lion

Epilog

Es war schlimm genug, dass er in einem Smoking steckte. Es war schlimm genug, dass sie ihn gezwungen hatten, sich die Haare zu schneiden. Aber dieses Geflenne musste aufhören, und zwar schnell.

Smitty wollte durch den Raum gehen, doch Mace trat vor ihn hin und hielt ihn zurück. »Nein, sonst bereust du es morgen früh.«

»Aber jetzt macht es mich glücklich.«

»Ich bin mir sicher, dass er aufhört, sobald die Hochzeit vorbei ist.« Sie schauten beide Smittys Vater an. Bubba weinte seit fast zwei Tagen ununterbrochen. Er sagte, es sei, weil der »Junge« Schande über die Smith-Meute bringe, indem er tatsächlich jemanden heirate. Aber gleichzeitig vergötterte er Jessie Ann eindeutig. Ständig umarmte er sie, sagte ihr, wie hübsch sie aussehe. Außerdem hatte sich Jessie auf Lebenszeit Bubba Smiths Liebe und Schutz gesichert, als sie ihn gebeten hatte, sie zum Altar zu führen, weil ihr eigener Daddy nicht mehr da sei. Danach musste alles perfekt sein für Jessie Ann, und jeder, der auch nur so aussah, als könnte er vielleicht daran denken, sie zu verärgern, bekam es mit Bubba Smith zu tun. Sie hatten schon drei Mal den Caterer gewechselt. Mindestens einer von ihnen verklagte ihn wegen Körperverletzung.

Himmel, der Mann würde während der Zeremonie vollkommen aufgelöst sein!

»Wie wäre es, wenn wir ihn deiner Mutter überlassen, und du gehst eine Runde spazieren? Die Zeremonie beginnt erst in einer halben Stunde.«

»Ja, okay.« Smitty warf seinem Vater noch einen finsteren Blick zu, bevor er das Schlafzimmer im oberen Stockwerk durch die Schiebetür verließ. Der Hund, den er nach Sissy Mae Nervensäge genannt hatte, folgte ihm. Er hatte sogar anfangen müssen, den verdammten Köter zur Arbeit mitzunehmen, denn der Hund wich nicht von Smittys Seite. Er schien sich eher als Wolf zu sehen denn als Hund und weigerte sich, viel Zeit mit den anderen Hunden im Haus der Meute zu verbringen. Wenn man Nervensäge fragte, war er ein Meutenkamerad der Smiths und erwartete, auch als solcher behandelt zu werden.

Nicht dass es Smitty gestört hätte. Er mochte den kleinen Bastard, auch wenn er das nie laut gesagt hätte.

Er hatte keine Ahnung, wie diese Hochzeit so außer Kontrolle hatte geraten können. Er hatte geglaubt, Jessie übertreibe, als sie zum ersten Mal darüber gesprochen hatten und sie etwas von dreihundert Gästen gesagt hatte. Sie hatte nicht übertrieben. Mit den Geschäftskontakten der Kuznetsov-Meute, den Smiths aus dem ganzen Südosten, beinahe der Hälfte von Kenshins ganzer Meute und einer ungesunden Anzahl von Geeks näherten sie sich der Vierhundertermarke. Sie hatten sogar ein Schloss auf Long Island mieten müssen. Ein richtiges, waschechtes Schloss! Smitty hätte gedacht, man müsse nach England reisen, um so etwas zu finden.

Letztendlich hatten Jessie und Smitty aber wenig Mitspracherecht bei der ganzen Sache. Momma, Sabina und May hatten das Ruder übernommen, die drei verstanden sich, als würden sie sich schon das ganze vergangene Jahrhundert kennen. Sie hielten es hauptsächlich traditionell, abgesehen davon, dass sie keine männlichen Begleiter für den Bräutigam und Brautjungfern für die Braut haben konnten. Sissy und Ronnie Lee waren nämlich fest entschlossen, während der Zeremonie neben ihm zu stehen. Und Phil und Danny neben Jess. Sie einigten sich schließlich darauf, dass es »Brautbegleiter« statt Brautjungfern geben würde. Smitty fand immer noch, dass das lächerlich klang, aber er war froh, dass seine Schwester bei ihm sein würde, wenn er in diesem blöden Anzug dort stand und darauf wartete, dass die Folter ein Ende nahm.

