Wann Sie Ken kennen gelernt hatte?

Diese Frage wurde ihr oft gestellt.

Meistens dann, wenn sie ein anderes Pärchen trafen und den ersten höflichen Smalltalk hielten – was man nunmal tat, wenn man sich noch nicht so gut kannte. Sie konnte diese Frage auf den Tag genau beantworten: Sie war exakt fünf Jahre alt gewesen, als Ken ihr das Leben gerettet hatte.

 

Aber wann sie Jake kennen lernte?

Am Tag an dem Ken sie davor bewahrte von ihm und den anderen Jungs umgebracht zu werden?

An Kens 29. Geburtstag, der Tag, der so vieles für sie änderte?

An einem der vielen Abende, die sie gemeinsam mit den anderen Jungs verbracht hatten, zum Beispiel beim Abendessen oder wenn sie einen Film ansahen  oder wenn sie im Garten am Feuer nebeneinander gesessen und sich angeschwiegen hatten?

Oder bei einem seiner Übergriffe auf sie, bei denen er sie seinen Hass hatte spüren lassen?

Nein, eigentlich kannte sie Jake noch immer nicht, obwohl er fast genau so viel Zeit an ihrer Seite verbracht hatte wie Ken.

Sie hatte oft versucht ihn zu durchschauen, es nie geschafft.

Sie hatte versucht ihn zu ignorieren und auch das nie geschafft.

 

Und sie hatte alles, wirklich alles, dafür getan, dass er sie mochte und nie verstanden, warum sie der scheinbar einzige Mensch war, den er abgrundtief hasste.

Was Jake anging… naja… das war ein Thema für sich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

 

Freitag, 14. Mai 2010

Entlassung

Megan 23, Ken 30, Jake 27

 

„Jake kommt heute raus. Wir sollten ihn…empfangen.“ Ken räusperte sich. Er lief mit dem Hörer vom Wohnzimmer in die Küche und wieder zurück. Er schien aufgeregter als er zugeben wollte. Und er klang erbärmlich, in seinem Versuch seine Mutter zu überzeugen. Megan atmete genervt aus, jedoch so, dass Ken es nicht mitbekam, er war ohnehin nicht bester Laune heute.

 

Sein Verhältnis zu Jake war in der Vergangenheit oft angespannt gewesen, vor allem jetzt im letzten Jahr. Ken hatte seinen Bruder nur dreimal im Gefängnis besucht und das, obwohl das große Backsteingebäude, umgeben von einem noch größeren Sicherheitszaun, nur eine dreiviertel Stunde entfernt lag von Megans Haus.

Wenn man genauer darüber nachdachte, lagen die Spannungen der Brüder wohl an deren Eltern: von klein auf hatten sie Ken verhätschelt und ihn in den höchsten Tönen gelobt. Alles was er anrührte wurde in ihren Augen zu Gold und weil das bei Jake nicht ebenfalls immer der Fall gewesen war, hatten sie ihn entweder beschimpft oder ihn ignoriert, aber nie hatten sie ihrem jüngeren Sohn versucht zu helfen, ihn zu unterstützen und zu respektieren, dass er anders war als Ken, möglicherweise andere Stärken hatte, die man hätte fördern müssen. Und er hatte andere Stärken, das wusste sie. Er war so talentiert, nicht nur was seine Musik betraf.

Jake hatte sich wohl irgendwann damit abgefunden und aufgehört ihm nachzueifern und zu versuchen in irgendetwas gut oder gar besser zu sein. Und aus Trotz, weil seine Eltern Ken bevorzugten, hatte er erst recht all das getan, von dem er wusste, dass es falsch war, hatte gegen alles rebelliert, von dem er wusste, es würde seine Eltern auf die Palme bringen.

Besonders als er noch ein Teenager war. Alles was seine Eltern liebten, hasste er. Insbesondere Megan.

Und dann, als der schleichende Übergang zum Erwachsensein stattgefunden hatte, war es bereits zu spät gewesen. Sein Charakter war bereits geformt bevor irgendjemand bemerkt hatte, dass man etwas hätte ändern können. Seine Eltern waren zu stolz um einen Fehler zuzugeben und Jake war zu stolz um selbst etwas zu ändern.

So war er hin und wieder auf die schiefe Bahn geraten. Und so war er im Gefängnis gelandet.

 

„Komm schon, Mom. Er war ein Jahr im Knast, können wir nicht wenigstens…“

Er wurde am anderen Ende der Leitung von seiner Mutter unterbrochen.

Megan sah seinem Gesicht selbst auf diese Entfernung an, dass er bereits aufgegeben hatte Jakes Mutter zu überreden, aber er hatte es gar nicht wirklich versucht.

„Okay.“ Murmelte er. „Ja, ist ja schon gut. Ich sehe das eigentlich genauso.“

Megan stand auf, ging auf ihn zu, nahm ihm den Hörer aus der Hand. Er sah sie genervt an. Nicht unbedingt ihretwegen, eher wegen Pattys Starrköpfigkeit. Oder vielleicht doch ihretwegen.

