Der Sekretär des Taxators
021
Auf der U-Bahn-Fahrt zum Rathaus gelang es mir nicht ganz, das beschmutzte Gefühl abzuschütteln, das Dees Eindringen in meinen Kopf hinterlassen hatte. Wenn schon der Einbruch der Schattenmänner wie ein Übergriff gewesen war, dann fühlte sich das jetzt an wie eine geistige Vergewaltigung. Das Schlimmste war, dass ich mich fragen musste, ob er noch immer in mir war und meine Gedanken auf irgendeine Weise beeinflusste, die ich mir vielleicht gar nicht vorstellen konnte. Als ich meine Mitreisenden betrachtete, spürte ich Erschöpfung und Verzweiflung, aber projizierte ich vielleicht auch meine eigene Niedergeschlagenheit auf sie? Waren die trüben Auren, die ich um mich herum sah, reine Halluzination? Waren die Stimmen, die ich seit meinem Flug mit Ariel hörte, meine eigenen Dämonen, die zu mir sprachen? Bildete ich mir das alles ein?
Vielleicht drehst du ganz einfach durch, sagte eine Stimme in meinem Kopf, die halb nach John Dee und halb nach Robert Osborne klang. Ich hatte jede überwältigende neue Enthüllung, die ich erfahren hatte, als Beweis dafür genommen, dass das, was mir geschah, wirklich passierte, aber was, wenn das alles Halluzinationen waren? Wie konnte ich da sicher sein?
Am Park Place stieg ich aus. Als ich die U-Bahn verließ, kam ich an verschiedenen Mosaikaugen vorbei, die in die Wände eingelassen worden waren. Sie fielen mir nicht zum ersten Mal auf, aber heute sah ich sie unruhig an, als würden sie mich mit ihren Blicken verfolgen. Das Gefühl, beobachtet zu werden, konnte ich auch nicht abschütteln, als ich den Park Place in östliche Richtung zur City Hall, dem großen New Yorker Rathaus, ging. Nicht einmal der Anblick von Oberon, der in einem beigefarbenen Sweatshirt und einer Baseballmütze vor dem Sicherheitscheckpoint am Broadway auf mich wartete, konnte mir das Vertrauen in meine geistige Gesundheit wiedergeben. Er konnte schlicht ein Teil des ganzen Halluzinationsgebäudes sein. Dennoch grüßte ich ihn höflich – man konnte ja nie wissen.
»Das mit deiner Freundin Becky tut mir leid«, sagte er. »Ich hatte schon vermutet, dass Dee versuchen würde, über einen Menschen, der dir nahesteht, an dich heranzukommen, aber ich hatte eher an deinen Vater gedacht, den ich selbst die meiste Zeit im Krankenhaus bewache, oder an Jay, den Lol für mich im Blick behalten sollte.«
»Becky wäre gestorben, wenn Lol nicht gewesen wäre«, sagte ich und berichtete ihm, wie ich Lol mit den blutgetränkten Füßen in der Badewanne gefunden hatte. Wie knapp ich bei meinem Flirt mit der Rasierklinge davongekommen war, verriet ich ihm jedoch nicht, und meine langen Ärmel verdeckten den verräterischen Verband. Ich sah, dass er mich genau musterte, und daher gab ich ihm schnell einen genauen Bericht aller Ereignisse, die sich gestern mit Melusine zugetragen hatten. Ein Schatten des Schmerzes zog über sein Gesicht, als ich ihm schilderte, wie Melusine auf dem Felsen zerflossen war. Auch er wusste nicht, was man tun konnte, um sie von ihrem jetzigen Zustand in der Flasche wieder in ihr altes Selbst zu verwandeln. Die einzige Frage, die er mir stellte, war die nach John Dees Versteck.
»Gab es irgendwelche Fenster?«
»Fenster? Wieso hätten da Fenster sein sollen? Wir waren unter dem East River.«
Oberon schüttelte den Kopf. »Das war eine Projektion seiner wahren Position an einen für ihn günstigen Ort, zu dem er dich und Melusine gut locken und dann in den Fluss spülen konnte. Er wusste, dass Melusine das Salzwasser nicht vertragen würde.«
»Wenn dir das alles schon bekannt war, wieso hast du sie nicht aufgehalten?«, fragte ich, und Zorn schwang nun in meiner Stimme mit. Eine Gruppe Frauen, die ebenfalls beigefarbene T-Shirts und Mützen trugen, sahen in unsere Richtung, als sie durch die Metalldetektoren gingen, aber niemand schenkte uns besondere Beachtung.
