b) Die Variation von múnd v erfolgt ebenfalls in entgegengesetzter Richtung, aber nicht um dieselbe Größe bei beiden. Dann überwiegt die Variation entweder von v oder von m´.
I. 80c + 20v + 20m; m´ = 100%, p´ = 20%
II. 72c + 28v + 20m; m´ =p´ = 20%
713/7%,
III. 84c + 16v + 20m; m´ = 125%, p´ = 20%.
In I wird ein Wertprodukt von 40 mit 20v, in II eins von 48 mit 28v, in III eins von 36 mit 16v bezahlt. Sowohl das Wertprodukt wie der Lohn hat sich verändert; Änderung des Wertprodukts aber heißt Änderung des geleisteten Arbeitsquantums, also entweder der Arbeiterzahl, der Arbeitsdauer oder der Arbeitsintensität oder mehrerer von diesen dreien.
c) Die Variation von múnd v erfolgt in derselben Richtung; dann verstärkt die eine die Wirkung der andern.
90c + 10v + 10m; m´ = 100%, p´ = 10%
80c + 20v + 30m; m´ = 150%, p´ = 30%
92c + 8v + 6m;
m´ = 75%, p´ = 6%.
Auch hier sind die drei Wertprodukte verschieden, nämlich 20, 50 und 14; und diese Verschiedenheit in der Größe des jedesmaligen Arbeitsquantums reduziert sich wieder auf Verschiedenheit der Arbeiterzahl, der Arbeitsdauer, der Arbeitsintensität oder mehrerer resp. aller dieser Faktoren.
825
DAS KAPITAL
3. m´, v und C variabel
Dieser Fall bietet keine neuen Gesichtspunkte und erledigt sich durch die unter II., m´ variabel, gegebne allgemeine Formel.
Die Wirkung eines Größenwechsels der Mehrwertsrate auf die Profitrate ergibt also folgende Fälle: 1. p´ vermehrt oder vermindert sich in demselben Verhältnis wie m´, wenn v/C konstant bleibt.
<77> 80c + 20v +m´ = 100%, p´ = 20%
20m;
80c + 20v +m´ = 50%, p´ = 10%
10m;
100% : 50% = 20% : 10%.
2. pśteigt oder fällt in stärkerem Verhältnis als m´, wenn v/C sich in derselben Richtung bewegt wie m´, d.h.
zunimmt oder abnimmt, wenn mźu- oder abnimmt.
80c + 20v +m´ = 50%, p´ = 10%
10m;
70c + 30v +m´ =p´ = 20%
20m;
662/3%,
50% : 662/3% < 10% : 20%.
3. pśteigt oder fällt in kleinerm Verhältnis als m´, wenn v/C sich in entgegengesetzter Richtung ändert wie m´, aber in kleinerm Verhältnis.
80c + 20v +m´ = 50%, p´ = 10%
10m;
90c + 10v +m´ = 150%, p´ = 15%
15m;
50% : 150% > 10% : 15%.
4. pśteigt, obgleich m´ fällt, oder fällt, obgleich mśteigt, wenn v/C sich m entgegengesetzter Richtung ändert wie múnd in größerem Verhältnis als dieses.
80c + 20v +m´ = 100%, p´ = 20%
20m;
90c + 10v +m´ = 150%, p´ = 15%
15m;
m´ gestiegen von 100% auf 150%, p´ gefallen von 20% auf 15%.
5. Endlich: p´ bleibt konstant, obgleich mśteigt oder fällt, wenn v/C in entgegengesetzter Richtung, aber genau in demselben Verhältnis wie mśeine Größe ändert.
826
DAS KAPITAL
Es ist nur dieser letzte Fall, der noch einiger Erörterung bedarf. Wie wir oben bei den Variationen von v/C
sahen, daß eine und dieselbe Mehrwertsrate sich in den verschiedensten Profitraten ausdrücken kann, so sehn wir hier, daß einer und derselben Profitrate sehr verschiedne Mehrwertsraten zugrunde liegen können. Während aber bei konstantem m´ jede beliebige Änderung im Verhältnis von v zu C genügte, um eine Verschiedenheit der Profitrate hervorzurufen, muß bei Größenwechsel von méin genau entsprechender, umgekehrter Größenwechsel von v/C eintreten, damit die Profitrate dieselbe bleibe. Dies ist bei einem und demselben Kapital oder bei zwei Kapitalen in demselben Land nur sehr ausnahmsweise möglich. <78> Nehmen wir z.B.
ein Kapital
80c + 20v + 20m; C = 100,
m´ = 100%, p´ = 20%,
und nehmen wir an, der Arbeitslohn falle derart, daß dieselbe Arbeiterzahl nunmehr mit 16v zu haben wäre statt mit 20v. Dann haben wir, bei sonst unveränderten Verhältnissen, unter Freisetzung von 4v, 80c + 16v + 24m; C = 96,
m´ = 150%, p´ = 25%.
Damit nun p´ = 20% wäre, wie vorher, müßte das Gesamtkapital auf 120, also das konstante auf 104 wachsen:
104c + 16v + 24m; C = 120,
m´ = 150%, p´ = 25%
Dies wäre nur möglich, wenn gleichzeitig mit der Lohnsenkung eine Änderung in der Produktivität der Arbeit einträte, die diese veränderte Zusammensetzung des Kapitals erheischte; oder aber, wenn der Geldwert des konstanten Kapitals von 80 auf 104 stiege; kurz, ein zufälliges Zusammentreffen von Bedingungen, wie es nur in Ausnahmefällen vorkommt. In der Tat ist eine Änderung von m´, die nicht gleichzeitig eine Änderung von v, und damit auch von v/C bedingt, nur unter ganz bestimmten Umständen denkbar, bei solchen Industriezweigen nämlich, worin nur fixes Kapital und Arbeit angewandt wird und der Arbeitsgegenstand von der Natur geliefert ist.
Aber im Vergleich der Profitraten zweier Länder ist dies anders. Dieselbe Profitrate drückt hier in der Tat meist verschiedne Raten des Mehrwerts aus.
Aus den sämtlichen fünf Fällen ergibt sich also, daß eine steigende Profitrate einer fallenden oder steigenden Mehrwertsrate, eine fallende Profitrate einer steigenden oder fallenden, eine gleichbleibende Profitrate einer steigenden oder fallenden Mehrwertsrate entsprechen kann. Daß eine steigende, fallende oder gleichbleibende Profitrate ebenfalls einer gleichbleibenden Mehrwertsrate entsprechen kann, haben wir unter I gesehn.
Die Profitrate wird also bestimmt durch zwei Hauptfaktoren: die Rate des Mehrwerts und die Wertzusammensetzung des Kapitals. Die Wirkungen dieser beiden Faktoren lassen sich kurz zusammenfassen wie folgt, wobei wir die Zusammensetzung in Prozenten ausdrücken können, da es hier gleichgültig ist, von welchem der beiden Kapitalteile die Änderung ausgeht:
Die Profitraten zweier Kapitale oder eines und desselben Kapitals in zwei sukzessiven, verschiednen Zuständen
<79> sind gleich:
1. bei gleicher prozentiger Zusammensetzung der Kapitale und gleicher Mehrwertsrate.
827
DAS KAPITAL
2. bei ungleicher prozentiger Zusammensetzung und ungleicher Mehrwertsrate, wenn die Produkte der Mehrwertsraten in die prozentigen variablen Kapitalteile (die múnd v), d.h. die prozentig aufs Gesamtkapital berechneten Mehrwertsmassen (m = m´v) gleich sind, in andern Worten, wenn beide Male die Faktoren múnd v in umgekehrtem Verhältnis zueinander stehn.
Sie sind ungleich:
1. bei gleicher prozentiger Zusammensetzung, wenn die Mehrwertsraten ungleich sind, wo sie sich verhalten wie die Mehrwertsraten.
2. bei gleicher Mehrwertsrate und ungleicher prozentiger Zusammensetzung, wo sie sich verhalten wie die variablen Kapitalteile.
3. bei ungleicher Mehrwertsrate und ungleicher prozentiger Zusammensetzung, wo sie sich verhalten wie die Produkte m´v, d.h. wie die prozentig aufs Gesamtkapital berechneten Mehrwertsmassen.
Fußnoten
(9) Hier steht im Ms.: "Später zu untersuchen, wie dieser Fall mit der Grundrente zusammenhängt."
(10) In dem Ms. finden sich noch sehr ausführliche Berechnungen über die Differenz zwischen Mehrwertsrate und Profitrate (m´ - p´), die allerhand interessante Eigentümlichkeiten besitzt und deren Bewegung die Fälle anzeigt, wo die beiden Raten sich voneinander entfernen oder sich einander nähern. Diese Bewegungen lassen sich auch in Kurven darstellen. Ich verzichte auf Wiedergabe dieses Materials, da es für die nächsten Zwecke dieses Buchs weniger wichtig ist und es hier genügt, diejenigen Leser, die diesen Punkt weiter verfolgen wollen, einfach darauf aufmerksam zu machen. - F. E.
828
DAS KAPITAL
Viertes Kapitel: Wirkung des Umschlags auf die Profitrate
<80> {Die Wirkung des Umschlags auf die Produktion von Mehrwert, also auch von Profit, ist im zweiten Buch erörtert worden. Sie läßt sich kurz dahin zusammenfassen, daß infolge der für den Umschlag erforderl ichen Zeitdauer nicht das ganze Kapital gleichzeitig in der Produktion verwendet werden kann; daß also ein Teil des Kapitals fortwährend brachliegt, sei es in der Form von Geldkapital, von vorrätigen Rohstoffen, von fertigem, aber noch unverkauftem Warenkapital oder von noch nicht fälligen Schuldforderungen; daß das in der aktiven Produktion, also bei der Erzeugung und Aneignung von Mehrwert tätige Kapital fortwährend um diesen Teil verkürzt und der erzeugte und angeeignete Mehrwert fortwährend im selben Verhältnis verringert wird. Je kürzer die Umschlagszeit, desto kleiner wird dieser brachliegende Teil des Kapitals, verglichen mit dem Ganzen; desto größer wird also auch, bei sonst gleichbleibenden Umständen, der angeeignete Mehrwert.
Es ist bereits im zweiten Buch <Siehe Band 24, S. 296-301> im einzelnen entwickelt, wie die Verkürzung der Umschlagszeit oder eines ihrer beiden Abschnitte, der Produktionszeit und der Zirkulationszeit, die Masse des produzierten Mehrwerts steigert. Da aber die Profitrate nur das Verhältnis der produzierten Masse von Mehrwert zu dem in ihrer Produktion engagierten Gesamtkapital ausdrückt, so ist es augenscheinlich, daß jede solche Verkürzung die Profitrate steigert. Was vorher im zweiten Abschnitt des zweiten Buchs mit Bezug auf den Mehrwert entwickelt, gilt ebensosehr für den Profit und die Profitrate und bedarf keiner Wiederholung hier. Nur ein paar Hauptmomente wollen wir hervorheben.
Das Hauptmittel der Verkürzung der Produktionszeit ist die Steigerung der Produktivität der Arbeit, was man gewöhnlich den Fortschritt der <81> Industrie nennt. Wird dadurch gleichzeitig nicht eine bedeutende Verstärkung der gesamten Kapitalauslage durch Anlage kostspieliger Maschinerie usw. und damit eine Senkung der auf das Gesamtkapital zu berechnenden Profitrate bewirkt, so muß diese letztere steigen. Und dies ist entschieden der Fall bei vielen der neuesten Fortschritte der Metallurgie und chemischen Industrie. Die neu-entdeckten Verfahrungsweisen der Eisen- und Stahlbereitung von Bessemer, Siemens, Gilchrist-Thomas u.a.
kürzen, bei relativ geringen Kosten, früher höchst langwierige Prozesse auf ein Minimum ab. Die Bereitung des Alizarins oder Krappfarbstoffes aus Kohlenteer bringt in wenig Wochen, und mit der schon bisher für Kohlenteerfarben im Gebrauch befindlichen Fabrikeinrichtung, dasselbe Resultat zustande, das früher Jahre erforderte; ein Jahr brauchte der Krapp zum Wachsen, und dann ließ man die Wurzeln noch mehrere Jahre nachreifen, ehe man sie verfärbte.
Das Hauptmittel zur Verkürzung der Zirkulationszeit sind verbesserte Kommunikationen. Und hierin haben die letzten fünfzig Jahre eine Revolution gebracht, die sich nur mit der industriellen Revolution der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts vergleichen läßt. Auf dem Lande ist die makadamisierte Straße durch die Eisenbahn, auf der See das langsame und unregelmäßige Segelschiff durch die rasche und regelmäßige Damp-ferlinie in den Hintergrund gedrängt worden, und der ganze Erdball wird umspannt von Telegraphendrähten.
Der Suezkanal hat Ostasien und Australien dem Dampferverkehr erst eigentlich erschlossen. Die Zirkulationszeit einer Warensendung nach Ostasien, 1847 noch mindestens zwölf Monate (s. Buch II, S. 235 <Siehe Band 24, S. 255>), ist jetzt ungefähr auf ungefähr ebensoviel Wochen reduzierbar geworden. Die beiden großen Krisenherde von 1825-1857, Amerika und Indien, sind durch diese Umwälzung der Verkehrsmittel den europäischen Industrieländern um 70-90% nähergerückt und haben damit einen großen Teil ihrer Explo-sionsfähigkeit verloren. Die Umschlagszeit des gesamten Welthandels ist in demselben Maß verkürzt, und die Aktionsfähigkeit des darin beteiligten Kapitals um mehr als das Doppelte oder Dreifache gesteigert worden.
Daß dies nicht ohne Wirkung auf die Profitrate geblieben, versteht sich von selbst.
Um die Wirkung des Umschlags des Gesamtkapitals auf die Profitrate rein darzustellen, müssen wir bei den zu vergleichenden zwei Kapitalen alle andern Umstände als gleich annehmen. Außer der Mehrwertsrate und dem Arbeitstag sei also namentlich auch die prozentige Zusammensetzung <82> gleich. Nehmen wir nun ein Kapital A von der Zusammensetzung 80c + 20v = 100 C, welches mit einer Mehrwertsrate von 100% zweimal im Jahr umschlägt. Dann ist das Jahresprodukt:
160c + 40v + 40m. Aber zur Ermittlung der Profitrate berechnen wir diese 40m nicht auf den umgeschlagnen Kapitalwert von 200, sondern auf den vorgeschoßnen von 100 und erhalten so p = 40%.
829
DAS KAPITAL
Vergleichen wir damit ein Kapital B = 160c + 40v = 200 C, das mit derselben Mehrwertsrate von 100%, aber nur einmal im Jahr umschlage. Dann ist das Jahresprodukt wie oben:
160c + 40v + 40m. Diesmal aber sind die 40m zu berechnen auf ein vorgeschoßnes Kapital von 200, dies ergibt für die Profitrate nur 20%, also nur die Hälfte der Rate für A.
Es ergibt sich also: bei Kapitalen gleicher prozentiger Zusammensetzung, bei gleicher Mehrwertsrate und gleichem Arbeitstag verhalten sich die Profitraten zweier Kapitale umgekehrt wie ihre Umschlagszeiten. Ist entweder die Zusammensetzung oder die Mehrwertsrate oder der Arbeitstag oder Arbeitslohn in den beiden verglichenen Fällen nicht gleich, so werden dadurch allerdings auch weitere Verschiedenheiten in der Profitrate erzeugt; diese aber sind unabhängig vom Umschlag und gehn uns daher hier nichts an; sie sind auch bereits in Kap. III erörtert.
Die direkte Wirkung der verkürzten Umschlagszeit auf die Produktion von Mehrwert, also auch von Profit, besteht in der gesteigerten Wirksamkeit, die dem variablen Kapitalteil dadurch gegeben wird, worüber nachzusehn Buch II, Kap. XVI: Der Umschlag des variablen Kapitals. Es zeigte sich da, daß ein variables Kapital von 500, das zehnmal im Jahr umschlägt, in dieser Zeit ebensoviel Mehrwert aneignet wie ein variables Kapital von 5.000, das bei gleicher Mehrwertsrate und gleichem Arbeitslohn nur einmal im Jahr umschlägt.
Nehmen wir ein Kapital I, bestehend aus 10.000 fixem Kapital, dessen jährlicher Verschleiß 10% = 1.000
betrage, 500 zirkulierendem konstantem und 500 variablem Kapital. Bei einer Mehrwertsrate von 100%
schlage das variable Kapital zehnmal im Jahre um. Der Einfachheit wegen nehme wir in allen folgenden Beispielen an, daß das zirkulierende konstante Kapital in derselben Zeit umschlägt wie das variable, was auch in der Praxis meist so ziemlich der Fall sein wird. Dann wird das Produkt einer solchen Umschlagsperiode sein: 100c (Verschleiß) + 500c + 500v + 500m = 1.600
und das des ganzen Jahres von zehn solchen Umschlägen:
<83> 1.000c (Verschleiß) + 5.000c + 5.000v + 5.000m = 16.000,
C = 11.000, m = 5.000, p´ = 5.000/11.000 = 456/11%.
Nehmen wir nun ein Kapital II: fixes Kapital 9.000, jährlicher Verschleiß desselben 1.000, zirkulierendes konstantes Kapital 1.000, variables Kapital 1.000, Mehrwertsrate 100%, Zahl der jährlichen Umschläge des variablen Kapitals: 5. Das Produkt einer jeden Umschlagsperiode des variablen Kapitals wird also sein: 200c (Verschleiß) + 1.000c + 1.000v + 1.000m = 3.200,
und das Gesamtjahresprodukt bei fünf Umschlägen:
1.000c (Verschleiß) + 5.000c + 5.000v + 5.000m = 16.000,
C = 11.000, m = 5.000, p´ = 5.000/11.000 = 456/11%.
Nehmen wir ferner ein Kapital III, worin gar kein fixes Kapital, dagegen 6.000 zirkulierendes konstantes und 5.000 variables Kapital. Bei 100% Mehrwertsrate schlage es einmal im Jahr um. Das Gesamtprodukt im Jahr ist dann:
6.000c + 5.000v + 5.000m = 16.000,
C = 11.000, m = 5.000, p´ = 5.000/11.000 = 456/11%.
Wir haben also in allen drei Fällen dieselbe jährliche Masse von Mehrwert, = 5.000, und da das Gesamtkapital in allen drei Fällen ebenfalls gleich, nämlich = 11.000 ist, dieselbe Profitrate von 455/11%.
Haben wir dagegen bei dem obigen Kapital I, statt 10, nur 5 jährliche Umschläge des variablen Teils, so stellt sich die Sache anders. Das Produkt eines Umschlags ist dann:
830
DAS KAPITAL
200c (Verschleiß) + 500c + 500v + 500m = 1.700,
Oder Jahresprodukt:
1.000c (Verschleiß) + 2.500v + 2.500m = 8.500,
C = 11.000, m = 2.500, p´ = 2.500/11.000 = 228/11%.
Die Profitrate ist auf die Hälfte gesunken, weil die Umschlagszeit verdoppelt worden ist.
Die im Lauf des Jahrs angeeignete Masse Mehrwert ist also gleich der Masse des in einer Umschlagsperiode des variablen Kapitals angeeigneten Mehrwerts, multipliziert durch die Anzahl solcher Umschläge im Jahr.
Nennen wir den jährlich angeeigneten Mehrwert oder Profit M, den in einer <84> Umschlagsperiode angeeigneten Mehrwert m, die Anzahl der jährlichen Umschläge des variablen Kapitals n, so ist M = mn und die jährliche Mehrwertsrate M´ = mń, wie bereits entwickelt Buch II, Kap. XVI, 1 <Siehe Band 24, S. 307>. Die Formel der Profitrate p´ = m´v/C = m´v/c+v ist selbstredend nur richtig, wenn das v des Zählers dasselbe ist wie das des Nenners. Im Nenner ist v der gesamte, durchschnittlich als variables Kapital, für Arbeitslohn verwandte Teil des Gesamtkapitals. Das v des Zählers ist zunächst nur bestimmt dadurch, daß es ein gewisses Quantum Mehrwert = m produziert und angeeignet hat, dessen Verhältnis zu ihm m/v die Mehrwertsrate míst. Nur auf diesem Wege hat sich die Gleichung p´ = m/c+v verwandelt in die andre: p´ = m´v/c+v. Das v des Zählers wird nun näher dahin bestimmt, daß es gleich sein muß dem v des Nenners, d.h. dem gesamten variablen Teil des Kapitals C. In andern Worten, die Gleichung p´ = m/C läßt sich nur dann ohne Fehler in die andre p´ = m´v/c+v verwandeln, wenn m den in einer Umschlagsperiode des variablen Kapitals produzierten Mehrwert bedeutet. Umfaßt m nur einen Teil dieses Mehrwerts, so ist m = m v zwar richtig, aber dies v ist hier kleiner als das v in C = c + v, weil weniger als das ganze variable Kapital in Arbeitslohn ausgelegt worden. Umfaßt m aber mehr als den Mehrwert eines Umschlags von v, so fungiert ein Teil dieses v oder auch das Ganze zweimal, zuerst im ersten, dann im zweiten, resp. zweiten und fernern Umschlag; das v, das den Mehrwert produziert und das die Summe aller gezahlten Arbeitslöhne ist, ist also größer als das v in c +
v, und die Rechnung wird unrichtig.
Damit die Formel für die Jahresprofitrate exakt richtig werde, müssen wir statt der einfachen Mehrwertsrate die Jahresrate des Mehrwerts einsetzen, also statt mśetzen Móder mń. Mit andern Worten, wir müssen m´, die Mehrwertsrate - oder was auf dasselbe herauskommt, den in C enthaltnen variablen Kapitalteil v - mit n, der Anzahl der Umschläge dieses variablen Kapitals im Jahr, multiplizieren, und wir erhalten so: p´ =
mńv/C welches die Formel zur Berechnung der Jahresprofitrate ist.
Wie groß aber das variable Kapital in einem Geschäft ist, das weiß in den allermeisten Fällen der Kapitalist selbst nicht. Wir haben im achten Kapitel des zweiten Buchs gesehn und werden es noch weiterhin sehn, daß
<85> der einzige Unterschied innerhalb seines Kapitals, der sich dem Kapitalisten als wesentlich aufdrängt, der Unterschied von fixem und zirkulierendem Kapital ist. Aus der Kasse, die den in Geldform in seinen Händen befindlichen Teil des zirkulierenden Kapitals enthält, soweit dieser nicht auf der Bank liegt, holt er das Geld für Arbeitslohn, aus derselben Kasse das Geld für Roh- und Hilfsstoffe und schreibt beides einem und demselben Kassakonto gut. Und sollte er auch ein besonderes Konto über die gezahlten Arbeitslöhne führen, so wurde dies am Jahresschluß zwar die dafür gezahlte Summe, also vn, aufweisen, aber nicht das variable Kapital v selbst. Um dies zu ermitteln, müßte er eine eigne Berechnung anstellen, von der wir hier ein Beispiel geben wollen.
