2.

 

Der Raum­ha­fen Top­thar war ei­ne wei­te, blauglän­zen­de Me­tall­flä­che von mehr als zehn­tau­send Qua­drat­ki­lo­me­tern Flä­chen­in­halt. Ge­bäu­de wa­ren nir­gend­wo zu se­hen. Die An­la­gen, de­ren ein Raum­ha­fen be­darf, wa­ren un­ter­ir­disch an­ge­bracht. Im Ver­tei­di­gungs­fall konn­ten Ge­schütz­kup­peln aus­ge­fah­ren wer­den. Im Nor­mal­zu­stand je­doch bot der Raum­ha­fen dem Lan­den­den den An­blick ei­ner recht­e­cki­gen Me­tall­schei­be, die schein­bar wahl­los in die ro­te mar­sia­ni­sche Wüs­te pla­ziert wor­den war.

Auf die­ser Flä­che er­ho­ben sich die Gi­gan­ten der al­ten mar­sia­ni­schen Raum­flot­te, die wir aus ih­ren un­ter­mar­sia­ni­schen Han­gars durch rie­si­ge An­ti­gravschäch­te an die Ober­flä­che bug­siert hat­ten – ei­ne un­se­rer Groß­ta­ten im Zu­sam­men­hang mit der Be­wäl­ti­gung der mar­sia­ni­schen Tech­no­lo­gie! Hier stan­den sie auf­ge­reiht: die schwe­ren Kreu­zer der Kas­hat-Klas­se, ku­gel­för­mig, mit ei­nem Durch­mes­ser von 250 Me­tern, die Schlacht­schif­fe der Mars­hu-Klas­se, 400 Me­ter durch­mes­send, und schließ­lich die Rie­sen­lei­ber der Su­per­schlacht­schif­fe der Por­cu­pa-Klas­se mit ei­nem Durch­mes­ser von 900 Me­tern.

Man konn­te sich nur dar­über wun­dern, wie leicht uns die­se Zif­fern über die Lip­pen ka­men. Ein ku­gel­för­mi­ges Raum­schiff von 900 Me­tern Durch­mes­ser … wie leicht sich das sag­te, und um welch einen atem­be­rau­ben­den, see­len­be­drücken­den Ko­loß, um welch ein mons­trö­ses, maß­stä­be­spren­gen­des Ge­bir­ge aus Stahl han­del­te es sich doch da­bei! Wir wa­ren wie die Kin­der zu Weih­nach­ten: so wun­der­bar, so phan­tas­tisch wa­ren die un­ter dem Christ­baum auf­ge­häuf­ten Ge­schen­ke, daß die Wirk­lich­keit ein­fach hin­ter uns zu­rück­b­lieb. Wir ak­zep­tier­ten das Wun­der als Ge­ge­ben­heit und mach­ten uns kei­ne Ge­dan­ken mehr dar­über.

Lobrals klei­ner Kreu­zer wirk­te wie ein lä­cher­li­cher Zwerg un­ter den Gi­gan­ten. Wir lan­de­ten sanft und oh­ne Zwi­schen­fall. Auf dem Mars war un­se­re An­kunft recht­zei­tig an­ge­kün­digt wor­den. Je­der der­ar­ti­ge Vor­fall war Vor­wand für ei­ne neue Ge­ne­ral­pro­be der »Ein­satz­grup­pe Mars«, die al­lein zu dem Zweck exis­tier­te, ei­nem aus den Tie­fen des Alls kom­men­den frem­den Be­su­cher vor Au­gen zu füh­ren, daß der Be­fehls­ha­ber des »Stütz­punk­tes Mars«, näm­lich ich, ge­nannt »Sei­ne Ver­klärt­heit, Tu­madschin Khan«, in Wirk­lich­keit der Herr über ei­ne un­säg­lich weit fort­ge­schrit­te­ne Zi­vi­li­sa­ti­on und Tech­no­lo­gie sei.

Fünf­tau­send Mann Eli­te­trup­pen wa­ren an­ge­tre­ten und säum­ten den Weg, der von der Ener­gie­b­rücke der 1418 bis zum Ein­stieg des An­ti­gravschachts führ­te. Trotz der dün­nen At­mo­sphä­re und der bit­te­ren mar­sia­ni­schen Käl­te tru­gen sie nur dün­ne, schmuck­lo­se Mon­tu­ren, die al­ler­dings ther­ma­li­so­liert wa­ren, und Ver­dich­tungs­mas­ken, die die Mars­luft mit Sau­er­stoff an­rei­cher­ten und schäd­li­che Ga­se dar­aus ent­fern­ten. Der An­blick war der ei­nes auf Zucht und Ord­nung ge­drill­ten und zu kör­per­li­cher Här­te aus­ge­bil­de­ten Re­gi­ments.

