Nachschrift

Im Frühjahr 2007 lieferte Jakob Ejersbo eine Kiste mit circa eintausendsechshundert Manuskriptseiten im Verlag Gyldendal ab: die Romane Liberty und Exil sowie den Band Revolution mit Erzählungen.

Nachdem ich die Manuskripte gelesen hatte, saßen Jakob und ich einige Tage zusammen und gingen Seite für Seite durch. Danach begann Jakob mit einer weiteren Reinschrift.

Im September 2007 wurde Krebs bei ihm diagnostiziert, und kaum ein paar Monate später, Anfang November, schickte er mir diese Mail:


Lieber Johannes,

ich möchte nicht unnötig morbid erscheinen, aber ich habe viel in meine Bücher investiert, daher ziehe ich es angesichts meiner Krankheit vor, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Das angehängte Dokument ist eine Gebrauchsanweisung für Dich, damit Du Dich in Exil, Liberty und Revolution zurechtfindest, sollte ich zur Unzeit von dannen ziehen.

Und jetzt kein weiteres Wort mehr darüber.

Ich gehe davon aus, dass ich morgen früh auf eine Tasse Tee vorbeischaue.

Beste Grüße, Jakob

In dem angehängten Dokument gab er Anweisungen für die letzten kleinen Korrekturen, die bei Exil und Revolution noch auszuführen waren, und bat mich, die Änderungen, die er in Liberty nicht mehr hatte ausführen können, »mit behutsamer und kundiger Hand« vorzunehmen.

Im Frühsommer 2008 besuchte ich Jakob bei seinen Eltern in St. Restrup bei Aalborg. Ich bekam bei dieser Gelegenheit eine Kiste mit den Manuskripten überreicht, und Anfang Juli, eine Woche vor seinem Tod, sprach ich ein letztes Mal mit ihm, unter anderem über die weitere Arbeit an seinen Büchern. Er schlug vor, eventuell seinen alten Freund, den Autor Hans Lucht, hinzuzuziehen und ihn zu bitten, als zweiter Lektor an Liberty mitzuarbeiten.

Anfang 2009 begann ich mit der Arbeit an den Manuskripten, die nun mit dem Erscheinen von Liberty abgeschlossen sind.

Während der Lektoratsarbeiten an Liberty hatte ich unsere Zusammenarbeit bei Jakobs Roman Nordkraft im Hinterkopf, die Art, wie wir damals gemeinsam das Manuskript durchgingen. Die generellen, aber auch die sehr speziellen Instruktionen, die er mir gegeben hat, habe ich nach bestem Wissen befolgt. Vieles hätte ich gern mit Jakob besprochen und diskutiert, und ich bin sicher, dass vieles auch hätte anders gemacht werden können – aber ich habe nichts anderes tun können, als meinem Ermessen und meinem Gefühl zu folgen, wie Jakob und ich gemeinsam entschieden hätten.

Ich bin dankbar für die Diskussionen über den Roman, die ich mit Hans Lucht hatte; außerdem war es eine große Hilfe, mit Jakobs Freunden und seiner Familie reden zu können, sowohl über Jakob als auch über sein Werk: mit Christian Kirk Muff, Morten Alsinger, Ole Christian Madsen, Jakobs Schwester, Ea Ejersbo, und seinen Eltern, Hanne und Mogens Ejersbo.

September 2009, Johannes Riis

VERLEGER, GYLDENDAL VERLAG, KOPENHAGEN