsmitglied mit buschigem Bart fuhr dazwischen: „Bruder Uljanin, wir haben gedacht, dass Sie Russland noch schneller in kollektivistischen Besitz bringen können und wir sind, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf, etwas enttäuscht darüber, dass es dort noch immer so viel Widerstand gibt!“

„Dieser Tschistokjow ist ein lächerlicher Hund! Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass er auf Dauer dem geballten Ansturm meiner Massenbewegung gewachsen ist?“, antwortete Uljanin leicht verärgert.

Der Vorsitzende des Rates sah ihn mit kalten Augen an und trommelte unruhig mit seinen Fingern auf dem Tisch herum.

„Vielleicht unterschätzen Sie den Anführer der Freiheitsbewegung der Rus auch, Bruder Uljanin …“

„Nein! Sicherlich nicht, Eure Exzellenz! Aber ich verspreche, dass ich ihn und seine Bewegung bald ausradiert haben werde“, gab der Chef der russischen KVSG zurück.

„Und Sie sind sicher, dass Sie keine weitere Unterstützung durch die GCF benötigen?“, erkundigte sich der Weltpräsident.

Uljanin sah ihn trotzig an und wirkte fast beleidigt. Er rieb sich die Hände und versuchte dem arroganten Blick des Vorsitzenden des Weltverbundes standzuhalten.

„Nein! Dafür gibt es keinerlei Anlass, Herr Weltpräsident!“

Ein Großbankier aus London erbat das Wort und der Vorsitzende des hohen Rates nickte. „Wie sieht es denn in St. Petersburg aus?“

„St. Petersburg?“ Vitali Uljanin sah sich für einige Sekunden nervös um. „Wir haben die Metropole so gut wie im Griff!“

„So gut wie?“, hörte er den Banker hämisch nachhaken.

„Ja, die Rus werden dort keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen. Wir sind stark in der Überzahl und werden sie bald endgültig verdrängt haben …“

„Vielen Dank, Bruder Uljanin!“, sagte der Vorsitzende des Rates der 13 und erklärte, dass die Unterredung jetzt beendet sei.

Der Kollektivistenführer verließ den Raum und hörte die Ratsmitglieder noch eine Weile hinter der dicken Tür aus Eichenholz schwatzen und lachen. Der spitzbärtige Mann erschien äußerst missgestimmt, denn offenbar glaubten die hohen Herren noch nicht so ganz an seine überragenden Fähigkeiten.

„Denen werde ich noch zeigen, was meine Revolution alles bewirken wird!“, flüsterte er wütend vor sich hin und ging langsam zum Ausgang des prunkvollen Logengebäudes.

Artur Tschistokjow hatte Prof. Hammer mittlerweile mit einem geheimen Forschungslabor im Baltikum ausgestattet. Der Wissenschaftler, dessen Familie nach seiner Flucht aus „Europa-Mitte“ von der GSA inhaftiert worden war, nannte sich selbst einen „glühenden Bewunderer Tschistokjows“.

Nachdem der alte Mann monatelang von der GSA unter Druck gesetzt worden war und der Geheimdienst sogar gedroht hatte, ihn zu ermorden, wenn er nicht mit ihnen zusammenarbeitete, hatte er sich entschlossen, nach Weißrussland zu fliehen.

Seine Erfindungen erwiesen sich als äußerst interessant für die zahlenmäßig kleine Streitmacht des weißrussischen Präsidenten. Zunächst war jedoch noch alles in der Vorbereitungsphase und ein kleines Team von wissenschaftlichen Mitarbeitern war Prof. Hammer als Unterstützung bereitgestellt worden. Der Forscher arbeitete nach wie vor an seinem Plasmawerfer und präsentierte Mitte April einen ersten Prototyp, der dank großzügiger Geldzuwendungen endlich fertiggestellt worden war.

Nur eine kleine Gruppe Vertrauter wurde mit den geheimen Forschungen Prof. Hammers bekannt gemacht. Frank gehörte als Anführer der Warägergarde dazu. Ebenso Herr Wilden und Verteidigungsminister Lossov. Am 18. April fuhren die Männer nach Druja in Lettland, um sich die neuartige Waffe vorführen zu lassen.

Eine Stahltür öffnete sich und gab den Weg in einen unterirdisch gelegenen Raum frei. Fahles Licht fiel durch den grauen Durchgang und die Besucher passierten eine weitere Tür, dann begrüßte sie Prof. Hammer.

Frank wusste nicht so recht, was er von dem technischen Hokuspokus vor sich halten sollte. Eine futuristisch aussehende Waffe, vielleicht dreimal so schwer wie ein gewöhnliches Sturmgewehr, war in eine metallene Halterung eingespannt worden. Die Mündung der Waffe zielte auf eine dicke Stahlplatte.