Ich hal­te – da, wo es an­ge­bracht ist – viel von Zucht und Ord­nung, und ein Mensch, der Stra­pa­zen er­tra­gen kann, ent­lockt mir mehr Sym­pa­thie als ei­ner, der bei der ge­rings­ten An­stren­gung zu jam­mern an­fängt. Un­ter nor­ma­len Um­stän­den hät­te mir das Spa­lier, das sich da zu bei­den Sei­ten mei­nes Geh­wegs auf­ge­baut hat­te, Freu­de be­rei­tet. Im Au­gen­blick war ich je­doch viel zu sehr von Sor­gen über das er­füllt, was NEW­TON mir zu sa­gen hat­te. Ich glitt, be­glei­tet nur von Tan­ca­noc, über die Ener­gie­b­rücke hin­ab, sa­lu­tier­te kurz und be­weg­te mich so rasch wie mög­lich bis zum Ein­gang des An­ti­grav­lifts.

Wir schweb­ten in die Tie­fe. Über uns schloß sich au­to­ma­tisch die Ab­de­ckung des Schachts. Un­ter uns öff­ne­te sich ein Schacht­ver­schluß, nach­dem der Druck­aus­gleich be­wirkt wor­den war. Im In­nern der un­ter­mar­sia­ni­schen Stadt Top­thar herrsch­ten ir­di­sche Druck­ver­hält­nis­se. Wir konn­ten die Ver­dich­ter­mas­ken ab­neh­men. Auf der Hö­he der Ebe­ne, auf der mein »Thron­saal« lag, schwan­gen wir uns aus dem Schacht. Am Aus­gang stan­den be­waff­ne­te Mit­glie­der der Ein­satz­grup­pe, die za­ckig sa­lu­tier­ten. Ich schenk­te ih­nen kaum Be­ach­tung. In dem Saal, in dem ich frem­de Wür­den­trä­ger zu emp­fan­gen pfleg­te, herrsch­te das üb­li­che To­hu­wa­bo­hu, das für je­den mei­ner Ein­trit­te plan­mä­ßig an­ge­setzt war: die Ku­gel­ge­stal­ten der Blau­en Zwer­ge von Ba­wa­la V, ge­schickt ge­mach­te At­trap­pen, in de­ren je­der ein Li­li­pu­ta­ner steck­te, hüpf­ten und spran­gen in der Ge­gend um­her. Sie gal­ten als die Spaß­ma­cher des Ho­fes Sei­ner Ver­klärt­heit, und ih­re größ­te Angst war es, in den Fän­gen des hal­b­in­tel­li­gen­ten Sau­ri­ers Moo­lo zer­quetscht zu wer­den. Moo­lo war, wenn man es so woll­te, mein Schoß­hund, ein acht Me­ter ho­hes Un­ge­heu­er von wi­der­wär­tigs­tem Aus­se­hen, auch es war nur ei­ne At­trap­pe, in der zwei Ar­tis­ten sa­ßen, die be­rühm­ten Pa­no­lis, die den künst­li­chen Sau­rier­kör­per mit Ge­schick und durch die Hil­fe ei­ner kom­pli­zier­ten, elek­tro­nisch ge­steu­er­ten Ap­pa­ra­tur be­dien­ten.

Au­ßer­dem wa­ren da noch die ver­schie­den­ar­tigs­ten We­sen von frem­den Wel­ten, un­wirk­li­che, un­mensch­li­che Krea­tu­ren, Bot­schaf­ter, Ge­sand­te, Ver­tre­ter, viel­leicht auch Gei­seln am Ho­fe Sei­ner Ver­klärt­heit, die je­dem Un­ein­ge­weih­ten deut­lich ma­chen soll­ten, daß Tu­madschin Khans Macht wahr­lich bis in die hin­ters­ten Win­kel der Milch­stra­ße reich­te.

Plötz­lich wi­der­te der Zir­kus mich an. Ich wuß­te: er muß­te sein, er war ei­ne Not­wen­dig­keit für den Fall, daß wir un­vor­her­ge­se­he­nen Be­such er­hiel­ten. Aber im Au­gen­blick war die La­ge so ernst, so ge­fahr­voll, daß nur noch Sach­lich­keit und Nüch­tern­heit uns hel­fen konn­ten.

In­mit­ten all des Durch­ein­an­ders trieb sich, farb­los und un­auf­fäl­lig wie im­mer, mein Ad­ju­tant her­um: Cap­tain Phi­lip Bot­cher, der klein­lichs­te, ge­wis­sen­haf­tes­te Mann, den die Ge­hei­me Wis­sen­schaft­li­che Ab­wehr je ge­kannt hat­te. Ich brauch­te ihn nur an­zu­se­hen, und schon war er an mei­ner Sei­te.

»Von Ma­jor Utan ha­be ich aus­zu­rich­ten, Sir …«, be­gann er has­tig, als ha­be er nur auf die­sen Au­gen­blick ge­war­tet, um sei­ne Bot­schaft los­zu­wer­den.

»Das kann war­ten!« un­ter­brach ich ihn. »Wo ist das Me­ga­phon, mit dem Tront­mey­er im Zir­kus her­um­brüllt?«

Alf Tront­mey­er war un­ser Chef­re­gis­seur, der den Gi­gant-Bluff lei­te­te.

»Ich … ich weiß es nicht ge­nau«, ant­wor­te­te Bot­cher ver­le­gen. »Aber ich kann ja …«

»Brin­gen Sie’s mir!« be­fahl ich.