Oberon lachte über meine Empörung. »Ein Elementarwesen aufhalten? Da hätte ich genauso gut versuchen können, die Gezeiten oder die Erdumdrehung zu bremsen. Melusine wusste, was sie tat. Wenn du bei dem kurzen Blick, den du in Dees Versteck werfen konntest, irgendetwas Nützliches entdeckt hast, dann würde sie wollen, dass du es verwendest. Wenn es dort Fenster gab, dann hast du vielleicht irgendetwas gesehen, das darauf hindeutete, wo er sich tatsächlich befand.«
Ich schüttelte den Kopf. »Es hingen lauter Gemälde an den Wänden«, sagte ich. »Falls es Fenster gab, dann waren sie verdeckt.«
»Hast du dir gemerkt, wie die Wände aussahen?«
»Sie waren mit einer Art Goldvertäfelung verkleidet. Die ganze Aktion war reine Zeitverschwendung – und ein unnützes Opfer von Melusine.«
Oberon neigte den Kopf und betrachtete mich aus seinen schrägen grünen Augen. »Das bezweifle ich. Irgendetwas wird dir noch einfallen. Aber im Augenblick haben wir anderes zu tun.« Er reichte mir ein Sweatshirt und eine Baseballmütze. »Hier, zieh das an.«
Beide Kleidungsstücke trugen das Logo der öffentlichen Bibliothek von Queens. »Ist das unsere Tarnung?«, fragte ich.
»Eine Tarnung brauche ich nicht«, erwiderte er, »aber ich dachte, es wäre schön, wenn wir unsere Unterstützung für solche Einrichtungen bekunden würden. Viele Unirdische arbeiten in den öffentlichen Büchereien – oder nutzen das Wissen, das dort bewahrt wird. Es wäre schrecklich, wenn sie eines Tages geschlossen würden.«
Dem Wachmann erklärten wir, dass wir uns der Protestdemonstration auf den Rathausstufen anschließen wollten, dann durften wir durch einen Metalldetektor auf das Gelände. Seit einem Schulausflug in der dritten Klasse war ich nicht mehr in der City Hall gewesen, und ich hatte beinahe vergessen, was es für ein schönes Gebäude war. Die palladianische Sandsteinfassade leuchtete im nachmittäglichen Sonnenlicht. Aber als wir näher kamen, sah ich auf und entdeckte, dass die Statue der Justitia oben auf dem Uhrenturm noch schimmerte, obwohl der Himmel sich im Osten bereits verdunkelte. Die Statue auf dem Verwaltungsgebäude wurde schon vom Nebel verschluckt.
Die Demonstranten auf der Treppe trugen Banner, auf denen Slogans standen wie »Mit mehr Bildung gegen die Wirtschaftskrise« und »Licht aus in den Bibliotheken – NEIN«. Als wir an ihnen vorübergingen, stimmte Oberon einen Schlachtgesang an: »Rettet unsere Bibliotheken! Rettet unsere Bibliotheken!« Die übrigen Demonstranten fielen sofort ein, aber wir gingen weiter, unter dem Torbogen hindurch, an der Bronzestatue von George Washington und der Marmorrotunde vorbei, aber statt dann die ausladende Freitreppe hinaufzusteigen, führte mich Oberon zu einem Werksfahrstuhl, der in ein Kellergeschoss hinunterfuhr. Die Tür öffnete sich auf einen schlecht beleuchteten Flur. Wir folgten dem Korridor nach rechts, bis wir an seinem Ende an eine Tür mit einer Milchglasscheibe kamen, auf der in goldenen Buchstaben stand: SEKRETARIAT DES TAXATORS. Ein kleines Holzschild, das an einem Haken über diesem Fenster hing, verkündete: »Bitte einzeln eintreten«, und ein weiteres Holzschild auf einem reich verzierten, gusseisernen Fuß trug die Aufschrift: »Bitte hier anstellen«. Etwa ein Dutzend Leute hatte bereits eine ordentliche Schlange gebildet, und jeder hielt ein gelbliches Papier in Händen. Oberon ging an der Schlange vorbei und griff nach dem Türknauf.