Wir nehmen dazu die in Buch I, S.209/201 <Siehe Band 23, S. 233> beschriebne Baumwollspinnerei von 10.000 Mulespindeln und nehmen dabei an, daß die für eine Woche des April 1871 gegebnen Daten für das ganze Jahr Geltung behielten. Das in der Maschinerie steckende fixe Kapital war 10.000 Pfd.St. Das zirkulierende Kapital war nicht angegeben; wir nehmen an, es sei 2.500 Pfd.St. gewesen, ein ziemlich hoher Ansatz, der aber gerechtfertigt ist durch die Annahme, die wir hier immer machen müssen, daß keine Kreditoperationen stattfinden, also keine dauernde oder zeitweilige Benutzung von fremdem Kapital. Das Wochenprodukt war seinem Wert nach zusammengesetzt aus 20 Pfd.St. für Verschleiß der Maschinerie, 358 Pfd.St. zirkulierendem konstantem Kapitalvorschuß (Miete 6 Pfd.St., Baumwolle 342 Pfd.St., Kohlen, Gas, Öl 10 Pfd.St.), 52 Pfd.St. in Arbeitslohn ausgelegtem variablem Kapital und 80 Pfd.St. Mehrwert, also: 831
DAS KAPITAL
20c (Verschleiß) + 358c + 52v + 80m = 510.
Der wöchentliche Vorschuß an zirkulierendem Kapital war also 358c + 52v = 410, und seine prozentige Zusammensetzung = 87,3c + 12,7v. Dies auf das ganze zirkulierende Kapital von 2.500 Pfd.St. berechnet, ergibt 2.182 Pfd.St. konstantes und 318 Pfd.St. variables Kapital. Da die Gesamtauslage für Arbeitslohn im Jahr 52mal 52 Pfd.St. war, also 2.704 Pfd.St., ergibt sich, daß das variable Kapital von 318 Pfd.St. im Jahr fast genau 81/2mal umschlug. Die Rate des Mehrwerts war 80/52 = 15311/13%. Aus diesen Elementen berechnen wir die Profitrate, indem wir in der Formel p´= mńv/C die Werte einsetzen: m´ = 15311/13, n = 81/2, v =
318, C = 12.500; also:
p´= 15311/13 * 81/2 * 318/12.500 = 33,27%.
<86> Die Probe hierauf machen wir durch den Gebrauch der einfachen Formel p´ * m/C. Der Gesamtmehrwert oder Profit im Jahr beläuft sich auf 80 Pfd.St. * <MEW: +> 52 = 4.160 Pfd.St., dies dividiert durch das Gesamtkapital von 12.500 Pfd.St. ergibt fast wie oben 33,28%, eine abnorm hohe Profitrate, die nur aus den momentan äußerst günstigen Verhältnissen (sehr wohlfeile Baumwollpreise neben sehr hohen Garnprei-sen) sich erklärt und in Wirklichkeit sicher nicht das ganze Jahr durch gegolten hat.
In der Formel p´ = mńv/C ist mń, wie gesagt, das was im zweiten Buch als die Jahresrate des Mehrwerts bezeichnet wurde. Sie beträgt im obigen Fall 15311/13% * 81/2, oder genau gerechnet 1.3079/13% Wenn also ein gewisser Biedermann über die im zweiten Buch in einem Beispiel aufgestellte Ungeheuerlichkeit einer Jahresrate des Mehrwerts von 1.000% die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat, so wird er sich vielleicht beruhigen bei der ihm hier aus der lebendigen Praxis von Manchester vorgeführten Tatsache einer Jahresrate des Mehrwerts von über 1.300%. In Zeiten höchster Prosperität, wie wir sie freilich schon lange nicht mehr durchgemacht, ist eine solche Rate keineswegs eine Seltenheit.
Beiläufig haben wir hier ein Beispiel von der tatsächlichen Zusammensetzung des Kapitals innerhalb der modernen großen Industrie. Das Gesamtkapital teilt sich in 12.182 Pfd.St. konstantes und 318 Pfd.St. variables Kapital, zusammen 12.500 Pfd.St. Oder prozentig: 971/2c + 21/2v = 100 C. Nur der vierzigste Teil des Ganzen dient, aber in mehr als achtmaliger Wiederkehr im Jahr, zur Bestreitung von Arbeitslohn.
Da es wohl nur wenigen Kapitalisten einfällt, derartige Berechnungen über ihr eignes Geschäft anzustellen, so schweigt die Statistik fast absolut über das Verhältnis des konstanten Teils des gesellschaftlichen Gesamtkapitals zum variablen Teil. Nur der amerikanische Zensus gibt, was unter den heutigen Verhältnissen möglich: die Summe der in jedem Geschäftszweig gezahlten Arbeitslöhne und der gemachten Profite. So anrüchig diese Daten auch sind, weil nur auf unkontrollierten Angaben der Industriellen selbst beruhend, so sind sie doch äußerst wertvoll und das einzige, was wir über den Gegenstand haben. In Europa sind wir viel zu zartfühlend, um unsern Großindustriellen dergleichen Enthüllungen zuzumuten. - F.E.}
832
DAS KAPITAL
Fünftes Kapitel: Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals
I. Im allgemeinen
<87> Die Vermehrung des absoluten Mehrwerts oder die Verlängerung der Mehrarbeit und darum des Arbeitstags, bei gleichbleibendem variablem Kapital, also bei Anwendung derselben Arbeiteranzahl zu nominell demselben Lohn - wobei es gleichgültig, ob die Überzeit bezahlt wird oder nicht - senkt relativ den Wert des konstanten Kapitals gegenüber dem Gesamtkapital und dem variablen Kapital und erhöht dadurch die Profitrate, auch abgesehn von dem Wachstum und der Masse des Mehrwerts und der möglicherweise steigenden Rate des Mehrwerts. Der Umfang des fixen Teils des konstanten Kapitals, Fabrikgebäude, Maschinerie etc.
bleibt derselbe, ob 16 oder 12 Stunden damit gearbeitet wird. Die Verlängerung des Arbeitstags erheischt keine neue Auslage in diesem, dem kostspieligsten Teil des konstanten Kapitals. Es kommt hinzu, daß der Wert des fixen Kapitals so in einer kürzern Reihe von Umschlagsperioden reproduziert, also die Zeit verkürzt wird, für die es vorgeschossen werden muß, um einen bestimmten Profit zu machen. Die Verlängerung des Arbeitstags steigert daher den Profit, selbst wenn die Überzeit bezahlt, und bis zu einer gewissen Grenze, selbst wenn sie höher bezahlt wird als die normalen Arbeitsstunden. Die stets wachsende Notwendigkeit der Vermehrung des fixen Kapitals im modernen Industriesystem war daher ein Hauptstachel zur Verlängerung des Arbeitstags für profitwütige Kapitalisten.
<88> Es findet nicht dasselbe Verhältnis bei konstantem Arbeitstag statt. Es ist hier entweder nötig, die Zahl der Arbeiter und mit ihnen auch zu einem gewissen Verhältnis die Masse des fixen Kapitals, der Baulichkeiten, Maschinerie etc. zu vermehren, um eine größere Masse von Arbeit zu exploitieren (denn es wird hier abgesehn von Abzügen am Lohn oder Herabpressen des Lohns unter seine normale Höhe). Oder, wo die Intensität der Arbeit vermehrt, beziehungsweise die Produktivkraft der Arbeit erhöht, überhaupt mehr relativer Mehrwert erzeugt werden soll, wächst in den Industriezweigen, die Rohstoff anwenden, die Masse des zirkulierenden Teils des konstanten Kapitals, indem mehr Rohstoff etc. in dem gegebnen Zeitraum verarbeitet wird; und zweitens wächst die von derselben Zahl Arbeiter in Bewegung gesetzte Maschinerie, also auch dieser Teil des konstanten Kapitals. Das Wachsen des Mehrwerts ist also begleitet von einem Wachsen des konstanten Kapitals, die wachsende Exploitation der Arbeit von einer Verteuerung der Produktionsbedingungen, vermittelst welcher die Arbeit exploitiert wird, d.h. von größrer Kapitalauslage. Die Profitrate wird also hierdurch auf der einen Seite vermindert, wenn auf der andern erhöht.
Eine ganze Reihe laufender Unkosten bleibt sich beinahe oder ganz gleich bei längrem wie bei kürzrem Arbeitstag. Die Aufsichtskosten sind geringer für 500 Arbeiter bei 18 Arbeitsstunden als für 750 bei 12 Stunden.
"Die Betriebskosten einer Fabrik bei zehnstündiger Arbeit sind beinahe gleich hoch wie bei zwölfstündiger."
("Rep. Fact., Oct. 1848", p. 37.)
Staats- und Gemeindesteuern, Feuerversichrung, Lohn verschiedner ständiger Angestellter, Entwertung der Maschinerie und verschiedne andre Unkosten einer Fabrik laufen unverändert voran bei langer oder kurzer Arbeitszeit; im Verhältnis wie die Produktion abnimmt, steigen sie gegenüber dem Profit. ("Rep. Fact., Oct.
1862", p. 19.)
Die Zeitdauer, worin sich der Wert der Maschinerie und andrer Bestandteile des fixen Kapitals reproduziert, ist praktisch bestimmt nicht durch die Zeit ihrer bloßen Dauer, sondern durch die Gesamtdauer des Arbeitsprozesses, während dessen sie wirkt und vernutzt wird. Müssen die Arbeiter 18 Stunden statt 12 schanzen, so gibt dies drei Tage mehr auf die Woche, eine Woche wird zu anderthalb, zwei Jahre zu drei. Wird die Überzeit nicht bezahlt, so geben die Arbeiter also, außer der normalen Mehrarbeitszeit, auf zwei Wochen die dritte, auf zwei Jahre das dritte gratis. Und so wird die Wertreproduktion der Maschinerie um 50% gesteigert und in 2/3 der sonst notwendigen Zeit erreicht.
<89> Wir gehn bei dieser Untersuchung sowie bei der über die Preisschwankungen des Rohmaterials (in Kap. VI) von der Voraussetzung aus, daß Masse und Rate des Mehrwerts gegeben sind - zur Vermeidung nutzloser Komplikationen.
833
DAS KAPITAL
Wie bereits bei Darstellung der Kooperation, der Teilung der Arbeit und der Maschinerie hervorgehoben
<Siehe Band 23, S.343/344> entspringt die Ökonomie in den Produktionsbedingungen, welche die Produktion auf großer Stufenleiter charakterisiert, wesentlich daraus, daß diese Bedingungen als Bedingungen gesellschaftlicher, gesellschaftlich kombinierter Arbeit, also als gesellschaftliche Bedingungen der Arbeit fungieren.
Sie werden gemeinsam im Produktionsprozeß konsumiert, vom Gesamtarbeiter, statt in zersplitterter Form von einer Masse unzusammenhängender oder höchstens auf kleinem Maßstab unmittelbar kooperierender Arbeiter. In einer großen Fabrik mit einem oder zwei Zentralmotoren wachsen die Kosten dieser Motoren nicht in demselben Verhältnis wie ihre Pferdekraft und daher ihre mögliche Wirkungssphäre; die Kosten der Übertragungsmaschinerie wachsen nicht in demselben Verhältnis wie die Masse der Arbeitsmaschinen, denen sie die Bewegung mitteilt; der Rumpf der Arbeitsmaschine selbst verteuert sich nicht im Verhältnis mit der steigenden Anzahl der Werkzeuge, womit als mit ihren Organen sie fungiert usw. Die Konzentration der Produktionsmittel erspart ferner Baulichkeiten aller Art, nicht nur für die eigentlichen Werkstätten, sondern auch für die Lagerlokale usw. Ebenso verhält es sich mit den Ausgaben für Feuerung, Beleuchtung usw. Andre Produktionsbedingungen bleiben dieselben, ob von wenigen oder vielen benutzt.
Diese ganze Ökonomie, die aus der Konzentration der Produktionsmittel und ihrer massenhaften Anwendung entspringt, setzt aber als wesentliche Bedingung die Anhäufung und das Zusammenwirken der Arbeiter voraus, also gesellschaftliche Kombination der Arbeit. Sie entspringt daher ebensogut aus dem gesellschaftlichen Charakter der Arbeit, wie der Mehrwert aus der Mehrarbeit jedes einzelnen Arbeiters, für sich isoliert betrachtet. Selbst die beständigen Verbesserungen, die hier möglich und notwendig sind, entspringen einzig und allein den gesellschaftlichen Erfahrungen und Beobachtungen, welche die Produktion des auf großer Stufenleiter kombinierten Gesamtarbeiters gewährt und erlaubt.
Dasselbe gilt von dem zweiten großen Zweig der Ökonomie in den Produktionsbedingungen. Wir meinen die Rückverwandlung der Exkremente der Produktion, ihrer sogenannten Abfälle, in neue Produktionselemente sei <90> es desselben, sei es eines andern Industriezweigs, die Prozesse, wodurch diese sogenannten Exkremente in den Kreislauf der Produktion und daher der Konsumtion - produktiver oder individueller - zurück-geschleudert werden. Auch dieser Zweig der Ersparungen, auf den wir später etwas näher eingehn, ist das Resultat der gesellschaftlichen Arbeit auf großer Stufenleiter. Es ist die ihr entsprechende Massenhaftigkeit dieser Abfälle, die sie selbst wieder zu Handelsgegenständen und damit zu neuen Elementen der Produktion macht. Nur als Abfälle gemeinsamer Produktion, und daher der Produktion auf großer Stufenleiter, erhalten sie diese Wichtigkeit für den Produktionsprozeß, bleiben sie Träger von Tauschwert. Diese Abfälle - abgesehn von dem Dienst, den sie als neue Produktionselemente leisten - verwohlfeilern, im Maß wie sie wieder verkaufbar werden, die Kosten des Rohstoffs, in welche immer sein normaler Abfall eingerechnet ist, nämlich das Quantum, das durchschnittlich bei seiner Bearbeitung verlorengehn muß. Die Verminderung der Kosten dieses Teils des konstanten Kapitals erhöht pro tanto die Profitrate bei gegebner Größe des variablen Kapitals und gegebner Rate des Mehrwerts.
Wenn der Mehrwert gegeben ist, kann die Profitrate nur vermehrt werden durch Verminderung des Werts des zur Warenproduktion erheischten konstanten Kapitals. Soweit das konstante Kapital in die Produktion der Waren eingeht, ist es nicht sein Tauschwert, sondern sein Gebrauchswert, der allein in Betracht kommt.
Wieviel Arbeit der Flachs in einer Spinnerei einsaugen kann, hängt nicht von seinem Wert ab, sondern von seiner Quantität, wenn der Grad der Produktivität der Arbeit, d.h. die Stufe der technischen Entwicklung gegeben ist. Ebenso hängt die Beihilfe, die eine Maschine z.B. drei Arbeitern leistet, nicht von ihrem Wert, sondern von ihrem Gebrauchswert als Maschine ab. Auf einer Stufe der technischen Entwicklung kann eine schlechte Maschine kostspielig, auf einer andern eine gute Maschine wohlfeil sein.
Der gesteigerte Profit, den ein Kapitalist dadurch erhält, daß z.B. Baumwolle und Spinnmaschinerie wohlfeiler geworden, ist das Resultat der gesteigerten Produktivität der Arbeit, zwar nicht in der Spinnerei, wohl aber im Maschinen- und Baumwollenbau. Um ein gegebnes Quantum Arbeit zu vergegenständlichen, also ein gegebnes Quantum Mehrarbeit anzueignen, bedarf es geringrer Auslage in den Bedingungen der Arbeit. Es fallen die Kosten, die erheischt sind, um dies bestimmte Quantum Mehrarbeit anzueignen.
Es ist schon gesprochen worden von der Ersparung, die aus der gemeinschaftlichen Anwendung der Produktionsmittel durch den Gesamtarbeiter - <91> den gesellschaftlich kombinierten Arbeiter - im Produktionsprozeß erfolgt. Weitere, aus der Abkürzung der Zirkulationszeit (wo Entwicklung der Kommunikationsmittel wesentliches materielles Moment) entspringende Ersparung in der Auslage von konstantem Kapital 834
DAS KAPITAL
wird weiter unten betrachtet werden. Hier aber soll gleich noch gedacht werden der Ökonomie, die hervorgeht aus der fortwährenden Verbesserung der Maschinerie, nämlich 1. ihres Stoffs, z.B. Eisen statt Holz; 2.
der Verwohlfeilerung der Maschinerie durch Verbesserung der Maschinenfabrikation überhaupt; so daß, obgleich der Wert des fixen Teils des konstanten Kapitals beständig wächst mit der Entwicklung der Arbeit auf großer Stufenleiter, er weitaus nicht in demselben Grad wächst ; 3. der speziellen Verbesserungen, die der schon vorhandenen Maschinerie erlauben, wohlfeiler und wirksamer arbeiten, z.B. Verbesserung der Dampfkessel etc., worüber später noch etwas im einzelnen; 4. der Verminderung der Abfälle durch bessere Maschinerie.
Alles, was den Verschleiß der Maschinerie und überhaupt des fixen Kapitals für eine gegebne Produktionsperiode vermindert, verwohlfeilert nicht nur die einzelne Ware, da jede einzelne Ware den auf sie fallenden aliquoten Teil des Verschleißes in ihrem Preis reproduziert, sondern vermindert die aliquote Kapitalauslage für diese Periode. Reparaturarbeiten u.dgl., im Maß wie sie nötig werden, zählen bei der Rechnung zu den Origi-nalkosten der Maschinerie. Ihre Verminderung, infolge der größern Dauerhaftigkeit der Maschinerie, vermindert pro tanto deren Preis.
Von aller Ökonomie dieser Art gilt großenteils wieder, daß sie nur möglich ist für den kombinierten Arbeiter und sich oft erst verwirklichen kann bei Arbeiten auf noch größrer Stufenleiter, daß sie also noch größre Kombination von Arbeitern unmittelbar im Produktionsprozeß erheischt.
Andrerseits aber erscheint hier die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit in einem Produktionszweig, z.
B. in der Produktion von Eisen, Kohlen, Maschinen, in der Baukunst usw., die zum Teil wieder zusammenhängen mag mit Fortschritten im Gebiet der geistigen Produktion, namentlich der Naturwissenschaft und ihrer Anwendung, als die Bedingung der Verminderung des Werts und damit der Kosten, der Produktionsmittel in andern Industriezweigen, z.B. der Textilindustrie oder dem Ackerbau. Es ergibt sich dies von selbst, da die Ware, die als Produkt aus einem Industriezweig herauskommt, als Produktionsmittel in den andern wieder eingeht. Ihre größre oder geringre Wohlfeilheit hängt ab von der Produktivität der Arbeit in dem Produktionszweig, aus dem sie als Produkt herauskommt, und ist <92> gleichzeitig Bedingung nicht nur für die Verwohlfeilerung der Waren, in deren Produktion sie als Produktionsmittel eingeht, sondern auch für die Wertverminderung des konstanten Kapitals, dessen Element sie hier wird, und daher für die Erhöhung der Profitrate.
Das Charakteristische dieser Art der Ökonomie des konstanten Kapitals, die aus der fortschreitenden Entwicklung der Industrie hervorgeht, ist, daß hier das Steigen der Profitrate in einem Industriezweig geschuldet wird der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit in einem andern. Was hier dem Kapitalisten zugut kommt, ist wieder ein Gewinn, der das Produkt der gesellschaftlichen Arbeit ist, wenn auch nicht das Produkt der direkt von ihm selbst exploitierten Arbeiter. Jene Entwicklung der Produktivkraft führt sich in letzter Instanz immer zurück auf den gesellschaftlichen Charakter der in Tätigkeit gesetzten Arbeit; auf die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft; auf die Entwicklung der geistigen Arbeit, namentlich der Naturwissenschaft.
Was der Kapitalist hier benutzt, sind die Vorteile des gesamten Systems der gesellschaftlichen Arbeitsteilung.
Es ist die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit in ihrer auswärtigen Abteilung, in der Abteilung, die ihm Produktionsmittel liefert, wodurch hier der Wert des vom Kapitalisten angewandten konstanten Kapitals relativ gesenkt, also die Profitrate erhöht wird.
Eine andre Steigerung der Profitrate entspringt nicht aus der Ökonomie der Arbeit, wodurch das konstante Kapital produziert wird, sondern aus der Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals selbst.
Durch die Konzentration der Arbeiter und ihre Kooperation auf großem Maßstab wird einerseits konstantes Kapital gespart. Dieselben Gebäude, Heiz- und Beleuchtungsvorrichtungen usw. kosten verhältnismäßig weniger für große als für kleine Produktionsstufen. Dasselbe gilt von der Kraft- und Arbeitsmaschinerie.
Obgleich ihr Wert absolut steigt, fällt er relativ, im Verhältnis zur steigenden Ausdehnung der Produktion und zur Größe des variablen Kapitals oder der Masse der Arbeitskraft, die in Bewegung gesetzt wird. Die Ökonomie, die ein Kapital in seinem eignen Produktionszweig anwendet, besteht zunächst und direkt in Ökonomie der Arbeit, d.h. in Verringerung der bezahlten Arbeit seiner eignen Arbeiter; die vorher erwähnte Ökonomie besteht dagegen darin, diese größtmögliche Aneignung fremder unbezahlter Arbeit auf möglichst ökonomische Weise, d.h. auf dem gegebnen Produktionsmaßstab mit möglichst geringen Kosten zu bewerkstelligen. Soweit diese Ökonomie nicht beruht auf der schon erwähnten Ausbeutung der Produktivität der in der Produktion des konstanten Kapitals angewandten gesellschaftlichen Arbeit, sondern in der Ökonomie 835
DAS KAPITAL
<93> in Anwendung des konstanten Kapitals selbst, entspringt sie entweder direkt aus der Kooperation und gesellschaftlichen Form der Arbeit innerhalb des bestimmten Produktionszweigs selbst oder aus der Produktion der Maschinerie usw. auf einer Stufenleiter, worin ihr Wert nicht in demselben Grad wächst wie ihr Gebrauchswert.
