Kapitel 19
Diablo Negro taumelte zurück. Rebeccas Worte hatten ihn geschockt. Wenn er wirklich von der Blutpest befallen war, dann gab es nichts, was ihn noch heilen konnte.
Diablo Negros Blicke irrten zwischen Rebecca und Jutta König hin und her. Der Pascha-Vampir zitterte. Mit einem Schlag war die Überlegenheit von ihm abgefallen. Er ächzte schwer, als er die grünliche Färbung auf der Haut der Frau sah. Die Pestsaat brach aus …
Auch die anderen Vampirinnen waren geschockt worden. Sie wagten sich nicht zu rühren, standen starr und steif vor Entsetzen. Jede von ihnen mußte die Saat in sich tragen, denn Diablo Negro hatte von allen Blut getrunken und so die Infektion verbreitet.
Er konnte immer noch nicht glauben, daß alles zu Ende sein sollte. Händeringend rief er: »Aber mein Vetter – er hat mir die Frau doch geschickt.«
»Dein Vetter ist tot«, berichtete Rebecca.
Diablo Negros Kopf ruckte herum. Aus blutunterlaufenen Augen stierte er Harper an. Er stand dicht neben einem der Kerzenleuchter, und er konnte sehen, daß Diablo Negros Haut tatsächlich einen grünen Schimmer bekommen hatte.
Die Pest begann zu wirken.
»Woher – woher – weißt du, daß mein Vetter tot ist?« krächzte der Pascha-Vampir. Er wurde stürmisch und beschwor Rebecca: »Sag, daß es nicht stimmt«, jammerte er. »Sag, daß es nicht wahr ist!«
Rebecca trat etwas zur Seite. Sie wollte nicht mit dem Pascha-Vampir in Berührung kommen. »Aber zuzutrauen wäre es diesem Geisterjäger schon.«
Rebecca hatte hier nichts mehr verloren. Sie wollte so schnell wie möglich die verdammte Burg in den Pyrenäen wieder verlassen.
Diablo Negro hatte völlig die Fassung verloren. Auf unsicheren Beinen wankte er zu seinem hölzernen Thron und stützte schwer beide Hände auf die linke Armlehne. Seine Gespielinnen hatten sich weit in den Raum zurückgezogen. Ratlosigkeit und Angst standen in ihren Gesichtern zu lesen.
Der Pascha-Vampir hob den Kopf. Sein Blick glitt an Rebecca vorbei, traf Jutta König, die das Geschehen äußerlich unbeteiligt an sich hatte vorüberziehen lassen.
»Sie ist schuld«, gurgelte Diablo Negro in seinem Haß. »Sie allein. Ich werde sie …«
»Du wirst gar nichts mehr!« mischte sich Jeff Harper mit energisch klingender Stimme ein. »Deine Zeit ist um, Diablo Negro. Du wirst jämmerlich eingehen, wie eine Pflanze, die kein Wasser mehr bekommt.«
»Neiinnn!« Diablo Negro heulte auf. Er warf seinen Oberkörper herum und schrie: »Packt ihn! Los, macht ihn …«
Da wurde die Tür aufgerissen. Nora, Rebeccas Dienerin, stürzte in die Halle. Die Vampirin war sichtlich aufgeregt. »Gina Pertini und ein Mann sind in den Burghof eingedrungen. Ich habe sie gesehen. Ich habe …«
»Was?« Rebecca wirbelte herum. Sie glaubte fest daran, daß Harper mit dem Seuchendämon paktierte.
Jeff Harper ahnte, welche Gedanken in Rebeccas Kopf spukten.
Er zog sein silbernes Kreuz unter dem Hemd hervor. In der anderen Hand hielt er die gnostische Gemme. Noch nie hatte er so nah neben Rebecca gestanden.
Jeff riß den Arm hoch, er wollte ihr das silberne Kreuz auf die Brust drücken.
Da warf sich Nora vor. Sie wollte ihm das Kreuz aus der Hand schlagen. Doch sie stürzte durch eigenen Schwung hart zu Boden und brach sich das Genick.
Ehe Jeff Harper das Unfaßbare registriert hatte, stürmten vier Vampirinnen auf ihn zu: kreischend, schreiend, wie wilde Furien. Ihr Haß auf Jeff war unbeschreiblich.
Im Nu war er von den blutsaugenden Weibern umringt. Jetzt mußte er um sein Leben kämpfen!