8

Am nächsten Morgen machten sie sich wieder auf den Weg über den Desert Highway nach Karak. Farrells Zeichenblock füllte sich: Nachdem er von der Landschaft, den braunen und roten Felsen und Bergen und dem Grün dazwischen genug hatte, fing er damit an, Josefs Ritter in ihren Harnischen und Rüsthandschuhen und Sporen zu zeichnen. Er kopierte sie nicht einfach, sondern skizzierte sie in einer Prozession mit fliegenden Fahnen auf ihren Streitrossen. Er ist gut, wirklich gut, dachte Mrs. Pollifax. Seine Strichführung war fließend und spontan, als er das Mittelalter mit Feder und Tinte wieder zum Leben erweckte. Sie hatte bereits die Hoffnung geäußert, Farrell möge eine der Skizzen signieren und ihr gestatten, sie ihm für Cyrus abzukaufen, der zweifellos davon fasziniert sein würde. Während der Fahrt fragte sie Farrell leise: »Zu welchem Ergebnis sind Sie bei dem Mann im schwarzen Seidenanzug von gestern abend gekommen?«

»Eigentlich zu keinem«, gestand Farrell. »Er wirkte irgendwie herablassend, als wäre er ein hohes Tier, ein Regierungsbeamter beispielsweise.«

»Wie kann irgend jemand etwas über Sie wissen?«

Er seufzte. »Nur aus Dib Assens Akten und den Papieren und Briefen in seinem Haus in Bagdad. Oder man hat irgendwie erfahren, daß Dib Assen einen Freund namens John Sebastian Farrell hatte. An andere Möglichkeiten möchte ich lieber gar nicht denken.«

Sie nickte. »Durch Folterung, meinen Sie. Aber in diesem Fall wäre der Mann im schwarzen Seidenanzug...«, sie warf einen raschen Blick auf Josef vor ihnen, »... kein Jordanier, sondern aus einem anderen Land.« Er nickte.

»Und plötzlich erfahren sie, daß ein John Sebastian Farrell in

Amman angekommen ist.« Nachdenklich fuhr sie fort: »Es könnte sogar sein, daß diese Leute mehr über Sie wissen als über Ibrahim. - Folgt man uns?«

Er drehte sich um und schaute zurück. »Ja.«

»Sicher nicht der Mann mit dem schwarzen Seidenanzug. Nicht nach dem gestrigen Angriff wegen meines Rucksacks, und nach dem durchsuchten Zimmer.«

Farrell grinste. »Sie meinen Ihren Freund Mr. Nayef.« »Ja, mit seinen guten Ratschlägen, was ich mir in Jordanien

unbedingt ansehen muß, und seiner Andenkenfirma in Amsterdam«, erwiderte sie erbittert. »Wir sollten sichergehen, daß sie uns heute nachmittag zur Polizeiwache in Amman folgen, damit dieser Unsinn endlich aufhört.«

Während der restlichen Fahrt schwiegen sie. Jeder hing seinen Gedanken nach und hoffte inbrünstig, daß Ibrahim bei diesem dritten Besuch der Burg dasein würde. Der einzige Unterschied zu den beiden vorherigen Fahrten nach Karak war eine lange Unterbrechung durch eine Schafherde von mehreren Dutzend Tieren, die den Highway überquerten, während sie ein Schäfer in einem langen, grauen Gewand vom Rücken seines Esels überwachte. Die rostrote Limousine hielt ebenfalls an, doch in sicherer Entfernung, und verschwand, als sie Karak erreichten; zweifellos würde sie auf ihre Rückkehr warten, um ihnen weiter zu folgen.

Eine elegante schwarze Limousine stand auf dem Festungsparkplatz, und ein Reisebus war soeben angekommen, aus dem gerade paarweise die Touristen quollen. »Wir gehen ihnen lieber aus dem Weg«, meinte Josef, nach einem langen, neidvollen Blick auf den Bus. »Der Fremdenführer wird sie jeden Raum ansehen lassen und überall alles erklären und...«

Farrell, dessen ganze Aufmerksamkeit dem eleganten schwarzen Wagen neben dem Bus galt, unterbrach ihn. »Ein großartiges Auto, dieser Volvo! Es ist auch noch jemand anderes hier. Sehen wir uns doch mal um.« Sie traten in die Düsternis der Stallungen und folgten Josef, der mit einer starken Stablampe leuchtete, die schmale steile Treppe hinauf. Mrs. Pollifax hatte ihre kleine Taschenlampe ebenfalls angeknipst. Aufgewirbelter Staub brachte sie zum Niesen, und sie war froh, vor ihnen Tageslicht zu sehen.