„Hallo Patty, ich bin’s, Megan. Ich würde mich wirklich freuen, wenn ihr heute Abend kämt. Ich habe fest mit euch gerechnet, das Essen eingekauft und so...“ Säuselte sie ins Telefon.

Patty wand sich, war plötzlich nicht mehr so verärgert und endgültig wie im Gespräch mit Ken. „Ich weiß nicht…“

„Dein Sohn kommt aus dem Gefängnis. Wir sollten ihm alle noch eine Chance geben. Wer weiß, vielleicht hat er sich geändert.“ Megan war sehr wohl bewusst wie sehr sie von der Mutter ihres Freundes angehimmelt wurde. Sie wusste, dass sie sie bereits überredet hatte.

„Das glaubst du ja wohl selbst nicht.“ Murmelte Patty. Und auch Megan wusste wie lächerlich und geradezu armselig dieser Gedanke war. „Ich komme, aber ich komme nur dir zuliebe.“ Patty legte auf.

 

„Und? Mehr Glück gehabt?“ Ken kam aus der Küche zurück, drei Teller in der linken Hand, mit zwei weiteren Tellern in der rechten Hand wedelte er fragend.

„Du kannst die Teller hinstellen, sie kommen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob man deshalb von Glück sprechen kann.“

 

 

Spätestens in dem Moment, in dem Patty und Dario durch die Eingangstüre kamen, wurde ihr klar wie Recht sie damit hatte.

Patty‘s Wangenknochen arbeiteten angespannt, sie sah aus, als würde sie bei der kleinsten Bemerkung platzen.

„Ist er schon da?“ Patty gab Megan einen Kuss auf die Wange und hängte ihre Jacke an die Garderobe. Dario tat es ihr gleich.

Nein, sie müssten aber jeden Augenblick ankommen. Ken holt ihn gerade ab.“ Megan ließ ihnen den Vortritt.

Patty trat ein, stieß einen zufriedenen Seufzer aus als sie den gedeckten Tisch sah und machte es sich bequem. Dario verabschiedete sich mit grimmiger Miene und einer Zigarre auf die Terrasse. Er zog die Türe hinter sich zu.

Megan hatte sich um jede Kleinigkeit gekümmert, auf dem Esstisch und den umstehenden Kommoden standen brennende Kerzen, die ein romantisches und warmes Licht im Haus zauberten und hoffentlich auch bald auf Patty‘s und Dario‘s Stimmung einwirkten. In der Anlage liefen leise Oldie’s aus den 50er und 60er Jahren, genauso wie Patty es liebte. Und dann gab es da natürlich noch den Stimmungsheber Nummer Eins, auf den sie sich verlassen musste, wenn alles andere nicht half.

„Wein?“ fragte Megan mit zuckersüßem Lächeln. Sie sollte es doch wenigstens schaffen sie ein wenig aufzulockern bevor der Rebell der Familie eintraf.

 

 

„Sollten sie nicht längst da sein? Kenny ist doch rechtzeitig losgefahren oder? Hatten wir nicht gesagt um acht?“

„Ja, ja und ja.“ Megan runzelte die Stirn. „Noch ein Glas Wein?“ Sie hatte selbst alle Mühe nicht wütend zu werden.

Sie hatte Lasagne gemacht. Und nun wartete sie hier mit einer angespannten Patty und einem immer grimmiger drein schauenden Dario auf die beiden Jungs und darauf, dass der Familienstreit losgehen konnte. Großartig. Alle Versuche die beiden aufzulockern hätten möglicherweise funktioniert, wenn die Jungs nur pünktlich zurück gewesen wären.

Aber nicht so. Natürlich nicht, mittlerweile war selbst Megan soweit Patty’s Söhnen die Lasagne entgegenzuschmettern, da konnten auch Nat King Cole oder Frank Sinatra nicht helfen die Stimmung zu heben.

Sie stand auf, ging in die Küche und sah auf die Uhr des Backofens.

21:35 blinkte sie.

Eineinhalb Stunden zu spät. Eineinhalb Stunden, in denen sie Patty und Dario unterhalten hatte, versucht hatte sie aufzumuntern und allein davon schon so erschöpft war, dass sie kaum noch Energie in sich hatte um sich heute Abend noch ihrem Märtyrer zu stellen. Wenn sie nur an Jake dachte, krampfte sich ihr Magen schmerzhaft zusammen.

Sie konnte nicht fassen, dass die beiden Brüder sie hier sitzen ließen.

Es war ja nicht so, als könnte man die Lasagne nicht wieder erwärmen, aber darum ging es gar nicht.

Es ging ums Prinzip, darum, etwas Respekt zu zeigen, wenn man eingeladen war und wenn die ganze Familie einen erwartete.