»Hey, Kumpel«, raunzte ihn der grobschlächtige Mann an, der ganz vorn stand, »hinten anstellen, klar?«
»Ja, ich verstehe, Mr. …« Oberon nahm dem Mann den Zettel aus den breiten Pranken. Das Papier war beinahe durchscheinend und hatte die Farbe abgeschnittener Fingernägel; es gab ein Geräusch, als ob es mitten durchrisse, aber der Bogen blieb heil. »Mr. Arnold A. Herkimer, wohnhaft Corona Boulevard, Flushing, New York«, sagte Oberon, ohne auf das Blatt zu sehen. Ein Blick verriet mir, dass Name und Adresse stimmten. »Schauen wir doch mal nach, was Sie für ein Problem haben.«
Sehr geehrter Mr. Herkimer,
 
Ihnen wird zur Last gelegt, gegen den City Code #73197-PYT-C2 verstoßen zu haben. Bitte melden Sie sich im Amtszimmer des Taxators der Stadtkasse, Raum B7, City Hall, wo über Ihre Geldbuße entschieden wird. Hinweis: Alle Bußgelder müssen in Münzen entrichtet werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ignatius T. Ashburn III.
Sekretariat des Taxators
Als er mit dem Lesen fertig war, hielt Oberon den Brief ans Licht, woraufhin sich ein Wasserzeichen aus spiralförmigen Linien zeigte, die sich zu drehen begannen. Ich sah weg, als mir schwindlig wurde, und bemerkte, dass Mr. Herkimers Augen schnell hin und her glitten.
»Na schön«, sagte Oberon und gab Arnold Herkimer seinen Brief zurück, »das scheint alles in Ordnung zu sein. Ich werde mich beim Sekretariat für Sie einsetzen.«
»Vielen Dank, Sir«, sagte Arnold Herkimer, dessen Augen immer noch von einer Seite zur anderen huschten, als ob er ein Tennismatch verfolgte. »Das wäre sehr nett. Ich kann mir überhaupt nicht denken, was ich falsch gemacht haben soll …«
»Oh, können Sie das wirklich nicht, Arnie?«, fragte Oberon und schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Dann gehen Sie noch einmal gründlich in sich, ob Ihnen nicht doch etwas einfällt, während ich in der Zwischenzeit hineingehe.«
Arnold Herkimer lief tiefrosa an, während Oberon sich zu mir hinunterbeugte und in mein Ohr flüsterte: »Er verspielt die Sozialhilfe seiner 97-jährigen Mutter im Casino von Atlantic City und erzählt ihr, er würde mit dem Geld die College-Ausbildung seines Sohnes finanzieren.«
Oberon öffnete die Tür und überließ es Arnold Herkimer, über seine Sünden nachzudenken. Wir betraten einen kurzen Flur und kamen an die nächste Tür, die auf halber Höhe in zwei Hälften geteilt war. Die obere Hälfte stand offen und gab den Blick auf einen Schalter frei, an dem ein Mann um die dreißig mit zurückweichendem, rotblondem Haar und zahllosen Sommersprossen saß, der ein rot gestreiftes Oxford-Hemd trug. Ein Namensschild aus Messing wies ihn als Ignatius T. Ashburn III. aus, Sekretär des Taxators. Ein fotokopiertes Schild auf rosa Papier verkündete: »Wenn Sie nörgeln, meckern oder einfach nur nerven, erheben wir eine Sondergebühr von zehn Dollar dafür, uns mit Ihnen abzugeben.« Oberon schloss die erste Tür hinter uns und zog mich auf eine Seite des schmalen Flurs. Ein junges Mädchen in engen Jeans, einer Bomberjacke aus Leder und Ugg-Boots stand vor dem Schalter und wühlte in einer riesigen Handtasche.