Er ver­schwand und war knapp zwei Mi­nu­ten spä­ter wie­der zur Stel­le. In der Zwi­schen­zeit hat­te das Durch­ein­an­der, das in Wirk­lich­keit kei­nes war, rings­um sei­nen Fort­gang ge­nom­men. Bot­cher trug ein klei­nes Laut­spre­cher­ge­rät, des­sen Ver­stär­ker mit meh­re­ren hun­dert Watt ar­bei­te­te. Ich hob es vor die Lip­pen und brüll­te:

»Ru­he, zum Don­ner­wet­ter! Au­gen­blick­lich Ru­he! Die Vor­stel­lung ist be­en­det!«

Au­gen­blick­lich herrsch­te Stil­le. Ich blieb ste­hen, bis sich die Ak­teu­re des Bluffs ver­zo­gen hat­ten. Mei­ne Ner­vo­si­tät leg­te sich all­mäh­lich. Die rie­si­ge, prunk­voll aus­ge­stat­te­te Hal­le war leer bis auf die Ge­stal­ten we­ni­ger Män­ner, die zu mei­nem engs­ten Stab ge­hör­ten.

Es war Zeit, mit NEW­TON zu spre­chen.

Dies­mal ging ich al­lein. Ich stand vor der rie­si­gen Me­tall­wand aus je­nem un­ver­wüst­li­chen Werk­stoff der mar­sia­ni­schen Tech­no­lo­gie, dem wir nicht ein­mal mit nu­klea­ren Schneid­bren­nern bei­zu­kom­men ver­moch­ten. Ich war schon oft hier un­ten ge­we­sen, vier­tau­send Me­ter un­ter der Ober­flä­che des Pla­ne­ten, aber je­des­mal von neu­em er­füll­te der An­blick der rie­si­gen, end­lo­sen Wand mich mit Ehr­furcht und Scheu.

Das ho­he Por­tal rea­gier­te auf mei­nen Knopf­druck. Mit lei­sem Zi­schen glit­ten die bei­den Flü­gel aus­ein­an­der. Ich ge­lang­te in einen schleu­sen­ähn­li­chen Gang, des­sen Wän­de und De­cke mit Hun­der­ten ver­schie­de­ner Ge­rä­te ge­spickt wa­ren, die meis­ten dar­un­ter Meß­in­stru­men­te zur Be­stim­mung cha­rak­te­ris­ti­scher Wer­te, die den Ein­tre­ten­den als be­fugt oder un­be­fugt ein­stuf­ten. We­he dem, der sich in die­sen Gang wag­te, oh­ne NEW­TON will­kom­men zu sein. Die Mün­dun­gen töd­li­cher Waf­fen wa­ren un­über­seh­bar. Die al­ten Mar­sia­ner hat­ten kei­nen Spaß ver­stan­den, wo es um die Si­cher­heit ih­rer wich­tigs­ten Ein­rich­tun­gen ging.

Von der De­cke her­ab brach ei­ne Licht­flut. Ich blieb ste­hen und gab dem kom­pli­zier­ten Lin­sen­sys­tem Ge­le­gen­heit, mich von al­len Sei­ten sorg­fäl­tig zu stu­die­ren. Erst als das Licht er­losch, schritt ich wei­ter. Hin­ter mir schloß sich das Por­tal, und Se­kun­den spä­ter öff­ne­te sich vor mir die Pan­zer­tür am an­de­ren En­de des Gan­ges. Ich trat in den hel­ler­leuch­te­ten Vor­raum. Zu bei­den Sei­ten der Tür stan­den zwei mar­sia­ni­sche Kampfro­bo­ter, vier­ar­mi­ge Me­tal­lun­ge­heu­er, de­ren je­des über die Feu­er­kraft ei­nes mo­der­nen ir­di­schen In­fan­te­rie­ba­tail­lons ver­füg­te. Sie schie­nen mich nicht zu be­ach­ten. Ich schritt wei­ter. Durch ei­ne tor­bo­gen­ar­ti­ge Öff­nung ge­lang­te ich in die ei­gent­li­che Schalt- und Pro­gram­mier­zen­tra­le. Die Ak­ti­vi­tät war die üb­li­che. Auf den rie­si­gen Dis­play-Wän­den glit­ten Farb­an­zei­gen in ver­wir­ren­der Fül­le und Bunt­heit auf und ab, nach rechts und nach links, un­ter- und über­ein­an­der. Fei­nes, sum­men­des Sin­gen er­füll­te die Luft und wirk­te ein­schlä­fernd. Die ge­wal­ti­gen Bild­schir­me un­ter der De­cke zeig­ten den dich­ten Ster­nen­tep­pich des Alls, je­der einen an­de­ren Aus­schnitt. War­tungs­ro­bo­ter al­ler Grö­ßen und For­men be­weg­ten sich flink und zu­meist laut­los in der ver­wir­ren­den Fül­le von Ge­rä­ten und Ma­schi­nen, Schalt- und Pro­gram­mier­ti­schen, Kon­troll­kon­so­len und Da­te­nend­stel­len. Bei mei­nen ers­ten Be­su­chen wa­ren sie weitaus zahl­rei­cher ge­we­sen als jetzt. Es schi­en, als sei­en die Re­pa­ra­tu­r­ar­bei­ten, die bei NEW­TONS Er­wa­chen aus jahr­zehn­tau­sen­de­lan­gem Schlaf not­wen­dig ge­we­sen wa­ren, jetzt ab­ge­schlos­sen. Die Ro­bo­ter wa­ren seit­dem nur noch mit der War­tung, nicht mehr mit der In­stand­set­zung be­schäf­tigt.