Sie ballte die Fäuste. Ken war sonst meist zuverlässig, gerade seit dem letzten Jahr. Es sah ihm nicht ähnlich, dass er so viel später kam ohne ihr und vor allem seinen Eltern bescheid zu sagen.

Dario war bereits zum dritten Mal zum Rauchen auf die Terrasse verschwunden.

Die Jungs hatten vor über eineinhalb Stunden zurück sein wollen. Je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer war sie sich: es musste etwas passiert sein.

„Patty?“ sie eilte ins Wohnzimmer zurück. „Es ist bestimmt was passiert. Ein Unfall oder... Sollten wir nicht irgendwas tun? Den Weg abfahren oder…“

In diesem Moment hörten sie den Schlüssel in der Eingangstüre.

„Gott sei Dank!“ Megan unterdrückte das Verlangen ihnen entgegen zu laufen und eine Szene zu machen.

Oder Ken um den Hals zu fallen, weil ihm nichts passiert war.

Oder beides.

Sie zwang sich am Esstisch stehen zu bleiben, neben Patty, die versuchte den Saum von Megans zu kurzem Kleidchen ein wenig nach unten zu ziehen. Es war eindeutig zu kurz, warum bemerkte sie das jetzt erst?

Das Herz schlug ihr bis zum Hals, sie hatte den ganzen Tag Bauchschmerzen vor Aufregung gehabt.

 

Sie hatte Jake ein Jahr nicht gesehen.

Es war offensichtlich, dass er Megan nicht ausstehen konnte. Er hasste sie seit sie zurück denken konnte.

Dieses eine Jahr war das entspannteste Jahr ihres ganzen Lebens gewesen. Niemand hatte sie verächtlich angesehen, wenn sie eine vorsichtige Bemerkung gemacht hatte, niemand hatte die Augen verdreht, wenn sie von Ken ein Kompliment gemacht bekam, niemand hatte auf Männerabende bestanden, nur damit man sie alleine zuhause zurück ließ, niemand hatte sie so sehr ignoriert und dennoch so versucht zu verletzen.

Erst gegen Ende seiner Inhaftierung war Megan wieder angespannter geworden, hatte sich gefragt, ob es wohl noch schlimmer werden würde als zuvor, wenn Jake wieder in ihrer Nähe war, jetzt da er wegen ihr im Knast gewesen war… Ob er ihr wohl die Schuld gab?

Natürlich tat er das.

Die Frage war eher: wie würde er ihr das heimzahlen?

 

Als Jake eintrat, fühlte sie sich augenblicklich wie das kleine Mädchen von damals, das von ihm und seinen Freunden gezwungen wurde eine Handvoll Sand auf dem Spielplatz zu essen – und das obwohl dieser Vorfall bereits fast zwanzig Jahre zurück lag.

 

Er sah müde aus, was ihn älter machte oder vielleicht war er auch älter geworden, was ihn müde aussehen ließ. Seine dunkelblonden Haare waren etwas länger als im letzten Frühling. Zusammen mit seinem Drei-Tage-Bart ergab das ein gefährliches und wildes Erscheinungsbild.

Patty hatte damit aufgehört an Megans kurzem Strickkleidchen herumzuzupfen, in dem Moment als Jake und Ken den Raum betreten hatten, aber nun zog Megan selbst nervös daran, als könnte sie ihre Aufregung verbergen, wenn sie etwas weniger Bein zeigte. Als ob...

Das glühende Feuer in seinen Augen war stärker als vor einem Jahr. Stärker denn je! Er schien – zumindest auf den ersten Blick – keiner von denen zu sein, denen es im Knast schlecht ergangen war. So, wie sie ihn kannte, war er einer von den anderen gewesen, die die jeder zum Freund, jedoch keiner zum Feind haben wollte und die im Stillen regierten ohne je etwas dafür getan zu haben. Genau wie damals in der Schule. Nur ein Blick von ihm genügte und man kam sich klein vor und spurte. Egal ob männlich oder weiblich.

 

Er umarmte seine Mutter kurz, die sich sofort wieder an den Esstisch setzte. Es war offensichtlich, dass eine emotionale Begrüßung beiden peinlich gewesen wäre.

Für einen Moment hatte es den Anschein, er wolle nach seinem Vater fragen, doch dann entdeckte er ihn draußen auf der Terrasse und zuckte kaum merklich mit den Schultern.

 

Dann wandte er sich Megan zu, sah sie von oben bis unten an, bis sie sich unangemessen gekleidet vorkam.

„Du hättest mich mal besuchen kommen sollen, dann hätte ich mich nicht so allein gefühlt.“ Er lief an ihr vorbei, strich ihr über den Hintern und drückte fest zu.

Ihr Gesicht veränderte sich in ein intensives Rot, sie konnte regelrecht spüren, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Seine Berührung war erotisch, ließ ihre Beine weich werden und trieb ihr ein Kribbeln zwischen die Beine.

Sie war wie elektrisiert von der Tatsache, dass er sie ansprach und natürlich von seiner Berührung, auch wenn es sie wütend machte. Sie wusste, wie er es meinte. Sie wusste es ganz genau. Natürlich machte er sich über sie lustig.