»Vor einer Sekunde hatte ich ihn noch«, behauptete sie. »Können Sie meinen Fall nicht einfach nach meinem Namen aufrufen?«
»Nein, das kann ich nicht«, erklärte der Angestellte und legte den Kopf zurück, um die junge Frau höchst verächtlich anzublicken. Diese Haltung gab einen Einblick in ein paar ungewöhnlich große Nasenlöcher, die sich sogar noch weiteten, als das Mädchen anfing, den Inhalt seiner Tasche auf seinem Schalter auszupacken. Ein iPhone, Make-up-Utensilien und eine Handvoll Kaugummipapier kamen zum Vorschein, bevor sich der elfenbeinfarbene Brief wiederfand.
»Hier ist er«, sagte sie und schob das Blatt über den Tisch. »Aber ich habe keinen Schimmer, worum es hier geht. Ich meine, ich wohne noch zu Hause, wenn ich nicht im Studentenwohnheim bin, und mein Auto läuft auf den Namen meiner Eltern. Deswegen sollte alles, was damit zu tun hat, an meinen ersten Wohnsitz in Scarsdale gehen.«
»Das hier hat mit Ihren Eltern nichts zu tun, Jenna Abigail Lawrence«, erklärte der Angestellte und hielt das Papier gegen das Licht. »Ah, ein Verstoß gegen Nummer 4801929-XNT-8R. Das ist ein Verstoß gegen das Vertraulichkeitsgesetz.« Er senkte das Papier und sah Jenna Lawrence über den Schalter hinweg an, während sich ein dünner Rauchfaden aus seinen Nasenlöchern ringelte. Seine Augen hatten die Farbe von Zimtkaugummi, und sie begannen sich jetzt ebenso zu drehen wie zuvor die Wasserzeichen auf dem Papier. Bei ihrem Anblick überkam mich ein Gefühl von Schuld. Ich erinnerte mich daran, wie ich in der siebten Klasse bei einer Französischarbeit geschummelt hatte, an ein Dankesschreiben, das nie abgeschickt worden war, und ein Buch aus der Bücherei, das ich nie zurückgegeben hatte. »Ihr Bußgeld wird niedriger ausfallen, wenn Sie selbst das Vergehen schildern.«
Jenna Lawrence hängte sich den Riemen ihrer Tasche wieder über und warf das perfekt glatte und gesträhnte Blondhaar über ihre rechte Schulter. »Ich habe wirklich keine Ahnung, wovon Sie reden, aber wenn das irgendwas damit zu tun hat, was meine Mitbewohnerin rumerzählt – der kann man sowieso kein Wort glauben. Jedenfalls habe ich ihre blöde Seminararbeit über Dante nie gelesen …«
»Nein, das haben Sie nicht. Wenn Sie das getan hätten, dann würden Sie vielleicht das eine oder andere über Bestrafung begriffen haben, Miss Lawrence. Nein, hier geht es darum, dass Sie die SMS auf dem Telefon Ihres Freundes gelesen haben, während er Ihnen gerade einen Kaffee zum Mitnehmen holte.«
Jenna Lawrence blieb der Mund offen stehen. »Wie …? Aber …«, brachte sie heraus. Nachdem sie sich wieder ein wenig gefasst hatte, fragte sie: »Hat Scott Ihnen das erzählt?«
»Scott hat keine Ahnung, dass Sie seine SMS lesen. Er fragt sich allerdings, wieso Sie so sauer auf ihn sind.«
»Er hat mich eine verzogene Göre genannt!«, heulte Jenna. »Und seiner sogenannten besten Freundin aus der Highschool hat er geschrieben, dass ich nichts anderes als Klamotten im Kopf hätte.« Jenna wühlte in ihrer Tasche, woraufhin Ignatius ein Taschentuch aus der Spenderbox auf dem Tresen zog und es ihr reichte. Geduldig wartete er, bis sie sich geschneuzt hatte.