Wenig überraschend war Mace sein Trauzeuge, aber Jess konnte und wollte sich nicht zwischen May und Sabina entscheiden, sodass sie zwei Trauzeuginnen haben würde.

Himmel, wenn das Ganze doch nur schon vorbei wäre.

Er umrundete einen der riesigen Büsche, die das Gelände sprenkelten, und lächelte, als er Jessie Ann auf einer der weißen Steinbänke sitzen sah. Sie hatte sich zurückgelehnt und stützte sich mit den Händen auf. Das Gesicht hob sie mit geschlossenen Augen der hellen Nachmittagssonne entgegen.

Sie trug ihr Hochzeitskleid und sah wunderschön darin aus. Sie besaß zwei. Dieses hier war für die Zeremonie und einem mittelalterlichen Kleid nachempfunden, das sie einmal in einem Film gesehen hatte. Typisch für seine Jessie Ann. Das andere, in dem sie sich besser bewegen und tanzen konnte, war ein kleines sexy schulterfreies, zu dem er sie überredet hatte.

Smitty machte sich keine Sorgen, weil er die Braut vor der Trauung sah. Klar konnte er ein abergläubischer Mann sein, wenn es nötig war, aber gleichzeitig glaubte er eigentlich nicht an die Ehe. Kein Stück Papier konnte ihn noch mehr an seine Jessie Ann binden. Die Frau bedeutete ihm alles. Absolut alles.

Und seit dem letzten Donnerstag, als er aufgewacht war und gemerkt hatte, dass sie in der Nacht zuvor schwanger geworden war, war alles perfekt … und das war erst der Anfang.

Er setzte sich neben sie und küsste ihre Wange. »Hey, Schatz.«

»Hey.« Sie öffnete die Augen und lächelte ihn an.

»Hast es nicht mehr ausgehalten, was?«

»Dieser ganze Wirbel … und das Geflenne.«

»Wer? Momma?«

»Machst du Witze? Diese Frau ist ein Marine. Kommandiert alle herum. Hält alle auf Linie. Das ist ziemlich sehenswert. Und Sissy Mae sieht aus, als könnte es nur noch ein paar Stunden dauern, bis sie mit einer der Pistolen deines Teams auf sie losgeht.«

»Wenn es eines gibt, was meine Momma kann, dann ist es, Sissy zur Weißglut zu bringen.«

»Und das mit Begeisterung.« Jess lächelte. »Ich hatte wirklich Spaß beim Beobachten.«

»Wenn Momma nicht weint, wer dann?«

»Ronnie Lee.«

»Machst du Witze?«, fragte er lachend.

»Ich wünschte, es wäre so, aber die Frau heult wie ein Schlosshund! Ich habe es nicht mehr ertragen; ich musste weg, bevor ich sie noch schlage.«

»Ich bin mir sicher, dass Sissy sie geschlagen hat, als du weg warst.«

»Das glaube ich allerdings auch. Sie sah ziemlich genervt aus zwischen Ronnie Lee und deiner Mutter.«

Er lehnte sich auf der Bank zurück, die Hände aufgestützt wie Jessie Ann.

»Sag mir noch mal, dass es fast vorbei ist«, flehte sie ihn geradezu an.

»Es ist fast vorbei, Schatz. Heute Abend fliegen wir in die Flitterwochen, und ich bin fest entschlossen, dir den Verstand rauszuvögeln. Im Flugzeug fange ich damit an.«

»Süßholzraspler.«

»Und wie fühlst du dich sonst?«

»Ein bisschen reizbar.«

»Ich schätze mal, das wird so bleiben, bis sie da ist.«

»Na ja, ich erinnere mich, dass meine Mutter mir erzählt hat, als sie schwanger war, hätte sie von innen gestrahlt und sei unglaublich glücklich gewesen.« Jessie blinzelte ihn an, die Sonne schien ihr direkt in die Augen. »Aber mein Daddy sagte, sie sei eine Lügnerin.«

Sie lachten, und Jessie fügte hinzu: »Also halt dich fest, Cowboy. Es sieht aus, als würde es ein wilder Ritt werden.«

»Und ich kann es nicht erwarten.«

»Du warst schon immer ein Masochist.«

Smitty lehnte den Kopf an den von Jessie. So verschieden sie auch waren – es fühlte sich immer richtig an, wenn er sie in seiner Nähe hatte. Zentriert. Mühelos machte sie sein Leben so viel besser, und dabei war es auch schon vorher nicht so schlecht gewesen.