Es sind hier zwei Punkte im Auge zu halten: Wäre der Wert von c = 0, so wäre p´ = m´, und die Profitrate stände auf ihrem Maximum. Zweitens aber: Was das wichtige für die unmittelbare Exploitation der Arbeit selbst ist, ist keineswegs der Wert der angewandten Exploitationsmittel, sei es des fixen Kapitals, sei es der Roh- und Hilfsstoffe. Soweit sie dienen als Aufsauger von Arbeit, als Media, worin oder wodurch sich die Arbeit und darum auch die Mehrarbeit vergegenständlicht, ist der Tauschwert der Maschinerie, der Gebäude, der Rohstoffe etc. vollständig gleichgültig. Worauf es ausschließlich ankommt, ist einerseits ihre Masse, wie sie technisch zur Verbindung mit einem bestimmten Quantum lebendiger Arbeit erheischt ist, andrerseits ihre Zweckgemäßheit, also nicht nur gute Maschinerie, sondern auch gute Roh- und Hilfsstoffe. Von der Güte des Rohstoffs hängt z.T. die Profitrate ab. Gutes Material liefert weniger Abfall; es ist also eine geringre Masse von Rohstoff für die Aufsaugung desselben Quantums Arbeit erheischt. Ferner ist der Widerstand geringer, den die Arbeitsmaschine findet. Z.T. wirkt dies sogar auf den Mehrwert und auf die Rate des Mehrwerts.
Der Arbeiter braucht bei schlechtem Rohstoff mehr Zeit, um dasselbe Quantum zu verarbeiten; bei gleichbleibender Lohnzahlung ergibt dies einen Abzug von der Mehrarbeit. Es wirkt dies ferner sehr bedeutend ein auf die Reproduktion und Akkumulation des Kapitals, die, wie Buch I, S. 627/619 <Siehe Band 23, S. 631> und folgende entwickelt, noch mehr von der Produktivität als von der Masse der angewandten Arbeit ab-hängt.
Begreiflich ist daher der Fanatismus des Kapitalisten für Ökonomisierung der Produktionsmittel. Daß nichts umkommt oder verschleudert wird, daß die Produktionsmittel nur in der durch die Produktion selbst erheischten Weise verbraucht werden, hängt teils von der Dressur und Bildung der Arbeiter ab, teils von der Disziplin, die der Kapitalist über die kombinierten Arbeiter ausübt und die überflüssig wird in einem Gesellschaftszustand, wo die Arbeiter für ihre eigne Rechnung arbeiten, wie sie jetzt schon beim Stücklohn fast ganz überflüssig wird. Dieser Fanatismus äußert sich auch umgekehrt in der Fälschung der Produktionselemente, die ein Hauptmittel ist, den Wert des konstanten Kapitals im Verhältnis zum variablen zu <94> senken und so die Rate des Profits zu erhöhen; wobei denn noch der Verkauf dieser Produktionselemente über ihrem Wert, soweit dieser Wert im Produkt wiedererscheint, als bedeutendes Element der Prellerei hinzukommt. Dies Moment spielt entscheidende Rolle namentlich in der deutschen Industrie, deren Grundsatz ist: Es kann den Leuten ja nur angenehm sein, wenn wir ihnen zuerst gute Proben schicken und nachher schlechte Ware. Indes diese der Konkurrenz angehörigen Erscheinungen gehn uns hier nichts an.
Es ist zu merken, daß diese durch Verminderung des Werts, also der Kostspieligkeit des konstanten Kapitals hervorgebrachte Steigerung der Profitrate durchaus unabhängig davon ist, ob der Industriezweig, worin sie stattfindet, Luxusprodukte hervorbringt oder in den Konsum der Arbeiter eingehende Lebensmittel oder Produktionsmittel überhaupt. Letztrer Umstand würde nur wichtig sein, soweit es sich um die Rate des Mehrwerts handelt, die wesentlich abhängt vom Wert der Arbeitskraft, d.h. vom Wert der herkömmlichen Lebensmittel des Arbeiters. Hier dagegen sind Mehrwert und Rate des Mehrwerts als gegeben vorausgesetzt.
Wie der Mehrwert sich zum Gesamtkapital verhält - und dies bestimmt die Profitrate -, hängt unter diesen Umständen ausschließlich vom Wert des konstanten Kapitals ab und in keiner Weise vom Gebrauchswert der Elemente, woraus es besteht.
Die relative Verwohlfeilerung der Produktionsmittel schließt natürlich nicht aus, daß ihre absolute Wertsumme wächst; denn der absolute Umfang, worin sie angewandt werden, nimmt außerordentlich zu mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit und der sie begleitenden, wachsenden Stufenleiter der Produktion.
Die Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals, nach welcher Seite sie immer betrachtet werde, ist das Resultat, teils ausschließlich davon, daß die Produktionsmittel als gemeinsame Produktionsmittel des kombinierten Arbeiters fungieren und verbraucht werden, so daß diese Ökonomie selbst als ein Produkt des gesellschaftlichen Charakters der unmittelbar produktiven Arbeit erscheint; teils aber ist sie das Resultat der Entwicklung der Produktivität der Arbeit in den Sphären, die dem Kapital seine Produktionsmittel liefern, so daß, wenn die Gesamtarbeit gegenüber dem Gesamtkapital, nicht bloß die vom Kapitalisten X angewandten Arbeiter diesem Kapitalisten X gegenüber betrachtet werden, diese Ökonomie wieder als Produkt der Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit sich darstellt und der Unterschied nur der ist, daß Kapitalist X nicht nur aus der Produktivität der Arbeit seiner eignen Werkstatt, sondern auch aus der von 836
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fremden Werk- <95> stätten Vorteil zieht. Dennoch aber erscheint die Ökonomie des konstanten Kapitals dem Kapitalisten als eine dem Arbeiter gänzlich fremde und ihn absolut nichts angehende Bedingung, mit der der Arbeiter gar nichts zu tun hat; während es dem Kapitalisten immer sehr klar bleibt, daß der Arbeiter wohl etwas damit zu tun hat, ob der Kapitalist viel oder wenig Arbeit für dasselbe Geld kauft (denn so erscheint in seinem Bewußtsein die Transaktion zwischen Kapitalist und Arbeiter). In einem noch viel höhern Grad als bei den andern der Arbeit innewohnenden Kräften erscheint diese Ökonomie in Anwendung der Produktionsmittel, diese Methode, ein bestimmtes Resultat mit den geringsten Ausgaben zu erreichen, als eine dem Kapital inhärente Kraft und als eine der kapitalistischen Produktionsweise eigentümliche und sie charakterisierende Methode.
Diese Vorstellungsweise ist um so weniger befremdlich, als ihr der Schein der Tatsachen entspricht und als das Kapitalverhältnis in der Tat den innern Zusammenhang verbirgt in der vollständigen Gleichgültigkeit, Äußerlichkeit und Entfremdung, worin es den Arbeiter versetzt gegenüber den Bedingungen der Verwirklichung seiner eignen Arbeit.
Erstens: Die Produktionsmittel, aus denen das konstante Kapital besteht, repräsentieren nur das Geld des Kapitalisten (wie der Leib des römischen Schuldners das Geld seines Gläubigers nach Linguet) und stehn in einem Verhältnis nur zu ihm, während der Arbeiter, soweit er im wirklichen Produktionsprozeß mit ihnen in Berührung kommt, sich mit ihnen befaßt nur als mit Gebrauchswerten der Produktion, Arbeitsmitteln und Arbeitsstoff. Die Ab- oder Zunahme dieses Werts ist also eine Sache, die sein Verhältnis zum Kapitalisten sowenig berührt wie der Umstand, ob er in Kupfer oder in Eisen arbeitet. Allerdings liebt es der Kapitalist, die Sache, wie wir später andeuten werden, anders aufzufassen, sobald Wertzunahme der Produktionsmittel und dadurch Verminderung der Profitrate stattfindet.
Zweitens: Soweit diese Produktionsmittel im kapitalistischen Produktionsprozeß zugleich Exploitationsmittel der Arbeit sind, kümmert die relative Wohlfeilheit oder Kostspieligkeit dieser Exploitationsmittel den Arbeiter ebensowenig, wie es ein Pferd kümmert, ob es mit einem teuern oder wohlfeilen Gebiß und Zaum regiert wird.
Endlich verhält sich, wie früher <Siehe Band 23, S. 344-345> gesehn, der Arbeiter in der Tat zu dem gesellschaftlichen Charakter seiner Arbeit, zu ihrer Kombination mit der Arbeit andrer für einen gemeinsamen Zweck, als zu einer ihm fremden Macht; die Verwirklichungsbedingungen dieser Kombination sind ihm
<96> fremdes Eigentum, dessen Verschleuderung ihm völlig gleichgültig wäre, würde er nicht zur Ökonomisierung desselben gezwungen. Ganz anders ist dies in den den Arbeitern selbst gehörigen Fabriken, z.B. zu Rochdale.
Es bedarf also kaum der Erwähnung, daß, soweit die Produktivität der Arbeit in dem einen Produktionszweig als Verwohlfeilerung und Verbesserung der Produktionsmittel in dem andern erscheint und damit zur Erhö-
hung der Profitrate dient, dieser allgemeine Zusammenhang der gesellschaftlichen Arbeit als etwas den Arbeitern durchaus Fremdes auftritt, das in der Tat nur den Kapitalisten angeht, sofern er allein diese Produktionsmittel kauft und sich aneignet. Daß er das Produkt der Arbeiter in einem fremden Produktionszweig mit dem Produkt der Arbeiter in seinem eignen Produktionszweig kauft und daher über das Produkt fremder Arbeiter nur verfügt, soweit er sich das seiner eignen unentgeltlich angeeignet hat, ist ein Zusammenhang, der durch den Zirkulationsprozeß usw. glücklich verdeckt ist.
Es kommt hinzu, daß, wie die Produktion im großen sich zuerst in der kapitalistischen Form entwickelt, so die Profitwut einerseits, die Konkurrenz andrerseits, die zu möglichst wohlfeiler Produktion der Waren zwingt, diese Ökonomie in Anwendung des konstanten Kapitals als der kapitalistischen Produktionsweise eigentümlich und daher als Funktion des Kapitalisten erscheinen läßt.
Wie die kapitalistische Produktionsweise auf der einen Seite zur Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit, treibt sie auf der andern zur Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals.
Es bleibt jedoch nicht bei der Entfremdung und Gleichgültigkeit zwischen dem Arbeiter, dem Träger der lebendigen Arbeit hier, und der ökonomischen, d.h. rationellen und sparsamen Anwendung seiner Arbeitsbedingungen dort. Ihrer widersprechenden, gegensätzlichen Natur nach geht die kapitalistische Produktionsweise dazu fort, die Verschwendung am Leben und der Gesundheit des Arbeiters, die Herabdrückung seiner 837
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Existenzbedingungen selbst zur Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals zu zählen und damit zu Mitteln zur Erhöhung der Profitrate.
Da der Arbeiter den größten Teil seines Lebens im Produktionsprozeß zubringt, so sind die Bedingungen des Produktionsprozesses zum großen Teil Bedingungen seines aktiven Lebensprozesses, seine Lebensbedingungen, und die Ökonomie in diesen Lebensbedingungen ist eine Methode, die Profitrate zu erhöhen; ganz wie wir früher schon sahen <Siehe Band 23, S. 245-320>, daß die Über- <97> arbeitung, die Verwandlung des Arbeiters in ein Arbeitsvieh, eine Methode ist, die Selbstverwertung des Kapitals, die Produktion des Mehrwerts zu beschleunigen. Diese Ökonomie erstreckt sich auf Überfüllung enger, ungesunder Räume mit Arbeitern, was auf kapitalistisch Ersparung an Baulichkeiten heißt; Zusammendrängung gefährlicher Maschinerie in denselben Räumen und Versäumnis von Schutzmitteln gegen die Gefahr; Unterlassung von Vorsichtsmaßregeln in Produktionsprozessen, die ihrer Natur nach gesundheitswidrig oder wie in Bergwerken mit Gefahr verbunden sind usw. Gar nicht zu sprechen von der Abwesenheit aller Anstalten, um dem Arbeiter den Produktionsprozeß zu vermenschlichen, angenehm oder nur erträglich zu machen. Es würde dies vom kapitalistischen Standpunkt eine ganz zweck- und sinnlose Verschwendung sein. Die kapitalistische Produktion ist überhaupt, bei aller Knauserei, durchaus verschwenderisch mit dem Menschenmaterial, ganz wie sie andrerseits, dank der Methode der Verteilung ihrer Produkte durch den Handel und ihrer Manier der Konkurrenz, sehr verschwenderisch mit den materiellen Mitteln umgeht und auf der einen Seite für die Gesellschaft verliert, was sie auf der andern für den einzelnen Kapitalisten gewinnt.
Wie das Kapital die Tendenz hat, in der direkten Anwendung der lebendigen Arbeit sie auf notwendige Arbeit zu reduzieren und die zur Herstellung eines Produkts notwendige Arbeit stets abzukürzen durch Ausbeutung der gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit, also die direkt angewandte lebendige Arbeit möglichst zu ökonomisieren, so hat es auch die Tendenz, diese auf ihr notwendiges Maß reduzierte Arbeit unter den ökonomischsten Bedingungen anzuwenden, d.h. den Wert des angewandten konstanten Kapitals auf sein möglichstes Minimum zu reduzieren. Wenn der Wert der Waren bestimmt ist durch die in ihnen enthaltne notwendige Arbeitszeit, nicht durch die überhaupt in ihnen enthaltne Arbeitszeit, so ist es das Kapital, das diese Bestimmung erst realisiert und zugleich fortwährend die zur Produktion einer Ware gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit verkürzt. Der Preis der Ware wird dadurch auf sein Minimum reduziert, indem jeder Teil der zu ihrer Produktion erheischten Arbeit auf sein Minimum reduziert wird.
Man muß bei der Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals unterscheiden. Wächst die Masse und mit ihr die Wertsumme des angewandten Kapitals, so ist dies zunächst nur Konzentration von mehr Kapital in einer Hand. Es ist aber gerade diese größre, von einer Hand angewandte Masse - der meist auch eine absolut größre, aber relativ kleinere Anzahl angewandter Arbeit entspricht -, die die Ökonomie des konstanten <98> Kapitals erlaubt. Den einzelnen Kapitalisten betrachtet, wächst der Umfang der notwendigen Kapitalauslage, besonders beim fixen Kapital; aber mit Bezug auf die Masse des verarbeiteten Stoffs und der exploitierten Arbeit nimmt ihr Wert relativ ab.
Es ist dies nun kurz durch einzelne Illustrationen auszuführen. Wir beginnen mit dem Ende, mit der Ökonomie in den Produktionsbedingungen, soweit diese zugleich als Existenz- und Lebensbedingungen des Arbeiters sich darstellen.
II. Ersparnis an den Arbeitsbedingungen auf Kosten der Arbeiter
Kohlenbergwerke. Vernachlässigung der notwendigsten Auslagen.
"Bei der Konkurrenz, die unter den Besitzern von Kohlengruben ... herrscht, werden nicht mehr Auslagen gemacht als nötig sind, um die handgreiflichsten physischen Schwierigkeiten zu überwinden; und bei der Konkurrenz unter den Grubenarbeitern, die gewöhnlich in Überzahl vorhanden sind, setzen diese sich bedeutenden Gefahren und den schädlichsten Einflüssen mit Vergnügen aus für einen Lohn, der nur wenig höher ist als der der benachbarten Landtaglöhner, da die Bergwerksarbeit zudem gestattet, ihre Kinder profitlich zu verwenden. Diese doppelte Konkurrenz reicht vollständig hin ... um zu bewirken, daß ein großer Teil der Gruben mit der unvollkommensten Trockenlegung und Ventilation betrieben wird; oft mit schlecht gebauten Schachten, schlechtem Gestänge, unfähigen Maschinisten, mit schlecht angelegten und schlecht aus-gebauten Stollen und Fahrbahnen; und dies verursacht eine Zerstörung an Leben, Gliedmaßen und Gesund-838
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heit, deren Statistik ein entsetzendes Bild darstellen würde. ("First Report on Childrenś Employment in Mines and Collieries etc., 21. April l829", p. 102.)
In den englischen Kohlengruben wurden gegen 1860 wöchentlich im Durchschnitt 15 Mann getötet. Nach dem Bericht über "Coal Mines Accidents" (6. Febr. 1862) wurden in den 10 Jahren 1852-1861 zusammen 8466 getötet. Diese Zahl ist aber viel zu gering, wie der Bericht selbst sagt, da in den ersten Jahren, als die Inspektoren erst eben eingesetzt und ihre Bezirke viel zu groß waren, eine große Masse Unglücks- und Todesfälle gar nicht angemeldet wurden. Gerade der Umstand, daß trotz der noch sehr großen Schlächterei und der ungenügenden Zahl und geringen Macht der Inspektoren, die Zahl der Unfälle sehr abgenommen hat seit Einrichtung der Inspektion, zeigt die natürliche Tendenz der kapitalistischen Exploitation. - Diese Mensche-nopfer sind größtenteils geschuldet dem schmutzigen Geiz der Grubenbesitzer, die z.B. oft nur einen Schacht graben ließen, <99> so daß nicht nur keine wirksame Ventilation, sondern auch kein Ausweg möglich, sobald der eine verstopft war.
Die kapitalistische Produktion, wenn wir sie im einzelnen betrachten und von dem Prozeß der Zirkulation und den Überwucherungen der Konkurrenz absehn, geht äußerst sparsam um mit der verwirklichten, in Waren vergegenständlichten Arbeit. Dagegen ist sie, weit mehr als jede andre Produktionsweise, eine Vergeuderin von Menschen, von lebendiger Arbeit, eine Vergeuderin nicht nur von Fleisch und Blut, sondern auch von Nerven und Hirn. Es ist in der Tat nur durch die ungeheuerste Verschwendung von individueller Entwicklung, daß die Entwicklung der Menschheit überhaupt gesichert und durchgeführt wird in der Geschichtsepoche, die der bewußten Rekonstitution der menschlichen Gesellschaft unmittelbar vorausgeht. Da die ganze Ökonomisierung, von der hier die Rede, entspringt aus dem gesellschaftlichen Charakter der Arbeit, so ist es in der Tat gerade dieser unmittelbar gesellschaftliche Charakter der Arbeit, der diese Verschwendung von Leben und Gesundheit der Arbeiter erzeugt. Charakteristisch in dieser Hinsicht ist schon die vom Fabrikinspektor R. Baker aufgeworfne Frage:
"The whole question is one for serious consideration, in what way this sacrifice of infant life occasioned by congrega-tional labour can be best averted?" <"Die ganze Frage bedarf ernster Überlegung, wie dieses Opfer an Kinderle-ben, das durch die Arbeit in zusammengedrängten Massen verursacht wird, am besten vermieden werden kann."> ("Rep. Fact., Oct. 1863", p. 157.)
Fabriken. Es gehört hierher die Unterdrückung aller Vorsichtsmaßregeln zur Sicherheit, Bequemlichkeit und Gesundheit der Arbeiter auch in den eigentlichen Fabriken. Ein großer Teil der Schlachtbulletins, die die Verwundeten und Getöteten der industriellen Armee aufzählen (siehe die alljährlichen Fabrikberichte), stammt hieher. Ebenso Mangel an Raum, Lüftung etc.
Noch Oktober 1855 beklagt sich Leonard Horner über den Widerstand sehr zahlreicher Fabrikanten gegen die gesetzlichen Bestimmungen über Schutzvorrichtungen an Horizontalwellen, trotzdem daß die Gefahr fortwährend durch, oft tödliche, Unfälle bewiesen wird und die Schutzvorrichtung weder kostspielig ist, noch den Betrieb irgendwie stört. ("Rep. Fact., Oct. 1855", p. 6.) In solchem Widerstand gegen diese und andre gesetzliche Bestimmungen wurden die Fabrikanten redlich unterstützt von den unbezahlten Friedensrichtern, die, meist selbst Fabrikanten oder deren Freunde, über solche Fälle zu entscheiden hatten. Welcher Art die Urteile <100> dieser Herren waren, sagte der Oberrichter Campbell mit Bezug auf eins derselben, wogegen an ihn appelliert wurde: "Dies ist nicht eine Auslegung des Parlamentsakts, es ist einfach seine Abschaffung"
(l.c.p. 11). - In demselben Bericht erzählt Horner, daß in vielen Fabriken die Maschinerie in Bewegung gesetzt wird, ohne dies den Arbeitern vorher kundzugehen. Da auch an der stillstehenden Maschinerie immer etwas zu tun ist, sind dann immer Hände und Finger darin beschäftigt, und fortwährende Unfälle entstehn aus dieser einfachen Unterlassung eines Signals (l.c.p. 44). Die Fabrikanten hatten damals eine Trades-Union zum Widerstand gegen die Fabrikgesetzgebung gebildet, die sog. "National Association for the Amendment of the Factory Laws" in Manchester, die im März 1855 vermittelst Beiträgen von 2 sh. per Pferdekraft eine Summe von über 50.000 Pfd.St. aufbrachte, um hieraus die Prozeßkosten der Mitglieder gegen gerichtliche Klagen der Fabrikinspektoren zu bestreiten und die Prozesse von Vereins wegen zu führen. Es handelte sich zu beweisen, daß killing no murder ist, wenn es um des Profits willen geschieht. Der Fabrikinspektor für Schottland, Sir John Kincaid, erzählt von einer Firma in Glasgow, daß sie mit dem alten Eisen in ihrer Fabrik ihre sämtliche Maschinerie mit Schutzvorrichtungen versah, was ihr 9 Pfd.St. 1 sh. kostete. Hätte sie sich an jenen Verein angeschlossen, so hätte sie für ihre 110 Pferdekraft 11 Pfd.St. Beitrag zahlen müssen, also mehr als ihr die gesamte Schutzvorrichtung kostete. Die National Association war aber 1854 ausdrücklich gestiftet wor-839
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den, um dem Gesetz zu trotzen, das solche Schutzvorrichtungen vorschrieb. Während der ganzen Zeit von 1844-1854 hatten die Fabrikanten nicht die geringste Rücksicht darauf genommen. Auf Anweisung Palmerstons kündigten die Fabrikinspektoren den Fabrikanten jetzt an, daß nun mit dem Gesetz Ernst gemacht werden soll. Sofort stifteten die Fabrikanten ihre Assoziation, unter deren hervorragendsten Mitgliedern viele selbst Friedensrichter waren und in dieser Eigenschaft das Gesetz selbst anzuwenden hatten. Als April 1855
der neue Minister des Innern, Sir George Grey, einen Vermittlungsvorschlag machte, wonach die Regierung sich mit fast nur nominellen Schutzvorrichtungen zufriedengeben wollte, wies die Assoziation auch dies mit Entrüstung zurück. Bei verschiednen Prozessen gab sich der berühmte Ingenieur William <1. Auflage: Thomas> Fairbairn dazu her, als Sachverständiger zugunsten der Ökonomie und verletzten Freiheit des Kapitals seinen Ruf in die Schanze zu schlagen. Der Chef der Fabrikinspektion, Leonard Horner, wurde von den Fabrikanten in jeder Weise verfolgt und verlästert.
