XVII.

Marie hatte fest mit der Hilfe der Arnsteiner gerechnet und stand jetzt vor einem Scherbenhaufen. Der Prozess gegen ihren Onkel würde in den nächsten Tagen damit beginnen, dass man ihn folterte, um sein Geständnis zu erzwingen, um ihn danach auf möglichst widerliche Weise zu Tode zu bringen. Marie hatte Richtstätten bisher gemieden, auf denen der Tod eines Delinquenten zu einem Volksfest wurde, und ihr Magen hob sich allein bei dem Gedanken an das, was andere Huren ihr erzählt hatten. Jetzt fühlte sie sich als Versagerin. Tränen der Wut und Verzweiflung stiegen ihr in die Augen und machten sie blind. Sie stolperte gegen einen Passanten und erhielt einen heftigen Stoß, der sie gegen den Bug eines Pferdes prallen ließ. Das Tier bäumte sich wiehernd auf und schlug mit den Vorderhufen nach ihr. Marie versuchte noch auszuweichen, bekam jedoch einen Huftritt gegen die Schulter und stürzte unter dem Lachen einiger Gaffer in den Straßenstaub. Für einen Augenblick sah es so aus, als würde das Pferd sie zu Tode trampeln, doch dann hatte der Reiter es wieder in der Gewalt.

Marie stand auf und blickte in ein lachendes, von einem gepflegten blonden Bart umrahmtes Gesicht, das auf sie herabsah. Der Mann, der ihr eben die rechte Hand entgegenstreckte, trug ein vor Gold- und Silberstickereien strotzendes Wams mit dem Hirsch von Württemberg.

»Wenn du nicht die hübsche Hure von Burg Arnstein bist, soll mich der Teufel holen.« Graf Eberhards Blick glitt über Maries Formen, und er spitzte den Mund, als wolle er sie auf der Stelle an sich ziehen und küssen.

»Du kommst doch mit mir?« Es klang wie ein Befehl.

Marie nickte verwirrt, während ihre Gedanken Purzelbäume schlugen. Eberhard von Württemberg war kein Freund des Keilburgers und würde ein weitaus mächtigerer Verbündeter sein als die Arnsteiner. Sie schwor sich, den Grafen zu ihrem Helfer zu machen, und wenn sie ihm dafür auf jede Art zu Diensten sein musste, die sich die Phantasie eines Mannes ausmalen konnte.

Die Wanderhure
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