»Ich verstehe nicht, woher Sie das alles wissen, aber was wollen Sie denn jetzt deswegen unternehmen? Sie werden doch Scott nichts erzählen, oder?«
»Nein, Jenna, das werden Sie selbst tun. Und Sie werden im Sommer ehrenamtlich für das Frauenhaus arbeiten, anstatt sich in den Hamptons an den Strand zu legen.«
»Okay«, sagte Jenna schniefend. »Das wird sich in meinem Lebenslauf vielleicht auch ganz gut machen.«
Ignatius seufzte und ließ dabei einen Rauchschwall aus seinen aufgestellten Nasenlöchern entweichen. »Und Sie werden mehr Zeit mit Ihrer Großmutter Ruth verbringen.« Er stempelte den Brief mit einem großen Holzhammer ab. »Außerdem gibt es natürlich noch ein Bußgeld …« Er reckte den Hals und warf einen Blick in Jennas riesige Umhängetasche. Als er sich dabei ein wenig über den Schalter beugte, erhaschte ich einen Blick auf einen schuppigen Schwanz. »Ist das ein neues iPhone?«
»Jaaa …«, stöhnte Jenna, »aber Sie können doch nicht …«
Der Schwanz zischte über seinem Kopf hinweg, ringelte sich in Jennas Tasche und fischte das Telefon heraus. »Ah, Peggles. Das wird ihn freuen.« Der Schwanz verschwand hinter dem Schalter. Ignatius gab Jenna den Brief zurück, die sich den Stempel darauf ansah. Er zeigte einen roten Drachen, der Feuer spuckte, und das Feuer nahm die Form von Spiralen an, die sich ausbreiteten, rot glühten und dann aufflammten, den Brief verbrannten und Jennas Haarspitzen versengten. Als sie sich zum Gehen wandte, blickte sie völlig ausdruckslos und unbeteiligt drein.
»Wird sie sich an irgendetwas davon erinnern?«, fragte ich Oberon, aber es war Ignatius, der die Frage beantwortete.
»Nur an das, was ihr aufgetragen wurde. Sie wird glauben, am Morgen einen Einkaufsbummel bei Bloomingdales gemacht und ihr Handy im Taxi vergessen zu haben. Brauchst du etwas, Oberon? Wie du siehst, habe ich heute jede Menge Kundschaft.«
Oberon öffnete die Tür zum Flur noch einmal und wischte kurz über die goldenen Buchstaben auf dem Glas. Sie verblassten, und nun erschien die Aufschrift »Putzkammer«. Die kleine Menge draußen löste sich auf; die Leute kratzten sich am Kopf und marschierten den Flur zurück zum Fahrstuhl. Ich hörte, wie Arnold Herkimer jemanden nach dem Weg zum Tropicana Casino fragte.
»Es tut mir leid, Ignatius, aber diese Sache duldet keinen Aufschub«, erklärte Oberon. »Ist seine Exzellenz da?«
»Seine Exzellenz?«, wiederholte ich. »Du hast doch gesagt, wir wollten in der City Hall nicht zum Bürgermeister von New York …«
Ignatius und Oberon lächelten. »Oh, es geht um eine viel wichtigere Persönlichkeit als um den Bürgermeister«, antwortete Ignatius und öffnete nun auch die untere Hälfte der Tür. Als ich eintrat, entdeckte ich, dass der Körper des Sekretärs von der Taille abwärts mit kupferfarbenen Schuppen bedeckt war. Wenn er sich umwandte, glitt ein mächtiger Schwanz über den Linoleumboden des Büroraums, der ohnehin nur klein und noch dazu mit verschiedenen Säcken, Kartons mit elfenbeinfarbenem Papier und einem Jahresvorrat japanischer Instant-Nudeln vollgestellt war. Ignatius schob mit dem Schwanz einen Papierkarton vor einer niedrigen Tür mit bogenförmigem Sturz beiseite, die mehrere Messingschlösser sicherten. Er öffnete sie mit drei verschiedenen Schlüsseln, die an einem Ring um seinen Hals hingen. Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf eine schwach erleuchtete Treppe frei. Ignatius nahm einen der Säcke und bedeutete uns mit einer Handbewegung, ihm zu folgen.
»Er scheint doch gar nicht so übel zu sein«, raunte ich Oberon zu, als wir durch die Tür gingen. »Wieso haben alle so viel Angst vor ihm?«
»Doch nicht vor ihm. Er ist nur der Sekretär. Um den Taxator musst du dir Sorgen machen. Und den werden wir nun aufsuchen.«