<101> Die Fabrikanten ruhten jedoch nicht, bis sie ein Urteil des Court of Queen's Bench erwirkt, nach dessen Auslegung das Gesetz von 1844 keine Schutzvorrichtungen vorschrieb bei Horizontalwellen, die mehr als 7 Fuß über dem Boden angebracht waren, und endlich 1856 gelang es ihnen durch den Mucker Wilson-Patten - einen von jenen frommen Leuten, deren zur Schau getragne Religion sich stets bereit macht, den Rittern vom Geldsack zu Gefallen schmutzige Arbeit zu tun - einen Parlamentsakt durchzusetzen, mit dem sie unter den Umständen zufrieden sein konnten. Der Akt entzog tatsächlich den Arbeitern allen besondren Schutz und verwies sie für Schadenersatz bei Unfällen durch Maschinerie an die gewöhnlichen Gerichte (reiner Hohn bei englischen Gerichtskosten), während er andrerseits durch eine sehr fein ausgetüftelte Vorschrift wegen der einzuhaltenden Expertise es den Fabrikanten fast unmöglich machte, den Prozeß zu verlieren. Die Folge war rasche Zunahme der Unfälle. Im Halbjahr Mai bis Oktober 1858 hatte Inspektor Baker eine Zunahme der Unfälle von 21% allein gegen das vorige Halbjahr. 36,7% sämtlicher Unfälle konnten nach seiner Ansicht vermieden werden. Allerdings hatte 1858 und 1859 die Zahl der Unfälle sich gegen 1845 und 1846
bedeutend vermindert, nämlich um 29%, bei einer Vermehrung der Arbeiterzahl in den der Inspektion unterworfnen Industriezweigen um 20%. Aber woher kam dies? Soweit der Streitpunkt bis jetzt (1865) erledigt ist, ist er hauptsächlich erledigt worden durch die Einführung neuer Maschinerie, bei der die Schutzvorrichtungen schon von vornherein angebracht sind und wo sie sich der Fabrikant gefallen läßt, weil sie ihm keine Extrakosten machen. Auch war es einigen Arbeitern gelungen, für ihre verlornen Arme schweren gerichtlichen Schadenersatz und diese Urteile bis in die höchste Instanz bestätigt zu erhalten. ("Rep. Fact., 30. April 1861", p. 31, ditto April 1862, p. 17.)
Soweit über Ökonomie in den Mitteln zur Sicherung des Lebens und der Glieder der Arbeiter (worunter viele Kinder) vor den Gefahren, die direkt aus ihrer Verwendung bei Maschinerie entspringen.
Arbeit in geschloßnen Räumen überhaupt. - Es ist bekannt, wie sehr die Ökonomie am Raum, und daher an den Baulichkeiten, die Arbeiter in engen Lokalen zusammendrängt. Dazu kommt noch Ökonomie an den Lüf-tungsmitteln. Zusammen mit der längern Arbeitszeit produziert beides große Vermehrung der Krankheiten der Atmungsorgane und folglich vermehrte Sterblichkeit. Die folgenden Illustrationen sind genommen aus den Berichten über "Public Health, 6th Rep. 1863"; der Bericht ist kompiliert von dem aus unserm Buch I wohlbekannten Dr. John Simon.
Wie es die Kombination der Arbeiter und ihre Kooperation ist, die die <102> Anwendung der Maschinerie auf großer Stufenleiter, die Konzentration der Produktionsmittel und die Ökonomie in ihrer Anwendung erlaubt, so ist es dies massenhafte Zusammenarbeiten in geschloßnen Räumen und unter Umständen, für die nicht die Gesundheit der Arbeiter, sondern die erleichterte Herstellung des Produkts entscheidend ist - es ist diese massenhafte Konzentration in derselben Werkstatt, die einerseits Quelle des wachsenden Profits für den Kapitalisten, andrerseits aber auch, wenn nicht kompensiert sowohl durch Kürze der Arbeitszeit wie durch besondere Vorsichtsmaßregeln, zugleich Ursache der Verschwendung des Lebens und der Gesundheit der Arbeiter ist.
Dr. Simon stellt als Regel auf, die er durch massenhafte Statistik beweist:
"Im Verhältnis wie die Bevölkerung einer Gegend auf gemeinschaftliche Arbeit in geschloßnen Räumen angewiesen wird, in demselben Verhältnis steigt, bei sonst gleichen Umständen, die Sterblichkeitsrate dieses Distrikts, infolge von Lungenkrankheiten" (p. 23). Die Ursache ist die schlechte Ventilation. "Und wahrscheinlich gibt es in ganz England keine einzige Ausnahme von der Regel, daß in jedem Distrikt, der eine 840
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bedeutende, in geschloßnen Räumen betriebne Industrie besitzt, die vermehrte Sterblichkeit dieser Arbeiter hinreicht, die Sterblichkeitsstatistik des ganzen Distrikts mit einem entschiednen Überschuß von Lungenkrankheiten zu färben" (p. 23).
Aus der Sterblichkeitsstatistik mit Bezug auf Industrien, die in geschloßnen Räumen betrieben werden und die 1860 und 1861 vom Gesundheitsamt untersucht wurden, ergibt sich: auf dieselbe Zahl von Männern zwischen 15 und 55 Jahren, auf die in den englischen Ackerbaudistrikten 100 Todesfälle von Schwindsucht und andren Lungenkrankheiten kommen, ist die Zahl für eine gleiche Bevölkerungszahl von Männern: in Coventry 163 Todesfälle von Schwindsucht, in Blackburn und Skipton 167, in Congleton und Bradford 168, in Leicester 171, in Leek 182, in Macclesfield 184, in Bolton 190, in Nottingham 192, in Rochdale 193, in Derby 198, in Salford und Ashton-under-Lyne 203, in Leeds 218, in Preston 220 und in Manchester 263 (p. 24). Die nachfolgende Tabelle gibt ein noch schlagenderes Beispiel. Sie gibt die Todesfälle durch Lungenkrankheiten getrennt für beide Geschlechter für das Alter von 15 bis 25 Jahren und berechnet auf je 100.000. Die ausgewählten Distrikte sind solche, wo nur die Frauen in der in geschloßnen Räumen betriebnen Industrie, die Männer aber in allen möglichen Arbeitszweigen beschäftigt werden.
In den Bezirken der Seidenindustrie, wo die Beteiligung der Männer an der Fabrikarbeit größer, ist auch ihre Sterblichkeit bedeutend. Die Sterblichkeitsrate an Schwindsucht etc. bei beiden Geschlechtern enthüllt hier, wie es in dem Bericht heißt,
<103> "die empörenden (atrocious) sanitären Umstände, unter denen ein großer Teil unsrer Seidenindustrie betrieben wird".
Und es ist dies dieselbe Seidenindustrie, bei der die Fabrikanten, unter Berufung auf die ausnahmsweise günstigen Gesundheitsbedingungen ihres Betriebs, ausnahmsweis lange Arbeitszeit der Kinder unter 13 Jahren verlangten und auch teilweis bewilligt erhielten (Buch I, Kap. VIII, 6, S. 296/286 <Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S.309/310>).
Distrikt
Hauptindustrie
Todesfälle von Lungenkrankheiten zwischen
15 und 25 Jahren, berechnet auf je 100.000
Männer
Weiber
Berkhamstead
Strohflechterei, von Weibern betrieben
219
578
Leighton Buzzard
Strohflechterei, von Weibern betrieben
309
554
Newport Pagnell
Spitzenfabrikation durch Weiber
301
617
Towcester
Spitzenfabrikation durch Weiber
239
577
Yeovil
Handschuhmachen, meist durch Weiber
280
409
Leek
Seidenindustrie, Weiber vorwiegend
437
856
Congelton
Seidenindustrie, Weiber vorwiegend
566
790
Macclesfield
Seidenindustrie, Weiber vorwiegend
593
890
Gesunde Landgegend Ackerbau
331
333
"Keine der bisher untersuchten Industrien hat wohl ein schlimmeres Bild geliefert als das, welches Dr. Smith von der Schneiderei gibt ... Die Werkstätten, sagt er, sind sehr verschieden in sanitärer Beziehung; aber fast alle sind überfüllt, schlecht gelüftet und der Gesundheit in hohem Grade ungünstig ... Solche Zimmer sind notwendig ohnehin heiß; wenn aber das Gas angesteckt wird, wie bei Tage während des Nebels und des Abends im Winter, steigt die Hitze auf 80 und selbst 90 Grad" (Fahrenheit, 27-33° C) "und verursacht triefenden Schweiß und Verdichtung des Dunstes auf den Glasscheiben, so daß das Wasser fortwährend herab-rieselt oder vom Oberlicht heruntertropft und die Arbeiter gezwungen sind, einige Fenster offenzuhalten, obgleich sie sich dabei unvermeidlich erkälten. - Von dem Zustand in 16 der bedeutendsten Werkstätten des Westends von London gibt er folgende Beschreibung: Der größte Kubikraum, der in diesen schlechtgelüfteten Zimmern auf einen Arbeiter kommt, ist 270 Kubikfuß; der geringste 105 Fuß, im Durchschnitt aller nur 156 Fuß pro Mann. In einer Werkstatt, in der eine Galerie rundherum läuft und die nur Oberlicht hat, werden von 92 bis über 100 Leute beschäftigt, eine große Menge Gasflammen <104> gebrannt; die Abtritte sind dicht daneben, und der Raum übersteigt nicht 150 Kubikfuß pro Mann. In einer andern Werkstatt, die nur als 841
DAS KAPITAL
ein Hundehaus in einem von oben erhellten Hof bezeichnet, und nur durch ein kleines Dachfenster gelüftet werden kann, arbeiten 5 oder 6 Leute in einem Raum von 112 Kubikfuß per Mann." Und "in diesen infamen (atrocious) Werkstätten, die Dr. Smith beschreibt, arbeiten die Schneider gewöhnlich 12-13 Stunden des Tages, und zu gewissen Zeiten wird die Arbeit während 15-16 Stunden fortgesetzt" (p. 25, 26, 28).
Anzahl der beschäf- Industriezweck und Lokalität
Sterblichkeitsrate pro 100.000 im Alter von
tigten Leute
25-35
35-45
45-55
958.265
Ackerbau, England und Wales
743
805
1.145
22.301
Männer und
12.377
Weiber
Schneider, London
958
1.262
2.093
13.803
Schriftsetzer und Drucker, London 894
1.747
2.367
(p.30.) Es ist zu bemerken und ist in der Tat von John Simon, dem Chef der medizinischen Abteilung, von dem der Bericht ausgeht, bemerkt, daß für das Alter von 25-35 Jahren die Sterblichkeit der Schneider, Schriftsetzer und Drucker in London zu gering angegeben ist, weil in beiden Geschäftszweigen die Londoner Meister eine große Zahl junger Leute (wahrscheinlich bis zu 30 Jahren) vom Lande als Lehrlinge und "improvers"
<"Volontäre">, d.h. zur weitern Ausbildung, erhalten. Sie vermehren die Anzahl der Beschäftigten, worauf die industriellen Sterblichkeitsraten für London berechnet werden müssen; aber sie tragen nicht in gleichem Verhältnis bei zur Anzahl der Todesfälle in London, weil ihr Aufenthalt dort nur zeitweilig ist; erkranken sie während dieser Zeit, so gehn sie aufs Land nach Hause zurück, und dort wird, wenn sie sterben, der Todesfall eingetragen. Dieser Umstand affiziert noch mehr die frühern Altersstufen und macht die Londoner Sterblichkeitsraten für diese Stufen vollständig wertlos als Maßstäbe der industriellen Gesundheitswidrigkeit (p. 30).
Ähnlich wie mit den Schneidern verhält es sich mit den Schriftsetzern, bei denen zum Mangel an Ventilation, zur Pestluft usw. noch Nachtarbeit hinzukommt. Ihre gewöhnliche Arbeitszeit dauert 12 bis 13 Stunden, manchmal 15 bis 16.
"Große Hitze und Stickluft, sobald das Gas angezündet wird ... Es kommt nicht selten vor, daß Dünste von einer Gießerei oder Gestank von Maschinerie oder Senkgruben aus dem untern Stockwerk heraufsteigen und die Übel des obern Zimmers verschlimmern. Die erhitzte Luft der untern Räume heizt die obern schon durch Er- <105> wärmung des Bodens, und wenn die Räume bei großem Gasverbrauch niedrig sind, ist dies ein großes Übel. Noch schlimmer ist es da, wo die Dampfkessel im untern Raum stehn und das ganze Haus mit unerwünschter Hitze füllen ... Im allgemeinen kann gesagt werden, daß die Lüftung durchweg mangelhaft und total ungenügend ist, um die Hitze und die Verbrennungsprodukte des Gases nach Sonnenuntergang zu entfernen, und daß in vielen Werkstätten, besonders wo sie früher Wohnhäuser waren, der Zustand höchst beklagenswert ist." "In einigen Werkstätten, besonders für Wochenzeitungen, wo ebenfalls Jungen von 12 bis 16 Jahren beschäftigt werden, wird während zwei Tagen und einer Nacht fast ununterbrochen gearbeitet; während in andern Setzereien, die sich auf die Besorgung 'dringender' Arbeit legen, auch der Sonntag dem Arbeiter keine Ruhe gibt und seine Arbeitstage 7 statt 6 in jeder Woche betragen." (p. 26, 28.) Die Putzmacherinnen (milliners and dressmakers) beschäftigten uns schon in Buch I, Kap. VIII, 3, S.
249/241 < Siehe Band 23, S. 269> mit Bezug auf Überarbeit. Ihre Arbeitslokale werden in unserm Bericht von Dr. Ord geschildert. Selbst wenn während des Tages besser, sind sie während der Stunden, wo Gas gebrannt wird, überhitzt, müffig (foul) und ungesund. In 34 Werkstätten der bessern Sorte fand Dr. Ord, daß die Durchschnittsanzahl von Kubikfuß Raum für je eine Arbeiterin war:
"In 4 Fällen mehr als 500; in 4 andern 400-500; in 5 [andern von 300-400; in 5 andern von 250-300; in 7 andern] von 200-250; in 4 von 150-200; und endlich in 9 nur 100-150. Selbst der günstigste dieser Fälle genügt nur knapp für andauernde Arbeit, wenn das Lokal nicht vollkommen gelüftet ist ... Selbst mit guter Lüftung werden die Werkstätten sehr heiß und dumpfig nach Dunkelwerden wegen der vielen erforderlichen Gasflammen."
Und hier ist die Bemerkung Dr. Ords über eine von ihm besuchte Werkstatt der geringern, für Rechnung eines Zwischenfaktors (middleman) betriebnen Klasse:
842
DAS KAPITAL
"Ein Zimmer, haltend 1.280 Kubikfuß; anwesende Personen 14; Raum für jede 91,5 Kubikfuß. Die Arbeiterinnen sahen hier abgearbeitet und verkommen aus. Ihr Verdienst wurde angegeben auf 7-15 sh. die Woche, daneben den Tee ... Arbeitsstunden von 8-8. Das kleine Zimmer, worin diese 14 Personen zusammengedrängt, war schlecht ventiliert. Es waren zwei bewegliche Fenster und ein Kamin, der aber verstopft war; besondre Lüftungsvorrichtungen irgendwelcher Art waren nicht vorhanden" (p. 27).
Derselbe Bericht bemerkt mit Bezug auf die Überarbeit der Putzmacherinnen:
<106> "Die Überarbeitung junger Frauenzimmer in fashionablen Putzmacherläden herrscht nur für ungefähr 4 Monate des Jahrs in dem monströsen Grad vor, der bei vielen Gelegenheiten die Überraschung und den Unwillen des Publikums für einen Augenblick hervorgerufen hat; aber während dieser Monate wird in der Werkstatt als Regel während voller 14 Stunden täglich gearbeitet, und bei gehäuften eiligen Aufträgen während ganzer Tage 17-18 Stunden. Während andrer Jahreszeiten wird in der Werkstatt wahrscheinlich 10-14
Stunden gearbeitet; die zu Hause arbeiten, sind regelmäßig 12 oder 13 Stunden am Werk. In der Konfektion von Damenmänteln, Kragen, Hemden etc., die Arbeit mit der Nähmaschine einbegriffen, sind die in der gemeinsamen Werkstatt zugebrachten Stunden weniger, meist nicht mehr als 10-12; aber, sagt Dr. Ord, die regelmäßigen Arbeitsstunden sind in gewissen Häusern zu gewissen Zeiten bedeutender Ausdehnung unterworfen durch besonders bezahlte Überstunden, und in andern Häusern wird Arbeit mit nach Hause genommen, um nach der regelmäßigen Arbeitszeit fertiggemacht zu werden: Die eine wie die andre Art der Überarbeit, können wir hinzufügen, ist oft zwangsmäßig" (p.28).
John Simon bemerkt in einer Note zu dieser Seite:
"Herr Radcliffe, der Sekretär der Epidemiological Society, der besonders viel Gelegenheit hatte, die Gesundheit von Putzmacherinnen der ersten Geschäftshäuser zu prüfen, fand auf je 20 Mädchen, die von sich sagten, sie seien 'ganz wohl', nur eine gesund; die übrigen zeigten verschiedne Grade physischer Kräfteabspan-nung, nervöser Erschöpfung und zahlreicher daher stammender Funktionsstörungen. Er gibt als Gründe an: In erster Instanz die Länge der Arbeitsstunden, die er im Minimum auf 12 täglich selbst in der stillen Jahreszeit schätzt; und zweitens Überfüllung und schlechte Lüftung der Werkstätten, durch Gasflammen verdorbne Luft, ungenügende oder schlechte Nahrung und Mangel an Sorge für häuslichen Komfort."
Der Schluß, zu dem der Chef des englischen Gesundheitsamts kommt, ist der, daß
"es für die Arbeiter praktisch unmöglich ist, auf dem zu bestehn, was theoretisch ihr erstes Gesundheitsrecht ist: das Recht, daß, zur Vollendung welcher Arbeit ihr Beschäftiger sie auch zusammenbringt, diese gemeinsame Arbeit, soweit an ihm liegt und auf seine Kosten, von allen unnötigen gesundheitsschädlichen Umständen befreit werden soll; und daß, während die Arbeiter selbst tatsächlich nicht imstande sind, diese sanitäre Justiz für sich selbst zu erzwingen, sie ebensowenig, trotz der präsumierten Absicht des Gesetzgebers, irgendwelchen wirksamen Beistand erwarten können von den Beamten, die die Nuisances Removal Act <gesundheitspolizeilichen Gesetze> durchzuführen haben" (p.29). - "Ohne Zweifel wird es einige kleine technische Schwierigkeiten machen, die genaue Grenze zu bestimmen, von welcher an die Beschäftiger der Regulierung unterworfen werden sollen. Aber ... im Prinzip ist der Anspruch auf Gesundheitsschonung universell.
Und im Interesse von Myriaden Arbeiter und Arbeiterinnen, deren Leben jetzt ohne Not <107> verkümmert und verkürzt wird durch die unendlichen physischen Leiden, die ihre bloße Beschäftigung erzeugt, wage ich die Hoffnung auszusprechen, daß die sanitären Bedingungen der Arbeit ebenso universell unter geeigneten gesetzlichen Schutz gestellt werden; wenigstens soweit, daß die wirksame Lüftung aller geschloßnen Arbeitsräume sichergestellt und daß in jedem seiner Natur nach ungesunden Arbeitszweig die besondre gesundheits-gefährliche Einwirkung soviel wie möglich beschränkt wird." (p. 31.)