Ich hielt mich nicht auf, son­dern schritt auf die Er­he­bung zu, die den Hin­ter­grund der rie­si­gen Hal­le aus­mach­te. In wei­tem Bo­gen spann­te sie sich von ei­ner Hal­len­wand zur an­de­ren. Ei­ni­ge Stu­fen führ­ten zu der Er­he­bung hin­auf und en­de­ten vor ei­nem rot­leuch­ten­den Git­ter. Un­mit­tel­bar vor dem Git­ter stan­den zwei sta­tio­näre, schwer be­waff­ne­te Mars­ro­bo­ter. Zwi­schen ih­nen blieb ich ste­hen und gab ih­nen Ge­le­gen­heit, mich zu iden­ti­fi­zie­ren. Es war stets die­sel­be Pro­ze­dur: zehn Se­kun­den Be­äu­gung durch die fun­keln­den Lin­sen des op­ti­schen Sys­tems der me­cha­ni­schen Wäch­ter, dann öff­ne­te sich das Git­ter und ließ mich die Er­he­bung be­tre­ten.

Im Hin­ter­grund rag­ten aus der Wand me­tal­le­ne Kup­peln, in de­ren Ober­flä­chen Bild­schir­me, Dis­plays, Laut­spre­cher und Mi­kro­pho­ne ein­ge­ar­bei­tet wa­ren. Schräg zur Lin­ken un­ter den Kup­peln stan­den drei Kom­man­do­pul­te. Wei­ter zur Rech­ten gab es ei­ne Grup­pe be­que­mer Dreh­ses­sel. Hier hat­te sich das Kom­man­do­zen­trum der al­ten Mar­sia­ner be­fun­den. Von hier aus wa­ren die kri­ti­schen Pha­sen des Krie­ges ge­gen die De­ne­ber über­wacht und ge­steu­ert wor­den.

Ich nahm in ei­nem der Ses­sel Platz. Die­ses Recht stand mir zu. NEW­TON hat­te mich als ein We­sen an­er­kannt, das das Recht hat­te, ihm Be­feh­le zu er­tei­len. Wir hat­ten nie­mals ver­sucht, ihn dar­über hin­weg­zutäu­schen, daß wir nicht Mar­sia­ner wa­ren, son­dern An­ge­hö­ri­ge ei­nes an­de­ren, frem­den Vol­kes, das noch, in zahl­lo­se Split­ter­grup­pen un­ter­teilt, in den pri­mi­tivs­ten An­fän­gen sei­ner Ent­wick­lung steck­te, als die mar­sia­ni­sche Zi­vi­li­sa­ti­on be­reits den Stand höchs­ter Blü­te er­reicht hat­te. Die­se Ehr­lich­keit hat­te sich be­zahlt ge­macht – al­ler­dings war sie es nicht al­lein, die mich bei NEW­TON so­zu­sa­gen ak­kre­di­tiert hat­te. Der Rech­ner ver­lang­te von dem, von dem er An­wei­sun­gen ent­ge­gen­neh­men soll­te, ein ge­wis­ses – und für un­se­re Be­grif­fe un­er­hört großes – Maß an In­tel­li­genz. Oh­ne die psy­cho­phy­si­sche Be­hand­lung, die Han­ni­bal und ich in der sub­lu­na­ren Mar­s­stadt Zon­ta über uns hat­ten er­ge­hen las­sen und durch die un­se­re In­tel­li­genz­quo­ti­en­ten auf Wer­te über 50 Neu-Orb­ton auf­ge­stockt wor­den wa­ren, hät­ten wir kei­ne Chan­ce ge­habt, je­mals von NEW­TON an­er­kannt zu wer­den. Fünf­zig war das min­des­te, was er ver­lang­te. Die fä­higs­ten Köp­fe der Mensch­heit ka­men von Na­tur aus so gut wie nie über den Schwel­len­wert 40 hin­weg.

»Ich bin hier, NEW­TON!« sag­te ich laut.

Als wir ihm die­sen Na­men ga­ben, hat­ten wir ihm des­sen Be­deu­tung er­klärt. Ich ha­be kei­ne Ah­nung, wie ein Ro­bot­ge­hirn über Na­men emp­fin­det, aber NEW­TON je­den­falls hat­te die Tau­fe wil­lig über sich er­ge­hen las­sen und rea­gier­te seit­dem auf die neue Be­zeich­nung.