»Hier ist eine Abkürzung«, erklärte Josef, als sie auf eine lange Galerie an der Felswand kamen.

»Endlich frische Luft!«

»Ja. Wir gehen jetzt an diesen Räumen vorbei zu einer ziemlich versteckten Treppe und auf ihr hinauf zu Ihrem bevorzugten Zeichenp latz, Mr. Farrell.«

»Sehr schön!« dankte Farrell. »Aber verraten Sie mir doch bitte, wie Saladin 1189 die Festung eroberte? Durch Belagerung?«

Mrs. Pollifax lächelte heimlich. Farrells Interesse für die Burg war gewachsen, während ihres, nach zwei langen Vormittagen hier, angefangen hatte abzunehmen. Sie ging ohne die beiden weiter und blieb stehen, um in eine der Kammern hineinzuspähen, die nur ein bißchen Licht durch einen Schlitz in der Felswand bekam und deren Boden aus gestampfter Erde völlig kahl war. Und wieder fragte sie sich, wer sich in einem so gruftähnlichen Raum zu Hause gefühlt haben könnte. Ohne einzutreten wandelte sie weiter auf die letzte Felskammer zu. Die Aussicht von der Brüstung aus beeindruckte sie so sehr, daß sie kaum darauf achtete, wohin sie ging, als plötzlich ein Mann aus dem Raum vor ihr stürzte. Sein Gesicht war von einem Kaffiiyeh, das sich gelockert hatte, halb verborgen, aber er hatte den Mund unverkennbar zu einem lautlosen Schrei aufgerissen. Er bemerkte sie kaum, als sie sich an die Brüstungswand drückte, um ihn vorbeizulassen. Während er vorbeiraste, sah sie, daß der Ärmel seines grauen Gewandes mit frischem Blut beschmiert war. Ohne Zögern wandte sich Mrs. Pollifax der Kammer zu, aus der er herausgestürmt war, um festzustellen, weshalb sein halb verborgenes Gesicht so schreckverzerrt gewesen war. Der Raum war stockdunkel. Mrs. Pollifax leuchtete mit ihrer winzigen Taschenlampe hinein und schnappte nach Luft, als der Schein auf einen Mann fiel, der seltsam verrenkt an der hinteren Wand lag und mit glasigen Augen zur Decke starrte. »Farrell! Josef!« schrie sie entsetzt.