III. Ökonomie in Krafterzeugung, Kraftübertragung und Baulichkeiten
In seinem Bericht für Oktober 1852 zitiert L. Horner einen Brief des berühmten Ingenieurs James Nasmyth von Patricroft, des Erfinders des Dampfhammers, worin es u.a. heißt:
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DAS KAPITAL
"Das Publikum ist sehr wenig bekannt mit dem ungeheuren Zuwachs an Triebkraft, der durch solche Systemänderungen und Verbesserungen" (an Dampfmaschinen) "erlangt worden ist, wie die, von denen ich spreche. Die Maschinenkraft unsres Bezirks" (Lancashire) "lag unter dem Alpdruck furchtsamer und vorurteils-voller Überlieferung während fast 40 Jahren, aber jetzt sind wir glücklicherweise emanzipiert. Während der letzten 15 Jahre, aber besonders im Lauf der letzten 4 Jahre" (also seit 1848) "haben einige sehr wichtige Änderungen stattgefunden in der Betriebsweise kondensierender Dampfmaschinen ... Der Erfolg war, daß dieselben Maschinen einen weit größern Arbeitsbetrag leisteten, und das obendrein bei sehr bedeutender Verringerung des Kohlenverbrauchs ... Während sehr vieler Jahre seit der Einführung der Dampfkraft in die Fabriken dieser Bezirke war die Geschwindigkeit, mit der man kondensierende Dampfmaschinen glaubte arbeiten
[lassen] zu dürfen, ungefähr 220 Fuß Pistonhub per Minute; d.h. eine Maschine mit 5 Fuß Kolbenhub war schon vorschriftsmäßig auf 22 Drehungen der Kurbelwelle beschränkt. Es galt nicht für angemessen, die Maschine rascher zu treiben; und da das ganze Geschirr dieser Geschwindigkeit von 220 Fuß Kolbenbewegung per Minute angepaßt war, beherrschte diese langsame und unsinnig beschränkte Geschwindigkeit den ganzen Betrieb während vieler Jahre. Endlich aber, sei es durch glückliche Unkenntnis der Vorschrift, sei es aus bessern Gründen bei irgendeinem kühnen Neuerer, wurde eine größre Geschwindigkeit versucht und, da der Erfolg höchst günstig war, das Beispiel von andren befolgt; man ließ, wie man sagte, der Maschine die Zügel schießen und änderte die Haupträder des Übertragungsgeschirrs derart ab, daß die Dampfmaschine 300 Fuß und mehr per Minute machen konnte, während die Maschinerie auf ihrer frühern Geschwindigkeit gehalten wurde ... Diese Beschleunigung der Dampfmaschine ist jetzt fast allgemein, weil es sich zeigte, daß nicht nur aus derselben Maschine mehr verwendbare Kraft gewonnen wurde, sondern die Bewegung auch, infolge des größern Moments des Schwungrads, viel regelmäßiger war. Bei gleichbleibendem Dampfdruck und gleichbleibendem <108> Vakuum im Kondenser erhielt man mehr Kraft durch einfache Beschleunigung des Kolbenhubs. Können wir z.B. eine Dampfmaschine, die bei 200 Fuß per Minute 40 Pferdekraft gibt, durch passende Änderung dahin bringen, daß sie, bei gleichem Dampfdruck und Vakuum, 400 Fuß per Minute macht, so werden wir genau die doppelte Kraft haben; und da Dampfdruck und Vakuum in beiden Fällen dieselben sind, so wird die Anstrengung der einzelnen Maschinenteile und damit die Gefahr von 'Unfällen' mit der vermehrten Geschwindigkeit nicht wesentlich vermehrt. Der ganze Unterschied ist, daß wir mehr Dampf konsumieren im Verhältnis zur beschleunigten Kolbenbewegung oder annähernd; und ferner tritt etwas rascherer Verschleiß der Lager oder Reibungsteile ein, aber kaum der Rede wert ... Aber um von derselben Maschine mehr Kraft durch beschleunigte Kolbenbewegung zu erlangen, muß mehr Kohle unter demselben Dampfkessel verbrannt oder ein Kessel von größrer Verdunstungsfähigkeit angewandt, kurz, mehr Dampf erzeugt werden. Dies geschah, und Kessel mit größrer Fähigkeit der Dampferzeugung wurden bei den alten 'beschleunigten' Maschinen angelegt; diese lieferten so in vielen Fällen 100% mehr Arbeit. Gegen 1842 begann die außerordentlich wohlfeile Krafterzeugung der Dampfmaschinen in den Bergwerken von Cornwall Aufmerksamkeit zu erregen; die Konkurrenz in der Baumwollspinnerei zwang die Fabrikanten, die Hauptquelle ihres Profits in 'Ersparnissen' zu suchen; der merkwürdige Unterschied im Kohlenverbrauch per Stunde und Pferdekraft, den die cornischen Maschinen aufzeigten, und ebenso die außerordentlich ökonomischen Leistungen der Woolfschen Doppelzylindermaschinen brachten auch in unsrer Gegend die Ersparung an Heizstoff in den Vordergrund. Die cornischen und die Doppelzylindermaschinen lieferten eine Pferdekraft per Stunde für je 3 1/2 bis 4 Pfund Kohlen, während die Maschinen in den Baumwolldistrikten allgemein 8 oder 12 Pfund per Pferd und Stunde verbrauchten. Ein so bedeutender Unterschied bewog die Fabrikanten und Maschinenbauer unsers Bezirks, durch ähnliche Mittel solche außerordentlich ökonomischen Ergebnisse zu erreichen, wie sie in Cornwall und Frankreich bereits gewöhnlich waren, da dort der hohe Kohlenpreis die Fabrikanten gezwungen hatte, diesen kostspieligen Zweig ihres Geschäfts möglichst einzuschränken. Dies führte zu sehr wichtigen Resultaten. Erstens: Viele Kessel, deren halbe Oberfläche in der guten alten Zeit hoher Profite der kalten Außenluft ausgesetzt blieb, wurden jetzt mit dicken Filzlagen oder Ziegeln und Mörtel und andern Mitteln eingedeckt, wodurch die Ausstrahlung der mit so viel Kosten erzeugten Hitze verhindert wurde. Dampfröhren wurden in derselben Weise geschützt, ebenso der Zylinder mit Filz und Holz umgeben. Zweitens kam die Anwendung des Hochdruck. Bisher war die Sicherheitsklappe nur soweit beschwert worden, daß sie schon bei 4, 6 oder 8 Pfund Dampfdruck auf den Quadratzoll sich öffnete; jetzt fand man, daß durch Erhöhung des Drucks auf 14 oder 20 Pfund ... eine sehr bedeutende Kohlener-sparnis erreicht wurde; in andern Worten, die Arbeit der Fabrik wurde durch einen bedeutend geringern Kohlenverbrauch geleistet ... Diejenigen, die die Mittel und die Kühnheit dazu hatten, führten das System des vermehrten Drucks und der Expansion in seiner vollen Ausdehnung aus, und wandten zweckmäßig konstruierte Dampfkessel an, die Dampf von einem Druck von 30, 40, 60 und 70 Pfund per Quadratzoll lieferten; ein Druck, bei dem ein <109> Ingenieur der alten Schule vor Schrecken umgefallen wäre. Aber da das ökonomische Ergebnis dieses gesteigerten Dampfdrucks ... sich sehr bald kundgab in der nicht mißzuverstehen-844
DAS KAPITAL
den Form von Pfunden, Schillingen und Pence, wurden die Hochdruckkessel bei Kondensiermaschinen fast allgemein. Diejenigen, die die Reform radikal durchführten, wandten die Woolfschen Maschinen an, und dies geschah in den meisten der neuerdings gebauten Maschinen; nämlich die Woolfschen Maschinen mit 2 Zylin-dern, in deren einem der Dampf aus dem Kessel Kraft leistet vermöge des Überschusses des Drucks über den der Atmosphäre, worauf er dann, statt wie früher nach jedem Kolbenhub in die freie Luft zu entweichen, in einen Niederdruckzylinder von ungefähr vierfach größerm Rauminhalt tritt und, nachdem er dort weitre Expansion geleistet, in den Kondensator geleitet wird. Das ökonomische Resultat, das man bei solchen Maschinen erhält, ist die Leistung einer Pferdekraft für eine Stunde, für jede 3 1/2 bis 4 Pfund Kohlen; während bei den Maschinen alten Systems hierzu 12 bis 14 Pfund erforderlich waren. Eine geschickte Vorrichtung hat erlaubt, das Woolfsche System des doppelten Zylinders oder der kombinierten Hoch- und Niederdruckma-schine auf schon bestehende ältere Maschinen anzuwenden und so ihre Leistungen zu steigern bei gleichzeitig vermindertem Kohlenverbrauch. Dasselbe Resultat ist erreicht worden während der letzten 8-10 Jahre durch Verbindung einer Hochdruckmaschine mit einer Kondensiermaschine, derart, daß der verbrauchte Dampf der erstem in die zweite überging und diese trieb. Dies System ist in vielen Fällen nützlich."
"Es würde nicht leicht möglich sein, eine genaue Aufstellung der vermehrten Arbeitsleistung derselben identischen Dampfmaschinen zu erhalten, bei denen einige oder alle dieser neuem Verbesserungen angebracht sind. Ich bin aber sicher, daß für dasselbe Gewicht Dampfmaschinerie wir jetzt mindestens 50% mehr Dienst oder Arbeit im Durchschnitt erhalten und daß in vielen Fällen dieselbe Dampfmaschine, die zur Zeit der beschränkten Geschwindigkeit von 220 Fuß in der Minute 50 Pferdekraft gab, jetzt über 100 liefert. Die höchst ökonomischen Resultate der Anwendung des Hochdruckdampfs bei Kondensiermaschinen sowie die weit größern Anforderungen, die zum Zweck von Geschäftsausdehnungen an die alten Dampfmaschinen gemacht werden, haben in den letzten drei Jahren zur Einführung von Röhrenkesseln geführt und hierdurch die Kosten der Dampferzeugung wieder bedeutend vermindert." ("Rep. Fact., Oct. 1852", p. 23-27.) Was von der Kraft erzeugenden, gilt ebenfalls von der Kraft übertragenden und von der Arbeitsmaschinerie.
"Die raschen Schritte, womit die Verbesserungen in der Maschinerie in den letzten wenigen Jahren sich entwickelten, haben die Fabrikanten befähigt, die Produktion auszudehnen ohne zusätzliche Triebkraft. Die sparsamere Verwendung der Arbeit ist notwendig geworden durch die Verkürzung des Arbeitstags, und in den meisten gutgeleiteten Fabriken wird immer erwogen, auf welchem Wege die Produktion vermehrt werden kann bei verminderter Auslage. Ich habe eine Aufstellung vor mir, die ich der Gefälligkeit eines sehr intelligenten Herrn in meinem Bezirk verdanke, über die Zahl und das Alter der in seiner Fabrik beschäftigten Arbeiter, die angewandten Maschinen <110> und den bezahlten Lohn während der Zeit von 1840 bis jetzt.
Im Oktober 1840 beschäftigte seine Firma 600 Arbeiter, wovon 200 unter 13 Jahren, Oktober 1852 nur 350
Arbeiter, wovon nur 60 unter 13 Jahren. Dieselbe Anzahl von Maschinen, bis auf sehr wenige, waren in Betrieb, und dieselbe Summe wurde in Arbeitslohn ausgezahlt in beiden Jahren." (Redgraves Bericht, in "Rep.
Fact., Oct. 1852", p. 58, 59.)
Diese Verbesserungen in der Maschinerie zeigen erst ihre volle Wirkung, sobald sie in neuen, zweckmäßig eingerichteten Fabrikgebäuden aufgestellt werden.
"Mit Beziehung auf Verbesserungen in der Maschinerie muß ich bemerken, daß vor allem ein großer Fortschritt gemacht worden ist im Bau von Fabriken, die zur Aufstellung dieser neuen Maschinerie geeignet sind
... Im Erdgeschoß zwirne ich all mein Garn, und hier allein stelle ich 29.000 Doublierspindeln auf. In diesem Zimmer und dem Schuppen allein bewirke ich eine Ersparung an Arbeit von mindestens 10%; nicht sosehr infolge von Verbesserungen im Doubliersystem selbst, als von Konzentration der Maschinen unter einer einzigen Leitung; und ich kann dieselbe Anzahl Spindeln mit einer einzigen Triebwelle treiben, wodurch ich gegenüber andern Firmen an Wellenleitung 60 bis 80% erspare. Außerdem ergibt dies eine große Ersparnis an Öl, Fett etc. ... kurz, mit vervollkommneter Einrichtung der Fabrik und verbesserter Maschinerie habe ich, gering gerechnet, an Arbeit 10% gespart und daneben große Ersparnis an Kraft, Kohlen, Öl, Talg, Triebwel-len und Riemen etc." (Aussage eines Baumwollspinners, "Rep. Fact., Oct. 1863", p. 109, 110.) 845
DAS KAPITAL
IV. Nutzbarmachung der Exkremente der Produktion
Mit der kapitalistischen Produktionsweise erweitert sich die Benutzung der Exkremente der Produktion und Konsumtion. Unter erstem verstehn wir die Abfälle der Industrie und Agrikultur, unter letztem teils die Exkremente, die aus dem natürlichen Stoffwechsel des Menschen hervorgehn, teils die Form, worin die Ver-brauchsgegenstände nach ihrem Verbrauch übrigbleiben. Exkremente der Produktion sind also in der chemischen Industrie die Nebenprodukte, die bei kleiner Produktionsstufe verlorengehn; die Eisenspäne, die bei der Maschinenfabrikation abfallen und wieder als Rohstoff in die Eisenproduktion eingehn etc. Exkremente der Konsumtion sind die natürlichen Ausscheidungsstoffe der Menschen, Kleiderreste in Form von Lumpen usw. Die Exkremente der Konsumtion sind am wichtigsten für die Agrikultur. In Beziehung auf ihre Verwendung findet in der kapitalistischen Wirtschaft eine kolossale Verschwendung statt; in London z.B. weiß sie mit dem Dünger von 41/2 Millionen Menschen nichts Beßres anzufangen, als ihn mit ungeheuren Kosten zur Verpestung der Themse zu gebrauchen,
<111> Die Verteuerung der Rohstoffe bildet natürlich den Antrieb zur Vernutzung der Abfälle.
Im ganzen sind die Bedingungen dieser Wiederbenutzung: Massenhaftigkeit solcher Exkremente, die sich nur ergibt bei Arbeit auf großer Stufenleiter; Verbesserung der Maschinerie, womit Stoffe, die in ihrer gegebnen Form früher unbrauchbar, in eine der Neuproduktion dienstbare Gestalt übergeführt werden; Fortschritt der Wissenschaft, speziell der Chemie, welche die nutzbaren Eigenschaften solcher Abfälle entdeckt. Allerdings findet auch in der kleinen, gärtnermäßig betriebnen Agrikultur, wie etwa in der Lombardei, im südlichen China und in Japan, große Ökonomie dieser Art statt. Im ganzen aber ist in diesem System die Produktivität der Agrikultur erkauft durch große Verschwendung menschlicher Arbeitskraft, die andren Sphären der Produktion entzogen wird.
Die sog. Abfälle spielen eine bedeutende Rolle in fast jeder Industrie. So wird im Fabrikbericht Oktober 1863
als einer der Hauptgründe angegeben, weshalb sowohl in England wie in vielen Teilen von Irland die Pächter nur ungern und selten Flachs bauen:
"Der große Abfall ... der bei der Bereitung des Flachses in den kleinen mit Wasserkraft getriebenen Hechelfabriken (scutch mills) stattfindet ... Der Abfall bei Baumwolle ist verhältnismäßig gering, aber bei Flachs sehr groß. Gute Behandlung beim Wasserrösten und mechanischen Hecheln kann diesen Nachteil bedeutend einschränken ... In Irland wird Flachs oft auf höchst schmähliche Weise gehechelt, so daß 28-30% verlorengehn" ,
was alles durch Anwendung von beßrer Maschinerie vermieden werden könnte. Das Werg fiel dabei so massenhaft ab, daß der Fabrikinspektor sagt:
"Von einigen der Hechelfabriken in Irland ist mir mitgeteilt worden, daß die Hechler den dort gemachten Abfall oft zu Hause auf ihren Herden als Brennstoff verwandt haben, und doch ist er sehr wertvoll." (l.c.p.
140.)
Von Baumwollabfall wird weiter unten die Rede sein, wo wir von den Preisschwankungen des Rohstoffs handeln.
Die Wollenindustrie war gescheiter als die Flachsbereitung.
"Es war früher gewöhnlich, die Zubereitung von Wollenabfall und wollnen Lumpen zu wiederholter Bearbeitung in Verruf zu erklären, aber das Vorurteil hat sich vollständig gelegt mit Beziehung auf den shoddy trade (Kunstwollindustrie), die ein wichtiger Zweig des Wollendistrikts von Yorkshire geworden ist, und ohne Zweifel wird auch das Geschäft in Baumwollabfall bald denselben Platz einnehmen als ein Geschäftszweig, der einem anerkannten Bedürfnis abhilft. Vor 30 Jahren waren wollne Lumpen, d.h. Stücke von ganz woll-nem Tuch etc., im Durchschnitt etwa <112> 4 Pfd.St. 4 sh. per Tonne wert; in den letzten paar Jahren sind sie 44 Pfd.St. per Tonne wert geworden. Und die Nachfrage ist so gestiegen, daß auch gemischte Gewebe aus Wolle und Baumwolle vernutzt werden, indem man Mittel gefunden hat, die Baumwolle zu zerstören, ohne der Wolle zu schaden; und jetzt sind Tausende von Arbeitern in der Fabrikation von Shoddy beschäftigt, und 846
DAS KAPITAL
der Konsument hat großen Vorteil da von, indem er jetzt Tuch von guter Durchschnittsqualität zu einem sehr mäßigen Preis kaufen kann." ("Rep. Fart., Oct. 1863", p. 107.)
Die so verjüngte Kunstwolle betrug schon Ende 1862 ein Drittel des ganzen Wollverbrauchs der englischen Industrie. ("Rep. Fact., Oct. 1862", p. 81.) Der "große Vorteil" für den "Konsumenten" besteht darin, daß seine Wollkleider nur ein Drittel der frühern Zeit brauchen, um zu verschleißen, und ein Sechstel, um faden-scheinig zu werden.
Die englische Seidenindustrie bewegte sich auf derselben abschüssigen Bahn. Von 1839-1862 hatte der Verbrauch von wirklicher Rohseide sich etwas vermindert, dagegen der von Seidenabfällen verdoppelt. Mit verbesserter Maschinerie war man im Stand, aus diesem, anderswo ziemlich wertlosen Stoff eine zu vielen Zwecken verwendbare Seide zu fabrizieren.
Das schlagendste Beispiel von Verwendung von Abfällen liefert die chemische Industrie. Sie verbraucht nicht nur ihre eignen Abfälle, indem sie neue Verwendung dafür findet, sondern auch diejenigen der verschiedenartigsten andern Industrien und verwandelt z.B. den früher fast nutzlosen Gasteer in Anilinfarben, Krappfarbstoff (Alizarin), und neuerdings auch in Medikamente.
Von dieser Ökonomie der Exkremente der Produktion, durch ihre Wiederbenutzung, ist zu unterscheiden die Ökonomie bei der Erzeugung von Abfall, also die Reduktion der Produktionsexkremente auf ihr Minimum, und die unmittelbare Vernutzung, bis zum Maximum, aller in die Produktion eingehenden Roh- und Hilfsstoffe.
Die Ersparung von Abfall ist zum Teil durch die Güte der angewandten Maschinerie bedingt. Öl, Seife etc.
wird gespart im Verhältnis wie die Maschinenteile genauer gearbeitet und besser poliert sind. Dies bezieht sich auf die Hilfsstoffe. Z.T. aber, und dies ist das wichtigste, hängt es von der Güte der angewandten Maschinen und Werkzeuge ab, ob ein größrer oder geringrer Teil des Rohstoffs im Produktionsprozeß sich in Abfall verwandelt. Endlich hängt dies ab von der Güte des Rohstoffs selbst. Diese ist wieder bedingt teils durch die Entwicklung der extraktiven Industrie und Agrikultur, die ihn erzeugt (von dem Fortschritt der Kultur im eigentlichen Sinn), teils von der Ausbildung der Prozesse, die der Rohstoff vor seinem Eintritt in die Manufaktur durchmacht.
<113> "Parmentier hat bewiesen, daß seit einer nicht sehr entfernten Epoche, z.B. der Zeit Ludwigs XIV., die Kunst, Korn zu mahlen, in Frankreich sehr bedeutend vervollkommnet worden ist, so daß die neuen Mühlen, gegenüber den alten, aus derselben Menge Korn bis zur Hälfte mehr Brot liefern können. Man hat in der Tat für die jährliche Konsumtion eines Einwohners von Paris anfangs 4 setiers Korn, dann 3, endlich 2
gerechnet, während sie heutzutage nur noch 1 1/3 setier oder ungefähr 342 Pfund per Kopf ist ... In der Per-che, wo ich lange gewohnt habe, sind plump konstruierte Mühlen, die Mühlsteine von Granit und Trapp hatten, nach den Regeln der seit 30 Jahren so sehr fortgeschrittnen Mechanik umgebaut worden. Man hat sie mit guten Mühlsteinen von La Ferté versehn, man hat das Korn zweimal ausgemahlen, man hat dem Mahl-beutel eine kreisförmige Bewegung gegeben, und das Produkt an Mehl hat sich für dieselbe Menge Korn um 1/6 vermehrt. Ich erkläre mir also leicht das enorme Mißverhältnis zwischen dem täglichen Kornverbrauch bei den Römern und bei uns; der ganze Grund liegt einfach in der Mangelhaftigkeit der Verfahrensweisen beim Mahlen und bei der Brotbereitung. So muß ich auch eine merkwürdige Tatsache erklären, die Plinius XVIII., c. 20, 2 anführt... Das Mehl wurde in Rom verkauft, je nach Qualität, zu 40, 48 oder 96 Ass der Mo-dius. Diese Preise, so hoch im Verhältnis zu den gleichzeitigen Kornpreisen, erklären sich aus den damals noch in der Kindheit befindlichen, unvollkommnen Mühlen und den daraus folgenden beträchtlichen Mahl-kosten." (Dureau de la Malle, "Écon. Pol. des Romains", Paris 1840, I, p. 280, 281.) V. Ökonomie durch Erfindungen
Diese Ersparungen in Anwendung des fixen Kapitals sind wie gesagt das Resultat davon, daß die Arbeitsbedingungen auf großer Stufenleiter angewandt werden, kurz, daß sie dienen als Bedingungen unmittelbar gesellschaftlicher, vergesellschafteter Arbeit oder der unmittelbaren Kooperation innerhalb des Produktionsprozesses. Es ist dies einesteils die Bedingung, worunter allein die mechanischen und chemischen Erfindun-847
DAS KAPITAL
gen angewandt werden können, ohne den Preis der Ware zu verteuern, und dies ist immer die conditio sine qua non. Andernteils werden erst bei großer Stufenleiter der Produktion die Ökonomien möglich, die aus der gemeinschaftlichen produktiven Konsumtion hervorfließen. Endlich aber entdeckt und zeigt erst die Erfahrung des kombinierten Arbeiters, wo und wie zu ökonomisieren, wie die bereits gemachten Entdeckungen am einfachsten auszuführen, welche praktischen Friktionen bei Ausführung der Theorie - ihrer Anwendung auf den Produktionsprozeß - zu überwinden usw.
Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner Arbeit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Produktionsprozeß ihre Rolle, beide gehn ineinander über, aber beide unterscheiden sich auch.
<114> Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaftliche Arbeit, alle Entdeckung, alle Erfindung. Sie ist bedingt teils durch Kooperation mit Lebenden, teils durch Benutzung der Arbeiten Früherer. Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die unmittelbare Kooperation der Individuen.
Das Obengesagte erhält neue Bestätigung durch das oft Beobachtete:
1. Den großen Unterschied in den Kosten zwischen dem ersten Bau einer neuen Maschine und ihrer Reproduktion, worüber Ure und Babbage nachzusehn.
2. Die viel größern Kosten, womit überhaupt ein auf neuen Erfindungen beruhendes Etablissement betrieben wird, verglichen mit den spätern, auf seinen Ruinen, ex suis ossibus <aus seinen Gebeinen> aufsteigenden Etablissements. Dies geht so weit, daß die ersten Unternehmer meist Bankrott machen und erst die spätem, in deren Hand Gebäude, Maschinerie etc. wohlfeiler kommen, florieren. Es ist daher meist die wertloseste und miserabelste Sorte von Geldkapitalisten, die aus allen neuen Entwicklungen der allgemeinen Arbeit des menschlichen Geistes und ihrer gesellschaftlichen Anwendung durch kombinierte Arbeit den größten Profit zieht.