Megan warf Ken einen Blick zu, doch der sah auf die Terrasse hinaus, als hätte er nichts gesehen. Sie wusste, dass es ihm egal war.

Sie nahm all ihren Mut zusammen. „Noch eine respektlose Geste deinerseits und du wirst dieses Haus nie wieder betreten!“ sagte Megan leise, aber mit drohendem Unterton.

Sie zwang sich in seine Augen aufzuschauen und den Blick zu halten.

Er starrte auf sie herab.

„Was is’n mit dir passiert? Plötzlich kriegst du den Mund auf?“ Sein alkoholisierter Atem schlug ihr entgegen. Ihre Wimpern flatterten nervös und er schnaubte verächtlich auf, wie ein lautloses Lachen. Er durchschaute sie, wie immer. Sie schaffte es nicht einmal ihm länger als drei Sekunden in die Augen zu schauen ohne dabei nervöse Anzeichen bemerkbar werden zu lassen, selbst wenn es nur ein so geringes Anzeichen war wie das Flattern ihrer Wimpern. Natürlich sah er es.

Ohne weiter auf sie einzugehen wankte er zur Couch, ließ sich fallen und stellte den Fernseher an.

Patty legte ihr entschuldigend die Hand auf die Schulter.

 

Megan fragte sich, ob Dario nicht mitbekommen hatte, dass sein Sohn eingetroffen war oder ob er es ignorierte. Er stand rauchend draußen in der Dunkelheit, starrte unbeweglich in den Garten.

„Warum hat das so lange gedauert?“ keifte Patty.

„Naja, ich weiß auch nicht…wir wurden eben aufgehalten von…“ Ken suchte nach einer Ausrede, gab aber schnell auf und zuckte mit den Schultern.

…von einer Bar.“ Jake war bekannt dafür, dass es ihn nicht interessierte was andere von ihm dachten. Nicht einmal bei seiner Mutter suchte er nach einer Ausrede. „Merkt man das nich’? Ich bin total blau.“

Megan warf Ken einen Blick zu.

„Was“ sagte er stirnrunzelnd, als verstünde er nicht, weshalb sie ihn so ansah, worüber sie sich ärgerte.

„Wir haben hier gewartet. Mit dem Essen.“ Sagte Megan leise. Doch bevor er etwas zu seiner Verteidigung sagen konnte murmelte sie „schon gut.“

Für alle hörbar rief sie „Essen ist in zehn Minuten auf dem Tisch!“ und verschwand in die Küche.

Sie hörte gerade noch, wie Jake mit seiner tiefen Stimme auflachte. „Hatte sie nicht genug Zeit zu kochen? Jetzt sollen wir auch noch warten?“

Patty war sofort zur Stelle und fauchte auf ihren Sohn ein.

Wie eh und je, dachte Megan bei sich und zog die Türe hinter sich zu. Sie lehnte sich an die kühle Wand und schloss die Augen. Die Kälte an ihrem Rücken trieb ihr einen Schauer über den Rücken, genauso wie der Gedanke an Jake’s anzügliche Geste.

 

Sie brauchte einen Moment für sich. Um ihre Gedanken kreisen zu lassen, um einen Moment durchzuatmen, um wieder klar im Kopf zu werden und um die Röte aus ihrem Gesicht zu vertreiben. Aber vor allem, um dem Drang zu widerstehen Jake um den Hals zu fallen.

Sie konnte nicht begreifen warum, aber sie freute sich, dass er zurück war, dass sie ihm endlich wieder in die feurigen Augen sehen und sich vorstellen konnte, dass das Feuer eigentlich Leidenschaft war, die für sie glühte. Und dass er sich genauso nach ihr verzehrte wie sie sich nach ihm.

Es genügte ihr schon, ihn einfach nur anzusehen. Auch wenn er sie abgrundtief hasste, seit sie sich vor fast 20 Jahren zum ersten Mal über den Weg gelaufen waren.

 

Ein ganzes Jahr lang hatte sie sich diesen Tag herbei gesehnt. Sie hatte der unbeschreiblichen Versuchung widerstanden, ihn zu besuchen. Auf keinen Fall wollte sie sich von ihm bloßstellen und erniedrigen lassen. Denn sie wusste, dass er das getan hätte.

Er wäre höchst wahrscheinlich nicht einmal an den Tisch im Besucherraum heran getreten, sondern hätte auf der Stelle kehrt gemacht und sich in seine Zelle zurückführen lassen, sobald er gesehen hätte, dass Megan diejenige war, die ihn besuchen wollte.

 

Sie schaltete den Ofen wieder an um die Lasagne zu erwärmen, trat ans geöffnete Fenster und atmete einige Male tief ein. Ihre Stirn und ihre Wangen fühlten sich heiß an. Auch die Abendluft half nicht sonderlich ihre erhitzten Gedanken abzukühlen, es war noch immer sehr warm, es würde noch Stunden dauern, bis die Luft endlich abkühlte.