Die Panik in ihrer Stimme brachte Farrell umgehend an ihre Seite. »Herzogin, was...« Er trat in die Kammer. »Großer Gott!«
»Ich - ich glaube, er ist tot, Farrell«, brachte sie zitternd hervor. »Ein Mann raste vor etwa einer Minute heraus, haben Sie ihn gesehen? Er hatte Blut an seinem Gewand.«
Josef war ihnen mit seiner weit stärkeren Stablampe in die Kammer gefolgt. »Bismallah!« keuchte er. »Haben Sie den Mann gesehen, der aus diesem Raum hinausgerast ist?«
Farrell griff nach Josefs Stablampe und sagte abwesend: »Jemand ist an uns vorbeigekommen - wir unterhielten uns gerade.«
Mrs. Pollifax deutete auf den Toten und fragte stockend: »Kann das Ibrahim sein?«
»Halten Sie die Lampe für mich«, bat Farrell Josef. »Wir müssen nachsehen, ob er tatsächlich tot ist.« Er beugte sich über den Mann und versuchte, Puls und Herzschlag festzustellen. »Nichts«, murmelte er. »Er ist leider tot.«
»Ibrahim?« wiederholte Mrs. Pollifax.
»Ich weiß es nicht - ich muß ihn durchsuchen.« Farrells Stimme klang grimmig. »Jemand, der ein Manuskript schmuggelt und damit reist, würde es gut verpackt um seine Taille gegurtet tragen. So würde ich es jedenfalls tun.«
»Aber er trägt westliche Kle idung«, sagte Mrs. Pollifax zweifelnd. »Und er ist dünn, er sieht gar nicht so aus, als trüge er etwas unter seiner Kleidung versteckt.«
»Wie ist er gestorben?« fragte Josef. »Sehen Sie, er hält noch einen Dolch in der Hand, aber ich sehe kein Blut an ihm.«
Farrell tastete unter dem Hemd des Mannes herum. »Kein Manuskript!« Er kauerte sich auf seine Fersen und starrte die Leiche an.
»Wenn er nicht der Mann ist, auf den Sie gewartet haben, wer ist er dann?« fragte Josef.
Seufzend steckte Farrell das Hemd des Mannes zurück in die Hose, begann die Jacke des Toten zu durchsuchen und zog eine Brieftasche aus der inneren Brusttasche. »Das ist arabische Schrift«, wandte er sich an Josef. »Daraus müßte hervorgehen, wer er ist.«
Josef trat, gefolgt von Farrell, ins Freie. Mrs. Pollifax betrachtete den Toten eingehender. Sie studierte den Winkel seines Sturzes und neigte wagemutig seinen an der Wand lehnenden Kopf nach vorn. »Farrell!« rief sie. »Das Blut ist am Hinterkopf, er muß damit gegen die Wand gekracht sein. - Josef, bitte geben Sie mir Ihre Stablampe. Ich sehe Blut an seinem Dolch, noch nasses Blut.«
Niemand hörte ihr zu. Sie stand auf und trat zu den beiden anderen ins Freie. Ein Blick auf Josefs bestürztes Gesicht ließ sie verstummen.
»Was?« fragte Farrell he ftig.
»Er ist Iraker!« sagte Josef bestürzt. »Und seine Adresse First Circle, Jebel Amman - das ist die irakische Botschaft - und...« Er wurde kreidebleich. »Bismallah!« flüsterte er, »er ist - er ist Mukhabarat!«
»
Was ist das?«
»Die Geheimpolizei der Ba'th-Partei im Irak. Mr. Farrell, das ist furchtbar! Worauf sind wir hier nur gestoßen? Wir müssen sofort die Polizei verständigen!«

»Ich fürchte, es bleibt uns nichts anderes übrig«, entgegnete Farrell widerstrebend. »Aber wie? Von Karak aus?«

»Vielleicht ha t der Reisebus ein Autotelefon. Manche haben eines. Falls sie unterwegs eine Panne haben.«

»Nein!« warf Mrs. Pollifax ein. »Wir müssen zuerst diesen anderen Mann finden. Er hatte frisches Blut am Ärmel und er... er...«

»Er könnte Ibrahim sein«, beendete Farrell den Satz für sie. »Ibrahim?« stammelte Josef benommen.
»Jetzt ist keine Zeit für langes Reden, Josef«, sagte Mrs.

Pollifax ungeduldig. »Sie kennen die Burg, versuchen Sie, den Mann zu finden; er hat sich entweder versteckt oder ist auf dem Weg hinaus. Der Ausgang muß beobachtet werden, ebenso die schwarze Limousine. Ich kann das von der oberen Galerie aus tun, wo wir bisher unsere Vormittage verbracht haben.«

»Sie haben natürlich recht«, pflichtete Farrell ihr bei. »Ich suche den Fremdenführer und frage ihn nach einem Telefon. »Josef...«