Fußnoten
(11) "Da in allen Fabriken ein sehr hoher Betrag von fixem Kapital in Gebäuden und Maschinen steckt, so wird der Gewinn um so großer sein, je größer die Anzahl der Stunden, während deren diese Maschinerie in Arbeit gehalten werden kann." ("Rep. of Insp. of Fact., October 31, 1858", p. 8.) (12) S. über den Fortschritt im Bau der Fabriken.
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Wirkung von Preiswechsel
I. Preisschwankungen des Rohstoffs, ihre direkten Wirkungen auf die Profitrate
<115> Es wird hier wie bisher vorausgesetzt, daß kein Wechsel in der Rate des Mehrwerts stattfindet. Diese Voraussetzung ist nötig, um den Fall in seiner Reinheit zu untersuchen. Es wäre indes möglich, bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts, daß ein Kapital eine wachsende oder abnehmende Zahl von Arbeitern beschäftigte, infolge der Kontraktion oder Expansion, welche die hier zu betrachtenden Preisschwankungen des Rohstoffs bei ihm verursachte. In diesem Fall könnte die Masse des Mehrwerts wechseln bei konstanter Rate des Mehrwerts. Indes ist auch dies als ein Zwischenfall hier zu beseitigen. Wenn Verbesserung der Maschinerie und Preisänderung des Rohstoffs gleichzeitig wirken, sei es auf die Masse der von einem gegebnen Kapital beschäftigten Arbeiter, oder auf die Höhe des Arbeitslohns, so hat man bloß zusammenzustellen 1. die Wirkung, welche die Variation im konstanten Kapital auf die Profitrate hervorbringt, 2. die Wirkung, welche die Variation im Arbeitslohn auf die Profitrate hervorbringt; das Fazit ergibt sich dann von selbst.
Es ist aber im allgemeinen hier zu bemerken, wie bei dem frühern Fall: Finden Variationen statt, sei es infolge von Ökonomie des konstanten Kapitals, sei es infolge von Preisschwankungen des Rohstoffs, so affizieren sie stets die Profitrate, auch wenn sie den Arbeitslohn, also die Rate und Masse des Mehrwerts, ganz unberührt lassen. Sie ändern in m´v/C die Größe von C und damit den Wert des ganzen Bruchs. Es ist also auch hier ganz gleichgültig - im Unterschied von dem, was sich bei der Betrachtung des Mehrwerts zeigte - in welchen Produktionssphären diese Variationen vorgehn; ob die von ihnen berührten Industriezweige Lebensmittel für die Arbeiter, resp. konstantes Kapital zur Produktion solcher Lebensmittel, <116> produzieren oder nicht. Das hier Entwickelte gilt ebensowohl, wo die Variationen sich in Luxusproduktionen ereignen, und unter Luxusprodukt ist hier alle Produktion zu verstehn, die nicht zur Reproduktion der Arbeitskraft erheischt ist.
Unter Rohstoff werden hier auch die Hilfsstoffe einbegriffen, wie Indigo, Kohle, Gas etc. Ferner, soweit die Maschinerie in dieser Rubrik in Betracht kommt, besteht ihr eigner Rohstoff aus Eisen, Holz, Leder etc. Ihr eigner Preis ist daher affiziert durch die Preisschwankungen des Rohmaterials, das in ihre Konstruktion eingeht. Sofern ihr Preis erhöht wird durch Preisschwankungen, sei es des Rohstoffs, woraus sie besteht, sei es des Hilfsstoffs, den ihr Betrieb verbraucht, fällt pro tanto die Profitrate. Umgekehrt, umgekehrt.
In den folgenden Untersuchungen wird man sich beschränken auf Preisschwankungen des Rohstoffs, nicht soweit er eingeht, sei es als Rohstoff der Maschinerie, die als Arbeitsmittel fungiert, sei es als Hilfsstoff in ihrer Anwendung, sondern soweit er als Rohstoff in den Produktionsprozeß der Ware eingeht. Nur dies ist hier zu merken: Der Naturreichtum an Eisen, Kohle, Holz etc., den Hauptelementen in der Konstruktion und Anwendung von Maschinerie, erscheint hier als naturwüchsige Fruchtbarkeit des Kapitals und ist ein Element in der Bestimmung der Profitrate, unabhängig von der Höhe oder Niedrigkeit des Arbeitslohns.
Da die Profitrate m/C oder = m/c+v, so ist klar, daß alles, was einen Wechsel in der Größe von c und deswegen von C verursacht, ebenfalls einen Wechsel in der Profitrate hervorbringt, auch wenn m und v und ihr gegenseitiges Verhältnis unverändert bleiben. Der Rohstoff bildet aber einen Hauptteil des konstanten Kapitals. Selbst in Industriezweigen, worin kein eigentlicher Rohstoff eingeht, geht er ein als Hilfsstoff oder als Bestandteil der Maschine usw., und beeinflussen dadurch seine Preisschwankungen pro tanto die Profitrate.
Fällt der Preis des Rohstoffs um eine Summe = d, so geht m/C oder m/c+v über in m/C-d oder m/(c-d)+v. Es steigt daher die Profitrate. Umgekehrt. Steigt der Preis des Rohstoffs, so wird aus m/C oder m/c+v nun m/C+d oder m/(c+d)+v; es fällt daher die Profitrate. Bei sonst gleichen Umständen fällt und steigt die Profitrate daher in umgekehrter Richtung wie der Preis des Rohstoffs. Es ergibt sich hieraus u.a., wie wichtig für industrielle Länder der niedrige Preis des Rohstoffs ist, selbst wenn die Schwankungen im Preis des Rohstoffs durchaus nicht begleitet wären von Änderungen in der <117> Verkaufssphäre des Produkts, also ganz abgesehn von dem Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr. Es ergibt sich ferner, daß der auswärtige Handel die Profitrate beeinflußt, auch abgesehn von aller Einwirkung desselben auf den Arbeitslohn durch Verwohlfeilerung der notwendigen Lebensmittel. Er affiziert nämlich die Preise der in die Industrie oder Agrikultur eingehenden Roh- oder Hilfsstoffe. Der bisher noch durchaus mangelhaften Einsicht in die Natur der Profitrate und in ihre spezifische Verschiedenheit von der Rate des Mehrwerts ist es geschuldet, wenn einerseits Ökonomen, die den durch praktische Erfahrung festgestellten, bedeutenden Einfluß der Preise des Rohstoffs auf 849
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die Profitrate hervorheben, dies theoretisch ganz falsch erklären (Torrens), während andrerseits an den allgemeinen Prinzipien festhaltende Ökonomen, wie Ricardo, den Einfluß z.B. des Welthandels auf die Profitrate verkennen.
Man begreift daher die große Wichtigkeit, für die Industrie, von Aufhebung oder Ermäßigung der Zölle auf Rohstoffe; diese möglichst frei hereinzulassen, war daher schon Hauptlehre des rationeller entwickelten Schutzzollsystems. Dies war, neben der Abschaffung der Kornzölle, Hauptaugenmerk der englischen Freetraders, die vor allem sorgten, daß auch der Zoll auf Baumwolle abgeschafft wurde.
Als ein Beispiel von der Wichtigkeit der Preiserniedrigung, nicht eines eigentlichen Rohstoffs, sondern eines Hilfsstoffs, der allerdings zugleich Hauptelement der Nahrung ist, kann der Gebrauch des Mehls in der Baumwollindustrie dienen. Schon 1837 berechnete R. H. Greg , daß die damals in Großbritannien betriebnen 100.000 Kraftstühle und 250.000 Handstühle der Baumwollweberei jährlich 41 Millionen Pfund Mehl zum Kettenschlichten verbrauchten. Dazu kam noch ein Drittel dieser Quantität beim Bleichen und andern Prozessen. Den Gesamtwert des so verbrauchten Mehls berechnet er auf 342.000 Pfd.St. jährlich für die letzten 10 Jahre. Der Vergleich mit den Mehlpreisen auf dem Kontinent zeigte, daß der durch die Kornzölle den Fabrikanten aufgenötigte Preisaufschlag für Mehl allein jährlich 170.000 Pfd.St. betragen hatte. Für 1837
schätzt ihn Greg auf mindestens 200.000 Pfd.St. und spricht von einer Firma, für die der Preisaufschlag auf Mehl 1.000 Pfd.St. jährlich betrug. Infolge hiervon
"haben große Fabrikanten, sorgfältige und berechnende Geschäftsmänner, gesagt, daß 10 Stunden tägliche Arbeit ganz hinreichend sein würden, wären die Kornzölle abgeschafft". ("Rep. Fact., Oct. 1848", p. 98.)
<118> Die Kornzölle wurden abgeschafft; außerdem der Zoll auf Baumwolle und andre Rohstoffe; aber kaum war dies erreicht, so wurde die Opposition der Fabrikanten gegen die Zehnstundenbill heftiger als je.
Und als die zehnstündige Fabrikarbeit trotzdem gleich darauf Gesetz wurde, war die erste Folge ein Versuch allgemeiner Herabsetzung des Lohns. <Siehe Band 23, S. 300-302>
Der Wert der Roh- und Hilfsstoffe geht ganz und auf einmal in den Wert des Produkts ein, wozu sie verbraucht werden, während der Wert der Elemente des fixen Kapitals nur nach Maßgabe seines Verschleißes, also nur allmählich in das Produkt eingeht. Es folgt daraus, daß der Preis des Produkts in einem viel höhern Grad affiziert wird vom Preis des Rohmaterials als von dem des fixen Kapitals, obwohl die Profitrate bestimmt wird durch die Gesamtwertsumme des angewandten Kapitals, einerlei, wieviel davon konsumiert ist oder nicht. Es ist aber klar - obgleich dies nur nebenbei erwähnt wird, da wir hier noch voraussetzen, daß die Waren zu ihrem Wert verkauft werden, die durch die Konkurrenz herbeigeführten Preisschwankungen uns also hier noch nichts angehn -, daß Ausdehnung oder Einschränkung des Markts vom Preis der einzelnen Ware abhängt und in umgekehrtem Verhältnis zum Steigen oder Fallen dieses Preises steht. In der Wirklichkeit findet sich daher auch, daß mit steigendem Preis des Rohstoffs der Preis des Fabrikats nicht in demselben Verhältnis steigt wie jener und bei fallendem Preis des Rohstoffs nicht in demselben Verhältnis sinkt.
Daher fällt in dem einen Fall die Profitrate tiefer und steigt in dem andern höher, als bei Verkauf der Waren zu ihrem Wert der Fall wäre.
Ferner: Masse und Wert der angewandten Maschinerie wächst mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, aber nicht im selben Verhältnis wie diese Produktivkraft wächst, d.h. wie diese Maschinerie ein vermehrtes Produkt liefert. In den Industriezweigen also, worin überhaupt Rohstoff eingeht, d.h. wo der Arbeitsgegenstand selbst schon Produkt früherer Arbeit ist, drückt sich die wachsende Produktivkraft der Arbeit gerade in dem Verhältnis aus, worin ein größeres Quantum Rohstoff ein bestimmtes Quantum Arbeit absorbiert, also in der wachsenden Masse Rohstoff, die z.B. in einer Arbeitsstunde in Produkt verwandelt, zu Ware verarbeitet wird. Im Verhältnis also wie die Produktivkraft der Arbeit sich entwickelt, bildet der Wert des Rohstoffs einen stets wachsenden Bestandteil des Werts des Warenprodukts, nicht nur weil er ganz in diesen eingeht, sondern weil in jedem aliquoten Teil des Gesamtprodukts der Teil, den der Verschleiß der Maschinerie, und der Teil, den die neu zugesetzte Arbeit <119> bildet, beide beständig abnehmen. Infolge dieser fallenden Bewegung wächst verhältnismäßig der andre Wertteil, den der Rohstoff bildet, wenn dies Wachstum nicht aufgehoben wird durch eine entsprechende Wertabnahme auf seiten des Rohstoffs, die aus der wachsenden Produktivität der zu seiner eignen Erzeugung angewandten Arbeit hervorgeht.
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Ferner: Da die Roh- und Hilfsstoffe, ganz wie der Arbeitslohn, Bestandteile des zirkulierenden Kapitals bilden, also beständig ganz ersetzt werden müssen aus dem jedesmaligen Verkauf des Produkts, während von der Maschinerie nur der Verschleiß, und zwar zunächst in Form eines Reservefonds, zu ersetzen ist - wobei es in der Tat keineswegs so wesentlich ist, ob jeder einzelne Verkauf seinen Teil zu diesem Reservefonds beiträgt, vorausgesetzt nur, daß der ganze Jahresverkauf seinen Jahresanteil dazu liefert -, so zeigt sich hier wieder, wie ein Steigen im Preis des Rohstoffs den ganzen Reproduktionsprozeß beschneiden oder hemmen kann, indem der aus dem Warenverkauf gelöste Preis nicht hinreicht, alle Elemente der Ware zu ersetzen; oder indem er es unmöglich macht, den Prozeß auf einer, seiner technischen Grundlage gemäßen Stufe fortzusetzen, so daß also entweder nur ein Teil der Maschinerie beschäftigt werden oder die gesamte Maschinerie nicht die volle gewohnheitsmäßige Zeit arbeiten kann.
Endlich wechseln die durch Abfälle verursachten Kosten in direktem Verhältnis zu den Preisschwankungen des Rohstoffs, steigen, wenn er steigt, und fallen, wenn er fällt. Aber auch hier gibt es eine Grenze. 1850 hieß es noch:
"Eine Quelle beträchtlichen Verlustes aus der Preissteigerung des Rohstoffs wurde kaum jemandem auffallen, der kein praktischer Spinner ist, nämlich der Verlust durch Abfall. Man teilt mir mit, daß, wenn Baumwolle steigt, die Kosten für den Spinner, besonders der geringern Qualitäten, in höherm Verhältnis wachsen als der gezahlte Preisaufschlag anzeigt. Der Abfall beim Spinnen grober Garne beträgt reichlich 15%; wenn dieser Satz also einen Verlust von 1/2 d. per Pfund bei einem Baumwollpreis von 3 1/2 d. verursacht, so steigert er den Verlust per Pfund auf 1 d., sobald Baumwolle auf 7 d. per Pfund steigt." ("Rep. Fact., April l850", p. 17.) Als aber infolge des Amerikanischen Bürgerkriegs die Baumwolle auf seit fast 100 Jahren unerhörte Preise stieg, lautete der Bericht ganz anders:
"Der Preis, der jetzt für Baumwollabfall gegeben wird, und die Wiedereinführung des Abfalls in die Fabrik als Rohstoff bieten einigen Ersatz für den Unterschied, im Verlust durch Abfall, zwischen indischer und amerikanischer Baumwolle. Dieser Unterschied beträgt ungefähr 12 1/2%. Der Verlust bei Verarbeitung indischer Baumwolle ist 25%, so daß die Baumwolle in Wirklichkeit dem Spinner 1/4 mehr kostet, als er für sie zahlt.
Der Verlust durch Abfall war nicht so wichtig, als amerikanische Baumwolle <120> auf 5 oder 6 d. per Pfund stand, denn er überstieg nicht 3/4 d. per Pfund; aber er ist jetzt sehr wichtig, wo das Pfund Baumwolle 2 sh.
kostet und der Verlust durch Abfall also 6 d. beträgt." ("Rep. Fact., Oct. l863", p. 106.) II. Wertsteigerung und Entwertung, Freisetzung und Bindung von Kapital
Die Phänomene, die wir in diesem Kapitel untersuchen, setzen zu ihrer vollen Entwicklung das Kreditwesen und die Konkurrenz auf dem Weltmarkt voraus, der überhaupt die Basis und die Lebensatmosphäre der kapitalistischen Produktionsweise bildet. Diese konkreteren Formen der kapitalistischen Produktion können aber nur umfassend dargestellt werden, nachdem die allgemeine Natur des Kapitals begriffen ist; zudem liegt ihre Darstellung außer dem Plan unsers Werks und gehört seiner etwaigen Fortsetzung an. Nichtsdestoweniger können die in der Überschrift bezeichneten Erscheinungen hier im allgemeinen behandelt werden. Sie hängen zusammen, erstens untereinander und zweitens sowohl mit der Rate wie mit der Masse des Profits.
Sie sind auch schon deswegen kurz darzustellen, weil sie den Schein hervorbringen, als ob nicht nur die Rate, sondern auch die Masse des Profits - die in der Tat identisch ist mit der Masse des Mehrwerts - ab- und zunehmen kann unabhängig von den Bewegungen des Mehrwerts, sei es seiner Masse oder seiner Rate.
Sind Freisetzung und Bindung von Kapital auf der einen Seite, Wertsteigerung und Entwertung auf der andern als verschiedne Phänomene zu betrachten?
Es fragt sich zunächst: Was verstehn wir unter Freisetzung und Bindung von Kapital? Wertsteigerung und Entwertung verstehn sich von selbst. Sie meinen nichts, als daß vorhandnes Kapital infolge irgendwelcher allgemeinen ökonomischen Umstände - denn es handelt sich nicht um besondre Schicksale eines beliebigen Privatkapitals - an Wert zu- oder abnimmt; also daß der Wert des der Produktion vorgeschoßnen Kapitals,
<121> abgesehn von seiner Verwertung durch die von ihm angewandte Mehrarbeit, steigt oder fällt.
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Unter Bindung von Kapital verstehn wir, daß aus dem Gesamtwert des Produkts bestimmte gegebne Proportionen von neuem in die Elemente des konstanten oder variablen Kapitals rückverwandelt werden müssen, soll die Produktion auf ihrer alten Stufenleiter fortgehn. Unter Freisetzung von Kapital verstehn wir, daß ein Teil vom Gesamtwert des Produkts, der bisher entweder in konstantes oder variables Kapital rückverwandelt werden mußte, disponibel und überschüssig wird, soll die Produktion innerhalb der Schranken der alten Stufenleiter fortdauern. Diese Freisetzung oder Bindung von Kapital ist verschieden von Freisetzung oder Bindung von Revenue. Wenn der jährliche Mehrwert für ein Kapital C z.B. = x ist, so kann infolge der Verwohlfeilerung von Waren, die in den Konsum der Kapitalisten eingehn, x - a hinreichen, um dieselbe Masse Ge-nüsse etc. wie früher zu schaffen. Es wird also ein Teil der Revenue = a freigesetzt, der nun entweder zur Vergrößerung des Konsums oder zur Rückverwandlung in Kapital (zur Akkumulation) dienen kann. Umgekehrt: Ist x + a erheischt, um dieselbe Lebensweise fortzuführen, so muß diese entweder eingeschränkt werden oder ein Einkommenteil = a, der früher akkumuliert wurde, muß nun als Revenue verausgabt werden.
Die Wertsteigerung und Entwertung kann entweder konstantes oder variables Kapital oder beide treffen, und beim konstanten Kapital kann sie wieder auf den fixen oder den zirkulierenden Teil oder auf beide sich beziehn.
Es sind beim konstanten Kapital zu betrachten: Roh- und Hilfsstoffe, wozu auch Halbfabrikate gehören, die wir hier unter dem Namen Rohstoffe zusammenfassen, und Maschinerie und andres fixes Kapital.
Es wurde oben namentlich Variation im Preis resp. Wert des Rohstoffs mit Bezug auf seinen Einfluß auf die Profitrate betrachtet und das allgemeine Gesetz aufgestellt, daß bei sonst gleichen Umständen die Profitrate im umgekehrten Verhältnis zur Werthöhe des Rohstoffs steht. Und dies ist unbedingt richtig für das Kapital, das neu in einem Geschäft engagiert wird, wo also die Kapitalanlage, die Verwandlung von Geld in produktives Kapital, erst stattfindet.
Aber abgesehn von diesem in der Neuanlage begriffnen Kapital, befindet sich ein großer Teil des schon fungierenden Kapitals in der Zirkulationssphäre, während ein andrer Teil sich in der Produktionssphäre befindet.
Ein Teil ist als Ware auf dem Markt vorhanden und soll in Geld verwandelt werden; ein andrer Teil ist als Geld, in welcher Form immer, <122> vorhanden und soll in die Produktionsbedingungen rückverwandelt werden; ein dritter Teil endlich befindet sich innerhalb der Produktionssphäre, teils in der ursprünglichen Form der Produktionsmittel, Rohstoff, Hilfsstoff, auf dem Markt gekauftes Halbfabrikat, Maschinerie und andres fixes Kapital, teils als noch in der Anfertigung begriffnes Produkt. Wie Wertsteigerung oder Entwertung hier wirkt, hängt sehr ab von der Proportion, worin diese Bestandteile zueinander stehn. Lassen wir, zur Vereinfachung der Frage, alles fixe Kapital zunächst ganz aus dem Spiel und betrachten wir nur den aus Rohstoffen, Hilfsstoffen, Halbfabrikaten, in der Anfertigung begriffnen und fertigen auf dem Markt befindlichen Waren bestehenden Teil des konstanten Kapitals.
Steigt der Preis des Rohstoffs, z.B. der Baumwolle, so steigt auch der Preis der Baumwollenwaren - der Halbfabrikate, wie Garn, und der fertigen Waren, wie Gewebe etc.-, die mit wohlfeilerer Baumwolle fabriziert wurden; ebenso steigt der Wert der noch nicht verarbeiteten, auf Lager vorhandnen, wie der noch in der Verarbeitung begriffnen Baumwolle. Letztre, weil sie durch Rückwirkung Ausdruck von mehr Arbeitszeit wird, setzt dem Produkt, worin sie als Bestandteil eingeht, höhern Wert zu als sie selbst ursprünglich besaß und als der Kapitalist für sie gezahlt hat.