„Jetzt bin ich aber gespannt!“, bemerkte Wilden leise.

Frank sah ihn entgeistert an. „Will der Typ diese dicke Platte aus massivem Stahl etwa durchschießen?“

Artur Tschistokjow wirkte ebenfalls äußerst erwartungsvoll und lächelte.

„Ich muss noch etwas einstellen!“, murmelte der Wissenschaftler aufgeregt und hantierte an der seltsamen Waffe herum.

Verteidigungsminister Lossov fragte den Präsidenten, was der alte Herr dort machte, doch Artur Tschistokjow wusste es selbst nicht genau und zuckte nur mit den Achseln.

„Die sind zum Schutz der Augen!“, sagte Prof. Hammer und überreichte seinen Gästen einige Schutzbrillen.

„So etwas nenne ich einen Freak!“, tuschelte Frank.

Wilden knuffte ihn leicht und wollte nicht abgelenkt werden.

„Der Plasmawerfer! The plasmagun!“, rief der Professor mit einem zufriedenen Lächeln und postierte sich hinter der Waffe.

Für einige Sekunden herrschte eine gespannte Stille, dann ertönte ein lautes Zischen und ein bläulicher Blitz leuchtete auf. Trotz der Schutzbrille konnte Frank kaum etwas in dem gleißenden Lichtschein, der ihn plötzlich an die Holozelle erinnerte, erkennen. Ein leises Knistern huschte durch den Raum, dann standen die Zuschauer mit weit aufgerissenen Augen da.

„Es klappt! Es klappt!“ Der Wissenschaftler hüpfte wie ein hyperaktives Rumpelstilzchen auf und ab, während die übrigen Männer staunten.

Die seltsame Waffe hatte ein mehr als faustgroßes Loch durch die massive Stahlplatte gefressen. Es war unfassbar. So etwas hatte Frank noch nie gesehen.

„Großartig!“, sagte Artur Tschistokjow mit Bewunderung.

Prof. Hammer ließ den Plasmawerfer noch einige weitere Schüsse abgeben und am Ende ähnelte die Stahlplatte einem Schweizer Käse.

„Das Ding zerlegt sogar einen Panzer!“, meinte Wilden verblüfft.

„Aber mit einem einzigen Plasmawerfer werden wir auch nicht viel bewirken. Wir müssen die schon in größerer Zahl produzieren lassen“, antwortete Frank und drehte sich dem Außenminister zu.

„Vielleicht können das ja die Japaner machen? Es wäre eine Anfrage wert“, gab der ältere Herr zurück.

„Oder wir bauen einen Industriebetrieb um. Ich habe davon allerdings keine Ahnung!“, schlug General Kohlhaas vor.

„Wir werden das besprechen auf eine Sitzung!“, fuhr ihnen Tschistokjow dazwischen und zwinkerte den beiden Deutschen zu.

Der weißrussische Präsident war von Prof. Hammers Erfindung vollkommen hingerissen und schwor den kleinen Kreis der Wissenden darauf ein, strengste Geheimhaltung zu wahren. Ein ganzer Stab ausgewählter Physiker, Chemiker und Technikexperten aus ganz Weißrussland und dem Baltikum wurde dem genialen Wissenschaftler in den nächsten Tagen als Unterstützung zur Verfügung gestellt.

Und während der Erfinder in seinem unterirdischen Labor weiter an der Verbesserung der sensationellen, neuen Waffe arbeitete und Tschistokjow über eine industrielle Produktion nachdachte, ging der politische Kampf an der Oberfläche in gewohnter Härte weiter. Trotz der Hasstiraden Uljanins und weiterer Überfälle auf die Anhänger der Freiheitsbewegung, verloren die Kollektivisten in St. Petersburg immer mehr an Boden. Es gelang ihnen nicht, ihre Gegner aus den Vororten der Metropole zu verjagen.

Die KVSG sah es allerdings trotzdem nur als eine Frage der Zeit an, bis sie die Rus endlich zermürbt hatten. Moskau und der Osten Russlands waren schon fest in ihrer Hand. Doch die Anhänger Tschistokjows versuchten nun auch weiter östlich, zumindest wo es möglich war, einen propagandistischen Gegenangriff zu starten. So zogen sie im April mit mehreren Tausend Mann durch die Stadt Voronez und erneut kam es zu Auseinandersetzungen mit den schwarz-roten Gegnern.