»Erklär mir bitte, wie ich die nächsten sechs Stunden überstehen soll.«

Zuerst hörte Smitty sie gar nicht wirklich, so beschäftigt war er damit, die Nase an ihren Hals zu schmiegen und ihre Wange zu küssen. Sie roch immer so verdammt gut.

»Also?«

»Also was?«

»Ich versuche herauszufinden, wie ich die nächsten Stunden überstehen soll.«

Gleichzeitig sahen sie sich an, und nachdem sie einander gute drei Minuten angestarrt hatten, schüttelten sie die Köpfe und rückten an die entgegengesetzten Enden der Bank.

»Das geht nicht«, sagte sie.

»Du hast recht«, erwiderte Smitty, obwohl sein Ding ihn anflehte, ihr zu widersprechen.

»Du musst da rein. Wann? In zehn Minuten?«

»So ungefähr.«

»Und dann fängt das Ganze noch mal eine halbe Stunde später an, wenn ich meinen dämlichen Hintern den Gang entlang zum Altar bewege.«

»Genau.«

»Also müssen wir wohl einfach warten. Kein Problem. Es ist ja nur ungefähr einen Stunde.«

»Genau.«

Sie schaute eine Weile zu den Bäumen auf, bis sie schließlich sagte: »Aber du weißt, dann kommen die ganzen Trinksprüche und das Dinner und das Tanzen und die Fotografen, und wir werden eine ganze Weile keine Zeit für uns haben.«

»Das stimmt.«

Sie nahm seine Hand. »Das ist zu viel verlangt.« Sie riss ihn mit einer Kraft von der Bank hoch, die er nicht einmal geahnt hatte, und schleppte ihn hinter die Büsche. Dann knallte sie ihn mit dem Rücken an einen Baum; und dann machten ihre Hände sehr kurzen Prozess mit seiner Hose.

»Jessie Ann …«

»Du wirst mich doch nicht aufhalten, oder?«, knurrte sie, und ihre braunen Augen brannten sich in seine. »Ich bin ein schwangeres weibliches Raubtier. Das gefährlichste Tier auf dem Planeten. Gib mir, was ich will, oder ich zeige dir, wie gefährlich ich wirklich bin.«

Noch nie hatte ihm eine Frau auf so kunstvolle Art gesagt, dass sie ihn wollte.

»Nein, nein. Ich halte dich nicht auf, aber ich glaube, wir müssen auf dein Kleid aufpassen, sonst macht uns das Albtraumtrio ewig Vorwürfe.« Ihr Spitzname für Momma, Sabina und May.

»Da hast du recht.« Sie riss ihr Kleid hoch, damit es nicht im Weg war. »Ich würde alles dafür geben, wenn ich jetzt meine Jeans anhätte«, brummte sie.

»Schöne Schuhe, Schatz.«

Sie hob den Fuß, damit er sie besser sehen konnte. Noch ein Paar ihrer umwerfenden »Schlampenschuhe«. Zwölfzentimeterabsätze und breite weiße Bänder, die sich um ihre Knöchel und die Wade hinaufwanden.

»Gefallen sie dir? Phil hat sie für mich ausgesucht.«

»Der Junge hat interessante Züge an sich.« Er hatte gelernt, Jessies Beziehung zu Phil und Danny zu tolerieren. Sie waren schlicht zu schräg, als dass er sie als ernsthafte Bedrohung hätte sehen können.

»Ich hinterfrage Phils und Sabinas Mann-Frau-Dynamik nicht. Sie sind glücklich, und er sucht die besten Klamotten für mich aus – das ist alles, was zählt.« Während sie ihm die Hose zu den Knöcheln hinunterschob, warf sie dem Hund einen Blick zu und sagte: »Geh Wache halten.«

Und Nervensäge tat genau das. Yup. Sie konnte gut mit Hunden.