Josef nickte. »Ich brauche meine Stablampe, bitte. Mrs. Pollifax, dort ist die Treppe nach oben.« Er berührte leicht ihren Arm und wies ihr den Weg, dann raste er die Galerie entlang, um seine Suche zu beginnen. Mrs. Pollifax, die sich eine weitere dunkle Treppe hochtastete, stellte verwundert fest, daß sie zu einem länglichen, dämmerigen Raum führte, an den sie sich vage von Josefs Führung am ersten Tag erinnerte. »Verdammt!« murmelte sie wütend, weil Josef sich nicht die Zeit genommen hatte, sie zu begleiten oder ihr zu erklären, wie es von hier weiterging. Frustriert ging sie an den Wänden entlang herum, und der aufsteigende Staub brachte sie immer wieder zum Niesen. Kostbare Augenblicke verstrichen, bevor sie die kle ine Treppe ganz nach oben fand. Sie eilte sofort zur Brüstung und blickte hinunter. Bus und Limousine waren leer. Minuten später kamen Farrell und der Fremdenführer aus der Burg und stiegen in den Bus. Farrell hatte also offenbar ein Telefon gefunden. Niemand sonst war zu sehen, außer einer Frau und einem Jungen auf der Straße, die aus Karak hinausführte. Die Frau trug ein langes schwarzes Gewand und ein Kopftuch. Der Junge half ihr mit einem Korb. Mrs. Pollifax hielt Ausschau, bis die Polizei eintraf, aber der Mann, den sie suchten, war verschwunden. Sie wurden gleich in der Burg von einem Angehörigen der Provincial Public Security Force befragt und dann zu der Polizeistation in der Stadt Karak geschickt, wo ihre Aussagen zu Protokoll genommen wurden. Der Beamte dort telefonierte mehrere Male nach Amman, doch da die Gespräche auf arabisch geführt wurden, wußte Mrs. Pollifax nicht, worum es ging. Der Mann war sehr freund lich, schließlich waren sie Touristen und hatten amerikanische Reisepässe. Mrs. Pollifax, die den Toten gefunden hatte, konnte wahrheitsgetreu aussagen, daß sie das Gesicht des an ihr Vorbeilaufenden nicht zu beschreiben vermochte. Sie erinnerte sich nur an die Farbe seines Kaffiyehs und daß seine helle Robe blutverschmiert gewesen war. Farrell und Josef, die ihr in einigem Abstand gefolgt waren, hatten sich über Ritterrüstungen und Kriegsführung im Mittelalter unterhalten. Sie hatten den an ihnen vorbeilaufenden Mann kaum wahrgenommen und waren erst durch Mrs. Pollifax' Hilfeschrei aus ihrem Gespräch gerissen worden. Nachdem sie ihre Aussagen unterschrieben hatten, notierte sich der Polizist den Namen des Hotels, ihre Zimmernummern und die Nummern ihrer Reisepässe sowie Josefs Adresse und wies sie darauf hin, daß die Polizei von Amman sie nach ihrer Rückkehr ins Hotel näher befragen würde. Mrs. Pollifax hatte während der kurzen Vernehmung insgeheim Josefs Gesicht beobachtet. Es war sehr ernst geworden, mit zusammengepreßten Lippen und ausdruckslosen Augen. Den größten Teil seiner Aussage hatte er auf arabisch gemacht; selbst wenn er noch nicht über ihre zwei vorherigen Besuche in der Festung gesprochen haben sollte, so war ihr doch klar, daß seine Loyalität Grenzen hatte. Sie würden ihm entweder ihre Suche nach Ibrahim erklären oder auf Josefs weitere Dienste verzichten und sich selbst einen Wagen mieten müssen, jetzt, da sie das Land etwas besser kannten. Oder ahnte Josef etwa bereits zuviel? Dann wäre es wohl besser, ihn im Auge zu behalten. Immerhin hatte er gesehen, wie Farrell den Toten durchs uchte.

Es war Farrell, der auf ihrer Rückfahrt nach Amman die Entscheidung traf. »Josef«, sagte er, »Sie müssen nicht weiter unser Führer bleiben, wenn Sie nicht wollen. Weiß der Himmel, mit so etwas konnten Sie nicht rechnen.«

Josef fuhr an den Straßenrand, stellte den Motor ab und drehte sich zu ihnen um. »Sie dachten einen Augenblick - glaubten, der Tote sei Ihr Freund. Ganz offensichtlich wußten Sie nicht, wie Ihr Freund aussieht!«

»Das stimmt«, gab Farrell zu.

»Und Sie haben ihn durchsucht«, fuhr Josef nachdenklich fort, »und Sie fragten sich, ob der Mann, der ihn getötet hat, Ihr Freund sei.«

»Ja«, bestätigte Farrell.

»Ich bin mir nicht sicher, daß der Mann, der fortrannte, ihn getötet hat«, warf Mrs. Pollifax ein. »Sie haben die Kammer zu bald verlassen. Es hat dort zwar offenbar ein heftiger Kampf stattgefunden, aber nicht einmal Sie, Josef, sahen Blut an dem Toten. Doch da war Blut! Sie waren beide schon weg, als ich mir den Hinterkopf des Toten anschaute. Da war eine Menge Blut, genau wie an seinem Dolch. Es ist sehr wahrscheinlich, daß sein Fall gegen die Mauer ihn getötet hat.«

Als beide Männer sie verblüfft ansahen, sagte sie: »Oh, nun machen Sie schon, Farrell. Erzählen Sie ihm, weshalb Sie hier sind.«