Als die Verbindungstüre vom Wohnzimmer zur Küche hinter ihr aufgeschoben wurde, fuhr sie erschrocken herum.

Es war nur Ken. Sie atmete erleichtert aus.

„Hey.“ Er trat hinter sie, nahm sie in den Arm, sah ebenfalls hinaus in die schwarze Nacht.

Heulst du wegen seiner Bemerkung?“

Erst als er sie darauf ansprach, merkte sie, dass ihr eine Träne über die Wange lief. Sie wischte sie schnell weg.

Sie nickte.

 

Natürlich ärgerte sie sich über Jakes Reaktion. Darüber, dass er sich ihr gegenüber nicht ein einziges Mal normal verhalten und sie wie alle anderen begrüßen konnte. Und darüber, dass er ihr die Schuld daran gab, dass das Essen nicht sofort bereit stand, obwohl er mit Ken über eine Stunde zu spät gekommen war. Aber das war kein Grund zu Weinen.

Sie redete sich ein, dass er eben so war. Er hatte sich nie anders verhalten.

Sie hatte nie in ihrem Leben ein Kompliment von ihm erhalten oder auch nur eine einziges nettes Wort. Außer an dem Abend im Februar vor über einem Jahr, als sie Kens 29. Geburtstag gefeiert hatten. An dem Abend, an dem der Rodeoabend auf der Ranch stattgefunden hatte. Der einzige Abend an dem er sich jemals anders verhalten hatte. Der Abend, der so schlimm geendet hatte. Der Abend, der für Jake im Gefängnis geendet hatte und der ihr kaum noch in Erinnerung war.

 

Ihre Tränen hatten einen ganz anderen Grund. Sie hatte so lange gewartet, ihn wiederzusehen, hatte Nächte hindurch sehnsüchtig wach gelegen und hatte in den letzten Wochen kaum noch einen Bissen heruntergebracht, vor lauter Aufregung vor dem heutigen Abend.

Es waren Freudentränen dass er endlich wieder hier war und sie ihn vermisst hatte wie einen lange verschollenen Freund – auch wenn er eher ihr Feind war. Es klang so unglaublich, wie es war: Sie hatte ihn vermisst. Punkt.

 

Jake war immer gegen sie gewesen. Er war dagegen, dass sie mitkam - egal wohin, dass Ken sich mit ihr abgab, dass sie überhaupt in seiner Nähe war.

Wie sehr würde er erstaunt sein, wenn er sah, was sich in diesem einen Jahr, in dem er fort gewesen war, alles geändert hatte!

Vielleicht, wenn er sah wie die anderen sie mittlerweile behandelten, würde er sich ebenfalls ändern? So vieles war anders nach diesem einen Jahr...

Sie schüttelte den Kopf über ihre eigenen Gedanken. Das war unmöglich, das wusste sie selbst. Eher würde er die anderen wieder gegen sie aufbringen. Und sie wusste nur zu gut wie einfach es für ihn war andere zu manipulieren. Jeder verfiel entweder seinem Charme oder hatte Angst vor ihm. Eins von beidem klappte immer. Furcht oder Charme. Panik oder Anhimmeln.

Aber dieses Mal hatte er nicht mit Megan gerechnet, mit ihrer Gegenwehr und mit ihren weiblichen Waffen. Auch sie hatte gelernt zu manipulieren, die anderen auf ihre Seite zu bringen, sie zu mögen, sie zu verteidigen, eine von ihnen werden zu lassen.

Genau genommen war sie immer eine von ihnen gewesen, von außen gesehen. Aber es hatte sich vieles geändert in dem einen Jahr, in dem Jake fort gewesen war. Nun fühlte sie sich wirklich dazu gehörend. Und das würde sie sich von Jake nicht wieder wegnehmen lassen.

Während sie sich tiefer in Ken‘s Umarmung schmiegte, versprach sie sich zum gefühlten hundertsten Mal an diesem Tag, dass sie genau so selbstbewusst bleiben musste, wie sie es das gesamte letzte Jahr gewesen war.

Von nun an würde sie sich nichts mehr von ihm gefallen lassen.

 

Sie spürte Kens Bauch an ihrem Rücken. Er strich mit seinen Händen an ihrer Hüfte nach unten, an ihrem kurzen Kleidchen entlang, griff mit einer Hand darunter. Er drückte sein Becken gegen ihren Hintern.

„Kenny…“ versuchte sie ihn zaghaft abzuwehren.

„Komm schon, wenn du so ein kurzes Kleid trägst, dass man fast dein Höschen sieht, brauchst du dich nicht wundern.“ Sagte er heißer vor Erregung.

„Was ist wenn deine Eltern reinkommen...“ versuchte sie ihn halbherzig abzuwehren.

„Shhh...“ Er drückte sie fest gegen die Fensterbank. Die Kante drückte hart gegen ihren Hüftknochen.