Frank, Alfred und die Waräger stürmten derweil das neu eingerichtete Hauptquartier der Kollektivisten in Kursk und nahmen bei dieser Blitzaktion einige von Uljanins Funktionären gefangen. Anschließend zerschlugen sie die Strukturen der KVSG in Gubkin und Belgorod im Süden der wichtigen Großstadt. Bis zum Ende des Monats war das Gebiet schließlich von kollektivistischen Funktionären gesäubert worden.

Bald darauf machten sie sich auf den Weg nach Orel, wo KKG-Trupps versuchten, die Stadt zu besetzten. Als sie von den herannahenden Warägern hörten, zogen sie sich jedoch wieder ins Umland zurück und lagerten dort. Artur Tschistokjow verstärkte die Position seiner Männer sofort mit einer Abteilung der Volksarmee und die Kollektivisten zogen letztendlich nach Efremov ab.

In der Ukraine hatte Uljanin das Donezbecken mittlerweile vollständig in seine Gewalt gebracht. Schwarz-rote Fahnen wehten von den Dächern der Rathäuser und „Verwaltungsräte der KVSG“ diktierten seit kurzem das öffentliche Leben. Der Kollektivistenführer ließ weiterhin in Maryopol, Berdjansk und Zaporizza Arbeiterstreiks organisieren und führte Massendemonstrationen durch. Anfang Mai hatten auch hier die Kollektivisten die Kontrolle an sich gerissen.

Im Süden der Ukraine stießen die schwarz-roten Revoluzzer auf nur wenig Widerstand. Dort gab es kaum schlagkräftige Ortsgruppen der Rus und auch ansonsten wagte es niemand mehr, sich den Kollektivisten in den Weg zu stellen.

Derweil hofften die Menschen in Zentral- und Ostrussland noch immer darauf, endlich die von Uljanin versprochene „Gleichheit“ und „Gerechtigkeit“ zu erleben. Statt einer Verbesserung der sozialen Lage, führten die Zwangsenteignungen jedoch vor allem in den ländlichen Regionen zu Hungersnöten und einem gewaltigen Chaos.

An den leeren Mägen und der noch weiter wachsenden Verzweiflung vieler Russen änderten auf Dauer auch die wohlklingenden Phrasen des Kollektivistenführers nichts. Er predigte zwar noch immer, dass die „reaktionären Gegner der Revolution“, womit er vor allem die Freiheitsbewegung der Rus meinte, erst vernichtet werden müssten, bevor er seine Versprechungen umsetzen konnte, doch änderte das nichts an einer langsam abebbenden Euphorie seiner Anhängerschaft und einem wachsenden Unmut in der Bevölkerung.

Artur Tschistokjow und sein Kabinett hatten die Situation richtig durchschaut und hofften nun darauf, dass die Schlagkraft der schwarz-roten Scharen mit der Zeit langsam nachlassen würde. Nach einer groß angelegten Werbeoffensive und mehreren Demonstrationen gelang es den Rus die Macht in den nordukrainischen Städten Nizyn, Pryluki und Sumy zu erringen. Sämtliche Rathäuser, Verwaltungszentren und Pressehäuser wurden in einer kühnen Aktion von den grauen Ordnertrupps Tschistokjows besetzt, was die Position der Freiheitsbewegung in dieser Region nachhaltig stärkte.

Am 12. Mai 2037 besuchte der weißrussische Präsident seine Anhänger in Kiew und sprach vor mehreren Tausend Menschen in einem alten Fußballstadion am Stadtrand. Er baute die Ortsgruppe in der größten Stadt der Ukraine weiter aus und bereitete sie auf die Ausweitung der kollektivistischen Revolution nach Kiew vor.

Frank und Alfred machten sich zeitgleich wieder auf den Weg nach St. Petersburg und unterstützten die dortigen Mitstreiter bei ihren pausenlosen Werbekampagnen.

Für den 18. Mai hatte Tschistokjow eine Demonstration durch den Norden der Metropole geplant. Nach wochenlangen Vorbereitungen gelang es ihm schließlich, nicht weniger als 30000 seiner Anhänger zu mobilisieren.

Die Kollektivisten hielten sich diesmal mit einem offenen Angriff auf den Demonstrationszug zurück und beließen es bei den üblichen Überfällen auf kleinere Gruppen ihrer Gegner an Bahnhöfen, U-Bahn-Stationen oder in dunklen Gassen.

Dieses zurückhaltende Vorgehen des Feindes wertete Artur Tschistokjow als ersten Erfolg und er hatte Recht. Seit der blutigen Auseinandersetzung im März dieses Jahres waren die St. Petersburger Kollektivisten wesentlich ruhiger geworden, zumindest was offene Attacken auf die demonstrierenden Rus betraf.