Ist also eine Erhöhung im Preis des Rohstoffs begleitet von einer bedeutenden Masse auf dem Markt vorhandner fertiger Ware, auf welcher Stufe der Vollendung immer, so steigt der Wert dieser Ware, und es findet damit eine Erhöhung im Wert des vorhandnen Kapitals statt. Dasselbe gilt für die in der Hand der Produzenten befindlichen Vorräte an Rohstoff etc. Diese Wertsteigerung kann den einzelnen Kapitalisten, oder auch eine ganze besondre Produktionssphäre des Kapitals, entschädigen oder mehr als entschädigen für den Fall der Profitrate, der aus der Preissteigerung des Rohstoffs folgt. Ohne hier auf die Details der Konkur-renzwirkungen einzugehn, kann jedoch der Vollständigkeit wegen bemerkt werden, daß 1. wenn die auf Lager befindlichen Vorräte von Rohstoff bedeutend sind, sie der am Produktionsherd des Rohstoffs entstandnen Preissteigerung entgegenwirken; 2. wenn die auf dem Markt befindlichen Halbfabrikate oder fertigen Waren sehr schwer auf dem Markt lasten, sie den Preis der fertigen Waren und des Halbfabrikats hindern, im Verhältnis zum Preis ihres Rohstoffs zu wachsen.
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Umgekehrt beim Preisfall des Rohstoffs, der bei sonst gleichen Umständen die Profitrate erhöht. Die auf dem Markt befindlichen Waren, die noch in der Anfertigung begriffnen Artikel, die Vorräte von Rohstoff werden entwertet und damit der gleichzeitigen Steigerung der Profitrate entgegengewirkt.
<123> Je geringer z.B. am Ende des Geschäftsjahrs, zur Zeit wo der Rohstoff massenhaft neu geliefert wird, also bei Ackerbauprodukten nach der Ernte, die in der Produktionssphäre und auf dem Markt befindlichen Vorräte, desto reiner tritt die Wirkung einer Preisveränderung im Rohstoff hervor.
In unsrer ganzen Untersuchung wird ausgegangen von der Voraussetzung, daß Erhöhung oder Erniedrigung der Preise Ausdrücke von wirklichen Wertschwankungen sind. Da es sich hier aber um die Wirkung handelt, die diese Preisschwankungen auf die Profitrate hervorbringen, so ist es in der Tat gleichgültig, worin sie be-gründet sind; das hier Entwickelte gilt also ebenfalls, wenn die Preise steigen und fallen infolge nicht von Wertschwankungen, sondern von Einwirkungen des Kreditsystems, der Konkurrenz etc.
Da die Profitrate gleich ist dem Verhältnis des Überschusses des Werts des Produkts zum Wert des vorgeschoßnen Gesamtkapitals, so wäre eine Erhöhung der Profitrate, die aus einer Entwertung des vorgeschoß-
nen Kapitals hervorginge, mit Verlust an Kapitalwert verbunden, ebenso eine Erniedrigung der Profitrate, die aus Wertsteigerung des vorgeschoßnen Kapitals hervorginge, möglicherweise mit Gewinn.
Was den andern Teil des konstanten Kapitals angeht, Maschinerie und überhaupt fixes Kapital, so sind die Wertsteigerungen, die hier stattfinden und sich namentlich auf Baulichkeiten, auf Grund und Boden etc. beziehn, nicht darstellbar ohne die Lehre von der Grundrente und gehören daher nicht hierher. Für die Entwertung aber sind von allgemeiner Wichtigkeit:
1. Die beständigen Verbesserungen, welche vorhandne Maschinerie, Fabrikeinrichtung usw. relativ ihres Gebrauchswerts und damit auch ihres Werts berauben. Dieser Prozeß wirkt gewaltsam namentlich in der ersten Epoche neu eingeführter Maschinerie, bevor diese einen bestimmten Grad der Reife erlangt hat, und wo sie daher beständig antiquiert ist, bevor sie Zeit hatte, ihren Wert zu reproduzieren. Es ist dies einer der Gründe der in solchen Epochen üblichen, maßlosen Verlängerung der Arbeitszeit, des Arbeitens mit wechselnder Schicht bei Tag und bei Nacht, damit in kürzerm Zeitraum, ohne den Verschleiß der Maschinerie zu hoch zu berechnen, ihr Wert sich reproduziert. Wird dagegen kurze Wirkungszeit der Maschinerie (ihre kurze Lebens-frist gegenüber voraussichtlichen Verbesserungen) nicht so ausgeglichen, so gibt sie zu viel Wertteil für moralischen Verschleiß an das Produkt ab, so daß sie selbst mit der Handarbeit nicht konkurrieren kann.
<124> Wenn Maschinerie, Einrichtung der Baulichkeiten, überhaupt das fixe Kapital, eine gewisse Reife erlangt hat, so daß es für längre Zeit wenigstens in seiner Grundkonstruktion unverändert bleibt, so tritt eine ähnliche Entwertung ein infolge von Verbesserungen in den Methoden der Reproduktion dieses fixen Kapitals. Der Wert der Maschinerie etc. sinkt jetzt, nicht weil sie rasch verdrängt oder in gewissem Grad entwertet wird durch neuere, produktivere Maschinerie etc., sondern weil sie jetzt wohlfeiler reproduziert werden kann.
Es ist dies einer der Gründe, warum große Geschäftsanlagen oft erst in zweiter Hand florieren, nachdem der erste Besitzer Bankrott gemacht und der zweite, der sie wohlfeil angekauft, deshalb von vornherein seine Produktion mit geringrer Kapitalauslage beginnt.
Bei der Agrikultur speziell springt in die Augen, daß dieselben Gründe, die den Preis des Produkts erhöhen oder senken, auch den Wert des Kapitals erhöhen oder senken, weil dies selbst zum großen Teil aus jenem Produkt, Korn, Vieh etc. besteht. (Ricardo.)
Es wäre nun noch zu erwähnen das variable Kapital.
Soweit der Wert der Arbeitskraft steigt, weil der Wert der zu ihrer Reproduktion erheischten Lebensmittel steigt, oder umgekehrt fällt, weil der Wert dieser Lebensmittel fällt - und Wertsteigerung und Entwertung des variablen Kapitals drücken weiter nichts aus als diese beiden Fälle -, so entspricht, bei gleichbleibender Länge des Arbeitstags, Fallen des Mehrwerts dieser Wertsteigerung und Wachsen des Mehrwerts dieser Entwertung.
Aber es können hiermit zugleich auch andre Umstände - Freisetzung und Bindung von Kapital - verbunden sein, die vorher nicht untersucht wurden und die jetzt kurz angegeben werden sollen.
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Sinkt der Arbeitslohn infolge eines Wertfalls der Arbeitskraft (womit sogar Steigen im realen Preis der Arbeit verbunden sein kann), so wird also ein Teil des Kapitals, der bisher in Arbeitslohn ausgelegt war, freigesetzt.
Es findet Freisetzung von variablem Kapital statt. Für neu anzulegendes Kapital hat dies einfach die Wirkung, daß es mit erhöhter Rate des Mehrwerts arbeitet. Es wird mit weniger Geld als früher dasselbe Quantum Arbeit in Bewegung gesetzt, und so erhöht sich der unbezahlte Teil der Arbeit auf Kosten des bezahlten.
Aber für bisher beschäftigtes Kapital erhöht sich nicht nur die Rate des Mehrwerts, sondern außerdem wird ein <125> Teil des bisher in Arbeitslohn ausgelegten Kapitals frei. Er war bisher gebunden und bildete einen ständigen Teil, der vom Erlös des Produkts abging, in Arbeitslohn ausgelegt werden, als variables Kapital fungieren mußte, sollte das Geschäft auf der alten Stufenleiter fortgehn. Jetzt wird dieser Teil disponibel und kann also benutzt werden als neue Kapitalanlage, sei es zur Erweiterung desselben Geschäfts, sei es zur Funktion in einer andern Produktionssphäre.
Nehmen wir z.B. an, es seien anfänglich 500 Pfd.St. erheischt gewesen, um 500 Arbeiter wöchentlich in Bewegung zu setzen, und es seien jetzt nur noch 400 Pfd.St. dazu erheischt. Dann war, wenn die Masse des produzierten Werts beidemal = 1.000 Pfd.St., die Masse des wöchentlichen Mehrwerts das erstemal = 500
Pfd.St., die Mehrwertsrate 500/500 = 100%; aber nach der Lohnsenkung wird die Masse des Mehrwerts 1.000
Pfd.St. - 400 Pfd.St. = 600 Pfd.St. und seine Rate 600/400 = 150%. Und diese Erhöhung der Mehrwertsrate ist die einzige Wirkung für den, der mit einem variablen Kapital von 400 Pfd.St. und entsprechendem konstanten Kapital ein neues Geschäft in derselben Produktionssphäre anlegt. Aber in einem bereits fungierenden Geschäft ist in diesem Fall nicht nur infolge der Entwertung des variablen Kapitals die Mehrwertsmasse von 500 auf 600 Pfd.St. und die Mehrwertsrate von 100 auf 150% gestiegen; es sind außerdem 100 Pfd.St.
vom variablen Kapital freigesetzt, mit denen wieder Arbeit exploitiert werden kann. Dieselbe Arbeitsmenge wird also nicht nur vorteilhafter exploitiert, sondern es können auch durch die Freisetzung der 100 Pfd.St.
mit demselben variablen Kapital von 500 Pfd.St. mehr Arbeiter als zuvor zu der erhöhten Rate exploitiert werden.
Nun umgekehrt. Gesetzt, das ursprüngliche Verhältnis der Produktverteilung, bei 500 beschäftigten Arbeitern, sei = 400v + 600m = 1000, also die Rate des Mehrwerts = 150%. Der Arbeiter erhält also hier wö-
chentlich 4/5 Pfd.St. = 16 Schillinge. Wenn infolge der Wertsteigerung des variablen Kapitals 500 Arbeiter nun wöchentlich 500 Pfd.St. kosten, so wird der Wochenlohn eines jeden = 1 Pfd.St., und 400 Pfd.St. können nur 400 Arbeiter in Bewegung setzen. Wird also dieselbe Arbeiteranzahl wie bisher in Bewegung gesetzt, so haben wir 500v + 500m = 1000; die Rate des Mehrwerts wäre gesunken von 150 auf 100%, also um 1/3 Für ein neu anzulegendes Kapital wäre dies die einzige Wirkung, daß die Rate des Mehrwerts geringer wäre. Bei sonst gleichen Umständen wäre die Profitrate entsprechend gesunken, wenn auch nicht im selben Verhältnis.
Wenn <126> z.B. c = 2.000, so haben wir in einem Fall 2.000c + 400v + 600m = 3.000. m´ = 150%, p´ =
600/2.400 = 25%. Im zweiten Fall 2.000c + 500v + 500m = 3.000, m´ = 100%; p´ = 500/2.500 = 20%. Dagegen für das bereits engagierte Kapital wäre die Wirkung doppelt. Mit 400 Pfd.St. variablem Kapital können jetzt nur 400 Arbeiter beschäftigt werden, und zwar zu einer Mehrwertsrate von 100%. Sie geben also nur einen Gesamtmehrwert von 400 Pfd.St. Da ferner ein konstantes Kapital vom Wert von 2.000 Pfd.St. 500
Arbeiter erfordert, um es in Bewegung zu setzen, so setzen 400 Arbeiter nur ein konstantes Kapital zum Wert von 1.600 Pfd.St. in Bewegung. Soll also die Produktion auf der bisherigen Stufe fortgeführt und nicht 1/5
der Maschinerie stillgesetzt werden, so muß das variable Kapital um 100 Pfd.St. erhöht werden, um nach wie vor 500 Arbeiter zu beschäftigen; und dies ist nur möglich dadurch, daß bisher disponibles Kapital gebunden wird, indem ein Teil der Akkumulation, der zur Ausdehnung dienen sollte, jetzt bloß zur Ausfüllung dient oder ein zur Verausgabung als Revenue bestimmter Teil dem alten Kapital zugeschlagen wird. Mit einer um 100 Pfd.St. vermehrten Auslage an variablem Kapital wird dann 100 Pfd.St. weniger Mehrwert produziert.
Um dieselbe Anzahl Arbeiter in Bewegung zu setzen, ist mehr Kapital nötig, und zugleich ist der Mehrwert verringert, den jeder einzelne Arbeiter liefert.
Die Vorteile, die aus der Freisetzung, und die Nachteile, die aus der Bindung von variablem Kapital hervorgehn, existieren beide nur für das schon engagierte und daher sich in gegebnen Verhältnissen reproduzierende Kapital. Für neu anzulegendes Kapital beschränkt sich der Vorteil auf der einen, der Nachteil auf der andern Seite auf Erhöhung resp. Erniedrigung der Rate des Mehrwerts und entsprechenden, wenn auch keineswegs proportionellen Wechsel der Rate des Profits.
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Die eben untersuchte Freisetzung und Bindung von variablem Kapital ist die Folge von Entwertung und Wertsteigerung der Elemente des variablen Kapitals, d.h. der Reproduktionskosten der Arbeitskraft. Es könnte aber auch variables Kapital freigesetzt werden, wenn infolge der Entwicklung der Produktivkraft, bei gleichbleibender Rate des Arbeitslohns, weniger Arbeiter erheischt werden, um dieselbe Masse konstantes Kapital in Bewegung zu setzen. Ebenso kann umgekehrt Bindung von zusätzlichem variablen Kapital stattfinden, wenn infolge von Abnahme der Produktiv- <127> kraft der Arbeit mehr Arbeiter erheischt sind auf dieselbe Masse konstantes Kapital. Wenn dagegen ein Teil des früher als variabel angewandten Kapitals in Form von konstantem angewandt wird, also nur veränderte Verteilung zwischen den Bestandteilen desselben Kapitals stattfindet, so hat dies zwar Einfluß auf die Rate des Mehrwerts wie des Profits, aber gehört nicht in die hier betrachtete Rubrik der Bindung und Freisetzung von Kapital.
Konstantes Kapital kann, wie wir schon sahen, ebenfalls gebunden oder entbunden werden infolge der Wertsteigerung oder Entwertung der Elemente, aus denen es besteht. Hiervon abgesehn, ist nur Bindung desselben möglich (ohne daß etwa ein Teil des variablen in konstantes verwandelt wird), wenn die Produktivkraft der Arbeit zunimmt, also dieselbe Arbeitsmasse größres Produkt erzeugt und daher mehr konstantes Kapital in Bewegung setzt. Dasselbe kann unter gewissen Umständen stattfinden, wenn die Produktivkraft abnimmt, wie z.B. im Ackerbau, so daß dieselbe Arbeitsmenge, um dasselbe Produkt zu erzeugen, mehr Produktionsmittel bedarf, z.B. größere Aussaat oder Düngung, Dränierung etc. Ohne Entwertung kann konstantes Kapital freigesetzt werden, wenn durch Verbesserungen, Anwendung von Naturkräften etc. ein konstantes Kapital von geringerm Wert in den Stand gesetzt wird, technisch denselben Dienst zu leisten, wie früher ein höherwertiges.
Man hat im Buch II gesehn, daß, nachdem die Waren in Geld verwandelt, verkauft sind, ein bestimmter Teil dieses Geldes wieder in die stofflichen Elemente des konstanten Kapitals rückverwandelt werden muß, und zwar in den Verhältnissen, wie sie der bestimmte technische Charakter jeder gegebnen Produktionssphäre erheischt. Hier ist in allen Zweigen - vom Arbeitslohn, also vom variablen Kapital abgesehn - das wichtigste Element der Rohstoff, mit Einschluß der Hilfsstoffe, die namentlich wichtig in Produktionszweigen, wo kein eigentlicher Rohstoff eingeht, wie in Bergwerken und der extraktiven Industrie überhaupt. Der Teil des Preises, der den Verschleiß der Maschinerie ersetzen muß, geht mehr ideell in die Rechnung ein, solange die Maschinerie überhaupt noch werkfähig ist; es kommt nicht sehr darauf an, ob er heute oder morgen, oder in welchem Abschnitt der Umschlagszeit des Kapitals er gezahlt und in Geld ersetzt wird. Anders mit dem Rohstoff. Steigt der Preis des Rohstoffs, so mag es unmöglich sein, ihn nach Abzug des Arbeitslohns aus dem Wert der Ware vollständig zu ersetzen. Heftige Preisschwankungen bringen daher Unterbrechungen, große Kollisionen und selbst Katastrophen im Reproduktionsprozeß hervor. Es sind namentlich eigentliche Agrikulturprodukte, der organischen Natur entstammende Rohstoffe, die solchen Wertschwankungen <128> infolge wechselnder Ernteerträge etc. - hier noch ganz vom Kreditsystem abgesehn - unterworfen sind. Dasselbe Quantum Arbeit kann sich hier infolge unkontrollierbarer Naturverhältnisse, der Gunst oder Ungunst der Jahreszeiten usw., in sehr verschiednen Mengen von Gebrauchswerten darstellen, und ein bestimmtes Maß dieser Gebrauchswerte wird darnach einen sehr verschiednen Preis haben. Stellt sich der Wert x in 100
Pfund der Ware a dar, so ist der Preis von einem Pfund von a = x/100; wenn in 1.000 Pfund a, ist der Preis eines Pfundes von a = x/1.000 usw. Es ist dies also das eine Element dieser Preisschwankungen des Rohstoffs. Ein zweites, das nur der Vollständigkeit wegen hier erwähnt wird - da die Konkurrenz wie das Kreditsystem hier noch außer dem Kreis unsrer Betrachtung liegt -, ist dies. Es ist in der Natur der Sache begründet, daß pflanzliche und tierische Stoffe, deren Wachstum und Produktion bestimmten organischen, an gewisse natürliche Zeiträume gebundnen Gesetzen unterworfen sind, nicht plötzlich in demselben Maß vermehrt werden können, wie z.B. Maschinen und andres fixes Kapital, Kohlen, Erze etc., deren Vermehrung, die sonstigen Naturbedingungen vorausgesetzt, in einem industriell entwickelten Land in kürzester Frist vor sich gehn kann. Es ist daher möglich und bei entwickelter kapitalistischer Produktion sogar unvermeidlich, daß die Produktion und Vermehrung des Teils des konstanten Kapitals, der aus fixem Kapital, Maschinerie etc. besteht, einen bedeutenden Vorsprung gewinnt vor dem Teil desselben, der aus organischen Rohstoffen besteht, so daß die Nachfrage nach diesen Rohstoffen schneller wächst als ihre Zufuhr und daher ihr Preis steigt. Dies Steigen des Preises führt in der Tat nach sich 1. daß diese Rohstoffe aus größrer Entfernung zugeführt werden, indem der steigende Preis größre Transportkosten deckt; 2. daß die Produktion derselben vermehrt wird, ein Umstand, welcher, der Natur der Sache nach, aber vielleicht erst ein Jahr später die Produktenmasse wirklich vermehren kann; und 3. daß allerlei früher unbenutzte Surrogate vernutzt und ökonomischer mit den Abfällen umgegangen wird. Wenn das Steigen der Preise anfängt, sehr merklich auf die Ausdehnung der Produktion und die Zufuhr zu wirken, ist meist schon der Wendepunkt eingetreten, wo infolge 855
DAS KAPITAL
des länger fortgesetzten Steigens des Rohstoffs und aller Waren, in die er als Element eingeht, die Nachfrage fällt und daher auch eine Reaktion im Preis des Rohstoffs eintritt. Abgesehn von den Konvulsionen, die dies durch Entwertung von Kapital in verschiednen Formen bewirkt, treten noch andre gleich zu erwähnende Umstände ein.
<129> Zunächst ist aber schon aus dem bisher Gesagten klar: Je entwickelter die kapitalistische Produktion und je größer daher die Mittel plötzlicher und anhaltender Vermehrung des aus Maschinerie usw. bestehenden Teils des konstanten Kapitals, je rascher die Akkumulation (wie namentlich in Zeiten der Prosperität), desto größer die relative Überproduktion von Maschinerie und andrem fixem Kapital und desto häufiger die relative Unterproduktion der pflanzlichen und tierischen Rohstoffe, desto markierter das vorher beschriebne Steigen ihres Preises und der diesem entsprechende Rückschlag. Desto häufiger sind also die Revulsionen, die in dieser heftigen Preisschwankung eines der Hauptelemente des Reproduktionsprozesses ihren Grund haben.
Tritt nun aber der Zusammenbruch dieser hohen Preise ein, weil ihr Steigen teils eine Verminderung der Nachfrage hervorgerufen, teils aber eine Erweiterung der Produktion hier, eine Zufuhr von entferntern und bisher weniger oder gar nicht benutzten Produktionsgegenden dort verursacht hat und mit beiden eine die Nachfrage überholende Zufuhr der Rohstoffe - sie namentlich überholend bei den alten hohen Preisen -, so ist das Resultat von verschiednen Gesichtspunkten zu betrachten. Der plötzliche Zusammenbruch des Preises der Rohprodukte legt ihrer Reproduktion einen Hemmschuh an, und so wird das Monopol der Ursprungsländer, die unter den günstigsten Bedingungen produzieren, wieder hergestellt; vielleicht unter gewissen Einschränkungen hergestellt, aber doch hergestellt. Die Reproduktion der Rohstoffe geht zwar infolge des gegebnen Anstoßes auf erweiterter Stufenleiter vor sich, namentlich in den Ländern, die mehr oder weniger das Monopol dieser Produktion besitzen. Aber die Basis, auf der infolge der erweiterten Maschinerie etc.
die Produktion vor sich geht, und die nun nach einigen Schwankungen als neue normale Basis, als neuer Ausgangspunkt zu gelten hat, ist sehr erweitert durch die Vorgänge während des letzten Umschlagszyklus. Dabei hat aber in einem Teil der sekundären Bezugsquellen die eben erst gesteigerte Reproduktion wieder bedeutende Hemmung erfahren. So kann man z.B. aus den Exporttabellen mit den Fingern herauszeigen, wie während der letzten 30 Jahre (bis 1865) die indische Baumwollproduktion wächst, wenn Ausfall in der amerikanischen eintritt, und dann plötzlich wieder mehr oder minder nachhaltig zurückgeht. Während der Zeit der Rohstoffteurung tun sich die industriellen Kapitalisten zusammen, bilden Assoziationen, um die Produktion zu regulieren. So z.B. nach dem Steigen der Baumwollpreise 1848 in Manchester, ähnlich für die Produktion des Flachses in Irland. Sobald aber der unmittelbare Anstoß vorüber ist und das allgemeine Prinzip der Konkurrenz, "im wohl- <130> feilsten Markt zu kaufen" (statt wie jene Assoziationen bezwecken, die Produktionsfähigkeit in passenden Ursprungsländern zu begünstigen, abgesehn vom unmittelbaren, augenblicklichen Preis, wozu diese das Produkt derzeit liefern können) - sobald also das Prinzip der Konkurrenz wieder souverän herrscht, überläßt man es wieder dem "Preise", die Zufuhr zu regulieren. Aller Gedanke an gemeinsame, übergreifende und vorsehende Kontrolle der Produktion der Rohstoffe - eine Kontrolle, die im ganzen und großen auch durchaus unvereinbar ist mit den Gesetzen der kapitalistischen Produktion, und daher immer frommer Wunsch bleibt oder sich auf ausnahmsweise gemeinsame Schritte in Augenblicken großer unmittelbarer Gefahr und Ratlosigkeit beschränkt macht Platz dem Glauben, daß Nachfrage und Zufuhr sich gegenseitig regulieren werden. Der Aberglaube der Kapitalisten ist hier so grob, daß selbst die Fabrikinspektoren wieder und wieder in ihren Berichten darüber die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Die Abwechslung guter und schlechter Jahre bringt natürlich auch wieder wohlfeilere Rohstoffe hervor. Abgesehn von der unmittelbaren Wirkung, die dies auf Ausdehnung der Nachfrage hat, kommt hinzu die früher erwähnte Wirkung auf die Profitrate, als Stimulus. Und der obige Prozeß mit dem allmählichen Überholtwerden der Produktion der Rohstoffe durch die Produktion von Maschinerie etc. wiederholt sich dann auf größrer Stufenleiter. Die wirkliche Verbesserung des Rohstoffs, so daß er nicht nur der Quantität, sondern auch der erheischten Qualität nach <131> geliefert würde, z.B. Baumwolle amerikanischer Qualität von Indien aus, wür-de erheischen lang fortgesetzte, regelmäßig wachsende und stetige europäische Nachfrage (ganz abgesehn von den ökonomischen Bedingungen, worunter der indische Produzent in seiner Heimat gestellt ist). So aber wird die Produktionssphäre der Rohstoffe nur stoßweise, bald plötzlich erweitert, dann wieder gewaltsam kontrahiert. Es ist dies alles, wie auch der Geist der kapitalistischen Produktion überhaupt, sehr gut zu studieren an der Baumwollennot von 1861-1865, wo noch hinzukam, daß ein Rohstoff zeitweis ganz fehlte, der eins der wesentlichsten Elemente der Reproduktion ist. Es kann nämlich auch der Preis steigen, während die Zufuhr voll ist, aber unter schwierigem Bedingungen voll. Oder es kann wirklicher Mangel an Rohstoff vorhanden sein. In der Baumwollkrisis fand ursprünglich das letztre statt.