»Ich ha­be Sie be­merkt, Sir«, ant­wor­te­te ei­ne sorg­fäl­tig mo­du­lier­te Stim­me aus ei­nem der Laut­spre­cher, die in die Ober­flä­che der mitt­le­ren Stahl­kup­pel ein­ge­ar­bei­tet wa­ren. »Ich be­dan­ke mich für Ihr promp­tes Er­schei­nen.«

»Ich hör­te, du seist be­sorgt«, ver­such­te ich, ihn zu ei­ner Aus­sa­ge zu be­we­gen. »Um was geht es?«

»Es geht um die stän­di­ge Flut von Ver­sor­gungs­gü­tern al­ler Art, die sich über Oko­lar-drei er­gießt.« Oko­lar III war der Na­me, den die al­ten Mar­sia­ner der Er­de ge­ge­ben hat­ten. NEW­TON sprach Eng­lisch, aber wo sich da­zu Ge­le­gen­heit bot, griff er auf die mar­sia­ni­schen Ori­gi­nal­be­zeich­nun­gen zu­rück. »Ich fürch­te, daß an­de­re Zi­vi­li­sa­tio­nen durch die­sen Vor­gang auf das Oko­lar-Sys­tem auf­merk­sam ge­macht wer­den. Ich ken­ne Ih­re La­ge und glau­be zu ver­ste­hen, daß Sie an neu­gie­ri­gen Be­su­chern aus dem All im Au­gen­blick nicht in­ter­es­siert sind.«

Es klang fast wie lei­ser Spott. Ich sah er­staunt auf. Ein Com­pu­ter, der et­was von Iro­nie ver­steht? Un­mög­lich! Oder viel­leicht doch …?

»Du ver­stehst ab­so­lut rich­tig«, ant­wor­te­te ich mit Nach­druck. »Wo­durch wer­den frem­de Ster­nen­völ­ker auf die Er­de auf­merk­sam ge­macht? Ich ver­ste­he, daß die Gü­ter mit Hil­fe ei­nes Trans­mit­ters von ei­nem un­be­kann­ten Punkt im Kos­mos zur Er­de be­för­dert wer­den. Der Trans­port­vor­gang ist über­licht­schnell und spielt sich in ei­nem Trans­port­me­di­um ab, das un­se­rem Uni­ver­sum nicht an­ge­hört. Kann der Vor­gang trotz­dem ge­or­tet wer­den?«

Das wa­ren, in knapp drei­ßig Wor­ten, mei­ne ge­sam­ten Kennt­nis­se der Trans­mit­ter-Phy­sik. Ich hat­te sie von NEW­TON. Bei ei­ner frü­he­ren Ge­le­gen­heit hat­te er ver­sucht, mir das Prin­zip zu er­klä­ren.

»Nicht der Vor­gang sel­ber ist ort­bar«, be­kam ich zu hö­ren, »son­dern ei­ne sei­ner Be­gleiter­schei­nun­gen, Sir. In der Tat bil­det das Trans­mit­ter­feld ei­ne Art Tun­nel durch den Hyper­raum. Dort, wo der Tun­nel in den Hyper­raum ein­tritt, und dort, wo er ihn wie­der ver­läßt, tre­ten ener­ge­ti­sche Über­lap­pungs­er­schei­nun­gen auf. Der Hyper­raum wird durch den Tun­nel so­zu­sa­gen auf­ge­ris­sen. Durch den Riß hin­durch dringt die hoch­ener­ge­ti­sche Auf­riß­flut in un­ser Uni­ver­sum und kann dort von ge­eig­ne­ten Ge­rä­ten un­schwer an­ge­mes­sen wer­den. Bei der In­ten­si­tät, mit der die Ver­sor­gungs-Trans­mit­ter­stre­cke seit Ta­gen ar­bei­tet, ent­ste­hen au­ßer­or­dent­lich ener­gie­rei­che Auf­ri­ßim­pul­se, die si­cher­lich schon vie­ler­orts emp­fan­gen und ge­mes­sen wur­den.«

»Und was ist da­ge­gen zu tun?«

»Die Trans­mit­ter­stre­cke muß drin­gend ge­schlos­sen wer­den!« ant­wor­te­te NEW­TON mit der un­er­schüt­ter­li­chen Ru­he ei­nes We­sens, das nicht die Fä­hig­keit be­sitzt, Furcht zu emp­fin­den.

»Aber wie?« rief ich. »Wir sind in die un­ter­ir­di­sche An­la­ge ein­ge­drun­gen. Der dor­ti­ge Rech­ner hat kei­nen Ein­fluß auf den Trans­port­vor­gang. Den Emp­fangstrans­mit­ter ge­trau­en wir uns nicht zu zer­stö­ren, weil wir fürch­ten, daß da­bei Ne­ben­ef­fek­te auf­tre­ten, die die Er­de in Stücke zer­rei­ßen. Was kön­nen wir tun, NEW­TON?«

»Zu­nächst muß der Stand­ort des Sen­de­trans­mit­ters er­mit­telt wer­den«, er­klär­te der Ro­bot. »Das Not­ver­sor­gungs­sys­tem ver­fügt über Dut­zen­de von Stütz­punk­ten. Es muß fest­ge­stellt wer­den, von wel­chem der vie­len Punk­te die­se Gü­ter­sen­dun­gen aus­ge­hen.«

»Wie tun wir das?« frag­te ich hilf­los.