 

Im Wohnzimmer hörte sie Patty keifen. Irgendwie tat Jake ihr sogar leid. Er kam gerade aus dem Knast, man musste seine eigenen Eltern überreden, dass sie sich zu einem Abendessen zu ihnen gesellten und dann konnte sie sich nicht einmal zurückhalten ihn zu beschimpfen wie eh und je.

Nach all der Zeit.

Nicht einmal für einen Abend…

Jake hatte es nie einfach gehabt mit seinen Eltern. In diesem Moment bereute Megan schon, dass sie sie eingeladen und sogar noch überredet hatte zu kommen.

 

Ken öffnete in Windeseile seine Hose, schob ihr Höschen zur Seite und war in ihr, bevor sie reagieren konnte. Er stieß fest zu, hielt sich abwechselnd am Fensterbrett und in ihren Haaren fest, während er sie schnell nahm.

Sie sah aus dem Fenster, versuchte die Umrisse des Gartens einzuordnen, doch sie sah nur den beleuchteten Pool, dessen Wasser türkis schillerte und gerade heute Nacht einladender erschien als sonst. Es war heißer als in den letzten Wochen. Sie dachte zurück, an die Zeit, in der sie gemeinsam den Pool gebaut hatten, alle Jungs hatten mitgeholfen, während Megan einige Meter entfernt in den Gemüsebeeten gekniet und Tomaten und Zucchini angebaut hatte.

 

Megan roch Kens Bieratem und fragte sich, wer von den beiden Jungs betrunkener war und wer das Auto gefahren hatte.

Wie konnte Ken als Polizist nur so unvorsichtig sein?

Manchmal schien es ihr als wäre er nur deshalb Cop geworden um sich selbst mehr leisten zu können. Ein Cop der Gras anbaute, ein Cop der heimlich Filme zog, ein Cop der seinen Bruder ohne Führerschein Auto fahren ließ und auch selbst betrunken fuhr. Natürlich verdächtigte ihn niemand, den charmanten Kenny, der so vernünftig war und der mit einem lieben Lächeln sofort glaubwürdig erschien, egal was er getan hatte, egal was er erzählte, im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder, dem schwarzen Schaf der Familie, der nun „endlich im Knast ist und hast du schon gehört, er hat Kenny’s Kleine entführt und vergewaltigt und vorher Michael‘s Neffe angeschossen, der ihr helfen wollte zu entkommen!“

Megan waren die Gerüchte noch in Erinnerung als wäre es erst gestern gewesen, als sie diese Gespräche und Tuscheleien unfreiwillig mitangehört hatte.

Einmal war sie mitten in einem Restaurant aufgestanden, hatte sich an den Tisch hinter ihnen gestellt und Jake wütend verteidigt.

„Es war Michael‘s Neffe, der mich vergewaltigen wollte, nicht Jake. Jake Daniels hat mich vor diesem Ekel gerettet und hat ihn nur aus Notwehr angeschossen! Wenn ihr schon über jemanden herzieht, dann fragt wenigstens vorher nach der Wahrheit!“ Damit hatte sie wütend das Restaurant verlassen und draußen auf Ken gewartet, der wortlos und seltsam gereizt mit ihr heimgefahren war. Den beiden Frauen aus dem Restaurant war nicht bewusst gewesen, dass Megan mit dem Rücken zu ihnen gesessen war, aber sie waren auch nicht wirklich peinlich berührt darüber.

Die Leute in dieser Gegend kannten keine Scham wenn man sie zur Rede stellte, eher wurde man selbst noch als verrückt erklärt.

 

Ken wurde ein wenig schneller, sein Griff in ihrem Haar fester und sein Atem wurde zum Keuchen. Er kam nach wenigen Minuten, riss sich dabei zusammen, um nicht zu laut zu stöhnen, schließlich war seine ganze Familie hier.

Natürlich kam er in ihr, auch wenn er wusste wie wenig sie das leiden konnte. Nachts im Bett oder wenn sie nichts vorhatte an diesem Tag war es ihr egal, aber nicht wenn seine Eltern hier waren und sie anschließend das Gefühl hatte sein Sperma lief ihr an den Innenseiten der Oberschenkel hinunter.

Als er fertig war küsste er sie flüchtig in den Nacken und schloss seine Hose.

Sie drehte sich nicht zu ihm um, blieb einfach stehen und starrte weiter in die Nacht, während eine weitere Träne über ihre Wange rann.

 

„Ist das Essen jetzt warm?“ fragte er.

Megan atmete tief ein und aus, bevor sie sich zu ihm umdrehte. Er vermied ihren Blick, als sie sich die Feuchtigkeit zwischen den Beinen mit Küchenpapier trocknete und dann ihre Hände wusch.

Gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer zurück, Megan trug die Auflaufform mit Lasagne an den Tisch, Ken kam mit zwei Flaschen Bier hinterher.