Ihre Hand legte sich um seinen Schwanz, und Smitty stieß einen Seufzer aus und ließ den Kopf rückwärts an den Baum sinken. »Verdammt, Mädchen.«

Sie beugte sich vor und knabberte an seinem Hals. »Bobby Ray, lass mich nicht warten.«

Das hatte er auch nicht vor. Das würde später kommen. Wenn sie auf dieser kleinen Insel irgendwo im Pazifik waren. Nur sie beide, der Hund und massenhaft Beute. Dann würde er sie ans Bett fesseln und stundenlang warten lassen. O ja. Er hatte einige Pläne für ihre Flitterwochen.

Aber im Moment war das Einzige, was sie beide im Kopf hatten, die Befriedigung ihrer Bedürfnisse, bevor sie diese Hunde-und-Löwen-Show veranstalten mussten. Also riss Smitty ihr das Höschen herunter, packte ihre Beine und hob sie hoch, bis er sie im richtigen Winkel hatte. Er ließ seinen Schwanz in sie gleiten, und Jessie stieß dieses Stöhnen aus, das ihn absolut wahnsinnig machte, während sie ihm die Arme um den Hals schlang und ihn fest umklammerte. Sie stemmte die Schuhe gegen den Baum und spannte ihre Muskeln an, bis er schielte. Fest packte er ihren Hintern und zog sie dicht an sich. Sie küssten sich, ihre Zungen neckten sich, ihr Atem verschmolz, während er sie mit den Händen auf seinem Schwanz vor und zurück wippte. Er wollte nichts überstürzen. Damit mussten sie eine Weile auskommen.

Jessie schnappte nach Luft, und ihr Körper versteifte sich. Ihre Beine zitterten, als sie kam. Sie schluchzte in seinen Mund und zog ihn mit, als ihre Muskeln sich wie ein Schraubstock um sein Ding krampften.

Er schoss hart in sie, ergoss seinen ganzen Körper in sie hinein. Dann, schwach und satt, hielten sie sich lange aneinander fest, lange Minuten, bis sie Nervensäge bellen hörten, gefolgt von den Worten: »Ich wusste doch, dass ihr zwei das vorhattet.«

Smitty ließ Jessies Kleid fallen, um ihren Hintern zu bedeckten, aber er genoss es, dass sie nicht mehr zusammenzuckte, wenn seine Mutter aus dem Nichts auftauchte.

Außer Atem schauten sie sie an, und sie lächelte.

»Alle suchen nach euch. Ihr seid schon zehn Minuten zu spät.«

»Sind wir?«, fragte Jessie schockiert. Sie schaute auf ihr Handgelenk und sah nur das Armband, das Smitty ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. »Mist. Ich habe schon wieder meine Uhr vergessen.« Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich glaube, ich habe sie jemandem an den Kopf geworfen.«

»Tja«, unterbrach seine Mutter ihre Gedanken, »wir haben keine Zeit, jetzt danach zu suchen. Der Priester sieht aus, als würde er gleich überkochen.«

»Wir sind in einer Minute da, Momma.«

»Also gut. Ich versuche, ihn hinzuhalten. Dürfte nicht allzu schwer sein. Dieser Priester starrt mir schon seit zwei Stunden auf den Hintern.«

Jessie vergrub ihr Gesicht an seinem Hals und kicherte lautlos, aus Respekt – und höchstwahrscheinlich auch etwas Angst – vor seiner Mutter.

Als er sicher war, dass sie wieder allein waren, hob er ihr Kinn an und lächelte. »Ich liebe dich.«

»Ich liebe dich auch.«

»Na komm, Frau. Machen wir dich offiziell zu einer Smith.«

Lächelnd erwiderte Jessie: »Weißt du, Smitty, ich bin mir nie sicher, ob das ein Versprechen oder eine Drohung ist.«

Er zuckte die Achseln. »Ein bisschen von beidem, schätze ich.«

Und Smitty stieß ein Dankgebet aus, als sie lachte, ihn auf die Wange küsste und die Hochzeit trotzdem durchzog.