»Ich bin schon an der Ar­beit«, sag­te NEW­TON. »Die Or­tung der Auf­riß­flut muß sorg­fäl­tig aus­ge­wer­tet wer­den. Es wird schwie­rig sein, ei­ne ein­deu­ti­ge Orts­be­stim­mung durch­zu­füh­ren, da mei­ne An­ten­nen die Auf­ri­ßim­pul­se, die von der Er­de kom­men, na­tur­ge­mäß we­sent­lich deut­li­cher emp­fan­gen als die­je­ni­gen, die von dem weit ent­fern­ten Sen­de­trans­mit­ter aus­ge­hen. Trotz­dem er­war­te ich ein Er­geb­nis in we­ni­gen Stun­den.«

Ich wä­re am liebs­ten auf­ge­sprun­gen. NEW­TON hat­te von selbst be­gon­nen, uns zu hel­fen! Mei­ne Ge­dan­ken über­schlu­gen sich. Et­was kam mir in den Sinn …

»Ich kann hel­fen, NEW­TON!« rief ich be­geis­tert. »Tan­ca­noc, un­ser Freund, kommt von ei­ner Welt des­sel­ben Son­nen­sys­tems, in dem sich auch der Ver­sor­gungs­pla­net be­fin­det. Tan­ca­nocs Hei­mat heißt Ye­do­ce­kon. Die Son­ne ist ein blau­er Rie­se. Es gibt drei­zehn Pla­ne­ten, von de­nen Ye­do­ce­kon der vier­te ist …«

»Der Na­me ist nicht mar­sia­ni­scher Her­kunft«, un­ter­brach mich das Ro­bo­ter­ge­hirn, »und in mei­nen Spei­chern nicht er­faßt. Der Hin­weis auf Grö­ße und Far­be der Son­ne so­wie die An­zahl der Pla­ne­ten sind je­doch wich­ti­ge Be­stim­mungs­stücke.«

Er schwieg. Ich war­te­te ei­ne Wei­le und kam mir da­bei klein und hilf­los vor. Wie nutz­los war ich doch, wa­ren wir al­le in ei­ner La­ge wie die­ser, in der es um das Schick­sal der Er­de und der Mensch­heit ging! All un­se­re Hoff­nung ruh­te auf die­sem Mam­mut-Ro­bo­ter, den un­ser Schick­sal im Grun­de ge­nom­men gar nichts an­ging.

»Mei­ne Mit­tei­lun­gen sind be­en­det, Sir«, sag­te NEW­TON schließ­lich. »Ich wer­de mich mit Ih­nen in Ver­bin­dung set­zen, so­bald ein Er­geb­nis vor­liegt.«

Das hieß, ich war ent­las­sen. Ein Ge­ne­ral­ma­jor der GWA, von ei­ner Ma­schi­ne ent­las­sen! Ich stand auf, trat durch die Git­ter­öff­nung und durch­quer­te den Pro­gram­mier­saal. Wahr­schein­lich bot ich in die­sem Au­gen­blick kei­nen son­der­lich for­schen An­blick. Das ent­sprach mei­ner in­ne­ren Ver­fas­sung. Ich war noch nie­mals zu­vor so ab­grund­tief nie­der­ge­schla­gen ge­we­sen.

 

Ge­ne­ral Re­ling saß schon am Emp­fän­ger und war­te­te auf mei­nen Be­richt über die Be­spre­chung mit NEW­TON. Bis ich zum Sen­de­raum kam, hat­te ich mich ei­ni­ger­ma­ßen wie­der in der Ge­walt. Aber ein Rest Nie­der­ge­schla­gen­heit muß­te mir noch im­mer vom Ge­sicht ab­zu­le­sen sein.

»So schlimm, wie?« be­merk­te Re­ling sar­kas­tisch.

Wir wa­ren seit neues­tem im Be­sitz ei­nes Hy­per­funk­ka­nals mar­sia­ni­scher Her­kunft. Top­thar war di­rekt mit der Be­fehls­zen­tra­le der GWA in Wa­shing­ton ver­bun­den. Das Wa­shing­to­ner Ge­rät stamm­te aus der un­ter­ir­di­schen Mars­an­la­ge, in der wir mit den Ye­do­ce­ko­nern an­ein­an­der­ge­ra­ten wa­ren. Un­se­re Tech­ni­ker hat­ten es samt Ge­ne­ra­tor aus­ge­baut und ins Haupt­quar­tier ge­bracht. Wir wuß­ten nicht, wie ein Hy­per­sen­der funk­tio­nier­te, aber wir wuß­ten ge­nau, wel­che Knöp­fe wir drücken muß­ten, um das Ge­rät zu ak­ti­vie­ren. Die Funk­ver­bin­dung zwi­schen Mars und Er­de war da­her zeit­ver­lust­frei, aber sie er­for­der­te, daß bei­de Ge­sprächs­teil­neh­mer sich in den je­wei­li­gen Sen­de- und Emp­fangs­räu­men be­fan­den.

»Schlimm ge­nug, Sir«, ant­wor­te­te ich.