Patty stand diskutierend bei Dario auf der Terrasse, es war nicht schwer zu erraten worum es ging.

Jake lag immer noch auf der Couch, seine Gitarre in der Hand, und beobachtete die Szenerie seiner Eltern, scheinbar hatte seine Mutter für einen Moment aufgegeben auf ihn einzuschimpfen und regte sich nun vor seinem Vater über ihren Sohn auf.

Er nahm eine der Flaschen von Ken entgegen und stieß mit ihm an, bevor er ein paar weitere Akkorde zupfte. Die Musik in diesem Haus hatte Megan so vermisst, als er weg gewesen war. Wie sehr, das wurde ihr erst jetzt bewusst. Jake musterte Megan erneut von oben bis unten, dann begann er plötzlich zu grinsen.

„Unfassbar, wie kannst du sie praktisch vor meinen Augen vögeln, verdammt noch mal. Ich komme gerade aus dem Knast!“ lachte er laut auf, mit seiner tiefen Stimme und boxte Ken gegen die Schulter, der sich ebenfalls ein Grinsen nicht verkneifen konnte und es gar nicht erst versuchte abzustreiten.

Sah Jake ihr tatsächlich an, dass sie gerade Sex gehabt hatten? Sie fuhr sich durch die Haare und zog ihr Kleidchen erneut am Saum nach unten.

Megan spürte Jakes anzügliche Blicke auf sich, als sie sich nach vorne beugte um die Schüssel in die Mitte des Tisches zu stellen.

Das war neu für sie.

Klar, er kam gerade aus dem Knast, er hatte einiges nachzuholen, was das betraf und wie sie ihn kannte.

Es war bestimmt sehr einfach ihn nach einem Jahr Enthaltsamkeit anzutörnen.

Auch wenn wahrscheinlich jedes andere weibliche Lebewesen auf diesem Planeten diese Blicke als anstößig und erniedrigend empfunden hätte, ihr Herz klopfte wild. Wenigstens bemerkte er sie. Und wenigstens bemerkte er sie so.

 

 

Sie waren gerade mal eine Stunde am Tisch gesessen, als Megan sich bereits wieder weit weg wünschte.

Patty konnte kaum aufhören zu keifen, Dario hatte seinen Sohn nur mit einem verhaltenen Nicken begrüßt und ihn nicht weiter beachtet.

Früher hatte sie sich immer eine Familie gewünscht, hätte alles dafür getan ihren Vater zu kennen und Geschwister zu haben. Aber wenn sie dieses Beispiel an Familie miterlebte, war sie froh, dass es nur ihre Mutter und sie gegeben hatte.

 

Den heutigen Abend hatten sie entweder mit schnippischen Kommentaren von Seiten seiner Mutter verbracht, die an Jake gerichtet waren oder mit ihren perfekt eingefädelten Lobeshymnen auf Ken. Oder mit Schweigen.

Am Ende hatte Jake sich mit gesenktem Kopf über sein Essen hergemacht und gar nichts mehr von sich gegeben.

Es zog Megan den Magen zu, bei einer solchen Stimmung konnte sie unmöglich essen. Vielleicht lag es aber auch an Jakes reiner Anwesenheit.

Er sah hin und wieder zu ihr herüber, in ihr Dekolleté, das leicht glänzte, weil es ein heißer Abend war und es auch zu später Stunde nicht merklich abgekühlt hatte, zumindest nicht im Haus. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann es jemals zuvor bereits im Mai so heiß gewesen war.

Die Musikanlage spielte At Last von Etta James und augenblicklich knisterte die Luft noch etwas mehr als zuvor.

 

At last, my love has come along

And my lonely days are over

 

Die gehauchten Zeilen kamen ihr sonst nicht so sexy vor wie an diesem Abend.

Sie versuchte nicht an seine starken Arme zu denken, seine Hände an ihrem Körper, seine Lippen an ihrem Hals, sein Atem auf  ihrer Haut… Sie zuckte zusammen, als ihr bewusst wurde, dass sie ihn angestarrt hatte, die Muskeln, die sich unter seinem Shirt abbildeten, seinen Hals, an den sie sich lehnen wollte, seine Lippen, die sie nur einmal küssen wollte…

Es war ihr unangenehm, als sie seinen Blick auffing, als hätte er sie ertappt und als wüsste er genau was dieser Song am heutigen Abend bei ihr bewirkte. Es kam ihr vor, als könne er ihre Gedanken lesen, als wüsste er, dass sie sich zuvor in der Küche vorgestellt hatte, er würde hinter ihr stehen und nicht sein Bruder. Und als amüsierte ihn dieser Gedanke.

Sie versuchte ihn nicht weiter zu beachten, tat alles, um das neu gewonnene Selbstbewusstsein des vergangenen Jahres nicht an einem einzigen Abend sofort wieder zu verlieren.

Und sie versuchte alles um seine Blicke und diesen Song einfach auszublenden. Und die Hitze.

