Kapitel 16

Diablo Negro, der Pascha-Vampir, war mit sich und der Welt zufrieden. Die Frau, die ihm sein Vetter aus dem Schwarzwald geschickt hatte, war genau seine Kragenweite. Ihr Blut schmeckte phantastisch. Es war noch rein, unschuldig, wie sich Diablo Negro bei Neulingen immer auszudrücken pflegte.

Er hatte Jutta mit in seine makabren Gemächer genommen und sich an ihr gelabt. Deutlich waren die beiden Bißstellen an ihrem Hals zu sehen.

Diablo Negro war in einen regelrechten Rausch gefallen. Er wollte alle seine Gespielinnen zur Ader lassen.

Er selbst ging hoch in die Halle, während Jutta im Gewölbe bei den Särgen wartete.

In der Halle sah es aus, als hätte ein Wirbelsturm getobt. Stühle waren umgefallen, eine der Frauen hatte einen Vorhang abgerissen und trampelte vor Wut darauf herum. Mehrere Vampirinnen befanden sich auch auf der Treppe.

Die Gesichter waren verzerrt, sie heulten und gierten nach Blut. Es fehlte nicht mehr viel, und sie würden sich gegenseitig anfallen.

Diablo Negro traf das Chaos wie ein Schock.

Er sah seine Position gefährdet, hatte Angst, daß ihm die Frauen nicht mehr gehorchten. Und ausgerechnet heute erwartete er einen wichtigen Gast.

Was sollte Rebecca nur von ihm denken!

»Seid ihr wahnsinnig!« schrie er, rannte auf seinen Thron zu und schleuderte eine der Frauen mit einer wutentbrannten Gebärde zur Seite.

Schreiend fiel das schwarzhaarige Geschöpf zu Boden.

Diablo Negro zog die Frau wieder hoch. »Wo ist der Mann?« fauchte er. »Habt ihr ihn gebissen?«

»Nein! «

Der Pascha-Vampir war einigermaßen beruhigt. Von oben, aus dem ersten Stock, hörte er Schreie und dumpfes Gepolter.

»Die anderen wollen in das Zimmer eindringen!«

Diablo Negro ließ die Frau los und hetzte mit langen Sätzen die Stufen hoch. Rücksichtslos stieß er seine Gespielinnen zur Seite. Vanessa stand direkt vor der Tür und hämmerte mit ihren Fäusten gegen das Holz.

Diablo Negro riß sie zurück. An ihren langen Haaren zog er sie bis zur Treppe und warf sie dann die Stufen hinunter.

Die anderen Frauen waren bereits nach unten geflüchtet. Sie kannten die Launen des Pascha-Vampirs und wußten, daß er in seiner Wut zu allem fähig war.

Vanessa erhob sich ächzend und flog in Serenas Arme. Sie war die letzte, die Diablo Negro von der Tür weggeholt hatte. Sämtliche Vampirinnen befanden sich unten in der Halle.

Sie waren zum Teil ziemlich verschüchtert. Diablo Negros Auftreten hatte doch gewirkt.

»Ihr werdet jetzt hier aufräumen«, sagte Diablo Negro mit befehlsgewohnter Stimme. Weit standen die Eckzähne vor. Sein Haar war zerzaust, doch als er die Frauen ansah, überkam ihn wieder der Rausch.

Sein Denken wurde plötzlich ausgeschaltet. Die Gesichter der Frauen verschwammen, er sah nur die weißen Hälse vor sich, unter deren Haut sich die Adern mit dem Lebenssaft befanden.

»Kommt zu mir«, flüsterte er. »Alle. Ihr sollt sehen, wer euer Herr ist, und daß man mich nicht ungestraft hintergeht. Du machst den Anfang!« Er zeigte auf Vanessa, und als diese nicht sofort reagierte, riß er sie zu sich hoch.