Dann er­stat­te­te ich mei­nen Be­richt. Re­lings Ge­sicht wur­de zu­se­hends erns­ter und ver­bis­se­ner.

»Das er­for­dert ra­sches Han­deln«, knurr­te er, nach­dem ich ge­en­det hat­te.

»Was wol­len Sie tun?« frag­te ich über­rascht. »Ha­ben Sie einen Plan?«

Er maß mich mit ei­gen­tüm­li­chem Blick. Sei­ne Au­gen ge­fie­len mir nicht. Er schi­en et­was im Sinn zu ha­ben, und kur­ze Zeit spä­ter wuß­te ich auch, daß die­se Ver­mu­tung rich­tig ge­we­sen war. Jetzt je­doch sag­te er:

»Nein, kei­nen Plan. Ich ru­fe ei­ne Son­der­sit­zung der IAK ein. Ge­mein­sam wer­den wir uns schon et­was Brauch­ba­res aus­den­ken. Ich set­ze mich mit Ih­nen in Ver­bin­dung, so­bald et­was Greif­ba­res zu­stan­de ge­kom­men ist. En­de!«

Der Bild­schirm wur­de dun­kel. Schon wie­der ei­ner, der sich mit mir in Ver­bin­dung set­zen woll­te, so­bald er et­was ge­fun­den hat­te. Erst NEW­TON, dann Re­ling. Ich selbst war an­schei­nend völ­lig nutz­los und konn­te nichts Bes­se­res tun als war­ten. Ich re­de­te mir ein, ich hät­te ei­ne Ru­he­pau­se ver­dient, und ver­zog mich in mein prunk­voll ein­ge­rich­te­tes Pri­vat­quar­tier. Bei dem Ver­such ein­zu­schla­fen stell­te ich fest, daß ich in­ner­lich viel zu auf­ge­wühlt war, um die Au­gen zu­zu­be­hal­ten. Ich nahm ein Me­di­ka­ment und fühl­te schon nach we­ni­gen Au­gen­bli­cken, wie die Er­re­gung in sich zu­sam­mensank und woh­li­ge Mü­dig­keit mich um­fing.

Ich er­wach­te durch ein te­le­pa­thi­sches Po­chen. So­fort hell­wach, fuhr ich in die Hö­he. Der ers­te Blick galt mei­ner Uhr. Ich stieß einen un­be­herrsch­ten Fluch aus, als ich fest­stell­te, daß ich an­nä­hernd zwan­zig Stun­den lang ge­schla­fen hat­te. Dann kon­zen­trier­te ich mich auf den te­le­pa­thi­schen Ruf.

»Wird Zeit, daß du auf­wachst!« hör­te ich Han­ni­bals spöt­ti­sche Ge­dan­ken. »Sonst er­wi­scht der Ku­ri­er der IAK dich am En­de beim Pen­nen!«

»Ku­ri­er?« frag­te ich über­rascht. »IAK?«

»Ja, sie hat­ten ei­ne Son­der­sit­zung, wie du weißt, und die Er­geb­nis­se sind an­schei­nend so wich­tig, daß man dich durch Ku­ri­er dar­über in­for­mie­ren möch­te. Er kommt mit der 1418. Großer Bahn­hof und so ist schon an­ge­fah­ren.«

Ich hat­te ein un­gu­tes Ge­fühl im Ma­gen.

»Ku­rie­re kann ich nicht lei­den«, sag­te ich. »Weißt du, wer der Mann ist?«

»War nicht zu er­fah­ren.«

»Hof­fent­lich nicht wie­der wie beim letz­ten Mal …«

»Der Al­te selbst, meinst du?«

»So was Ähn­li­ches!«

Ich un­ter­brach die Ver­bin­dung, nahm ein Bad und warf mich in die gold- und edel­stein­strot­zen­de Mon­tur Sei­ner Ver­klärt­heit, Tu­madschin Khans. Zwan­zig Mi­nu­ten nach Han­ni­bals An­ruf er­schi­en ich im Thron­saal, wo sich in­zwi­schen Alf Tront­meyers bun­te, lär­men­de Schar längst wie­der ein­ge­fun­den hat­te. Ich wur­de mit Fan­fa­ren­klän­gen emp­fan­gen. Die Zy­klo­pen­gar­de nahm Hal­tung an und es­kor­tier­te mich zu dem phan­tas­tisch auf­ge­putz­ten Thron­sitz, auf dem Tu­madschin Khan frem­de Be­su­cher emp­fing. Die Zy­klos wa­ren her­vor­ra­gen­de Pro­duk­te der bes­ten Mas­ken­bild­ner, die die Er­de auf­zu­wei­sen hat­te. Kei­ner von ih­nen war we­ni­ger als 2,07 Me­ter groß, und die Ein­la­gen in den mäch­ti­gen Stie­feln sorg­ten da­für, daß die schein­ba­re Kör­per­grö­ße im Durch­schnitt 2,20 Me­ter be­trug. Ih­re mäch­ti­gen Schä­del wa­ren mit ei­nem ein­zi­gen, fast me­lo­nen­großen Au­ge be­waff­net. Der rie­si­ge Mund wies ein ent­setz­li­ches Ge­he­ge spitz zu­lau­fen­der Fang­zäh­ne auf. Zy­klos spra­chen über ei­ne in der Mas­ke an­ge­brach­te, laut­ver­zer­ren­de Ver­stär­ke­r­an­la­ge. Wenn sie brüll­ten, dann fie­len ei­nem nor­ma­len Sterb­li­chen die Oh­ren vom Kopf. Chef der Zy­klo­pen­gar­de war Bo­ris Pe­tron­ko, Ma­jor, mehr­fa­cher Olym­pia­sie­ger im Ge­wicht­he­ben und ein Ge­müts­mensch par ex­cel­lence.