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Je mehr wir daher in der Geschichte der Produktion der unmittelbarsten Gegenwart näherrücken, um so regelmäßiger finden wir, namentlich in den entscheidenden Industriezweigen, den stets sich wiederholenden Wechsel zwischen relativer Teurung und daraus entspringender, spätrer Entwertung der der organischen Natur entlohnten Rohstoffe. Man wird das bisher Entwickelte illustriert finden in den folgenden, den Berichten der Fabrikinspektoren entlohnten Beispielen.
Die Moral von der Geschichte, die man auch durch sonstige Betrachtung der Agrikultur gewinnen kann, ist die, daß das kapitalistische System einer rationellen Agrikultur widerstrebt oder die rationelle Agrikultur unverträglich ist mit dem kapitalistischen System (obgleich dies ihre technische Entwicklung befördert) und entweder der Hand des selbst arbeitenden Kleinbauern oder der Kontrolle der assoziierten Produzenten bedarf.
Wir lassen nun die soeben erwähnten Illustrationen aus den englischen Fabrikberichten folgen.
"Der Stand des Geschäfts ist besser; aber der Zyklus guter und schlechter Zeiten verkürzt sich mit der Vermehrung der Maschinerie, und wie sich damit die Nachfrage nach Rohstoff vermehrt, wiederholen sich auch die Schwankungen in der Geschäftslage häufiger ... Augenblicklich ist nicht nur das Vertrauen wiederhergestellt nach der Panik von l 857, sondern die Panik selbst scheint fast ganz vergessen. Ob diese Besserung anhalten wird oder nicht, hängt in sehr großem Maß ab vom Preis der Rohstoffe. Es zeigen sich mir bereits Vorzeichen, daß in einigen Fällen das Maximum schon erreicht ist, worüber hinaus die Fabrikation immer weniger profitlich wird, bis sie endlich ganz aufhört, Profit zu liefern. Nehmen wir z.B. die gewinnreichen Jahre im <132> Worsted-Geschäft 1849 und 1850, so sehn wir, daß der Preis englischer Kammwolle auf 13
d. stand und von australischer 14 bis 17 d. per Pfund, und daß im Durchschnitt der 10 Jahre 1841-1850 der Durchschnittspreis englischer Wolle nie über 14 d. und australischer über 17 d. per Pfund stieg. Aber im Anfang des Unglücksjahrs 1857 stand australische Wolle auf 23 d.; sie fiel im Dezember, in der schlimmsten Zeit der Panik auf 18 d., ist aber im Lauf des Jahres 1858 wieder auf den gegenwärtigen Preis von 21 d. gestiegen.
Englische Wolle fing 1857 ebenfalls mit 20 d. an, stieg im April und September auf 2l d., fiel im Januar 1858
auf 14d. und ist seitdem auf 17d. gestiegen, so daß sie 3 d. per Pfund höher steht als der Durchschnitt der angeführten 10 Jahre ... Dies zeigt nach meiner Ansicht, daß entweder die Fallimente von 1857, die ähnlichen Preisen geschuldet waren, vergessen sind; oder daß nur knapp so viel Wolle produziert wird, wie die vorhandnen Spindeln verspinnen können; oder aber daß die Preise von Geweben eine dauernde Steigerung erfahren werden ... Ich habe aber in meiner bisherigen Erfahrung gesehn, wie in unglaublich kurzer Zeit die Spindeln und Webstühle nicht nur ihre Zahl vervielfältigt haben, sondern auch ihre Betriebsgeschwindigkeit; daß ferner unsre Wollausfuhr nach Frankreich fast in demselben Verhältnis gestiegen ist, während sowohl im In- wie im Ausland das Durchschnittsalter der gehaltnen Schafe immer niedriger wird, da die Bevölkerung sich rasch vermehrt und die Züchter ihren Viehbestand so rasch wie möglich in Geld verwandeln wollen. Es ist mir daher oft ängstlich zumute gewesen, wenn ich Leute sah, die, ohne diese Kenntnis, ihr Geschick und ihr Kapital in Unternehmungen angelegt haben, deren Erfolg von der Zufuhr eines Produkts abhängt, das nur nach gewissen organischen Gesetzen sich vermehren kann ... Der Stand von Nachfrage und Zufuhr aller Rohstoffe ... scheint viele Schwankungen im Baumwollengeschäft zu erklären und ebenso die Lage des englischen Wollmarkts im Herbst 1857 und die daraus folgende Geschäftskrisis." (R. Baker in "Rep. Fact., Oct.
1858", p. 56-61.)
Die Blütezeit der Worsted-Industrie des West Riding von Yorkshire war 1849/50. Es wurden dort hierin beschäftigt 1838 29.246 Personen, 1843 37.060, 1845 48.097, 1850 74.891. In demselben Distrikt: 1838 2.768
mechanische Webstühle, 1841 11.458, 1843 16.870, 1845 19.121 und 1850 29.539. ("Rep. Fact., [Oct.] 1850", p. 60.) Diese Blüte der Kammwollindustrie fing an bereits im Oktober 1850 verdächtig zu werden. Im Bericht vom April 1851 sagt Subinspektor Baker über Leeds und Bradford:
"Der Stand des Geschäfts ist seit einiger Zeit sehr unbefriedigend. Die Kammgarnspinner verlieren rasch die Profite von 1850, und die Mehrzahl der Weber kommt auch nicht besonders voran. Ich glaube, daß augenblicklich mehr Wollenmaschinerie stillsteht als je vorher, und auch die Flachsspinner entlassen Arbeiter und stellen Maschinen <133> still. Die Zyklen der Textilindustrie sind jetzt in der Tat äußerst ungewiß, und wir werden, denke ich, bald zur Einsicht kommen ... daß kein Verhältnis eingehalten wird zwischen der Produktionsfähigkeit der Spindeln, der Menge des Rohstoffe und der Vermehrung der Bevölkerung." (p. 52.) 857
DAS KAPITAL
Dasselbe gilt für die Baumwollindustrie. In dem eben zitierten Bericht von Oktober 1858 heißt es:
"Seitdem die Arbeitsstunden in Fabriken festgesetzt worden, sind die Beträge des Rohstoffverbrauchs, der Produktion, der Löhne in allen Textilindustrien auf einfache Regeldetri reduziert worden ... Ich zitiere aus einem neulichen Vortrag ... des Herrn Baynes, des jetzigen Mayor von Blackburn, über die Baumwollindustrie, worin er die industrielle Statistik seiner eignen Gegend mit möglichster Genauigkeit zusammengestellt:
'Jede wirkliche Pferdekraft bewegt 450 selfactor-Spindeln nebst Vorspinnmaschinerie oder 200 throstle-Spindeln oder 15 Stühle für 40 Zoll breites Tuch, nebst Haspel-, Scherungs und Schlichtmaschinerie. Jede Pferdekraft beschäftigt beim Spinnen 2 1/2 Arbeiter, beim Weben aber 10; ihr Durchschnittslohn ist reichlich 10 1/2 sh. per Kopf per Woche ... Die verarbeiteten Durchschnittsnummern sind Nr. 30-32 für die Kette und Nr. 34-36 für den Einschlag; nehmen wir das wöchentlich produzierte Gespinst auf 13 Unzen per Spindel an, so gibt dies 824.700 Pfund Garn per Woche, wofür 970.000 Pfund oder 2.300 Ballen Baumwolle zum Preis von 28.300 Pfd.St. verbraucht werden ... In unserm Distrikt (in einem Umkreis um Blackburn mit 5
englischen Meilen Radius) ist der wöchentliche Baumwollverbrauch 1.530.000 Pfund oder 3.650 Ballen zum Kostpreis von 44.625 Pfd.St. Es ist dies 1/18 der ganzen Baumwollspinnerei des Vereinigten Königreichs und 1/6 der sämtlichen mechanischen Weberei.'
Nach den Berechnungen des Herrn Baynes wäre also die Gesamtzahl der Baumwollspindeln des Königreichs 28.800.000, und um diese in voller Beschäftigung zu halten, würden jährlich l.432.080.000 Pfund Baumwolle erfordert. Aber die Baumwolleinfuhr, nach Abzug der Ausfuhr, war 1856 und 1857 nur l.022.576.832 Pfund; es muß also notwendig ein Defizit von 409.503.168 Pfund stattgefunden haben. Herr Baynes, der die Güte hatte, diesen Punkt mit mir zu besprechen, glaubt, daß eine Berechnung des jährlichen Baumwollverbrauchs, begründet auf den Verbrauch des Distrikts von Blackburn. zu hoch ausfallen würde infolge des Unterschieds, nicht nur der gesponnenen Nummern, sondern auch der Vortrefflichkeit der Maschinerie. Er schätzt den gesamten jährlichen Baumwollverbrauch des Vereinigten Königreichs auf 1.000 Mill. Pfund. Aber wenn er recht hat und wirklich ein Überschuß der Zufuhr von 22 1/2 Mill. stattfindet, so scheint Nachfrage und Zufuhr sich schon jetzt beinahe das Gleichgewicht zu halten, auch ohne daß wir die zusätzlichen Spindeln und Webstühle in Erwägung ziehn, die nach Herrn Baynes in seinem eignen Bezirk in Aufstellung begriffen sind und, darnach zu urteilen, in andren Distrikten wahrscheinlich ebenfalls." (p. 59, 60, 61.) III. Allgemeine Illustration: die Baumwollkrisis 1861-1865
Vorgeschichte 1845-1860
<134> 1845. Blütezeit der Baumwollindustrie. Sehr niedriger Baumwollpreis. L. Horner sagt darüber:
"Während der letzten 8 Jahre ist mir keine so lebhafte Geschäftsperiode vorgekommen, wie sie im letzten Sommer und Herbst vorgeherrscht hat. Besonders in der Baumwollspinnerei. Das ganze halbe Jahr durch habe ich jede Woche Anmeldungen neuer Kapitalanlagen in Fabriken erhalten; bald waren es neue Fabriken, die gebaut wurden, bald hatten die wenigen leerstehenden neue Mieter gefunden, bald wurden im Betrieb befindliche Fabriken ausgedehnt, neue stärkre Dampfmaschinen und vermehrte Arbeitsmaschinerie aufgestellt," ("Rep, Fact., Oct. 1845", p. 13.)
1846. Die Klagen beginnen.
"Schon seit längrer Zeit höre ich von den Baumwollfabrikanten sehr verbreitete Klagen über den gedrückten Stand ihres Geschäfts ... während der letzten 6 Wochen haben verschiedne Fabriken angefangen kurze Zeit zu arbeiten, gewöhnlich 8 Stunden täglich statt 12; dies scheint sich zu verbreiten ... es hat ein großer Preisaufschlag der Baumwolle stattgefunden und ... nicht nur keine Preiserhöhung des Fabrikats, sondern ... seine Preise sind niedriger als vor dem Aufschlag in Baumwolle. Die große Vermehrung in der Zahl der Baumwollfabriken während der letzten 4 Jahre muß zur Folge gehabt haben einerseits eine stark vermehrte Nachfrage nach dem Rohstoff und andrerseits eine stark vermehrte Zufuhr von Fabrikaten auf den Markt; beide Ursachen müssen gemeinsam zur Herabdrückung des Profits gewirkt haben, solange die Zufuhr des Rohstoffs 858
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und die Nachfrage nach dem Fabrikat unverändert blieb; aber sie haben noch weit stärker gewirkt, weil einerseits die Zufuhr von Baumwolle neuerdings ungenügend war und andrerseits die Nachfrage nach den Fabrikaten in verschiednen inländischen und ausländischen Märkten abgenommen hat." ("Rep. Fact., Oct. 1846", p. 10.)
Die steigende Nachfrage nach Rohstoff und die Überfüllung des Markts mit Fabrikat gehn natürlich Hand in Hand. - Beiläufig beschränkte sich die damalige Ausdehnung der Industrie und nachfolgende Stockung nicht auf die Baumwolldistrikte. Im Kammwolldistrikt von Bradford waren 1836 nur 318 Fabriken, 1846 dagegen 490. Diese Zahlen drücken bei weitem nicht die wirkliche Steigerung der Produktion aus, da die bestehenden Fabriken gleichzeitig bedeutend erweitert wurden. Dies gilt besonders auch von Flachsspinnereien.
<135> "Sie alle haben mehr oder weniger während der letzten 10 Jahre beigetragen zu der Überführung des Markts, der die jetzige Stockung des Geschäfts großenteils zugeschrieben werden muß ... Der gedrückte Geschäftsstand folgt ganz natürlich aus einer so raschen Erweitrung der Fabriken und der Maschinerie." ("Rep.
Fact., Oct. 1846", p. 30.)
1847. Im Oktober Geldkrisis. Diskonto 8%. Vorher schon Zusammenbruch des Eisenbahnschwindels, der ostindischen Wechselreiterei. Aber:
"Herr Baker gibt sehr interessante Details über die in den letzten Jahren gestiegne Nachfrage für Baumwolle, Wolle und Flachs infolge der Ausdehnung dieser Industrien. Er hält die vermehrte Nachfrage nach diesen Rohstoffen, namentlich da sie zu einer Zeit eintrat, wo deren Zufuhr weit unter den Durchschnitt gefallen ist, für fast genügend, den gegenwärtigen gedrückten Stand dieser Geschäftszweige zu erklären, auch ohne daß man die Zerrüttung des Geldmarkts zu Hilfe nimmt. Diese Ansicht wird vollständig bestätigt durch meine eignen Beobachtungen und durch das, was ich von geschäftskundigen Leuten erfahren habe. Diese verschiednen Geschäftszweige waren alle schon sehr gedrückt, als Diskontierungen noch leicht zu 5% und weniger zu bewirken waren. Dagegen war die Zufuhr von Rohseide reichlich, die Preise mäßig und das Geschäft demgemäß lebhaft, bis ... in den letzten 2 oder 3 Wochen, wo unzweifelhaft die Geldkrisis nicht nur die Tra-mierer selbst, sondern noch mehr ihre Hauptkunden, die Fabrikanten von Modewaren, affiziert hat. Ein Blick auf die veröffentlichten amtlichen Berichte zeigt, daß die Baumwollindustrie in den letzten drei Jahren sich um beinahe 27% vermehrt hat. Infolgedessen ist Baumwolle, rund gesprochen, von 4 d. auf 6 d. per Pfund gestiegen, während Garn, dank der vermehrten Zufuhr, nur eine Kleinigkeit über seinem frühern Preise steht.
Die Wollindustrie fing 1836 an, sich auszudehnen; seitdem ist sie in Yorkshire um 40% gewachsen und in Schottland noch mehr. Noch größer ist der Zuwachs in der Worsted-Industrie. Die Berechnungen ergeben hier für denselben Zeitraum eine Ausdehnung von über 74%. Der Verbrauch von Rohwolle ist daher enorm gewesen. Die Leinenindustrie zeigt seit 1839 einen Zuwachs von ungefähr 25% in England, 22% in Schottland und beinahe 90% in Irland ; die Folge hiervon, bei gleichzeitigen schlechten Flachsernten, war, daß der Rohstoff um 10 Pfd.St. per Tonne gestiegen, der Garnpreis dagegen 6 d. das Bündel gefallen ist." ("Rep.
Fact., Oct. l847", p. 30, 31.)
<136> 1849. Seit den letzten Monaten von 1848 lebte das Geschäft wieder auf.
"Der Flachspreis, der so niedrig war, daß er fast unter allen möglichen zukünftigen Umständen einen erträglichen Profit sicherstellte, hat die Fabrikanten veranlaßt, ihr Geschäft stetig fortzuführen. Die Wollfabrikanten waren im Anfang des Jahrs eine Zeitlang sehr stark beschäftigt ... ich fürchte aber, daß Konsignationen von Wollenwaren oft die Stelle wirklicher Nachfrage vertreten und daß Perioden scheinbarer Prosperität, d.h.
voller Beschäftigung, nicht immer mit den Perioden legitimer Nachfrage sich decken. Während einiger Monate ist das Worsted-Geschäft besonders gut gewesen ... Im Anfang der erwähnten Periode stand Wolle besonders niedrig; die Spinner hatten sich zu vorteilhaften Preisen gedeckt und sicher auch in bedeutenden Quantitäten. Als der Wollpreis mit den Frühjahrsauktionen stieg, hatten die Spinner den Vorteil davon, und sie behielten ihn, da die Nachfrage nach Fabrikaten beträchtlich und unabweisbar wurde." ("Rep. Fact.,
[April] 1849", p. 42.)
"Wenn wir die Variationen im Stand des Geschäfts ansehn, die in den Fabrikdistrikten seit jetzt 3 oder 4 Jahren vorgekommen sind, so müssen wir, glaube ich, zugeben, daß irgendwo eine große Störungsursache besteht ... Kann da nicht die ungeheure Produktivkraft der vermehrten Maschinerie ein neues Element geliefert haben?" ("Rep. Fact., April 1849", p. 42, 43.)
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Im November 1848, Mai und Sommer bis Oktober 1849 wurde das Geschäft immer schwunghafter.
"Am meisten gilt dies von der Fabrikation von Stoffen aus Kammgarn, die sich um Bradford und Halifax gruppiert; dies Geschäft hat zu keiner frühern Zeit auch nur annähernd seine jetzige Ausdehnung erreicht ...
Die Spekulation im Rohstoff und die Ungewißheit über seine wahrscheinliche Zufuhr hat von jeher größre Aufregung und häufigere Schwankung in der Baumwollindustrie hervorgerufen als in irgendeinem andern Geschäftszweig. Es findet hier augenblicklich eine Anhäufung von Vorräten gröbrer Baumwollwaren statt, die die kleinern Spinner beunruhigt und sie bereits benachteiligt, so daß mehrere von ihnen kurze Zeit arbeiten." ("Rep. Fact., Oct. 1849", p. 64, 65.)
1850. April. Fortdauernd flottes Geschäft. Ausnahme:
"Große Depression in einem Teil der Baumwollindustrie infolge ungenügender Zufuhr des Rohstoffs gerade für grobe Garnnummern und schwere Gewebe ... Es wird befürchtet, daß die für das Worsted-Geschäft neuerdings aufgestellte vermehrte Maschinerie eine ähnliche Reaktion herbeiführen wird. Herr Baker berechnet, daß allein im Jahre 1849 in diesem Geschäftszweig das Produkt der Webstühle um 40% und das der Spindeln um 25-30% gestiegen ist, und die Ausdehnung geht noch immer im selben Verhältnis voran." ("Rep. Fact., April 1850", p. 54.)
<137> 1850. Oktober.
"Der Baumwollpreis fährt fort ... eine beträchtliche Gedrücktheit in diesem Industriezweig zu verursachen, besonders für solche Waren, bei denen der Rohstoff einen beträchtlichen Teil der Produktionskosten ausmacht. Der große Preisaufschlag der Rohseide hat auch in diesem Zweig vielfach einen Druck herbeigeführt."
("Rep. Fact., Oct. 1850", p. 14.)
Nach dem hier zitierten Bericht des Komitees der königlichen Gesellschaft für Flachsbau in Irland hatte hier der hohe Flachspreis, bei niedrigem Preisstand andrer landwirtschaftlichen Produkte. eine bedeutende Vermehrung der Flachsproduktion für das folgende Jahr sichergestellt. (p. 33.)
1853. April. Große Prosperität.
"Zu keiner Zeit während der 17 Jahre, während denen ich amtliche Kenntnis genommen habe vom Stand des Fabrikdistrikts von Lancashire, ist mir eine solche allgemeine Prosperität vorgekommen; die Tätigkeit ist in allen Zweigen außerordentlich", sagt L. Horner. ("Rep. Fact., April 1853", p. 19.) 1853. Oktober. Depression der Baumwollindustrie. "Überproduktion." ("Rep. Fact., October 1853", p. 15.) 1854. April.
"Das Wollgeschäft, obwohl nicht flott, hat in allen Fabriken volle Beschäftigung geliefert; ebenso die Baumwollindustrie. Das Worsted-Geschäft war im ganzen vorigen Halbjahr durchweg unregelmäßig ... In der Leinenindustrie fand Störung statt infolge der verminderten Zufuhren von Flachs und Hanf aus Rußland wegen des Krimkriegs." ("Rep. Fact., [April] 1854", p. 37.)