 

Als er auch den zweiten Teller Lasagne mit großem Appetit geleert hatte, konnte sie sich ein stolzes Lächeln nicht verkneifen. Es bedeutete ihr mehr, zu sehen, dass es Jake schmeckte, als die ständigen Bekundungen seiner Eltern, dass sie niemanden kannten, der besser kochen könne als Megan.

 

 

Nach dem Nachtisch verzog Megan sich für einen Moment auf die Terrasse um frische Luft zu schnappen und die Familie für ein paar Worte allein zu lassen – obwohl sie nicht wusste ob das die beste Idee war.

Je später die Nacht, desto kühler wurde auch die Luft. Endlich, die Hitze tagsüber war fast unerträglich.

Sie atmete tief ein, hoffte, dass dieser Abend bald zu einem Ende kam.

Patty und Dario waren oft bei Ken und ihr zu Besuch. Mindestens einmal im Monat. Es war immer ein angenehmes Miteinander, nette Abende, auf die sich alle freuten.

Viel Gelächter, hin und wieder Diskussionen, aber immer mit einem Lächeln in den Augen und nie kam ein böses Wort auf. Sobald Jake in der Nähe war, änderte sich das.

 

Sie stand in der Dunkelheit, sah hinein in ihr hell beleuchtetes Wohnzimmer. Jake saß breitbeinig und mit gesenktem Kopf auf der einladenden Couch, presste die Handballen an seine Augen, bevor er wieder aufsah. Er schien müde – vor allem müde vom heutigen Abend – und auch wenn er nach außen zwanghaft Gleichgültigkeit ausstrahlen wollte, sah sie ihm dennoch an, wie unglücklich er war.

Patty und Dario standen in der Mitte des Raumes, sahen auf ihn herab, die Diskussionen fanden kein Ende. Ken hatte sich hin und wieder eingemischt, eher halbherzig, versucht gute Stimmung aufkommen zu lassen, es jedoch schnell wieder aufgegeben.

Sie ließ den heutigen Abend Revue passieren, dachte darüber nach wie Jake sie die meiste Zeit während des Essens einfach nur ignoriert hatte, kaum einen seiner bösen Sprüche, keine spöttischen oder verurteilenden Kommentare, natürlich auch keine anzüglichen Kommentare mehr.

Nur einmal hatte er sie mit zusammen gezogenen Augenbrauen angesehen, als sie über einen von Ken’s Witzen lachte, so als würde er Lachen nicht verstehen und sie hatte sich peinlich berührt geräuspert und sich wieder ihrem Teller gewidmet. Und dann natürlich der spöttische Blicke, als sie ihn angestarrt hatte, während der Song den Raum mit Knistern erfüllt hatte… Aber das war es auch schon gewesen, den Rest des Abends hatte er sich verhalten, als säße sie gar nicht mit am Tisch.

Megan konnte nicht sagen, was sie schlimmer fand: von ihm ignoriert zu werden oder ganz öffentlich tyrannisiert zu werden. Sie hatte immer angenommen, wenn er sie nur in Ruhe ließe, wäre alles gut. Aber jetzt war sie sich nicht mehr so sicher.

Genau so musste es Jake mit seinem Vater gehen, der ihn längst aufgegeben hatte und ihn nicht beachtete.

 

Patty und Dario schienen nur darauf gewartet zu haben, dass sie wieder hinein kam, denn sie verabschiedeten sich sobald sie die Glastüre hinter sich geschlossen hatte.

Sie dankten für den schönen Abend und versicherten, dass sie sich auf ihr nächstes Treffen freuten, dann gingen sie.

Während Megan den Tisch abräumte und die Küche säuberte, machten es sich Ken und Jake vor dem Fernseher bequem. Ken saß auf der einen Couch, Jake auf der anderen, sie stellten den Fernseher nur deshalb an um sich nicht unterhalten zu müssen. Zwischen den beiden war deutlich eine Anspannung spürbar, die Megan so nie zuvor bemerkt hatte. Irgendetwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Da war etwas passiert, sie kannte beide ihr ganzes Leben lang, sie wusste es einfach, wenn sie die beiden so beobachtete. Sie ließ ihren Blick zwischen den Brüdern schweifen, während sie den nächsten Stapel Teller in die Küche trug.

Sie hätte zu gerne gewusst, was da los war, aber wie sie Ken und Jake kannte, würde das schon bald mit ein paar Fausthieben geregelt werden, dann würde sie schon heraus finden, was vorgefallen war.

Nachdenklich ging Megan zurück ins Esszimmer um das Besteck einzusammeln.

Sie spürte, dass Jake sie beobachtete. Wahrscheinlich um sich den nächsten bösen Kommentar zu überlegen.

Jedes Mal, bevor sie aus der Küche kam, zog sie ihr Strickkleidchen zurecht und warf ihr Haar zurück. Sie ärgerte sich über sich selbst, wie sehr sie ihm gefallen wollte und wie klein sie sich wieder fühlte, kaum dass er zurück war.