Ich mach­te es mir auf dem Thron be­quem. Die »Ku­gel­we­sen von Ba­wa­la V« toll­ten vor mir auf dem Bo­den, um mich zu er­hei­tern; aber ich ach­te­te nicht auf sie. Die­ses Thea­ter muß­te sein, da­mit es uns al­len in Fleisch und Blut über­ging und auch nicht die ge­rings­te Un­ge­reimt­heit auf­trat, wenn sich hier wirk­lich ein­mal je­mand se­hen ließ, den es zu be­ein­dru­cken galt. Heu­te aber hat­te ich we­nig Ver­ständ­nis für den Zir­kus. Ich sah Han­ni­bals dür­re, klei­ne Ge­stalt weit im Hin­ter­grund des rie­si­gen Raum­es. Er hob die Hand, um mir zu­zu­win­ken. Ich er­wi­der­te die Ges­te nicht. Es war al­les so sinn­los …

Da be­gan­nen die Fan­fa­ren von neu­em zu schmet­tern. Der Ze­re­mo­ni­en­meis­ter brüll­te: »Der Ku­ri­er von der Er­de!«

Und Se­kun­den spä­ter füg­te er, deut­lich über­rascht hin­zu:

»Sei­ne Ex­zel­lenz, der Ober­be­fehls­ha­ber der ir­di­schen Hei­mat­flot­te, Groß­ad­mi­ral Re­ling, in ei­ge­ner Per­son!«

Al­so hat­te ich doch recht ge­habt. Ich sprang auf. Wenn Re­ling per­sön­lich kam, hat­te er et­was Wich­ti­ges auf dem Her­zen. Das Thea­ter war nicht mehr nö­tig. Ich schritt auf den wei­ten Ein­gang zu und er­reich­te ihn im sel­ben Au­gen­blick, in dem Re­ling auf der ge­gen­über­lie­gen­den Sei­te der Vor­hal­le aus dem An­ti­grav stieg. Er wur­de be­glei­tet von ei­nem Dut­zend Of­fi­zie­re »mei­ner Flot­te«.

»Ich glau­be, wir kom­men oh­ne den Un­sinn aus«, sag­te Re­ling an­stel­le ei­ner Be­grü­ßung. Sein Ge­sicht war düs­ter. Es war ihm an­zu­mer­ken, daß er die­sen Gang nicht ger­ne un­ter­nahm.

»En­de der Pro­be!« schrie ich in den Saal hin­ein.

Tront­mey­er nahm den Be­fehl auf und gab ihn wei­ter. Der Thron­saal leer­te sich au­gen­blick­lich. Nur Bot­cher, mein Ad­ju­tant, und Han­ni­bal blie­ben zu­rück. Auch Re­lings Es­kor­te war wie­der an die Ober­flä­che zu­rück­ge­kehrt.

»Ich ha­be Ih­nen den Ent­schluß der Son­der­sit­zung der In­ter­na­tio­na­len Ab­wehr-Ko­ali­ti­on zu über­brin­gen«, be­gann Re­ling.

Ich blick­te ihn nur an und sag­te kein Wort. Ein ent­setz­li­cher Ver­dacht stieg in mir auf. Konn­te das wahr sein? Wür­de man mir …

»Die Ko­ali­ti­on hat ent­schie­den, daß die Welt ge­fun­den wer­den muß, von der der ver­derb­li­che Strom an Ver­sor­gungs­gü­tern aus­geht«, fuhr der Al­te fort. »Sie er­hal­ten hier­mit den Auf­trag, ein Raum­schiff der Por­cu­pa-Klas­se mit drei­tau­send Mann Be­sat­zung zu ver­se­hen, die un­be­kann­te Ver­sor­gungs­welt an­zu­flie­gen und den dor­ti­gen Trans­mit­ter ent­we­der um­zu­pro­gram­mie­ren oder zu ver­nich­ten!«

Ich starr­te ihn sprach­los an. Ich woll­te et­was sa­gen, woll­te lauthals pro­tes­tie­ren, aber kein Wort kam mir über die Lip­pen. Plötz­lich je­doch zer­brach et­was in mei­nem In­nern. Ein Damm barst, hin­ter dem sich die Auf­re­gun­gen, Ent­täu­schun­gen und Frustra­tio­nen der ver­gan­ge­nen Ta­ge auf­ge­staut hat­ten. Mei­ne Stimm­bän­der wa­ren plötz­lich wie­der frei.

»Sie sind über­ge­schnappt!« schleu­der­te ich dem Ge­ne­ral ent­ge­gen.