Farrell seufzte. »Ich kann nur hoffen, daß er nicht... Aber es stimmt, wir schulden ihm eine Erklärung. - Josef, ich bin nach Jordanien gekommen, um einen Mann namens Ibrahim zu treffen - mehr als seinen Namen weiß ich nicht. Falls es ihm glückt hierherzukommen, wird er mir ein wertvolles Manuskript von einem Freund übergeben, der in einem Gefängnis im Irak gestorben ist.«

Josefs Augen weiteten sich. »Ein Manuskript? Sie meinen ein Buch? Ist das alles?«
»Ja.«

»Ich verstehe nicht.« Josef runzelte die Stirn. »Warum würde dieser Ibrahim das tun? Es ist gefährlich! Welches Buch könnte so wichtig sein? Und wie kann ein Toter im Irak Sie gekannt haben?«

»Weil der Verfasser dieses Buches viele Jahre mein Freund war«, erwiderte Farrell. »Er hat längere Zeit auf einer Universität in den Vereinigten Staaten unterrichtet, dort haben wir uns kennengelernt. Er ist ein sehr bekannter, sehr mutiger Schriftsteller. Sein Name ist Dib Assen.«

»Dib Assen!« wiederholte Josef. »Dib Assen? Aber...« »Aber was?« fragte Mrs. Pollifax sanft.

»Aber wir haben seine Bücher auf der Universität gelesen!« rief Josef nun aufgeregt. »Jeder kennt ihn, er ist einer von uns!«
Er verstummte, und keiner sagte etwas, während er diese Information verdaute. Sein Gesicht verriet Staunen, gefolgt von Zweifel, Mißtrauen und zuletzt Neugier. »Darauf warten Sie, nicht auf einen Mann aus Syrien? Sie sind doch kein - kein Spion?«
»
Nein«, versicherte ihm Farrell ernst.
»Glauben Sie, der Mann, der den irakischen Agenten getötet hat, war dieser Ibrahim?«
Farrell zuckte mit den Schultern. »Sie haben gehört, was Mrs. Pollifax festgestellt hat. Jetzt muß die Polizei entscheiden. Vielleicht hat er nur mit ihm gekämpft, wie Mrs. Pollifax meint. Es wäre durchaus möglich.«

»Ja, das stimmt«, gab Josef zu. »Aber wohin ist er verschwunden, wer immer er war? Er hat sich anscheinend in Luft aufgelöst. Bevor die Polizei kam, war ich in jedem Raum, und Mrs. Pollifax beobachtete den Eingang und hat ihn nicht gesehen. Wohin ist er verschwunden?« Er wird sich in ein Versteck zurückgezogen haben, dachte Mrs. Pollifax. Und Farrell wird Jordanien verlassen müssen, ohne sein Versprechen halten zu können. Und was wird aus dem Manuskript, wenn es tatsächlich Ibrahim gewesen ist?

»Ich weiß es nicht«, antwortete Farrell grimmig. »Aber ich werde morgen vormittag noch einmal zur Festung zurückkehren. Ich muß einfach, denn nur dort kann er mich finden. Josef, könnten Sie das bitte für sich behalten - um Dib Assens willen?«

Stirnrunzelnd dachte Josef darüber nach. Schließlich sagte er fest: »Ja, Sie müssen morgen wiederkommen.« Versonnen fügte er hinzu: »Wenn ich ein einziges Mal die Seiten berühren dürfte, die ein solcher Mann geschrieben hat! Ich wäre der erste, der sie sieht, ja die ersten Worte lesen darf, denn bestimmt hat er auf arabisch geschrieben, nicht wahr?«

»Ja«, antwortete Farrell vorsichtig.

Josef nickte. »Ich werde weiter Ihr Führer sein, und ich schwöre Ihnen, ich werde nicht darüber sprechen, nicht einmal zu meinem Bruder... Ich werde Sie nicht im Stich lassen. Außerdem«, fügte er mit jungenhaftem Grinsen hinzu, »wie könnt e ich das auch tun, wenn doch Hanan am Freitag Mrs. Pollifax ihr Kamel zeigen will und es ihr das Herz brechen würde, wenn das nicht ginge.« Er drehte den Zündschlüssel wieder, und sie setzten ihren Weg nach Amman fort. Lange waren sie schweigend gefahren, als Josef plötzlich sagte: »Die Maske des Mullah war mein Lieblingsbuch! Oh, wie mir dieser Roman gefallen hat!«